Ein kalter Hauch: NATO-Abschreckung, Russland, Baltikum
Es mag ein Zufall sein, aber wer glaubt bei diesen Themen an Zufälle: In diesen Tagen mehren sich Veröffentlichungen, die sich mit der Abschreckung der NATO gegenüber Russland befassen (siehe dazu auch die Aussagen des US-Verteidigungsministers und des U.S. European Command) und die Verletzlichkeit des Baltikums thematisieren. Ich trage einiges davon hier mal – sicherlich unvollständig – zusammen, erst mal ohne Bewertung. Oder nur mit einer ganz vorsichtigen ersten Bewertung: Das ist mindestens ein eiskalter Hauch.
Einiges davon wurde hier schon mal in den Kommentaren erwähnt; aber zur Übersicht:
• Der deutsche Viersterne-General Hans-Lothar Domröse, Befehlshaber des NATO Joint Forces Command in Brunssum, hat am (heutigen) Donnerstag in einem Interview der Welt seine Empfehlung für die Aufstellung der NATO an der Ostflanke erzählt:
Abschreckung gegenüber Moskau funktioniert viel effektiver, wenn die Nato über schnell verlegbare Truppen mit modernem Gerät verfügt, als wenn man die Truppenpräsenz im Osten und im Baltikum einfach pauschal erhöht. Niemand weiß doch, wo ein potenzieller Angriff erfolgt. Wir können nicht dort größere Reserven halten, wo sie möglicherweise gar nicht gebraucht werden. Immer da, wo die Gefahr ist, packe ich die Truppen hin – das ist die Devise.
Das ganze Interview liest sich interessant (deswegen verlinke ich es auch hier, abweichend von der üblichen Praxis). In diesem Interview sprach sich Domröse auch dafür aus, dass die NATO mit ihren AWACS-Überwachungsflugzeugen in den Kampf gegen die ISIS-Terrormilizen eingreift – eine vor allem in Berlin sehr ablehnend betrachtete Idee der USA. Folgerichtig bekam Domröse auch gleich Ärger mit dem außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich:
Der deutsche NATO-General überschreitet mit seinem „militärischen“ Ratschlag deutlich die Grenze zur politischen Stellungnahme.Die Frage einer Beteiligung der NATO an militärischen Einsätzen gleich welcher Art ist eine höchst politische Frage. Hier gilt nicht nur in Deutschland das demokratisch begründete Primat der Politik. Dieses Primat hat der General verletzt. Die Frage ist, ob er das selbstherrlich gemacht hat oder nur eine Auftragsarbeit erledigt hat. Beides kann nicht hingenommen werden. Nach mehreren Eskapaden wird es für die politisch Verantwortlichen Zeit, den Mann in seine Grenzen zu verweisen.
Nun ja, zum einen geht Domröse ohnehin demnächst in den Ruhestand; zum anderen haben auch seine Vorgänger immer wieder Ärger mit der Bundesregierung gehabt, wenn sie aus ihrer NATO-Position eine Sicht vertraten, die vielleicht bündniskompatibel war, aber in Deutschland ungern wahrgenommen wurde.
• Die Rand Corporation, eine amerikanische Denkfabrik, hat sich mit der Abschreckung am Nordostrand der NATO, im Baltikum, befasst. Aus der Zusammenfassung des Papiers Reinforcing Deterrence on NATO’s Eastern Flank – Wargaming the Defense of the Baltics:
In a series of wargames conducted between summer 2014 and spring 2015, the RAND Corporation examined the shape and probable outcome of a near-term Russian invasion of the Baltic states. The games’ findings are unambiguous: As currently postured, NATO cannot successfully defend the territory of its most exposed members. Across multiple games using a wide range of expert participants in and out of uniform playing both sides, the longest it has taken Russian forces to reach the outskirts of the Estonian and/or Latvian capitals of Tallinn and Riga, respectively, is 60 hours. Such a rapid defeat would leave NATO with a limited number of options, all bad: a bloody counteroffensive, fraught with escalatory risk, to liberate the Baltics; to escalate itself, as it threatened to do to avert defeat during the Cold War; or to concede at least temporary defeat, with uncertain but predictably disastrous consequences for the Alliance and, not incidentally, the people of the Baltics.
Fortunately, avoiding such a swift and catastrophic failure does not appear to require a Herculean effort. Further gaming indicates that a force of about seven brigades, including three heavy armored brigades—adequately supported by airpower, land-based fires, and other enablers on the ground and ready to fight at the onset of hostilities—could suffice to prevent the rapid overrun of the Baltic states.
• Und zu guter Letzt für alle, die es gerne mal dramatisch vor Augen geführt bekommen: In der BBC lief am (gestrigen) Mittwochabend eine, wie sagt man, DocuFiction:
Inside the War Room‘ – crisis gaming WW3 in the Baltics
Following the crisis in Ukraine and Russia’s involvement in Syria, the world is closer to superpower confrontation than at any time since the end of the Cold War. Now, a war room of senior former British military and diplomatic figures comes together to war-game a hypothetical ‚hot war‘ in eastern Europe, including the unthinkable – nuclear confrontation.
Das Fernsehstück ist leider für die Zuschauer außerhalb Großbritanniens nicht zugänglich; zwischendurch war es kurzfristig auf Youtube verfügbar und wurde wegen Copyright-Verletzung gelöscht. Falls jemand einen Hinweis hat, wo/wie es dennoch – natürlich legal – anzusehen ist, bin ich für Hinweise dankbar.
Und ebenso natürlich für Ergänzungen in den Kommentaren.
Nachtrag, da hier in den Kommentaren die SPD-Schelte für Domröse angesprochen wird – die Reaktion des Bundeswehrverbandes:
Als ehrenrührig, im Ton inakzeptabel und in der Sache vollständig verfehlt hat der Deutsche BundeswehrVerband die Kritik des SPD-Außenpolitikers Rolf Mützenich an den jüngsten Äußerungen des Nato-Generals Hans-Lothar Domröse zurück gewiesen. Der Bundesvorsitzende Oberstleutnant André Wüstner erklärte: „General Domröse ist ein charakterfester, einsatzerfahrener und ehrenwerter Soldat. Er genießt national wie international höchstes Ansehen. Er weiß um seine Rolle als Staatsbürger in Uniform, seine Befugnisse und das Primat der Politik. Ihm im Zusammenhang mit seinem Interview in der „Welt“ eine ´Auftragsarbeit´ zu unterstellen, ist eine bodenlose Unverschämtheit!“
Wüstner weiter: „Die Forderung, General Domröse sei in seine Schranken zu weisen, ist für den Deutschen BundeswehrVerband nicht nachvollziehbar. Hier ist eine Entschuldigung erforderlich.“
General Domröse hatte im Interview mit der „Welt“ seine Besorgnis über das aggressive Gebahren Russlands ausgedrückt und sich für eine Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft der Nato ausgesprochen.
(Archivbild: General Hans-Lothar Domröse meets with troops at Capo Teulada, Sardinia, Italy on November 03, 2015 during NATO exercise Trident Juncture 15 – NATO Local PAO Capo Teulada via Joint Forces Command Brunssum)
Meines Wissens nach ist es legal ein Youtube Video über aktiviertes TOR-Netzwerk anzusehen. Aber ich würde dafür nicht meine Hand ins Feuer legen. Ich hoffe die BBC stellt es noch irgendwie zur Verfügung.
Tjo, Domröse hatte genug Zeit die Dinge anzusprechen, auch öffentlich. Warum dieser Mann allerdings eine NATO-Beteiligung in Syrien herbeireden will erscheint mir schleiherhaft.
Scheint mir irgendwie nach einem Wendehals auszusehen.
@Carabas
Domröse ist kernig und 100% Soldat. Er ist jedenfalls kein Wendehals. Wenn dem politischen Berlin seine Meinung nicht passt soll es Rückgrat beweisen und nicht rumnölen sondern einen besseren Vorschlag machen.
pi
Wieder ein Beispiel, daß der Staatsbürger in Uniform nur ein Märchen ist oder eine ideologische Lebenslüge der BW ist. Sobald ein deutscher General eine eigene öffentliche Meinung hat wird normalerweise sofort in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Da ein Nato-General betroffen ist, und kein BW-Kommandeur, wirf öffentlich gefordert, ihn in seine Grenzen zu verweisen.
Auch ein General muss eine Meinung öffentlich kund tun können, auch wenn diese der Regierung nicht unbedingt gefällt. Das Primat der Politik hat Herr Gen. Domröse in keinster Weise in Frage gestellt durch seine Meinungsäußerung.
Da sollte hier lieber der SPD-Außenpolitiker vorzeitig in den Ruhestand gehen! Den kennt keiner und sein Maßregelungsversuch ist mit dem Staatsbürger in Uniform nicht in Einklang zu bringen!
Ich teile die Auffassung von Herrn General Domröse zu den Eingreifkräften überhaupt nicht, weil diese wegen Zollvorschriften und unterschiedlicher Schienengröße nie rechtzeitig im Baltikum eintreffen würden. Eine Nato-Division im Baltikum stationiert gäbe mehr Sicherheit gegen eine hybride Kriegsführung der Russen gegen das Baltikum. Natürlich könnte Russland auch Polen oder Rumänien angreifen, aber nicht durch hybride Kriegsführung, weil dort keine „Russen“ leben, die man so einfach für Demonstrationen oder Aufstände aufhetzen könnte, wie dies aber in den baltischen Staaten der Fall ist.
Deshalb lieber im Osten stationieren….als mit schellen Eingreifkräften nach nur zu spät kommen.
Ja das wäre sonst illegal mit dem Video. Da gibt es so ein Plugin für den Mozilla Firefox: Da denkt dann der BBC Server man wäre im Lande.
Es gibt angeblich Leute die die Streamingplatform Netflix USA und ähnliche nutzen um die neuen Akte X Serien dort zu gucken. Ist nicht legal, versteht sich. Tor wäre da dennoch mit Spatzen auf Kanonen versteht sich. Das nutze man dann in SCC Staaten oder arabischen Ländern um ganz normal Zeitung zu lesen.
@ Pi
Ich glaube nicht, das Domröse 100% Soldat ist. Denn dann hätte er aus den Fehlern deutscher Militärgeschichte was gelernt.
Die Transportverbindungen für seine Eingreifkräfte sind labil. Derzeit nicht passend und später auf wenige Gleise beschränkt. Deutschland kann seine Bahngleise nicht mal gegen ein paar linke Idioten absichern. Wie soll das dann gegen grüne Männchen klappen.
Desweiteren haben sich unter weit besseren militärischen Bedingungen (1870, 1914, 1941) deutsche Politiker nicht rechtzeitig für den Einsatz von Militärkräften entscheiden können. Gerade diese rechtzeitige Entscheidung ist aber für den Einsatz von tiefstehenden Eingreifkräften notwendig.
Aufgrund welcher Erfahrung oder Kenntnis glaubt Domröse, dass die heutige Politikergeneration rechtzeitige und eindeutige Entscheidungen solcher Tragweite fällen kann? Woher soll für einen solche Entscheidung eine fundierte militärische Beratung kommen?
Der Militärhistoriker in mir würde ihrem 100% Soldaten Domröse eins auf den Hinterkopf geben und ihn dann deutlich daran erinnern, das ein zweites Tannenberg nicht mehr klappen wird.
Dieser Herr Mützenich darf stolz sein, in Brunssum durch einen ehrenhaften deutschen General vertreten sein, der Klartext spricht.
Mit mehr Generalität dieser Qualität sähe es um die Streitkäfte besser aus. Sofern Hr Mützenich Generale in NATO-Führungspositionen ohne Rückgrat, mit Attitüde des Kadavergehorsams sehen möchte, soll er in die Annalen der Wehrmacht schauen, dort gab’s diese Sorte zu Hauf.
Ein deutscher General, zumal mit vier Sternen, hat nicht nur das Recht, vielmehr sogar die Pflicht nach erfolgter BdL sich deutlich zu äußern. Leider sind die Einflusssphären in der Art verteilt, dass der eigentlich zu beschreitende Meldeweg NULL Einfluss hat, da bleibt dann nur die Presse. Sofern der außenpolitische Sprecher in der SPD-BT-Fraktion seine Beziehungen spielen ließe, dürfte er die Chance nutzen, um im Baltikum Dankesworte Richtung JFC zu hören zu bekommen.
Gut gemacht, Herr General. Herr Mützenich, wegtreten!
@ Closius
General Domröse äußert hier nicht seine Meinung, sondern seine militärische Einschätzung aus fachlicher Sicht. In anderen Ländern ist es üblich und geboten, dass Militärs die Politik durch fachliche Einschätzungen beraten, dort gilt nämlich, dass man Entscheidungen besser auf einer soliden Faktenlage trifft. Das Aufplustern von Herrn Mützenich ist typisch für Deutschland, Entscheidungen trifft man nicht aufgrund solider Faktenlage (im Gegenteil, Fakten stören nur!), sondern aus ideologischer Sicht – politisch korrekt natürlich. Traurig, aber letztendlich haben wir selbst Schuld, Herr Mützenich wurde schließlich gewählt.
Zu Domröses richtiger Einschätzung, ob AWACS über Syrien oder dem Irak fliegen muss: AWACS sieht senkrecht nach unten nichts. Das Radar strahlt zur Seite ab und hat eine Reichweite von ungefähr 450 km. Von der türkischen Grenze aus ist ihr Einsatz als Kommando- und Überwachungsplattform also in der Reichweite begrenzt! Genau über einem Einsatzraum eingesetzt nützt sie -wenn überhaupt – nur begrenzt.
Sehr fundierte Meinung, Herr Miltärhistoriker @Carabas.
Wenn Sie Gen D. kennen würden, wäre Ihre Meinung allein dadurch schon eine andere.
Zum Thema:
Ich pflichte hier @Closius bei. Der comprehensive Ansatz einer Ostflankenverteidigung auf Basis der m.E. bereist mehrfach durchgeplanten Szenare inkl. eines ordentlichen Anteils „red game planning“ ist der zielführendere.
Das Statement von Herrn Mützenich zeigt auf klarste Weise das Verständnis von Politikern zum Thema Soldaten: Erfüllungsgehilfen, bestenfalls Sekretäre. Ich könnt gar nicht soviel … Sie wissen schon.
Herr Mützenich – nicht nur wegtreten, am besten zurücktreten. Oder zumindest, um eine ganz alte Internetweisheit zu bemühen:
Hat der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, vielleicht vergessen, daß die NATO ein militärisches und gleichsam ein politisches Bündnis ist, in das sich die Bundesrepublik zur Wahrung ihrer Sicherheit eingeordnet und damit sogar in eine Beschränkung ihrer Hoheitsrechte eingewilligt hat? (Art. 24GG)
Oder hat er es nicht vergessen und wollte nur ein wenig Krawall machen? Womöglich weil da ein wunder Punkt der Außenpolitik berührt wurde?
Jupp. Zu Mützenich sollte man noch erwähnen, das er Mitglied des Darmstädter Signals ist. In einer Zeit der strengen Wehrpflicht hat Mützenich keinen Wehrdienst geleistet.
@pi, Closius und KPK
Teile Ihre Einschätzung voll.
Hr. Mützenich und alle „Sipo-Spezialisten“ aus Berlin sollten stolz darauf sein, einen deutschen General dieses Formats in dieser Position als kompetenten Analysten in der Nato zu haben.
@ Carabas
Und ja, der General Domröse ist zu 100% Soldat.
Habe Ihn und seinen Führungsstil und seine Expertise zu militärischen und politischen Sachverhalten persönlich mehrfach erlebt.
Solche Generäle braucht die Bundeswehr in wesentlich höherer Anzahl!
@csThor
Auf den für Berlin unbequemen Punkt gebracht.
@ Jens
Ich weiß, ich habe schon einige Tage mit ihm verbracht. Nicht wirklich viele, aber einige. Mir sagt sein Stil schon mehr zu als bei vielen anderen. Allerdings ist er eben auch wie viele in Teilen ein Opportunist (um es fies zu sagen) oder Realist (um wahrscheinlich näher an der Wahrheit zu sein).
Was mir nicht gefällt ist seine einseitige BDL und Schlussfolgerung: Das gewünschte Ergebnis (Abschreckung funktioniert effektiver, wenn…) wird wie gemessen und anhand welcher Erkenntnisse glaubt ein Domröse, das sich Moskau von schnell verlegbaren NATO-Truppen abschrecken lässt?
Er stellt einfach eine Meinung in den Raum und behauptet das ist so.
Gleiches gilt für die AWACS-Flieger. Nur Aufzählung möglicher Vorteile (wie hat es denn bislang funktioniert? Sind die angenommenen Vorteile tatsächlich so relevant? Lassen sie sich auch anders erreichen?), negative Aspekte hingegen werden völlig ausgeblendet.
Da so ein ungebildeter Parteimensch wie Mützenich ihn nicht so an den fachlichen Hörnern packen kann sagt doch leider alles aus über die Menschen aus, die im Ernstfall die Super-Duper-Hypo-Reaction-Force in Gang setzen müssten.
General Domröse sagt im WELT-Interview:
Die Bundesrepublik Deutschland hat General Domröse an den zwischenstaatlichen Rechtsträger NATO diplomatisch sekundiert, d.h. zeitweilig überstellt mit der Maßgabe, daß er als Soldat primär die Rechtsregeln und Interessen dieses Rechtsträgers umsetzt. Und ein Interesse der NATO liegt sicher darin, daß die (Wahl-)Bevölkerung aller NATO-Staaten über militärische Zusammenhänge informiert wird.
General Domröse spricht wegen der diplomatischen Sekundierung für die NATO und nicht für die Bundesrepublik Deutschland oder deren Organe Bundesregierung/Bundestag. Das ist dasgleiche wie bei Diplomaten, die zur UNO oder zur OSZE sekundiert werden. Diese dürfen und können gar nicht im Namen ihres eigenen Landes sprechen, und sie unterliegen auch nicht dessen politischen Vorgaben.
Das alles übersieht Herr Dr. Mützenich, obwohl er 2002 bis 2013 im Auswärtigen Ausschuß des Bundestags saß – oder schlief? – und seither Stv. Fraktionsvorsitzender für Außenpolitik ist. Als Fachmann sollte er die Rechtswirkungen der Sekundierung kennen.
Video ansehen unter iOS:
TunnelBaer installieren und als Land UK einstellen.
@Carabas: Ich auch nicht :) aber war keine strenge Wehrpflicht. Daher kann man mir keinen Rudelinstinkt vorwerfen wenn ich zu folgendem satirischen Fazit komme:
Herr Mützenich wurde hier bei AG nicht nur politisch nackt zurückgelassen. Der SiPo-Verantwortliche hat sich auch privat entblößt.
Seit geraumer Zeit fragen sich die Mitarbeiter des Bundestages, warum jeden Montag um Drei Uhr ein Amazon Express Paket z.H Mützenich angeliefert wird. Die schlüssige Antwort liegt vor: Ein Wecker mit Lebenserwartung von etwas mehr als sechs Tagen.
Dennoch, General Domröse an die Wand zu werfen? Der erträgt das und wiederholt bereits gemeldetes.
P.S: Ich verlange von einem SiPo Sprecher nicht, dass er die dunklen Tiefen MENA auch vor dem Hintergrund geopolitischer wie ökonomischer Implikationen versteht. Wenn aber ein General im Dienste des Verteidigungsbündnisses NATO sich zu Wort meldet, möge er bitte zum informellen Gespräch bitten. Denn ja, das Thema ist hoch politisch! Wie Montagmorgen / SCNR
Die Studie der RAND-Cooperation ist spannend. Das zu Grunde liegende Szenario wurde so konstruiert, dass am Ende die Aussage „Der Russe steht innerhalb von max 60 Std. in Riga und Tallinn, ohne das wir was tun können“ verbunden mit der Forderung nach – Überraschung – mehr und schwereren NATO-Bodentruppen in Osteuropa rauskommt.
Legt man etwas realistischere Grundannahmen zu Grunde, wären die Ergebnisse vermutlich deutlich weniger eindeutig.
Da wird offenbar verbal das Feld für die kommende MSC präpariert…
@AoR
Also hat der Souverän kein Recht darauf informiert zu werden und ein deutscher Soldat keine Dienstpflicht genau dies zu tun?
@Carabas
Ihre historischen Fakten sind interessant und ihre Angriffe wegen NichtWehrdienst leisten auch.
Sicher das Hr. Mützenich überhaupt rechtmäßig einberufen wurde? Wehrdiensttauglich war? Hat er Ersatzdienst geleistet?
@O&A: „Diese dürfen und können gar nicht im Namen ihres eigenen Landes sprechen, und sie unterliegen auch nicht dessen politischen Vorgaben.“
Da würde ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Besetzung von Spitzendienstposten durch DEU und alle anderen Bündnispartner erfolgt selbstverständlich mit dem Ziel politischer Einflussnahme im Sinne der Entsendenation. Für Ihr Zitat würden Sie in London, Washington und Paris nur ungläubige Blicke und Gelächter ernten.
Domröse kennt die politische Zielrichtung seines Landes und schießt offen in die andere Richtung – sowas ist unnötig. Er hat genug Möglichkeiten der informellen Einflussnahme.
@ADLAS-Doe:
Die Studie ist – an den aktuellen Entwicklungen gemessen – ein alter Hut und in Fachkreisen lange bekannt. Sie ist von aktuellen Entwicklungen überholt (etwa EAS/ APS –> heavy armour). Aber in ihrer Aussage ist sie wohl zutreffend – Baltikum verteidigen mit derzeitigen Kräften wird nicht klappen. Mil. sind die RUS SK durchaus in der Lage, eine dort zugrunde gelegte Operation durchzuführen. Dies sagt allerdings nichts darüber aus, wie sie sich in einem längeren Konflikt schlagen würden.
Bevor Panik ausbricht von wegen mangelhafter Transportwege, Zollbestimmungen und sabotierter Gleise (nicht zu vergessen, daß ein einsatzfähiger deutscher Großverband erstmal „dynamisch verfügungszusammengemanaged“ werden müßte) darf man sich in Erinnerung rufen, daß weiter östlich und nahe am Baltikum und unseren baltischen Verbündeten eine NATO-Panzerarmee steht, die wesentlich größer als die deutschen Panzerkräfte ist; unterstützt von einer eigenen Luftwaffe, die ebenfalls mehr einsatztaugliche Kampfflugzeuge als die deutsche hat. Die polnische Armee nämlich, unser NATO-Partnerland. Polen ist sehr viel näher am Baltikum und der Ukraine als Deutschland und hat ein wachsames Auge auf die russische Nachbarschaft, kontinuierliche Modernisierung und Training seiner Streitkräfte eingeschlossen. Wenn die Balten „Artikel 5“ sagen, werden vermutlich polnische Streitkräfte bereits vor Ort sein, bevor unser Kabinett überhaupt zusammengetreten ist.
@Adlas-Doe: Sie erinnern mich an was.
Z.Zt. Der Koalition der Willigen gegen Saddam fragte man sich, was für Interessen die osteuropäischen Staaten an dem Angriffsbündnis haben? Die damalige Begründung ging in eine ähnliche Richtung. Man will mehr Schutz…
Domröse verlangt nun flexible Verteidigung und eben kein Bollwerk. Das ist hoch loyal was der Herr General da macht. Er gibt uns vor NATO Hintergrund die Expertise wie es realistisch zu machen wäre. Nicht wie die Osteuropäer es in ihren wirtschaftlich schwachen Regionen gerne hätten. Unser General widerspricht RAND. Und der Mützenich… ? Unglaublich, typischer Snap-Shot!
Kernig ist er. Das ist gut. Waschlappen gibt es schon genug. Ob Domröse auch ein guter Offizier ist, sei dahingestellt. Da ist man sich nicht so ganz einig im Kreise meiner Kameraden, die mit ihm zu tun hatten.
Die eigentliche Frage lautet aber anders: Wessen Offizier ist er?
Ich habe bessere Generale gesehen. Eben keine 100%-Atlantiker, die die Loyalität zur „Schutz- und Führungsmacht“ USA mit der Loyalität zu Deutschland verwechseln.
Das dürfte wohl der ausschlaggebende Grund des Welt-Artikels sein. Berlin auf Linie Washingtons zu bringen.
Was für Waschlappen in Berlin, die sich das bieten lassen.
@TK | 04. Februar 2016 – 16:02
Sie verwechseln das rechtliche Innenverhältnis mit dem rechtlichen Außenverhältnis. Klar erwartet jeder Entsendestaat, daß seine Diplomaten und Soldaten in internationalen Organisationen den jeweiligen nationalen Standpunkt intern verdeutlichen. Aber wenn die Diplomaten und Soldaten im Namen der Organisation nach außen sprechen, dann ist allein die Policy der Organisation maßgeblich, im hiesigen Fall die Information der Öffentlichkeit aus Sicht der NATO und eben nicht aus Sicht der Bundesrepublik. Herr Dr. Mützenich trennt beides nicht.
Da hilft doch mal wieder ein Blick auf die „Schwerpunkte deutscher Außenpolitik“ (Website des AA). Dort steht:
„Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik. Konkret bedeutet das den Einsatz für verbindliche Regeln und starke multitalerale Institutionen, sowie Engagement für Abrüstung, Krisenprävention und friedliche Streitbeilegung.
Verbindliche Regeln und effektive internationale Institutionen, die ein geordnetes und verzahntes Miteinander in einer immer stärker vernetzten Welt möglich machen, stehen im Fokus der deutschen Außenpolitik. Bewährte und unverzichtbare Institutionen und Strukturen, wie EU, NATO, UN sowie G7 werden weiter gestärkt.“
Ist dann natürlich doof, wenn ein deutscher Beauftragter einer dieser gepriesenen Institutionen (die man ja „weiter stärken“ will) öffentlich darauf hinweist, dass D de facto das Gegenteil von dem tut, was man unter „weiter stärken“ verstehen könnte.
Ich bin überhaupt kein Freund von unbedachten NATO-Einsätzen der Bundeswehr. Aber man sollte langsam doch mal anfangen, öffentlich über die Widersprüche zwischen Anspruch (siehe oben) und Realität nachzudenken.
Das Problem des „vorlauten“ deutschen COM JFC Brunssum (Ramms, Domröse) hat man für die Zukunft ja erfolgreich gelöst: COM JFC Brunssum wird ein Italiener, wir bekommen dafür den Posten des DSACT in Norfolk. Da kann man sich, den Stärken der Bundeswehr („Transformation“) entsprechend, als deutscher Viersterner – treu unter einem französischen dienend – einbringen.
Das BBC-Video wurde erneut bei youtube hochgeladen, mal schauen wie lange es diesmal verfügbar bleibt.
https://www.youtube.com/watch?v=Dfxm-MZbaVk
@Hans Dampf | 04. Februar 2016 – 17:00
Is nich wahr, oder?
Wieso lassen wir uns BRUNSSUM abnehmen und mit STAVANGER abspeisen? Ich glaub es nicht ….! Tollhaus, oder steckt mehr dahinter?
Jetzt sagt einer Fakten und die SPD sorgt gleich wieder einmal für Sperrung ( besser ihre Leute im hintergrund )
Er ist Zwar sehr US Treu aber mit dieser Bw die es nun mal gibt ist kein Krieg mehr zu Gewinnen
Moderne Mobile MotGren Brig währen man Notwendig
Bw da hat eh nur Oldheimer M113 , MAN , Mercedes bis auf den U 4000 sonst nur alte
was neu ist sind Gepanzet oder Leihfahrzeuge
Jede Firma stoßt altes ab weil neues billiger ist im Unterhalt für das geld könnte man einiges Kaufen wenn die Rep Entsprechen fallen würden
BBC Video – erinnert stark an eine uralte ZDF-Produktion aus den 1980er zum 3. Weltkrieg.
@maka: keine 25 Minuten, 124 Abrufe, schon gesperrt.
Der DSACT sitzt in Norfolk, Virginia (4 Sterner bzw. ganz viele dicke Kolbenringe).
maka | 04. Februar 2016 – 17:05
Das wurde schon wieder gesperrt jemand hat BBC darauf Aufmerksam gemacht
und die haben es bei y gesperrt
SACT ist nicht in Stavanger, sondern in Norfolk, Virginia/USA.
Die Inhalte der Reportage sind wahrscheinlich längst im Content ID Filter eingetragen und jeder Re-Upload wird automatisch mit nur kurzem zeitlichen Verzug gesperrt.
Abgesehen davon, ausweislich des Trailers, was ist so bedeutsam an dieser Angst-Doku?!
Habe eben erst das Zitat von MdB Mützenich gelesen und bin erschüttert sowie stinksauer. Zur Rolle und Person von Domröse ist schon einiges geschrieben worden. Das unterstreiche ich nachdrücklich. Er weiß um Befugnis und Primat der Politik. Er weiß aber auch um seine Pflicht die Dinge wie sie sind wahrhaftig anzusprechen. Dies tut er auch seitdem er in BRU ist regelmäßig, ob vertraulich im Kanzleramt, bei MdBs, im BMVg oder AA und ab und zu, dann eher zurückhaltend, in den Medien. Ihm eine Auftragsarbeit zu unterstellen ist unerhört!!!
@ KPK: Deu hat keinen Plan bezüglich flag to post, es gibt ja nichtmal einen multinationalen Verwendungsaufbau/Kompetenzbereich. Alles eher Zufall :-(
Die NATO kann wohl einen Gang zurück schalten, die Russen werden schon knieweich, weil die Rezession mittlerweile richtig weh tut: Jetzt kommt mit Rosneft oder RusHydro bereits echtes Tafelsilber ins Privatisierungssonderangebot. Und damit auch jeder Depp kapiert, dass es sich um eine Notmaßnahme handelt, verkündet der „Stratege“ Putin auch noch höchst selbst, dass die Regierung durch die Privatisierung nicht die Kontrolle verlieren soll. Klartext: Es handelt sich um eine reine Finanzierungsoperation die nichts an den Machtverhältnissen ändert und keine neue wirtschaftspolitische Strategie anbahnen soll. Stattdessen „Weiter so“ mit kleinerem / ohne Kapitalanteil für den Kreml. Dass der getreue Vasall in Kasachstan zu einem vergleichbaren Programm gezwungen ist, passt da nur ins Bild. Putin wird ein ebenso gründlich ruiniertes Land hinterlassen wie Breschnew.
@Zivi a.D: Und Nahost geht gerade den Bach runter auch (!) wegen uns. Ein Ring of Fire von Morocco dann auch bis Moskau?
Vorher kaufen die Chinesen russische minority shares bei Putin, der solange die Silk Road freikämpft.
Zivi a.D. | 04. Februar 2016 – 17:57
Gibt auch eine logische Erklärung ?
Ich kenne nur das Gegenteil Argentinien fing einen Krieg gegen England an 198?
weil der Staat war verschuldet
Rom ging einige Krieg an wegen Geld mit dem Erbeuteten Geld wurde in Rom gebaut
Elisabet fing einen Krieg gegen Spanien ( Piratenkrieg ) an weil England zu Wenig Geld hatte um Weltmachträume zu Verwirklichen
Die Wikinger Kriege
@Alarich: +1… fühlt sich so an als wäre Kissinger schon in Moskau gelandet. Ich drücke ihm die Daumen!
@ Alarich
..und die ehemaligen irakischen sunnitischen Offiziere der Baath-Partei fingen einen Krieg an, weil die Amerikaner ihnen ihr Einkommen und ihren Status genommen haben. Zusammen mit einer „Koalition der Willigen“ Sunniten gründeten sie den IS und leben mittlerweile als eine „plündernde Armee“ recht gut von ihren Eroberungen.
@Alarich: Man kann auch an Horace Greely Hjalmar Schacht erinnern und seine völlig korrekte Feststellung von 1938 „entweder kommt der Krieg oder der Staatsbankrott“. Das wurde hier übrigens auch schon mal aufgeschrieben im Bezug auf den „Schönen Wladimir“ und scheint mir immer noch zutreffend.
Georg | 04. Februar 2016 – 18:24
Laut Peter Scholl Latour
Irakbotschafter war bei US Botschafter
und wurde ihm gesagt das die USA keine Interesse hätte Kuwait oder regionale Kriege
Hat jemand einen anderen Link zum bbc Video? Hmm…
Zivi a.D. | 04. Februar 2016 – 18:27
Nur in Russland wurde es mehr mal betont
Man will es nicht mehr wie in den 90er haben dann Lieber ganz Untergehen
Gorbi wird dafür auch Gehasst und man will die Jelzin Zeiten nicht mehr wieder haben
wo durch das verbrechen das 3 fache an Tote gab wie jetzt
und China sieht auch nicht besser aus und die Partei will nicht her geben und abgeben was die müssten wenn Reformen geben sollte
Es ist im politischen Deutschland nicht üblich Profis nach ihrer Meinung zu fragen. Das haben wir schon gesehen, als mit Paul Kirchhof ein Finanzexperte und Professor für Steuerrecht als Finanzminister im Gespräch war. Angelernte, die in der freien Wirtschaft kein Bein auf die Erde brächten
(Roth, Gabriel & Co), treffen Entscheidungen aus parteipolitischem Kalkül. Niemals der Sache dienlich…
@all
Angesichts der SPD-Schelte siehe den Nachtrag oben – auch der Bundeswehrverband ist jetzt stinkig auf Mützenich.
war dieser gemeint ?
[Nein, es war nicht dieser etwas merkwürdige Account mit dem zielgerichteten Ausschnitt gemeint; deshalb Link gelöscht. T.W.]
@MK73: Bei Kirchhof sollte man vorsichtig sein, denn der ist wohl ein brillianter Jurist. Er versteht aber nur wenig von Wirtschaft und nicht das Geringste von den Finanzmärkten. Der Mann als Finanzminister, das wäre echt gefährlich gewesen. Profunde Unkenntnis verbunden mit starken Überzeugungen und Durchsetzungsvermögen ist immer schlecht.