Trendwende Personal: 30.000 € für den Hauptmann

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Der Plan von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, das Schrumpfen der Bundeswehr zu beenden und wieder mehr Personal in die Streitkräfte zu bringen, wird nicht ohne längeres Dienen von bereits vorhandenen Soldaten funktionieren – das hatte die Ministerin bei der Vorstellung ihrer Trendwende Personal im Mai schon deutlich gemacht. Dafür sollen gezielt Soldaten angesprochen werden, die ihre Dienstzeit über das vorgesehene Datum hinaus verlängern wollen, entweder als Berufssoldaten über die so genannte besondere Altersgrenze hinaus, oder als Zeitsoldaten mit einer befristeten Verlängerung.

Und dafür nimmt die Bundeswehr auch Geld in die Hand. Nachdem vor gut vier Jahren alles dafür getan wurde, Stellen abzubauen, auch wenn es was kostet, läuft es jetzt genau andersrum: Offizieren (und vielleicht auch anderen Laufbahngruppen?) wird gutes Geld dafür geboten, dass sie verlängern.

Das zeigt exemplarisch ein Brief aus dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, der zahlreichen Hauptleuten in der Truppe zuging und den ich hier dokumentiere:

Gewährung von Personalbindungszuschlägen für Personal in Verwendungen mit personeller Unterdeckung

Sehr geehrter Herr Hauptmann XXXXX,

die aktuelle Personallage der Bundeswehr unterliegt aufgrund vielfältiger Faktoren wie beispielsweise der fortschreitenden Digitalisierung oder geopolitischen Veränderungen der stetigen Anpassung. Speziell in Ihrem Fachbereich ist der Bedarf an ausgebildetem Personal mit tiefgreifenden Kenntnissen besonders hoch. Im Fokus der Personalplanung der Bundeswehr steht deshalb auch die Aufgabe, geeignetes Personal über den gegenwärtigen Verpflichtungszeitraum hinaus zu binden bzw. für eine Verwendung bei der Bundeswehr, ggf. mit bestimmten regionalen Schwerpunkten, zu gewinnen.

Sie gehören einem Verwendungsbereich an, für den die Vergabe eines Personalbindungszuschlages als ein finanzielles Instrument zur Bindung an den Arbeitgeber Bundeswehr möglich ist.

Mit diesem Schreiben möchten wir Ihre generelle Bereitschaft und Ihr Interesse an einer Weiterverpflichtung, ggf. unter Wechsel des Dienstortes, abfragen und Ihnen gleichzeitig den finanziellen Anreiz eines Personalbindungszuschlages erläutern. Das Informationsschreiben ersetzt jedoch nicht den Antrag auf Weiterverpflichtung.

Neben Ihrer grundsätzlichen Bereitschaft, die bisher erklärte und festgesetzte Dienstzeit zu verlängern, bedarf es natürlich ebenfalls der Zustimmung Ihrer Vorgesetzten und der obligatorischen Tauglichkeitsuntersuchung (BA 90/5). Die Entscheidung über Ihre Weiterverpflichtung liegt bei der Personalführung. Sie entscheidet im Einzelfall nach Eignung, Leistung, Befähigung und Bedarf. Bei Vorliegen aller Vorraussetzungen und einem erfolgreichen Antragsverfahren, könnte Ihnen im Falle einer Weiterverpflichtung der Personalbindungszuschlag derzeit als Einmalzahlung gewährt werden. Der Tabelle können Sie entnehmen, in welcher Höhe ein Personalbindungszuschlag für Ihre Besoldungsgruppe bei einer Weiterverpflichtung von vier Jahren in Anwendung gebracht werden könnte:

  • Besoldungsruppe      Einmalzahlung*
    A11                           30.326,02
    A12                           32.516,86
    *die Berechnung basiert auf der Besoldungstabelle Soldaten vom 1. März 2015

(…)

Die Vergabemöglichkeiten des Personalbindungszuschlages sind jedoch begrenzt. Auch wenn derzeit noch ausreichend Mittel für die Vergabe des finanziellen Anreizes bereitstehen, ist es sicherlich nicht falsch, sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit den Möglichkeiten und Optionen auseinanderzusetzen. (…) Die investierte Zeit kann sich durchaus lohnen.

Zum Vergleich: Das Grundgehalt für einen nach A11 besoldeten Hauptmann liegt in der Stufe 1 bei 3.158,96 Euro.

Interessanterweise, so höre ich aus der Truppe, wurde dieses Angebot auch denen gemacht, die erst vor kurzem den Antrag auf Übernahme als Berufssoldat gestellt hatten, da aber abgelehnt wurden.

(Danke für die diversen Leserhinweise!)

(Foto – Hauptmann der Bundeswehr-Medien bei einem Pressetermin mit der Ministerin im Bendler-Block, Symbolbild! Der abgebildete Soldat hat mit diesem Schreiben nichts zu tun)