Künftiger NATO-Chef: Bundesregierung reagiert nicht auf „Bewerbungsanhörung“
Auf die Äußerungen des künftigen NATO-Oberbefehlshabers Curtis Scaparotti am (gestrigen) Donnerstag vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats möchte die Bundesregierung erst mal nicht so gerne eingehen. In der Bundespressekonferenz am (heutigen) Freitag habe ich gefragt, wie Scaparottis Aussagen denn in Berlin bewertet würden. Und neben einer ausführlichen Erklärung, dass demnächst ein wichtiger NATO-Gipfel in Warschau stattfindet, habe ich dann erfahren: Auf diese Bewerbungsanhörung gebe es keine Reaktion.
Zum Nachhören die Äußerungen von Außenamtssprecher Martin Schäfer:
Als Nachtrag die Abschrift des obigen Audios:
Frage : Eine Frage an Herrn Schäfer, vielleicht auch an Herrn Seibert: Gibt es vonseiten der Bundesregierung eine Bewertung der gestrigen Aussagen des designierten Nato-Oberbefehlshabers bei seiner Anhörung für den Posten des US-Kommandeurs in Europa – das ist ja komplementär – zum Verhältnis gegenüber Russland und zur Stationierung von Truppen in Europa? Wie sieht die Bundesregierung das im Hinblick auf seine Bestellung zum Nato-Oberbefehlshaber?
Schäfer: Wir befinden uns in der Vorbereitung eines großen Nato-Gipfels, der in einigen Monaten in Warschau stattfinden wird. Eigentlich sämtliche Gremien der Nato sind darauf fokussiert, diesen Gipfel politisch vorzubereiten. Das geschieht tagtäglich.
Die Gespräche, die wir im Kreise der Nato-Verbündeten über die Themen, die aus Anlass dieses Gipfels auf der Tagesordnung stehen, führen, laufen gut, ebenso wie die bilateralen Gesprächen, die wir mit unseren Partnern über alle diese Fragen führen.
Der Außenminister ist zum Beispiel – so meine ich – am Dienstag in Warschau gewesen. Eines der wichtigsten Gesprächsthemen der polnischen Gastgeber des Nato-Gipfels waren natürlich die Fragen, welche Entscheidungen vom Nato-Gipfel ausgehen können, welche Entscheidungen zu erwarten sind und wie wir damit weiter umgehen.
Ich denke, es ist jetzt nicht unbedingt unsere Aufgabe, von der Regierungsbank her eine parlamentarische Anhörung eines amerikanischen Soldaten, Offiziers und Generals zu bewerten, sondern wir halten uns an die Gespräche, die wir im Nato-Rahmen miteinander führen. Wir sind wie bei jedem der Nato-Gipfel der Vergangenheit sehr gewiss, dass wir einen sehr entschlossenen und sehr harmonischen Gipfel bekommen werden, auf dem sich die 28 Nato-Partner auf ein gemeinsames Handeln einigen werden.
Zusatzfrage : Schön. Wahrscheinlich über Fragen von gegenseitigem Interesse. – Das heißt, die Aussagen des US-Generals Scaparrotti haben nichts mit der Haltung des designierten Nato-Oberbefehlshabers Scaparrotti zu tun. Habe ich das richtig verstanden?
Schäfer: Doch. Wenn er denn tatsächlich SACEUR werden sollte, dann ist er militärischer Funktionsträger innerhalb der Nato. Aber Sie müssten jetzt schon etwas konkreter werden und vielleicht konkrete Aussagen benennen. Dann versuche ich gern – bestimmt auch Herr Seibert -, Ihnen die Haltung der Bundesregierung zu den Themen, über die sich dieser General in Washington geäußert haben könnte, zu erläutern. Das versuchen wir gern.
Zusatzfrage : Entschuldigung. Ich dachte, Sie hätten eine Information über seine gestrige Anhörung bekommen.
Erstens: eine dauerhafte Stationierung einer US-Panzerbrigade in Europa, nicht die bislang vorgesehene rotierende Stationierung. Zweitens: die Vorausstationierung von Schiffen wie Flugzeugträgern im Mittelmeer – um nur mit diesen beiden Punkten anzufangen.
Schäfer: Zunächst ist es doch die Meinungsäußerung eines Generals. Ob das die Haltung der Vereinigten Staaten von Amerika werden wird, kann ich Ihnen nicht sagen.
Ich würde für die Bundesregierung gern sagen, dass die Maßnahmen, die auf dem Nato-Gipfel in Wales vor knapp zwei Jahren vereinbart worden sind, weitgehend umgesetzt sind. Dazu gehört insbesondere das Konzept der Reassurance in der östlichen Flanke der Nato. Deutschland und die Bundeswehr sind bei ganz vielen dieser Maßnahmen voranmarschiert. Über die Rolle der Bundeswehr und Deutschlands bei der Reassurance, so wie in Wales vereinbart, gibt es weder Grund, sich zu schämen, noch gibt es Grund, sich mit dem, was wir da getan haben, zurückzuhalten. Wir sind bei vielen Fragen sehr weit vorne und sehr aktiv gewesen. Das kann der Kollege aus dem Verteidigungsministerium sicherlich im Detail ausführen. Ich könnte das auch.
Alle weiteren Fragen – da wiederhole ich mich – sind Themen, die wir mit unseren Verbündeten besprechen und nicht in der Öffentlichkeit und schon gar nicht als Reaktion auf eine – wie soll man sagen – Bewerbungsanhörung eines Generals im amerikanischen Kongress.
(Foto: M1A2 Abrams Main Battle Tanks and M2A3 Bradley Infantry Fighting Vehicles are lined up in a motor pool at Mihail Kogălniceanu Air Base, Romania as soldiers from 1st Armored Brigade Combat Team, 3rd Infantry Division draw equipment from the European Activity Set April 7, 2016 and continue to build combat power in Europe – Spc. Ryan Tatum/U.S. Army)
Ich habe dem nichts hinzuzufügen.
Grundsätzlich war auch nichts anderes zu erwarten und ist auch nichts anderes konsequent. Wozu braucht es eine deutsche Reaktion auf Aussagen eines US-Generals, die er im Anhörungsverfahren tätigte?
Am Wochenende, beim Obamabesuch gibt’s Klartext. Ob vor der Anhörung oder danach: er ist der neue SACEUR, sonst wäre er erst gar nicht nominiert worden. Die Klartext-Einstellung ist dem Präsidenten auch bekannt, und er stützt sie.
So gesehen hat Berlin dessen Aussagen sehr wohl nicht nur zur Kenntnis genommen!
Danke Herr Wiegold!
Und Lob ist an dieser Stelle zwingend: Sie sind der Flagshipblog des deutschen Journalismus‘ im Bereich Außen-, Sicherheits- und Militärpolitik.
@ T.W.: Respekt, da haben sie sicherlich jemanden aufgeweckt. Zumindest gab es im BMVg einen Drahtbericht zur „Bewerbungsanhörung“. Eben AA-typisch ;-)
Es gibt einen Witz, welcher sich eigentlich auf das USMC bezieht, und die Marines werden auch richtig stinkig, wenn ihn ein Außenstehender erzählt.
Aber im Grunde passt das viel besser auf die Bundeswehr (bis hinauf zum BMVg):
Was ist der Unterschied zwischen den Pfadfindern und der Bundeswehr?
…
…
…
…
…
…
…
…
…
…
…
…
Die Pfadfinder stehen unter erwachsener Führung :-).
Mehr ist dazu eigentlich auch nicht zu sagen.
Die dauerhafte Stationierung ist wohl auch ein wichtiges Thema beim Treffen Obama/ Merkel:
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1088745.html
Naja da wird man sich wohl nicht bewegen.
Am Ende dann wieder ein Kompromiss – noch mehr deutsche Beiträge in der Rotation?
Und weiterhin mediale Aufregung in den USA:
http://warontherocks.com/2016/04/outnumbered-outranged-and-outgunned-how-russia-defeats-nato/
EUCOM fährt eben die mittlerweile im Pentagon wieder in Mode gekommene Linie der forward deterrence, McCain war bestimmt sehr zufrieden und Obama sitzt im Vorruhestands-Schaukelstuhl und macht Druck auf Merkel nach dem Motto: wenn Du keine feste Stationierung von US-Truppen im Osten willst, dann muß eben die BW ran: Germans to the front….also werden wir eine 124er öfter in der Ostsee rumschippern lassen ;-)
US-Flugzeugträger im Mittelmeer ? Die carrier-fleet der USA ist jetzt schon overstretched…das würde bedeuten, dass die USA einen carrier an anderer Stelle einsparen müßten, z.Bsp. im Persischen Golf ? Würde zu Obamas Politik in Sachen KSA/Iran passen. Aber ob das der nächste Präsident genau so sieht ? Andererseits haben ja die Franzosen ihren carrier im Mittelmeer stationiert, da wäre ein US-carrier irgendwie „redundant“, abgesehen davon, dass die USA mit Sizilien und die Briten mit Zypern jeweils ortsfeste „carriers“ im Mittelmeer haben.
@Memoria
Die Bush Präsidentschaft war ein militärisch-industrielles Goldesellzeitalter für die USA, das nun zu Ende geht. Die heimischen claims sind erschöpft, bzw. sehr unwirtschaftlich geworden und die außerheimischen claims sind nicht mehr so ergiebig wie früher. Und die „regionalen Wettbewerber“ lassen sich nicht mehr so leicht einschüchtern, bzw. beeindrucken, denn deren MIK ist mittlerweile durchaus konkurrenzfähig……vielleicht nicht global überlegen, regional aber schon., insbesondere dann, wenn „global strike plus ballistic missile defense“ sowohl nuklear als auch konventionell im regionalen Umfeld an der „Inneren Linie“ der Wettbewerber scheitert, bzw.schlicht und einfach nicht glaubwürdig und nachhaltig realisierbar sind.
Die USA würden ihre Truppen natürlich nur sehr ungerne östlich der AEGIS ashore stationieren und wie die Russen auf eine Cook in der Danziger Bucht reagieren haben wir ja gesehen. Also müssen die Germanen wohl ins Baltikum…….woran erinnert mich das bloß.
Diese Römer spinnen nicht nur, die sind einfach nur noch blöd.
SZ:
– „Die USA drängen darauf, dass die Bundeswehr sich signifikant an der geplanten Stationierung von Nato-Einheiten im Baltikum, Polen und Rumänien beteiligt.
– Berlin hat sich bei den Planungen bislang zurückgehalten, weil die Bundeswehr bereits maßgeblich (maßgeblich?) an der neuen Eingreiftruppe der Nato beteiligt ist. …“
Die G5 am Montag in Herrenhausen, sie haben ihr Thema, DAS THEMA.
Die Wortakrobatik der Berliner Verharmlosungsfront in folgender Kanzlerinnenstellungnahme / BPK dürfte bereits formuliert sein.
Wen man unser Politiker Anschaut habe ich Persönlich keine Hoffnung das wir je in der Lage sind unseren Beitrag zu Leisten
was eine Gemeinschaft Fordert
Ein Konzept erkenne ich schon gar nicht dahinter was wir leisten können
Es Muss Mindest eine Neue Brig her wenn nicht mehr
Gerade im Gebirgskampf hat die Bw ein Dev.- und auf leite Brig ebene BRD ist eines der wenigen Länder die noch keine Strayker Ähnliche Brig Verfügt
@ Alarich
Hören Sie doch auf mit ihren „neuen Brigaden“ – wir kriegen nicht mal die vorhandenen materialmäßig und personell auf Stand, da wollen Sie noch mehr Karteileichen produzieren?
@ KPK
Nichts, ich wiederhole, absolut gar nichts darf das Koalitionsziel „Schwarze Null“ auch nur schief anschauen … weil dann nämlich sich das ganze Lügengebilde von wegen „abgemilderter Euro-Krise“ in Nichts auflöst. Warum? Würde Merkel signifikante Verantwortung im militärischen Bereich zusagen, dann fiele nämlich das Kartenhaus der „Schwarzen Null“ in sich zusammen und das Faß in Fragen der „richtigen“ Finanz- und Wirtschaftspolitik in der Eurozone wird aber mal so richtig aufgemacht. Und dann ist richtig Leben in der Bude … Da will (und muß) Merkel den Deckel drauf halten, mal ganz abgesehen von den unabsehbaren Folgen einer wie auch immer gearteten „Verantwortungsübnernahme“ (/s) für den Bundestagswahlkampf 2017.
csThor | 23. April 2016 – 16:59
Wo steht das geschrieben das wir die Blödste Nation sein müssen
BRD kann sich nicht Verschließen gegen eine moderne Armee
Altgebackene Bundeswehr ( 30 Veraltete Konzept ) können wir doch gar nicht mehr mithalten in Europa
Na klar kann sie das. Das sehen Sie doch … politisch gesehen ist die Bundeswehr nicht mehr als eine Art „Fremdwährung“, die die Regierung auf dem internationalen Parkett ab und an braucht, welche aber im eigenen Lande völlig wertlos ist und man daher wirklich nur Placebos davon vorhält. Dazu noch ein bischen „Showroom“ für die Produkte einheimischer Rüstungsunternehmen und schon kann man im „Spaceship Berlin“ so tun als wäre alles in Butter.
@ csThor | 23. April 2016 – 17:27
He, was ist das für ein Stoff? Das Zeug bläst ja wohl alles aus der Beule.
Hans Schommer
P.S.: Das war Satire – ist also doch erlaubt!? Oder wenigstens nicht verboten?
@ Hans Schommer
Satire ist durchaus erlaubt, bin ja nicht Erdokhan ;)
Aber das oben ist meine Meinung – die Politik hat keine Ahnung, was sie mit der BW anfangen soll. Das Ausland hat Vorstellungen, aber die sind innenpolitisch eher hochtoxisch … und man selber? Ahnungslos. Konzeptionslos. Willenlos. Man tut nur so als ob.
csThor | 23. April 2016 – 17:50
Aber das oben ist meine Meinung – die Politik hat keine Ahnung, was sie mit der BW anfangen soll.
Ich verstehe Sie nicht? Was soll die pöse Politik in Friedenszeiten so besonderes mit der Bw anfangen? Es ist Frieden. Was soll die Politik machen? Massiv Aufrüsten und Belgien überfallen? Oder massiv Aufrüsten um Hilfs-Hilfssheriff der USA zu werden?
Kluge deutsch Sicherheitspolitik hat dafür gesorgt das wir Teil der Nato sind. Das größte und Mächtigste Militärbündnis der Welt. Keine Nation will Stress mit uns oder würde uns direkt angreifen.
mittgard | 23. April 2016 – 18:22
Es Fängt an das man weitere Leo 2 A7 Umbaut
und nicht Rhnm ein A 8 daraus macht der mit Stell Tech Ausgerüstet ist
Wer Heimat verteidigt tut erst mal für sich und macht sich deshalb noch nicht zum Hifi
der USA wenn der evtl Präsident Trump schon gesagt hat das er das Geld nicht Einsieht wenn Länder BRD für sich nicht tun
http://news.postimees.ee/
Der estnische „commander-in-chief zeigt sich „… convinced the Warsaw summit in the beginning of July will decide to increase NATO presence in Baltics. …“
http://news.postimees.ee/3666541/commander-in-chief-convinced-in-increased-nato-presence-in-baltics
@ mittgard
Wer oder was ist denn „die“ NATO? Die Summe der Beiträge der Militärpotentiale der Mitgliedstaaten – und da muss Deutschland nach den USA die zweitgrößte Säule stellen. Insofern müssen andere, kleiner Länder von unserem Beitrag profitieren und nicht umgekehrt.
Hans Dampf | 23. April 2016 – 20:19
Insofern müssen andere, kleiner Länder von unserem Beitrag profitieren und nicht umgekehrt.
Aber genau das geschieht doch.
Militärausgaben in den NATO-Staate 2014 (in Millionen US-Dollar)
Deutschland: 46.102
Italien: 24.448
Kanada: 18.150
Türkei: 13.686
Spanien: 12.614
Polen: 10.104
Ich sehe nicht das Deutschland im Nato Rahmen zu wenig für Rüstung und Militär ausgeben würde. An der Spitze stehen natürlich die Staaten mit eigener Atom-Streitmacht und Sitz im Sicherheitsrat. Aber da gehört Deutschland nicht zu.
@Hans Dampf
Kleiner Länder in Europa profitieren von der EU, zu deren Haushalt DEU maßgeblich beiträgt. Das gesparte Geld können diese Staaten in den Aufbau ihrer SK stecken. Zudem hat DEU auch Ausstattungshilfe geleistet, z.B. mit Gerät der NVA, aber auch der Bw.
Na ja, für anderes (z.B. die „20 Mrd.“ EUR) war allerdings auch Geld da bzw. mußte frei gemacht werden. Man muß eben Prioritäten setzen.
@mittgard
Das ist doch irreführend!
„Wir geben am meisten aus – also leisten wir auch am meisten“
Ist eine (weitverbreitete) fehlerbehaftete Sicht des Bündnisbeitrags.
Wirkungsgrad oder der viel beschworene „Bang for the Buck“ sind da eher wichtig. Auch muss man berechnen „wie viel“ denn unsere 42mrd sind. Damit meine ich tatsächlich eine „Militärinflation und den Rüstungskurs“ – von dieser dümmlichen GDP Diskussion möchte ich Abstand nehmen – die greift zu kurz.
Und wenn ich mir da die Türkei und Kanada und deren „aktiven Beitrag“ fürs Bündnis ansehe – stelle Ich zumindest fest das unser „german engineering“ eher versagt und wir großspurig „american motor engineering“ betreiben:
Viel Hubraum aber effektiv wenig Leistung
@Jas
Die „big blocks“ hatten allerdings Drehmoment ohne Ende.
@ Mittgart
Aufgabe der Politik wäre es den Daseinszweck der Bundeswehr klar zu kodifizieren, statt sich hinter einem mittlerweile 22 Jahre alten Urteil des Verfassungsgerichts zu verstecken, das im Politikbetrieb de facto ein steuerloses Dahintreiben nach dem Motto „Alles kann, nichts muß, noch weniger soll, am besten gar nichts“ ergeben hat. Doch dazu müßte sie bereit sein echte Debatten zu führen, ihre durch ihre Mandate bedingte Verantwortung anzunehmen und mit dem Souverän und den ausländischen Partnern auszudebattieren was genau deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nun eigentlich ist, welche Rolle die Bundeswehr darin einnehmen soll und daraus abgeleitet welchen Umfang, welche Struktur, welchen Materialbedarf und welche Funktion die Bundeswehr als Ganzes einnehmen soll. Kurz: Sie muß endlich klare Positionen beziehen und nicht mehr mit dem allseits bekannten Beliebigkeitsgewäsch rhetorisch mäandrierend durchs Leben gehen – bloß um nicht eine Äußerung zu machen, an der man später vielleicht mal gemessen wird.
Wenn die Bundesregierung eine eher an Interventionen orientierte Bundeswehr möchte, dann muß sowohl die Politik diese Linie vertreten (und dafür ggf auch bei der nächsten Wahl in Kauf nehmen, krachend eine Retourkutsche des Wählers abzukriegen), die Bundeswehr strukturell, personell, finanziell und materiell auf diese Aufgabe ausrichten oder sie tut eben das Gegenteil und bastelt eine Bundeswehr, die primär auf eine zentrale Rolle in der konventionellen Verteidigung Europas ausgerichtet ist und muß dafür dann eine entsprechende Struktur und Bewaffnung aufweisen. Und sie muß dann als letzten Punkt auch den A***** in der Hose haben den internationalen Partnern einige für diese bittere Wahrheiten mitzuteilen – irgendwem wird sie wehtun müssen. Dieses ziel- und steuerlose Mäandern ist der Versuch allen alles recht zu machen – nur kann das gar nicht funktionieren.
@ Mittgard:
Sie müssen schon lesen, was ich schreibe: Ich schrieb nicht ohne Grund „Militärpotential“ und nicht „Rüstungsausgaben“. Was Deutschland der NATO an Truppe (Kampfflugzeugen, Kampfpanzern/Artillerie, U-Boote/Fregatten etc. pp) anbieten kann, ist ein Witz, gemessen an unserer Bevölkerungsgröße sowie der wirtschaftlichen Stärke. Wir lassen uns in nahezu allen Belangen von Franzosen und Briten, in Teilen auch von den Italienern in die Tasche stecken. Das kann nicht richtig sein, unabhängig davon, wie viel Geld ausgegeben wird.
Gleichwohl ist auch mir klar, dass wir in Deutschland in Bezug auf die Streitkräfte offenbar lieber eine größere Schweiz spielen und vor der Tatsache, die größte Volkswirtschaft in der EU und die zweitgrößte der NATO zu sein, die Augen verschließen möchten.
Wie „erhellend“ doch ein Zahlenwerk sein kann: http://www.defenseone.com/politics/2015/06/nato-members-defense-spending-two-charts/116008/?oref=DefenseOneTCO
Siehe insbesondere Chart 2, Veränderungen 2014-15!
Hans Dampf | 24. April 2016 – 14:01
Sie müssen schon lesen, was ich schreibe:
Klar. Sie haben geschrieben – Deutschland müsse ein größeres Militärpotential als die Atom-Mächte und Mitglieder des Uno-Sicherheitsrates haben. Sie wollen das wir Platz 2 hinter den USA einnehmen.
Ich halte Ihre Forderungen für Größenwahnsinnig. Deutschland ist keine militärische Großmacht. Deutschland will keine militärische Großmacht sein. Auf keinen Fall sollten wir militärisch Aufrüsten um klein-USA spielen zu können. Sind wir nicht, und der Rest Europas wird uns nicht folgen.
mittgard | 24. April 2016 – 16:00
“ … Sind wir nicht, und der Rest Europas wird uns nicht folgen.“
Stimmt. Leider gibt es nur all zu viele naive Mitbürger, die tatsächlich glauben, Deutschland sei „von Freunden umgeben“. Fakt ist: Die Deutschen liebt keiner – vielleicht mit Ausnahme der Luxemburger und der (internationalen) Neonazi – Klientel. Die Nachbarn zollen uns vielleicht in einigen Bereichen Respekt – ansonsten beneiden und fürchten sie uns. Letzteres sicher nicht militärisch, sondern eher wirtschaftlich und politisch.
Hans Schommer
@ Mittgard:
Weder fordere ich Atomwaffen für die Bundeswehr, noch habe ich etwas von „Klein-USA spielen“ geschrieben. Was das konventionelle Potential – innerhalb der NATO, wie Sie sicherlich geistig richtig erfasst haben – anbelangt, müssen wir mindestens auf Augenhöhe mit Frankreich und Großbritannien sein – oder es gleich ganz sein lassen. Dies wäre folgerichtiger – und ehrlicher – als der Käse, der seit 1990 mit den Streitkräften betrieben wird. Mit dem Auftrag der Streitkräfte gemäß Artikel 87a hat das Ganze jedenfalls seit der Reform von 2004 nichts mehr zu tun.
@Hans Schommer
Zielmitte.
In der Soziologie wird gesagt, „wer sich selbst nicht liebt ( in unserem Fall mies macht, wie fürchterlich alles ist) kann auch von anderen nicht geliebt werden“.
Aber wir sind ja bescheiden geworden, auch in den SK.
Ach, immer diese feuchten Träume vom US-Proxy-Hegomon Deutschland ;-)
Also, werte Kommentatoren:
Deutschland wird nie wieder eigene geopolitische Ambitionen entwickeln, und Deutschland wird seine zivilgesellschaftliche Kultur auch ganz bestimmt nicht mehr „militarisieren“.
Strategie ? Eine deutsche Strategie gibt es nicht mehr, wir sind Mitglied von NATO, VN, OSZE und EU und in diesen sicherheitspolitischen Frameworks leisten wir unseren Beitrag. Und diese Beiträge sind ziemlich gut „organisiert“. So haben wir eben Eingreifkräfte vorrangig für die NATO, Stabilisierungskräfte für die EU und Unterstützungskräfte vorrangig für die VN/SCNR ;-)
Na ja, da die BW ein „single set of forces“ ist, kommt bei dieser Zuordnung manchmal etwas durcheinander.
Hinsichtlich „mehr BW nach Osteuropa“ muß man ganz klar feststellen, dass Deutschland/EU die USA nicht aus deren Sicherheitsverpflichtungen in Ost-Europa quasi „erlösen“ kann und imho auch in keinem Fall sollte; weder im NATO Rahmen und ganz bestimmt nicht bilateral.
Hans Sommer hat geschrieben: „……ansonsten beneiden und fürchten sie uns….“
Nun Herr Sommer, falls das zutrifft, was glauben Sie wohl mit welcher Begeisterung deutsche Soldaten in Verbandsstärke als Stationierungskräfte im Rahmen einer forward deterrence anstelle von US-Verbänden in Polen, den baltische Staaten etc. aufgenommen würden ?
Merken Sie den Widerspruch in Ihrer Argumentation ?
Die Bundeskanzlerin soeben in der Pressekonferenz mit Blick auf die Deutschen Beiträge zur Bündnisverteidung:
„Ich glaube, dass die ganze Aufstellung der Bundeswehr die internationale Verantwortung voll reflektiert“
Wenn das so ist, dann ist unser Verantwortungsbewusstsein wohl eher begrenzt. Man fragt sich, ob bei der Kanzlerin wirklich nichts mehr ankommt oder ob sie einfach schon das eigene Gerede glaubt.
Deutschland wird nie wieder eigene geopolitische Ambitionen!
Exakt, @klabautermann, passt!
Dazu fehlt es an allem, was erforderlich wäre: Größe qua Landmasse und Bevölkerung, militärische Fähigkeiten durch atomare Mittel und ggf erforderliche Einstellung in der Bevölkerung. Die ökonomische Präsenz Deutschlands könnte angeführt werden, ja, sicher. Aber, Ökonomie kennt ein beständiges Auf und Ab, wäre mithin eine unsichere Basis für Ambitionen, welcher Art auch immer.
Eigentlich zu fragen, WOZU SOLLTE DEUTSCHLAND geopolitische Ambitionen eigentlich entfalten. Dazu fehlen Deutschland jegliche Voraussetzungen, ganz abgesehen von Notwendigkeit und Wille. Es bedürfte in der jeweils herrschenden politischen Klasse der Fähigkeit zu strategischem Denken.
Stets wenn im 20. Jhdt jemand dem Wahn unterlag, er sei dazu befähigt, Wilhelm Zwo und GröFaZ, kennen wir den Ausgang, Ursache: Strategische Unfähigkeit gepaart mit Gemeingefährlichkeit.
Die einzigen Deutschen mit Kompetenz in strategischer Analyse waren – meiner bescheidenen Auffassung nach – Friedrich II. und Otto v. Bismarck. Beide erkannten, wann Preußen bzw Deutschland saturiert sein musste, und beschieden sich nach den Schlesischen Kriegen und nach 1870_71. Ja, und Helmut Schmidt ist noch anzuführen, s. Doppelbeschluss & Co. Er war der einzige mit Durchblick!
Kurzer militärischer Diskurs: Die Erfolge der Wehrmacht waren operativ außerordentliche. Das strategische Verhalten der drei Wehrmachtsteile eine Katastrophe, die es dann ja auch wurde. Verantwortliche mit strategischem Weitblick und geopolitischer Befähigung hätten es nicht so weit kommen lassen, wie es kam, – 14_18 und 39_45!
PS: Wo in den SK, in zivilen Bereichen Strategie gelehrt wird, wüsste ich aber schon sehr gern.
Zumindest auf dem Stabsoffizierlehrgang gab es ein Fach, das sich bedeutungsschwer „SPS“ (Sicherheitspolitik und Strategie) nannte. Der 0,00000000001% Anteil von „Strategie“ war selbiges Wort in der Bezeichnung des Faches ;)
@Klaus-Peter Kaikowsky
Ohne den Tod der Zarin und der Kriegsmüdigkeit Maria-Theresias hätte der strategische Weitblick Friedrichs II in einer Katastrophe für Preussen geendet.
@Hans Dampf:
Hinter SPS versteckt sich ja ein ganz bedeutungsschwerer Fachbereich der FüAk. Leider sind dort einige sehr gute Strategie-Dozenten nicht mehr da.
Auch die Neurordnung der Stabsoffiziereausbildung (BSL, statt SOL und neuer LGAN) wurde nicht genutzt die Ausbildung in den Bereichen Konflikttheorie und Strategie zu intensivieren.
Die FüAk-Homepage ist übrigens derzeit gar nicht erreichbar (Cyber…).
BLS, Basislehrgang Stabsoffizier. Aber ansonsten haben Sie recht…
Danke, natürlich BLS – schlichtweg vertippt.
Auch hier will man weiterhin mit dem Kopf durch die Wand.
Ausbildung ist aus meiner Sicht ein Thema das viel zu wenig diskutiert wird.
Da haben Sie wohl recht, entweder „Null“ oder „Eins“ (z.B. nSAK).
Für die Berufsunteroffizier-Werdung spielt z.B. die Note aus dem Laufbahnlehrgang nunmehr gar keine Rolle mehr…Aber wir schweifen ab; wobei das eine durchaus etwas mit dem anderen zu tun hat.
klabautermann | 24. April 2016 – 17:05
“ … Hans Sommer hat geschrieben: „……ansonsten beneiden und fürchten sie uns….“
Nun Herr Sommer, falls das zutrifft, was glauben Sie wohl mit welcher Begeisterung deutsche Soldaten in Verbandsstärke als Stationierungskräfte im Rahmen einer forward deterrence anstelle von US-Verbänden in Polen, den baltische Staaten etc. aufgenommen würden ?
Merken Sie den Widerspruch in Ihrer Argumentation ?“
Schommer – wie Sommer – nur mit Sch vorne dran.
Und nein – da gibt es keinen Widerspruch. Denn ich streite ja keinesfalls ab, dass die „lieben Nachbarn“ unsere Mittel und Fähigkeiten nicht gerne zur Wahrnehmung ihrer Interessen nutzen wollen.
Hans Schommer
Ich bin gespannt, ob Kanzleramt, AA und BMVg wie bereits bei der VJTF 2019 fernab der Realitäten In Warschau Zusagen machen, um den außenpolitischen Druck abzumildern.
Egal ob dauerhaft oder in Rotation:
Wenn man sich in der NATO darauf einigt die Präsenz weiter zu erhöhen, dann wird Deutschland wohl mit Gefechtsverbänden vertreten sein.
Aber mit welchem Material und Schlüsselpersonal?
Memoria | 24. April 2016 – 20:18
Bis jetzt sind nur weitere IDZ II geplant
und 80 Neue San Fahrzeuge
und die LKW und Puma im Zulauf