ExerciseWatch: Die Aktivitäten in der NATO – und in Russland (Korrektur)
Für den Munich Security Report 2016 der Münchner Sicherheitskonferenz haben Martin Zapfe und Benno Zogg von der ETH Zürich eine grafische Übersicht der größeren Übungen zusammengestellt, die bei der NATO und in Russland in diesem Jahr so anstehen Korrektur: die die NATO und Russland in den vergangenen eineinhalb Jahren absolviert haben: Designated Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) reception facilities, selected NATO and Russian exercises in 2014/15, and selected Russian Anti-Access/Area Denial (A2/AD) capabilities (Klick für höhere Auflösung).
Wer hier im vergangenen Jahr die Rubrik Exercise Watch verfolgt hat, der weiß: An der Nahtstelle zwischen der Allianz und Russland ist auf beiden Seiten die Übungsintensität seit Beginn der Ukraine-Krise deutlich angestiegen. Und das wird in diesem Jahr so weitergehen.
Drei schnelle Beobachtungen auf dieser Grafik:
• Von der Zahl der teilnehmenden Soldaten, repräsentiert durch die Größe der farbigen Punkte in Rot- und Blauland (ähem…), waren die Übungen auf russischer Seite größer als in der NATO.
• Für die russische Exklave Kaliningrad sind die Reichweiten von Raketen/Flugkörpern eingezeichnet – und damit die Möglichkeit, die Landverbindung zwischen West/Mitteleuropa und den baltischen Staaten zu blockieren. Was die Debatte über das Suwalki Gap vielleicht wieder anheizt (ehrlich gesagt hat es mich gewundert, dass dieses Thema nicht weiter Beachtung findet).
• Die größte Übungskonzentration auf westlicher Seite gab es (und gibt es auch weiterhin) … in Deutschland. Nämlich auf den US-Trainingsgebieten Grafenwöhr und Hohenfels, die so was wie der Schwerpunkt der Exercise Area nicht unbedingt für die NATO insgesamt, aber für von der U.S. Army Europe geführte Übungen sind.
In dem Zusammenhang übrigens: Die US-Armee macht schon mal PR für eine Großübung, die in diesem Jahr in Polen stattfindet – und eigentlich eine nationale polnische Übung unter Beteiligung von Verbündeten ist (auch Deutschland). Aus einer Information der U.S. Army Europe:
Anakonda 16, a Polish national exercise and premier training for U.S. Army Europe this year. The exercise will be conducted at various locations throughout Poland June 7-17.
The goals for Anakonda 16 are to train, exercise and integrate Polish national command and force structures into an allied, joint, multinational environment. This exercise further supports assurance and deterrence measures by demonstrating Allied defense capabilities to deploy, mass and sustain combat power. This exercise will involve more than 25,000 participants from 21 nations including Albania, Bulgaria, Canada, Croatia, Czech Republic, Estonia, Georgia, Germany, Hungary, Latvia, Lithuanian, Macedonia, Poland, Romania, Slovakia, Slovenia, Spain, Sweden, Turkey, United Kingdom and the United States.
U.S. forces participating will include Europe-based units; the Regionally Allocated Force, 1st Brigade, 3rd Infantry Division (Fort Stewart); 82nd Airborne Division (Fort Bragg); various Reserve and National Guard units from across the U.S.; and others.
Von der Größenordnung und politischen Bedeutung, so die US-Sicht, ist Anakonda 16 mindestens so wichtig wie im vergangenen Jahr Noble Jump, die Übung der NATO-Speerspitze (Very High Readiness Joint Task Force, VJTF). Deshalb gibt’s auch den passenden Trailer dazu:
(Direktlink: https://youtu.be/eI4EUcXjfZM)
Und beim Blick auf Russland ist natürlich offen, was an so genannten snap drills ansteht, kurzfristigen Übungen wie in diesen Tagen. Bei denen das russische Verteidigungsministerium, das scheint mir neu, auch die Bereitschaft zur Kommunikation mit der NATO über solche Manöver zeigt.
(Die Korrektur wurde wegen eines Missverständnisses nötig – die Grafik zeigt nicht die geplanten, sondern die bereits stattgefundenen Übungen)
(Grafik: Martin Zapfe/Benno Zogg/ETH Zürich für MSR, mit freundlicher Genehmigung)
Wenn den Verantwortlichen aus Politik und Bundeswehr in unserem Land wirklich an der Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr liegen würde,
Dan gäbe es auch bei uns „snap drills“, statt Medientage, Selbstzertifizierungen und PowerPoint mit grünen Ampeln.
@Memoria
Was wollen sie mit diesen Snap Drills in der Bw erreichen? Jeder weiß, was passiert wenn man ein Wald- und Wiesenbataillon „snaped“.
-BwFuhrpark marschbereit.
-Munition im MunDepot (1xVR nicht lieferbar innerhalb der nächsten …)
-40-50% der Soldaten ausgebildet UND VOR ORT einsatzbereit.
-Persönliche Ausrüstung (LUCIE, SK4 Weste…) gibts bei PPt oder Leo Köhler.
-Grüne Fz 30% vorhanden und marschbereit.
-Ersatzteilpaket kann man über SASPF bestellen, Lieferzeit …
Die Ergebnisse können wir auch so, mit nüchternen Blick in jede Kaserne, feststellen. Dazu bedarf es keines „snap drills“.
Die sind eher das scharfe Ende einer aufgestellten und einsatzbereiten Armee im Frieden.
pi
@pi:
Es wäre ein fortlaufender Realitätsschock für BMVg und Ämterebene. Dort hat man das VJTF-Debakel bereits wieder verdrängt und glaubt nun wieder ominösen Listen von vorhandenen Ausrüstungsgegenständen (so Lette Woche selbst erlebt).
Dieses unzureichende Lagebild wirkt sich fortdauernd in Beschaffungsamt(nicht)entscheidungen aus.
Da gibt es doch noch was im Depot…. Also laut SASPF gibt es einen Bestand von…
In Hohenfels fand gerade im Januar Allied Spirit IV statt, u.a. mit den USA, Lettland, Italien, Kanada und Slowenien.
Das Video der Bundeswehr dazu wurde grade hochgeladen. Bei der US Army Europe gibts auf youtube auch noch ein paar mehr dazu.
https://www.youtube.com/watch?v=WygKVaEzGlU
@ Memoria
Macht doch gar nichts und ist ja auch nachvollziehbar. Die Leute, die die Erfahrung in den Ämtern etc. gemacht haben wurden wegrotiert um mehr Verwendungsbreite zu bekommen. Und für die neue „Crew“ ist eben alles neu.
@pi
Aber der Schock muss wöchentlich wiederholt werden, damit BERLIN nicht wieder wegdaemmert!
Wie damals, erst Aktive Edge Prepare, dann Execute .. !
Zu den Übungen hätte ich mal eine Frage: Es fällt ja auf, dass in Ost-Deutschland (neue Bundesländer) laut Grafik mit der NATO nicht geübt wurde. Findet die Vereinbarung aus dem 2-4-Vertrag, keine NATO-Truppen auf Gebiet der ehemaligen DDR zu stationieren immer noch konsequent Anwendung? Es ist ja eigentlich ziemlicher Schwachsinn, da Ostdeutschland nur noch an NATO-Territorium grenzt. Aber gilt die Regelung noch? (Ich persönlich habe noch nie NATO-Truppen auf ostdeutschen Übungsplätzen gesehen.)
@Hans
Nein, diese Klausel aus dem Vertrag ist lange ausgelaufen.
Und es gibt ja genügend NATO-Truppen, die auch in der Oberlausitz üben… Ganz davon abgesehen, dass vergangenes Jahr der deutsche Gefechtsverband für die VJTF aus Marienberg/Sachsen kam.
@Hans
Selbstverständlich üben NATO-Truppen in Ostdeutschland. Üben ist nicht stationieren und von daher nicht von 2×4 betroffen.
TrÜbPl OLS:
[Nur zur Erinnerung: i.d.R. keine Links zu deutschen Verlagswebseiten…]
GÜZ:
[Nur zur Erinnerung: i.d.R. keine Links zu deutschen Verlagswebseiten… T.W.]
Nun sind die Amerikaner aber darin bemüht ihre Plätze (Hohenfels und Grafenwöhr) auszulasten und gehen deshalb nicht nowendigerweise auf deutsche Truppenübungsplätze.
pi
@politisch inkorrekt | 09. Februar 2016 – 15:59
+1
Üben ist nicht Stationieren und von daher nicht von 2×4 betroffen.
Genau so ist die Rechtslage und so wird es auch praktiziert !
Erst vergangene Woche machte die US Army in Frankenberg einen Stop auf den
Weg zum Truppenübungsplatz Oberlausitz !
Der österreichische Verteidigungsminister Doskozil diese Woche, an seine Soldaten gewandt : „Ihr werdet wieder viel mehr üben! „. (die presse, 9.2.16)
Die alles erklärende Karte: Nur warum gibt es in der Türkei keine VJT- Force? Gerade bei dem sich auf den SCO verfestigende Lagebild um die Türkei herum.
Osteuropa. Der Inbegriff strategischer Tiefe.
Der Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland ist ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik sowie Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Zwei Staaten gibt es nicht mehr, Staaten welche es nicht mehr gibt, können sich nicht auf Verträge berufen. Mit Russland und anderen rechtsnachfolgenden Staaten (der UdSSR und WP) wurden danach neue Verträge geschlossen.
Russland hat in den letzten Monaten genügend Verträge und Vereinbarungen gebrochen, so dass die Ausgangslage 2016 eine andere ist als 1990.
@Zimdarsen
Ööööööööha, das ist aber eine verdammt gewagte These. Darf ich in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, das die NATO noch nicht einmal Vertragsparter ist, bzw wa ? Auf das neue NATO SOFA bin ich nun aber wirklich gespannt ;-)
Die Übungstätigkeiten sollen wohl nochmals erheblich ausgeweitet werden – Deutschland als Leitnation neben US und GBR:
http://augengeradeaus.net/2016/02/abschreckung-mit-der-nato-usa-wollen-material-fuer-eine-heeres-division-in-europa-stationieren/comment-page-1/#comment-226289
Ich habe mir gerade das von tluassa verlinkte Video zu Allied Spirit IV angesehen.
Da sagt der Zugführer dieser Panzergenadiereinheit folgenden Satz: „Es ist auch nach ZWÖLF JAHREN das erste Mal, dass wir so lange draußen bleiben.“ – – – – Ich fass es nicht!
@klabautermann
Die NATO ist kein Staat und noch nicht einmal ein staatsähnliches Gebilde.
Welches Recht oder Vertrag hindert Polen zB Italienische Truppen auf seinem Territorium zu stationieren?
Welche Bedrohung geht von NATO Truppen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer aus?
Es wäre klug, wenn die NATO Bündnispartner die NATO ausschließlich als Verteidigungsbündnis nutzen ……….alles andere wird ihnen auf die Füße fallen.
Da sollte es eine klare Botschaft nicht nur an Moskau geben. Deshalb wäre es gut bodengebundene Flugabwehrwaffen im Osten zu stationieren…….hoppla fast angeschafft ;-)