Von der Leyen eröffnet Debatte über eine größere Bundeswehr
Seit rund 25 Jahren, seit der deutschen Einheit, kannte die Entwicklung der deutschen Streitkräfte nur eine Richtung: Sie mussten kleiner werden. Von rund einer halben Million Mann Stärke allein der westdeutschen Bundeswehr – im Frieden – wurde die Truppe auf inzwischen etwas mehr 180.000 Männer und Frauen verringert: 170.000 Zeit- und Berufssoldaten plus bis zu 12.500 Freiwillig Wehrdienstleistenden, zudem bis zu 2.500 Reservisten, ist die Zielgröße. (Korrektur, hatte zunächst die Zahlen falsch.) Die Größe der Bundeswehr betrug nach Angaben des Verteidigungsministeriums zum 31. Oktober rund 178.800 Soldatinnen und Soldaten, außerdem 80.200 zivile Mitarbeiter.
Am (heutigen) Donnerstag hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, als Randthema ihrer Pressekonferenz zum bevorstehenden Bundeswehreinsatz im Kampf gegen ISIS, diese Tendenz erstmals infrage gestellt. Angesichts der vielen Anforderungen an die Bundeswehr müsse möglicherweise beim Personal nachgesteuert werden, sagte die Ministerin. Im Klartext: Die Bundeswehr soll wieder wachsen.
Die Passage im O-Ton:
Auch wenn es mit der angekündigten Untersuchung noch ein bisschen dauern wird: Die Debatte über den Umfang der deutschen Streitkräfte hat von der Leyen damit eröffnet. Und damit zugleich auch die Debatte über Finanzierung und Ausstattung. Denn wenn schon die Bundeswehr in ihrer derzeitigen Größe nicht das komplette Material hat, das sie braucht, wird eine größere Bundeswehr erst recht mehr Material brauchen. Und damit deutlich mehr Geld.
Von Seiten der CDU erhielt die Ministerin umgehend Unterstützung. Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Henning Otte:
Angesichts der stetig steigenden Aufgaben für die Bundeswehr ist eine Anhebung des Personalumfangs unumgänglich. Wir müssen einer permanenten Überdehnung unserer Streitkräfte vorbeugen. Wenn wir die Konflikte und deren Auswirkungen von Deutschland und Europa fernhalten wollen, in den Krisenregionen für Stabilität sorgen wollen und unseren wichtigen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung beitragen wollen, dann besteht die Gefahr der Überlastung unserer Streitkräfte. Mit stärkerer personeller finanzieller und materieller Ausstattung kann die Bundeswehr die ihr übertragenden Aufgaben noch besser bewältigen. So bleibt die Bundeswehr auch in der Zukunft unser Garant für Sicherheit.
Interessante Debatte. Auch zur rechten Zeit? Mal sehen, was zum Beispiel vom Koalitionspartner SPD dazu kommt.
(Nicht untergehen sollte dabei, dass der Bundeswehrverband bereits vor Monaten eine Personalauftstockung gefordert hat – damals allerdings sehr direkt bezogen auf die Unterstützung der Bundeswehr in der Flüchtlingshilfe.)
(Foto: Deutsche Gebirgsjäger bei der Übung Trident Juncture 2015 in Spanien – NATO photo by A.Markus)
Grundsätzlich halte ich die Aufstockung für sinnvoll, aber vllt sollte die BW sich erstmal darauf konzentrieren die Truppe vollständig mit funktionierenden Material auszustatten.
Noch mehr Personal bedeutet noch Aufgaben bzw. Erhöhung des Personalansatzes in den bisherigen Verpflichtungen. Löst m.M.n. nicht das Problem. Und überhaupt, woher sollen die Bewerber kommen?
Ein Blick auf benachbarte Mittelmächte (UK & FRA), die wesentlich mehr Personal weltweit im Einsatz haben, lässt mich zudem vermuten, dass Personalquantität nicht das Problem der Bundeswehr ist.
Die WELT zitiert aus dem Protokoll der Komandeurtagung im April („Mit 179.000 Soldaten kommt Deutschland nicht weit“). Darin sind nochmal deutliche Aussagen auch zum Ausbildungsmaterial.
Zum Glück wurde die Wehrpflicht ja nur ausgesetzt und die zivile Seite würde sich auch wieder über junge Leute freuen…
@T.W.:
Zustimmung.
Ist das die nächste Nebelkerze nach den Ankündigungen zu Vollausstattung und Einsatzbereitschaft?
Die Beschaffungsplanung ist jetzt schon finanziell nicht hinterlegt – ohne Vollausstattung.
Ankündigungsministerin.
Der WELT liegt offenbar das Protokoll der Kommandeurtagung aus dem April vor – bereits damals gab es wohl harsche Kritik an der Personal- und Materiallage (vor helfende Hände und MINUSMA).
@T.W. Da fällt mir doch gleich mein Beitrag aus dem Bällebad von gestern ein:
Selber denken | 02. Dezember 2015 – 10:49
Im Feuilleton der heutigen WeLT findet sich ein Meinungsartikel von Eckard Fuhr der sich mit der aktuellen Werbekampagne der Bundeswehr und den Netzaktivisten von PENG auseinandersetzt. Er schließt mit dem Hinweis auf den Widersinn, „dass Demokratien ihre bewaffnete Verteidigung ausgerechnet in Zeiten existenzieller Bedrohungen auf Berufsarmeen, also an Dienstleistungsagenturen delegieren.“
Wenn in der heitigen Parlamentsdebatte darauf hingewiesen werden wird (auch z.B. Herr Oppermann im DLF) das der Kampf gegen IS 10 Jahre dauern kann, stellt sich für mich tatsächlich die Frage der Wiedereinführung einer (veränderten) Wehr-/ allgemeinen Dienstpflicht für alle in DEU zum Schutz der Zivilgesellschaft.
Für die Hilfeleistungen im Zusammenhang mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise im Inland sind ja wohl 10.000 Bundesfreiwilligen Stellen geschaffen worden. Am Geld scheitert es also nicht.
Da hat Frau vdL ja mal eine neue Messlatte gesetzt. Ein Lösungsansatz wäre eine (kurze) Grundausbildung mit Schwerpunkt in den allgemeinen Aufgaben im Einsatz braucht man keine Vollausstattung. Dies macht Kräfte für Aufgaben im Grundbetrieb verfügbar, führt aber sicher wieder zu der bekannten zwei/ drei/ vier-Klassen Armee.
Das hatte sie in ihrer Rede zur ersten Lesung zum Haushalt 2016 auch schon erwähnt. Otte stand auch damals schon unterstützend zur Seite. Ob das diese Wahlperiode aber noch passiert? Ich denke nicht…
Wenn man mehr Personal für die BW will, dann ist jetzt der beste Zeitpunkt, wo die Bundeswehr iS Flüchtlingshilfe und weiterer Auslandseinsätze besonders belastet ist und wird.
Nur ist die Frage, ob VDL den Vorstoß mit der Kanzlerin und der SPD abgestimmt hat? Ich vermute, daß der Vorstoß eher unabgestimmt ist. Und nur so allgemein zu äußern ist gefährlich. Denn wenn die SPD vermuten müsste, daß die Wehrpflicht wieder eingeführt werden sollte, dann wird da gleich ein Nein kommen.
Richtigerweise hätte VDL gleich sagen sollen, wieviel Soldaten sie mehr braucht und ob mit oder ohne Wehrpflicht und viel einfacher(wenn nicht der Ex-Verteidigungsminister Innenminister wäre) wäre es zuzugeben, daß die Personalgröße von nur 185 Tausend Soldaten schon 2011 falsch gewählt war und der Sicherheitslage nicht entsprach.
Da unserer Politiker sicher keine Fehler eingestehen wollen, wird diese Begründung sicher nicht kommen einen Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren und zu den 220.000 Soldaten von vorher zurück zu kehren(die Weizäckerkommission wollte seinerzeit 240.000 Mann für eine „Berufsarmee“ und nicht nur 185.000 wie jetzt.
Ich vermute daß es schon ein Wunder wäre, wenn wir 5.000 Soldaten mehr bekommen, aber ich glaube daß wir wenigstens 200.000 Soldaten bräuchten, um auch nur die größten Lücken zu stopfen in allen drei Teilstreitkräften und um zusätzliche Soldaten für Auslandseinsätze zu haben oder für Bündnisverteidigung.
Was die SPD angeht, so denke ich, daß eine kleine Erhöhung, wie 5.000 Soldaten, nicht an der SPD scheitern würde, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die SPD einer Erhöhung auf mehr als 190.000 Soldaten zustimmen würde.
Aber dazu müsste man wohl Herrn MdB Arnold hier fragen.
Völlige Geisterdebatte. Und auch in die Irre führend. Das Problem ist nicht Mangel an Geld oder Personal, sondern eine seit 20 Jahren völlig verfehlte Verteidigungs-STRUKTUR-Politik, die sich zwischen „Commercial Approach“ und „vom Einsatz her denken“ und „Wir.Dienen.Deutschland“ und „mehr Verantwortung“ völlig verrannt und die BW verschlissen hat……mangels klarer nationaler Strategie und damit einhergehender sicherheits-und verteidigungspolitischer Prioritäten und deren volkswirtschaftliche Umsetzung. Meister Eder und sein Pumuckl hätten das nicht besser machen können, und da werden Herr und Frau Stürtzlinger mit ihrem heutigen Auftritt in der BuPK auch nix mehr dran ändern.
Diese Debatte ist längst überfällig!
Die Bundeswehr muss hinsichtlich der Personalstärke, des Materials und des Budgets für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sein. Wir haben in Punkto Sicherheit die letzten 25 Jahre lange genug auf Kosten von Briten, Amerikanern und Franzosen gelebt, „It’s payback time“!
Mann sollte auch darüber nachdenken, wie man durch Anreizsysteme die Bundeswehr für Freiwillige attraktiv macht, zum Beispiel Studienplatzgarantie und Wegfall des NC bei dreijähriger Verpflichtung etc…
Vielleicht sollte man erstmal seine derzeitige Sollstärke auf Ist-Stand bringen, bevor man von (noch) größeren Streitkräften träumt. Wie war das noch mit dem Personalmangel (nicht nur) in kritischen Bereichen?
Von Außen betrachtet ist die BW mitterweile gar nicht so unattraktiv. Gerade aus finanzieller Sicht. Das ist auch DER GRUND für die meisten Wiedereinsteller >30 . Daran mangelnd es eher nicht.
Unattraktiv sind sicher die Standorte. Aber das ist beim Militär nun mal so.
Ohne Wehrpflicht sehe ich da schwarz.
Idiotisch. Schon jetzt reichen die paar Pfifferlinge im EP14 vorne und hinten nicht. Frau vdL kann wiederkommen, nachdem sie eine Ep-14-Erhöhung auf … na sagen wir 40 Milliarden Euro verkündet hat. Vorher ist das nur selbstgefälliges Gebrabbel.
Na ja, dann führen wir eben eine Journée d’appel de préparation à la défense für die Landesverteidigung ein. Die Franzosen können uns da bestimmt beraten. Da werden alle Jungs- und Mädels gemustert und durchlaufen einen Kurzlehrgang mit Teilnahmebescheinigung, den die z.Bsp. für die Zulassung zum Abitur brauchen. Und dann führen wir das norwegische Modell ein: bis zu 10.000 Jungs werden für ein Jahr eingezogen und ausgebildet, Mädels dürfen freiwillig und dafür erhalten die dann besondere „credits“ für die Berufsausbildung……..und wer durch Aussetzung der Wehrpflicht die Friedensdividende des Kalten Krieges strukturell früher eingefahren hat als Deutschland und somit auf Kosten Deutschlands die Bündnisverteidigung vernachlässigt hat, um „alten kolonialen Reflexen“ zu „fröhnen“…….und jetzt, wo die Säge klemmt, da sollen wieder die „Germans to the front“ ??? Gelächter.
@ T.W.
Wenn sie die heute bis zu 2.500 Reservisten erwähnen, müsste man zu der rund einer halben Million Soldaten auch die 800.000 mob-beorderte Reservisten zählen, mit denen hatte die Bundeswehr am 3. Oktober 1990 einen Verteidigungsumfang von 1,3 Millionen Soldaten. Diese waren großteils eingekleidet und hätten die Stellen gem. V-Stan aufgefüllt.
@ADLAS-Doe
Zustimmung. Davon ab sollte man am Verhältnis Gesamtzahl zu Einsatzverwendungsfähig arbeiten. Immerhin hat man ja auch bzgl. der Einsätze einen LoA.
Zudem brauchen neu aufgestellte Einheiten auch Waffen und Gerät.
Und: sollen bestehende TrT verstärkt (wenn ja: welche Truppengattungen) oder sogar neu aufgestellt werden? Vielleicht als teilgekaderte Einheiten?
Mich würde ja mal, analog zu den fliegenden und fahrenden Systemen, wie viele der 179.000 Soldatinnen und Soldaten derzeit einsatzbereit sind.
Wieder „klassisches“ vdL’sches Säbelrasseln!
Wir kaschieren fehlende Fähigkeit zur Auftragsdurchführung mit neuen Ankündigungen – immer ein Auge darauf habend, dass man es als Entschuldigung für eigene Fehlleistungen nutzen kann.
Die Erhöhung der Streitkräfte als solcher ist Mumpitz!
Die Anzahl von rund 180.000 Soldaten (jeglichen Geschlechts) ist vollkommen ausreichend.
Was allerdings die Anzahl der „kampf- und einsatzfähigen“ Soldaten betrifft, da hat die Bundeswehr sicher Optimierungsbedarf.
Dass auf einen Einsatzsoldaten ca 18 Soldaten in der Etappe kommen – lächerlich!
Dennoch sollte man auch hier erst einmal eine seriöse Bedarfsplanung machen:
Es brigt nichts, Soldaten für Gerät vorzuhalten, dass es nicht gibt oder das nicht einsatzbereit ist.
Zuerst Rückkehr zur Vollaustattung mit sinnvollem (!) Gerät – ohne Rechentricks, einfach nur das Material gezählt.
Danach sollte man die Einsatzfähigkeit des bestehenden Personals verbessern.
Hier stellt sich die Frage, welche administrativen Aufgaben überhaupt von Soldaten übernommen werden sollten und welche auch von zivilen Mitarbeitern ausgeführt werden können.
Erst als letzten Schritt, sollte man ein Aufstocken der Bundeswehr wieder in Betracht ziehen, allerdings geht das m.E. nur durch die Wiedereinführung einen richtigen Wehrpflicht, denn die aktuellen Anwerbeversuche der Bundesmarine von jungen Menschen ohne Abschluß ist zwar zu einerseits bewundernswert, dürfte aber nicht zu den erhofften Bewerbern führen, denn das Nichterreichen eines Hauptschulabschlusses hat meist etwas mit geringer Selbstdisziplin und daraus folgender Unzuverlässigkeit zu tun.
Ferner sollte man auch nicht vergessen, dass große Teile des Materials eine nicht unerhebliche Komplexität haben.
Ich warne ganz ausdrücklich davor, denn ich konnte Mitte der 90er am eigenen Leibe erfahren, was es bedeutet, wenn ein Land die Wehrpflich abschafft (Spanien) und die fehlenden Soldaten ohne Rücksicht auf Verwendbarkeit zusammenrekrutiert.
Das Wort der „Deppenarmee“ machte schnell die Runde und damals machten – mit Verlaub – viele Soldaten diesem Vorurteil alle Ehre.
Das Personal wäre da, man muss es nur nicht so früh entlassen.
Viele müssen nach vier Jahren SaZ die Bw verlassen, obwohl sie gerne bleiben würden.
Wir brauchen nicht mehr Soldaten, sondern einen kompletten Umbau des Personalkörpers. In den letzten 25 Jahren konnte man eine Truppenreduzierung wunderbar durchziehen, weil Einheiten aufgelöst wurden, in denen viele Wehrpflichtige gedient haben. Die Zeit- und Berufssoldaten wurden in immer fetter werdende Stäbe und Ämter versetzt. Nun haben wir keine Wehrpflichtigen mehr, dafür aber überaus kopflastige Streitkräfte – viele Häuptlinge und kaum Indianer. – weil man nur wenige Berufssoldaten vorzeitig nach Hause geschickt hat…
Reformbegleitgesetz hin- der her, das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Berufssoldatentum in seiner heutigen Form hat sich überlebt.
Die Bundeswehr braucht einen Personalkörper, der sich in seiner Altersstruktur nach oben hin „verjüngt“.
Ein Dienstzeitmodell, mit einer maximalen Verpflichtungsdauer von, sagen wir mal, 20 Jahren und danach eine bedarfsgerechte Weiterverpflichtung des Soldaten nach dem Grundsatz: Der richtige Mann (bzw. Frau) für den richtigen Posten.
Der Übergang in das Zivilleben gestaltet man einer Art BFDplus, Eingliederungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Industrie und Öffentlichem Dienst und einem gekürzten Pensionsanspruch (je nach Dienstzeit beim Bund), der eigenverantwortlich (im Ziviljob) durch den Soldaten aufzustocken ist….
So hätte die Bundeswehr eine Möglichkeit, den Wasserkopf abzubauen und die frei werdenden Stellen im Bottom-Up-Ansatz zur Aufstellung von „Einsatz“-Einheiten (Bataillone, Regimenter, Geschwader, Schiffsbesatzungen…) zu nutzen.
Leider denken die Großkopferten nur im Top-Down-Ansatz – Ich will 200 Generale/Admirale, wie viele Stäbe muss ich dafür vorhalten….!?
Wieder Wehrpflicht? Gelächter.
Welcher junge Mensch geht dann zur Wehrpflicht und lässt sich in den Einsatz stecken?
Die Absicherung der Soldaten MUSS einfach besser werden und das fängt bei den monatlichen Bezügen an.
Interessanter Ansatz. Klingt erst mal gut, aber: Das entscheidende Kriterium ist doch nicht die Zahl der Köpfe insgesamt, sondern die (Alters-)Struktur. Wir haben nicht zu wenige Soldaten, sondern zu wenige einsatzfähige Soldaten im „richtigen“ Alter. Wir haben auch kein Nachwuchsproblem bei Offizieren, sondern beim „Fußvolk“. Und es wird – wie wir allenthalben hören, sicher nicht leichter werden, die „besten Köpfe“ zu motivieren.
Von fehlender oder nicht mehr/noch nicht einsatzbereiter Ausstattung ganz zu schweigen.
Wenn das Ganze bezahlbar und einsatzfähig bleiben soll, müssten wir beim Personal vielleicht mal über Modelle wie bei den US-Streitkräften nachdenken: Ausscheiden nach x Jahren (freiwillig oder bei nicht mehr vorhandener Förderungswürdigkeit), Mitnahme der bis dahin erdienten Pensionsansprüche (statt nicht attraktiver Nachversicherung in der gesetzlichen Rente), unbegrenzter Zuverdienst (statt kleinlicher Kappungen). Führt nebenbei auch zu schlankeren Entscheidungsstrukturen…
Fun Facts:
Die US-Navy verfügt mit derzeit rund 300 schwimmenden Überwassereinheiten (Korvette aufwärts) wohl über mehr Schiffe als die Bundeswehr über einsatzbereite Hauptwaffensysteme insgesamt.
Die US-Navy verfügt damit auch über mehr schwimmene Großwaffensysteme als die Bundeswehr über Kampfpanzer.
Die US-Navy allein verfügt über rd. 3.700 Flugzeuge und Hubschrauber. Ich will gar nicht mal anfangen.
Das US-Marine Corps als eigenständige Teilsstreitkraft verfügt über rd. 200.000 Mann Personalstärke. Das neu aufgestellte (wohl aufgabenäquivalente) Seebataillon hat eine Sollstärke von rd. 800 Mann.
Usw usf
Das machen 70 Jahre Hardcore-Pazifismus nach zwei verlorenen Weltkriegen eben aus der für 150 Jahre (plus 30 Jahre) effektivsten und mächtigstens Streitmacht der Welt, es ist was es ist.
Ergo: Pfadfinderverein einstampfen und Decke drauf. Entweder richtig oder gar nicht.
Die Debatte ist von Beginn an in seiner ganzen Breite, also umfassend unter Berücksichtigung der Nachbarsdisziplinen des Personalumfangs zu führen.
Dass die Ministerin dies jetzt in Angriff nimmt, ist zu begrüßen zeigt aber auch, ihre Marschrichtung ist eindeutig: der Personalumfang reicht nicht.
Die Nachbardisziplinen sind
– die dauerhafte Finanzierung, einmalige Aufstockung ist sympathisch, Nachhaltigkeit allerdings bedeutet dies nicht und
– die 100% Ausstattung beim Material.
Ein Plus an Soldaten, bei permanenter Unterfinanzierung und jammervoller Materialverfügbarkeit bewirkt im Sinne Einsatzbereitschaft rein gar nichts.
Und wenn die Streitkräfte schon – hoffentlich – runderneuert werden, lautet der Grundsatz „klotzen, nicht kleckern“
Will heißen, die Struktur ist für das Heer (bei anderen TSK ähnlich) zu überprüfen. Die drei Div haben drei Kampfbrigaden zu umfassen, die hinsichtlich beweglicher Operationsführung zu optimieren sind. D.h. u.a. zu prüfen, welche Fähigkeiten als DivTr (Pi, Fla, Art ..) neu zu organisieren sind. Dabei muss erkennbar mehr Wert auf gepanzerte Kampftruppen gelegt werden. Schlimmste Fehler, wie das Begräbnis der Heeresflugabwehr sind zu revidieren.
Last but not least, Sinn und Zweck der Überlegungen muss in einen ganzheitlichen Ansatz, in ein Revirement an Haupt und Gliedern münden. Kein neuerliches Gestümper, bitte nicht!
Zum Kern der Sache, der Wehrpflicht-Frage „hät isch gänn emol e Problehm“: Meiner schwachen Erinnerung nach stand bei der Aussetzung der Wehrpflicht die Angst im Raum, das BVG könnte „mangels Wehrgerechtigkeit“ die Wehrpflicht formell kippen, was niemand riskieren wollte/will. Täusche ich mich da? Wenn nein: Hat jemand kompetentes der Wehrfraktion mal drüber nachgedacht, wie man die Wehrpflicht passend zuscheiden könnte, so dass sowohl den Bedürfnissen der BW als auch des BVG Genüge getan ist? Gibt es da diskutierbare Ergebnisse? Das wäre m.E. der Knackpunkt, an dem es weiter gehen müsste.
@803er
Standorte müssen nicht unattraktiv sein.
Die Idee einer personellen Aufstockung ist ja nicht schlecht, in diversen Teilbereichen der Bundeswehr sicherlich auch zielführend, die Frage die sich mir dabei aber aufdrängt ist die der Unterbringung und Ausbildung von zusätzlichem Personal. Die Masse noch intakter Liegenschaften ist entweder bereits abgegeben oder wird auf absehbare Zeit anders genutzt werden. Die mögliche Wiedereinführung einer wie auch immer gearteten Wehrpflicht würde neben einem Mangel an Ausbildungskapazitäten an einem geschrumpften „Wehrersatzwesen“ scheitern. Eine Kaserne baut man nicht mal eben, geänderte und geschrumpfte Organisationsstrukturen lassen sich nicht einfach wieder herstellen. Zumal, ich hier ganz klar den politischen und gesamtgesellschaftlichen Willen zu solcherlei Maßnahmen in Frage stellen möchte.
@ Klabautermann
Zitat aus dem Text von Henning Otte:
„Mit stärkerer personeller finanzieller und materieller Ausstattung kann die Bundeswehr die ihr übertragenden Aufgaben noch besser bewältigen.“
Ihr Zitat: „Das Problem ist nicht Mangel an Geld oder Personal, sondern eine seit 20 Jahren völlig verfehlte Verteidigungs-STRUKTUR-Politik, die sich zwischen „Commercial Approach“ und „vom Einsatz her denken“ und „Wir.Dienen.Deutschland“ und „mehr Verantwortung“ völlig verrannt und die BW verschlissen hat.“
Ich denke, beide Standpunkte sind richig, personelle, finanzielle und materielle Ausstattung müssen nachhaltig verbessert werden und die Bundeswehr muss wieder so organisiert werden, wie es für eine Armee notwendig ist, und nicht wie die Wertschöpfungskette in der Industrie funktioniert.
Dazu gehört als Erstes, dass alle ausgegliederten Funktionsbereiche wieder „inhouse“ geholt werden müssen. Also Instandsetzung, Fuhrpark, IT, Bekleidung müssen wieder in die Bw integriert werden. (Bei der Gelegenheit kann man gleich die GEBB abschaffen,denn die ist für viele Misstände der geistige Urheber).
Als nächstes müssen die zersplitterten Verbände und Zuständigkeiten wieder auf eine Stelle zentralisiert werden. Also ein Verbandsführer, ein Kommodore muss muss wieder uneingeschränkten Zugriff auf seine Feuerwehreinheit haben und auf seine Kraftfahrer für die Logistik von Kraftstoffen und Munition. Des Weiteren müssen wieder personelle und materielle Reserven angelegt werden. Es kann doch nicht richtig sein, dass eine Armee im Friedensbetrieb bereits so auf Kante genäht ist, dass sie eher schlecht als recht über die Runden kommt. Wie soll es denn im Spannungs- oder Verteidigungsfall funktionieren, wenn die jetzigen Anforderung schon die Grenzbelastung darstellen ?
Nachdem dankeswerterweise der Kommentator @Amsi887 die Zahlen der einsatzklaren Tornados veröffentlicht hat, hier nochmal die Zusammenfassung zur Verdeutlichung meiner Argumente:
http://augengeradeaus.net/2015/12/auch-ohne-rote-ampel-viel-fliegendes-geraet-bleibt-am-boden/comment-page-1/#comment-219361
50 Tornado-Flugzeuge sind in der Truppe, davon sind 16 einsatzklar und von diesen 16 sind 8 auf den Softwarestand ASSTA 3 umgerüstet. Dieser Softwarestand inklusive Einbau von MIDS, bzw. LINK16 ist die Vorraussetzung zum Einsatz mit dem Recce-Lite Pod. Von den 8 umgerüsteten Maschinen sind 6 in der IDS-Version, 1 ECR Tornado und 1 Trainer.
Also 8 einsatzklare Maschinen, davon gehen 6 in den Syrien-Einsatz.
So schaut es aus und damit stellt sich die Frage, ob die Verbesserung für die Bw nicht etwas dringlicher sind, als der GI und die Ministerin es dargestellt haben ?
@klabautermann
Immer wieder ehrlichen Dank für Ihre Beiträge.
Fundiert auf den Punkt gebracht, aber der Rufer in der
Wüste, leider.
Falls Sie mal für den BT kandidieren, meine Stimme haben Sie.
Schade, das man Sie nicht von “außen“ geholt hat, wäre wohl aber auch zu unbequem.
Mal sehen, ob ich noch ein altes Exemplar BdL herauskramen kann, werde ich als Weihnachtgabe an VdL und VtgA verschicken.
Ich bin sprachlos. Wo hat der DBwV seine Operationszentrale? Wie und wo steuert er die Debatte derart an? Bei welcher Zahl man auch wirklich landet – Hauptsache der Diskurs läuft an. Und die Geschichte von Welt.de passt wie die Faust auf’s Auge! Hoffe, dass das die Politik endlich wahrnimmt!!!
Eine Aufstockung des – militärischen – Personals halte ich durchaus für sinnvoll. Allerdings sollten wir beim zivilen Personalanteil erst einmal endlich die Zielstruktur von 55.000 Mitarbeitern einnehmen. Hier sitzt man dieses Ziel zu lange aus, bei den Soldaten ging das PSM sehr viel schneller über die Bühne.
Erst dann, wenn wir dieses unsinnige und nur wenig zielführende Plus an Personal abgebaut haben, dann können und sollen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob die gestiegenen militärischen Herausforderungen einen Zuwachs an Soldatinnen und Soldaten nötig machen.
Der nächste Schritt wäre dann, über eine Wiedereinführung der zurzeit ausgesetzten Wehrpflicht zu sprechen. Wobei wir das hierfür nötige Personal ja einst mit ach und krach vom Hof gejagt haben. Aber diese Debatte wird kommen. Wenn nicht unbedingt für den militärischen Dienst allein, so kann man dem Artikel 12a GG folgend über einen Pflichtdienst im Bundesgrenzschutz nachdenken.
Hier wundert es mich ohnehin, dass man aufgrund der Hilflosigkeit der BPol noch nicht auf diesen Artikel gekommen ist.
Ich habe eben einen Freund angerufen (BAPersBw), wie die.welt auf 140.000 Soldaten komme. Er sagte mir, dies seien die „einsatzbereiten und fertig ausgebildeten“ Zeit- und Berufssoldaten. Der Rest wäre im BFD, an Unis, in der Laufbahnausbildung, auf z.b.V. kurz: vor dem Ausscheiden etc.. Und die 140.000 sind wohl noch schön gerechnet. Wenn man dann die zivilen Ressourcenbereiche, die Stäbe, Ausbildungsorgqnisation noch wegrechnet, bringen Heer, Luftwaffe etc. wohl nicht mehr viel übrig.
Mit der Aufgabe Flüchtlinge hatte der DBwV zuletzt so agiert:
https://www.dbwv.de/web/dbwv/extranet_dbwv_cb.nsf/vwContentByKey/W2A3YE45233DBWNDE
Na ja, so ein lustiges Operettenarmeechen wie die Bundeswehr ist für ein Land wie Deutschland, was sonst immer recht aufgeblasen in der Welt auftritt, schon etwas peinlich. Im Schnullerweitwurf in der Kasernen-Kita sind wir bestimmt Weltmeister, solange die Auswertung mit VW-Software erfolgt.
Allein das US-Marine Corps ist größer, als die Bundeswehr. Über 180.000 aktive Soldaten, 40.000 Reservisten, über 1000 Luftfahrzeuge, 40 Milliarden Dollar Budget (ohne Rüstungsgüter, die gehen noch mal separat). Von einem Vergleich bei Verfügbarkeit und Kampfkraft will ich jetzt mal absehen, allein die 1st Marine Division des Marine Corps dürfte mehr Kampfkraft entfalten, als die gesamte Bundeswehr. Von der mentalen Bereitschaft für die bevorstehenden Herausforderungen will ich lieber gar nicht anfangen …
Neben Geld, Ausrüstung und Mannstärke kommt es dann noch ein kleinwenig darauf an, was man daraus macht. Außerhalb der selbstreferenziellen Schummel- Berichte von Politik und Generalität könnten wir in der Realität ein ernstes Problem haben.
Das folgende ist eine ernst gemeinte Frage, deren Antwort mich tatsächlich interessiert. Ungenaue Ausdruckweisen möchte man mir verzeihen, ich bin lediglich interessierter Laie.
Deutschland verfügt über 178.000 Soldaten. Davon sind (Stand 23.11.2015) genau 3.040 im Einsatz. ( Quelle: http://goo.gl/d4dc1U )
Wenn ich nun annehme, dass noch einmal die gleiche Zahl an Soldaten die Missionen von Deutschland aus unterstützt bzw. als Austauschkontingent parat stehen, also ca. 6.000 ingesamt, sind wir grob bei einer Größenordnung von 3,5% der Soldaten, die sich in einem tatsächlichen Einsatz befinden. Wie sieht das im internationalen Vergleich aus, sind derlei Größenordnungen üblich?
Und hier meine eigentliche Frage: Wofür brauchen wir mehr Soldaten? Oder etwas reißerischer gefragt, was machen die anderen 170.000 zur Zeit?
Wäre es nicht angebrachter, von diesen vorhandenen Kräften mehr einsatzfähig zu machen?
Also für Aufstockung der Armee gäbe es aus meiner Sicht keine Probleme wenn man allen dienstgradgruppen die Übernahme zum berufssoldaten ermöglicht
klabautermann | 03. Dezember 2015 – 17:32
Bekunde Symphatie für Ihre Einlassung.
@T.W. Erklärung zu den 2500 Reservisten um Missverständnisse zu vermeiden:
Die Bundeswehr hat ca. 58.000 Beorderungsdienstposten in der Truppenreserve und der Territorialen Reserve. Davon sind ca. 28.000 mit einem Reservisten beordert. Im Einzelplan 14 (Verteidigungshaushalt) sind ca. 2500 Reservistenstellen pro Jahr finanziell hinterlegt. Das bedeutet rechnerisch, dass 2500 Reservisten je 365 Tage Reservistendienst leisten (oder um das frühere Wort zu benutzen: üben) können.
Da wird sich die BW in den kommenden Jahrzehnten mit der Industrie um den gering gewordenen jugendlichen Aufwuchs streiten müssen, und diese werden in wenigen Jahren nicht mal mehr wissen, wie man Wehrpflicht buchstabiert. Wenn es dann noch die Option gibt, sich in Feindesland eine Kugel einzufangen wird es schon zweimal nichts.
Eine Diskussion die endlich, des desolaten Zustandes der Miniarmee geschuldet , in die richtige Richtung geht.
Wie hier schon erwähnt, muß jedoch auch die materielle Ausstattung zunächst auf 100% gebracht werden.
Dazu bedarf es einen Verteidigungsetats von mindestens 45 Mrd.€
Wie diese Realitäten dann geregelt werden ( ob mit oder ohne Dienstpflicht ) steht auf einem anderen Blatt Papier.
Eine Streitkraft mit mindestens 250000 Soldaten kommt nicht nur von der Weizäckerkommission von ungefähr, sondern wäre ein MINIMUM im internationalen und europäischen Vergleich, auch hinsichtlich der wachsenden Aufgaben der Streitkräfte.
Der wirtschaftlichen Stärke unseres Landes wäre diese Bundeswehr angemessen!
Da sicher auch die SPD die Trends in unserem Land verfolgt, dürfte auch Hr. Arnold die Zustimmung für eine angemessene Bundeswehr in der Bevölkerung nicht engangen sein.
Da für alles andere Geld in diesem Land zur Verfügung steht, muß uns eine einsatzbereite Armee, die NACHHALTIGKEIT präsentiert auch ein paar mehr Milliarden wert sein.
Notfalls muß „der schwarze Nullen Produzierer Hr. Schäuble“ auch noch überzeugt werden.
Jeden falls muß der Totengräberkurs zum Thema Bundeswehr der letzten 25 Jahre ENDLICH revidiert werden.
HOFFENTLICH sind die Ankündigungen von Fr.UvdL nicht nur wieder Schönwetterballone, sondern echte Bestrebungen.
Auf Drohnen, mehr Leos,mehr Boxer, mehr Puma, Vollausstattung, Einsatzbereitschaft und ..und warten wir ja trotz mehrfacher Ankündigungen auch immer noch.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Berlin jetzt diskutiert und dann endlich im Sinne unseres Landes handelt.
@ Zimdarsen
Zitat: „Das Personal wäre da, man muss es nur nicht so früh entlassen.
Viele müssen nach vier Jahren SaZ die Bw verlassen, obwohl sie gerne bleiben würden.“
Ja so ist es ! Die Bundeswehr ist in ihrer Personalführung so unflexibel geworden, dass ein SaZ 4 erst entlassen muss, sich dann neu bewerben kann und wenn er dann genommen wird, kann er eventl auch in die Feldwebel-Laufbahn übernommen werden.
Früher war dies ein Antrag auf Weiterverpflichtung, des Chef, der S1 hat Stellung genommen und wenn eine Fw-Stelle zur Verfügung stand (entweder am eigenen Standort oder anderweitig) dann konnte der Mann weiterverpflichtet werden.
Heute „prozessorientiert“ und mit zentralisierter Personalführung im BAPersBw und mit der glorreichen Software „SASPF“ HR unterstützt geht dies nicht mehr. :-(
Keine Arme – kein Kekse, die Bw züchtet sich ihre Handicaps selber !
@ Thor.Sten
Zitat: „Die Bundeswehr braucht einen Personalkörper, der sich in seiner Altersstruktur nach oben hin „verjüngt“.
Ein Dienstzeitmodell, mit einer maximalen Verpflichtungsdauer von, sagen wir mal, 20 Jahren und danach eine bedarfsgerechte Weiterverpflichtung des Soldaten nach dem Grundsatz: Der richtige Mann (bzw. Frau) für den richtigen Posten.
Der Übergang in das Zivilleben gestaltet man einer Art BFDplus, Eingliederungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Industrie und Öffentlichem Dienst und einem gekürzten Pensionsanspruch (je nach Dienstzeit beim Bund), der eigenverantwortlich (im Ziviljob) durch den Soldaten aufzustocken ist….
So hätte die Bundeswehr eine Möglichkeit, den Wasserkopf abzubauen.“
Dies ist doch fast alles beim neuen Personalmodell mit dem „atmenden Personalkörper“ enthalten (außer den Pensionsanspruch nach 20 Dienstjahren wie bei den Amerikanern)
Nur, dies sind nicht die Probleme der Praxis !
Alle Kampfverbände haben keine Nachwuchssorgen, Nachwuchssorgen haben die Spezialistentätigkeiten wie Sanitäter (Einsatzbelastung), IT-Personal (Verdienstmöglichkeiten), Lfz-Techniker (sinnvolle Tätigkeit in einer fliegenden Zunft, die fast nicht mehr fliegt), Schiffstechniker (den Grund kennen sicherlich die Marinekameraden hier im Forum) usw.
Diese Spezialisten wollen sich nicht mit 40 Jahren einen neuen Job suchen, sondern wollen wenn schon dann Berufssoldat werden. Saz 20+ machen in der Truppe meistens Soldaten von denen die Kameraden sagen, die würde man besser gleich entlassen, weil sie eher unterdurchschnittliche Leistungen bringen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Oftmals ist es auch so, dass der Chef oder der S1 die Weiterverpflichtung nicht befürworten, trotzdem entscheidet das BAPersBw meistens für den Kandidaten.
Das Problem ist ja auch erkannt worden und nun sollen 5000 Berufssoldatenstellen für die oben genannten technischen Spezialisten geschaffen werden. Der Teufel liegt jedoch wie öfters im Detail. So soll die Maßnahme für die gesamte Pioniertruppe gerade eine Berufssoldatenstelle mehr bringen, weil durch Überplanung der vorhandenen Dienstposten keine neuen Berufssoldaten ernannt werden können.
Des weiteren hängt das Personalproblem mit den unsinnigen Standortschließungen und Verlagerungen zusammen. Holzdorf ist und bleibt als Lw-Standort nicht attraktiv, auch wenn sich TdM persönlich für ihn stark gemacht hat. Dies muss irgendwann auch die Politik begreifen, man kann natürlich alle Bw-Standorte in bevölkerungsschwache Regionen von Deutschland belassen (in der Masse Nord- und Ostdeutschland). Man darf sich dann aber nicht wundern, wenn die jungen Leute dann trotzdem in die wirtschaftlich starken Regionen abwandern weil ihnen dort die bessere Alternative mit einem Jobperspektive für das gesamte Berufsleben eröffnet wird.
Schon bis zum Jahr 2000 wurden 11000 Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit veröffentlicht. Wenn die Führung des Ministeriums auch nur eine davon gelesen hätte und die richtigen Schlüsse daraus gezogen hätte, könnte man sich ernsthaft über eine erfolgreiche Aufstockung des Personals unterhalten.
@selber_denken
„Zeiten existenzieller Bedrohungen […]“
„[…] der Kampf gegen IS […] Dienstpflicht für alle in DEU zum Schutz der Zivilgesellschaft.“
Huch… das ist jetzt aber ein bisserl gross…
Mag den Kampf gegen IS als Schutz der Zivilgesellschaft zu ueberhoehen nicht doch ein wenig zu weit hergeholt sein? Ebenso IS als existenzielle Bedrohung zu sehen. Es ist mit Sicherheit ein transientes Phaenomen das vermutlich auch weitgehend lokal bleibt. Was IS gegenueber anderen Gruppen auszeichnet ist Gewalt ueber ein Territorium, das macht sie allerdings auch Angreifbar.
Das IS sich die Gewalltverbrechen von Innentaetern auf die Fahnen schreibt und auch logistisch unterstuetzt hat, laesst Frankreich zwar die Moeglichkeit es als Angriff von aussen zu Interpretieren und aus Aktionismus IS in Syrien militaerisch etwas unter Druck zu setzen, macht aber IS nicht zu einer ernsthaften Bedrohung Europas. Vor IS hatte Al-Qaïda den Rahmen fuer derartige Anschlaege geboten, nach IS werden andere das selbe tun. Erfahrung aus der Geschichte haben allerdings gezeigt, dass sich Gesellschaften durch Terror kaum Erschuettern lassen. Beispiel fuer eine Zivilgesellschaft ist die Englische im ‚London Blitz‘. Von dort kann man auch die wirkunsvollste Strategie uebernehmen: Keep calm and carry on.
Ebensowenig sollte man sich ueber die Wirkung des mil. Vorgehens gegen den IS selbst Beluegen. Es wird vermutlich den IS schwaechen, da es einfacher ist offen zu Handeln, und moderate Verluste bei Infrastruktur und Investitionsguetern die Geschaefte stoeren. Das ist ganz gut. Es ist auch gut wenn ein Teil der Bevoelkerung in Frankreich sich durch die Luftschlaege weniger Machtlos fuehlen. Das ist wohl das wichtigste an der Deutschen Unterstuetzung.
Auch interessant: Polen hat jeweils mehr Kampfpanzer, Panzerhaubitzen, Raketenwerfer und Gefechtsfeldradare als die Bundeswehr.
Die Zeitung „Welt“ erwähnt in einem Artikel über die polnischen Verteidigungsanstrengungen nebenbei eine neuere schweizer Studie, nach der die Kampfkraft des polnischen Heeres höher sei als die des Heeres der Bundeswehr.
„Polens Pläne zur Stärkung der NATO-Ostflanke“, 3.12.15
Reden wir nicht schon Länger davon
Es fehlen Min1 Div im Heer
Die kostet mehr Geld
-Pers kosten
-Gerät das dafür nicht das nicht da ist
da zu steht da gegen
-Pers kosten Entstehen nicht 1:1
wenn man Pers abbaut und Versetzt in die Neuen Einheiten
WDT sind so viel das die sich gegenseitig stören
Mit Versetzungen könnten durch mehr bedarf schnell Umgesetzt werden als durch Reduzierung das sind Beamte auf Lebenszeit die kann man nicht schnell los werden
Die Frage ist ob man die 13 PzGren Div wieder aktiviert ?
oder besser wäre die 2Geb Div auf zu stellen aus teilen der 10 PzDiv ( GebBrig )+ Mot Gren Brig und eine weitere GebBrig ( Neu )
Balkan , Russland Rumänische Karpaten , Norwegen Grenze zu Russland , Polnische Ukrainische Grenze
Dafür bekommt die 10 PzDiv eine neue PzBrig
das sollte Diskutiert werden
@TomCat
Das muss so nicht sein, maan kann Soldat und Beschäftigter sein
Mehr Personal sollte dann aber tatsächlich in die Truppe und nicht wieder in (womöglich neue) Stäbe einfließen!!
Man möge mir den Rückgriff auf die Historie verziehen, aber nach meinem Dafürhalten steht die Bundeswehr aktuell genau da wo die königlich preußische Armee am Vorabend von Jena-Auerstedt 1806 stand: Sie ist eine verkalkte und in starren Strukturen erstarrte Arme mit einem Offizierskorps, in dem zu viele dem schönen Schein frönen und die Wirklichkeit ausblenden (PowerPoint „alles grün!“), einer Führung die nicht den Mut hat der politischen Führung den wahren Zustand zu offenbaren und auf einer dem Problem angemessenen Mittelzuteilung zu bestehen, einer Öffentlichkeitsdarstellung die man nur als hasenfüßig, ängstlich und ausschließlich um die Vermeidung von Skandalen bemüht (selbst in der Wortwahl) titulieren kann …
Bleibt die Frage, ob wir noch Leute vom Kaliber eines Scharnhorst oder Gneisenau im Lande haben. Wenn ja, dann haben sie sich bislang sehr gut versteckt. :\
@Ole N:
Der Vergleich zu anderen Nationen kam hier schonmal irgendwann ich kann mich aber leider nicht mehr an den Artikel erinnern.
(Vielleicht der Artikel, dass die Briten jetzt mehr Friseure als Soldaten haben?)
Möglicherweise hat hier ja jemand noch die Zahlen.
Bei Ihrer Rechnung fehlt noch die Vor- und Nachbereitung der Soldaten.
Im Idealfall soll es in etwa wie folgt aussehen:
3-6 Monate vor dem Einsatz geht der Soldat in die Einsatzvorausbildung, lässt sich nochmal auf Einsatzverwendungsfähigkeit testen etc.
Dann geht es in den Einsatz. Je nach Einsatz und Verwendung dauert der zwischen 3 und 6 Monaten; wenn es Probleme mit dem Nachfolger gibt hin und wieder auch noch einen Monat länger oder zwei.
Nach dem Einsatz folgt die Nachbereitung sprich erneuter Besuch beim Doc, Einsatznachbereitungsseminar, evtl. Kuraufenthalt mit der Familie und so weiter.
Gemäß Richtlinien soll ein Soldat nach einem Einsatz mindestens 6 Monate Pause haben, bevor der Kreislauf mit der Einsatzvorbereitung wieder beginnt.
Ich brauche für einen Einsatz also allermindestens 3 Kontingente – eher 4 wenn nicht sogar 5.
Dazu kommt die Kompensation von Ausfällen durch Krankheit, Einsatzuntauglichkeit, persönliche Härtefälle etc.
Etwas mehr als 6000 einsatztaugliche Soldaten haben wir also schon.
Das ändert trotzdem nichts daran, dass wir nach meinem Wissen eine der höchsten Verteilungen von Soldaten im Einsatz zu „Unterstützungspersonal zu Hause“ haben. Ich meine vor ein paar Jahren war der Schlüssel etwa bei 1:38. Da waren andere Nationen deutlich besser.
@Zivi a.D.:
Die „Wehrgerechtigkeit“ ließe sich m.M.n. nur dadurch herstellen, dass anstelle der Wehrpflicht eine allgemeine Dienstpflicht für Schulabgänger eingeführt wird, quasi ein soziales Jahr, welches wahlweise bei Bw, THW, oder zivil/sozialen Einrichtungen abzuleisten ist. Ob bei völliger Wahlfreiheit genügend Bewerber für die Bw abfallen würden, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Die ganze Diskussion über eine Aufstockung der Bw ist aber ohnehin Makulatur, solange die Politik nicht einmal bereit ist, die derzeitig vorhandenen Streitkräfte mit ausreichenden Finanzmitteln auszustatten. Solange in Berlin trotz Flüchtlingskrise und IS-Terror weiterhin die illusionäre schwarze Null propagiert wird, während rings um uns herum weiterhin das Geld mit vollen Händen ausgegeben wird, sind keine sinnvollen Veränderungen machbar.