Neue Personalstrategie der Bundeswehr: Hoffen auf neue Zielgruppen (Nachtrag: Links)
Dass die Bundeswehr seit Aussetzung der Wehrpflicht darauf angewiesen ist, verstärkt um ihren Nachwuchs zu werben, ist ebenso offensichtlich wie das Problem, dass das bislang nur eingeschränkte Wirkung hat. Der Apparat aus Verteidigungsministerium und Bundeswehr nimmt nun einen neuen Anlauf, die Bemühungen um neue Soldaten, die auch länger und besser qualifiziert dabei bleiben, zu bündeln – dazu hat Ministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) 1. Dezember die Personalstrategie der Bundeswehr erlassen.
Eine der wesentlichen Aussagen:
Die bisherigen Ansätze der Personalgewinnung sind um neue Wege zu ergänzen, damit der Personalbedarf einer Freiwilligenarmee auch zukünftig erfolgreich gedeckt werden kann. Menschen entscheiden sich aus vielfältigen Gründen für einen Arbeitgeber. Das individuelle Potenzial der Menschen mit Freude am Dienst für die Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt, nicht ihre Herkunft, ihr Lebensalter oder ihr Bildungsstand.
Die Bundeswehr strebt daher an, sich für weitere Zielgruppen zu öffnen: für Menschen über dem 30. Lebensjahr als Anwärterinnen oder Anwärter der militärischen Laufbahnen und darüber hinaus für Bewerberinnen und Bewerber, die bisher z. B. wegen fehlender formaler Voraussetzungen nicht unmittelbar in ein Arbeits‐ oder Ausbildungsverhältnis integriert werden konnten, aber über geeignetes Potenzial verfügen. Außerdem wird die Bundeswehr die Möglichkeiten der Öffnung für EU‐Staatsbürgerinnen und EU‐Staatsbürger als Soldatinnen und Soldaten prüfen. Dafür müssen die gesetzlichen und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bewerberinnen und Bewerber aus diesen Zielgruppen in die Bundeswehr einstellen zu können.
Da sind die wesentlichen Reizworte schon drin, die bereits vor der Veröffentlichung dieser Strategie die Debatte bestimmten – wenn auch mit leicht übertriebenem Ton. Schon was die Öffnung der Bundeswehr für Bürger anderer EU-Staaten angeht: das steht fast wortgleich schon so im Weißbuch der Bundeswehr vom Sommer, und auch in der neuen Personalstrategie ist nur vom prüfen die Rede. Also noch lange kein Grund, (wieder einmal) das Gespenst einer deutschen Fremdenlegion auszurufen.
Interessanter sind aber zwei andere, und in dem Fall tatsächlich neue, Ansätze, nämlich die Öffnung für die Lebensälteren als Feldwebel-Anwärter und die Qualifizierung von Männern und Frauen ohne Schulabschluss.
Nun ist es schlicht falsch, wie einige Medien behaupten, dass die Bundeswehr nun erstmals Schulabbrecher einstellen wolle – das tut sie im Prinzip auch jetzt schon, als Mannschaftssoldat ist auch die Einstellung ohne (Haupt)Schulabschluss möglich. Künftig soll allerdings die Möglichkeit für diese Soldaten bestehen, einen Schulabschluss nachzuholen und sich damit für eine weitere Laufbahn in der Bundeswehr zu qualifizieren.
Derzeit besteht kein flächendeckendes Angebot, den Hauptschulabschluss neben der Tätigkeit als Mannschaftssoldat zu erlangen, beschreibt die Bundeswehr die Ausgangslage – und die soll sich ändern: Wer das nötige Potenzial mitbringt, soll diesen Hauptschulabschluss erwerben und sich damit erst für eine Berufsausbildung in den Streitkräften qualifizieren können.
Die Öffnung der Feldwebel-Laufbahn für Bewerber (und Bewerberinnen natürlich) über 30 Jahre soll nicht nur dem Personalmangel entgegenwirken, sondern, so die Hoffnung, mehr Lebenserfahrung in die Truppe. Im Ministeriums- (oder eher Berater?)Sprech klingt das so: Lebenserfahrung oder die Einbringung anderweitiger beruflicher Erfahrungen sowie die fortgeschrittene Persönlichkeitsentwicklung werden dem Paradigma des Umgangs mit Vielfalt dienlich sein. Im Auge hat das Ministerium dabei nicht zuletzt Männer und Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben, aber neben dem Interesse an einem Dienst in den Streitkräften auch ganz handfest Interesse an einer weitere Berufsausbildung haben.
Nachtrag: Jetzt auf der Bundeswehr-Webseite:
Der Tagesbefehl der Ministerin dazu
(Foto: Rekruten lernen den Übergang vom Gehen ins Gleiten im Rahmen der Allgemeinen Grundausbildung bei der Übung Bewegungsarten im Gelände auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
Ja, ja, ja, und jein ;-). Der Beruf begründet schon, zumindest in der Offizierlaufbahn, die Erlangung eines Erfahrungsschatzes „über den Tellerrand hinaus“, also einer gewissen Verwendungsbreite (nicht exzessiv betrieben wie in der Vergangenheit). Ganz ohne Versetzungen wird es nicht abgehen können. Da wären wir auch so mit die einzige Armee, bei der dies so wäre. Aber das muss ja nichts heißen, wir Deutschen machen ja gern schon mal Dinge anders als der Rest ;-).
@Hans Dampf
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihre letzten Beiträge als zusätzliches Ventil für meinen Ärger missbraucht habe.
Bei „Aspekt A“ (fragwürdige konzeptionelle Entscheidungen) bin ich ja auch noch voll bei Ihnen aber Ihren „Aspekt B“ („unschuldige“ Personalführung) sehe ich als direkte und unnötige Konsequenz aus A. Hier können und müssen wir einfach besser werden.
Ich habe auch gar keine Probleme mit notwendigen Versetzungen. Das gehört halt manchmal zum Beruf dazu und kann sogar reizvoll sein. (ich bin selber in knapp 35 Dienstjahren deutlich über 20 Jahre zwischengefahren, teils weil ich den Job wollte, teils weil es nicht anders ging und teils aufgrund von ISSO Begründungen der Personalführung).
Allerdings bin ich selbst auch mehr als einmal versetzt worden, weil andere, aus welchen Gründen auch immer, gerade nicht versetzbar waren. Und wenn einem dann ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass man eigentlich nur die richtigen Register ziehen muss um nicht versetzt zu werden und durch die längere Stehzeit auf dem DP evtl. auch noch besser Beurteilungen erhalten kann als jemand der ständig pendelt, dann kann einem, vorsichtig ausgedrückt, da auch ein wenig die Lust vergehen. Vor allem wenn über allem der Vergleich „Nicht versetzungswillig=schlechter Soldat“ hängt.
Wenn nämlich Morgen mein Vater stirbt und übermorgen meine Frau mit den Kindern auszieht, dann bin ich auch von Heute auf Morgen wieder voll versetzbar (die Besuche der Kinder unterschlage ich hier einfach mal). Ich werde dadurch aber grundsätzlich erst einmal weder ein besserer noch ein schlechterer Soldat. Höchstens ein besserer Notnagel für die Personalführung die die konzeptionellen Schwächen des Systems ausbadet bzw. ausbaden lässt.
Was Ihre Punkte a, b, und c angeht, so mag das für Ihren Bereich zutreffen, in vielen technischen Verwendungen hingegen gibt es gar keine Mannschaftsdienstgrade mehr.
So fängt in immer mehr Fliegenden Verbänden die Lizenz zum Kaffeekochen und Halle fegen nämlich inwischen beim Feldwebel an. Und die durchaus vorhandene Möglichkeit der Stellenbündelung wird durch die wildestens Querversetzungen, auch innerhalb des Verbandes, immer wieder durchbrochen. Da fehlt einfach das Verständnis dafür, dass z.B. ein guter Schrauber einfach nur Schrauber bleiben möchte. Wir verlangen dann lieber von ihm, dass er Amtserfahrung sammelt um hinterher einen Job als BS zu übernehmen, der ihm eigentlich gar keinen Spass macht. Und wenn derjenige, der mehr als 1/3 seiner Dienstzeit ausgebildet worden ist, dann eben doch kein BS mehr werden möchte weil er entweder einen Job machen soll, den er nie haben wollte oder er versetzt werden soll um seine Mobilität unter Beweis zu stellen, dann fangen wir an die Angel nach Personal mit geringeren Einstellungsvoraussetzungen auszuwerfen.
Oder um es kurz zu fassen:
Wir könnten bestimmt viele Probleme relativ leicht UND im Sinne der Soldaten lösen bzw. entschärfen ohne dabei den von Untergang von Abendland und Rittertum zu beschwören.
Aber ich glaube einfach nicht, dass uns das mit FKK, 3+5 TG oder der Suche nach bisher unentdeckten Personalquellen gelingen wird.
Ich persönlich glaube nämlich das uns das langfristig eher mit Vorschlägen wie z.B.
– dauerhaftem Wahlrecht zwischen TG / UKV, ggf. Leasingfahrzeug
– transparenter Stellen- und Verwendungsbörse und
– Spezialistenlaufbahnen
gelingen wird als wenn wir die Qualität eines Soldaten an seiner Versetzbarkeit festmachen und Neukunden mit leeren Versprechungen ködern.
Oder wir warten auf die Abstimmung mit den Füßen, verlängern die „Bestandskunden“ so lange wie möglich und übergeben dann, wenn nur noch alte Häuptlinge übrig sind, den ganze Laden an die Industrie. Sicher ist das auch eine Option, aber bestimmt wird es dann weder günstiger noch besser.
@Hans Dampf | 07. Dezember 2016 – 22:29
„Da wären wir auch so mit die einzige Armee, bei der dies so wäre. Aber das muss ja nichts heißen, wir Deutschen machen ja gern schon mal Dinge anders als der Rest ;-).“
+1
Ich bin immer wieder erstaunt wie viele hier im Blog (und innerhalb der Bw) äußerst komplexe System (z.B. die Personalführung der Bw) mit einem einfachen Zauberstab zu heilen versuchen und dann auch noch aggressiv werden, wenn es nicht funktioniert.
Aber Sie haben Recht. Wir probieren das mal als DEU aus und haben dann als erste und einzige Armee auf dieser Welt damit Erfolg ;)
@Hans Dampf
„Ganz ohne Versetzungen wird es nicht abgehen können.“
Wer hat denn etwas anderes behauptet?
„Wir wären wir auch so mit die einzige Armee, bei der dies so wäre.“
Bei der das wie wäre? Dass Soldaten grundsätzlich (außerhalb von Einsätzen) gegen ihren Willen unsinnig versetzt werden? Siehe oben.
Es geht nicht um die Erweiterung des Wissens und der Erfahrung und selbstverständlich müssen bestimmte militärische Führer ihr Handwerk beherrschen und das geht in bestimmten Verwendungsreihen nicht ohne in unterschiedlichsten Dienststellen gedient zu haben. All dies kann man in vielen Bereichen tun in dem man die Belastung auf die Familie möglichst gering hält, wie auch immer dies im Einzelfall gelöst wird. In jedem Fall ist es die Aufgabe des Staates genau die dann entstehenden Härten zu mildern oder aufzulösen.
Genau die geschieht ja auch in einigen Fällen. Wichtig ist, Versetzungen dann zu vollziehen, wenn sie der Schlagkraft/Verwendungsaufbau dienen und nicht der bequemlichkeit (schlechtes Management) des Systems.
In jedem Fall ist Familienversetzung nicht die Grundlage für gute Soldaten.
Ja und die Saaten in Europa regeln dies auf unterschiedlichste Art und Weise, auch oft unter der Berücksichtigung der Familie und mit einem guten Bildungssystem ( in Deutschland gibt es da noch nicht einmal ein System, sondern hunderte).
@ Zimdarsen:
Dann habe ich Sie wohl missverstanden – und Sie mich, denn ich habe nirgendwo den Umstand zu verteidigen versucht, dass „unsinnige“ Versetzungen (wer bestimmt eigentlich, wann eine Versetzung „sinnig“ ist und wann nicht?) vorgenommen werden. Die Auswirkung auf die Familie gering zu halten, war wohl auch Grund für den beständig wiederholten und nun gewissermaßen institutionalisierten „Strukturerlass“. Man kann also nicht behaupten, der Dienstherr hätte dem keine Rechnung getragen – in Bezug auf Umzüge oder damit verbunden Pendelei/Unterkunft auf eigene Kosten, wenn man dem Ganzen widerspricht. Gleichwohl schimmert hier in einigen Aussagen leicht die generelle Infragestellung von Versetzungen durch, weswegen ich mich zur Aussage bemüßigt gefühlt hatte, dass es ohne Versetzungen nicht gehen wird und dass dies – zumindest in den Armeen, deren Angehörige ich so kenne – nicht wesentlich anders ist. In Nuancen, ja. Aber im Grundsatz, nein.
Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wer kennt nicht das Beispiel desjenigen StFw/Oberstlt, der schon seit gefühlten 100 und tatsächlichen 25 Jahren am Standort Munster oder Koblenz weilt. Wer also behauptet, es würde in der Bw jeder Berufsoldat – gegen seinen Willen – alle zwei, drei Jahre versetzt, gut, dann hat derjenige anderes Personal kennengelernt. Bei jemandem, der „noch was werden will“, sieht das natürlich anders aus. Wer hingegen den Oberst, mit oder ohne „i.G.“, sucht, der sein Leben lang nur in Munster weilte, der wird wohl eher nicht fündig – und das sollte auch weiterhin so sein.
Bei denen, die an einem Standort dienten, der aufgelöst wurde, in dessen Nähe es jedoch keinen Alternative gab, sieht das ganze natürlich ungleich anders aus. Dass es da zu äußerst unschönen Dingen kommen kann (Versetzung von aufgelöstem StO zum nächsten, der dann auch aufgelöst wird etc.), steht außer Frage und wird zurecht nicht als Hochgenuss angesehen. Das hat aber nichts mit Personalführung zu tun, sondern mit politischen Entscheidungen an höckschter Stelle, teils mit Beteiligung der militärischen Führung, teils ohne.
@Hans Dampf
:-)
Grundsätzlich kritisiere ich nicht die Personalführung (denn sie sind Teil des System Bw und selbst Opfer) sondern jene, welche für das System verantwortlich sind und das ist das BMVg und die verantwortlichen Politiker.
@ Hans Dampf
Was ist denn bitte schön das Alleinstellungsmerkmal unserer Armee, was den potentiellen Bewerber davon überzeugen könnte Soldat zu werden:
1. Maximale Leistung bei minimalem Materialeinsatz zu leisten
2. Personalführung von „Fachfremdem“ ungelerntem Personal (die Betreuung von SanStoffzÄrzten wird bei BAPers durch Ärzte „abgearbeitet – wobei mir aber völlig fremd ist, dass diese dies gelernt hätten oder eine andere Qualifikation besitzen, die diese herausragend für die Tätigkeit der PersonalENTWICKLUNG qualifiziert)
3. regelmäßige Auslandseinsätze entgegen der vorgesehenen Schonfrist (ich selbst 4x in 2,5 Jahren)
4. Beihilfebearbeitungszeiten von >6 Monaten und allen damit verbundenen Unannehmlichkeiten
5. immer das Gefühl zu haben als Bittsteller bei unserem Dienstherrn auftreten zu müssen – ist das das Verständnis von Fürsorgepflicht
die liste ließe sich weiterführen.
ich gehöre zu den glücklichen – aber nicht zur ausnahme derer, die nach 22 Jahren am gleichen Standort ohne eine einzige versetzung A15 dotiert sind. aber wieäufiger erwähnt, ist weder dies noch die besoldung das einzige, was berufszufriedenheit ausmacht. und so ziehe ich und auch immer mehr um mich herum die konsequenzen: denn qualifiziertes personal findet immer alternativen. Und ein ranghoher offizier hat mir mal gesagt, wenn man die sahne abschöpft, bleibt nicht das beste der milch übrig ….
ich schaue mir die entwicklung weiter gespannt (aber zum glück von außen) an.
@ Hans Dampf
Was ist denn bitte schön das Alleinstellungsmerkmal unserer Armee, was den potentiellen Bewerber davon überzeugen könnte Soldat zu werden:
1. Maximale Leistung bei minimalem Materialeinsatz zu leisten
2. Personalführung von „Fachfremdem“ ungelerntem Personal (die Betreuung von SanStoffzÄrzten wird bei BAPers durch Ärzte „abgearbeitet – wobei mir aber völlig fremd ist, dass diese dies gelernt hätten oder eine andere Qualifikation besitzen, die diese herausragend für die Tätigkeit der PersonalENTWICKLUNG qualifiziert)
3. regelmäßige Auslandseinsätze entgegen der vorgesehenen Schonfrist (ich selbst 4x in 2,5 Jahren)
4. Beihilfebearbeitungszeiten von >6 Monaten und allen damit verbundenen Unannehmlichkeiten
5. immer das Gefühl zu haben als Bittsteller bei unserem Dienstherrn auftreten zu müssen – ist das das Verständnis von Fürsorgepflicht
die liste ließe sich weiterführen.
ich gehöre zu den glücklichen – aber nicht zur ausnahme derer, die nach 22 Jahren am gleichen Standort ohne eine einzige versetzung A15 dotiert sind. aber wieäufiger erwähnt, ist weder dies noch die besoldung das einzige, was berufszufriedenheit ausmacht. und so ziehe ich und auch immer mehr um mich herum die konsequenzen: denn qualifiziertes personal findet immer alternativen. Und ein ranghoher offizier hat mir mal gesagt, wenn man die sahne abschöpft, bleibt nicht das beste der milch übrig ….
ich schaue mir die entwicklung weiter gespannt (aber zum glück von außen) an.
@ Gast(Redner)
zu 1.: Dazu kann ich nichts sagen; außer, dass es manchmal ist, wie es ist. Einerseits: Pflicht zum treuen Dienen. Anderseits: Wir sind gewohnt, aus Sch**** Gold zu machen, doch langsam geht uns die Sch*** aus. Irgendwo dazwischen bewegen wir uns. Ich vermute stark: Wir werden uns immer dazwischen bewegen. Der Zustand, in dem jeder zufrieden ist, bei dem wir genug Material, dazu noch hochmodern und ausreichend Munition, haben, wird vermutlich nie erreicht werden. Dem Vernehmen nach ist dies nicht einmal in den US-Streitkräften der Fall.
zu 2.): Ja und nein. Zumindest in schönen PowerPoint-Folien ist die Rede davon, dass das Personalwesen künftig nur noch von „Profis“ besetzt werden soll. Bei mir ist das Schlagwort „Knopf im Ohr“ hängen geblieben. Fragen Sie mich aber bitte nicht, was damit genau gemeint ist. Was den ZSanDstBw angeht: Auch hier gilt, wer das eine will, muss das andere mögen. Es gab Zeiten, da wurde (vielleicht sogar zurecht) moniert, dass es für den TrArztStOffz keine wirkliche Verwendungsbreite und Aufstiegschancen gibt. Nun haben wir dieses feine Konstrukt, mit all seinen Fehlern – und übrigens auch dem Fehl an TrÄrzten. Davon sitzten nun viele in Ämtern und Stäben – und an der „Basis“ fehlt der Truppenarzt. Gut, schlecht? Jedenfalls offenbar so gewollt.
zur 3.) Ja, das ist ein Unding. Es gibt zwei Gründe. a) „Verpisser“ und b) „Untaugliche“, wobei sich eine Teilmenge aus a) und b) ergibt. Insofern: Sie haben recht!
zu 4.): Ja, Sie haben recht. Fragen Sie mal in Ihrem zuständigen BVA nach. Stichpunkt: Änderung der Zuständigkeiten, Zentralisierung und vieles mehr. De la merde!
zur 5.) „Mit vollen Hosen ist gut Stinken“. Das Gegenteil trifft leider auch zu. Was es nicht besser macht.
Und in der Tat: Ihr Werdegang ist nicht repräsentativ. Das „Abschöpfen“ macht es für die anderen nicht besser; gleichwohl gilt der Satz mit den vollen Hosen – Angebot und Nachfrage. Die Chance, im Großraum Berlin zwar mit Versetzungen, aber ohne Umzug A15 zu werden, ist wohl ob der „Dichte“ an Stäben und höheren Kommandobehörden „im Dunstkreis“ so gut wie nirgends sonst. Das ist – zu meinem Leidwesen – vom Rhein an die Spree gewandert. Des einen Freud, des andern Leid.
@Gast
Richtig beobachtet – aber Ärzte können alles G1, G3, G4 …….. SAUGUT!
Ironie darfst du behalten.
@ Gast @ Hans Dampf
Das der Org-Bereich Sanität durchgängig von Ärzten dominiert wird, die Luftwaffe von Piloten, die Marine von Seemännern in der ehemaligen Funktion als Kapitän, das Heer früher von den Panzeroffizieren, dass sollte Sie nicht überraschen.
Damit dies so bleibt sind alle wichtigen Linienpositionen von Ärzten besetzt, die Generaliät der Lw ist überproportional von Piloten und die Admiralität der Marine von (ehemaligen) Seefahrern besetzt.
Da die Position eines Personalreferenten dazu die Schlüsselposition darstellt, muss sie in der Hand der Vormachtgruppe bleiben.
Mal ehrlich, was qualifiziert eine Personalführer zu seinem Job, außer dass es ein möglicher Weg zu einer A15 dotierten Stelle ist ? Im Regelfall hat er in seinem Verwendungsbereich, die Positionen Chef, S3, Referent in Ämtern oder Stäben durchlaufen, aber hat keine Qualifikation die ihn zum eigentlich Personalspezialisten machen.
Weil dies so ist und bleiben wird, werden wir keine professionelle Personalführung, keine professionelle Personalentwicklung für jeden Soldaten und keine Personalplanung haben, die den Namen verdient.
@ Georg:
Was Sie skizzieren, soll ja künftig eben nicht mehr so sein – wenn der Begriff „Knopf im Ohr“ noch weiterhin aktuell ist. Im Fall der Ärzte würde das bedeuten, dass es einen bestimmten Anteil an SanStOffz Arzt geben müsste, der dann für längere Zeit (oder gar für immer?) in den Bereich Personalwesen entschwindet. Dieses „mal kurz bei BAPersBw reinschnuppern“ soll der Vergangenheit angehören. Ob das alles auch wirklich so kommt, das weiß ich nicht – bekannt ist das Problem jedenfalls.
In Bezug auf die Dominanz in der Führung gebe ich Ihnen in Bezug auf die Luftwaffe recht. Dort wird Wert darauf gelegt, dass ein bestimmter Anteil an Generalstabsoffizieren der „fliegenden Zunft“ angehört – daraus wird auch kein Hehl gemacht.
Beim Heer spielt die Truppengattung, zumindest offiziell, keine Rolle. Es gibt Durchgänge im LGAN, da ist z.B. die „blaue Truppe“ äußerst personalstark vertreten, gefolgt von einem, bei dem die „grüne Truppe“ am stärksten ist. Gleichwohl verstehe ich Ihren Punkt. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob die Schaffung eines eigenen MilOrgBer ZSanDstBw zu einer Verbesserung der Erfüllung des eigentlichen Auftrages geführt hat.