Von der Leyen eröffnet Debatte über eine größere Bundeswehr
Seit rund 25 Jahren, seit der deutschen Einheit, kannte die Entwicklung der deutschen Streitkräfte nur eine Richtung: Sie mussten kleiner werden. Von rund einer halben Million Mann Stärke allein der westdeutschen Bundeswehr – im Frieden – wurde die Truppe auf inzwischen etwas mehr 180.000 Männer und Frauen verringert: 170.000 Zeit- und Berufssoldaten plus bis zu 12.500 Freiwillig Wehrdienstleistenden, zudem bis zu 2.500 Reservisten, ist die Zielgröße. (Korrektur, hatte zunächst die Zahlen falsch.) Die Größe der Bundeswehr betrug nach Angaben des Verteidigungsministeriums zum 31. Oktober rund 178.800 Soldatinnen und Soldaten, außerdem 80.200 zivile Mitarbeiter.
Am (heutigen) Donnerstag hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, als Randthema ihrer Pressekonferenz zum bevorstehenden Bundeswehreinsatz im Kampf gegen ISIS, diese Tendenz erstmals infrage gestellt. Angesichts der vielen Anforderungen an die Bundeswehr müsse möglicherweise beim Personal nachgesteuert werden, sagte die Ministerin. Im Klartext: Die Bundeswehr soll wieder wachsen.
Die Passage im O-Ton:
Auch wenn es mit der angekündigten Untersuchung noch ein bisschen dauern wird: Die Debatte über den Umfang der deutschen Streitkräfte hat von der Leyen damit eröffnet. Und damit zugleich auch die Debatte über Finanzierung und Ausstattung. Denn wenn schon die Bundeswehr in ihrer derzeitigen Größe nicht das komplette Material hat, das sie braucht, wird eine größere Bundeswehr erst recht mehr Material brauchen. Und damit deutlich mehr Geld.
Von Seiten der CDU erhielt die Ministerin umgehend Unterstützung. Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Henning Otte:
Angesichts der stetig steigenden Aufgaben für die Bundeswehr ist eine Anhebung des Personalumfangs unumgänglich. Wir müssen einer permanenten Überdehnung unserer Streitkräfte vorbeugen. Wenn wir die Konflikte und deren Auswirkungen von Deutschland und Europa fernhalten wollen, in den Krisenregionen für Stabilität sorgen wollen und unseren wichtigen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung beitragen wollen, dann besteht die Gefahr der Überlastung unserer Streitkräfte. Mit stärkerer personeller finanzieller und materieller Ausstattung kann die Bundeswehr die ihr übertragenden Aufgaben noch besser bewältigen. So bleibt die Bundeswehr auch in der Zukunft unser Garant für Sicherheit.
Interessante Debatte. Auch zur rechten Zeit? Mal sehen, was zum Beispiel vom Koalitionspartner SPD dazu kommt.
(Nicht untergehen sollte dabei, dass der Bundeswehrverband bereits vor Monaten eine Personalauftstockung gefordert hat – damals allerdings sehr direkt bezogen auf die Unterstützung der Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe.)
(Foto: Deutsche Gebirgsjäger bei der Übung Trident Juncture 2015 in Spanien – NATO photo by A.Markus)
@Ole N
Unter anderem:
Nicht jeder Soldat ist für jede Tätigkeit qualifiziert und ausgebildet, der Grad der Spezialisierung ist hoch;
Nicht jeder Soldat ist körperlich und geistig so gesund, um in den Einsatz zu gehen;
Ein Großteil der Soldaten muss den Grundbetrieb sicher stellen, also den Laden am laufen halten, den erst der stabile Grundbetrieb ermöglicht den Einsatz (stabiler Grundbetrieb – ich lach mich tot).
Usw.
Aja, und bei Durchsicht der Presse sehen sie, wo viele Soldaten eh schon gebunden sind.
Auch wenn man sich die gestrige PK oder die Debatten zum IS-Einsatz anschaut, dann fällt auf wie die Debatte nur noch von tagesaktuelle Aufgeregtheit geprägt ist.
Man schaue allein mal auf die Debatten seit der Amtsübernahme von vdL:
– Frauen in der Bw
– Attraktivität
– Zustand der Unterkünfte
– Rüstung
– Ukraine
– Einsatzbereitschaft
– Vollausstattung
– Kurdenhilfe
– Ebola
– Flüchtlinge
– Lage in Kunduz
– Cyber
– Mali
– Anti-IS-Kampf
Einfach alle paar Wochen ein erneutes BamS-Ankündigungs-Interview.
Was wird denn bei den ersten Themen noch konsequent vorangebracht?
Was soll sich ab 2017 konkret bei der Einsatzbereitschaft ändern?
Hallo,
ich lese schon ne ganze Weile mit, aber brauchte bisher noch keinen Kommentar abgeben., aber jetzt ist es mal notwendig. Ich bin Zivilist, bein ein gesuchter Spezialist und beruflich tangiert mich hin- und wieder die Bundeswehr.
Und ein ganz klares Nein, die Bundeswehr muss im Ersten Schritt nicht vergrößert werden. Ich habe den Eindruck, dass es im Moment in der Bundeswehr zuviele Bürojobs / Stellen in der Verwaltung etc. gibt. Es gibt viel zu viele Leute die einen Sessel haben. Wenn man für diesen Bereich die Strukturen mal wirklich gestrafft hat, dann sind auch genügend Stellen für die echt überlasteten und „ausgelutschten“ Soldaten da.
Und ein ganz klares Nein, die Bundeswehr ist für Spezialisten (wie sie überall fehlen) nicht attraktiv, das fängt mit dem Sold an und hört mit der Selbstbestimmung der Arbeit auf. Als Spezialist muss man in der Bundeswehr häufig jeden Schritt nachfragen, genehmigen lassen — das muss aufhören, es muss nur noch ein Rahmen zugewiesen werden und denn möchte sich jeder Spezialist bewegen dürfen. Genauso wie es zivile Firmen machen.
Zum Thema Wiedereinsteller: Da gibt es einige die machen das Thema Bundeswehr mit Herzblut. Aber es gibt auch viele die in der freien Wirtschaft nicht klar kommen und die genießen dann natürlich die vorgegeben Ordnung die eine totale Bürokratiebehörde vorgibt.
Gruß Erik
@sd
Die Zeiten existenzieller Bedrohung stammen aus dem zitierten Artikel.
Ihre Hoffnung auf lokale Begrenzung der Bedrohung durch verbrecherische Bewegungen wie IS, Boko Haram und andere teile ich nicht.
Gerne können wir aber über die Frage der Kräftegenerierung der DEU Sicherheitsbehörden diskutieren. Nur die Wehr-oder allgemeine Dienstpflicht bietet die Möglichkeit kurzfristig und flexibel Kräfte für den Schutz der Zivilbevölkerung zu generieren. Ich will die zivilen Katastrophenszenare nicht alle darstellen, aber die bisherige Praxis der Freistellung der ehrenamtlichen Helfer THW, Freiwillige Feuerwehr etc. erfüllt die Notwendigkeiten für die persönliche Absicherung der genannten über einen längeren Zeitraum nicht.
Ich teile aber ihre Auffassung, dass Luftschläge nur ein Beitrag im politischen Kampf gegen IS sind.
Die Interessen der lokalen power Broker sind ja allgemein bekannt. Und dass derzeit sogar der kleinste gemeinsame Nenner dieser Koalition aus persönlichen Machtspielchen gefährdet wird macht die Aufgabe nicht leichter.
Insgesamt ist es doch offenbar so, dass ein „Weiter so!“ endlich durchbrochen wird. Wo wären wir, wenn Obamas „Rote Linie“ 2013 mit den chemischen Waffen Assads gegen die Zivilbevölkerung überschritten worden wäre?
@Alarich: Eine vierte Heeresdivision mit zwei Brigaden wäre sicher notwendig, um die Bundeswehrdurchhaltefähiger zu machen.
Da aus der 13. Panzergrenadierdivision das Ausbildungskommando geschaffen wurde, also ein bürokratischer Dienstposten neu geschaffen wurde und in Köln noch das Amt für Heeresentwicklung sitzt, wo doch hier niemand weiß, was dies wirklich für das Heer tut, so könnte das Amt für Heeresentwicklung die Aufgaben des Ausbildunskommandos locker wieder übernehmen und das Ausbildungskommando zur 13. Panzergerandierdivision rückgegliedert werden.
Dann hätten wir einen Divisionstab mehr, gleichzeitig Bürokratie abgebaut und die 13. Division in Leipzig dürfte damit der am einfachsten wieder zu schaffende Divisionsstab sein, auch wenn andere vielleicht die 7. Division oder die Gebirgsdivision liebger wieder aufgestellt hätten, aber für jeden anderen neuen Divisonsstab müsste man vermutlich wieder große Umzüge veranstalten oder meint hier jemand, daß in Sigmaringen oder Hannover leichter noch ein Divisionstab wieder zu bilden wäre(aus vielleicht nicht mitumgezogenen Soldaten an die neuen Divisionssitze der 1. und der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim bzw. Oldenburg )?
Und die 13. Panzergrenadierdivision könnte dann die 37. Panzergrenadierbrigde und eine neu aufzustellende Eingreifbrigade führen. Im Gegensatz zu Ihnen würde ich die Idee einer schnellen Eingreifsbrigade mit Radschützenpanzern aufgreifen, die schnell per Luft oder Landmarsch ins Baltikum verlegt werden könnte als Verzögerungskraft.
Diese scheitert ja bisher leider auch daran, daß die BW wohl eine Diskussion über Jäger bzw. Panzergrenadiere füchtet, wenn man eine Brigade mit Radschützenpanzern aufstellen würde. Aber mir wäe es völlig egal, ob die neue Brigade dann das Jägerbarett, oder das Barett der Panzeraufklärer oder der Panzergrenadiere tragen würde. Wichtig wäre nur der Auftrag schnell verlegen zu können und sowohl im zusammenwirken mit Panzern, wie auch ohne Panzer kämpfen zu können.
Und da in oder um Berlin(für den Fall eines Terroranschlages) keine Kampftruppen mehr existieren, die man zum Schutz Hauptstadt gemäß Art. 35 GG nötigenfalls schnell mobilisieren könnte, sondern die 41. Panzergrenadierbrigade in Vorpommern stationiert ist und die 37. Panzergreandierbrigade in Sachsen und Thüringen stationiert ist, würde ich eine neue Eingreifbrigade in Brandenburg und/oder Sachsen-Anhalt stationieren und die neue Brigade dann als 38. Brigade (Sachsen-Anhalt) oder als 42. Brigade wieder aufstellen.
Im würde im Westen dafür eine Panzerbrigade wieder aufstellen und diese sollte dann bei der 10. Panzerdivision die abgegebene 37. Brigade ersetzen. Statt eine Gebirgsjägerbridade aufzustellen, könnte ich mir vorstellen, mit dieser neuen Panzerbrigade auch ein Gebirgsjägerbataillon neu aufzustellen. Schließlich haben mehrere Bundeswehrbrigaden mittlerweile ein Jägerbataillon, da kann ein Gebirsjägerbataillon als leichtes Bataillon der neuen Panzerbrigade nicht schaden.
Denn Rußland kann man nur mit mehr Panzern abschrecken.
Allerdings glaub ich nicht, daß die Politik in Deutschland in der Lage ist, so konsequent zu handeln und eine ganze Division wieder aufzustellen.
Für den nötigen Mehrbedarf an Personal müsste entweder der Dienst in der Bundeswehr attraktiver werden oder eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden oder die Aussetzung der Wehrpflicht zurück genommen werden.
Vorteile für Studenten, die in der BW dienen sind hier ja schon vorgeschlagen worden. Mir würde dazu noch einfallen, daß ich allen Studenten, die mindestens 1 Jahr in der BW dienen, einen Rechtsanspruch auf Bafög fürs Regelstudium geben würde, ohne Einkommensprüfung der Eltern.
Mal ein ne Erklärung zu den Zahlen: (alles vereinfacht dargestellt, dennoch so gültig)
185.000 Soldaten sollten die Streitkräfte derzeit haben
178.000 Soldaten dienen derzeit in den Streitkräften
130.000 Soldaten sind derzeit verfügbar (keine Ausbildung, BFD etc)
100.000 Soldaten sind auf DP die man als echtes Kräftedispositiv ansehen muss (keine Ämter, KdoBeh, Schulen, Stäbe oder DP die keine Einsatzrelevanz haben)
20.000 Soldaten sind derzeit als echtes Einsatzelement vorgesehen (zeitgleich und durchhaltefähig)
Und an diesem Punkt muss man anfangen zu rechnen – nicht vorher.
Es verteilen sich also 100.000 Px auf alle(!) EinsatzFähigkeiten der Bw. Von der Fregatte über den Tornado bis hin zur Aufklärungskompanie, Führungsunterstützer und dem Logistiker. Jedoch hat alleine das Heer in aller Breite schon 55 Btle. Ich denke man sieht wo diese Verteilung hinführt. Dies ist aus Planungssicht wichtig. Da ich quasi sowieso nur 70% des Personals als max haben kann (Ausbildung, langzeit KZH und BFD besetzen DP) die Bw aber immer organische Elemente in den Einsatz schicken möchte geht der Sog. Heldenklau los. Je mehr Org Elemente desto uneffektiver ist dies. (Bsp gefordert ist eine Inf Kp – zugetielt wird eine PzGrenKp die hat nur 70% und geht klauen – aber eben erstmal vor der Haustür und niemals in anderen TrGt auch wenn die das könnten)
Viel wichtiger ist aber die Überlegung des LOA, der Durchhaltefähigkeit und der Rotation:
Was ist mein Einsatzelement und das zugehörige LOA? 3 für eine Kp? 5 für ein Btl?
Das Problem? das haben alle für sich selbst festgelegt in weiten Teilen…
Ich kann aber die Einsatzrotation zu Grunde legen: Die ist laut GI 4/20. 4 Monate Einsatz gefolgt von 20 Monaten einsatzfreier Zeit.
somit habe ich eine Fünftel Teilung meiner Einsatzkräfte: 20.000
Auch wenn die Einheiten nicht alle den gleichen LOA haben, teilen sie sich aber die Einsatzrotation. Damit stehen rechnerisch, wieder über alle Einsatzverbände der Bw 20.000 Soldaten zeitgleich zur Verfügung für einen durchhaltefähigen Einsatz
Das ganze gilt natürlich nur, wenn ich auch eben alle(!) Fähigkeiten der Bw abfrage. Dies ist aber nicht der Fall.
Wer jetzt noch anfängt jährliche Verpflichtungen und pseudo Einsätze mit einzurechen, dem wird schnell klar wie schnell die Bw eben schon „am Limit“ sein kann
Selbst mit einem Einsatzzyklus von 4/8 oder 4/12 (hallo Marine) wird es insgesamt nur geringfügig besser.
@Closius
Die Anzahl der „normalen“ Brigaden hat nicht abgenommen. Das Problem ist auch nicht die Generierung eines Divisionsstabes sondern der Aufwuchs und die Ausstattung unterstellter TrT.
„Schwebende Gipfel“ haben wir schon genug.
Wie ist den mittlerweile die Personallage in den Verbänden?
Gibt es weiterhin haushalterische Lücken zur Soll/Org?
@Thomas Melber: die Zahl der „normalen“ 6 mechanisierten Brigaden ist ab 2011 nicht reduziert worden, aber eine Luftlandebrigade haben wir jetzt weniger als vorher, kein selbständiges Jägerregiment als Teil der luftweglichen Truppen mehr vorhanden, die Heeresluftabwehr wurde aufgegeben usw..
Aber für die Bündnisverteidigung und die Auslandseinsätze reichen diese 6 Brigaden nicht aus. Zwei mechanisierte Brigaden mehr wäre aus meiner Sicht nötig und sinvoll.
Natürlich könnte man durch Entbürokratisierung – auf den Papier – genug Soldaten freistellen für 2 Brigaden, nur fürchte ich, daß viele Soldaten davon nicht mehr einsatzverwendbar für Eingreifkräfte wären. Mehr als 6.000 Soldanten dienen allein in der Personalverwaltung. Die ganze Personalverwaltung könnte man auch durch Zivilbeschäftige erledigen lassen usw..
Es ist doch wieder typisch – anstatt über fundamentale Probleme (siehe Kommandeurstagung und Verlust der Fähigkeit zum Erhalt des Ausbildungsstands) wird über „Wehr- oder Dienstpflicht“ und „neue Divisionen“ schwadroniert.
Das Personalproblem der Bundeswehr erwächst aus einer Vielzahl von Ursachen – angefangen vom Materialproblem, welches die Attraktivität des Dienstes merklich schmälert über generelle Attraktivitätsengpässe (z.B. Zustand der Kasernen) bis hin zur gnadenlosen Auspressung des Personalkörpers durch die Politik (Flüchtlingskrise). Die Beseitigung der Materialkrise ist nach meinem Dafürhalten nicht mal ernsthaft angegangen worden und schon werden die alte Leier von Wehrpflicht und die Hirngespinste von wegen neue Divisionen aus der Mottenkiste geholt.
Beispiel Flüchtlingsfrage: Wäre Frau vdL konsequent hätte sie ihrem lieben Kollegen Misere schon längst gesagt „Okay, aber bis Ende 1. Quartal 2016 hast du die nötigen Kapazitäten dafür in deinem Bereich aufgebaut, bis dahin helfen wir gern, aber unser Job ist ein anderer“. Stattdessen wird hier auf open-ended-engagement gemacht, obwohl die Leistungen der BW hierin nun wirklich nur ein Lückenbüßer sein können und sein dürften!
Das Verrückte an diesen armseligen Zuständen ist, dass die CDU in wenigen Tagen wieder ihren Bundesparteitag in Karlsruhe hat. An jenem Ort, wo der Blender und Schwachkopf mit den Nasenhaaren aus Bayern vor einigen Jahren das Ende der Wehrpflicht und das Eindampfen der Bw verkündete und von allen, die noch heute in Berlin Verantwortung tragen und es angeblich jetzt alle besser wissen, dafür bejubelt wurde.
Lt. eben ausgestahltem Bericht in der Tagesschau scheint die Debatte nicht so dringlich und derzeit nicht notwendig.
Hr. Steinmeier und die SPD haben sich schon positioniert und verneinen, dass eine Aufstockung der Bw derzeit nicht relevant wäre.
Also ist wohl weiterträumen und “ SIPO “ as usual angesagt in Berlin.
Das nächste Hornberger Schießen mit nicht abgesprochener Ankündigungspolitik der pofilierungssüchtigen UvdL.
Man sollte der Ministerin nicht auf den Leim gehen und Diskussionen darüber führen, in welchen Strukturen welche größeren Zahlen wünschenswert wären. Die Bundeswehr jetzt zu vergrößern bedeutet doch nur, dass man mehr Personal schafft, dass unzufrieden ist und das dann auch kommuniziert.
Neben den bereits festgestellten Mängeln beim Material, ist mit der Äußerung der Ministerin nun auch offiziell die Bankrotterklärung der Neuausrichtung beim Personal abgegeben worden. Ohne dass das offen erklärt wird, wird es keinen vernünftigen Neuanfang geben können. Gewurschtelt wurde jetzt wirklich lange genug.
Nicht zu vergessen, einige der genannten 55 Btle haben „hohle“ Strukturen, die aufgefüllt werden müssten.
Wenn ich diese Diskussion zur Aufstellung von Divisionen und Brigadestäben hier folge, frage ich mich, wieso die Äusserungen der Ministerin für Mist erklärt werden …
Ich bin bei Klabautermann, wir haben nicht zu wenig, wir gehen falsch damit um (ich hoffe ihn damit nicht überinterpretiert zu haben).
@diba
Genau so habe ich das gemeint ;-)
Die BW steckt in einer „politically biased top-down commercial design trap“. Aber wer bringt den Mut auf, eine bottom-up national defense loa/capabilty ranking- and priorityzation-analysis durchzuführen ? Wir bestimmt nicht. Wir betreiben weiter SiPo-esoterische, semantische Baumwollspinnerei in Form eines neuen Weißbuches und wurschteln weiter an der slogan-oriented Verteidigungsplanung (alternativlos attraktive Breite vor operativer Tiefe): a force-in-being par excellence
Angesichts der vielen Anforderungen an die Bundeswehr müsse möglicherweise beim Personal nachgesteuert werden, sagte die Ministerin.
Daraus wird bei Wiegold: Die Bundeswehr soll wieder wachsen. Und alle fahren drauf ab. Einfach Phantasielos.
@csThor:
Sehr schöner Vergleich zu 1806.
Leider bleibt die Hasenfüßigkeit und Pazifismusattitüde des deutschen Wahlvolkes so lange, wie es in Deutschland kracht.
Bisher ist die Terrorismusgefahr von Al-Quaida, Daesch etc. für uns eher thoretisch, ja surreal, da es noch nicht wesentlich IN Deutschland gekracht hat.
Doch selbst dann, wird es nur wenige geben, die selber „zu den Waffen“ greifen und sich verpflichten, so lange man die USA hat, die man gleichzeitig für ihre Schlagkraft fürchtet und verachtet, wenn man doch bei Facebook „wir haben uns alle lieb“-Sinnsprüche und „nie wieder Krieg“-Parolen posten kann, um sich moralisch erhoben zu fühlen, die Realität auszublenden und selber den Ar*** vom Sofa zu bekommen.
Ich sehe da schwarz.
Egal wie hoch die „genehmigte“ Mannstärke sein wird – ich denke nicht, dass genug geeignetes (!) Personal zu bekommen ist. Die einen sind geeignet – die anderen kommen…..wenn überhaupt….
Die nationale Zielvorgabe für Einsätze der Bundeswehr (National Level of Ambition, LoA) beruht auf der sicherheitspolitischen Bewertung, dass für die umfassende Gewährleistung der Sicherheitsvorsorge ein Streitkräfteumfang von 252.500 Soldatinnen und Soldaten und die allgemeine Wehrpflicht notwendig sind. Der LoA basiert damit auf den damals für wahrscheinlich gehaltenen Szenarien, sicherheitspolitischen Erfordernissen und notwendigen
Selbstverpflichtungen im internationalen Rahmen.
Durchhaltefähigkeit in gemeinsamen Einsätzen und dauerhafte Beiträge zum Bündnis sind Ausdruck politischer Verlässlichkeit. Die Fähigkeit, auf neue Herausforderungen reagieren zu
können, ist Voraussetzung für politische Flexibilität und Handlungsfähigkeit. Beiden
Aspekten wurde bisher durch die Einteilung der Streitkräfte in Eingreif- und
Stabilisierungskräfte Rechnung getragen.
Die gültige nationale Zielvorgabe stammt aus dem Jahr 2004 und ist Bestandteil der
Konzeption der Bundeswehr (KdB). Sie sieht vor, dass die Bundeswehr von ihren 252.500 Soldatinnen und Soldaten 70.000 als Stabilisierungskräfte (SK) für friedensstabilisierende Einsätze und 35.000 als Eingreifkräfte (EK) für friedenserzwingende Maßnahmen bereithält.
Aus den 70.000 SK soll der gleichzeitige Einsatz von 14.000 Land-, Luft- und
Seestreitkräften dauerhaft und durchhaltefähig ermöglicht werden. Daraus ergeben sich fünf Kontingente mit einer Einsatzdauer von vier Monaten.
Die 35.000 Soldatinnen und Soldaten der EK sind für friedenserzwingende Maßnahmen im
Rahmen der deutschen Bündnisverpflichtungen, u.a. der NATO Response Force (NRF), der EU Battle Group (EU BG) und gemäß dem European Headline Goal vorgesehen. Ihr Umfang war bewusst auf diese Zahl begrenzt worden, um sie im Rahmen verfügbarer Ressourcen modern ausrüsten zu können. Später wurde das Kräftedispositiv für Eingreifoperationen auf 50.000 angehoben.
+++++
Soweit der GI 2010.
Bericht des
Generalinspekteurs der Bundeswehr
zum Prüfauftrag aus der
Kabinettsklausur vom
7. Juni 2010
(frei verfügbar)
Da muß sich wohl in den letzten Jahren die Sicherheitslage erheblich verbessert haben, scheints.
@ Klabautermann
Zustimmung zu ihrer Analyse, aber wie kommen wir aus dem „commercial approach“ des Bw-Aufbaus und des Betriebs wieder raus ?
Reingekommen sind wir in die Schiene weil Scharping und Schröder 1999 über 300 interessierten Firmenvertretern in Berlin eröffnete, dass man zukünftig als Dienstleister für die Bw das große Geld verdienen kann.
Und jetzt, „back to the roots“, wie zu Zeiten der Bw im kalten Krieg ? Möglichst autark, durchhaltefähig und möglichst wenig auf industrielle Unterstützung angewiesen ?
Können wir dies personell und materiell durchhalten ? Und wenn ja, was muss sich ändern damit die technischen Spezialisten wieder bei der Bw bleiben ?
@ Bow
Die bleibt auch länger und ehrlichgesagt halte ich den Grundpazifismus der Deutschen für gar nicht mal so verkehrt. So kommt jedenfalls kein „Aufschrei“ nach Rache und Blut zustande, wie einst in den USA nach 9/11 und Politiker mit Profilneurose werden wirksam ausgebremst, bevor sie – wie eben erst in Frankreich passiert – mit Brachialrhetorik ohne Sinn, Verstand, Plan und Strategie das eigene Land in einen Krieg führen. Daß wir nun in dieser Planlosigkeit auch noch mitmachen ist ein klassischer Fall von „entrapment“ und der „Beitrag“ ganz klassische „Symbolpolitik mit anderen Mitteln“.
Wäre ich jetzt IBUK würde ich ganz andere Fragen stellen und Maßnahmen treffen.
An den GI: „Detaillierte Auflistung Personal: a) Soll b) Ist c) Delta. Detaillierte Auflistung Material: a) Soll b) Ist c) Delta. Abzugeben in zwei Wochen.“ Kommt es nicht pünktlich kriegt er ne Woche mehr, danach suche ich mir einen neuen GI.
InspH: „Brigade X antreten lassen zur Übung ohne Ankündigung vollzählig und mit aller Ausrüstung. Wann steht diese bereit?“ Wenn er hier rumdruckst kommt „Ich frage in einer Woche nochmal. Wenn dann keine klare und ehrliche Antwort kommt, suche ich mir einen neuen InspH.“
Ähnliches für Luftwaffe und Marine, zur Not Zwangspensionierung der halben Generalität bis man brauchbare Kandidaten findet. Anschließend Zusammenstellung des echten Zustandes, Einbringen von Vorschlägen, Ermittlung Materialbedarf und Kosten-
Anschließend das Gespräch mit Innenminister (also „Krieg deinen Saftladen bis Q2 2016 in Ordnung, ab dann nix mehr mit BW für Flüchtlinge“).
Gespräch mit Schäuble: Klare Ansage „Aufstockung Mittel auf 40 Mia sofort.“ Wenn er mir krummkommt kriegt er ein Bild-Interview mit ein paar Zahlenbeispielen zurück, wieviele Milliarden in Banken versenkt worden sind und zwar so lange bis er aufhört zu blocken.
Dann Abmeldung der BW von allen zusätzlichen Auslandseinsätzen bis mindestens Ende 2020 und Fokussierung auf Wiederauffüllung der existierenden Verbände (sowie nötige Strukturanpassungen).
Das wäre der erste Schritt … und dann kämen die ganz dicken Bretter (Ausrichtung BW festklopfen, politische Vorgaben, Verfassungsklarifizierung weil mit das Urteil von 1994 zu schwammig ist).
@csthor +1
Führungsseminar des Heeres, Inhalte bekannt?
https://bw2.link/gGwkC
@K-P-K
Nein. Und selbst wenn, was brächte das? Vermutlich ging es um die Themen, die im link angegeben sind. Interessanter wären die Pausengespräche der Teilnehmer. Vermutlich wird die aber keiner der Herren hier posten.
@KPK: es soll zum HEULEN gewesen sein. Prüffrage war, ob man aus der Kontingentgestellungsarmee zügig eine Brigade f.e. Einsatz oder Übung auf die Beine bekommt. Sie dürfen raten, was dabei rum kam. Die VJTF 2018 schafft man wohl auch nicht aus einer Brigade. Es geht um LBrig und Hagenow. San und Log bleibt schwierig, FüUstg wäre eine Katastrophe. Aber wir sind ja weltbest ;-(
@csthor
Danke :)))
Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass ein Verteidigungsminister so im Verteidigungsausschuss oder vor dem Bundestag reden würde. Normalerweise wäre das der Text des Bundeskanzlers, insbesondere bzgl. der Flüchtlingshilfe. Allein schon um die angepissten Mienen unserer Volksvertreter zu sehen, würde sich ein solcher Auftritt lohnen.
Kann jemand den Beitrag oben mal an Mitglieder des Verteidigungsausschusses weiterleiten? Das sind die Fragen/Forderungen, die sie äußern müssten!
@Thomas Melber:
Das war das LoA der Transformation. Danach kam die Neuausrichtung mit deutlich abgesenkten LoA (MilEvakOp, StabOp, AnfOp, LV/ BV).
Breite vor Tiefe mit allen Konsequenzen.
Georg | 04. Dezember 2015 – 17:33
„was muss sich ändern damit die technischen Spezialisten wieder bei der Bw bleiben ?“
An den schon oft erwähnten Stehzeiten schrauben, damit diese Klientel planen kann; gezielt dafür einstellen, und dann auch real bieten, was versprochen wurde; wenn Punkt 1&2 erfüllt sind: Diesen Spezialisten die Möglichkeit geben, etwas aufzubauen, z.B. die neu wiederaufzubauende Fähigkeit. Abgesichertes Leben+ erfüllender Berufsalltag entschädigt für manchen Nachteil. Aber das wurde schon oft geschrieben.
Außerdem ein reales Fortbildungsprogramm für Interne, also z.B. SaZ4 Mannschaftsdienstgrad macht einen Eignungstest und bekommt dann eine Fortbildungschance mit Weiterverpflichtung, die ihm das Zivilleben nicht geben würde. Zwanghaftes Abzielen auf „HighPotentials“ mit perfektem Lebenslauf ist nicht der einzige Weg. Soweit möglich, entsprechende Prüfungen über Externe, z.B. IHK, so dass die Betreffenden anschließend etwas echtes in der Tasche haben.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 04. Dezember 2015 – 19:28
Inhalt nicht bekannt, es sei denn ‚ mutual backslapping society‘ ?
@ Thomas Melber | 04. Dezember 2015 – 17:25
Danke fuer Ihre Darstellung.
(Iro on) Die Sicherheitslage ist mit Sicherheit heute’erheblich besser als 2010. (Iro off)
„Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“
Georg Christoph Lichtenberg.
@ MHDD
Danke für die Antwort. Wenn ich das richtig interpretiere sind diese Punkte, die Sie aufgezählt haben alles Sachen, die in dieser Bw bereits einmal existiert haben und irgendwann auf dem Reformkurs verloren gingen.
Eine Spezialistenlaufbahn gab es in vielen Bereichen bereits, die Möglichkeit spezielle Sachgebiete innerhalb der Bw genauso gut oder besser wie in der Industrie zu organisieren und beruflich auszugestalten war auch vorhanden. Ein Berufsleben mit Zukunftsperspektive, die Möglichkeit den vertikalen Aufstieg im Beruf zu machen, zivilberuflich anerkannte Abschlüsse, wie Fortbildungsstufe A (ziviler Meisterabschluss) innerhalb der Dienstzeit zu erwerben und weniger die eher ungeliebte ZAW (Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung) zu Beginn der Dienstzeit.
Zivilberufliche Hubschraubermechaniker auch als Hubschraubermechaniker einzusetzen, bzw. nur einstellen, wenn man tatsächlich auch Hubschrauber zum Betreiben auf dem Hof stehen hat usw.
Planbare Berufsverläufe, also Versetzung nur wenn es unbedingt erforderlich ist, noch dazu wo es jetzt eine Stellenbündelung von A7 bis zu A9 (Stabsfeldwebel) geben soll.
Ja ich denke auch, das Rad muss nicht neu erfunden werden, sondern man muss nur die bewährten Instrumente aus der Vergangenheit der Bw wieder aufleben lassen.
Da können wir ja froh sein das der Terrorakt nicht bei uns passiert ist. Es ist immer leicht über andere zu urteilen während man es selber bequem hat.
Hier tauchten die Zahlen auf das 140k Soldaten momentan frei verfügbar sind.
Welche Institution soll es denn innerhalb der kurzen Zeit übernehmen?
Wie man bei den Hochwasser Einsätzen sehen konnte hat die BW nunmal die nötige MenPower.
Und jeder der sich bei der BW verpflichtet sollte sich Bewusst sein das man a)auch für THW Einsätze im Innern und b)in Krisengebiete eingesetzt werden wird.
Und das nicht erst seit gestern.
Jetzt stockt der Bundeswehrverband seine Fordeung nach mehr Soldaten(die er schon länger erhoben hatte) auf und fordert jetzt 10.000 neue Soldaten, statt bisher nur 5.000 neue Soldaten und schafft es damit auch auf tagesschau.de, was zeigt, daß die Sicherheitspolitik im Schatten des Syrien-Einsatzes mehr Gehör findet als sonst.
http://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-personal-101.html
Fragt sich nur, ob 10.000 Soldaten mehr auf den Ist-Stand gemeint sind, denn dann kämen wir nur auf 190.000 Soldaten als neue Obergrenze, wenn man die 10.000 Soldaten dagegen auf die Sollstärke aufschlagen würde, kämen wir auf eine neue Truppenhöchststärke von 195.000 Soldaten?
So mehr Medien darüber berichten, umso größer wird der Druck auf die Regierung werden, tatsächlich die Truppenstärke zu erhöhen und die Syrienkrise zeit, daß die Regierung Merkel nur auf großen äußeren Druck hin ihre Sicherheitspolitik korrigiert!
@Georg u klabautermann:
Zunächst ist ja mal die Frage:
Will man wirklich etwas ändern?
Oder wird nur das Macherimage der Ministerin gepflegt?
Bei der materiellen Einsatzbereitschaft kommt man ja auch nicht voran (es wird deutlich mehr über Ersatzteile geredet, als das welche gekauft werden).
Eine Rückkehr zu starken bundeswehreigenen Inst-Kapazitäten wäre wohl eine Konsequenz – wenn man wirklich was ändern wollen würde. Aber man überführt ja derzeit auch den Tornado in ein kooperatives Modell. Mal sehen wie sich das auswirkt.
Bei der Befüllung mit Personal gehe ich weiter davon aus, dass die Struktur nicht komplett personell hinterlegt ist.
Man könnte sehr viel machen – bisher kann ich aber trotz Task Forces und Meldepflichten keinen echten Plan erkennen.
Lediglich auschnittartig war erkennbar, dass man sich vom commercial approach nicht abwenden will, sondern diesen noch ausdehnen will (z.B. Qualitätsmanagement).
Wer stößt eine echte Orientierung an der Einsatzbereitschaft an?
Die Ministerin offensichtlich nicht, der Verteidigungsausschuss auch nicht.
Wenn aber Vorstand und Aufsichtsrat nicht wollen, was dann?
Der DBwV legt nach und argumentiert in der „Passauer“ mit der veränderten Lage seit 2010/2011 und der Einführung der gesetzlichen Arbeitszeit f.d. Grundbetrieb. Auch der Wehrbeauftragte spricht schon von der Flexivilisierung der Obergrenzen. Bin auf die nächste Bevölkerungsumfrage dazu gespannt. Gut, dass das Thema auf der medialen Agenda bleibt – auch wenn nicht sofort eine Entscheidung dazu fallen wird.
Frage in die Runde: Wie will man in einem Land wie Deutschland neben der Anzahl der benötigten neuen Soldaten dafür sorgen, dass die Qualität der Bewerber auch stimmt? Die Bundeswehr hat gesellschaftlich einen schlechten Ruf und gilt als unattraktiver Arbeitgeber. Die Gefahr, getötet zu werden, ist aufgrund der sicherheitspolitischen Weltlage und der mangelnden Schlagkraft unserer Streitkräfte (Mannstärke, marode Ausrüstung, unrealistische politische Vorgaben etc.) sehr realistisch. Dazu kommt noch ein vernichtendes gesellschaftliches Ansehen des Soldatenberufes. Die Bezahlung kann mit der Privatwirtschaft auch nicht mithalten, sobald eine gewisse individuelle Leistungsfähigkeit gegeben ist. Warum sollten sich die klugen, begabten, fleißigen und ambitionierten jungen Leute für den Beruf des Soldaten entscheiden? Wenn die personelle Zukunft der Bundeswehr nicht nur aus unfähigen Losern und Zivilversagern bestehen soll, sehe ich keinen anderen Weg, als die Reaktivierung der Wehrpflicht. Im Gegensatz zu Ländern wie den USA haben wir nicht die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür, dass gute Leute freiwillig den Weg in die Streitkräfte finden, zumindest nicht in der benötigten Anzahl.
@Andreas Poggendorf:
Soldaten werden in Deutschland immer noch bei den Versicherern in die Gefährdungsgruppe B gesteckt, gleich mit Kraftfahrern, Handwerkern, Tierarzthelferinnen.
Die Chance als Fernfahrer auf den Straßen Deutschlands zu sterben ist größer.
Vergleiche dazu mal bitte Handwerk mit Mannschaftsdienstgrad. Da steht die BW ganz sicher nicht schlecht da. Das kann man auch nicht mehr hören.
@Andreas Poggendorf
Vielleicht indem man dafür sorgt, dass diejenigen, die schon da sind, das auch weiterempfehlen?
Aber leider sieht die Realität anders aus. Viele „Alte“ haben innerlich gekündigt und warten nur noch auf die Pensionierung. Man kämpft in erster Linie mit verkrusteten Strukturen in allen Bereichen.
Bandbreite ist das Zauberwort für Beförderungen und meint nichts anderes, als möglichst viele und möglichst unterschiedliche Funktionsstellen an weit entfernten Orten besetzt zu haben und dort möglichst wenig Schaden angerichtet zu haben. Dabei merkt man auf jedem neuen Dienstposten erneut, dass man nur Löcher stopft. Und wem das nicht passt, der kann entweder, sofern er schon BS ist, die Zeit bis zu seiner Pensionierung absitzen oder sich als Zeitsoldat für eine zivile Alternative entscheiden.
Aufstiegsmöglichkeiten in die nächste Laufbahn werden nur in homöopathischen Dosen angeboten, private Weiterbildung wird maximal toleriert aber nie aktiv gefördert und echte Spezialisten bei denen man das Potential erkannt hat, werden ins Amt hochgehoben und vermissen dort den Job, denn sie geliebt und evtl. am Heimatstandort mit Freude ausgeführt haben.
Wenn man z.B. den Beruf eines Fluggerätemechanikers liebt und ihn sein Leben lang ausführen möchte, dann ist man bei der Bundeswehr falsch. Oder anders gesagt: Fast jeder, der seinen Traumberuf bei der Bundeswehr früh gefunden hat, wird, wenn er dabei bleibt, irgendwann frustiert einen anderen Job ausüben. Was das für die Motivation und Außenwerbung bedeutet, dürfte auch klar sein.
Und noch ein Punkt: Welche internen Weiterbildungsmöglichkeiten bietet denn das Großunternehmen Bundeswehr? Fernstudiengänge der Bundeswehruniversitäten? Zusätzliche Sprachenlehrgänge? Militärische Zusatzqualifikationen? Alles Fehlanzeige.
Aber vielleicht ist das ja auch ganz gut so. Da ein PUO mit abgeschlossenen Studium auch nicht schneller StFw (und erst Recht kein Offizier) wird, weil er sich ja früher mal für die falsche Laufbahn beworben hat, wären das ja auch Perlen vor die Säue.
@Memoria
Zustimmung zu Ihrer Frage „Will man wirklich etwas ändern“.
Ich denke: Nein, will man nicht, denn das könnte den „Koalitionsfrieden“ gefährden.
Was „man“ tun könnte ? Nun, man könnte exemplarisch eine
bottom-up-review unter dem Aspekt Einsatzbereitschaft/-fägigkeit von logistisch- und führungs-autarken „Kernrverbänden“ durchführen;
H: eine Brigade
Lw: je eine Staffel fixed/rotary
M: Einsatzverband (AAW, ASuW, ASW)
…..damit man mal eine konkrete Vorstellung davon bekommt wie die strukturellen Schnittstellen (Personal, Mat) zwischen Basis- und Einsatzlogistik bei H, Lw, M gestaltet sein müssen. In einem nächsten Schritt muß dann untersucht werden, welcher LOA mit solchen Einsatz-optimierten Verbänden durchhaltefähig abgedeckt werden kann……..und dann muß eben von der Politik auf der Basis dieser Review entschieden werden, was „man“ will: den breiten LOA halten ? Dann muß man die Strukturen quantitativ und qualitativ anpassen. Wenn man das nicht will, dann muß der LOA angepasst werden. Und weil „die Politik“ diese Entscheidung fürchtet wie der Teifel das Weihwasser, wird es diesen bottom-up-review nicht geben.
@803er
Don’t feed the troll. (SCNR)
Aus Sicht eines ehemaligen Soldaten und meinem heutigen Beruf als Unternehmensberater:
Kein Unternehmen der Welt kommt ohne gute „Vision“ (nicht die Schmidt’schen) und Strategie aus … gebe ich keine Leitplanken vor, weiß ich auch nicht, wohin ich steuern soll …
Seit Ende des Kalten Krieges gibt es (trotz des ein oder anderen Weißbuches) weder Vision noch Strategie … mit anderen Worten: Die politische Führung Deutschlands hat keine Ahnung, was sie mit ihren Streitkräften anfangen will. Das führt dann auch zu Einsätzen, die mehr „Flagge“ zeigen sind, denn auf eine gesamthafte sicherheitspolitische Konzeption schließen lassen.
Außerdem kommt hinzu, dass die Bundeswehr gnadenlos ineffizient ist (das Verhältnis 1/18 wurde hier ja schon angesprochen) … das ehemalige BWB handlungsunfähig ist (vgl. den Bericht auf AG zu der Ausschreibung über 1200+ Beraterjahre) … und wir seit Jahrzehnten Lichtjahre von dem 2% Ziel der NATO entfernt liegen …
Aus Beratersicht: klarer Fall für Restrukturierung!
@ Memoria
Zustimmung, die Prüfung ob man bei dem Betriebskonzept für die Bw sich vom „commercial approach“ abwenden will, die steht noch aus.
Zitat. „Bei der materiellen Einsatzbereitschaft kommt man ja auch nicht voran (es wird deutlich mehr über Ersatzteile geredet, als das welche gekauft werden).“
Bei den Altsystemen wie beim Tornado (den man aber noch bis 2035 -2040 betreiben will) habe ich mittlerweile eher den Eindruck man kann die notwendigen Ersatzteile nicht mehr herstellen, z.T. weil die Produktionslinien still gelegt wurden, z.T. weil die elektronische Bauteile nicht mehr auf dem Markt verfügbar sind. Die Umrüstung mit ASSTA 3 ist ja wesentlich mehr als nur ein Softwareupdate, es ist eine Digitalisierung des Cockpits mit neuen Computer, die dann vermutlich auch wieder versorgbar sind.
Zitat: „Eine Rückkehr zu starken bundeswehreigenen Inst-Kapazitäten wäre wohl eine Konsequenz – wenn man wirklich was ändern wollen würde. Aber man überführt ja derzeit auch den Tornado in ein kooperatives Modell. Mal sehen wie sich das auswirkt.“
Das wirkt sich so aus, dass die Tornados zur Grundüberholung 16 Stückweise in den Hallen in Manching stehen und von dem letzten Tornado der reinkommt, werden ca. 800 Teile ausgebaut und in den Ersten der rausgehen soll wieder eingebaut, damit man wieder Lfz aus der Grundüberholung in die Truppe bekommt.
Zitat: „Man könnte sehr viel machen – bisher kann ich aber trotz Task Forces und Meldepflichten keinen echten Plan erkennen.
Lediglich auschnittartig war erkennbar, dass man sich vom commercial approach nicht abwenden will, sondern diesen noch ausdehnen will (z.B. Qualitätsmanagement).
Wer stößt eine echte Orientierung an der Einsatzbereitschaft an?
Sehe ich auch so, der Versuch mit den Mitteln des „Qualtiätsmanagements“ die strukturellen Probleme in der Instandsetzung in den Griff zu bekommen, ist nur die zweitbeste Variante das Problem zu lösen. Besser wäre es in Personal, Material (Ersatzteile), Berufszufriedenheit, Strukturen zu investieren und als natürliches Ergebnis, als zwangsläufiger „benefit“ dieser Maßnahmen würde die Qualtiät der erzielten Ergebnisse besser werden.
@ Andreas Poggendorf
Zitat: „Die Bundeswehr hat gesellschaftlich einen schlechten Ruf und gilt als unattraktiver Arbeitgeber. “
Das kann sich auch ändern, wenn wieder mehr Ruhe und Konstanz in das Bw-Geschehen kommt. Nicht alle 7 Jahre eine Reform sprich Verkleinerung um Geld einzusparen, sondern wieder planbare Laufbahnen in einer Region anstatt in ganz Deutschland.
Der Kommentator @803er hat schon etwas über die tatsächliche Gefährdungslage von deutschen Soldaten gesagt. Danach ist die Gefahr in Ausübung des Dienstes getötet oder verletzt zu werden bei der deutschen Polizei sicherlich größer als bei der Bundeswehr.
Die Bezahlung sehe ich in weiten Bereichen der Bw auch nicht mehr als das Schlüsselproblem zur Personalgewinnung an, sondern die Planbarkeit einer Berufspersektive und die Berufszufriedenheit auch in Spezialistenverwendungen.
Zitat: „Wenn die personelle Zukunft der Bundeswehr nicht nur aus unfähigen Losern und Zivilversagern bestehen soll, sehe ich keinen anderen Weg, als die Reaktivierung der Wehrpflicht.“
Wo haben Sie denn diese Sterotype her ? Entschuldigung dies ist Unsinn. In den letzten 5 Jahren der Wehrpflicht kamen hauptsächlich junge Männer die auf der beruflichen Orientierung waren, genauso wie die Zivildienstleistenden. Richtig ist, dass wir davon Einige weiterverpflichten konnten. Allerdings die Leute, die schon absolut wussten was sie in ihren Leben machen wollten, sind auch mit Wehrpflicht ihren direkten Weg gegangen, oftmals sind sie sowohl von Wehrdienst als auch vom Zivildienst befreit worden, bzw. mussten gar keinen Dienst nicht ableisten.
Zitat: „Im Gegensatz zu Ländern wie den USA haben wir nicht die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür, dass gute Leute freiwillig den Weg in die Streitkräfte finden, zumindest nicht in der benötigten Anzahl.“
Richtig ist, dass die Soldaten in Amerika eine wesentlich höhere gesellschaftliche Anerkennung erfahren als in Deutschland. Aber in den USA kommen viele gute Leute zu den Streitkräften, weil sie sich die Studiengebühren an zivilen Universitäten nicht leisten können, weil es keine betriebliche Berufsausbildung wie in Deutschland gibt und weil die Sozialsysteme (z.B. Krankenversicherung) in den USA immer noch vergleichsweise unterdurchschnittlich entwickelt sind, u.a. damit man sich der Staat mit dem eingesparten Haushaltsmitteln einen riesigen Verteidigungshaushalt leisten kann.
UvdL:
„Mir ist schon klar, dass, wenn die Welt weiter so hohe Anforderungen an uns stellt, wir auch im Personalkörper sicherlich die Offenheit haben müssen, auch da nachzusteuern“
Meint UvdL mit „die Welt“ das print -oder das on-line-medium ? /SCNR
Wunderbar auch diese synthetische Sprache: „Personalkörper“ und „nachsteuern“, da wird der Truppe ganz warm ums Herz ;-)
Der BW-Verband begründet seine personalen Mehrforderungen mit der Arbeitszeitrichtlinie; da hat er schon einen Punkt, denn der individuelle „Einsatzzyklus“ wird tatsächlich gestreckt, denn die Dienstzeit vor und nach dem Einsatz wird an diese Richtlinie angepasst werden müssen. However, diese Forderung nach Aufstockung der BW um 5000-10.000 Dienstposten ist mit Verweis auf die Richtlinie allein eine imho ziemlich schwache Begründung.
Politikasterei halt.
@Mariner
Bingo ;-)
Closius | 04. Dezember 2015 – 11:34
Die Frage ist eher durch Geografisches
eher 1915 Mangel an Geb Fähigkeiten fehlt
wie GebAri
besonders weil auch BRD ein Veraltet Armee angehört einer der wennigen die noch keine MotGren Einheiten verfügen selbst Polen und andere ehm Veralten Armee haben da BRD überholt
eine Div muss 3 brig haben alles andere ist Qwatsch
aber wir leisten BwFuhrpark so ein teurer Qwatsch , weil LKW hat sich nicht Verbessert da die ja auch Gewinne bringen will
und den SBK bereich den gibt es auch nur bei uns die gehören wieder ins Heer zurück
den Stab könnte man für Neue Div Umgliedern und neue Log Btl
Baustelle FüsBtl als günstige Alternative Billiger als PzGren und als Ersatz Einheiten Geeignet ( FFG G5 )
Gerade im Terror könnte die mit Dingo wie in Belgien Schutz Aufgaben übernehmen
dazu müsste ein Füs btl die Leichte Kp verfügen mit Dingo HD Mehr Mann Fahrzeuge
@klabautermann:
Die VJTF 2019 wäre ja die richtige Gelegenheit.
Denn neben den TSK sollte man die SKB und ZSanDst nicht vergessen.
Aber das ist ja nach der Wahl und man redet sich die Lage ja bereits jetzt wieder schön was Klarstand, Munition, Unterstützungsfahrzeuge, etc angeht.
Wenn man 2019 stand-by sein will, dann muss man jetzt Mal die Lage erkennen und anerkennen und nun die Lösungen einleiten (HH-Anmeldungen für 2018 müssen Anfang 2016 gestellt werden).
Aber wo ist der echte politische Druck??
Man pflegt eben lieber die jeweiligen Lieblingsthemen – ohne Gesamtbewertung .
@Georg:
Einsatzbereitschaft u. Vollausstattung sollen ja in weiten Bereichen durch Nutzungsdauerverlängerungen erreicht werden.
Nicht nur beim Tornado, sondern auch bei Landsystemen wird daher ein Obsoleszenzmanagement ein zentrales Thema werden
(SPz Marder, KPz Leopard 2, Wiesel 1, TPz Fuchs, PiPz, etc)..
Dies erfordert ein gutes Lagebild , Haushaltsmittel und industrielle Partner, die diese oft sehr speziellen Anforderungen erfüllen.
Theoretisch müsste AIN dieses Thema gemeinsam mit Plg umfassend vorantreiben.
So oder so, wenn man mehr Einsatzbereitschaft will, dann muss man Obsoleszenzen erkennen und beseitigen.
Vorallem, wenn ich die Bw wieder vergrössern will.
Aber eines ist klar:
Bessere Einsatzbereitschaft kostet Geld.
Dafür ist im derzeitigen Finanzplan kein Platz – wird vdL das ändern?
[blockquote] 803er | 05. Dezember 2015 – 10:18
…….Vergleiche dazu mal bitte Handwerk mit Mannschaftsdienstgrad. Da steht die BW ganz sicher nicht schlecht da. Das kann man auch nicht mehr hören.[/blockqoute]
Wie mag da ein Vergleich in der Bezahlung Facharbeiter-Unteroffizier o.P. aussehen? Ob die Bundeswehr die erste Wahl ist als Arbeitgeber? Wenn ich mir aber mal die Aufstieggschancen und primär die Berufsförderungsmöglichkeiten ansehe, mich selbst erinnere, mit den Studenten (Soldaten in BfD) hier auf den Campus spreche, dann erscheint Bw für den späteren Aufstieg schon attraktiv.
Richtig. Und da sehe ich Großstandorte/Regionen als Lösungs Ansatz. Niemand braucht mehr die BW in der Fläche, die Bedrohungslage ist wohl vom Tisch.
Das Heer ist ja recht überschaubar geworden. Da könnte man Brigaden an einem Standort bündeln. So hätten die Soldaten auch die Möglichkeit innerhalb der Einheit zu rotieren ohne direkt zum Pendler zu werden.
Würde einen riesen Aufschrei der Kommunen geben, aber das würde sich durch finanzielle Zuwendungen sicher besänftigen lassen.
@Memoria
SKB und ZSan habe ich nicht vergessen. Eine bottom-up-review ist ja – aus funktionaler warfare area Sicht – zunächst einmal eine front-end review in Sachen land-, air-, maritime warfare. In diesen warfare areas müssen die TSK reaktionsschnell und über einen Zeitraum X logistisch und führungstechnisch autonom sein. Die „strukturellen Schnittstellen (Personal, Mat) zwischen Basis- und Einsatzlogistik“ – also die Schnittstellen zu SKB und ZSan (= back-end) – müssen unter diesem Aspekt angepasst werden. Man muß eben entscheiden, welchem Optimierungskriterium man den Vorrang gibt: der funktionalen warfare area Einsatzfähigkeit oder der querschnittlichen, betrieblichen Wirtschaftlichkeit. Beides zusammen quasi ungewichtet in der Streitkräftestukturplanung zu verfolgen führt in das Dilemma, das wir seit einiger Zeit ja nun leider erleben. VJTF 2019 wäre imho in der Tat – besonders für das Heer – eine Gelegenheit, solch einen bottom-up-review durchzuführen.