Angriffe in Gao: Chinesischer Blauhelmsoldat getötet, Deutsche nicht betroffen

Niederländische und deutsche Soldaten des Einsatzkontingents MINUSMA im niederländischen Camp Castor in Gao, am 24.02.2016.

Die Angriffe auf die internationalen Truppen im Norden Malis nehmen zu. Am (gestrigen) Dienstagabend gab es in der Stadt Gao, in der auch deutsche Soldaten stationiert sind, simultan einen Selbsmordangriff auf die Truppen der UN-Mission MINUSMA und einen Anschlag auf Mitarbeiter der Anti-Minen-Aktion der Vereinten Nationen (UNMAS). Dabei wurden vier Menschen getötet, inzwischen ist klar, dass dabei erstmals ein chinesischer Blauhelmsoldat in einem UN-Einsatz in Afrika gefallen ist. Die in Gao stationierten deutschen Soldaten waren nach Angaben der Bundeswehr nicht betroffen.

Die Mitteilung von MINUSMA dazu gibt es bislang nur auf Französisch; in diesem Blogeintrag ist der Sachstand vom Dienstagabend auf Englisch wiedergegeben (und noch von einem Raketen- oder Mörserangriff die Rede):

Tuesday night the Multidimensional Integrated Stabilization in Mali (MINUSMA) and the United Nations Mine Action Service (UNMAS) were targeted in Gao by almost simultaneous attacks.

First around 20:45 MINUSMA camp located at Château d’Eau district came under either mortars or rockets attack. Facts still to be confirmed but at least one Chinese peacekeeper killed while three seriously injured. Furthermore, dozens of MINUSMA staff members, including civilians, were slightly injured. While preliminary damages are being assessed, initial information indicates that housing containers for staff were destroyed. The severity of physical damages and earlier reporting from locals about loud explosion indicate possible use of suicide bomber in a vehicle-borne improvised explosive device. France24 reported it was a suicide vehicle-borne improvised explosive device (SVBIED) that targeted Chinese peacekeepers post. One Chinese peacekeeper killed and two others severely injured.Almost simultaneously gunmen attacked a hotel hosting UNMAS experts. Three contractors total killed including two Malian private security officers and one French UNMAS expert.

Nach einer Meldung von Reuters hat sich Al Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) zu den beiden Angriffen bekannt:

Al Qaeda in the Islamic Maghreb (AQIM) claimed responsibility on Wednesday for an attack on two United Nations‘ sites in northern Mali where a peacekeeper from China and three civilians were killed and over a dozen others wounded. (…)
AQIM said on social media its al-Mourabitoun division fought „crusader occupation forces“ in Gao on Wednesday, according to SITE Intelligence Group, a monitoring firm.

Nach dem Angriff auf UN-Truppen in Zentralmali am vergangenen Sonntag sind die kombinierten Angriffe in Gao ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Auseinandersetzungen in dem westafrikanischen Land an Härte zunehmen.

Die Bundeswehr ist derzeit mit rund 400 Soldaten unter MINUSMA-Kommando in Gao präsent. Am (heutigen) Mittwoch übernahmsie dort im Camp Castor in Gao die Verantwortung für die Aufklärung in der Region von den Niederlanden, wie das niederländische Verteidigungsministerium berichtete (danke für den Leserhinweis). Die Niederländer bleiben mit vier Apache-Kampfhubschraubern, drei Chinook-Transporthubschraubern, Spezialkräften, Polizeiausbildern und einigen Spezialisten wie Kampfmittelräumern in Gao präsent. Ihr Mandat ist derzeit bis Ende des Jahres befristet. Ohne eine Verlängerung vor allem der Hubschrauber-Komponente dürften die Deutschen allerdings ein Problem haben, weil sie bislang keine eigenen Hubschrauber in Mali haben.

(Archivbild: Niederländische und deutsche Soldaten des Einsatzkontingents MINUSMA im niederländischen Camp Castor in Gao, am 24.02.2016 – Bundeswehr/PAO Gao)