Nachgetragen: 24 ‚Marder‘-Schützenpanzer für Jordanien
Bereits in der vergangenen Woche hatte das Bundeswirtschaftsministerium den Bundestag über aktuelle Entscheidungen des Bundessicherheitsrats zur Genehmigung von Rüstungsexporten informiert – mysteriöserweise habe ich das bislang in keinem Medium gefunden. Deshalb trage ich die hier nach: Der wichtigste Posten ist ein Paket mit 24 Marder-Schützenpanzern für Jordanien; zusammen mit Maschinenkanonen 20mm für die Gefechtsfahrzeuge, einem Fahrschulpanzer und Ersatzteilen im Wert von knapp 13 Millionen Euro.
Die Genehmigung der Marder für das Königreich ist nicht überraschend; die Absicht, Jordanien mit diesen Schützenpanzern zur Grenzsicherung auszurüsten, war bereits im Mai bekannt geworden. Schon im vergangenen Jahr war dem Land die Lieferung von 600 Panzerabwehrwaffen genehmigt worden.
Die – recht übersichtliche – Liste der jüngsten Genehmigungen:
(Archivbild Juni 2015: Schützenpanzer Marder des Panzergrenadierbataillons 371 bei der Übung ‚Falcon Viking‘ auf dem Truppenübungsplatz Bergen)
Mir stellen sich zwei Fragen:
1. Sind mit den 28 Maschinenkanonen wirklich die Bordkanonen des Marder gemeint oder nicht viel mehr 20 mm Feldgeschütze, denn der Marder hat ja automatisch eine Kanone, warum sollte diese extra aufgezählt werden und in einer abweichenden Zahl zur Anzahl der Marder?
2. Kommen die 24/25 Marder aus den Beständen der BW oder aus den Beständen der Industrie?
@Closius
Damit man die BMK während Inst Maßnahmen tauschen kann und nicht ohne Hauptbewaffnung da steht? Und Instler müssen auch an irgend etwas lernen/üben.
@ Closius
Da bei der Ankündigung im Mai von einem finanziellen Volumen im Umfang von geschätzt 25 Mio € die Rede war, würde ich folgende Antworten auf Ihre Fragen für wahrscheinlich richtig halten:
* Die Marder kommen aus Bundeswehrbeständen und werden von RM vor Auslieferung überholt
* Der Marder und die Kanonen sind KWKG-genehmigungspflichtig, was aufgrund der unterschiedlichen Stückzahl zu separater Auflistung führt.
* Bei den Kanonen handelt es sich um das zum Marder gehörige Standardgerät. Es sind zusätzliche Geräte vorgesehen, damit Jordanien über einen Ersatzteil- bzw Austauschbestand verfügt.
Und: GRATULIERE, Sie haben es geschafft, mal einen Kommentar zu schreiben, der weder mehr Geld noch mehr Fähigkeiten oder Personal für die Bundeswehr fordert. Deswegen habe ich Ihnen besonders gerne geantwortet.
„Die – recht übersichtliche – Liste der jüngsten Genehmigungen“ ist fachlich in Bezug auf die 20mm BMK des SPz Marder FALSCH.
Die BMK RH 202 untergliedert sich GROB in drei Hauptbaugruppen
– das Rohr
– den DWGZ (=Drei-Wege-Gurtzuführer) und
– das Rohr.
Die obige Darstellung von „28 Ersatzverschlüsse Maschinenkanone(n) 20mm“ müsste daher lauten „28 Ersatz-Waffengehäuse …“. Der Verschluss ist Baugruppe des Waffengehäuses.
Wesentlich entscheidender ist allerdings die Frage der Ausbildung der Jordanier und, ob der SPz „nur“ als Kanonenwagen in Nutzung kommen soll, oder ggf. als tatsächlicher SPz, also mit „Hinterer Kampfraum (HK)“.
Die Kenntnis dieser Frage ließe nämlich Rückschlüsse auf die Verwendung samt dazugehöriger Ausb zu.
Das kennenlernen von Turm/T-MG und Waffe ist in einem straffen Programm in vier Wochen erlernbar.
Das Zusammenwirken in der „Kleinen Kampfgemeinschaft“ benötigt min drei MONATE.
Was macht man mit 31 Sidewinders? Das klingt für mich wie ein Posten den man eher in deutlich größeren Stückzahlen kauft.
@Hanz
Diehl BGT fertigt und wartet Sidewinder in Lizenz/Kooperation mit Raytheon. Dies betrifft auch LFK, die in Ländern wie SKOR oder PAK im Einsatz sind bzw. dorthin verkauft werden. Ohne Information über das finanzielle Volumen des Geschäfts ist es schwer zu beurteilen, ob die Ausfuhrgenehmigung neue oder gewartete LFK betrifft. In beiden Fällen ist eine Genehmigung erforderlich.
Sidewinder ist in SKOR bereits seit vielen Jahren und in großer Stückzahl eingeführt. Es kann sich also auch um eine Ergänzungsbeschaffung zu bereits bestellten handeln.
2 Wege-Gurtzuführer?
Ich denke, die aufgeführten Waffen sind „Waffe, vollständig“ – Baugruppen. Komplette Rh 202 als Reserve. Die aufgelisteten Ersatzverschlüsse gibt’s dazu. Aufgelistet sind die, weil ausfuhrgenehmigungspflichtig. Wechselrohre sind nicht aufgeführt, weil zur Waffe gehörend. Soweit die These eines FlaStOffz. Bei uns war das aber ähnlich mit BRA.
Und zu Schiff’s Frage: Die Kanone gibt es m.W. nur noch mit diesem Gurtzuführer im MARDER.
Hans Schommer
DWGZ
evtl. Verwechslung BMK und FK 20?
BMK meines Wissen zwei Wege-System und FK 20 drei Wege System….
Lange her….. ;-)
Da die Grenadiere die Bordkanone 20mm auch jedes mal ausbauen und in die Waffenkammer bringen, kann es auch sein, dass die tatsächlich nicht als ‚fest zum Panzer gehördend‘ gewertet wird und somit nicht Ersatz ist. Letztenendes aber auch wohl kaum entscheidend ob da ein paar 20mm Kanonen hin gehen oder nicht…
@ Schiff: Ich meine zu erinnern, dass das Teil korrekt DGZ = Doppelgurtzuführung heisst. Wird benötigt um per Schalter zwischen zwei Gurten wechseln zu können um zwei Sorten Munition verschiessen zu können.
eben.Oben steht 3 Wege.Den gabs bis Anfang der 80er mit einer Gurtzuführung.83 hatten wir 2 Wege mit 2 Munitionssorten und zwei Zuführungen.
Und hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Rh_202 alles zur RH 202, mit Zwei- und Drei-Wege-Gurtzuführer, sowie sämtlichen Varianten bei FSchJgTr, Jg, Pi, Art und NSchTr sowie Lw und Marine
Bei Wikipedia steht als Gurtzuführer DGZ für DoppelGurtZuführer. Den hatten wir auch an der Fk 20. Eventuell hat sich KPK etwas verpeilt?
Hans Schommer
Muss mich korrigieren. Hab noch eine alte U-Mappe gefunden. Wir hatten die Fk 20 auch mit Dreiwegegurtzuführer (DWGZ). Bei dieser MK 20 mm x 139 DM 5konnte in der Mitte noch ein Stangenmagazin mit panzerbrechender Munition eingesteckt werden. Die MK 20 mm x 139 DM 6 mit Doppelgurtzuführer soll im Marder verbaut sein.
Hans Schommer
Die FK-20 mm gibt es ja auch schon ein paar Tage lang nicht mehr.
Die gute Spatzenflak ;-)
Nachdem die Angelegenheit DWGZ geklärt scheint, nochmals die Frage der Ausbildung, die ich 09. November 2016 – 10:09 bereits angerissen hatte.
Es ist das Eine, 24 SPz Marder zu erhalten, das (völlig) Andere, diese sachgerecht einzusetzen. Wobei für mich als sachgerecht „panzergrenadiermäßig“ bedeutet.
Dies gilt es – in Munster – auszubilden, ggf mit Anschluss“Praktikum“ in einem PzGrenBtl, naheliegend dabei natürlich L92!
Genau,
DGZ Doppelgurtzuführer
bedeutet: AP-Panzerbrechend + HP- High Explosive
Mayer-Gronau
PzGrenOffz und OtL.d.R
@Mayer-Gronau | 10. November 2016 – 21:18
Sind Sie sicher, dass High Explosive bei Ihnen mit HP abgekürzt wird? Allgemein ist das ja eher als HE bekannt.
@Alpha November
HE = high explosive.
Mehr zu Munitionssorten bei http://wiki.fbfu.de/index.php?title=Munition
Im Grundsatz die Untergruppen AP, APCR, HEAT, HE, HESH mit jeweils diversen Abwandlungen.
Sehr merkwürdige Diskussion hier.
Das relevante scheint mir nicht der DGZ oder sonstwas zu sein, sondern die Entscheidung der Bundesregierung Jordanien die Beschaffung von SPz zu erlauben.
Somit wird der SPz Marder dich noch ein internationaler Erfolg:
Chile, Indonesien und Jordanien.
Zudem bleibt der Marder bis mindestens 2025 bei der Bundeswehr in der Nutzung.
Damit verbunden sind national und international nicht unwesentliche Folgemaßnahmen, um die Fahrzeuge in Nutzung zu halten. Daraus könnte sogar eine Art MARBEN (wie LEOBEN) entstehen. Denn die echten Themen kommen in der Nutzung – gerade bei einem 30 Jahre alten Waffensystem