Geplanter Drohnen-Einsatz in Mali: Luftbildauswertung in der Heimat

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Aus Mangel an Fachpersonal denkt die Luftwaffe darüber nach, beim geplanten Einsatz von Heron-Drohnen in Mali die Auswertung der Luftbilder im heimischen Schleswig-Holstein vorzunehmen. Die Spezialisten seien bereits in Afghanistan und in Incirlik in der Türkei (Foto oben) im Einsatz, für eine weitere Mission fehlten einfach die Leute, sagte der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 in Jagel, Michael Krah:

Wir überlegen, ob wir die Auswertung aus Deutschland sicherstellen können. Wenn wir noch zusätzliches Personal nach Mali schicken, ist das Maß meiner Meinung nach überschritten.(…)

sagte Krah in einem Interview des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (bereits in der vergangenen Woche, ist mir wg. meiner Auszeit untergegangen. Link aus bekannten Gründen nicht; das gesamte Interview ist unter der Überschrift Tornado-Einsatz in Syrien: „Es ist wie nach dem Zweiten Weltkrieg“ zu finden).

Nach den Worten des Obersts bemüht sich die Bundeswehr zwar darum, zusätzliche Spezialisten für die Luftbildausweitung heranzuziehen – die künftig drei Einsätze seien aber mit dem vorhandenen Personal nicht mehr zu leisten.

Nun ist das so genannte reach-back-Verfahren nichts grundlegend Neues: Bereits jetzt werden Aufgaben vor allem logistischer Art oder in der Verwaltung weiterhin in Deutschland erledigt; eine breitbandige Datenverbindung ins Einsatzland stellt sicher, dass das Personal vor Ort auf die Daten jederzeit Zugriff hat. In der Regel wird diese Lösung gewählt, um die geltende Personalobergrenze in Einsätzen nicht auszureizen.

In diesem Fall ist jedoch ein anderer Grund ausschlaggebend: Es gibt offensichtlich nicht genug Spezialisten dieser Art, um drei Einsätze – zwei mal unbemannte Systeme, in Afghanistan und in Afrika, ein bemanntes System über dem Irak und Syrien –  gleichzeitig zu bedienen. Wenn das mit dem Einsatz der Heron-Drohnen in Mali, geplant ab Herbst, so kommt, betritt die Luftwaffe Neuland – und schafft einen Präzedenzfall: Warum sollten überhaupt noch solche Spezialisten in den Einsatz gehen, wenn sie ihre Arbeit ebenso in Deutschland erledigen können?

Auch mit der Zahl der Drohnenpiloten und der so genannten Payload Operators gibt es nach den Angaben des Kommodore Probleme. Doch da, sagt Krah, würden keine Abstriche an der bisherigen Praxis gemacht: Die Leute, die die unbemannten Systeme steuern und bedienen, sollen auch künftig im Einsatzland sitzen. Und nicht wie ihre Kollegen in den USA einen Kontinent oder mehr entfernt.

(Archivbild Januar 2016:  Auswertestation füŸr Luftaufnahmen (Ground Exploration Station/GES) in Incirlik/Türkei für Aufklärungsflüge über Syrien und Irak)