Jihadisten-Gruppe stimmt Waffenruhe im Norden Malis zu
Diese aktuelle Meldung aus Mali ist noch unbestätigt: Die islamistische Rebellengruppe Ansar Dine hat einen Waffenstillstand für den Norden Malis angekündigt. Bislang gibt es dazu nur einen Bericht der Online-Webseite Malijet, aus der Meldung von AP dazu:
Members of an al-Qaida-linked Islamic militant group have agreed to a cease-fire in Mali at the behest of an influential imam.
A statement attributed to the group’s leader Iyad Ag Ghaly appeared on the Malijet website Sunday saying that his Ansar Dine fighters would abide by the request. (…)
Ag Ghaly said his group would respect a cease-fire on Malian soil, but added that they rejected all those who don’t follow their strict interpretation of Islamic Sharia law.
Der Originalbericht von Malijet hier; die deutsche Google-Übersetzung hier.
Was das im Detail bedeutet, ist noch offen. Insbesondere die Aussage von Iyad Ag Ghali, dass alle Personen zurückgewiesen würden, die die Scharia, das islamische Recht, ablehnen: nous rejetons toute personne qui rejette la charia. Das könnte ja auch auf die UN-Mission MINUSMA und die daran beteiligten nicht-islamischen Länder gemünzt sein.
Eine Übersicht über die Angriffe von Ansar Dine im Norden Malis gibt es beim Long War Journal.
(Archivbild: Beim Besuch des MINUSMA-Chefs Mahamat Saleh Anadif am 30. September 2016 sichert ein nigerianischer Blauhelmsoldat im Norden Malis – MINUSMA/Harandane Dicko)
…während die UN-Basis in KIDAL wird mit IDF belegt wird:
https://twitter.com/issalan_/status/792787819680915456
War das nicht eine der Gegenden, in denen Ansar Dine üblicherweise operiert?
Und gleichzeitig wird eine Gruppierung von Daesh anerkannt, welches aus dem Umfeld von Al-Mourabitoun resp. MUJAO stammt:
https://twitter.com/Weissenberg7/status/792836404963315712
https://twitter.com/MENASTREAM/status/792831943045939201
[Nein, dies ist nicht ein Mittel der internen Truppeninformation, deshalb können Begriffe wie Indirect Fire auch in Langfassung verwendet und ggf. erklärt werden. T.W.]
Sehr interessante Meldung, wobei auch mir nicht klar ist, ob es sich lediglich um eine weitere Abspaltung oder eine taktische Entscheidung handelt.
Bisher finden sich auch noch keine echten Analysen hierzu.
Erst vor wenigen Tagen gab es zumindest noch Angriffe:
http://www.longwarjournal.org/archives/2016/10/ansar-dine-claims-series-of-attacks-in-northern-mali.php
Es wäre interessant, ob die Bundesregierung hierzu bereits eine Ansicht hat und ob man diese komplexe Lage überhaupt durchdringt.
Auch seitens des DBwV wird heute die Ziellosigkeit und fehlende Koordination des Mali-Einsatzes kritisiert (Welt.de, „Soldaten sind enttäuscht von Feigheit der Koalition“).
[Sie jetzt auch mit der Unsitte, im Eintrag bereits gesetzte Links in den Kommentaren noch mal auszubreiten? Meint ihr alle, das gibt Fleißkärtchen? T.W.]
Lesenswerter Artikel zur Gesamtproblematik:
http://isnblog.ethz.ch/terrorism-technology/what-can-mali-teach-the-un-about-confronting-terrorism?fdx_switcher=true
Darin wird auch erwähnt, das schwedische MIINUSMA-soldaten am 11. Oktober 2016 nahe Timbuktu einen Selbstmordattentäter bei der Annäherung an eine Patrouille erschossen haben.
Wie bereits von TW erwähnt ist der Hauptpunkt der Erklärung von Ansar Dine das Verhalten ggü. MINUSMA.
@ Memoria:
Danke, DBWV auf Welt.de eben gelesen. Cooles Interview. Wird hoffentlich einige erreichen. Insbesondere wenn es nicht nur online, sondern vielleicht auch abgedruckt ist. Er spricht sicher vielen aus dem Herzen. Ich wusste gar nicht, dass das Weissbuch noch nicht im Parlament diskutiert wurde. Ist das so? Und der Mangel an Ausrüstung war mir klar, aber in Sachen Munition? Das wäre fatal. Airpolicing nur mit einer Handvoll Raketen etc.. Ich wusste nur, dass die Milan-Ausbildung bei nächster Lieferung in den Irak aufgegeben werden kann. Man sei jetzt schon nur noch bei einem Bestand von knapp über 1000 Raketen. Zu Mali: mein Bruder kam gerade aus Gao zurück. Was dieser erzählt hat, darf man keinem weiter erzählen. MunMangel, kapput angeliefertes Gerät etc.. Eine Abstimmung mit der Botschaft zum Thema Entwicklung oder sonstiges? Fehlanzeige. Er sagt, das läuft genauso wie in AFG :-(
In Mali existieren nach dem 2012 vor allem im NORDEN begonnen Krieg insgesamt vier zu beachtende größere rebellengruppen, ANSAR DINE (Verteidiger des Glaubens) ist eine davon.
Daneben sind zu beachten:
– MNLA = Mouvement National de Liberation de l`AZAWAD. Unter diesem Namen riefen Rebellen im Norden in 2012 einen (ihren) unabhängigen Staat aus. Der Ursprung von 2010 der der MNLA war durchaus zunächst ausschließlich politischer Natur, zur Reklamierung von kulturellen und ökonomischen Freiheitsrechten der TUAREG.
– MUJAO = Mouvement pour L`Unicite et le Jihad en Afrique de l`Ouest. Der Ursprung dieser Gruppierung ist nicht eindeutig geklärt. Jedoch existieren Hinweise auf MAURETANIEN. Als sicher ist jedoch anzusehen, dass es sich dabei um eine Abspaltung von AQIM (Al-Qaeda in the Islamic Maghreb) handelt.
– AQIM ist die Keimzelle des Dschihadismus im (islamischen) MAGHREB. AQIM hat algerische Wurzeln, sie zielen auf ein islamisches Emirat im MAGHREB und eben
– ANSAR DINE (wenige Ergänzungen zum Link) Die Gruppierung lebte seit Gründung in 2011 wesentliche von TUAREG, die ehemals libysche Soldaten waren, oder von GADDAFI ins Land geholte Söldner zur Aufstandsbekämpfung. Schwerpunkt der Aktivitäten war (ist?) AGUELHOK, KIDAL und TESSALIT.
Jochen | 31. Oktober 2016 – 8:24
Wie im oben erwähnten Interview und von Ihnen aufgezeigt, ist der sog. „verneztzte Ansatz“ nicht erkennbar. Und damit wird erneut den Streitkräften die Verantwortung über Erfolg/ Misserfolg der Entwicklung in Mali aufgebürdet. Ich frage mich, wann verantwortlich handelnde Politiker endlich das Kreuz haben, nicht nur davon zu reden, sondern auch entsprechend verantwortungsvoll einen vernetzten Ansatz gegen Ressortegoismen abzustimmen und dann umzusetzen.
@ Bin_dabei: +1
Nach unbestätigten Berichten wurden bei dem Angriff in Kidal 2 Hubschrauber beschädigt:
https://mobile.twitter.com/BnrdBond/status/792827410894946304
Wobei die Meldung für mich noch nicht ganz schlüssig ist (Hubschrauber aus Bangladesh? Wie groß sind die Schäden?) und daher sicher mit Vorsicht zu bewerten ist.
@Jochen:
„Zu Mali: mein Bruder kam gerade aus Gao zurück. Was dieser erzählt hat, darf man keinem weiter erzählen.“
Derlei Berichte von Rückkehrern werden immer häufiger.
Die Schlussfolgerung – gerade auch nach der Erfahrung in AFG – ist jedoch die falsche.
Jeder der die Probleme erkannt hat MUSS diese weiter erzählen“
… oder besser melden.
Zum einen auf dem Dienstweg (darauf drängen, dass unangenehme Dinge auch weiter gemeldet werden).
Zum anderen auch gegenüber dem Wehrbeauftragten – wenn der Eindruck entsteht dass auf dem Dienstweg Dinge verschwiegen oder Meldungen unterdrückt werden.
Zudem empfiehlt es sich in etwas allgemeiner Form das Gespräch mit Bundestagsabgeordneten zu suchen.
Andernfalls ist nur eines sicher, dass sich erst viel zu spät viel zu wenig ändert, da die wirkliche Lage gar nicht bekannt ist.
Siehe auch: http://augengeradeaus.net/2016/09/ein-deutscher-ansatz-fuer-lessons-learned-in-afghanistan-ein-abkommen-mit-einem-warlord/
@ Bin_dabei | 31. Oktober 2016 – 11:35
„Und damit wird erneut den Streitkräften die Verantwortung über Erfolg/ Misserfolg der Entwicklung in Mali aufgebürdet. Ich frage mich, wann verantwortlich handelnde Politiker endlich das Kreuz haben, nicht nur davon zu reden, sondern auch entsprechend verantwortungsvoll einen vernetzten Ansatz gegen Ressortegoismen abzustimmen und dann umzusetzen.“
Warum sollte man? Man hat doch einen hervorragenden schwarzen Peter gefunden, den man am Ende die Schuld zuschieben kann, ohne das andere Ressorts mit Schaden belastet werden….
Sehenswerte Dokumentation über den etwas größeren Kontext:
http://www.aljazeera.com/programmes/specialseries/2016/10/shadow-war-sahara-161009025023817.html
Auch wenn man die Thesen von Prof. Keegan zur wirtschaftlichen Motivation des amerikanischen Engagements nicht vollumfänglich teilen muss.
Gibts das Anschreiben an den Imam irgendwo auf Arabisch? Nur so liesen sich entsprechende Konnotationen darstellen. Da steht nämlich nicht, dass der Angriff auf „Ungläubige“ eingestellt wird.
Was da steht ist, dass Abstand von Angriffen auf Zivilisten und ziviles Eigentum genommen wird. Man distanziert sich daher von Terrorismus, nicht aber zwingend vom Dschihad in deren Verständnis.
Daher kann es gut sein, dass wir weiterhin Ziel von Angriffen sind… wie gesagt man braucht es auf arabisch oder eine kommentierte Übersetzung ins Englische/Deutsche.
@Fussgaenger | 31. Oktober 2016 – 13:30
Ja, dieser Eindruck drängt sich einem auf. Er ist hoffentlich nur subjektive Wahrnehmung von Unvermögen zur differenzierten Problemanalyse und folgender Entwicklung und Umsetzung von Lösungsstrategieen im Kontext einer durch ständiges Schielen auf Umfrageergebnisse der nächsten Wahlen paralysierten politischen Klasse.
@Jochen
Lassen Sie hören, singulärer Erlebnisbericht spricht nicht zwingend für das Ganze, bedeutet aber einen Richtungsschuss!!!
@Memoria | 31. Oktober 2016 – 12:56
@Jochen | 31. Oktober 2016 – 8:24
Sehe ich genauso. Es wurde lange genug verschwiegen und schön geredet. Wenn das weiter gemacht wird, ändert sich auch künftig nichts!
@AoR
Mangels Arabischkenntnissen kann ich nicht sagen, ob es das Schreiben öffentlich auf Arabisch gibt… Interessanterweise beziehen sich alle anderen Quellen wie Nachrichtenagenturen (und die haben dort ja Arabischkenner) entweder auf den (französischen) Bericht in MaliJet oder auf Angaben der Regierung in Bamako.
@T.W. u. AoR
Am Ende des Berichtes bei malijet ist eine Abbildung zu sehen, die offenbar das Originalschreiben in Arabisch darstellt.
@T.W, Memoria: Und das furchtbar unscharf, v.A am Smartphone. Ist Halloween? Gelegenheit heute Abend das Ding in den Google-Translator am PC zu werfen, bei Dunkelheit ;)
Währenddessen diskutiert die UN noch um die Ausgestaltung von Missionen wie MINUSMA:
http://reliefweb.int/report/world/speakers-fourth-committee-stress-need-adjusted-mandates-exit-strategies-keep-evolution
Insbesondere soll es eine Exit-Strategie geben.
Das ist natürlich bahnbrechend.
Aber diesbezüglich soll man ja (bereits bei den Hubschraubern) Vertrauen in die Bundesregierung haben…
Ein Bericht von n-tv.de aus Gao von heute:
http://mobil.n-tv.de/politik/Auf-Wache-mit-der-Kamelspinne-article18950211.html
Man kann nur hoffen, dass aus den Erfahrungen (der Blick in den Alarmposten sagt ja schon viel) schnell gelernt wird. Dazu muss aber jeder einzelne seinen Beitrag leisten.
@Memoria
Soldateska-Haufen vs AlarmpostenSTELLUNG(!) oder Ergebnis der Afghanisierung der Armee!
Welche PresseOffz gibt solchen Schrott frei?
Anders ausgedrückt bräuchte man 24/7 ne Drohne, die in Reichweite einer Kurzstreckenrakete, auch mit Thermooptik, um das Feldlager kreist. Wenn der Kreis zu groß wird, dann braucht man zwei, drei, x Drohnen, gleichzeitig, immer.
Und die Politik will keine negativen Schlagzeilen, an den Wänden Bilder der Gefallenen… Es ist Krieg.
@Jochen:
Für sie (und ihren Bruder?) vielleicht interessant die Sichtweise bezüglich der vernetzten Sicherheit auf der Ministerebene: u.a. bei einer CSU-Veranstaltung (bayernkurier.de, Epochale Herausforderung) wurde dieser Tage erneut Mali als Vorzeigebeispiel beschrieben wo die Ressorts vorbildlich zusammenarbeiten.
Dieser Sicht hat übrigens OTL Wüstner zuletzt auch beim Celler Trialog widersprochen:
„Ich war jetzt ein paar Mal in Mali. Ich stelle immer dieselben Fragen, auch zum vernetzten Ansatz – ich bekomme nur mäßige Antworten. Das erinnert mich an einiges, das ich aus Afghanistan kenne. Keiner fragt: Was will die internationale Gemeinschaft wo und wie auf der Zeitachse erreichen?“
http://tinyurl.com/zs6u2of
@AoR
Ein Ballon als stationäres Sytem geht ggf. auch, sowie Kameras am Boden.
Nachtrag:
Der Ballon nennt sich Persistent Ground Surveillance System (PGSS):
https://www.army.mil/article/145608/Transfer_of_PGSS_aerostats_from_the_Navy_to_the_Army
Daneben gibt es noch das Persisten Threat Detection System (PTDS):
http://www.lockheedmartin.com/us/products/lighter-than-air-vehicles/ptds.html
‚kenne den Unterschied zwischen beiden leider nicht.
Passend dazu:
Islamic State recognizes oath of allegiance from jihadists in Mali
http://www.longwarjournal.org/archives/2016/10/islamic-state-recognizes-oath-of-allegiance-from-jihadists-in-west-africa.php
Es war ja schon die Rede vom ISWAP – Islamic State in West Africa Province. Spannend wird es, wenn DAESH aus der libyschen Küstenregion verdrängt wird und nach Süden ausweicht.
@T.M: Gut erkannt. Da tut sich was, auch vor dem Hintergrund des Schreibens… Don’t let zlyour guard down!
@Thomas Melber
Aus der libyschen Küstenregion, also SIRTE und Umgebung, wird nichts oder fast nichts in Nordmali aktiv werden können.
Daesh eroberte Sirte im vergangenen Jahr und machte die Stadt zu einem Stützpunkt für einheimische und ausländische IS-Kämpfer. Von dort dehnten sie ihr Gebiet rund 250 Kilometer weit an der libyschen Küste entlang aus – und nur dort.
Seit dem 01. August ’16 läuft eine bislang erfolgreiche Offensive unterschiedlicher libyscher Kräfte, die zwar durchaus verschiedene Binneninteressen trennen, aber der gemeinsame, dschihadistische Feind eint.
U.S.-Airforce und SOF, in erster Linie als JTAC, unterstützen das Vorgehen.
Sirte, leider durch Aleppo & Co aus dem (deutschen) Blickwinkel geraten, bildet so etwas wie eine Kombination aus Aleppo – ar-Raqqa – Mossul im Maghreb. Das eigentliche Problem des Daesh in Nordafrika ist, die Kämpfer werden in der Masse der Zivilbevölkerung/der Stämme nicht akzeptiert, es sind quasi kämpfende Gastarbeiter. Sie sprechen anders, sehen anders aus, sind Araber oder westlicher Import.
Libyer gehören weitgehend aber den Berbern, Tuareg, Senoussi und verwandten Stämmen an. Daesh ist es zudem nur unzureichend gelungen, sich libyschen Stämmen erfolgreich anzudienen; es gibt kaum Gemeinsamkeiten, vom Öl abgesehen. Dazu, der libysche (sunnitische) Islam kennt die Exzesse Mesopotamiens nicht.
Es sieht insgesamt nicht nach erfolgreichem Dschihad-Export aus, daher kaum nachhaltiger Einfluss in Mali.
@KPK
Ihr Wort in Gottes Ohr. Ich verweise ‚mal auf:
https://www.ctc.usma.edu/posts/the-strategic-topography-of-southern-libya
(im PDF ab Seite 23); aber natürlich gibt es weitere potentielle Ziele: Tunesien, Marokko, Mauretanien.
Eine offene Frage ist, ob sich Teile der Sahrawis radikalisieren lassen – immerhin geht es dort politisch nicht wirklich weiter.
@ KPK 1923h
Ihre Schlussfolgerungen, wonach der sunnitische Islam die „Exzesse Mesopotamiens nicht kennt“ und „kein nachhaltiger Einfluss in Mali“ hätte, weisen in die falsche Richtung.
1. Libyer stellten im Irak (2004-ca.2008) nach Saudis und vor Syrern das zweitstaerkste Foreign Fighters Kontingent. Sie waren innerhalb von AQI eine feste Groesse. Viele kamen aus dem libyschen Widerstand gg Gaddaffi und schlossen sich der Libyan Islamic Fighting Group, LIFG an.
Viele landeten nach Rueckkehr nach LIB im Gefaengnis bzw. hatten und haben dort grossen Anteil an den inneren Verwerfungen seit 2011. Ihre „Gesellenzeit“ haben sie in Mesopotamien verbracht. Der Anteil an libyschen IS-Kaempfern heute ist unbekannt, mir jedenfalls. Es ist wahrscheinlich, dass viele Libyer immer noch oder schon wieder mit IS kaempfen, v.a. wo IS seine Wurzeln bei AQI hat.
2. LIFG und andere Islamisten sind nach 2011, zusammen mit vielen Touareg nach Sueden ausgewichen. In Niger und in Mali haben Sie genau diesen Einfluss! Grenzverlaeufe in der Sahara spielen eine untergeordnete Rolle.
3. Sie ueberschaetzen den Einfluss der Staemme. Hier gibt es seit 2011erhebliche Dissonanzen zwischen Clans, und viel wichtiger, Generationen. In den juengeren Jahrgaengen waechst derzeit der Nachwuchs fuer IS heran.
Beschaeftigen Sie sich mal mit den Sinjar Records. Die sagen Ihnen etwas ueber Herkunft, Soziologie und internationale Infrastruktur von Foreign Fighters.
Das, unter anderem, relativiert dann einige Ihrer Feststellungen zu Fragen des islamischen Terrorismus, dessen mil. Kapazitaeten, die Sie auch zu SYR und IRK gelegentlich treffen.
Selbst wenn Ansar Dine sich auch gegenüber MINUSMA künftig friedlich verhalten würde, blieben trotzdem Gruppierungen, die das Friedensabkommen nicht akzeptieren.
Damit ist MINUSMA weiterhin eine neue Art von UN-Missionen, die nicht den Grundgedanken von traditionellem Peacekeeping (insbes. Unparteilichkeit) entsprechen.
Wie diese Art von UN-Missionen ausgestaltet werden sollen ist weiterhin in den UN und der Wissenschaft umstritten.
In dem Zusammenhang ist folgender Artikel lesenswert:
https://cedricdeconing.net/2016/10/04/is-stabilisation-the-new-normal-implications-of-stabilisation-mandates-for-the-use-of-force-in-un-peace-operations/
Zudem als Hintergrund der letzte Bericht einer UN-Kommission hierzu:
http://www.un.org/en/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/70/95
In diesem Bericht wird auch auf die Gefahr von Caveats und unzureichendem Verständnis der Entsenderstaaten hingewiesen.
Spätestens mit der Vorentscheidung UH Tiger in diesem Kontext einzusetzen, sollten sich die Entscheidungsträger mal intensiver mit diesen Themen beschäftigen.
Ansonsten lernt man das zu spät.
@TM: Das mit dem Aerostat/Ballon hat man probiert, war aber wohl nicht allzu erfolgreich: http://lignesdedefense.blogs.ouest-france.fr/archive/2016/02/26/a-kidal-un-ballon-captif-a-rude-epreuve-15723.html
Son Sandsturm findet ein Ballon wohl nicht sehr toll, und er gibt ein prima Ziel ab.
@Thomas Melber
Beeindruckende CTC-Darstellung der strategischen Lage zu Libyen.
Zum Zeitpunkt der Herausgabe, nämlich Mai 2016, (erarbeitet im Vorquartal, nehme ich an) weitgehend auch unantastbar.
Im November 2016 sind wir zwar nur sechs Monate weiter, hinsichtlich der Bedeutung von Daesh befinden wir uns allerdings in neuer Dimension: Daesh hat seine Zukunft hinter sich, vor 6-12 Monaten war das zuverlässig nicht absehbar.
Daraus folgt, der Export des arabisch-sunnitischen Dschihadismus nach Nordafrika hat seine eigentliche Kraftquelle verloren, er wird mit Aussicht auf nachhaltigen Erfolg nicht stattfinden. Daesh wird demzufolge mittelfristig in das Sektiererische degenerieren, was Anschläge, Mittel von Terrorgruppen allerdings nicht ausschließt.
Eine groß angelegte Anstrengung im Sinne von „das Kalifat“ kann m.E. verneint werden.
Erforderlich wird eine dauerhafte europäische Anstrengung sein, zur Stabilisierung der politischen Lage um die anerkannte Regierung. Der Fokus liegt verständlicherweise auf Syrien und dem Irak, weitere Spielarten des islamistischen Terrors unter Beachtung der Migration via Libyen aus dem Sahel heraus bedürfen DEU und EU Aufmerksamkeit. Der DEU Einsatz in Mali ist damit goldrichtig. Wer das nicht will, den bitte ich die Alternativen aufzuzeigen.
Ein üblicher Verweis auf die böse Wallstreet, den manipulativen Amerikanismus usw sind billig, kommen natürlich stets prima an, bergen aber nur rückwärtsgewandte Un-Qualitäten.
Der Konflikt in (NORD)-Mali dreht sich im Kern nicht um den islamistischen Extremismus,
sondern um die Rivalität von Stämmen, die sich seit Staatsgründung/Unabhängigkeit 20. Juni 1960 (von Frankreich, als Teil der Mali-Föderation) von der Macht ausgeschlossen fühlen, was weitgehend zutrifft.
Die Macht ging über an schwarzafrikanische Stämme, christlich geprägt oder Naturreligionen zugehörig, die aus Sicht der (weißen) Tuareg im Norden in der kulturellen Entwicklung zurücklagen.
Nordmali, nicht die Sahelzone als Ganzes wurde zum Rückzugsgebiet von Kämpfern, die sich mehr Unabhängigkeit von Bamako erstreiten wollten. Die Anfänge waren sogar ausgesprochen gewaltfrei und politisch orientiert. Erst in Folge langdauernder, erfolgloser Kämpfe „nahmen“ sich Dschihadisten der Tuareg-Bewegung an. Ehrenhafte Motive spielten mehr und mehr nur noch eine untergeordnet Rolle. Zur Finanzierung wurden Entführungen westlicher Staatsbürger und Drogenschmuggel probates Mittel.
Islamisten geht es den Radikalen um den Aufbau eines islamischen Staates nicht nur in Mali, sondern in der NIGER-Region insgesamt
Auf überzeugenden Bevölkerungsrückhalt können sie sich dabei kaum stützen. Ihre Helfershelfer sind lokale Kriminelle, die in mafiösen Strukturen Drogen-, Waffen-, und Erpressungskriminalität betreiben. Dadurch sind sie als Alliierte dieser lokalen Gruppierungen immer interessanter und parallel natürlicher Gegner der Regierung in BAMAKO.
Lösung kann allein die Teilhabe an der Macht in der Zentralregierung, verbunden mit regionaler ökonomischer Selbständigkeit sein.
Ohne dauerhafte FRA und MINUSMA-Präsenz wird dies nicht gelingen können.
Der Einschätzung von @Eric Hagen bezüglich der Bedeutung der Stämme vermag ich nicht zu folgen, im Gegenteil. Das historisch erwachsene Überlegenheitsgefühl der WEIßEN Stämme des Nordens gegenüber den SCHWARZEN im Süden verstärkt solche Rivalitäten.
@KPK
Meine Anmerkungen bezogen sich auf LIB, nicht MLI.
War wohl nix mit Waffenruhe…
https://twitter.com/rmaghrebi/status/793580142220247040
@André
… wäre insgesamt auch verwunderlich gewesen. Kein Ziel erreicht und den „bewaffneten Kampf“ einstellen wozu?
Ein französischer Soldat ist in Nord-Mali den Folgen einer Verwundung durch IED erlegen:
http://www.nzz.ch/international/nahost-und-afrika/explosion-einer-mine-franzoesischer-soldat-in-mali-getoetet-ld.126619
Aber das Thema ist ja schon wieder aus den Schlagzeilen.
Zu dem gefallenen Franzosen die Originalmeldung aus dem Präsidentenpalast in Paris:
http://www.elysee.fr/communiques-de-presse/article/deces-d-un-militaire-au-mali/
/edit: Und die detaillierte Mitteilung des französischen Generalstabs. Es ist der achte französische Soldat, der bei dieser Operation gefallen ist; der Vorfall ereignete sich nordöstlich von Kidal:
Satz mi „x“ …
http://www.longwarjournal.org/archives/2016/11/ansar-dine-claims-string-of-attacks-across-mali.php
Ein interner Machtkampf vielleicht? Allerdings fehlen die Links zu den Bekenneräußerungen.