Neue Personalstrategie der Bundeswehr: Hoffen auf neue Zielgruppen (Nachtrag: Links)
Dass die Bundeswehr seit Aussetzung der Wehrpflicht darauf angewiesen ist, verstärkt um ihren Nachwuchs zu werben, ist ebenso offensichtlich wie das Problem, dass das bislang nur eingeschränkte Wirkung hat. Der Apparat aus Verteidigungsministerium und Bundeswehr nimmt nun einen neuen Anlauf, die Bemühungen um neue Soldaten, die auch länger und besser qualifiziert dabei bleiben, zu bündeln – dazu hat Ministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) 1. Dezember die Personalstrategie der Bundeswehr erlassen.
Eine der wesentlichen Aussagen:
Die bisherigen Ansätze der Personalgewinnung sind um neue Wege zu ergänzen, damit der Personalbedarf einer Freiwilligenarmee auch zukünftig erfolgreich gedeckt werden kann. Menschen entscheiden sich aus vielfältigen Gründen für einen Arbeitgeber. Das individuelle Potenzial der Menschen mit Freude am Dienst für die Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt, nicht ihre Herkunft, ihr Lebensalter oder ihr Bildungsstand.
Die Bundeswehr strebt daher an, sich für weitere Zielgruppen zu öffnen: für Menschen über dem 30. Lebensjahr als Anwärterinnen oder Anwärter der militärischen Laufbahnen und darüber hinaus für Bewerberinnen und Bewerber, die bisher z. B. wegen fehlender formaler Voraussetzungen nicht unmittelbar in ein Arbeits‐ oder Ausbildungsverhältnis integriert werden konnten, aber über geeignetes Potenzial verfügen. Außerdem wird die Bundeswehr die Möglichkeiten der Öffnung für EU‐Staatsbürgerinnen und EU‐Staatsbürger als Soldatinnen und Soldaten prüfen. Dafür müssen die gesetzlichen und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bewerberinnen und Bewerber aus diesen Zielgruppen in die Bundeswehr einstellen zu können.
Da sind die wesentlichen Reizworte schon drin, die bereits vor der Veröffentlichung dieser Strategie die Debatte bestimmten – wenn auch mit leicht übertriebenem Ton. Schon was die Öffnung der Bundeswehr für Bürger anderer EU-Staaten angeht: das steht fast wortgleich schon so im Weißbuch der Bundeswehr vom Sommer, und auch in der neuen Personalstrategie ist nur vom prüfen die Rede. Also noch lange kein Grund, (wieder einmal) das Gespenst einer deutschen Fremdenlegion auszurufen.
Interessanter sind aber zwei andere, und in dem Fall tatsächlich neue, Ansätze, nämlich die Öffnung für die Lebensälteren als Feldwebel-Anwärter und die Qualifizierung von Männern und Frauen ohne Schulabschluss.
Nun ist es schlicht falsch, wie einige Medien behaupten, dass die Bundeswehr nun erstmals Schulabbrecher einstellen wolle – das tut sie im Prinzip auch jetzt schon, als Mannschaftssoldat ist auch die Einstellung ohne (Haupt)Schulabschluss möglich. Künftig soll allerdings die Möglichkeit für diese Soldaten bestehen, einen Schulabschluss nachzuholen und sich damit für eine weitere Laufbahn in der Bundeswehr zu qualifizieren.
Derzeit besteht kein flächendeckendes Angebot, den Hauptschulabschluss neben der Tätigkeit als Mannschaftssoldat zu erlangen, beschreibt die Bundeswehr die Ausgangslage – und die soll sich ändern: Wer das nötige Potenzial mitbringt, soll diesen Hauptschulabschluss erwerben und sich damit erst für eine Berufsausbildung in den Streitkräften qualifizieren können.
Die Öffnung der Feldwebel-Laufbahn für Bewerber (und Bewerberinnen natürlich) über 30 Jahre soll nicht nur dem Personalmangel entgegenwirken, sondern, so die Hoffnung, mehr Lebenserfahrung in die Truppe. Im Ministeriums- (oder eher Berater?)Sprech klingt das so: Lebenserfahrung oder die Einbringung anderweitiger beruflicher Erfahrungen sowie die fortgeschrittene Persönlichkeitsentwicklung werden dem Paradigma des Umgangs mit Vielfalt dienlich sein. Im Auge hat das Ministerium dabei nicht zuletzt Männer und Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben, aber neben dem Interesse an einem Dienst in den Streitkräften auch ganz handfest Interesse an einer weitere Berufsausbildung haben.
Nachtrag: Jetzt auf der Bundeswehr-Webseite:
Der Tagesbefehl der Ministerin dazu
(Foto: Rekruten lernen den Übergang vom Gehen ins Gleiten im Rahmen der Allgemeinen Grundausbildung bei der Übung Bewegungsarten im Gelände auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide am 16.11.2016 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
@Andreas Moser | 01. Dezember 2016 – 19:07
Wir haben kein (größeres) Problem mit Soldaten die Fremdsprachen, Demokratisierung und Minderheitenrechten „können“.
Wir haben genügend gute Offiziere und Fw (ausgenommen IT und San und wenige Bereiche der Technik, aber das ist eine andere Frage).
Wir brauchen mehr Mittel- und Einfachgebildete!
Die Hauptschulabbrecher werden hier sicherlich nicht nur etwas Entlastung bringen, aber als ein zielführendes Mittel unter vielen anderen kann es sicherlich helfen…
Wie ging in den 90ern der Eid bzw. das Gelöbnis? „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. So wahr mir Gott helfe.“
Jetzt stelle ich mir die Frage, wieso ein Ausländer seinen Hals für das Deutsche Volk hinhalten sollte? Vor allem wenn es Ernst wird.
Daher hallte ich nichts davon, ausländische Staatsbürger in die BW aufzunehmen.
Weil er einen Eid leistete?
Warum aber sollte er ihn leisten?
Dienst an der Gesellschaft ist absolut modern und man sieht dies an den vielen Bufdis.
Es ist nur von vielen nicht gewollt außerhalb der gesellschaftlichen Gewohnheiten im Frieden für andere Saaten und Versäumnisse irgendwo in der Welt sein Leben zu verbringen oder zu vergeben ohne sichtlichen Mehrwert.
Viele haben kein Problem unseren Staat und unsere Bündnispartner zu verteidigen, aber ein Leben in immerwährenden Einsätzen für fragwürdige Ziele ist auf Dauer (für viele) kein Modell auf Dauer seine Brötchen zu verdienen.
@Wuehlmaus | 01. Dezember 2016 – 19:56
Warum sollte jemand keinen Eid auf Deutschland leisten, sofern er sich mit unserem Staat identifizieren kann?
Bei Polizisten und Beamten außerhalb der Bundeswehr läuft das ja schon seit JAHREN!
Knifflig könnte es bei Ü2/Ü3 werden, aber auch da dürften bei EU-Ausländern im Regelfall keine unüberwindbaren Loyalitätskonflikte vorhanden sein.
Und darüber hinaus geht es ja gem. Aussage der IBuK auch nur um Einzelfälle (und das geht übrigens heute schon gem. SG!).
Viel spannender wäre, ob man mittelfristig nicht EU-Ausländern die Möglichkeit bieten möchte sich über SaZ4+ die deutsche Staatsbürgerschaft zu verdienen (machen ja einige andere Staaten so…).
DAS wäre mal spannend…
——— „Andreas Moser | 01. Dezember 2016 – 19:07
Habt Ihr Euch mal angesehen, was man für einen Hauptschulabschluss benötigt? Nichts. Absolut nichts. Wir reden hier ja nicht von einem guten Abschluss, sondern vom Abschluss überhaupt, also auch noch mit 3,9. Das ist nicht mehr als ein Zertifikat, dass man kein Analphabet ist.“ ———-
Vollkommen richtig.
Es ist ein Offenbarungseid das es auch jeder Depp bei der BW zu was bringen kann, bzw. überhaupt eine Daseins Berechtigung hat.
Mittlerweile haben es selbst REalschüler in Handwerksbetrieben schwer weil es Ihnen entweder nicht vermittelt wird zu rechnen oder weil sie schlichtweg zu faul/dumm sind.
So viel zu dem „Wir wollen die BESTEN haben“.
Das individuelle Potenzial der Menschen mit Freude am Dienst für die Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt, nicht ihre Herkunft, ihr Lebensalter oder ihr Bildungsstand.
Nun, das ist sauber aus dem Grundgesetz übernommen und somit erstmal richtig.
Man muss aber etwas dafür tun. Um Soldat zu werden benötigt man, sagen wir Level x. Bringt der Mensch nur Level x-50 mit, und man muss/möchte diesen trotzdem verpflichten, muss man die -50 ausgleichen bevor man die Truppe bzw. Ausbildungseinrichtungen mit dem Mensch konfrontiert. Der Weg, Anforderungen herunterzuschrauben, ist falsch. Gegner in potentiellen Auftragsszenarien schrauben auch nicht ihren Level runter.
Das System der Verschulung des Führungsnachwuchses, und sei es betriebswirtschaftlich noch so sinnvoll, ist mMn weder für die Menschen, die darin aufwachsen noch für den Bedarfsträger gut.
Die Dienstgradinflation ist mMn nicht zielführend. Eine saubere Hierarchie, ausgerichtet an Ausbildungshöhe und Kompetenz, halte ich nicht für unzeitgemäß.
@T.Wiegold | 01. Dezember 2016 – 19:13
Ich weiß nicht, ob Sie Ihren letzten Kommentar provozierend gemeint haben (würde Ihnen das auch nicht unterstellen)
Es zeigt zumindest ein zweifelhaftes Menschenbild und die fehlende Fähigkeit, sich sachlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Ich habe aber Verständnis dafür, dass Sie es stehen lassen und ich hätte Verständnis, moderierten Sie.
@ht_ | 01. Dezember 2016 – 20:15
„Es ist ein Offenbarungseid das es auch jeder Depp bei der BW zu was bringen kann, bzw. überhaupt eine Daseins Berechtigung hat.“
Das ist äußerst polemisch formuliert, aber grundsätzlich richtig.
Die Bw ist eine der wenigen Organisationen, die vom IQ 70 bis zum IQ 140+ für jeden etwas bieten kann.
Dabei können alle einen wichtigen Beitrag für die Streitkräfte leisten. Wir brauche nicht nur
Raketenwisschaftler, sondern auch gute MG-Schützen!
„So viel zu dem „Wir wollen die BESTEN haben“.“
Wir wollen AUCH die „Besten“, aber eben auch viele, viele andere!
csThor | 01. Dezember 2016 – 14:06:
“ .. Es hat durchaus etwas von Verzweiflung und „Volkssturm“ (man möge mir den Vergleich verzeihen, er paßt aber auch zu perfekt). …“
Verzweiflung – vielleicht. Volkssturm – in jeder Hinsicht völlig daneben, was Sie da äußern. Denken Sie mal drüber nach. Wenn Sie das nicht weiterbringt – es gibt genug Lektüre. Lesen!
Nun zu meiner Sicht bezüglich der Initiative: Die Bw braucht nicht nur Häuptlinge, sondern vor allem auch Indianer. Und das schreib ich ohne jeden Standesdünkel, denn ich war selbst Indianer und hab mich „von der Pike auf hochgedient“.
Die DEU Streitkräfte hatten in so ziemlich jedem Krieg Männer, die aus unterschiedlichsten Gründen weder Berufs- noch Schulabschluss vorweisen konnten – und dennoch zu brauchbaren, guten bis zu hoch dekorierten Soldaten (Beispiele gibt es u.a. bei den Scharfschützen) wurden. Meines Erachtens sollte diese bislang wenig beachtete Gruppe für die Laufbahn der Mannschaften mit attraktiven Angeboten – insbesondere für eine berufliche Qualifikation – intensiv umworben werden. Ohne den hinteren Kampfraum geht nix – und das gilt im übertragenen Sinne für alle Truppengattungen und OrgBer.
Hans Schommer
@Hans Schommer | 01. Dezember 2016 – 20:34
+1
„Ohne den hinteren Kampfraum geht nix – und das gilt im übertragenen Sinne für alle Truppengattungen und OrgBer.“
+1
@Hans Schommer | 01. Dezember 2016 – 20:34
Ihre Worte möchte ich gern unterstrichen wissen.
@Hans Schommer; goldrichtig! Und die von Ihnen angesprochene Gruppe geht nicht wg. FKK zur Bw, sondern wg. Förderung und Forderung.
Koffer | 01. Dezember 2016 – 20:27
“ … Die Bw ist eine der wenigen Organisationen, die vom IQ 70 bis zum IQ 140+ für jeden etwas bieten kann. …“
Werter Koffer, diese Ihre Einschätzung ist m.E. nicht zutreffend. Eher ist es so, dass nahezu alle im Dienstleistungs- und Gewerbebereich tief aufgestellten Organisationen (öffentlich-rechtlich wie auch privatrechtlich aufgestellte Anbieter) Ihr IQ-Spektrum vollumfänglich abdecken. Schauen Sie sich um – Sie werden mir zustimmen müssen: Bundeskanzleramt, Kommunale Betriebe, Post, Bahn, Hochbau, Tiefbau etc.)
Hans Schommer
Der erstaunlich kurze Weg vom „Staatsbürger in Uniform“ zu „Wie-krieg-ich-noch-jemand-in-Uniform“.
Und nochmal die Frage: Was ist jetzt so neu daran?
Aktuelle Einstellungsvoraussetzung Mannschaftslaufbahn egal ob FWDL oder SaZ -> 9 Jahre Schulpflicht erfüllt.
Verpflichtet sich der oder diejenige nun für 4 Jahre, erwirb er oder sie im Anschluss an die Dienstzeit zum einen 12 Monate Übergangsgebürnisse in Höhe von 50% des letzten Gehaltes (oder 90% wenn der oder diejenige in diesem 12 Monatszeitraum eine Vollzeitbildungsmassnahme absolviert!) und hat zusätzlich noch Geldmittel von ca 5000€ zur Verfügung (verwaltet durch den Berufsförderungsdienst) um Bildungsmassnahmen zu bezahlen!
Im übrigen, Einstiegsgehalt als SaZ Unterster Dienstgrad: 1760 € netto!
„Einzige“ Hürde ist der Einstellungstest. Wer dort natürlich gewisse Grundfähigkeiten (CAT, Arzt, Sporttest u Gespräch PrüffOffz+Psychologe) nicht bringt kommt auch nicht zum Bund
Die negativen Stimmen zum Thema EU-Ausländer in der Bundeswehr kann ich nicht nachvollziehen. In mehreren deutschen Länderpolizeien und in den Polizeibehörden des Bundes gibt es schon lange für Bewerber mit einer EU-Staatsangehörigkeit eine reguläre Zugangsmöglichkeit. In Hessen z.B. sogar in Ausnahmefällen für Drittstaatsangehörige. Die sind Beamte mit allen Rechten und Pflichten und kein bißchen besser oder schlechter als die „Bio-Deutschen“.
Und nun zur Bundeswehr: Kann mir bitte mal jemand verständlich erklären, warum ein Kamerad mit ausländischen Wurzeln ein schlechterer oder sonstwie ungeeigneterer Soldat sein soll? Und zwar ohne dass es in rassistische oder nationale Vorurteile oder in Argumente aus dem 19. Jahrhundert abgleitet? Danke im Voraus, bin echt schon sehr gespannt.
Sorry, aber diese Diskussion halte ich für flüssiger als flüssig.
Im Übrigen ist auch die Einführung, des EU-Staatsbürgers eine neue Wortkreation der UvdL. Es gibt keinen Europäischen Staat und somit keine EU-Staatsbürger (auch wenn sich manche das wünschen mögen). Ich empfinde daher auch aus diesem Grund den Ansatz die Bw für EU-Bürger zu öffnen als in vielerlei Hinsicht zweifelhaftes Ansinnen.
@Hans Schommer | 01. Dezember 2016 – 21:03
Schauen Sie sich um – Sie werden mir zustimmen müssen: Bundeskanzleramt, Kommunale Betriebe, Post, Bahn, Hochbau, Tiefbau etc.)
Grundsätzlich finden in vielen Organisation niedrig- und mittelqualifzierte ein Auskommen.
Aber der Umfang und die Bandbreite innerhalb der Bw sehe ich in keinem anderen Betrieb.
Bsp. BK: natürlich gab es da früher auch den einfachen Dienst (Bürobote), aber der wurde in der Zwischenzeit abgeschafft (die letzten dürften auslaufen oder schon ausgelaufen sein) und der immer noch vorhandene Bedarf an Hilfstätigkeiten (Hausmeister, Reinigung etc.) wurde extern vergeben. Also: kein niedrigqualifzierten mehr.
Bsp. Bau: hier gibt es in der Tat viele Niedrigqualifizierte, aber der Anteil der hochqualifizierten ist signifikant (!) niedriger als bei uns und an höchstqualifizierten (post-doc Raketenwissenschaftler), gibt es dort gar keinen Bedarf.
@Sailor | 01. Dezember 2016 – 21:06
Nichts ist neu an der Möglichkeit ohne Schulabschluss zur Bw zu gehen. Das gab es schon immer (bzw. schon sehr lange).
Aber jetzt geht es darum mehr Bewerber ohne Schulabschluss zu gewinnen und ihnen gleichzeitig (das ist neu!) eine strukturierte Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeit zu geben (nicht erst via BFD im nachhinein und dann ohne interne Aufstiegsmöglichkeit wie bisher).
@Hinz | 01. Dezember 2016 – 21:11
+1
Sailor | 01. Dezember 2016 – 21:06
„Einzige“ Hürde ist der Einstellungstest. Wer dort natürlich gewisse Grundfähigkeiten (CAT, Arzt, Sporttest u Gespräch PrüffOffz+Psychologe) nicht bringt kommt auch nicht zum Bund“
Richtig, aber das wird man nun mit IBUK‘ Weisung grosszuegig tolerieren bzw ignorieren. Die Zahlen sollen stimmen und die Truppe wird’s schon richten…
Ex-Soldat | 01. Dezember 2016 – 21:05:
„Der erstaunlich kurze Weg vom „Staatsbürger in Uniform“ zu „Wie-krieg-ich-noch-jemand-in-Uniform“.“
Das ist doch so überhaupt kein Thema.
Sailor | 01. Dezember 2016 – 21:06:
„Und nochmal die Frage: Was ist jetzt so neu daran?“
Neu dran ist, das was da weiter oben steht. Einfach mal lesen!
Hinz | 01. Dezember 2016 – 21:11:
„Und nun zur Bundeswehr: Kann mir bitte mal jemand verständlich erklären, warum ein Kamerad mit ausländischen Wurzeln ein schlechterer oder sonstwie ungeeigneterer Soldat sein soll?“
Erstmal ist Ihre Frage falsch gestellt – weil um die „Wurzeln“ geht es nicht! Die Regel ist einfach: Kein Deutscher => kein deutscher Soldat => kein Kamerad – so die derzeitige Rechtslage. M.E. gut so.
Denn nur wer sich ohne Offenhalten einer Hintertür zu seinem Diensteid bekennen muss, taugt zum „Staatsbürger in Uniform“. Und nur die oder der kann ein glaubwürdiges (und verlässliches) Treueverhältnis zu unserem Staat begründen. Denn sie oder er weiß, dass dessen Bruch eine negative Sanktionierung nach sich ziehen wird, der er/sie sich mit den Winkelzügen über eine Zweit- oder Dritt-Staatsangehörigkeit eben nicht entziehen kann.
Hans Schommer
So richtig die Anmerkungen a la es braucht auch Indianer oder Menschen ohne Bildungsabschluss haben in der Vergangenheit Großes geleistet, richtig sind. Es geht in diesem Fall nicht um wenige Ausnahmen sondern eine Strategie. Ich habe an der Bw immer die Auftragstaktik geschätzt. Daneben muss heute auch der „einfache Soldat“ in der Lage sein recht komplexe Waffensystensysteme zu bedienen. Beides bedingt einen gewissen Mindestbildungsgrad. Die Beurteilung in wie weit dieser heute immer gewährleistet ist überlasse ich aktiven Kameraden. Eine Absenkung Zulassungsvoraussetzungen, bzw. die „Einführung“ zusätzlicher Ausbildungshemmnisse wie z.B. sprachliche Schwierigkeiten (EU-Bürger) steigert automatisch das Risiko, dass die dafür notwendigen Fähigkeiten nicht zur rechten Zeit hinreichend vorhanden sind. Daneben wird sich zeigen wie begeistert unsere europäischen Verbündeten von der Idee sind. Es gab mal die stark kritisierte Abwerbung von ostdeutschen Lehrern durch westdeutsche Bundesländer auf Basis signifikant unterschiedlicher Gehälter. In Anbetracht dessen, dass 2011 das Gehalt eine italienischen Majors Mitte 30, verheiratet 1 Kind bei knapp 2000 € Netto lag (was auch immer das jetzt sein mag), stellt die Bw möglicherweise eine zu verlockende Alternative für den auch in anderen Ländern schrumpfenden Personaltopf von Menschen dar, die bereit sind sich in Einsätzen tödlichen Gefahren zu stellen.
@Koffer
Da bin ich dann ja mal auf die Umsetzung gespannt. Mein Tipp: Es bleibt erstmal bei 4 Jahren Verpflichtung, davon dann 1 Jahr die schulische Qualifizierung (Sozusagen eine „Schul-ZAW“). Bei bestehen muss ja dann zwangsläufig und automatisch die Zulassung zur
Uffz-Laufbahn kommen. Dort geht’s dann weiter mit Berufs-ZAW und Laufbahnlehrgängen usw. Dann haben wir nach Einstellung geschätzte 5 oder 6 Jahre später einen hoffentlich ausgebildeten Soldaten auf Dienstposten, wenn denn die Lehrgänge auch alle zeitnah hintereinander ablaufen und bestanden(!) werden…
Da wäre es meiner Meinung nach Schlauer die grundsätzliche ZAW Kapazität massiv auszubauen und mich als Bundeswehr noch gezielter auf angehende Haupt/Realschüler zu konzentrieren denen man dann auch eine entsprechende Berufsausbildung anbieten kann. (Nicht so wie heute, wo es gefühlte 100* ZAW Stellen Kfz-Mechatroniker bundesweit gibt aber Bewerber gefühlt 300-400*. Die aber schon einen entsprechenden Schulabschluss mitbringen!)
Für den Mannschaftsoldaten im Truppendienst/Kampftruppe würde in dem Fall ja im Anschluss keine berufliche Weiterbildung kommen, d.h. Verbleib in der Mannschaftslaufbahn. Aber da wette ich drauf dass in dem Fall die „Schul-ZAW“ mit Sicherheit auf den BFD-Anspruch nach der Dienstzeit gegengerechnet wird.
*Zahlen frei erfunden, nur zur Veranschaulichung
@ Sailor | 01. Dezember 2016 – 21:06
Ihre Zahlen hinsichtlich Übergangsgebührnissen stimmen so nicht: ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung (§ 11 (3) SVG)
(3) Die Übergangsgebührnisse betragen 50 vom Hundert der Dienstbezüge des letzten Monats; war ein Soldat auf Zeit im letzten Monat ohne Dienstbezüge beurlaubt oder teilzeitbeschäftigt, gelten als Dienstbezüge die dem letzten Dienstgrad entsprechenden Dienstbezüge. Bei der Berechnung ist der Familienzuschlag (§ 47 Absatz 1 Satz 1) bis zur Stufe 1 zugrunde zu legen. Die Übergangsgebührnisse erhöhen sich um einen Bildungszuschuss, der auf Antrag gewährt wird, wenn und solange während des Bezugszeitraums an einer nach § 5 geförderten Bildungsmaßnahme in Vollzeitform teilgenommen wird; in diesem Fall beträgt der Bildungszuschuss 50 vom Hundert der Dienstbezüge des letzten Monats. Liegen die Voraussetzungen des Satzes 3 nicht vor, erhöhen sich die Übergangsgebührnisse auf Antrag um einen Versorgungszuschuss in Höhe von 25 vom Hundert der Dienstbezüge des letzten Monats. Einkünfte auf Grund einer geförderten Bildungsmaßnahme werden auf den Bildungszuschuss angerechnet.
In den 12 Monaten Förderungsanspruch, die ein SaZ 4 „neues Recht“ hat, kann er grundsätzlich einen höheren Bildungsabschluß an derBundeswehrfachschule erwerben – und manche BwFs schaffen es – gemeinsam mit dem Bfd -, daß auch Soldaten ohne Hauptschulabschuß diesen in noch kürzerer Zeit erwerben können. Falls diese das wollen und mitziehen … was nicht immer der Fall ist. Vor einiger Zeit wurde ein Pilotprojekt an der BwFs Hannover zum Erwerb des Hauptschulabschlusses während der Dienstzeit mit entsprechenden Kandidaten durchgeführt – über das Ergebnis schweigt des Sängers Höflichkeit … der in § 5 (8) SVG bereits aufgeführte Minderungstatbestand „Erwerb Hauptschulabschluss“ kam nicht zum Tragen …
@Hans Schommer | 01. Dezember 2016 – 21:42
„Erstmal ist Ihre Frage falsch gestellt“: Vermutlich. Geht ja gar nicht anders.
Wer verteidigte den französischen König gegen die Revolutionäre, einen Verrat ablehnend…
Ich pflege Soldaten auszuheben, nicht Sie zu kaufen – eine ungesunde Antwort Galbas an die Prätorianer, die Nero für dieses Gold ermordet hatten.
Von mir aus dem Bällebad kopiert und hier eingefügt:
„Edgar Lefgrün | 01. Dezember 2016 – 18:21
Ich erinnere mich an einen MKF/OG, seine Wiege stand östlich der Oder oder des Bug, er fuhr den Chef auf Dienstreise und als taktischem Führer, er fuhr den Bus, konnte mit dem Feldarbeitsgerät und dem Kran umgehen. Er besuchte die Abendschule und erwarb den Hauptschulabschluss. Er war keine Leuchte, er erwarb sich aber unsere Anerkennung.“
Lernen wir daraus!
Hans Schommer
Ich frage mich gerade welcher Kandidat besser ist (aus Sicht der Personalgewinnung für einen späteren Fw-DP).
1. Ein deutscher ohne Hauptschulabschluss
2. Ein 20 Jahre alter Italiener mit Hauptschulabschluss (aufgewachsen in DE)
3. Ein Ausländer der seit 5 Jahre in Deutschland lebt, mit Hauptschulabschluss und arabisch Kenntnisse.
4. Ein Ausländer der Abitur und Fachausbildung in Schweden abgeschlossen hat (spricht perfekt deutsch).
Vorausgesetzt alle setzen sich für das Grundgesetz ein und leisten den Eid ab, hätte glaube ich die Nummer eins schlechte Chancen.
Zugleich denke ich armes Deutschland. Jetzt kann jemand die Hauptschule abbrechen und bei der BW anfangen und seinen Hauptschulabschluss gegen Bezahlung abschließen.
Er erhält sogar mehr Erfahrungsjahre bis er den Fw-DP ausüben kann.
Ist der nicht abbrechende Hauptschüler der Dumme?
Da sendet die BW ein falsches Signal an die Schüler.
Haben wir dann noch mehr Kindersoldaten? (minderjährige)
Der Staat hat die Pflicht die Bildung auf dem normalen Weg zu fördern. (Schulabschluss vor Berufseinstieg.)
@Sailor:
Von 4 Jahren dann 1 Jahr Schule bei einem Gehalt von 1500 (?) € Netto als HG oder ähnlichem?
Und wenn der Soldat dann die BW verlässt ist er auf dem zivilen Markt genau was wert? Genau, nix.
@Hinz | 01. Dezember 2016 – 21:11
Die Belgische Armee bietet bereits heute EU-Bürgern die Möglichkeit sich als Soldat zu verpflichten, französische und/ oder flämische Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Die Resonanz ist aber eher marginal. Warum glaubt jemand hier soll das bei der Bw besser funktionieren?
@Ex-Soldat
Der Bildungsgrad vor der Bw ist für viele AVR bei Mannschaften in der Bundeswehr eher unbedeutend. Man lernt alles was man benötig in den Lehrgängen und im Dienst. Man erlebt wahre wunder bei der Zusammenarbeit mit jungen Menschen wenn man sie anerkennt und als Mensch schätzt. So lange keine geistige Einschränkung vorliegt ist das Vermitteln von Fähigkeiten und nötigem Wissen bei – motivierten – Menschen kein Problem. Kameradschaft gepaart mit guter Führung und Fürsorge (siehe (ZDv 10/1) ist der Schlüssel zum Erfolg.
Mir scheint es so, als würde das Problem von einigen ein bißchen zu grundsätzlich diskutiert. Anküpfend an Hans Schommer | 01. Dezember 2016 – 22:26: Es gibt genügend Leute, die auch ohne formalen Abschluss ordentliches leisten und ebenso viele die trotz ordentlicher Abschlüsse nix auf die Reihe kriegen. Also muss es doch m.E darum gehen, den Werbern/Personalern so viel Spielraum zu verschaffen, dass sie die brauchbaren Bewerber auch einstellen können. Das heißt doch nicht, dass dann automatisch alle ohne Abschlüsse genommen werden müssen. Untergang des Abendlandes geht anders. Ein bißchen Vertrauen sollte doch vorhanden sein in das Urteilsvermögen der Kameraden, die über die Einstellungen entscheiden.
@ht
weiß jetzt nicht auf was Sie genau hinauswollen, aber bezüglich des finanziellem:
Das Einstiegsgehalt eines SaZ mit dem untersten Dienstgrad (Matrose/Flieger/Schütze) beträgt aktuell bereits ca. 1760 € netto! Das heißt, jemand der sich für 4 Jahre verpflichtet wird in dieser Zeit auf jeden Fall(*) nach 3 Monaten Gefreiter, nach 6 Monaten Obergefreiter und nach 12 Monaten Hauptgefreiter. (Die erforderliche Dienstzeit zur Beförderung zum Stabsgefreiten hab ich grad nicht im Kopf)
Bedeutet das man nach 12 Monaten als Hauptgefreiter von seinem Einstiegsgehalt von ca 1760€ netto schon auf ca 1850-1900€ netto gestiegen ist.
(*Disziplinarische Verfehlungen etc. mal außen vor gelassen)
Für mich stellt diese ganze Geschichte (Schulabschluss nachholen während der Dienstzeit) meiner Meinung nach nur PR-Wirksames Getöse ohne wirklichen Mehrwert für die Bundeswehr dar.
Es sei denn die Einstellungsvoraussetzungen für die FachUffz-Laufbahn in Verbindung mit einer ZAW-Maßnahme werden entsprechend gesenkt. Denn wer bekommt den heute als Schulabgänger eine ZAW? Wohl eher der Realschüler/Abiturient als der Hauptschüler.
(Genauso übrigens im Bereich der zivilen Ausbildungen in den Ausbildungswerkstätten der Bundeswehr bzw. den Bundeswehrdienstleistungszentren)
Nun bilde ich also in der Mannschaftslaufbahn Hauptschüler aus, damit diese sich dann nach erreichen des Abschlusses zumindest theoretisch für die FachUffz-Laufbahn (Einstellungsvoraussetzung FachUffz mit ZAW gem. Soldatenalufbahnverordnung: mindestens Hauptschulabschluss oder Hauptschulabschluss + Berufsausbildung oder mittlere Reife, noch nicht vollendetes 29. Lebensjahr am Tag des Dienstantritts) bewerben können. Bei der dann folgenden Eignungsprüfung mit erweiterten CAT-Testung etc. werden sich sicherlich die wenigsten gegen die Konkurrenz aus Realschülern und Abiturienten durchsetzen.
Und wer sagt denn das jemand, der es im normalen Schulleben bislang nicht hinbekommen hat, dies bei der Bundeswehr plötzlich besser hinbekommt? Wenn es nur aus Gründen der (Lern-)Disziplin bislang nicht geklappt hat, ok, in solchen Fällen kann die Bundeswehr sicherlich hilfreich sein. Wer es allerdings aufgrund (nicht vorhandener) geistiger oder sozialer Fähigkeiten/Kompetenzen nicht hinbekommen hat, der wird es meiner Meinung nach auch bei uns nicht schaffen.
Genauso die Geschichte Feldwebel Fachdienst nach dem 30. Lebensjahr. Alles schon längst normaler Alltag.
Bei aller Strategie des BMVg, irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die Lw noch immer das Gegenteil macht.
Durch die Rekalibrierung und ausstehenden Standortschließungen (und Ausbildungswerkstätten) wird noch mehr erfahre es und gut ausgebildetes Personal entsorgt.
Wohl nirgend steht geschrieben, vielleicht auch nicht so geplant, dass Soldaten ohne Hauptschulabschluss sich auf diesen im Vollzeitunterricht vorbereiten.
Dem Tagebuch meines Verbandes aus der Gründungszeit der Bw konnte ich entnehmen, Soldaten bereiteten sich auf den Volksschulabschluss vor im Unterricht nach Dienstschluss.
Eine automatische Zulaung zur Laufbahn der Unteroffiziere nach Erwerb des Hauptschulabschlusses gäbe es nicht, das bedürfte wohl dem Bestehen der Zulassungsprüfung. Ich musste als Unteroffizier für die Zulassung zur Laufbahn der Feldwebel eine Bildungsprüfung ablegen.
Anstelle sich an Kleinigkeiten aufzuhalten wäre es evtl mit Mehrwert auch auf weiter Punkte zu schauen. Das Bestandspersonal wird wohl einen anderen Focus haben als Schulabschluss zum Eintritt in die Bw. Viel wichtiger sind da die Veraänderungen in den Bereichen Durchlässigkeit der Laufbahnen, Qualifikation, Mobilität, Reservedienst, Förderung von Vielfalt sowie die Modernisierung von Statusverhältnissen.
@ Edgar Lefgrün | 02. Dezember 2016 – 8:53
Wohl nirgend steht geschrieben, vielleicht auch nicht so geplant, dass Soldaten ohne Hauptschulabschluss sich auf diesen im Vollzeitunterricht vorbereiten.
******
Ich weiß nicht, weshalb mein gestriger Kommentar nicht veröffentlicht wurde, aber hier nochmals in aller Kürze: doch, es war (und ist wohl immer noch) geplant, daß der Hauptschulabschluß an der BwFs während des Dienstes nachgeholt werden soll. Pilotprojekt startete AFAIK in Hannover mit ganz mäßigem Erfolg – der Minderungstatbestand in § 5 SVG nimmt sich dessen nämlich genau an.
Oups, pardon für meine Blindheit – aber erstmals auf Handy gepostet und promt den Überblick verloren … mea culpa
@EF | 02. Dezember 2016 – 3:41
Keine Ahnung wo Sie jetzt das Problem sehen, für 1-4 gibt es jeweils einen Bedarf in der Bw und mit der gestrigen PersStrat gehen 1,2 u. 4.
Warum entweder oder?! Sowohl als auch! Und wenn man es mittelfristig richtig macht, dann geht auch noch 2 :)
@Zimdarsen | 02. Dezember 2016 – 9:10
„Anstelle sich an Kleinigkeiten aufzuhalten wäre es evtl mit Mehrwert auch auf weiter Punkte zu schauen.“
Absolute Zustimmung! Die Anzahl derjenigen, die ohne Schulabschluss von uns genommen werden dürfte (Schätzung) pro Jahr im niedrigen (!) dreistelligen Bereich liegen. Besser als nichts, aber wirklich noch nicht einmal annähernd das wichtigste in diesem Papier.
(Und die Sache mit den EU Ausländern, wird sogar vermutlich auf noch weniger zutreffen!)
„Viel wichtiger sind da die Veraänderungen in den Bereichen Durchlässigkeit der Laufbahnen, Qualifikation, Mobilität, Reservedienst, Förderung von Vielfalt sowie die Modernisierung von Statusverhältnissen.“
Ganz genau! Hier sollte man hinschauen, DAS wird nämlich massive Auswirkungen haben (im Guten wie im Schlechten!).
Auch der Verband äußert sich, begrenzt kritisch.
https://www.dbwv.de/C12574E8003E04C8/CurrentBaseLink/W2AG98U6057DBWNDE
Zur Frage der Anpassung des Soldatengesetzes bei Verwendung von EU-Ausländern, muss solches durchs Parlament?
Leider auch weiterhin nicht erörtert die Tatsache, dass der Staat mit seinen Streitkräften sich offenbar gezwungen sieht, auf Nichtdeutsche zur Garantie eigener Sicherheit zurückgreifen zu wollen (weil müssen?). Was sagt dies denn aus über den Zustand dieser Gesellschaft hinsichtlich Verantwortungsübernahme für eigene Sicherheit?
Dass osteuropäische arbeitslose junge Erwachsene auch im Mannschaftsrang in der Bw ihr El Dorado erblicken, bleibt unstrittig.
Die Gründungsbestrebungen einer europäischen Armee vorzuschieben erscheinen auf den ersten Blick aus Sicht der Pro-Fraktion folgerichtig. Sie treffen aber nicht ins Schwarze, denn dann wären sie bereits vor Jahren aufs Tapet gehievt worden, als – auch bereits aus der fiskalischen und politischen Not geboren – die Monstranz der europäischen Armee hochgelobt wurde. (Kennt jemand aus dem AG-Kreis irgendeinen europäischen Befürworter, dazu? Vorsicht: auch NLD nicht).
@ KPK
Das ist jetzt an sich aber wieder ein recht „metaphysischer“ Stein des Anstoßes, oder? Und Ihnen ist auch klar, daß niemand diese Frage stellen wird, weil diese „can of worms“ wird kein Verantwortlicher öffnen.
Ich hoffe der Hausherr erlaubt diese kleine Meinungsäußerung meinerseits und belegt mich nicht mit seinem Zorn: Hierzulande hat konventionelle militärische Kapazität keinen gesellschaftlichen Widerhall. Das hat nicht nur etwas mit der Desavouierung alles Militärischen nach 1945 zu tun, sondern vor allem mit der gesamtgesellschaftlichen Erfahrung des Kalten Krieges, wo es immer nur alliierte Nuklearwaffen waren, die wirkliche Abschreckung zu leisten schienen (zumindest in der Wahrnehmung). Angesichts der enormen konventionellen Überlegenheit des Warschauer Paktes blieb auch kaum eine andere Wahrnehmung übrig. Dazu kommt noch, daß die deutsche Gesellschaft in ihrer Gesamtheit kein wirkliches Bedrohungsempfinden hat. Konventionellen militärischen Kräften wird in so einem Umfeld (und v.a. bei unserer sozio-politischen Kultur) schnell die „Sinnhaftigkeit“ abgesprochen, eben weil wir hierzulande recht stabile Mehrheiten gegen deren Einsatz als Werkzeug der Außenpolitik haben. Wer sich nicht direkt selbst bedroht fühlt und wer nichts Ehrenwertes daran finden kann durch irgendwelche Staublöcher in Afrika zu stapfen, der wird auch kein Interesse am Dienst in den Streitkräften hegen.
Hm Ok.
Dafür muss sich ein Zimmermann oder Maurer mit Realschulabschluss + 3 Jahre Lehre und mind. 40h Woche aber ganz schön abackern.
Das verdient ja nicht mal eine angestellte Tierärztin.
Gut, zu wenig wird bei der BW nicht verdient. Daran kann die Personalnot zumindest nicht liegen.
@ ht
Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der Soldat nur die Abzüge der Steuer hat, denn bei freier Heilfürsorge und ohne Renten- und Arbeitslosenversicherung sind die Abzüge eben geringer (natürlich hat er dann auch keine Ansprüche aus diesen Versicherungen).
Also Brutto ist das Einstiegsgehalt für den Mannschaftsdienstgrad 2018 Euro und nach einem Jahr mit der Beförderung zum Hauptgefreiten liegt es bei 2139 Euro.
@ht
Da haben Sie recht, zumindest was die Mannschaftslaufbahn angeht.
Allerdings steht die Besoldung in den anderen Laufbahnen dazu in keinem gesunden Verhältnis.
Beispiel der Feldwebel im Fachdienst, der seine ganzen Lehrgänge + Meister/Fachwirtweiterbildung abgeschlossen hat.
Z.B. Hauptfeldwebel, ende zwanzig/anfang dreißig, ledig, keine Kinder, Erfahrungsstufe 2-3, der liegt dann bei ca. 2100 – 2250€ netto.
Der Hauptgefreite mit ähnlichem Alter und Erfahrungsstufe bekommt am Ende vll 200-300€ weniger netto, dafür dass er überspitzt gesagt 3 Monate Grundausbildung überstanden haben muss und es im Anschluss unfallfrei morgens zum Dienst schafft. (Ja ich weiß, dass es sehr wohl viele motivierte Mannschaftssoldaten gibt!)
Während der Feldwebel neben seiner Lehrgänge (Uffz/Fw-Lehrgang, Englisch SLP, ggf. Berufs-ZAW, Fach-ATN, Meister/Fachwirt) sowohl die fachliche Verantwortung als Meister als auch die Verantwortung als militärischer Vorgesetzter zu tragen hat.
In der Mannschaftslaufbahn schmeißen wir die Soldaten mit Geld zu (gemessen an Einstellungsvoraussetzung, späterer Verantwortung/Ausbildung), in den anderen Laufbahnen wird meiner Meinung nach im Verhältnis zur Mannschaftslaufbahn zu wenig gezahlt.
@ Sailor
Bruttobesoldung HFw, Erfahrungsstufe 3, 2718 Euro/Monat (ab Feb. 2017) ohne event. Zulagen
Also 2100 – 2250 Euro/netto ist wohl etwas tief gestapelt !
@csThor
Ich bedanke mich ausdrücklich für Ihren Beitrag. Endlich einmal ein Nachdenken über Ursachen mit Hintergrund, die über die Wende hinaus gehen und sich an Ursachen orientieren.
Exakt die Stichworte „Desavouierung alles Militärischen“, „konventionelle Überlegenheit des WP“ und angebliche Lehren daraus etc sind es, die jedwede inhaltliche Streitkultur zu Sinn und Zweck deutscher Streitkräfte ff deren Ausgestaltung im Keime ersticken, da das Selbstverständnis staatlicher Sicherheitsvorsorge – so denn gegeben – hinterfragt wird.
Was unternimmt die staatstragende politische Klasse zur Abhilfe, denn noch gefährlicher kann es kaum werden.
SARC: Übergeben wir alles Militärische an die Legion Étrangère, samt EP 14!
Das Deutschland beliebige Formen der Freiwilligengewinnung organisatorisch auf die Reihe kriegt und auch wohlfeil nach eigener sicherheitspolitischer Auslegung gegenüber dem Bürger ableiten kann, ohne Frage machbar. Worthülsen ohne produktiv verwertbaren Inhalt unters desinteressierte Volk zu streuen, das hatte wir stets drauf, Beispiele gefällig? „Lieber rot als tot“, „Bw: immer schön friedlich bleiben“ (musste ich mal befehlsgemäß auf meinen Chef-KPz kleben), „ohne mich“, ließe sich beliebig fortsetzen.
Folge in mittlerweile 5-6 Generationen, foreigner: the Army wants YOU!
Mir würde die (mögliche?) Kombination „EU-Ausländer“ + „Ohne Schulabschluss“ + „Mangel an Freiwilligen“ schon Sorge bereiten.
Hans Schommer
Ähm,
Nachversicherung auf Grundlage des Bruttoentgeldes wird doch später gezahlt.
Das heißt der Feldwebel mit ~2700€ Brutto hat von vornerein mehr und hat später keine Nachteile?!
@Georg
Schön dass es ab Februar nächsten Jahres so ist. Bis dahin bleibt es dann eben bei den ca 2250€ netto.
Gut wenn der oder die Soldatin nicht in der Kirche ist oder keinen Wert auf Vermögeswirksame Leistungen legt dann kann es natürlich sein dass Er oder Sie auch gerne 2300€ oder 2350€ netto bekommt. Macht den Kohl meiner Meinung nach aber auch nicht Fett.
Nur das man mich nicht falsch versteht. Ich finde nicht, dass man als Feldwebel zu wenig verdient, nur eben in Relation zum Mannschaftssoldat, gemessen an Aufgabe und Verantwortung
Ich denke nicht das der Ansatz die BW für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger zu öffnen zielführend ist. Mit den Schulabbrechern verfolgt man die Strategie sie durch nachholen des/der Schulabschlüsse „langfristig“ an die BW zu binden.
Alles in allem sind die politisch Handelnden doch selbst schuld das die BW personell wie materiell so marode dasteht wie sie jetzt ist. Über Jahre wurden die Streitkräfte konsequent totgespart und massivst verkleinert. Dadurch erweckte und förderte man den Endruck das es sich sowieso nicht lohnt zur BW zu gehen weil die auch keine Leute mehr brauchen.
Die Personalstrategie der Frau Verteidigungsministerin wird scheitern, das ist jetzt schon klar.