Neue Personalstrategie der Bundeswehr: Hoffen auf neue Zielgruppen (Nachtrag: Links)
Dass die Bundeswehr seit Aussetzung der Wehrpflicht darauf angewiesen ist, verstärkt um ihren Nachwuchs zu werben, ist ebenso offensichtlich wie das Problem, dass das bislang nur eingeschränkte Wirkung hat. Der Apparat aus Verteidigungsministerium und Bundeswehr nimmt nun einen neuen Anlauf, die Bemühungen um neue Soldaten, die auch länger und besser qualifiziert dabei bleiben, zu bündeln – dazu hat Ministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) 1. Dezember die Personalstrategie der Bundeswehr erlassen.
Eine der wesentlichen Aussagen:
Die bisherigen Ansätze der Personalgewinnung sind um neue Wege zu ergänzen, damit der Personalbedarf einer Freiwilligenarmee auch zukünftig erfolgreich gedeckt werden kann. Menschen entscheiden sich aus vielfältigen Gründen für einen Arbeitgeber. Das individuelle Potenzial der Menschen mit Freude am Dienst für die Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt, nicht ihre Herkunft, ihr Lebensalter oder ihr Bildungsstand.
Die Bundeswehr strebt daher an, sich für weitere Zielgruppen zu öffnen: für Menschen über dem 30. Lebensjahr als Anwärterinnen oder Anwärter der militärischen Laufbahnen und darüber hinaus für Bewerberinnen und Bewerber, die bisher z. B. wegen fehlender formaler Voraussetzungen nicht unmittelbar in ein Arbeits‐ oder Ausbildungsverhältnis integriert werden konnten, aber über geeignetes Potenzial verfügen. Außerdem wird die Bundeswehr die Möglichkeiten der Öffnung für EU‐Staatsbürgerinnen und EU‐Staatsbürger als Soldatinnen und Soldaten prüfen. Dafür müssen die gesetzlichen und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bewerberinnen und Bewerber aus diesen Zielgruppen in die Bundeswehr einstellen zu können.
Da sind die wesentlichen Reizworte schon drin, die bereits vor der Veröffentlichung dieser Strategie die Debatte bestimmten – wenn auch mit leicht übertriebenem Ton. Schon was die Öffnung der Bundeswehr für Bürger anderer EU-Staaten angeht: das steht fast wortgleich schon so im Weißbuch der Bundeswehr vom Sommer, und auch in der neuen Personalstrategie ist nur vom prüfen die Rede. Also noch lange kein Grund, (wieder einmal) das Gespenst einer deutschen Fremdenlegion auszurufen.
Interessanter sind aber zwei andere, und in dem Fall tatsächlich neue, Ansätze, nämlich die Öffnung für die Lebensälteren als Feldwebel-Anwärter und die Qualifizierung von Männern und Frauen ohne Schulabschluss.
Nun ist es schlicht falsch, wie einige Medien behaupten, dass die Bundeswehr nun erstmals Schulabbrecher einstellen wolle – das tut sie im Prinzip auch jetzt schon, als Mannschaftssoldat ist auch die Einstellung ohne (Haupt)Schulabschluss möglich. Künftig soll allerdings die Möglichkeit für diese Soldaten bestehen, einen Schulabschluss nachzuholen und sich damit für eine weitere Laufbahn in der Bundeswehr zu qualifizieren.
Derzeit besteht kein flächendeckendes Angebot, den Hauptschulabschluss neben der Tätigkeit als Mannschaftssoldat zu erlangen, beschreibt die Bundeswehr die Ausgangslage – und die soll sich ändern: Wer das nötige Potenzial mitbringt, soll diesen Hauptschulabschluss erwerben und sich damit erst für eine Berufsausbildung in den Streitkräften qualifizieren können.
Die Öffnung der Feldwebel-Laufbahn für Bewerber (und Bewerberinnen natürlich) über 30 Jahre soll nicht nur dem Personalmangel entgegenwirken, sondern, so die Hoffnung, mehr Lebenserfahrung in die Truppe. Im Ministeriums- (oder eher Berater?)Sprech klingt das so: Lebenserfahrung oder die Einbringung anderweitiger beruflicher Erfahrungen sowie die fortgeschrittene Persönlichkeitsentwicklung werden dem Paradigma des Umgangs mit Vielfalt dienlich sein. Im Auge hat das Ministerium dabei nicht zuletzt Männer und Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben, aber neben dem Interesse an einem Dienst in den Streitkräften auch ganz handfest Interesse an einer weitere Berufsausbildung haben.
Nachtrag: Jetzt auf der Bundeswehr-Webseite:
Der Tagesbefehl der Ministerin dazu
(Foto: Rekruten lernen den Übergang vom Gehen ins Gleiten im Rahmen der Allgemeinen Grundausbildung bei der Übung Bewegungsarten im Gelände auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
@Zimdarsen 13:26
Nein, es unterstreicht ja gerade die Theorie, denn am Bsp Baltikum wird ja gerade deutlich, für wen wir unser Leben einsetzen und das da die deutsche Staatsbürgerschaft genau keine Rolle spielt.
Widerspruch:
Die derzeitige Beteiligung der deutschen Streitkräfte an den Verstärkungsmaßnahmen im Baltikum geschieht durch eingegangene Bündnisverpflichtungen, sprich eines „Vertrages“
Die deutschen Soldaten stehen weiter unter deutschem Kommando und führen unter Bezug auf den auf das deutschen Grundgesetz abgelegten Diensteid den durch das deutsche Primat der Politik artikullierten Willen exekutiv aus.
Ohne diesen „Bündnisvertrag“ gebe es – abgesehen von ggf. persönlichen Motiven – keinen Grund für einen deutschen Staatsbürger sein Leben im Baltikum aufzuopfern.
Denn genau dieser Vertrag unterschiedet das Balktium in ihrem Beispiel von jedem sonstigen Krisengebiet in welchem Deutschland das Leben SEINER Staatsbürger (für deren Wohlergehen und Schutz der Nationalstaat vornehmlich als erstes Sorge zu tragen hat) in den Streitkräften als Mittel der politischen Exekutive wissentlich riskiert, eben nicht engagiert.
@Georg 14:54
You made my day! :-D
Ganz ehrlich: Mit Leuten, für die unsere (und möglicherweise auch ihre eigene?) deutsche Staatsbürgerschaft „nur ein Fetzen Papier ist“, kann man Themen, die damit in Zusammenhang stehen, nicht seriös und auf Augenhöhe diskutieren.
Hans Schommer
Hans Schommer: 1+
@Hans Schommer: Sie wollen doch nicht behaupten, daß Sie nie hier provokant formulieren oder?
Die deutsche Staatsbürgerschaft als Fetzen Papier stammt von mir! Und der Ausdruck ist nicht falsch. Ausgangspunkt war, daß hier die deutsche Staatsbürgerschaft so hoch gehoben wird.
Ich bin Deutscher iS Staatsbürgerschaft, weil meine Eltern Deutsche sind. Viel wichtiger ist aber, daß ich in Deutschland aufgewachsen bin. Das Leben in Deutschland und vor allem der Schulbesuch, prägt einen Menschen. Wenn meine Eltern zufällig keine Deutsch wären, dann wäre für mich nichts anderes, als daß ich dann vielleicht die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes hätte, mit dem mich möglicherweise wenig verbinden würde.
Die Prägung ist entscheidend und nicht, was was auf der Geburtsurkunde als Staatsbürgerschaft steht.
@ closius | 04. Dezember 2016 – 15:39
„Die Prägung ist entscheidend und nicht, was was auf der Geburtsurkunde als Staatsbürgerschaft steht.“
Das kommt darauf an, aus welchem Betrachtungswinkel Sie sich den Menschen ansehen.
Subjektiv mag er sich als XY-Buerger fuehlen, aber ohne Staatsbuerger-Urkunde geht er durch die Sperre fuer ‚aliens‘, oder bekommt keine Sozialleistungen oder keinen Pass (Sonderfaelle ausgenommen) oder bekommt nur 3 Monate Aufenthaltserlaubnis usw usw..
@closius
„Die deutsche Staatsbürgerschaft als Fetzen Papier stammt von mir!“
Wenn sie das so erklären, dann haben sie durchaus Recht, leider nicht so positiv wie sie meinen.
Meine Frau ist Türkin und hat auch den deutschen Pass, so wie alle „Kinder“ in der Familie, aber wissen sie was. Wenn wir reden und diskutieren, dann geht es so: „wie Türken…“ und „ihr Deutsche…“ und das sind Strengreligiöse und keine Erdoganbefürworter.
Sie wären verwundert wieviel Verbundenheit man zu Heimatländern haben können, die sie nur aus dem Urlaub kennen. Nicht zuletzt die Pro-Erdogan-Großdemonstration zeigen das.
Suchen sie mal bei YouTube das Video „Einbürgerung von Migranten ein Fiasko -Ich will nicht Deutsch sein -Ich brauch nur das Papier“, welches ein VOX-Bericht zu einer Einbürger in Berlin ist.
Wenn ich die Dame bei 2:12 sehe, dann ja, dann haben sie Recht… Es ist nur ein Stück Papier, aber ich gebe mich dann auch nicht der Illusion hin, dass die irgendetwas mit „treuem Dienen“ am Hut haben werden oder überhaupt einen Nutzen für dieses Land bringen werden.
closius | 04. Dezember 2016 – 15:39
“ … Die deutsche Staatsbürgerschaft als Fetzen Papier stammt von mir! Und der Ausdruck ist nicht falsch.“
Wie oben geschrieben, diskutiere ich mit Leuten, die die Wertschätzung meiner Staatsbürgerschaft in dieser Form zum Ausdruck bringen, nicht. Nur so viel: Im Gegensatz zu Ihnen bin ich stolz, ein Deutscher sein zu dürfen. Weil
– die Menschen hier in einem Rechtstaat leben,
– wir ein Gesundheitssystem haben, das jedem Hilfe gewährt,
– alle Menschen ihre Meinung frei äußern dürfen,
– es eine Schulpflicht gibt,
– mein Staat sich kümmert, wenn irgendwelche Strolche im In- oder Ausland mir ans Leder wollen und, und, und …
Und nun kommt einer daher und erklärt, meine Staatsbürgerschaft sei nicht mehr als ein „Fetzen Papier“. Und ein anderer spendet dazu Beifall.
Hans Schommer
Ok, die Grundsatzdiskussion über die Staatsbürgerschaft als solche dann bitte woanders weiterführen. Hier hat es den thematischen Rahmen schon ziemlich verlassen.
Es ist ein Klassiker, man diskutiert bis zum Anschlag ein Stöckchen vom Stöckchen Punkt, bei dem es nur um eine Prüfung mit unbekanntem Umfang und unbekannten Ergebnis geht um die ganze Personalstrategie in Frage zu stellen. Was in der Zukunft wie geregelt wird weiß keiner, aber alle wissen was gar nicht geht ;-)
Jetzt richten wir erst einmal das „Submarine Operating Authority“ ein. Teil des „Maritime Operations Centre“ (MOC) wird die „DEU-POL SubOpAuth“,
Auch mit unseren Niederländischen Kameraden machen wir Sachen welche früher für unmöglich galten.
http://augengeradeaus.net/2015/09/deutsch-niederlaendische-zusammenarbeit-panzer-fuer-die-landmacht-standort-fuer-deutschland/
Schön wäre wenn wir uns auf die Sachen der Personalstrategie konzentrieren welche umgesetzt werden ;-)
@ Zimdarsen
Zitat: „Schön wäre wenn wir uns auf die Sachen der Personalstrategie konzentrieren welche umgesetzt werden ;-)“
Wie eine funktionierende Personalstrategie für die Bw aussehen müsste, wissen die meisten der Kommentatoren hier, nur wird die eben von der Politik nicht umgesetzt :-(
Noch mal im Schnelldurchlauf:
– Standortgarantie bzw. Großstandorte mit Queversetzungen am Standort statt Strukturförderung für unterentwickelte Gebiete
– Laufbahnmodell mit ausgeprägten Anteil Bewährungsaufstieg statt einmal Mannschafter immer Mannschafter
– attraktive Standorte mit guten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für die Ehefrau / Freundin des Soldaten
– Für Spezialisten eben Spezialistenlaufbahnen mit der Regelmöglichkeit Berufssoldat zu werden
(wenn ich für einen SaZ 12 an die 4 -5 Jahre Ausbildungszeit investieren muss, ist es unwirtschatlich ihn nach 7 – 8 Jahre Nutzungszeit mit einer Übergangsversorgung von 70 % des Gehaltes für 4 weitere Jahre nach der Verpflichtungszeit von 12 Jahren zu versorgen. Das weiß die „Schwäbische Hausfrau“ jedoch nicht UvdL)
Also im Großen und Ganzen die Aussicht lange an einem Standort bleiben zu können, dort eine Familie ernähren und mit ihr wohnen zu können und nicht nach 12 Jahren in die Wüste geschickt zu werden. Nur das will leider die Politik nicht hören. Wie ich gestern schon mal schrieb, bis jetzt soll der Köder leider immer noch dem Angler und nicht dem Fisch schmecken.
@Hans Schommer
Gut so.
Da mir beim Lesen „Fetzen Papier“ samt Claqueren das Essen hoch kam, hatte ich es vorgezogen, mit Anlass SAZV einen Beitrag im Bällebad zu platzieren.
@ Fux | 04. Dezember 2016 – 15:05
Sehr guter Beitrag 1+
@ MikeMolto | 04. Dezember 2016 – 16:23
Es werden sich bestimmt genügend finden lassen, die Dank vielfältiger Leistungen sehr schnell „geprägt“ werden und noch viel mehr die den teils nach aussen vorgetragenen und überraschenden Wandel vehement verteidigen.
Ich glaube zwar auch, dass viele Europäische oder Nicht Europäische Ausländer bei entsprechenden Anreizen Treu und Tapfer in der Bundeswehr dienen würden. Dieser Umstand sollte m.E.n. nicht auf die Stufe des Europäischen Staatsbürgers, welcher aus moralischen und ethischen Gründen Soldat in der Bundeswehr werden möchte, gehoben werden.
Auch zum Thema Bündnisverpflichtungen bzw. diese als moralische Begründung für einen Nicht Europäischen Staatsbürger in der Bundeswehr heranzuziehen stehe ich der Argumentation von Fux näher.
Wenn es wie die Einstellung von Menschen ohne Schulabschluss etc. erforderlich ist, um den Personalmangel aufzufangen. Von mir aus aber mit einer ehrlichen Begründung.
@ MA | 04. Dezember 2016 – 18:52
“ Wenn es wie die Einstellung von Menschen ohne Schulabschluss etc. erforderlich ist, um den Personalmangel aufzufangen. Von mir aus aber mit einer ehrlichen Begründung.“
Sehe ich genau so, und es gibt, besonders in unserer derzeit verspielten Kuschelwelt wahrscheinlich viele Spaetentwickler, die nach der Pubertaet ‚aufwachen‘ und an Charakter und Bildung zu arbeiten beginnen.
Aber man muss diese eben deutlich fordern und auch, nach entsprechender Beobachtungszeit und Erkenntnis ‚Es bringt uns nichts‘ seitens der Bw auch die Entlassung einleiten wollen.
Das wird dann der ‚Dritte Bildungsweg’…
@ MikeMolto | 04. Dezember 2016 – 19:26
Dem stimme ich zu.
Die Personalstrategie müsste ja eigentlich auch die Massnahmen nach der Evaluierung der SAZV beinhalten.
Jedoch gibt es in dem Bereich seit Oktober Funkstille seitens des BMVg:
http://augengeradeaus.net/2016/11/baellebad-dezember-2016i/comment-page-2/#comment-254683
Noch mal: Die Prüfung, ob Bürger anderer EU-Staaten mehr als bisher in die Bundeswehr eingestellt werden soll/können, läuft erst an. Sich an diesem Punkt hochzuziehen, ist so ziemlich das Sinnloseste, was man mit der Debatte über die neue Personalstrategie anstellen kann.
@T.W.
Nun, ich persönlich bin schon der Meinung, dass man solche „Prüfungen“ VOR der medienwirksamen Präsentation einer so tiefgreifenden Änderung einer Personalstrategie für die Streitkräfte erwarten könnte.
Insbesondere dann, wenn man die aktuelle Betrachtung der Bundeswehr seitens BMVg eher als „global agierendes Unternehmen“ mal gegen den Wortlaut der Gelöbnis-/Eidesformel für Soldaten hält.
Natürlich kann man am Ende aller Tage jede Rechtsgrundlage anpassen, weiterentwickeln oder auch hinbiegen, aber manchmal sollte man sich dabei auch fragen, ob solche grundlegenden Eingriffe für tagesaktuelle Probleme dies auch wert sind.
@ T.Wiegold | 04. Dezember 2016 – 21:18
Aha – dann warten wir jetzt alle mal ab, bis Fakten geschaffen sind. Und dann lassen wir uns in Ihrem Blog drüber aus. Nach dem Motto „man hätte doch wissen müssen, können … “ oder „es war doch vorhersehbar, dass … „. Das nenn ich dann die wahre Klugscheißerei.
Was oder wer ist denn in Sie gefahren, der m.E. sehr wohl in diesen Faden passenden Diskussion über die Staatsbürgerschaftsfrage einen solch derben Rüffel zu verpassen!?
Hans Schommer
„– attraktive Standorte mit guten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für die Ehefrau / Freundin des Soldaten“
Warum setzt die BW – Bundeswehrbeauftragter eigentlich das automatische Hinterherziehen der PartnerIN voraus?
ThoDan | 04. Dezember 2016 – 23:27
“ … Warum setzt die BW – Bundeswehrbeauftragter eigentlich das automatische Hinterherziehen der PartnerIN voraus?“
Das setzt der Dienstgeber heutzutage nicht voraus. Er ist jedoch bemüht (oder gibt sich zumindest den Anschein) diese Option, die sich sicher positiv auf Attraktivität (des Dienstes) und Lebensqualität (der Familie) auswirkt, zu fördern.
Hans Schommer
@T.W.: In der Frage, ob Bürger anderer EU-Staaten mehr als bisher in die Bundeswehr eingestellt werden sollen/können, sehe auch ich ein eher hysterisches Hochziehen der Debatte. Das Ganze beruht offenbar auf Einzelnen, die den § 109h StGB „nicht Lesen und verstehen können und/oder wollen“:
° „Anwerben für fremden Wehrdienst“ ≠ „Anwerben für Wehrdienst in der Bw“,
° „Angeworben werden“ ≠ „sich bewerben“,
° „ausländische Macht“ ≠ „Bundeswehr – BMVg – Bundesrepublik“,
° „Werbern oder Einrichtungen zuführen“ ≠ „freiwillig zu Rekrutierungseinrichtungen der Bw zu gehen, um gefordert und gefördert zu werden.“
Der Gesetzgeber zielte seinerzeit mit dem § 109h StGB auch auf einen völlig anderen Ansatz ab:
Die Fremdenlegion rekrutierte seit Ende der 40er bis in die 60er vorrangig in Deutschland und insbesondere in der (ehem.) französischen Besatzungszone. Deutsche konnten sich bei der nächsten französischen Kaserne melden (berühmt-berüchtigt waren z. B. Die Standorte Koblenz, Landau/Pfalz und Baden-Baden; von dort fuhren ganze Busse voll mit Legionärs-Rekruten regelmäßig nach Frankreich). Dies belastete die nach dem 2. WK sich entwickelnde deutsch-französische Aussöhnung und war ab 1950 dem Amt Blank und alsdann ab 1955 dem BMVg ein verständliches Ärgernis. Die deutsche Regierung protestierte u.a. bei der französischen Regierung mehrfach gegen diese Art der Anwerbungen.
Mit der Souveränität Deutschlands wurde der § 109h aber zunehmend obsolet und auch mehrfach neu gefasst (vgl. http://lexetius.com/StGB/109h,2). Allerdings hat § 109h im Zuge von ISIS, Salafisten und JIHAD sowie Rechtsradikaler Vereinigungen neue und aktuelle Bedeutung gewonnen (vgl. https://dejure.org/dienste/lex/StGB/109h/1.html). Man sollte also klar differenzieren, statt zu pauschalieren.
Als viel relevanter und beachtlich diskussionswürdiger halte ich die Rekrutierungsmaßstäbe und da erscheint mir doch Einiges aus http://www.lalegion.de/joomla/index.php/rekrutierung als durchaus brauchbar, auch wenn das BMVg / die Bw niemals die Quote „Einsteller : Bewerber“ von 1:13 erreichen wird und damit ihre Ansprüche mäßigen muß.
Ich Teile die Ansicht von T.W. denn in der Meldung steht:
“ Außerdem wird die Bundeswehr die Möglichkeiten der Öffnung für EU‐Staatsbürgerinnen und EU‐Staatsbürger als Soldatinnen und Soldaten prüfen. Dafür müssen die gesetzlichen und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bewerberinnen und Bewerber aus diesen Zielgruppen in die Bundeswehr einstellen zu können.“
Das bedeutet, dass es im Moment gesetzliche Hindernisse gibt, wenn die geändert sind gibt es so viele oder wenige Probleme mit BRD Neubürgern als Soldaten.
Hatte in meiner Dienstzeit Süd-Tiroler, Österreicher, Namibier, ehem US-Amerikaner, Russlanddeutsche, ehem NVA -Soldaten, ehem Kroaten, uvm. All diese waren gute Kameraden und bei fast allen bin ich im Glauben, dass sie unsere Aufträge so gut oder schlecht wie jene Soldaten welche von Geburt an hier mit Papier leben. Es wird eine Möglichkeit geben ihnen vereinfacht unsere Staatsbürgerschaft zukommen zu lassen.
Wenn es dann Gesetz ist, werden wir auch dieses verteidigen ;-)
@ ThoDan 23:37 Uhr
Zitat:
„„– attraktive Standorte mit guten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für die Ehefrau / Freundin des Soldaten“
Warum setzt die BW – Bundeswehrbeauftragter eigentlich das automatische Hinterherziehen der PartnerIN voraus?“
Es geht hier ja um die Attraktivität der Bw für neue Bewerber in allen Dienstgrad-gruppen.
Bis jetzt ist der ideale Soldat für die Personalwirtschaft des Personalamtes der Bw, wie es ein Kommandeur mal formulierte, der „Junggeselle mit eigenem Wohnmobil“. Wobei heute in Zeiten der BwDLZ-Objektmanagement wahrscheinlich darüber diskutiert werden würde, ob er mit seinem Wohnmobil auf dem Kasernengelände länger stehen bleiben darf ;-)
Ernsthaft betrachtet ist natürlich die Vereinbarkeit von Familie und Dienst für einen Soldaten ein Attraktivitätsmerkmal der Bw. Bei Dienststellen mit einem hohen Anteil von weiblichen Soldaten hat man darauf reagiert und eigene Kindergärten geschaffen (Bw-Krankenhäuser und Kdo-Dienststellen wie Köln-Wahn).
Für andere Zielgruppen, z.B. Lfz-technisches Personal hat man noch nicht darauf reagiert. Ein süddeutscher Soldat, Lfz-Techniker der gegen seinen Willen in Holzdorf eingesetzt wird, ohne realistische Arbeitsmöglichkeit für seine Frau (wenn sie einen qualifizierten Beruf hat und nicht gerade Bäckereifachverkäuferin ist), der wird sich natürlich überlegen ob er nicht nach 12 Jahren ausscheiden sollte und sich in Süddeutschland bei der lfz-technischen Industrie einen gut bezahlten Job suchen sollte.
@Georg
Das Problem ist ja noch nicht einmal der Umzug an sich, sondern auch die Häufigkeit und das Umfeld.
Wenn ich mal bei mir betrachte: alternativlos 900km, 900km, 400km, 500km, 600km, 500km (in einem 10 Jahren Zeitraum).
Selbst wenn die Frau da jeweils einen Job bekäme – das Umfeld an Freunden ist kaputt, gleiches für die Kinder. Kitaplätze? Schule? (der Spaß mit Schulsystemen a la Hamburg dürfte dem einen oder anderen ja geläufig sein).
Faktisch dreht sich die Welt dann um einen Lebenmittelpunkt, der mit den Dienstorten wenig/nichts zu tun hat.
Abgesehen ist der Ansatz des Nachziehens ja noch durch ein veraltetes Frauenbild geprägt…da würde ich dann auf den ersten #aufschrei warten ;)
@Georg
“ Wobei heute in Zeiten der BwDLZ-Objektmanagement wahrscheinlich darüber diskutiert werden würde, ob er mit seinem Wohnmobil auf dem Kasernengelände länger stehen bleiben darf ;-)“
Da ist die Wirklichkeit schon weiter, er darf nicht und auch für die gegen Gebühr abgestellten Wohnwagen gilt Übernachtungsverbot.
@ Georg:
„Ein süddeutscher Soldat, Lfz-Techniker der gegen seinen Willen in Holzdorf eingesetzt wird, ohne realistische Arbeitsmöglichkeit für seine Frau (wenn sie einen qualifizierten Beruf hat und nicht gerade Bäckereifachverkäuferin ist), der wird sich natürlich überlegen ob er nicht nach 12 Jahren ausscheiden sollte und sich in Süddeutschland bei der lfz-technischen Industrie einen gut bezahlten Job suchen sollte.“
Das stimmt, das sollte er. Denn es wird auch weiterhin so sein, dass Dienstposten – auch gegen den Willen des Einzelnen – besetzt werden müssen, um die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte zu gewährleisten – Pflicht zum treuen Dienen und so.
@ Hans Dampf
Zitat: „…..Pflicht zum treuen Dienen und so.“
Kann man alles machen, stellt auch keiner in Abrede, aber warum in Holzdorf wenn der überwiegende Teil der Bewerber es lieber in Lechfeld oder Rheine oder Laupheim machen würde ?
Nochmals und letztmalig, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler! Dies begreift anscheinend nicht nur die Verteidigungsministerin und ihre Werbeagentur nicht, sondern auch mancher der Kommentatoren hier nicht.
Sie können natürlich das Loblied auf das treue Dienen anstimmen, aber deswegen bekommt man sicherlich nicht mehr „qualifizierte Bewerber“ für anspruchsvolle Tätigkeiten.
@ Elahan und andere Lw-nahe Kommentatoren sind da anscheinend weiter, siehe dessen Beitrag im Drehflügler Thread von heute morgen: „Der Engpass sind nicht die verfügbaren Flugplätze für die Lw, sondern das verfügbare, qualifizierte Personal“.
Wenn ich dies richtig beurteile, ist bei der Marine das fehlende Schlüssel-Personal ebenfalls der „Flaschenhals“ ims System.
@Georg | 05. Dezember 2016 – 21:50
„Nochmals und letztmalig, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler!“
Aber der Angler kann (und muss) immer noch entscheiden, welche Fische er haben möchte.
Wer die notwendige Flexibilität zum Dienst als Soldat (inkl. Versetzbarkeit) nicht zumindest grundsätzlich mitbringt (bzw. diese verliert), den können die Streitkräfte nicht brauchen.
„Dies begreift anscheinend nicht nur die Verteidigungsministerin und ihre Werbeagentur nicht“
Bedauerlicherweise erzählen Verteidigungsministerin und PR-Leute derzeit ja jedem Bewerber was er hören möchte (lange Stehzeiten, weniger Versetzungen, Vereinbarkeit von Familie und Dienst etc. etc.) und nicht das was er hören müßte (Versetzbarkeit, gefährlicher Beruf etc. etc.).
@Koffer: Ihr letzer Satz klappt aber nur bis zu einem bestimmten Level, den man sicherlich in der BW auch gebrauchen kann. Darüber hinaus schreckt diese Unehrlichkeit bzw. dieses Gesülze jedoch eher Bewerber ab und wird damit zur zunehmenden Krux.
Nehmen wir z.B. de Standort Fliegerhorst Holzdorf; mit wenigen Klicks im WEB kommt jeder halbwegs gebildete Interessent zu folgendem Ergebnis:
„Bezogen auf Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen absolut zentral gelegen, ebenso zentral zu dem Metropolen Potsdam, Cottbus, Dresden und Leipzig mit S-Bahnanbindung erschlossen, auch versorgungstechnisch und logistisch ideale Verkehrsanbindungen, in sämtlichen Himmelsrichtungen fast gleichnah zur nächsten Autobahn, ziemlich familien-, schul- und arbeitsplatzfreundlich, idyllische Landschaften und gute Infrastrukturen sowie hohe Freizeitwerte in den Elbe-Elster-Auen, Gastronomisch und kulinarisch eine der Hochburgen Deutschlands.(Ein Blick auf die Karte sagt fast Alles, vgl. https://www.yumpu.com/xx/document/view/56477582/holzdorf-pampas .
Wenn man dann noch in http://www.jessen.de/infrastruktur/bundeswehr.html die Grußworte des Oberst Sauerborn samt der weiteren Statements zur Bw liest, ferner unter Stadtportal die Grußworte des Bürgermeisters sowie den ansich guten Spruch vom „Miteinander – Füreinander“ (Ursprung: Volkssolidarität, gegr. 1945 in der SBZ), weiß man entgültig, daß man nicht in irgend eine Diaspora nach Hohn, Nordholz, Diepholz, Rheine, Bückeburg, Wunsdorf, Fassberg, Niederstetten oder Penzing einer nahegelegenen größeren Stadt bzw. Großstadt versetzt wird , sondern in die tiefste Pampas im verbliebenen grünen „Herzstück“ des legendären Dreiecks „Bitterfeld – Schwarze Pumpe – Jüterbog“ und in Bezug auf Vereinbarkeit von Familie und Dienst, etc. etc., absolut „Tote Hose“ ist (Ironiemod aus).
@Koffer
Natürlich kann das der Angler entscheiden. Dann muss er aber vielleicht damit Leben, dass er des Abends mit leerem Eimer nach Hause geht, wenn er sich nicht anpasst.
In der Werbung werden immer die guten Aspekte aufgezeigt, damit der Kunde überhaupt Interesse bekommt und sich weiter informiert. Mit negativer Werbung kam noch keiner weiter.
Wenn Sie ihre Standards so halten wollen, müssen Sie entweder verdammt gute Kompensationsanreize schaffen oder Art und Umfang der Streitkräfte in Zukunft regelmäßig nach unten entsprechend dem Personalfehl oder Fehlqualifikationen anpassen.
Und jetzt zu meiner rein persönlichen Meinung… so lange die Bundeswehr sich nicht von manchem Selbstzweck und ihrer Komfortzone löst und dazu gehören unsägliche Versetzungsarien und die Breite vor Tiefe Doktrin, muss sie sich um hoch fachliche und personell umkämpfte Bereiche wie Cyber gar keine Gedanken machen. Klar gibt es dort helle Köpfe die gerne ständig umziehen und springen, aber keiner den ich dort kenne macht das für eine A15 Besoldung oder darunter… und das sind keine Akademiker. Nur als Beispiel…
Die Eigenschaften und Motivation die Sie fordern läuft leider entgegen der gesellschaftlichen Entwicklung. Also passt sich die Bundeswehr flexibel an wie sie das auch von den Soldaten fordert oder sie geht ins Abseits wie viele zivile Konzerne, die Trends verschlafen haben. Und um ihnen vorzugreifen, werter @Koffer, Anreize sind für mich nicht zwingend monetärer Natur, aber sie sind leider meist die schnellste und einfachste Lösung für ein Problem.
– attraktive Standorte mit guten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für die Ehefrau / Freundin des Soldaten
Das hat ja mit Blick auf Bergen und 414 nicht ganz so gut geklappt ;)
Aber attraktive Standorte und Militär Getöse beißt sich eh etwas.
@Koffer
„Aber der Angler kann (und muss) immer noch entscheiden, welche Fische er haben möchte.“
Setzt voraus, dass er die Wahl hat.
Mobilität für den Einsatz sollte nicht verwechselt werden mit der Mobilität mit der Familie.
Die Regierungen/Gesellschaft hat sich entschieden das klassische Familienmodell zu erweitern und die Einverdienerfamilie unmöglich zu machen. 16 Bildungssysteme mit hunderten Variationen machen es auch nicht einfacher. Dabei geht der Trend bei den Jungen wieder mehr zur Familie, gerne auch mit Verzicht auf Geld.
Es ist ein Systemfehler, dass Soldaten im Grundbetrieb oft unnötig versetzt werden.
Selbst bei großen, internationalen Firmen ist dies nur bei einigen leitenden Angestellten üblich und dies mit hohen Anreizen.
@Koffer, aber grad der Angler entscheidet über StO z.B. genau NICHT nach den Kriterien, die er von den Würmern, sorry Ködern, verlangt. Nämlich nach regionalen Strukturmassnahmen, nicht nach Einsatzbereitschaftskriterien. Sonst müsste er zu Entscheidungen kommen, dass z.B. nicht der Flugplatz aufgelöst wird, an dem es Perspektive für Personal und Nachwuchs gibt. Die Medaille hat immer 2 Seiten …
Nun geht die Bw in die nächste Stufe der Schildbürgerstreiche:
Verlegung von Erding nach Manching => Kaserne Oberstimm wird abgegeben und das Personal pendelt für Unterkunft von Ingolstadt nach Manching.
Das Gleiche in Kaufbeuren mit Lechfeld und über Roth möchte ich erst nichts schreiben, denn da bleibt nichts von der alten Liegenschaft übrig => Neu könnte man auch woanders.
Für Standorte der gepanzerten Kampftruppen muss gelten, die Verbände räumlich so zu stationieren, dass Übungs- und Schießmöglichkeiten für VOLLKALIBER in unmittelbarer Standortnähe gegeben ist.
Wenn dabei zufällig „wünsch-Dir-Was-Verhältnisse“ im Sinne von Arbeits-/Studium-/Kinderbetreuung vorhanden sind, nice to have.
Für die Panzer- und Panzergrenadierbataillone, die wenigen noch vorhandenen, kommen damit nur die Großräume Bergen/Senne/Grafenwöhr/Baumholder in Frage.
Maxime dieser Truppenteile hat zu sein, Gefechtsbereitschaft in den Kriterien FAHREN, FUNKEN, SCHIEßEN.
Alles was dem nicht dient, ist Geschwätz!
Sollte der eine oder andere dabei nicht mitmachen wollen, mit / ohne Partnerin:
Feel free looking for a job in e.g. the tax office nearby.
Die ungeschriebene Residenzpflicht der Kdr und Chefs hatte nur eines, sie war von Vorteil für den Gefechtswert der Bataillone.
So gesehen sind Idealstandorte in Deutschland die des
– DEU/NLD PzBtl 414, zur nächsten Panzerschießbahn 5 km und von
– 203, Augustdorf, mit 3 km zur Panzerschießbahn.
a) Die Stationierung hat nichts mit der Personalführung zu tun. Letztere muss erstere „ausbaden“. Bestimmte Dinge haben sich bewährt: Dass z.B. die Marine an der Küste stationiert ist…
b) Am Anfang steht die Berufswahl. Ein jeder, der als Zeitsoldat eintritt, muss sich gewahr sein, dass damit eine bundesweite Versetzbarkeit verbunden ist. Während man ein Lamentieren bei Zeitsoldaten noch ob der Begrenzheit ihres „Vertrages“ irgendwo, mit viel gutem Willen, nachvollziehen kann, ist dies bei Berufsoldaten vollkommen unverständlich – die sollten es in jedem Falle besser wissen.
c) Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Versetzungen doof: Also lassen wir es sein. Ob der Dienstposten besetzt wird, oder nicht, sch*** der Hund drauf. Militärischer Gruß? Lästig, abschaffen. Übungen über das Wochenende? Näh. Kann man beliebig weiterführen. Ich verstehe nicht, weshalb man sich nach denen richten sollte, die offenbar mit Dingen, die zum „Soldatsein“ dazugehören, ein Problem haben. Derartiges Personal will ich gar nicht in den Streitkräften. Lieber Lücke, als Krücke.
Ich stelle mir gerade vor, jemand erzählt mir, er wolle gerne Lokführer werden. Total super. Nur das mit dem frühen Aufstehen, das ist doof. Fahren deswegen die Bahnen künftig erst ab 8 Uhr? Ich denke nicht.
d) An oberster Stelle steht die Besetzung der Dienstposten, entsprechend priorisiert. Wenn also jemand am StO X gebraucht wird, weil er die nötige Qualifikation hat, dann entspricht das im besten Fall auch seinem Wunsch. Im schlechtesten Fall ist dem nicht so, und da niemand anderes verfügbar ist, muss der Mann/die Frau dann dort hin. Wie soll es konkret anders laufen?
e) Ehrlichkeit hilft. Wer in seine „Vorstellungen zum weiteren Werdegang“ hineinschreibt, er sei „uneingeschränkt mobil“, der darf sich dann nicht wundern, dass die Personalführung dies auch entsprechend umsetzt. Von zwischenzeitlichen Sinneswandeln – Freundin gefunden etc. pp – kann sie nichts wissen.
f) Bereits jetzt gibt es bei den Unteroffizieren eine Stellenbündelung, die bis zum Ruhestand, nach der laufbahngebundenen Ausbildung, 0,0 an Mobilität erfordert, es sei denn, es kommt eine Reform; dann siehe c) und d). Bei den Stabsoffizieren ist es mit der Stellenbündelung A13H/A14 ähnlich. Wer seine „Laufbahn“ durchlaufen möchte, „kann die Bremse reinhauen“. Wer weiter will, muss mobil sein. Das ist überall so, ob zivil oder uniformiert. Dvon, dass man mit „angezogener Handbremse“ Karriere macht, habe ich persönlich noch nie gehört.
g) Sagte der schwedische Verteidigungsminister vor einer Zeit sinngemäß, die Wiedereinführung der Wehrpflicht sei eine „intelligente Lösung“. Der Beweis, dass eine Freiwilligenarmee quantitativ und qualitativ besser sei, stehe nachwievor aus. Hierzulande gibt es keine Lösungen, sondern allenfalls Stückwert oder gar Denkverbote, da nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Freiwilligenarmee ist gescheitert – sie war es von vornherein. Das darf aber nicht sein. Also richtet man sich lieber nach allem möglichen Unsinn, als sich einen Fehler einzugestehen und gegenzusteuern.
h) Ich sage es gerne noch einmal: Wenn wir nicht genug (freiwilliges) Personal finden, ohne dafür (noch mehr) militärische Traditionen/Besonderheiten über Bord werfen zu müssen, dann sollten wir den Part „aktive/präsente Streitkräfte“ einfach „aussetzen“. Allen Ar*** lang wird irgendwo gefaselt, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich seien, dass man sie verteidigen und immer wieder aufs Neue erkämpfen muss. Wenn dazu nur noch wenige bereit sind, dann muss man das akzeptieren und die entsprechenden Schlüsse ziehen. Auch wenn es weh tut.
@Vtg-Amtmann | 06. Dezember 2016 – 2:02
„Darüber hinaus schreckt diese Unehrlichkeit bzw. dieses Gesülze jedoch eher Bewerber ab und wird damit zur zunehmenden Krux.“
Nichts anderes habe auch ich behauptet!
Werblich arbeiten? Ja!
Politische oder Gewerkerschafter-Wunschträume als Tatsache verkaufe? Nein!
Das ist erstens unehrlich und zweitens auch unklug (führt zu einem späteren Entäuschungseffekt).
@DeltaR95 | 06. Dezember 2016 – 6:37
„Natürlich kann das der Angler entscheiden. Dann muss er aber vielleicht damit Leben, dass er des Abends mit leerem Eimer nach Hause geht, wenn er sich nicht anpasst.“
Dann ist das so.
„In der Werbung werden immer die guten Aspekte aufgezeigt, damit der Kunde überhaupt Interesse bekommt und sich weiter informiert. Mit negativer Werbung kam noch keiner weiter.“
Ist auch nicht mein Vorschlag (s.o.)!
Natürlich müssen wir werblich „Emotionen“ verkaufen.
Aber das darf uns nicht dazu verleiten sachlich falsche Argumente ins Feld zu führen…
„Anreize sind für mich nicht zwingend monetärer Natur, aber sie sind leider meist die schnellste und einfachste Lösung für ein Problem.“
Bis zu einem gewissen gerade (zB bei dringend benötigten Quereinsteiger) geht das auch, aber dann wird es ganz schnell zu einem Bumerang! Denn wer primär finanziell motiviert ist, dem kann man in Not und Gefahr nicht vertrauen.
@Zimdarsen | 06. Dezember 2016 – 7:51
„Selbst bei großen, internationalen Firmen ist dies nur bei einigen leitenden Angestellten üblich und dies mit hohen Anreizen.“
Wie sind aber keine Firma.
Und in Armeen ist das weltweit für Offiziere so und für Uffz teilweise.
@diba | 06. Dezember 2016 – 7:55
Leider haben Sie damit Recht :(
@ Hans Dampf
Viele gesagte Dinge sind wahr … dennoch müssen sich weltweit auch Armeen weiterentwickeln und mit den sich verändernden Prozessen der Gesellschaft auseinandersetzen ! Deshalb gibt es ja zu wenig qualifizierten Nachwuchs …
Ein Beibehalten vieler alter und auch überflüssiger bis lästiger Zöpfe führt zu einer mangelnden Attraktivität ! Das geht monetär einher (Wegfall der Ruhegehaltsfähigkeit von Stellenzulagen z.B.) aber auch mit Versetzungen quasi über Nacht weil oh Wunder nach drei Jahren ein Dienstposten neu zu besetzen ist …
Hätte es nie Wandel gegeben hätten wir heute noch die Armee seit mindestens der Kaiserzeit, und einige goldbetressten hätten das bestimmt immer noch gerne inklusive Stiefelburschen …
Man muß sich einmal von dem selbst erlebten einen Schritt weit entfernen und reflektieren …
Truppe nahe bei Übungsplatz ? Yes Sir !!!
Eine DSK z.B. im Niemandsland von Stadt-allen-grad ? No Sir !!!
WLAN in den Gebäuden ? Yes Sir !!!
uvm. uvm. ….
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit … der mangelnde Nachwuchs zeigt das grade eklatant !
@ SER
Zitat:
„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit … der mangelnde Nachwuchs zeigt das grade eklatant !“
So ist es! Auch wenn einige Kommentatoren meinen, sie müssen die alten Prinzipien zum Maß aller Dinge erheben. Dabei rede ich keineswegs der Disziplinlosigkeit das Wort.
Aber man muss unterscheiden zwischen dem „Untertan“und dem mündigen Staatsbürger in Uniform. Der Staatsbürger in Uniform will eine Erklärung dafür haben warum er unbedingt von A nach B versetzt werden muss. Dies kann regelmäßig nicht die Unfähigkeit der Personalführung sein, Prozesse über 2 – 3 Versetzungszyklen im Voraus zu planen.
Man kann es drehen und wenden wie man will, wenn die Bewerber nicht kommen muss man seine Strategie der Nachwuchsgewinnung ändern und vor allem die Bedingungnen dauerhaft attraktiver für die gewünschte Zielgruppe machen.
Ein Beispiel sieht man an dem Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe in Kaufbeuren. Bitte mal bei der Adresse : „all-in.de“ den Artikel „Luftwaffe in Kaufbeuren setzt auf Modernisierung“ googleln.
Und weil wir das so gut gemacht haben, will uns jetzt der Inspekteur der Lw und die Ministerin an die Industrie verkaufen :-(
Eigeniniaitve in Form von modernen Ausbildungsmitteln (CUA), die in der europäischen Ausblidungslandschaft einen Medienpreis gewonnen haben, sollen an die Industrie für billiges Geld verhökert werden.
@ SER
Was Sie ansprechen, ist nicht von der Hand zu weisen. Nur wie gesagt, die Stationierung hat nicht das Personalwesen „verbrochen“, das waren andere: Minister, Inspekteure, MdB, Ministerpräsidenten, etc. pp. Natürlich wäre es gut, wenn das ganze Heer, samt TrS, um Hannover herum angesiedelt wäre, es kostenlose Housings gäbe und man ergo nie mehr umziehen müsste. Das wird es aber, so meine Prognose, niemals geben. Selbst Großstandorte können die Symptome lindern, an der Ursache ändern sie jedoch nichts.
Natürlich muss man schauen, was man anpassen sollte und was es zu bewahren gilt. Für mich persönlich muss es Grundfesten geben, wie Innere Ordnung, Disziplin, Brauchtum und Tradition. Warum? Weil wir nach dem Zweiten Weltkrieg schon vieles „über Bord geworfen haben“ und das, was vom o.g. übrig geblieben ist, ohnehin schon eine Art „kleinster gemeinsamer Nenner“ ist. Das sollte nicht Bequemlichkeit oder vermeintlichen Zeitgeist geopfert werden – obgleich wir uns da vielerorts ohnehin schon auf einem Level bewegen, das der Beschreibung spottet. Letztlich geht es darum, zwischen „alte Zöpfe abschneiden“ und „das Rad neu erfinden“ einen gesunden Mittelweg zu finden. Mir scheint es, als tendiere man tendenziell zu Ersterem, ohne sich teilweise über die Konsequenzen im Klaren zu sein – oder der Tatsache, dass vieles ja nicht von ungefähr kommt und schon seinen Grund hat.
Ich denke, wir stehen vor der Wahl, entweder die Wehrpflicht wieder einzuführen, oder die Bundeswehr – auf kurz oder lang – komplett an den (berechtigten?) Bedürfnissen der potentiellen Bewerber auszurichten. Denn das ist die ultimative Folge von „der Köder muss dem Fisch schmecken“. Ob es zu mehr Professionalität und „Schlagkraft“ führt, wenn man sich potentiell mehr nach dem Bequemen, der nach Vorteilen sucht, als nach dem Überzeugten, der bewusst auch Nachteile in Kauf nimmt, ausrichtet, wage ich zu bezweifeln. Verbesserungen im Einzelnen (Betreuung im weitesten Sinne u.ä.) schließt das übrigens nicht aus und ist auch alles andere als neu. Schon die Reichswehr hat Wert auf wohnliche Stuben gelegt. Das ist keine Erfindung von Frau Dr. vdL.
Die Aussetzung der Wehrpflicht ist in meinen Augen einer der größten Fehler, die unter Frau Dr. M. stattgefunden haben. Und wie bei anderen Dingen werden vermutlich eher Weihnachten und Ostern zusammenfallen, als dass man seine Scheuklappen ablegt und ergebnisoffen nach Lösungen sucht. Man hat abgewirtschaftet und totreformiert. Mir ist der Glaube daran, dass sich alles zum Guten wenden wird, abhanden gekommen, u.a. deshalb, weil man sich an höchster Stelle öffentlichkeitswirksam Themen wie „Vielfalt“, „Gendergerechtigkeit“ oder „Compliance“ auf die Fahnen schreibt, sich aber z.B. der desolaten Ausrüstungslage erst dann widerwillig angenommen wurde, als man es nicht mehr verbergen konnte. Aber gut, in einer Armee, die zu einem Großteil aus Ämtern und Stäben besteht, mag es drängendere Punkte geben als die Frage, ob Panzer rollen oder Flugzeuge fliegen.
Ein Beispiel zum Schluss, das in meinen Augen den Irrweg beschreibt, der teilweise gegangen wird: Die Damen in Uniform haben – wohl zurecht – moniert, dass es keine umstandsgerechte Dienstbekleidung für sie gibt und dass sie deshalb auf das Tragen eigene Kleidung angewiesen sind. Dieser Mangel soll nun abgestellt werden. Dies wird zwar begrüßt, gleichsam jedoch darauf bestanden, dass es dann künftig eine Wahlfreiheit zwischen ziviler Kleidung und der dienstlich gelieferten geben muss. Da sind wir dann bei „wünsch‘ Dir was“. Aber es soll ja offenbar so sein.
@Hans Dampf | 06. Dezember 2016 – 21:12
„Natürlich wäre es gut, wenn das ganze Heer, samt TrS, um Hannover herum angesiedelt wäre, es kostenlose Housings gäbe und man ergo nie mehr umziehen müsste. Das wird es aber, so meine Prognose, niemals geben. Selbst Großstandorte können die Symptome lindern, an der Ursache ändern sie jedoch nichts.“
Da bisher nur der Wehrbeauftragte und manche (!) Soldaten so etwas fordern, aber sowohl die Gewerkschaft, als auch die Politik erbittert dagegen ist, hat das zum jetzigen Zeitpunkt ja (leider) eh keine Realsierungschance :(
Und übrigens alles nur in Hannover muss ja gar nicht sein. So ca. 10 Großstandorte über DEU verteilt würden schon reichen… Damit wären dann die Landser sicher und Unteroffiziere müssten auch nur alle Schaltjahre mal umziehen.
Und naja für Offiziere wäre dass dann zwar etwas mehr, aber vor allem auch eine individuelle Karrierefrage…
Aber wie gesagt: Derzeit chancenlos :(
„Für mich persönlich muss es Grundfesten geben, wie Innere Ordnung, Disziplin, Brauchtum und Tradition.“
Vor allem übrigens auch, weil das ein Werbeargument ist, in der Außenwerbung, vor allem aber auch in der Binnenwirkung (Personalbindung). Wenn wir die Dinge über Bord werfen, die uns von zivilen Arbeitgebern/Dienstherren unterscheiden, warum sollten dann Soldaten bei uns bleiben?
+1 @Koffer
Ich fürchte aber das immer weniger zu den Streitkräften aus Gründen der Vaterlandsliebe gehen.
Da dürften ganz andere Prioritäten auf der beruflichen Wunschliste stehen.
Das sich viele Soldaten rein des Geldes wegen zu Auslandseinsätzen melden ist ja nun kein Geheimnis.
@KPK:
Großstandorte könnten der Schlüssel sein. Keiner brauch mehr die BW in der Fläche.
Alleine in Hohne dürften sich noch 2-3 Btl unterbringen lassen.
Ständige Versetzungen Bundesweit könnten damit Geschichte sein und die Familien sich ein „drumherum“ aufbauen.
Aber da steht sich die Lokalpolitik im Wege…
@ht_
Ja, wir sind keine Firma, wir sind Bundeswehr!
Versetzungen haben aber nichts mit Wehrfähigkeit und Schlagkraft zu tun.
Wo steht geschrieben, dass Soldaten keinen festen Wohnsitz haben dürfen?
Da waren ja selbst du Ritter weiter ;-)
Manche tun ja so als ob nicht umzugswillig gleichbedeutend ist schlechter Soldat.
Das Einstehen für unseren Staat, hat NICHTS mit der Mobilität meiner Familie zu tun.
Ich und viele meiner Kameraden sind froh in diesem Staat zu leben und würden für ihn ihr Leben geben aber sie lieben ihre Familie. Ja, viele lieben ihre Familie und nicht einen Staat und das ist gut so und ein Mensch mit Verantwortung wird wenn er sich für oder gegen entscheiden müsste, sich für seine Anvertrauten in der Familie entscheiden. Doch genau zu diesem Entscheidungszwang darf es erst gar nicht kommen.
Ja, Weltpolizisten sollten keine Familie haben, aber was will man dann eigentlich verteidigen?
„Keiner brauch mehr die BW in der Fläche
Schon mal was von Dislozierung gehört? Ja, auch das benötigt Weltpolizei nicht aber wer sein Land ernsthaft verteidigen will schon.
Ist das so? Gewagte These: Solange die Bw sich für Standorte weitab jedweder Zivilisation entschließt, bleibt sie für viele qualifizierte Bewerber ein unattraktiver Arbeitgeber. Hohne ist toll, was die militärischen Möglichkeiten vor Ort betrifft, für jemanden aus dem Großraum Rhein/Ruhr bleibt der Standort aber ein müder Witz. Wir müssen nur in die nicht allzu ferne Vergangenheit dieser Streitkräfte zu gehen, um zu erkennen, dass regionale Rekrutierung durchaus vielversprechend ist.
@Koffer und Hans Dampf
Die Frage ist doch gar nicht mehr, ob das schön wäre, wenn die Leute nur wegen des treuen Dienens zu uns kämen, auf Sold verzichten und ihrem (stehts umzugswilligen) Gewehr einen Heiratsantrag unter Zusicherung der ewigen Treue stellen würden.
Die Realität sieht so aus, dass wir in vielen Bereichen lange auszubildende Spezialisten benötigen und genau diese Menschen eben nicht erst seit dem Jahre 2016 andere Wünsche an ihr Berufs- und Privatleben haben. Viele von denen kommen eben einfach nicht mehr zu uns oder verlassen uns schneller als wir sie ausbilden können.
Nur weil Sie persönlich diese Probleme in Ihren Bereichen anscheinend nicht haben, können wir das doch
a) nicht in allen anderen Bereichen der Bundeswehr ignorieren und
b) gibt es doch in vielen Bereichen auch gar keinen Grund für diesen Wahnsinn. Ein passendes Beispiel kam von Ihnen selber
Schön wäre es ja. Aber schauen Sie sich bitte mal an, wie viele Angehörige der Marine inzwischen Pendeln! Viele von denen wären schon glücklich, wenn sie endlich mal wieder an der Küste wären. Vor allem da, wo sie eigentlich auch gebraucht werden. Stattdessen sitzen die in Koblenz, Bonn, Berlin, Faßberg und wo nicht überall oder leisten bestenfalls Aufbauhilfe Ost in Stralsund wo außer der technischen Ausbildung rein gar nichts ist und von wo man die Lehrgänge dann halt für echte Praxis zurück an die richtigen Standorte karren muss.
Und auch in den Ämtern gibt es nach meiner persönlichen Einschätzung genug Leuten, deren einzige Qualifikation für diese Stelle die uneingeschränkte Versetzungs / Pendelbereitschaft ist nachdem alle gewünschten Kandidaten den Job (trotz höherer Besoldung) dankend abgelehnt haben.
Wenn es dann wenigstens noch Sinn ergeben würde, dass die Jobs da sind, wo man sie jetzt ausgeplant hat, dann wäre das ja noch zu verstehen und dann hätte das Pendeln ja auch einen tieferen Sinn.
Die Praxis zeigt aber, dass sehr viele Jobs inzwischen genau dort absolviert werden, wo sie die maximale Entfernung von den Standorten haben, die sie eigentlich unterstützen sollen.
Natürlich hätte ich auch lieber nur Universalspezialisten/Soldaten die gleichzeitig uneingeschränkt versetzbar sind. Aber ich befürchte mit Ihnen beiden stirbt diese Gattung Soldat langsam aus. (obwohl ich wirklich sagen muss, dass mir Ihr Standvermögen in diesen Diskussionen wirklich imponiert und mich auch ein wenig ängstigt. Ausweichen oder Aufgeben scheinen Sie beide nicht zu kennen ;-))
Ich bezweifele auch wirklich nicht die ästhetische Schönheit Ihr Idealbild eines Soldaten, aber in Zeiten wo die meistens Soldaten sich als Arbeitnehmer sehen, da müssen wir uns um Ihre Ideale wahrscheinlich bald keine so großen Gedanken mehr machen.
Ich finde außerdem, dass gerade Sie beide das einfach zu sehr Schwarz/Weiß sehen: Es ist doch nervig genug, wenn Schlüsselpersonal andauernd von einem Einsatz in den nächsten gehen muss.
Müssen wir die dann auch noch zwischen den Einsätzen mit wirtschaftspolitisch motivierten Umzügen quer durch die Republik hetzen anstatt wenigstens dann Familienfreundlichkeit jenseits von FKK zu demonstrieren?
ht_ | 06. Dezember 2016 – 21:46
“ … Das sich viele Soldaten rein des Geldes wegen zu Auslandseinsätzen melden ist ja nun kein Geheimnis. …“
Welche Gründe außer Geld, Karriere, Abenteuerlust oder Familienflucht sollte es denn noch geben. Befehlstreue und Pflichtbewusstsein könnten noch eine Rolle spielen.
Hans Schommer
@ Schnuckel:
Ihre Replik auf meinen Beitrag bezogen verstehe ich nicht so recht. Ich gebe Ihnen – und auch jedem anderen – ausdrücklichst recht, dass das Stationierungskonzept in weiten Teilen absoluter Tinnef und allen möglichen anderen Beweggründen geschuldet ist, aber nicht der Vereinbarkeit von Familie und Dienst, Attraktivität, militärischen Notwendigkeiten, dem Gebot der Sparsamkeit etc. Das ist Aspekt A.
Aspekt B ist die Personalführung und alles, was damit zusammenhängt. B hat aber A nicht zu verantworten, sondern zu „bedienen“. Und ich sage es mal plastisch: Die versetzungslose Armee ist so illusorisch wie das papierlose Klo. Oder anders gesprochen: Je höher die Laufbahn, desto höher der Grad an geforderter Mobilität. Wer Karriere machen will, muss mobil sein. Überall. Ich glaube nicht, dass jemand, der sein Leben lang Pässe am Flughafen kontrolliert irgendwann für das Amt des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums infrage kommen wird. Jetzt mal die laufbahnrechtlichen Aspekte außen vor gelassen, ich habe bewusst etwas übertrieben.
Im Übrigen verstehe ich nicht, wieso hier verbal Schlachten von vorgestern geschlagen werden.
a) Heute kann jeder Mannschaftsdienstgrad auf jedem Dienstposten OStGefr werden. Man braucht keine „freie Stelle“ mehr, die handverlesen waren und um die man sich teilweise „kloppen“ musste. Gehen Sie heute mal in eine Kompanie, da legen Sie die Ohren an, wie viele „Pommes-Generale“ da mittlerweile herumlaufen.
b) Die Stellenbündelung von Fw bis StFw ist doch genau dem Aspekt geschuldet, dass man Versetzungen vermeiden wollte. Gleichwohl muss man auf die Negativaspekte dieser Regelung hinweisen, Dienstgrad-Inflation etc. pp oder der Irrsinn vom StFw als GrpFhr oder TrpFhr. Da hätte ich mir eine Regelung mit Augenmaß gewünscht und nicht die „grobe Kelle“.
c) Für Offiziere ist auch geplant, dass es Stellenbündelungen über bis zu drei Besoldungsstufen geben wird. Sofern das Sinn ergibt, bin ich da durchaus für.
Ansonsten gebe ich Koffer recht. Es wird nur so mit bedeutungsschweren Begriffen wie „corporate identity“ oder „Alleinstellungsmerkmale“ um sich geworfen. Die Deutsche Bahn wirbt mit „Kein Job wie jeder andere“. Und was tun wir? Entwickeln die Illusion, als sei der Beruf des Soldaten ein Beruf wie jeder andere, als sei die Bundeswehr ein „weltweit tätiges Unternehmen“. Und stellen nicht etwa die Alleinstellungsmerkmale heraus, sondern die „soft skills“. Da frage ich mich, ob man damit die richtigen Leute wirbt. Aber wie gesagt, wer sich mal das Gebilde Bundeswehr anschaut, der wird schnell merken, dass es genug Dienstposten/Tätigkeiten gibt, die vermutlich auch problemlos von einem Angestellten ausgeführt werden könnten.
@Hans Damof
„Dienstposten/Tätigkeiten gibt, die vermutlich auch problemlos von einem Angestellten ausgeführt werden könnten.“
So ist es und genau die benötigen keine Versetzung.
Auch sind die meisten Versetzungen nicht in der Verwendung oder Schlagkraft der Bw begründet, sondern im Missmanagement und unzähliger Reformen!
Soldat bedeutet für den Einsatz mobil zu sein, aber nicht zwingend mit der Familie auf Rundreise zu gehen. Dies ist eben nicht im Beruf begründet.