Trendwende Personal: 30.000 € für den Hauptmann
Der Plan von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, das Schrumpfen der Bundeswehr zu beenden und wieder mehr Personal in die Streitkräfte zu bringen, wird nicht ohne längeres Dienen von bereits vorhandenen Soldaten funktionieren – das hatte die Ministerin bei der Vorstellung ihrer Trendwende Personal im Mai schon deutlich gemacht. Dafür sollen gezielt Soldaten angesprochen werden, die ihre Dienstzeit über das vorgesehene Datum hinaus verlängern wollen, entweder als Berufssoldaten über die so genannte besondere Altersgrenze hinaus, oder als Zeitsoldaten mit einer befristeten Verlängerung.
Und dafür nimmt die Bundeswehr auch Geld in die Hand. Nachdem vor gut vier Jahren alles dafür getan wurde, Stellen abzubauen, auch wenn es was kostet, läuft es jetzt genau andersrum: Offizieren (und vielleicht auch anderen Laufbahngruppen?) wird gutes Geld dafür geboten, dass sie verlängern.
Das zeigt exemplarisch ein Brief aus dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, der zahlreichen Hauptleuten in der Truppe zuging und den ich hier dokumentiere:
Gewährung von Personalbindungszuschlägen für Personal in Verwendungen mit personeller Unterdeckung
Sehr geehrter Herr Hauptmann XXXXX,
die aktuelle Personallage der Bundeswehr unterliegt aufgrund vielfältiger Faktoren wie beispielsweise der fortschreitenden Digitalisierung oder geopolitischen Veränderungen der stetigen Anpassung. Speziell in Ihrem Fachbereich ist der Bedarf an ausgebildetem Personal mit tiefgreifenden Kenntnissen besonders hoch. Im Fokus der Personalplanung der Bundeswehr steht deshalb auch die Aufgabe, geeignetes Personal über den gegenwärtigen Verpflichtungszeitraum hinaus zu binden bzw. für eine Verwendung bei der Bundeswehr, ggf. mit bestimmten regionalen Schwerpunkten, zu gewinnen.
Sie gehören einem Verwendungsbereich an, für den die Vergabe eines Personalbindungszuschlages als ein finanzielles Instrument zur Bindung an den Arbeitgeber Bundeswehr möglich ist.
Mit diesem Schreiben möchten wir Ihre generelle Bereitschaft und Ihr Interesse an einer Weiterverpflichtung, ggf. unter Wechsel des Dienstortes, abfragen und Ihnen gleichzeitig den finanziellen Anreiz eines Personalbindungszuschlages erläutern. Das Informationsschreiben ersetzt jedoch nicht den Antrag auf Weiterverpflichtung.
Neben Ihrer grundsätzlichen Bereitschaft, die bisher erklärte und festgesetzte Dienstzeit zu verlängern, bedarf es natürlich ebenfalls der Zustimmung Ihrer Vorgesetzten und der obligatorischen Tauglichkeitsuntersuchung (BA 90/5). Die Entscheidung über Ihre Weiterverpflichtung liegt bei der Personalführung. Sie entscheidet im Einzelfall nach Eignung, Leistung, Befähigung und Bedarf. Bei Vorliegen aller Vorraussetzungen und einem erfolgreichen Antragsverfahren, könnte Ihnen im Falle einer Weiterverpflichtung der Personalbindungszuschlag derzeit als Einmalzahlung gewährt werden. Der Tabelle können Sie entnehmen, in welcher Höhe ein Personalbindungszuschlag für Ihre Besoldungsgruppe bei einer Weiterverpflichtung von vier Jahren in Anwendung gebracht werden könnte:
- Besoldungsruppe Einmalzahlung*
A11 30.326,02
A12 32.516,86
*die Berechnung basiert auf der Besoldungstabelle Soldaten vom 1. März 2015
(…)
Die Vergabemöglichkeiten des Personalbindungszuschlages sind jedoch begrenzt. Auch wenn derzeit noch ausreichend Mittel für die Vergabe des finanziellen Anreizes bereitstehen, ist es sicherlich nicht falsch, sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit den Möglichkeiten und Optionen auseinanderzusetzen. (…) Die investierte Zeit kann sich durchaus lohnen.
Zum Vergleich: Das Grundgehalt für einen nach A11 besoldeten Hauptmann liegt in der Stufe 1 bei 3.158,96 Euro.
Interessanterweise, so höre ich aus der Truppe, wurde dieses Angebot auch denen gemacht, die erst vor kurzem den Antrag auf Übernahme als Berufssoldat gestellt hatten, da aber abgelehnt wurden.
(Danke für die diversen Leserhinweise!)
(Foto – Hauptmann der Bundeswehr-Medien bei einem Pressetermin mit der Ministerin im Bendler-Block, Symbolbild! Der abgebildete Soldat hat mit diesem Schreiben nichts zu tun)
Wenn ich hier die Kommentare lese denke ich , daß die Masse die Frage der Attraktivität schon gut bewertet !
Berufszufriedenheit fehlt eigentlich nur noch bei der Beurteilung einer „Profession“ als Berufung … woraus sich diese bildet wissen wir doch auch hier , oder ?
Dienen ist seeliger denn verdienen ist es nun auch wirklich nicht mehr …
Das Material und Personal in einer vernünftigen durchhaltefähigen Balance mit den Gegenspielern Einsatz oder Grundbetrieb auf der Waagschale !
Dann noch eine Prise durchdachte Personalplanung mit dem Fokus auf den Menschen/Spezialisten bisweilen unter Aufbietung von sinnhaften statt sinnbefreiten Verwendungen durch PABw und schon wäre der Keks gut angebissen, oder ???
Dazu braucht es keinen Albert Einstein zur Ergründung …
@ Klabautermann 10:56 Uhr
Zitat: „Ich kenne eine ganze Menge Polizisten, THW-Angehörige etc, die haben mehr Auslandseinsätze hinter sich als der überwiegende Teil der Soldaten.“
Schön, aber die sind alle verbeamtet, bzw. in unkündbaren Beschäftigungsverhältnissen in halbstaatlichen Einrichtungen. Mithin können sich die Polizisten und THW-Angehörige auf die Fürsorge des Dienstherrn verlassen und zwar ein Leben lang.
Zitat:
„Wir sind eine “Berufsarmee” geworden – Beruf wie Profession. Keiner wird mehr “gezwungen” in Deutschland Soldat zu werden.Wir sind keine Alimentationsarmee. Und wir sind keine ÖD-Armee.“
Warum soll bitte ein junger Mann schwören dem Land treu zu dienen und es tapfer unter Einsatz seines Lebens verteidigen, wenn er sich auf die Fürsorge des Staates im Verwundungs- / Todesfall nicht verlassen kann ? Es hat doch nichts mit Alimentation zu tun, wenn man seine besten Berufsjahre für den Staat gibt in der Gewissheit auch in der schwierigeren zweiten Berufshälte ein sicheres Einkommen zu haben. Das verstehe ich eigentlich als gegenseitiges Treueverhältnis von Staat und Soldat.
Ja, ich mag den Status Berufssoldat, weil ich gesehen habe welch hervorragende Fachleute das Auswahl- und Aus- und Fortbildungssystem insbesondere in der Luftwaffe hervorgebracht hat. Leider hat man diesen Kompetenzvorteil gegenüber der Industrie durch Auflösung des WaSysKdo Lw und erheblicher Schrumpfung der LwWerften leichtfertig abgebaut. Ähnliches wird man wahrscheinlich über das Marinearsenal in Kiel und Wilhemshaven sagen können. Die Wirtschaft lacht sich über so eine Personalführung kaputt und freut sich auf die gut ausgebildeten Soldaten, die nach der Verpflichtungszeit in Zeiten des demografischen Wandels gerne zu ihnen kommen.
Das die jungen Leute (Generation Y) heute eher „in den Sack hauen“, wenn die Bedingungen nicht stimmen glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist es eher so, das die Perspektive Berufssoldatenlaufbahn nicht mehr stimmt, weil sich die Umstände in der Bw in den letzten 20 Jahren erheblich verändert haben ( Reformaktionismus, Standortschließungen, Materialausstattung, fehlende Modernisierung, vermehrte Einsätze, Abwesenheiten von zu hause usw.) Eine Organisation die seit 25 Jahren verkleinert, geschrumpft und bespart wird, dabei gleichzeitig von jedem einzelnen Mitglied mehr fordert, ist nicht mehr besonders attratktiv für die Besten ein Berufsleben lang zu bleiben. Dies sollte die Personalführung jedoch nicht daran hindern, die Soldaten, die trotzdem Berufssoldaten werden wollen, zu übernehmen.
Letztendlich wird eine Abstimmung mit den Füßen entscheiden welches Konzept sich durchsetzt. In Schleswig-Holstein und Berlin werden die Lehrer wieder verbeamtet, weil ansonsten keiner mehr in diesen Ländern angetreten wäre. Warten wir es ab, welche Mentalität sich durchsetzen wird.
@Georg
Moin, nach diesem politisch korrekten 0:0 mit/gegen Polen gelegentlich 25 Jahre deutsch-polnischer Freundschaft&Partnerschaft können wir uns ja in unserer kleinen Diskussion pro/contra BS auch auf ein Unentschieden einigen ;-)
Die BW wird in der Tat imho immer einen gewissen Prozentsatz von BS benötigen, entscheidend ist doch, wie die BS-Vertragsbedingungen lauten werden, denn Mann/Frau darf nicht vergessen, dass BS nicht = Beamter ist. BS sind den Beamten zwar gleichgestellt, es gibt da aber einige – mit Blick auf Attraktivität – gravierende Unterschiede in Sachen wechselseitige Rechte und Pflichten – und die werden von der Generation Y ganz anders gesehen als von „uns alten Säcken“ der Sandwichgeneration. Hinzu kommt eine wohl ziemlich veränderte Einstellung der jüngeren Generation(en) zum Thema „Staat und ich“ – da muß man nur einmal in einschlägige Umfragen schauen. Aus „staatsunternehmerisches“, volkswirtschaftlicher Sicht scheint mir auch der Trend eher in Richtung Entstaatlichung des Unternehmens BW zu gehen – auch im personalen Bereich. Das ist auch im Interesse der Wirtschaft, denn die übernehmen gerne gut ausgebildete und mit einiger Berufserfahrung ausgestattete Soldaten, und den Finanzminister freut das auch, denn ein sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer spült mehr Geld in die Rentenkassen als ein BS, der in der Regel Jahre früher „auf Rente“ geht als ein normaler Arbeitnehmer.
Ich stimme Ihnen zu, dass die Abstimmung mit den Füßen erfolgen wird; deswegen glaube ich aber nicht, dass durch diese Stimmabgabe das eine oder das andere Konzept sich durchsetzen wird. Entscheidend wird sein, wie flexibel der Dienstherr beide Konzepte miteinander verküpft und handhabt. Stichwort: Flexibilisierung des Laufbahnrechts.
@ Klabautermann
Zustimmung !
Es ist immer schwer Prognosen abzugeben, weil man von seinem eigenen Weltbild und seiner eigenen Lebenserfahrung ausgeht. In meiner / unserer Generation war eben der Trend zum Berufssoldaten gegeben.
Das die Regierung gern die staatlichen Aufgaben nach privatwirtschaftlicher Sicht neu ordnet, erleben wir ja mit Bw-eigenen Betrieben wie HIL, BWI, Bw-Fuhrpark, LHD usw. Ob dies wirklich besser läuft wie früher im Eigenbetrieb mit Soldaten und Zivilbeschäftigten sei dahingestellt.
Nach meinem Dafürhalten muss man jedoch aufpassen, die hoheitlichen Aufgaben von privaten Dienstleistern erbringen zu lassen. Diese Konstruktion kann mal ganz schnell versagen wenn sie im Einsatz gebraucht wird.
@Georg
Das kann ich so ganz bequem unterschreiben ;)
@Georg
„Nach meinem Dafürhalten muss man jedoch aufpassen, die hoheitlichen Aufgaben von privaten Dienstleistern erbringen zu lassen. Diese Konstruktion kann mal ganz schnell versagen wenn sie im Einsatz gebraucht wird.“
Ja, das ist ein Risiko, das aber offenbar vom Bund als „gering“, bzw. hinnehmbar bewertet wird. Jeder Haushaltsrechtler wird Ihnen in three-seconds-flat knallhart nachweisen, dass der Bund zur Erfüllung seiner hoheitlichen Aufgaben nur „befriedigende“ Mittel/Ressourcen bereit stellen muß – Wirtschaftlichkeitsprinzip. 100%-ige Aufgabenerfüllung ist nicht der LoA der staatlichen Verwaltung. Warum also für die BW staatliche Strukturen vorhalten, wenn die BW im Inland gar nicht hoheitlich tätig werden darf/kann ? Und wo bitte steht geschrieben, dass hoheitliche Tätigkeiten nur durch Staatsbedienstete ausgeführt werden dürfen? Das gilt eigentlich nur für die unmittelbare Durchsetzung des Gewaltmonopol/Vollstreckungsmonopol des Staates, wobei dann zivile Dienstleister durchaus zur mittelbaren Unterstützung dieser Durchsetzung angeheuert/verpflichtet werden können – alles eine Frage der Verträge und des Versicherungsschutzes ;-) Und dieses Prinzip gilt auch bei Auslandseinsätzen der BW.
@Georg
Ich sehe das Problem beim in den Sack hauen eher beim BW „Establishment“.
Bei meiner langjährigen Berufserfahrung habe ich unter Auszubildenden eigentlich nur eine sehr geringe Anzahl von Auszubildenden etc. mit dem was bei der BW als u.a. hier Standardrekrut dargestellt wird.
Frei nach der British Army.
Es gibt keine schlechten Rekruten, nur schlechte Ausbilder.
Oder wie ich kommentiere wenn unser Kreiskrankenhaus über Personalmangel klagt.
Man sollte das Hauptproblem lösen, den Chefarzt(Mutterschaftsurlaub gibt es nicht)
Es ist aber auch klar das Heute von Berufsanfängern etc. andere Ansprüche an Work-Life Balance etc. gestellt werden aber schon zu meiner Zeit die BW Ansprüche stellte , die ich eigentlich schon damals als unverschämt betrachtet habe.
Dienstbrille, nicht entspiegelt , in ihrer Frezeit am Wochenende.
Aushang zum Volkstrauertag.
Von BS und SaZ wird erwartet in Uniform in der Kirche o.ä. anzutanzen.
Der Hauptwohnsitz folgt dem Standort.
Keine freie Arztwahl.
Als Wehrpflichtiger ein freundliches , why should i bother ich bin hier eh wieder weg, aber als Beruf, ein respektvolles Asterix Zitat.
….die Römer
@ klabautermann | 17. Juni 2016 – 10:53
‚Warum also für die BW staatliche Strukturen vorhalten, wenn die BW im Inland gar nicht hoheitlich tätig werden darf/kann ?‘
Genau aus dem Grunde. Nicht-staatlichen Strukturen kann man nicht befehlen ins Ausland zu verlegen und dort ggf unter Risiko des Lebens der Angestellten militaerische Operationenen zu unterstuetzen. ( Das gab es nur im III. Reich, zB Ostland Oel oder Org Todd).
@MikeMolto
So ganz kann ich Ihren Kommentar nicht „wechseln“. Den einen Satz haben sie a bisserl aus dem Kontext meines Kommentars sozusagen chirurgisch präzise herausgeschnitten…und kommen mit einem Zirkelschlußargument aus dem Gebüsch ;-)
klabautermann | 17. Juni 2016 – 10:53:
“ … 100%-ige Aufgabenerfüllung ist nicht der LoA der staatlichen Verwaltung. …“
Starke Behauptung – Quelle?
Hans Schommer
@Hans Schommer
Schlecht formuliert von mir. Hätte schreiben sollen:
100%-ige rein staatliche Aufgabenerfüllung ist nicht der LoA der staatlichen Verwaltung. ….
Das wäre ja auch das „sowjetische“ Modell, in dem ja sogar die Klo-Frau in staatlichen Einrichtungen in ihrem Kampf für den Sieg des Proletariats über den Kapitalismus durch den Staat alimentiert wurde /SCNR
Das ist eben das Wirtschaftlichkeitsprinzip unseres Haushaltsrechtes.
Aber nun werde ich nicht mehr jeden einzelnen Satz meines Kommentares neu formulieren, nur weil einige Kommentatoren imho schlicht und einfach versuchen mit Zirkelschlüssen oder Quellennachfragerei den Tenor meines Kommentars salamitaktisch zu zerpflücken.;-)
@ klabautermann | 17. Juni 2016 – 15:42
“ … nur weil einige Kommentatoren imho schlicht und einfach versuchen mit Zirkelschlüssen oder Quellennachfragerei den Tenor meines Kommentars salamitaktisch zu zerpflücken.;-)“
Das war nicht meine Absicht. Aber Ihre These stand u.a. in krassem Gegensatz zu den Erwartungen, welche ich als BM gegenüber unserer Verwaltung habe. Mehr war nicht.
Hans Schommer
@Hans Schommer
Tja, meine Erwartungshaltung gegenüber der Verwltung habe ich in den letzten 20 Jahren auch mehrfach korrigieren müssen. Privatisierung plus Agenda zwanzig-zehn in Verbindung mit Schlanker Staat sind eben gewöhnungsbedürftig ;-)
@ klabautermann | 17. Juni 2016 – 16:04:
Vollste Zustimmung – wobei ich aber „gewöhnungsbedürftig“ durch „völlig daneben“ ersetzen wollte.
Hans Schommer
@ klabautermann | 17. Juni 2016 – 14:50
Nun zattern Sie aber, werter Kamerad.
Argumente und Thesen haben hieb- und stichfest zu sein. Und eine von Ihnen selbst formulierte Frage hatte ich beantwortet.
Freude am Fabulieren ist ja ganz schoen, aber vielleicht vor dem dritten Eiergrog posten? hsqmyp!
@MikeMolt
Klötenköm ? Der macht natürlich Argumente und Thesen hieb- und stichfest.
Aber, nein danke – ich bleib bei Flens und Korn, da verkleistert der Piephahn nicht.
@ll
Ein Vögelchen hat mir getwitschert, dass die Schule für Höherbegabte am 01.07 ca. 400 „Rekruten“ zur Ausbildung bekommt. Erste Attraktivitätsmaßnahme für den Nachwuchs OrgBereich Cyber ?
Stay tuned……
Mal etwas zum Thema Attraktivitätssteigerung – Aber aufgrund partieller Ironie ist Vorsicht geboten :)
Dank der neuen Zurruhesetzungstermine (31.03. & 30.09.) haben viele BS – Agenda „BUNDESWEHR IN FÜHRUNG – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ / Umsetzung Maßnahme 5.4 – eine Verschiebung ihres bisherig festgesetzten Dienstendes um 1 bis 5 Monate nach hinten erfahren. … Bekommen die Betroffenen jetzt auch einen entsprechenden Personalbindungszuschlag? … Wenn ja, dann gut. … Und wenn nein, dann wissen wir jetzt wenigstens zu 101 % wie man im Ministerium den Begriff „Attraktivität“ definiert, so heißt es u.a. in einer Staatssekretärsvorlage:
„… Vorlauf für die ausführliche, breite und vorausschauende Kommunikation und die umfassende planerische Vorbereitung der Bündelung der Zurruhesetzungstermine …“
“ … mit bislang nicht kommunizierten Dienstzeitverlängerungen von bis zu fünf Monaten einhergehen und durch betroffene BS als nachteilig empfunden werden …“
“ …könnte attraktivitätssteigernde Wirkung der Umsetzung der Maßnahme 5.4 beeinträchtigt werden … ist die noch in 2015 beginnende intensive interne und externe Kommunikation unerlässlich …“
Attraktivität: WO?
Kommunikation: WO?
ANDERS?: Ja, das ganz bestimmt!
Es wurden lediglich die neuen Dienstzeitenden still und heimlich in SASPF eingespielt!
So dringend kann die Bundeswehr das Personal dann scheinbar doch nicht brauchen:
6 (!) Offiziere (alle ehemals Berufssoldat, freiwillig ausgeschieden (=“gekündigt“)) haben die gleiche Aussage bekommen, als sie nach (auch längerfristiger) Reserve-Einberufung (und das sogar Standortungebunden) gefragt haben:
„Danke, kein Bedarf“ (Ok, das „Danke“ habe ich dazu gedichtet).
Ich fasse einmal zusammen, was mich zum „Bleiben“ hätte bewegen können (und ich habe 16 Jahre gedient; nur „Lehrgänge“ waren das also nicht):
-Gute Vorgesetzte.
Die Vorgesetzten Offiziere und Disziplinarvorgesetzten waren alle „Durchlauferhitzer“, und hatten dementsprechend wenig Interesse, etwas zu verbessern. Ihr Ziel war es stets, irgendwas „ganz toll“ aussehen zu lassen, um Punkte für ihre Dienstakte zu sammeln. Wirkliche und echte „Führung“ gab es da genauso wenig, wie echte Fürsorge.
Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ich für mehrere Wochen „gedisst“ wurde, und erst nach eindrücklichem Nachfragen eines Vergehens beschuldigt wurde, das ich gar nicht begangen haben KONNTE, da ich mich zu dem Zeitpunkt im Urlaub befand…als man dann nachforschte, fand man den tatsächlichen Übeltäter-aber ich hatte erst einmal mit den Konsequenzen zu leben, denn ich wurde tatsächlich nie gefragt.
-Bearbeitungszeiten.
Egal, ob es ein einfacher Antrag, oder eine Erstattung für (dienstlich notwendige) Kosten war-unter 6 Monaten Laufzeit gab es nie etwas zurück; auf Zinsen etc. blieb ich jedesmal sitzen……das hat sich scheinbar immer noch nicht geändert.
-Nebenaufgaben und Bürokratie.
Ich war gerne Soldat, und auch gerne Heeresflieger. 80% unseres Tagesablaufes bestand jedoch immer nur in „Nebenaufgaben“, die teilweise unnötig, teilweise sogar „selbst erfunden“ wurden, nur um Menschen beschäftigt zu halten.
Der Papierkram (gerade seit Einführung von LoNo und Co-von wegen „papierloses Büro“) ist einfach nur Wahnsinn.
-Professionalisierung-und Professionalität.
Wer als Einsatzpilot bzw. Fluglehrer gesagt bekommt, das er nur noch maximal 70 Stunden im Jahr fliegen darf, weil es keine „Flugstunden mehr gäbe“ (was gelogen ist-produzieren wir diese Budgets doch selbst), der spielt selbstverständlich mit dem Gedanken, in die Industrie zu wechseln, wo teilweise 1000 Flugstunden und mehr pro Jahr geflogen werden.
-Verlässlichkeit.
Ich würde wieder unterschreiben-aber nur, wenn ich einen VERTRAG bekomme, in dem die zum Zeitpunkt der Einstellung gültigen Vereinbarungen schriftlich und rechtlich verlässlich fixiert sind……..
Wie man sieht, ist es insgesamt gar nicht so viel…..zwar gibt es noch tausende andere Kleinigkeiten, die sind aber insgesamt auch vernachlässigbar….
Natürlich gilt das NICHT für BS!
DIE sind ja schon „für immer“ gefangen, und die Altersgrenze – besonders oder nicht – wird stetig angehoben bei gleichzeitig sinkender Pension. Hab‘ mir das leider bestätigen lassen.
SO wird’s was, und über „Motivation“ mache ich mir schon lange kein Gedanken mehr.
Klar hat das BAPers in erster Linie „DP zu besetzen“, unabhängig vom Wunsch, Wohl und Wehe der „Betroffenen“. Aber was da bisweilen wie vorgeschlagen und entschieden wird, na ja…
Und man glaube ja nicht, die Bereitschaft auch kurzfristig einer Versetzung nach „sonstwo“ inkl. Trennung von Frau, Heim, Freunden etc zuzustimmen, da man ja dort „unbedingt und dringend“ gebrauchtwird, würde anschließend irgendeine wohlwollende Berücksichtigung finden. Selbst bei Bedarf und passendem Stellenprofil. Einmal mobil, stets der Geschubste.
Da wundern mich leider auch die ach so vielen „ewig-DP-Besetzer“ aufgrund „Härtefall, Krankheit und was-weiß-ich-noch“ nicht (Einsatz ist natürlich auch „kein Thema“).
Selbst in in Zeiten geringer StO-Dichte schafft man sich SO seine Insel und läßt die anderen brav „kreiseln“…
Es gibt weitaus schlimmere Schicksale als „alt-BS“, ganz sicher, aber DIE haben tatsächlich immer weniger Grund, jungen Menschen oder Kameraden die Vorteile einer „Karriere“ bei der Bw schmackhaft zu machen.
@ all
Erstmal einen schönen guten Tag.
Da ich in den letzten Tagen meinen Status von „aktiv“ auf „Gehender in nun schulischer Maßnahme“ verändert habe, geht mir momentan etwas die Zeit ab den Blog in aller tiefe zu studieren. Dennoch ein paar Anmerkende Worte von mir zu dieser Problematik des Personals, weil sie mich seit Jahren sehr umtreibt.
@ Zimdarsen | 16. Juni 2016 – 11:39
hat es in meinen Augen perfekt auf den Punkt gebracht. Und mich wundert das hier in den Kommentaren dies so wenig beachtung fand. Denn das Problem ist und bleibt die Struktur.
Immer wieder lese ich die Angst vor einer „vergreisung“ der SK wenn die Bw sich zu viele BS „ans Bein bindet“.
Diese Sicht ist es, die uns von einem vernünftigen und schlagkräftigem Personalkörper trennt. Man muss, wie Zimdarsen es schrieb, erstmal die Frage stellen wer muss was können? Muss denn wirklich jeder kämpfen, schießen und mit 30Kg Gepäck durchs Gebüsch krauchen können und entsprechend fit sein? Muss jeder im Feld Befehlsgewalt haben? Nein! und genau das ist es.
In Teilen hat auch Klabautermann recht wenn er von einer flexibilisierung spricht. Allerdings sehe ich eine andere notwenige Stoßrichtung. Denn, Zeit- und Werkverträge?! Bitte nicht! Dies führt auf dem freien Arbeitsmarkt nur zu verschärftem Kampf und erheblich weniger sozialer Sicherheit bei den Arbeitnehmern. Das brauchen wir in der Bw nun wirklich garnicht.
Der Punkt ist: Wer im Bunker hockt, an Lfz rumschraubt, den Diesel vom Schiff pflegt und wartet, all diese Kameraden müssen nicht mitte 20 und topfit sein. Aber all diese Kameraden sind und bleiben Spezialisten, welche auch nach Außerdienststellung ihrer Waffensysteme umgeschult und weiterverwendet werden können.
Wenn ich alleine nur bei uns im technisch- fliegerischen Bereich schaue wieviel fähiges Personal ständig geht weil die Zeit zu Ende ist und dann sehe wie wenig nachkommt… Was spricht dagegen an diesen Stellen die BS Quote signifikant hochzufahren? Was spricht dagegen einen Obermaat/Stuffz zum BS zu machen? Ich kenne viele die damit vollends glücklich wären.
Nein, stattdessen hält man an einem Dienstzeit und Strukturmodell fest, welches einer Wehrpflichtarmee entsprang und mittlerweile einen Bart bist zum Mond hat.
All diese kläglichen Versuche mit Prämien das Personal ein bisschen länger zu halten um diese Strukurbedingten Lücken noch drei vier Jahre länger zu kaschieren belegen dies.
Einfach die Spezialisten zu BS machen und gut. An den Stellen wo die jugendliche Frische und Vitalität gebraucht wird, Infanterie und dergleichen, muss man dann im Gegenzug an der Versorgung hintenraus schrauben. Ein nicht anrechenbares Ruhegehalt nach Dienstzeit und Einsätzen oder dergleichen. Etwas das immer als Bonus bis zu Rentenalter obendrauf kommt sozusagen. Vielleicht noch ein paar mehr Möglichkeiten über den BfD. Da kann man ja mal kreativ werden.
Das alles unter Einführun von reinen Fachdienstlaufbahnen, die sich auch nur darauf beschränken. Ausbildung im Fach, grüne Anteile nur rudimentär, kenntlichmachung bei den Dienstgraden, keine Befehlsgewalt im Feld, nur fachlich.
Kostet das alles Geld? Aber sicher! Nur, das wusste man vorher. Eine Berufsarmee spart nicht wirklich Geld, sie erweckt nur den Anschein. Aber soll sie vernünftig laufen, kostet sie. Man muss diesen Schritt jetzt aber auch gehen.
Schönen Tag in See Allseits
Die Not scheint groß. Der Spiegel berichtet man will die Bundeswehr für EU-Ausländer öffnen.
Btw. die Luftwaffe will in Roth zum 1.10. ne neue Grundausbildungseinheit aufstellen….
@Schnellmerker
100% Zustimmung
Durfte einer Infoveranstaltung beiwohnen, wo ganz offen angemerkt ( man könnte auch fast sagen „gedroht“) wurde, das wenn sich nicht genug freiwillige für die Trendwende 170000 finden, sich das DZE der BS auf der Zeitachse nach hinten verschieben wird.
Ja, ich weiß man hat keinen Rechtsanspruch darauf, aber trotzdem geht man so mit seinem Bestandspersonal nicht um.
Frage mich ebenfalls wie man Leute fördern möchte wenn „alte BS“ die Stellen noch einige Jahre länger besetzen.
@Insider
……und es fehlen ja auch nicht zwingend jene, welche jetzt in Pension gehen, sondern wir haben ein Problem bei der Nachbesetzung der SaZ und Einsatzposten.
Wer die BS-Stellen besetzen will, muss BS Stellen schaffen.
Das interessiert leider nur niemanden.
Bei uns wird jeder gefragt ob er verlängern möchte unabhängig von DstGrad oder Dienstposten.
Es wurde sogar gesagt, das wenn jemand verlängert, er sagen kann wo ! er Dienst machen möchte. Wenn ich also nicht mehr in Augustdorf sondern in Munster arbeiten möchte, dann soll das angeblich gehen. Was ist das für ein Blödsinn.
@ Simon K. 15:22 Uhr
Zitat:
„Einfach die Spezialisten zu BS machen und gut.“
„An den Stellen wo die jugendliche Frische und Vitalität gebraucht wird, Infanterie und dergleichen, muss man dann im Gegenzug an der Versorgung hintenraus schrauben. Ein nicht anrechenbares Ruhegehalt nach Dienstzeit und Einsätzen oder dergleichen. Etwas das immer als Bonus bis zu Rentenalter obendrauf kommt sozusagen.“
Beides gibt es bei den Streitkräften der USA. Ab SaZ 20 gibt es ein Ruhegehalt von ca. 50 % des letzten Gehaltes. Alle 3 Jahre wird weiterverpflichtet. Wer die fachlichen oder körperlichen Kriterien nicht mehr erfüllt (auch Fachtheorieteste alle 3 Jahre) wird nicht mehr weiterverpflichtet. Das prozentuale Ruhegehalt steigt von SaZ 20 bis max. ca. 35 Jahre Gesamtverpflichtungszeit an.
Beides will die Bundesregierung nicht !
Weder eine erheblich gesteigerte BS-Quote für Spezialisten in eigenen Laufbahnen, noch Ruhegehalt ab SaZ 20.
Die einzige Ausnahme für Jetpiloten mit BO 41 wird faktisch immer weiter zurückgefahren und eine Pension gibt es nur, wenn der Kandidat zum Zeitpunkt der Pensionierung (ab 41 Jahre) noch im Besitz der Pilotenlizens ist. Ansonsten sind die Beamtenrechtler aus dem Innenministerium hinterher, dass niemand Pension bezieht der nicht ein Leben lang gedient hat.
Die Bundesregierung will jedoch, dass die Soldaten sich künftig länger verplichten, den Anteil guter zu weniger guter Berufsjahre zu gunsten der Bundeswehr verschieben. Das Ganze bitte ohne dauerhafte Pensionszahlungen.
@ Schorsch
Zitat:
„Die Not scheint groß. Der Spiegel berichtet man will die Bundeswehr für EU-Ausländer öffnen.
Btw. die Luftwaffe will in Roth zum 1.10. ne neue Grundausbildungseinheit aufstellen….“
In den 90er Jahren waren es die Russlanddeutschen, die zur Bw drängten. Die hatten zum Glück die deutsche Staatsangehörigkeit. Jetzt sollen es die EU-Ausländer in der Hoffnung auf ein besseres Lebenseinkommen in Deutschland richten. Natürlich geht dies nur mit Grundgesetzänderung. Mal sehen ob die zustande kommt.
Dann haben wir wieder die Verhältnisse wie bei den Habsburgern. In dessen Armeen haben auch wenige Österreicher und viele Tschechen, Slowaken, Rumänen, Ungarn gedient. Anstatt endlich das System zu reformieren um Bedingungen zu schaffen, dass die vorhandenen Soldaten bleiben wollen, versucht man es mit billigen Leihsoldaten aus dem europäischen Ausland.
Fürwahr ein Outsourcen von staatlicher Daseinsvorsorge.
PS: Wer die praktischen Auswirkungen einer solchen Politik besichtigen will, kann an das Südende vom Gardasee fahren, um die Gedenkstätte der Schlacht von Solferino von 1859 zu besuchen. Dort sind die Gefallennamen von über 1000 gefallenen Soldaten auf beiden Seiten in Stein gemeißelt und die Totenschädel in der Apsis der Kirche ausgestellt. Wenige aus dem jetzigen Kernöstereich, viele aus den damals dazugehörigen oben aufgeführten heutigen Rand-Ländern.
Söldnertum für arbeitslose junge Südeuropäer ? Soll dies die Zukunft der Bw sein ?
Für das, dass ich so einige kenne die unter der Personalführung von Wolfgang Born nur verarscht und demotiviert worden, setzt das der Verarschung noch den Deckel drauf. Zig Milliarden wurden für überflüssige Personalmaßnahmen sinnlos ausgegeben. Und der Wahnsinn das der jetzt mit fetter Pension zuhause sitzt…
Georg | 18. Juni 2016 – 20:23:
“ … Söldnertum für arbeitslose junge Südeuropäer ? Soll dies die Zukunft der Bw sein ?“
Also mir wäre das völlig egal. Wenn die ihren Dienst ordnungsgemäß versehen, wäre das m.E. völlig in Ordnung. Schon das römische Imperium ist mit militärischen „Leiharbeitern“ sehr gut gefahren (von Arminius mal abgesehen). Und m.E. hat die vollumfängliche Niederlage der Deutschen 1945 jeglicher „Deutschtümelei“ – auch in der Bundeswehr – die Grundlagen entzogen. Dass es eine BR Deutschland gibt, ist ausschließlich der Gnade der Sieger zu verdanken. Das vergessen leider viele Mitbürger in der Diskussion – allen voran die Schwachköpfe, die immer noch oder wieder den wirren Gedanken des Österreichers anhängen. Nationalistische Abgrenzung ist u.a. auch aus diesem Grunde nicht mehr angesagt.
Hans Schommer
@Hans Schommer:
Das Beispiel Rom sehe ich grundlegend anders.
Dort zeigt sich bereits, dass Gesellschaften die nicht aus den eigenen Reihen genug Soldaten finden, früher oder später an den damit verbundenen Widersprüchen zerbrechen.
Spätrömische Dekadenz.
Sollte man wirklich EU-Bürger regulär in die Bundeswehr holen (wie bereits in Luxemburg), dann hat die Union unter Merkel nach 12 Jahren nicht nur die Bundeswehr komplett verändert, sondern einmal mehr aufgrund Alternativlosigkeit die Grundlagen unserer Staatswesens verändert.
Ohne Diskussion und Abwägung.
Alles outsourcen bis der Staat kein Fundament mehr hat.
@Hans Schommer
Dann könnten wir auch deutschen Arbeitslosen ein entsprechendes Angebot machen?
Davon ab lassen es i.d.R. Staaten nicht so ohne weiteres zu, daß ihre Bürger in fremden Streitkräften dienen (so z.B. auch Deutschland).
Sprachkompetenz ist eine andere Herausforderung, sowie der Konfliktaustrag in der Gruppe. Wer die Rußlanddeutschen der Infanterie kennt, weiß was ich meine (im übrigen sind dies hervorragende Soldaten, erfordern aber meist eine andere Führung als vom ZInFü vorgegeben).
@Memoria
Welche deutsche Soldat verteidigt denn die BRD ohne auch du EU zu verteidigen?
Was ist der Unterschied zwischen einem Neubürger aus Osteuropa (der eher Putin Anhänger ist) als einem Europäischen Soldaten in der Bw?
Viele EU/NATO- Austauschsoldaten leisten in der Bw einen guten Dienst und verteidigen in der Bw auch ihre Heimat. Wir sollten mit EU-/Bürgern aus NATO Staaten entspannt sein.
Das römische Reich war kein Nationalstaat in unserem Sinn (Vergleiche mit der BRD wären eher falsch) und das Fußvolk kam schon lange vor dem Untergang aus allen Teilen des Reiches.
@ Zimdarsen | 18. Juni 2016 – 21:26 und @ andere (die sich angesprochen fühlen dürfen):
Weil es sich zumindest mir jetzt und hier geradezu aufdrängt: Was repräsentiert Ihrer Meinung nach eigentlich das immer wieder verwendete Kürzel „BRD“? Sie diskutieren hier über die Frage, wer unter welchen Voraussetzungen in den deutschen Streitkräften dienen sollte oder könnte. Sie selbst sind aber nicht willens oder in der Lage, diesen Ihren Staat beim Namen zu nennen. Stattdessen benutzen Sie das zur Zeit des Kalten Krieges von der DDR-Nomenklatura erfundene Kürzel „BRD“. M.E. recht schwach.
Hans Schommer
@Zimdarsen:
Ja das Fußvolk kam schon lange vor dem Untergang aus allen Teilen des römischen Reiches.
Ein Nationalstaat, der aus seinem Staatsvolk nicht genug Soldaten gewinnen kann, stellt sich selbst in Frage.
Man kann das natürlich modern europäisch uminterpretieren – man sollte sich aber der Tragweite bewusst sein.
Derzeit ist es eher undurchdachter Aktionismus aufgrund der aktuellen Personallage.
@ Thomas Melber | 18. Juni 2016 – 21:04
„Dann könnten wir auch deutschen Arbeitslosen ein entsprechendes Angebot machen?“
Das Angebot ist doch da. Das müsste m.E. nur besser kommuniziert werden.
Hans Schommer
@ Hans:
Kommunikation ist eben irgendwie nicht die Stärke von Verteidigungsministerium und Bundeswehrführung.
@Schnellmerker
Haben wir hierfür nicht das PIZ und ZOpKom? Im nachgeordneten Bereich könnte man ‚mal nachfragen.
Zitat: „“Dann könnten wir auch deutschen Arbeitslosen ein entsprechendes Angebot machen?”
Was soll diese Aussage bedeuten ?
Jeder Deutscher im Sinne des Grundgesetzes kann sich zum Dienst in der Bundeswehr bewerben. Er oder Sie muss es nur wollen !
@ Zimdarsen
Wenn wir keinen Unterschied mehr machen, ob der Soldat in der Bundeswehr ein Deutscher, ein Italiener oder ein Spanier ist, warum sollte er oder sie „der Bundesrepublik Deutschland treu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen“ ?
Nur für Geld und damit als Söldner die deutschen Interessen verteidigen bzw. durchsetzen ?
@ Thomas:
Man hat es ja noch nicht einmal intern geschafft, die neuen Zurruhesetzungstermine und die überwiegend damit verbunden längeren Dienstzeiten der BS zu kommunizieren.
Aber auch ansonsten ist das, was die Bundeswehr nach „außen“ kommuniziert, nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.
Als ich das erste Mal den Radiospot zu „Bundeswehr-Minus-Karriere“ gehört hatte, wäre ich auf der Platzrandstraße eines Übungsplatzes fast in den Graben gefahren … ich bin mir da nur nicht sicher, ob vor Lachen oder vor Kopfschütteln.
… Und wir suchen händeringend Soldaten, aber der Großteil der Werbung zielt – so zumindest von mir gefühlt – überwiegend auf „Karrieren ohne Uniform“ ab.
Was soll man da noch erwarten können …
@Georg
„Jeder Deutscher im Sinne des Grundgesetzes kann sich zum Dienst in der Bundeswehr bewerben. Er oder Sie muss es nur wollen !“
H IV-Beziehern kann man auch (zumutbare) Arbeitsstellen zuweisen; ‚muß ja nicht gleich ein Einsatz sein.
Georg | 18. Juni 2016 – 23:22
“ … Wenn wir keinen Unterschied mehr machen, ob der Soldat in der Bundeswehr ein Deutscher, ein Italiener oder ein Spanier ist, warum sollte er oder sie “der Bundesrepublik Deutschland treu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen” ?
Nur für Geld und damit als Söldner die deutschen Interessen verteidigen bzw. durchsetzen ?“
Ja – genau so. Und glauben Sie ernsthaft, dass die derzeit Dienenden alle „Soldat aus Überzeugung (wofür eigentlich?) sind? Ich habe in einem meiner Einsätze im Kosovo einen türkischstämmigen DEU Leutnant kennengelernt – Grenadier seines Zeichens. Den konnte man gut zur Konversation brauchen – unsere Brigadeführung war TUR. Ansonsten zu nix zu gebrauchen. Und der war auch – wenn er genug gesoffen hatte – bekennender Türke. Aber er hat halt einen Job gemacht – wohl gemerkt, ein deutscher Staatsbürger. Warum sollten das andere Individuen nicht können?
Hans Schommer
@ Thomas:
Hartz4 bitte anders als „H IV“ schreiben … kann ansonsten falsch gelesen werden ;)
@Georg
Diese Tschechen, Ungarn etc. waren alle Teil der Habsburgermonarchie und das Beispiel von Solferino ist irrelevant solange wir nicht wissen das Österreich weniger Soldaten aller Waffengattungen gemäss dem Anteil den Österreichs Bewohner am kuk Staat stellte und die Gründe dafür.
@Memoria
Ein Grossteil der Armee des Imperium Romnum kam aus den Provinzen.
In den Auxilliartruppen dienten eigentlich recht wenige römische Bürger, bis die Unterworfenen das römische Bürgerrecht bekamen.
Auch in den Legionen war die Mehrzahl der Bürger , Provinzbürger oft Söhne von Auxiliarsoldaten o.ä.
Das Problem Sü
pätroms war weniger die sog. spätrömische Dekadenz(Die Republik war korrupt genug) sondern, das die Gegner stärker wurden und die Kriegsführung sich änderte vom Infantrie zum Kavallerieheer.
@ ThoDan:
„Das Problem Sü“ … gutes Stichwort:
Die ggf. notwendige Sicherheitsüberprüfung für (EU-)Ausländer, welche mindestens die letzten 5 Jahre nicht in Deutschland gelebt haben, könnte durchaus ein Problem werden. Denn für SÜ1&2 ist eine Identitätsprüfung und daneben sind für die SÜ3 zusätzlich Befragungen notwendig. Das macht mindestens 2 bzw. 5 Personen, die den zu Überprüfenden seit dem Alter von 16 bis 18 Jahren kennen sollten und zu denen dieser nach Möglichkeit zum Zeitpunkt der Sicherheitsüberprüfung noch Kontakt hat. – Das dürfte aber für die meisten zu Überpüfenden zu einem Verfahrenshindernis werden, so daß kein Sicherheitsbescheid erteilt werden kann. … Und man munkelt teilweise in Fachkreisen, daß vielleicht wieder jeder Bundeswehrangehörige sicherheitsüberprüft werden soll, Aber selbst wenn das nicht der Fall wird, dann bedeutet das für etliche Dienstposten/Verwendungen: Kein Sicherheitsbescheid – Keine Einsat auf Dienstposten//in Verwendung … ergo keine Einstellung.
re: Schnellmerker
Unterm Strich wird doch nur noch hilflos zum „Thema Personal“ rumgeeiert!- Die Werbekampagnen der letzten Jahre waren ein Flop (von der letzten mal ganz zu schweigen!)!- Im Übrigen hatten die Bemühungen der BA (2011/2012 (?)) schon ein Ergebnis aufgezeigt das darauf hinwies, dass ein gravierendes „Personalproblem“ der Bundeswehr droht. (selbstverständlich geflissentlich negiert durch die Politik!)
Derzeit schafft die Bundeswehr es nicht, sich als „attraktiver“ Arbeitgeber potentiellen (qualifizierten) Interessenten gegenüber darzustellen!
Wer will bei der „Pleiten, Pech und Pannen- Armee“ mit einem offensichtlich überforderten Management in der Führungsetage,- bei zudem noch ungünstigen Arbeitszeiten, voraussehbaren regelmäßigen Ortsabwesenheiten an unattraktiven Orten und Gefahr für Leib und Leben schon gerne tätig sein?- Insbesondere wenn sich für potentielle (qualifizierte) Interessenten im Arbeitsmarkt andere Chancen anbieten!
Man/frau kann auch davon ausgehen, dass potentiellen (qualifizierten) Interessenten auch die irrlichternde Personalpolitik aus den verschiedenen Bundeswehrreform-Vorhaben und Outsourcing-Aktivitäten nicht unbekannt geblieben ist!
Wer vertraut sich schon einem Arbeitgeber an, der nicht weiß was er will und offensichtlich noch nicht einmal den Ansatz eines zukunftsfähigen Arbeitsplatzkonzeptes den „Mitarbeitern“ darzulegen vermag!
Und solange es die Bundeswehr es nicht schafft wieder in der Gesellschaft verankert zu sein, mithin sich auch wieder eine gesellschaftliche Anerkennung für den Soldatenberuf entwickelt, wird auch weiterhin die Bundeswehr in Wettbewerb zum freien Arbeitsmarkt verlieren!
Denn „gesellschaftliche Anerkennung“ ist eigentlich noch immer der größte Motivator sich einer Aufgabe bei „ungünstigen Arbeitszeiten, voraussehbaren regelmäßigen Ortsabwesenheiten an unattraktiven Orten und Gefahr für Leib und Leben“ zu stellen ….
@ audio001:
Vollste Zustimmung … und das mit dem „Arbeitsplatzkonzept“ erlebe ich ja auch selbst.
@Hans Schommer
Ich schreibe hier nicht im Auftrag einer Behörde und da ich das Kürzel BRD gut finde und meinen Eid auf ihn geleistet habe verwende ich ihn auch weiter.
Das der Begriff Deutschland für die Bundesrepublik nicht glücklich gewählt wurde, ist ein anderes Problem und das hatten wir bei AG schon zum Ärger von TW diskutiert ;-)
Warum sollte ein EU-Bürger in der Bw dienen, keine Ahnung warum sich jemand dafür entscheidet zB im Weltklasseheer zu dienen. In jedem Fall ist es so, dass wir zB in AFG gemeinsam mit Soldaten dienen welche noch nicht mal in der EU sind. Versorgung und Umgang mit den Menschen wird wohl eine Rolle spielen.
Glauben sie wirklich, dass man die BRD verteidigen kann, ohne dass EU Staaten auch im Krieg sind?
Ich habe auch etwas dagegen, dass wir uns für EU-Bürger öffnen, aber eben nicht aus vorgeschobenen nationalistischen Gründen. Ich vermute, wenn wir den Nachwuchs auch über EU Bürger generieren, wird man sich nicht mehr so sehr um die Attraktivität kümmern.
Die Streitkräfte der USA, British Commonwealth of Nations, III Reich und UdSSR waren multinational/multiethnisch mit all ihren Problemen und am Ende hat es doch zu Streitkräften gereicht.
Sollte GB aus der EU austreten, wird der Begriff der Nationalität unter den EU Mitgliedsstaaten sich weiter entwickeln. Die BRD hat diese Entwicklung ja seit ihrer Gründung und verstärkt nochmal nach der Wende durchgemacht.
Sollte man EU Bürger in die Bw aufnehmen wird man mit Sicherheit einiges an Gesetzen und Vorschriften ändern.
Man/frau hat (aus populistischen (parteipolitischen) Motiven heraus) die Wehrpflicht ausgesetzt!
Man/frau hat – entgegen der eigentlich erkennbaren Bedrohungslage respektive der Aufgabenstellungen für die Bundeswehr – die Bundewehr kontinuierlich ausgedünnt („design to cost“) ohne sich der Konsequenzen auch nur ansatzweise (politisch) im Klaren zu sein!- Letztendlich stehen wir im Ergebnis vor dem Scherbenhaufen von etlichen verfehlten politischen Entscheidungen der letzten 10 Jahre zum „Thema Bundeswehr“!
Das jetzt diskutierte Personlaproblem läßt sich, meiner Ansicht nach, nur aus der Ursache heraus beseitigen!- Alles andere ( a la „Öffnen der Bw für EU-Bürger“) ist nur noch ein Vertrödeln von Zeit ….
@ Zimdarsen
Zitat: „Sollte man EU Bürger in die Bw aufnehmen wird man mit Sicherheit einiges an Gesetzen und Vorschriften ändern.“
Als erstes müsste das Grundgesetz geändert werden, denn momentan kann nur Soldat werden, wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Ob die Parteien diese Diskussion in der Öffentlichkeit über das Wesen der Bundeswehr wirklich führen wollen, wage ich zu bezweifeln.
@ Tho Don 01:43 Uhr
Zitat: „Diese Tschechen, Ungarn etc. waren alle Teil der Habsburgermonarchie und das Beispiel von Solferino ist irrelevant solange wir nicht wissen das Österreich weniger Soldaten aller Waffengattungen gemäss dem Anteil den Österreichs Bewohner am kuk Staat stellte und die Gründe dafür.“
Die Gründe dafür sind sehr einfach aus den Totentafeln in Solferino rauszulesen. Das Offizierkorps stellten Östereicher / Ungarn (im heutigen Sinne), das Fussvolk die Randprovinzen, wie Tschechen, Slowaken usw.
Die Analogie zu Deutschen und EU-Ausländern aus dem armen Südeuropa drängt sich geradezu auf.
@ Zimdarsen
Zitat: „Ich habe auch etwas dagegen, dass wir uns für EU-Bürger öffnen, aber eben nicht aus vorgeschobenen nationalistischen Gründen. Ich vermute, wenn wir den Nachwuchs auch über EU Bürger generieren, wird man sich nicht mehr so sehr um die Attraktivität kümmern.“
Das sehe ich auch so. Mir geht es nicht um nationale Motive bei der Auswahl der Bw-Soldaten, sondern um die Weigerung der politischen und militärischen Führung der Bw die wahren Gründe für die Misere der Bw endlich anzuerkennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Statt dessen wird darüber nachgedacht, die fehlende Attraktivität durch „Leiharbeiter / Leihsoldaten“ oder auch „Gastarbeiter/-soldaten“ auszugleichen.
@ Hans Schommer
Der türkischstämmige Leutnant war sicherlich ein wertvoller Mitarbeiter im Einsatz und wenn der im angetrunkenen Zustand Gefühle für seine türkische Herkunft entwickelt hat, ist dies in Ordnung (meiner Meinung nach).
Ein waschechter Bayer ist gefühlsmäßig auch um Lichtjahre näher an einem Tiroler als bei einem Preußen (wie z.B. TdM) beheimatet.
Wenn der europäische „Binnenausländer“ ( cpyright by klabautermann ;-)) seinen festen Wohnsitz in Deutschland hat und zugleich mit seiner Bewerbung einen Einbürgerungsantrag stellt ? Die Kosten in Höhe von 255 € für den Antrag übernimmt dann der Bund ;-)
Ich denke einmal, dass da gar nicht so viele Gesetze geändert werden müssen – alles nur eine Frage der verrwaltungstechnischen Handhabung.
klabautermann | 19. Juni 2016 – 11:03:
“ … Ich denke einmal, dass da gar nicht so viele Gesetze geändert werden müssen – alles nur eine Frage der verrwaltungstechnischen Handhabung.“
Seh ich ebenso. Bei Sportlern – allen voran die Fußballer – geht das ja auch „ruck-zuck“.
Hans Schommer
P.S.: Bezüglich „Binnenausländer“: Ich glaube, da war die Uni Cottbus schneller ;-))