Piraten vor Somalia wieder aktiv: Angriff auf deutschen Chemietanker war Seeräuber-Attacke
Zum Mitplotten (und deshalb hier nachgetragen): Ein Angriff auf einen Chemikalientanker einer deutschen Reederei vor der Küste Somalias am 22. Oktober ist somalischen Piraten zuzurechnen – und damit der erste offiziell registrierte Angriff auf ein Handelsschiff seit zweeinhalb Jahren. Die EU-Antipirateriemission Atalanta bestätigte (bereits am vergangenen Freitag), dass der Tanker CPO Korea, bereedert von der Hamburger Reederei Offen Tankers, von Piraten aus dem ostafrikanischen Land gekapert werden sollte:
The Operation Commander of the EU Naval Force (Somalia), Major General Rob Magowan CBE, has reiterated the need for continued vigilance at sea after a chemical tanker, CPO Korea, was reported as being attacked by six armed men 330 nautical miles off the east coast of Somalia on 22 October. The attack was confirmed after a thorough investigation into the incident.
During the attack a number of shots were exchanged between the six armed men, who were in a fast-moving skiff, and the armed security team on board CPO Korea.The suspected pirates eventually broke away after CPO Korea’s crew successfully implemented self-protection measures by increasing speed, altering course and rigging fire hoses to thwart the attack. CPO Korea was able to continue her transit in the Indian Ocean, with no casualties reported.
This is the first reported attack on a merchant vessel off the coast of Somalia in two and a half years. It comes after 26 hostages from fishing vessel, Naham 3, were released on 22 October after being held by Somali pirates for four and a half years.
Nach Informationen des Blogger-Kollegen von Bruxelles2 ereignete sich der Angriff im berüchtigten Pirateriegebiet vor Somalia,wie schon die Attacken in früheren Jahren. 330 Seemeilen (gut 600 Kilometer) ist allerdings schon ziemlich weit draußen auf See.
Atalanta ist zwar weiterhin vor Ostafrika präsent, allerdings mittlerweile nur noch mit zwei Schiffen: der niederländischen Fregatte Tromp und der spanischen Fregatte Santa Maria Korektur: dem spanischen Patrouillenboot Relampago. Außerdem gehören je ein Seefernaufklärer der Deutschen Marine und Spaniens zur EU-Mission.
(Foto: Die Seefernaufklärer aus Deutschland und Frankreich in Djibouti – EUNAVFOR Atalanta; Karte: OpenStreetMap)
Amgesichts der schwachen Kräfte vor Ort trauen sich die Piraten wohl wieder aufs Meer. Die Deutsche Marine sollte also schnellstens wieder ein Schiff für die EU-MIssion auftreiben. Ohne mehr Kräfte vor Ort wird es sonst wieder viel mehr Überfälle geben.
Interessant ist die Tatsache, dass der Tanker bewaffnetes Sicherheitspersonal an Bord hatte. Ein effektiver Schutz, wie man sieht. Hochbordige Schiffe sind bei Gegenwehr mit Schusswaffen von Piraten kaum zu entern.
@Closius …
Egal welchen Artikel T.W. auch einstellt, von Ihnen liest man meist sofort refelxartig „Deutschland muss wieder mit Kampftruppen nach Kundus“, „Deutschland muss am liebsten in Divisionsstärke in den russischen Vorgarten“, „Kampftruppen nach Mali“, „Deutsche Marine zurück ans Horn von Afrika“… Sudan wackelt ja auch gerade…
Haben Sie sich gelegentlich einmal mit dem deutschen LoA sowie den derzeit bereits schon geleisteten Umfängen an Einsätzen unserer Streitkräfte befasst? Plus Vor- und Nachbereitung, zugesicherte (und lange z.T. für Spezialpersonal bereits ignorierte) Einsatzruhepausen, reguläre Laufbahnausbildung, usw. usw.?
Es zwickt an allen Ecken und Enden. Wir fahren bereits bei den jetzt bestückten Einsätzen auf Verschleiß, machen Kunstgriffe ala‘ „beim Passieren des Mittelmeeres gehört das jeweilige Boot/Schiff mal schnell für 1 1/2 Wochen zur SNMG 2“ oder das EUBG Kontingent an Tigern wird für Mali verbraten. Zu Hause klaffen Lücken bei Aus- und Weiterbildung, Grundversorgung und Übung weil Material und Personal natürlich unter Aufbringung aller Bauchschmerzen irgendwo zusammengekratzt und prioritär in die Einsätze geschickt wird. Soviel sollten Sie als regelmäßiger Nutzer von AG doch wohl nun mittlerweile hier mitbekommen haben.
Deutschland ist weder alleiniger Weltpolizist noch besteht ein gesellschaftlicher Mehrheitswille, zu einem solchen zu werden. Das können Sie persönlich gern doof finden, aber die haushaltärischen und politischen Realitäten der Schwerpunktsetzung in diesem Land sind andere. Und so lange sich dies in einem gesamtgesellschtlich befürworteten Umdenken nicht ändert, sollten wir erst einmal anfangen, unser Engagement mit den – leider begrenzten – verfügbaren Mitteln auf ein gesundes Maß in Einklang zu bringen.
Just my 2 Cents
Laut der „Live Piracy Map“ auf icc-css.org gab es im im Golf von Aden (allerdings „gegenüber“, vor der jementischen Küste) je einen (erfolglosen) Angriff im April und im Mai 2016.
@Fux: Ich habe mich nie für die 41 Stundenwoche ausgesprochen und lehne dies ab, weil diese die Personalproble – vor allem der Marine – weiter verschärft und würde die Soldaten weiterhin auf ihren Schiffen schlafen lassen. Ich hätte die Schnellboote jetzt nicht außer Betrieb genommen, würde nicht weitere F 122 außer Betrieb nehmen, sondern hätte vielmehr geprüft, schon außerdienst gestellte F 122 wieder in Dienst zu stellen.
Die Zahl der Marinesoldaten sinkt zwar leider wieder, aber es ist die Frage, ob dies eben nicht auch die Folge davon ist, daß die Soldaten nicht mehr auf den Schiffen schlafen dürfen. Jedenfalls ist die Zahl der Schiffe derart reduziert worden in den letzten Jahren, daß es nicht erklärlich ist, wenn immer noch kein Personal da sein soll. Allein die Außerdienststellung der letzten 4 Schnellboote hätte 144 Marinesoldaten frei machen müssen.
Ich hätte die BW auch längst für EU Auslänger geöffnet und wenn ich die BW Stärke von heute und von 1985 vergleiche, dann sind die Kampftruppen überproportional reduziert worden und Stäbe, Kommandos und Unterstützungskräfte aufgebläht worden. Es müsste also mehr Personal vorhanden sein, wenn mann die BW besser organisieren oder entbürokratisieren würde.
Deutschland hat einen Haushaltsüberschuß, so daß es auch nicht am Geld fehlen würde, wenn die Politik sich mehr für Sicherheitspolitik interessieren würde. Vor allem aber habe ich den Eindruck, daß Frankreich, was nicht mehr Geld für seine konventionellen Streitkräfte ausgibt als wir(sein mehr geht in die Atomstreitkräfte), mehr Personal und Material hinbekommt als die BW mit dem gleichen Geld, was schon peinlich ist für Deutschland!
Deshalb dürfen sie mir gerne weiterhin vorwerfen, ich wäre für zuviel Auslandseinsätze, aber unsere Struktur ist doch angeblich für 10.000 Soldaten im Ausland gleichzeitig ausgelegt und davon ist nur ein Drittel im Einsatz,. so daß noch 6.3000 Soldaten von diesen 10.000 Soldaten für Auslandseinsätze verfügbar sein müssten.
Und wenn VDL dies nicht hinbekommt, dann soll sie den Offenbarungseind leisten und sofort mehr Personal einstellen, nachdem wir ja angeblich viel mehr Bewerber haben, als die BW nehmen will.
Falls Trump in 2 Tagen die Wahlen gewinnt, müssen wir vielleicht bald den Weltpolizisten spielen, weil dann die USA sich vielleicht zurückziehen aus Europa, ob wir wollen oder nicht und Russland dies sonst zu neuen Eroberungen nutzen könnte.
Das Frau Merkel der Mut fehlt,. um eine offensive Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu vertreten ist mir auch klar, aber dies heißt nicht, daß dies in Deutschland nicht möglich wäre, mit einem starken Kanzler!
Ich halte die Reduzierung auf ein Kampfhubschrauberregeiment für Unfug und hätte schon längst weitere Kampfhubschrauber gekauft. Streiten sollte man sich nur darüber, ob Tiger mit Kanone, oder Apache oder ob man ein russisches Modell kauft.
Nur wenn der BW-Betrieb in Deutschland faktisch zusammenbricht, steigt der Druck auf die Politik vielleicht so an, daß diese sofort mehr Waffen, Munition und Personal bewilligen muss!