Von der Leyen darf Doktortitel behalten (mehr Details, vdL-Statement)
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat in ihrer medizinischen Doktorarbeit vor 26 Jahren zwar Fehler gemacht, aber keine Täuschungsabsicht gehabt und darf deshalb ihren Doktortitel behalten. Zu diesem Ergebnis kam der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am (heutigen) Mittwoch. Das Muster der Plagiate, vor allem in der Einleitung, spreche nicht für eine Täuschungsabsicht, sagte MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum. Es handele sich um Fehler, nicht um Fehlverhalten.
Der CDU-Politikerin war vorgeworfen worden, in ihrer Dissertation C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssysndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung zahlreiche Textpassagen übernommen zu haben, ohne die Quelle zu kennzeichnen. Die Plagiate-Seite vroniplag hatte in einer ersten Bewertung erklärt, die Doktorarbeit enthalte zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind. Die Ministerin hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe im vergangenen Jahr selbst auf eine Überprüfung durch die Hochschule gedrungen. Nach Darstellung der Hochschule machen allerdings die Plagiate auch dann weniger als 20 Prozent aus, wenn alle von vroniplag so eingestuften Textpassagen zu Grunde gelegt würden.
Nach Angaben des MHH-Präsidenten fiel die Entscheidung, von der Leyen den Doktortitel nicht abzuerkennen, im Senat mit sieben zu einer Stimme. Ein Mitglied enthielt sich. Entscheidend für den Beschluss sei gewesen, dass die festgestellten Fehler den wissenschaftlichen Wert der Doktorarbeit nicht grundsätzlich infrage stellten. Es liege kein durch Täuschungsabsicht geleitetes Fehlverhalten vor.
Die Ministerin, die sich zur Zeit in den USA aufhält (Foto oben), äußerte sich zufrieden mit der Entscheidung. Ihre vom Ressort verbreitete Stellungnahme:
Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle. Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt.
Das Statement des MHH-Präsidenten zum Nachhören:
Nachtrag: Die Pressemitteilung der MHH zur Entscheidung:
Promotionsüberprüfung: MHH bestätigt Doktortitel für Ursula von der Leyen
Senat hat in heutiger Sitzung mehrheitlich entschieden, den Doktortitel nicht abzuerkennen
Handwerkliche Fehler nachgewiesen, aber keine Täuschungsabsicht erkennbar
Senat folgt damit Empfehlung der Kommission für Gute Wissenschaftliche Praxis (GWP) der MHH
Hannover, 9. März 2016. Der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat in seiner heutigen Sitzung mehrheitlich entschieden, Dr. med. Ursula von der Leyen ihren Doktortitel nicht abzuerkennen. Damit folgt der Senat der Empfehlung der Kommission für Gute Wissenschaftliche Praxis (GWP) an der MHH.
Seit September 2015 hatte sich die GWP-Kommission intensiv mit den gegen Dr. Ursula von der Leyen öffentlich erhobenen Vorwürfen befasst. Dr. Ursula von der Leyen hatte die Hochschule seinerzeit selbst um die Prüfung ihrer Dissertation gebeten.
In das Verfahren wurden unabhängige externe Gutachter involviert, darunter zwei internationale Experten. Die GWP-Kommission fasste ihre Ergebnisse im Februar 2016 in einem Bericht zusammen. Der Senat entschied heute auf der Basis dieses Berichts und der Einsicht in die Unterlagen und bestätigte den Titel.
Übereinstimmend stellten die Kommission und der Senat Mängel fest. Konkret geht es dabei um Fehler in der Form von Plagiaten, also um die Übernahme fremder Textpassagen, ohne die Originalautoren korrekt zu kennzeichnen. Die Kommission und der Senat kamen jedoch zu dem Schluss, dass das Muster der Plagiate nicht für eine Täuschungsabsicht spricht.
„Die zuständigen Gremien der MHH haben sorgfältig, objektiv, ergebnisoffen und ohne Ansehen der Person geprüft. Es wurden Fehler festgestellt, allerdings kein Fehlverhalten“, betonte Professor Dr. Christopher Baum, Präsident der MHH. „Es gibt keine Anhaltspunkte für eine bewusste Täuschung.“
Professor Dr. Thomas Werfel, der als Ombudsmann der MHH das gesamte Verfahren begleitete, führte dazu näher aus: „Die Einhaltung der gültigen Regeln guter wissenschaftlicher Praxis hatte in dem zu prüfenden Fall höchste Priorität. Die GWP-Kommission kam zu dem Ergebnis, dass der überwiegende Teil der festgestellten Mängel in der Dissertation auf eine handwerklich nicht saubere Arbeitsweise zurückzuführen war. Dies beschränkt sich im Wesentlichen auf den Einleitungsteil der Arbeit. Im zentralen Ergebnisteil der Dissertation wurden keine Mängel festgestellt. Die festgestellten Verstöße waren in der ganz überwiegenden Anzahl als nicht schwerwiegend einzustufen. Zudem führte der unterschiedliche Charakter der Verstöße zur Bewertung, dass keine systematische, rechtserhebliche Täuschungshandlung vorliegt“, sagte Professor Werfel.
Die Kommission prüfte auch weitere gegen Dr. Ursula von der Leyen erhobene Vorwürfe. Dabei ging es um eine mögliche Verletzung ethischer Regeln in der betroffenen Studie. Diese Vorwürfe wurden eindeutig ausgeräumt.
„Wir werden in einem Schreiben an Frau Dr. von der Leyen die Kritik an der Arbeit darstellen, den Schweregrad der Mängel erläutern und das abschließende Votum des Senats begründen“, erläuterte Professor Baum abschließend.
(Foto: Defense Secretary Ash Carter welcomes German Defense Minister Ursula von der Leyen with an enhanced honor cordon as she arrives at the Pentagon, March 8, 2016 – DoD photo by Air Force Senior Master Sgt. Adrian Cadiz)
Gut so!
Ist an der Zeit zu prüfen mit/in welchem Interesse der Personenkreis der „Plagiatsjäger“ tätig wird, denn die politische Ausrichtung der Opfer ist nur zu eindeutig!
Man kann die Plagiatsjäger beauftragen. Wer und warum das tut, ist grundsätzlich egal.
@Daniel (neu)
Wenn einem in DEUTSCHLAND die Zielrichtung politischer Vorstöße bereits egal ist, sind wir arm dran.
Unabhängig von Tatbeständen welcher Seriosität auch immer, darf auf betroffener Ebene die Absicht nicht unbeachtet bleiben.
Dann kann sich vdL ja nun wieder mit voller Konzentration den Haushaltsverhandlungen widmen.
Da gibt es wohl einiges zu tun. Sie hat hat ja schon mehrfach gezeigt was für eine überaus geschickte Verhandlerin sie ist – wenn es gut für ihr Image ist. In diesem Fall ist dies ja zweifellos so, da sie große Ankündigungen gemacht hat, die sich anteilig im Finanzplan bis 2020 wiederfinden sollten.
Klaus-Peter Kaikowsky | 09. März 2016 – 18:31
Zustimmung!
Da darf durchaus Methode hinter dieser Plagiatjägerei vermutet werden. Der politische Schaden, den unser Land nimmt wird dabei mindestens billigend in Kauf genommen, vmtl sogar gewünscht.
@Memoria | 09. März 2016 – 18:44
Bleibt im Sinne der Truppe zu hoffen, dass sie sich gegenüber Gabriels Forderungen und dem Spardiktat des Finanzministers durchzusetzen vermag.
Ach Leute. Wollen wir wirklich die Debatte von KT’s Zeiten wieder führen? So nach dem Motto „geht ja nur gegen die Union“? Gab übrigens nach meiner Erinnerung auch SPD-Leute, die die Plagiatsjäger im Visier hatten…
UvdL ist machtbewusst und linientreu, das sehr gute Verhältnis zu Kanzlerin Merkel ist bekannt. Meiner Meinung nach ist UvdL die einzige Politikerin in der Koalition, die das Zeug dazu hat als Nachfolgerinn von Angela Merkel anzutreten.
Vor diesem Hintergrund stellt sich für mich die Frage ob sich dieses gute Verhältnis positiv oder negativ auf die Etatverhandlungen auswirken wird, weil die Entscheidung, ob die Bundeswehr zusätzliches Geld bekommen wird letztendlich Bundeskanzlerin Merkel trifft und nicht Finanzminister Schäuble.
Ich halte es für lächerlich nach so vielen Jahren diese Arbeiten noch zu untersuchen und ebenso lächerlich politische Konsequenzen daran zu knüpfen.
Allerdings finde ich die Formulierungen der Stellungnahmen zu schwach. Es handelt sich um eine wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung eines Titels und vdL hat gezeigt, dass sie grundlegende Fertigkeiten im Anfertigen einer solchen Arbeit entweder nicht beherrscht oder grundlegend ignoriert hat. Heutzutage werden schon Bachelorarbeiten bis zum Umfallen auf Plagiate geprüft und solche Verfehlungen würden schnell zum Nichtbestehen dieser führen.
Wie Herr Wiegold schon schrieb, wurden auch schon SPD-Politiker aufs Korn genommen, konkret Außenminister Steinmeier, aber dort waren die Vorwürfe eben haltlos oder viel schwächer als bei VDL und anderen.
Und zwei FDP-Europapolitiker sind gestolpert über Plagiate, so daß Politiker aller Parteien im Visier der sog. selbsternannten Plagiatsjäger sind.
@Closius
Nun ja, da man auch annehmen, dass Steinmeier als Alibi-Sozi untersucht wurde?
Weshalb wurde Veronica Stoiber gejagt, weil sie oder ihr Vater Edmund ein prominenter Politiker ist. Vroni kannte bis dahin niemand, sie sollte nur Mittel zum Zweck sein.
Ich pflichte KPK bei!
@ Closius | 09. März 2016 – 19:38
…,so daß Politiker aller Parteien im Visier der sog. selbsternannten Plagiatsjäger sind.
Ich denke, dass sich dies eher darauf bezog, dass Grüne und Linkspartei beim Erheben und der Aufarbeitung von Plagiatsvorwürfen unterrepresäntiert sind.
Insgesamt betrachte ich persönlich das entspannt. Jeder Absolvent, insbesondere eines Promotionsstudiums, sollte seine Arbeit verteidigt haben und so auch in der Lage sein, diese in Folge zu verteidigen.
Allerdings sollte man dieser/diesem auch die Möglichkeit geben, bevor sie/er durch den medialen Kakao zieht und nicht erst danach.
Es ist eine Beleidigung des Intellekts und eines jeden wissenschaftlichen Betriebs, Vorwürfe ganz gleich welcher Art- gegen eine wissenschaftliche Arbeit ohne die analysierte Gegenrede der/des Betroffenen alleinige Geltung zu verschaffen.
@ Bin_dabei | 09. März 2016 – 18:47
Da darf durchaus Methode hinter dieser Plagiatjägerei vermutet werden.
Das weiß ich nicht einzuschätzen.
Fragwürdig ist aber mitunter die wissenschaftliche Methodik, die intellektuelle Redlichkeit und Fähigkeit zur Einordnung bei der Aufarbeitung von Plagiatsvorwürfen. Hinzu tritt, dass ingenieur- und naturwissenschaftliche Arbeiten bereits in der Phase der „Voruntersuchung“ stark unterrepräsentiert sind.
Welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen, möchte ich nicht empfehlen. Für mich ist das eine Angelegenheit zwischen Lehrstuhl und Absolventen, ggf. noch Arbeitgeber und Absolventen.
Wenn der Absolvent seinen Abschluss aber als Billet in das Politgeschäft und als Selbstdarstellungsinstrument nutzt -beides ist ja in Ordnung, wenn diese reglär erworben worden-, dann ist es auch okay, wenn es politisch bewertet wird.
@Sachlicher | 09. März 2016 – 20:14
Das mag evtl. daran liegen, dass bei Vertretern dieser Parteien der Anteil der Nichtstudierten, Studenten ohne erfolgreichen Abschluss, Ex-Taxifahrer (keine Wertung) etc möglicherweise überwiegt.
Da die Frage nach der „politischen Ausrichtung der Opfer“ (Klaus-Peter Kaikowsky) über den konkreten Fall von der Leyen hinaus anscheinend einige Foristen bewegt, vielleicht ist das zur Einordnung nützlich:
Die Vroniplag-Leute haben lt. den Statistikseiten
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/%C3%9Cbersicht bzw.
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/VroniPlag_Wiki:Statistik
seit 2011 bisher 166 Analysen veröffentlicht:
zu 155 Dissertationen, 9 Habilitationsschriften, 1 Masterarbeit, 1 Monographie.
Davon waren
lt. http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Benutzer:WiseWoman/Politiker
16 Politiker (7 x FDP, 4 x CDU, 3 x SPD, 1 x CSU, 1 x Grüne) und
lt. http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Benutzer:WiseWoman/Wissenschaftler
39 Wissenschaftler betroffen.
Der Anteil von Politikerdissertationen beträgt demnach insg. ca. 10 %. Die meisten dieser Fälle finden sich in der Anfangzeit 2011, danach kaum noch.
Klaus-Peter Kaikowsky | 09. März 2016 – 18:19
„denn die politische Ausrichtung der Opfer ist nur zu eindeutig!“
Na dann lassen Sie uns doch mal an Ihrer „Prüfung“ bzw. Ihren Prüfungsergebnissen teilhaben.
Kameraden, das ist wie immer im echten Leben. Saubere Arbeit bleibt saubere Arbeit. Dann haben auch Plagiatsjäger keine Chance – egal, von welcher Partei die Doktores kommen!
Gleicher Sachverhalt hätte bei einer normalen Bürgerin zu einem anderen Ergebnis geführt.
Was mich halt wundert in der ganzen Sache ist der familiäre Hintergrund dabei. Ein KTzG und eine Annette Schavan waren vielleicht 08/15 Studenten und später Doktoranden. Eine VdL war das nie. Sie war die „Lieblings-„Tochter eines Ministerpräsidenten, Professorin-Gattin. Das eine Kommision damals geschludert haben soll erscheint mir einfach unlogisch.
Wenn von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren weniger Doktorarbeiten überprüft wurden als von Geisteswissenschaftlern, dann sagt dies auch etwas aus, auch wenn sich @Sachlicher hier in der Bewertung enthalten will.
Wo viel gelabert wird, wird anscheinend auch gern kopiert und wo Fakten gefragt sind, müssen Fakten geliefert werden.
@Georg
So ist’s! Fakten sollten aber in ALLEN Wissenschaften gefragt sein. Und auch Piloten, die nix drauf haben, die fallen auch früher oder später „auf die Fresse“! Und auch in anderen Gewerken mangelt es nicht an vergleichbaren Beispielen.
Frau von der Leyen ist in dieser Angelegenheit „freigesprochen“. Aus und basta – isso.
In den Reihen der Offiziere, welche im Bundeswehrverband und den Personalräten unserer Streitkräfte Aufgaben erfüllen, genießt sie ein höheres Ansehen als jeder ihrer Vorgänger im Amt bis zurück zur Ära Stoltenberg. Dies kann man natürlich aus unterschiedlichster Sicht bewerten. Und gleich angemerkt: Diese Kameraden sind alles andere als „Sesselfurzer“ – die haben ein gewaltiges Maß an Truppen- und Einsatzerfahrung.
Auch dass die Ministerin die in bürokratischer Unbeweglichkeit erstarrten Staatssekretäre ihrer Vorgänger rausgeschmissen hat, mag insbesondere deren Gefolgsleuten und Proteges nicht gefallen haben. Ebenso wenig, dass die Ministerin dabei (in übrigens militärisch schon ab der Korpsebene durchaus üblicher Manier) die Leute ihres Vertrauens nachgezogen hat.
Aber eines darf man m.E. konstatieren: Diese Ministerin kniet sich voll in die ihr gestellte Aufgabe rein. Und zwar ohne ihre Forderungen vor deren Veröffentlichung einer parteipolitischen und interfraktionellen Filterung zu unterziehen. Das verdient m.E. höchste Anerkennung.
Dass sich die Staatssekretäre in vielen Bereichen schwer tun, ist für mich nachvollziehbar und der in der Politik immer wieder notwendigen schwierigen Balance zwischen erforderlicher Fachkenntnis und unverzichtbarer Loyalität geschuldet.
Das wäre aber kein Problem, wenn diese Armee über eine loyale, sich alleine der Aufgabe verpflichtet fühlende Führungselite bei Militär und Verwaltung verfügen würde.
Und genau dies ist m.E. nicht der Fall.
Hans Schommer
Ziemlich lächerlich das Jammern hier von wegen politischer Motivation der Plagiatsjäger! Wer sich im öffentlichen Raum bewegt und bei seiner Diss gepfuscht hat – absichtlich oder nicht – macht sich nun mal angreifbar. Es steht jedem frei die Doktorarbeiten von Politikern auch anderer Parteien zu untersuchen. Also hört einfach mit der Flennerei auf!
@ Hans Schommer
Wenn sie die Offiziere im Bundeswehrverband ansprechen und die Personalräte,
dann darf ich darauf hinweisen, dass ich nicht ganz verstehe, woraus sie die differenzierte Aussage bezüglich der Offiziere ableiten. Ich denke der Bundeswehrverband und die Personalräte und die die Aufgaben darin erfüllen, sind sowohl Offiziere als auch Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade.
Darüber hinaus möchte ich ihre Aufmerksamkeit auf den leider verstorbenen Peter Struck lenken, der nach meiner eigenen Anschauung bei den Bundeswehrangehörigen überaus angesehen war.
Persönlich bin ich froh, dass diese Angelegenheit damit hoffentlich vom Tisch ist und ich würde mir wünschen, dass mit der gleichen Akrebie, mit der wissenschaftliche Arbeiten der Vergangenheit untersucht werden, die politischen Fehler der Gegenwart öffentlich gemacht würden.
Ist schon verwunderlich, dass hier niemand auf das Naheliegende kommt: Putin /sarc
@Klabautermann
+1 ;-)
aber vielleicht war es auch Trump /sarc
Ich weiß nicht wie viele der Kommentatoren in der Zeit, in der UvdL ihre Dissertation erstellt hat selbst eine Dissertation in einer Naturwissenschaft verfasst haben. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass die Literaturrecherchen für Einleitung und Diskussion damals bei weitem nicht so einfach waren wie heute. Medline als Portal um nach Artikeln zu suchen … ja das gab es … auf CD in der Bibliothek …. da hat man sich dann eben die wesentlichen Artikel gesucht und versucht die Mitarbeiter der selbigen davon zu überzeugen, die entsprechenden Zeitschriften zu bestellen, häufig blieb es aber bei den Abstracts … und wenn in diesen fehlerhaft zitiert wer, dann hat man genau die Fehler übernommen (also falsche Autoren oder es war gar nicht erkennbar, dass hier schon zitiert oder „plagiiert“ war). Heute macht das Internet die Plagiatssuche sehr einfach (und natürlich auch die Recherche). Man kann nahezu jeden Veröffentlichung entweder frei einsehen oder gegen geringes Entgelt erwerben. Und man muss dazu nicht mal den heimischen Schreibtisch verlassen …
Und ganz ehrlich … der wesentliche Teil einer naturwissenschaftlichen Arbeit sind die eigenen Forschungsergebnisse und deren Auswertung und nicht, dass man richtig zitiert was andere schon zu dem Thema gesagt haben …
@Kaikowsky: Ihre Verschwörungstheorien sind ja nicht mal mehr interessant. Kicken Sie das lieber. Es geht zwar um Politik aber nicht um die Politiker.
Ziel ist die Professoren-Herrlichkeit in den Universitäten. Der Wissenschaftsstandort Deutschland leidet heftig unter dem mittelalterlichen Leibeigenschaftsprinzip, das hinter den Problemen mit den Promotionen steckt. Die miserable Qualität der Dissertationen entsteht, weil jeder Prof nach Gutdünken über seine Gefolgschaft entscheidet. Hinreichend bekannt sind die üblen Gegengeschäfte, wenn etwa ein Zuarbeiter auf der Promotionsstelle bis zum Anschlag ausgebeutet wird durch externe Aufträge zum Nutzen des Kontos des jeweiligen „Betreuers“ und darüber dann die eigene Arbeit nicht stattfindet. Ich selbst habe erlebt, dass ein Jura-Prof sogar „seiner“ Habilitandin die Arbeit schlicht unterm Hintern weg geklaut hat (unter eigenem Namen publiziert) und dann Hopp-Hopp eine neue Arbeit her musste, weil die Habilitation ja trotzdem durchgepaukt werden musste. Merke: Kein Prof macht einen Fehler, wenn er jemanden zur Promotion/Habilitation annimmt. Das kommt bei einem deutscher Ordinarius nicht vor, da muss das Dekor gewahrt bleiben.
Wie dünn die Suppen am Ende werden, weiß ich persönlich nur allzu gut, weil ich selbst einige „Gutachten“ für eine kommerzielle Promotionsfabrik geschrieben habe.
Wer den professuralen Freizeit- und Nebenerwerbspark „. . . Forschung und Lehre“ ausräuchern will, kann kaum anders ansetzen als durch den Nachweis, dass die Qualität der Ergebnisse schändlich ist, wie es eben die „Plagiatsjäger“ machen. Man muss das bestehende System so gründlich diskreditieren, dass jeder begreift: Der Laden ist abbruchreif. Und da kommen die Promis, vor allem die Politiker ins Spiel: Diese Fälle schaffen die Aufmerksamkeit für das Problem und geben dem (m.E. Legitimen) Anliegen mehr Wucht.
Ich weiß nicht ob das US-System mit den Promotions-Kursen und -Kommitees gut ist, es ist aber auf jeden Fall besser, weil die heute am Standort D üblichen Mauscheleien dann in etwas besser ausgeleuchteten Winkeln stattfinden müssten, was viele Profs denn doch scheuen würden.
Wer solche Freunde im BMVg hat, wie unsere Ministerin, braucht sich um die Feinde keine Gedanken zu machen…
„Man“ muss ja auch nicht jeder Kröte die quaaakt, zuhören.
Und nun Aufhören mit dem Schafsch… wir haben wirklich andere Probleme.
Mir erscheint die ganze Debatte seltsam. Ich kenne zu viele (Nachwuchs-) Politiker, die nur aufgrund ihrer politischen Verbindungen und der Stipendien der Parteistiftungen überhaupt zur Promotion zugelassen werden (bei mittelmäßigen Leistungen). Da wundert es mich überhaupt nicht, dass in diesen zumindest dem Anlass nach schon auf Klüngel hindeutenden Ausgangslagen teilweise massiv unsauber gearbeitet – und seitens der Uni (ist ja nicht die Uni, sind die beteiligten Professoren) ein Auge zugedrückt wird. Wer einen Doktoranten aus einem Umfeld, dem man gefallen will, „nimmt“, obwohl er mittelmäßig ist, will das Verfahren auch gerne abschließen.
Mir scheint die Entscheidung der MHH daher politisch, eben diesmal in die andere Richtung. Der Schaden für die eigene Hochschule ist auch immens, wenn man so etwas zugelassen hätte. M.E. kann nur ein „war nicht schön, aber ok“ rauskommen, wenn man die gleichen Verantwortlichen fragt, ob ihr Promotionsverhalten vor 25 ok war. Mal davon abgesehen sind medizinische Promotionen auch heute noch ein Witz – mit naturwissenschaftlichen Arbeiten hat das nichts zu tun. Vermutlich ist das ein Teil des Problems – die Medizin wird nicht in der Lage sein ihre Promotion auf eine wissenschaftliche Abschlussarbeit herabzustufen, die eher einer Masterarbeit entspricht, selbst wenn das angemessener wäre.
@Zivi a.D,
Sie haben so recht,meine Tochter musste als Seiteneinsteiger mit Patent und Unidiplom summa cum laude, ihre „Eignung“ für den höchsten Beamtendienst nachweisen, weil kein Arzt sondern nur Kapitän. (am Institut für Höheres Wissen in HH). Der „Prof“ lebte wohl schon seit Gründung da. Der einzige Tip im Rahmen der Konsultation war, bringen sie mindestens 150 Zitate auf den 12 Seiten der Hausarbeit unter, diese sollten aber aus meinen „Arbeiten “ kommen.
Ob das alles vdL hilft oder nicht, am besten, nun ehrlich Doktor werden und gut ist es. Mit so einer „Begründung“ Doktor bleiben- wenigstens arbeitet sie nicht auf der AIDA.
@Seaking
Sie haben Recht, aber es musste raus.
@ Zivi a.D. | 10. März 2016 – 9:21
„Ziel ist die Professoren-Herrlichkeit in den Universitäten.“
Sie beschreiben den deutschen Promotions-Betrieb exakt so, wie ich ihn bereits in den Neunzigern an einer hochangesehen deutschen TH erlebt habe. Promotionen waren und sind schlicht ein Geschäft zwischen WiMI (=Wissenschaftlicher Mitarbeiter) und Prof. Der WiMI rödelt, um Geld & Ansehen für den Prof ranzuschaffen, und erhält im Gegenzug den Titel. Sind Fleiß und Ergebenheit exzessiv, winkt sogar eine Hochschul-Karriere irgendwo im Einflussbereich des Profs. An „meiner“ TH sind heute Dynastien (besser: Seilschaften) tonangebend, deren Ursprünge (mindestens) auf die vierziger Jahre zurückgehen.
Die Qualität der Arbeit? Ach Gottchen…ist nett, wenn was Vorzeigbares dabei rumkommt (passiert gelegentlich tatsächlich). Wirklich interessieren tut es keine Sau, solange die Formalia stimmen.
Ist der Ruf mal ruiniert, …..
Vielleicht sollte man ganz einfach mehr berücksichtigen, aus welcher Zeit die Arbeiten stammen. Heute ist es um ein Vieles leichter, mittels IT ganz anders zu arbeiten. Und daher ist es in meinen Augen zwar legitim, Fehler zu ermitteln und aufzuzeigen. Aber das vielleicht auch mal mit den seinerzeit zur Verfügung stehenden Mitteln.
Ich halte die aufgezeigte „Statistik“ der angeprangerten Fehlverhalten für bemerkenswert und in eine ganz bestimmte Richtung für aussagekräftig.
@ ACE
Ich sehe die Dinge etwas anders …
1) Ziattion ist Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens
2) Heutige Technik hin oder her, man konnte und mußte auch in den 90ern recherchieren und lesen und verstehen um wissenschaftlich zu arbeiten
3) Ob das mit Büchern und Microfiche umständlicher war ist egal, Kopernikus hatte nicht einmal Microfiche ;-)
4) Es geht wie bei KTzG um die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der wissenschaftlichen Arbeit, egal ob es förderlich oder wie auch immer ist einen Titel zu haben
Ich persönlich hätte ein Problem mit einer IBUK die eben unaufrichtig abgepinselt hat, aber von den Untergebenen Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Treue verlangt !
Da sind wir mitten in der Betrachtung der Beispielhaftigkeit unabhängig politischer Schlammschlachten ! Wir reden von Kommandogewalt über Streitkräfte !
Wo wäre die Grenze erreicht wenn dem nicht so sein sollte ? Es geht um die Integrität, nicht mehr aber ganz besonders auch nicht weniger !!! Alles andere ist in der Logik Nonsens …
@SER: 1+; eine IBUK hat sich nicht an sich selbst, sondern an ihrem Amt und dessen Ansprüchen sowie den Anspruchserwartungen und dem Vertrauen ihrer Untergebenen messen zu lassen.
Wann wurde eigentlich die Alles In Ordnung Meldung zum Prinzip erhoben?
Ach her je – Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit in der universitären/wissenschaftlichen Arbeit.
1. Kopieren und abschreiben ist in der wissenschaftlichen Arbeit tägliche und notwendige Praxis (Schock, oh Schock).
2. Sollte man dann korrekt zitieren um sich vor der selbst ernannten Wissenschaftsinquisition zu retten.
3. Wenn ein Wissenschaftler tatsächlich zu neuen und fundamentalen Erkenntnissen gelangt, werden diese Arbeiten oft von den Wissenschaftsjournalen abgelehnt – mit der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung verhält es sich so wie mit der Political Correctness.
Die Moral von dieser Geschichte: Ein(e) junge Akademiker(in) die wirklich etwas aus ihrem Leben machen wollen, sollten im Studium oder bei der Promotion immer schön brav im Mainstream schwimmen, nicht anecken und niemals zu weit aus dem Fenster lehnen – fleißig kopieren und zitieren. Danach diese Welt aber fluchtartig verlassen (bevor einem dort die letzten funktionierenden Synapsen verbrannt werden). Ab in die Wirtschaft und mit den hoffentlich noch funktionsfähigen Synapsen neue Erkenntnisse generieren um diese dann anschließend für die eigene Tasche zu monetisieren.
@schleppi | 09. März 2016 – 23:31
Ich kenne da persönlich leider nur Offiziere. Keinesfalls möchte ich das Engagement von Unteroffizieren und Mannschaften im Verband wie in den Personalvertretungen übersehen wissen.
@SEAKING | 10. März 2016 – 9:23
Zustimmung
@all
Sicher ist Anfang der 90er zigtausenden Doktoranden manch guter Gedanke gekommen, über den sich andere schon in Wort und Schrift ausgelassen hatten. Allerdings hatte man damals schlichtweg nicht die Chance, vermeintliche Plagiatur vollumfänglich zu vermeiden.
Hans Schommer
Ich finde an diesem Verfahren etwas anderes als meine Vorkommentatoren viel wichtiger.
Die Hochschule hat hier die Emotionen zur Seite geschoben und mit der erforderlichen Ruhe und Besonnenheit ihr Urteil gefällt.
Ich hoffe, dass diese Verfahrensweise für Beschuldigte jeglicher Gesinnungsrichtung Anwendung findet.
@ Hans Schommer | 09. März 2016 – 22:00
Wer sich bein den Personalraeten hoechster Anerkennung erfreut ist aus der Sicht der Truppe grundsaetzlich suspekt – auch eine Erfahrung.
Ansonsten sollte man/frau Dr. vdL an ihren Taten messen – allerdings ist da aus meiner Sicht bisher wenig wo man ueberhaupt eine Messlatte anlegen koennte.
Andererseits ist diese Diskussion nun endlich finis und es koennten wichtigere Probleme diskutiert werden.
Das gibt es auch außerhalb Deutschlands- da interessiert es aber wohl keinen:
Putins „Doktorarbeit besteht nach Aussage des amerikanischen Ökonomen Clifford Gaddy in wesentlichen Teilen aus Abschriften und Abbildungsplagiaten […] – falls die Arbeit von ihm stammt.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Putin#Aufstieg_in_Moskau_und_Plagiatsvorw.C3.BCrfe
Da finde ich die „Aufarbeitung“ durch Plagiatsjäger, die ihre freie Meinung sagen dürfen, doch deutlich besser!
@ Liebe Verschwörungstheoretiker (“ . . . Ich halte die aufgezeigte „Statistik“ der angeprangerten Fehlverhalten für bemerkenswert und in eine ganz bestimmte Richtung für aussagekräftig. . . .“),
bevor hier solcher Dumpfsinn über „die Richtung“ in die Welt gesetzt wird sollte man vielleicht zunächst einen Blick auf die jeweiligen Karrieremuster in den Parteien schauen. Ergebnis: In den C-Parteien findet die Bildung der für die Karriere unerlässlichen Seilschaften ganz eindeutig über in der Jugend- und vor allem Studentenorganisation (JU / RCDS) statt. Bei der SPD sind die Gewerkschaften viel wichtiger und bei den Grünen die üblichen Verdächtigen aus der NGO-Szene. Es wäre also viel eher merkwürdig, wenn die C-Leute angesichts der deutlich stärkeren Verankerung im Uni-Leben NICHT überproportional unter den Plagiatsfällen auftauchten.
Mit freundlichen Grüßen&lasst die Tassen im Schrank
Hm ich bin wohl nicht der Einzige der hier unter diesem Namen kommentiert…
Hans | 10. März 2016 – 14:24 ist nicht von mir.
@Zivi a.D.
Man sollte hier die Meinung anderer nicht als „Dumpfsinn“ verunglimpfen, wenn sie nicht der eigenen entspricht! Ich jedenfalls habe ganz allgemein „Richtung“ geschrieben und nicht einmal nur andeutungsweise an eine bestimmte Couleur gedacht.
Eigene Sichtweisen und Interpretationen sollten trotzdem aber immer noch nicht den Verlust an Stil und Ausdrucksweise bedeuten!
Hans | 10. März 2016 – 14:42
Etwa eine Kopie von Ihnen?? Ein Plagiat??
Oder ein Ghostwriter??
MikeMolto | 10. März 2016 – 13:48:
„Wer sich bein den Personalraeten hoechster Anerkennung erfreut ist aus der Sicht der Truppe grundsaetzlich suspekt – auch eine Erfahrung.
… “
Nee, mein Lieber, never ever ist das eine „Erfahrung“ in der Bw (von heute). Wenn sich Ihr Erfahrungsschatz auf die siebziger und achtziger Jahre beziehen sollte – o.k.. Ist dann aber für diese Diskussion nicht mehr brauchbar.
Hans Schommer
@ Hans Schommer | 10. März 2016 – 15:32
Dann muesste ja die Truppe mit der BMVg hoechst zufrieden sein. Das ist sie aber nicht. Also….
MikeMolto | 10. März 2016 – 16:22
Na, man muss ja sicher nicht mit allem zufrieden sein. Dennoch es beginnt sich etwas zu bewegen und das sollte man – kritisch aber auch loyal – verfolgen. Und gerade Loyalität scheint zur Zeit nicht viel vorhanden zu sein.
@MikeMolto | 10. März 2016 – 16:22
„Die Truppe“ nimmt das Ministerium als ursächlich für Gewinn oder Verlust überhaupt nicht wahr. Wie auch? „Die Truppe“ nimmt wahr, was verordnet oder befohlen bei ihr ankommt. Daran sind – wenn man mal solche Dinge wie „Traditionserlass“ und dergl. ausnimmt – x Umsetzungsebenen beteiligt.
Und „die Truppe“ wird über den Verband und die Personalvertretungen (mil Anteil) auch sehr gut informiert, was wie läuft oder eben auch warum nicht. Dies ist zumindest meine Wahrnehmung. Diese muss allerdings insofern relativiert werden: Es gibt eine wohl anwachsende „Ist mir alles Wurst – hauptsache Gehalt wird bezahlt“ Klientel. Die machen ihren Job und wollen dafür eine Gegenleistung – sonst nix. Dagegen ist m.E. auch nichts einzuwenden – außer Bedauern.
Diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, die über den vorgenannte „Alimentationshorizont“ hinausschauen wollen (und können), nehmen sehr wohl wahr, dass wir mit der Ministerin von der Leyen „keinen schlechten Fang“ gemacht haben.
Und abschließend sei gefragt: Wen hätten wir denn sonst noch so in petto?
Hans Schommer
@Hans Schommer
„Es gibt eine wohl anwachsende „Ist mir alles Wurst – hauptsache Gehalt wird bezahlt“ Klientel. Die machen ihren Job und wollen dafür eine Gegenleistung – sonst nix.“
Sehe ich auch so – und das sind genau die die wir wollen, zumindest wenn man die Werbung der Bw und Außenkommunikation betrachtet. Das kann man jetzt gut oder schlecht sehen, ich bin gespannt wie es sich langfristig auswirkt.