Mehr Soldaten, mehr Geld – Start einer neuen Debatte?
Auch wenn heute faktisch der dritte Weihnachtsfeiertag ist: Die Sicherheitspolitik scheint wieder da, mit einer – innenpolitischen – Debatte über die künftige Stärke und Finanzierung der Bundeswehr. In getrennten Interviews haben der Wehrbeauftragte des Bundestages und der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Alarm geschlagen: Eine seit 25 Jahren permanent verkleinerte und finanziell (relativ) geringer ausgestattete Truppe bei zugleich immer mehr Aufgaben – das funktioniert nicht mehr.
Aus dem Gespräch des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels mit dpa:
Die Bundeswehr ist seit 25 Jahren personell im freien Fall. (…) Das muss jetzt mal wieder umgedreht werden. Es kann nicht weiter zurückgehen, es muss hoch.
Bartels regte nicht nur eine Aufstockung der deutschen Streitkräfte um mindestens 7.000 Soldaten an, er forderte auch eine Anpassung des Verteidigungshaushalts: Selbst die geplante Anhebung bis 2019 lasse den Wehretat auf dann 1,07 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fallen – weit entfernt von den zwei Prozent, zu denen sich die Staats- und Regierungschefs der NATO auf ihrem Gipfel 2014 in Wales langfristig verpflichtet hatten.
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, äußerte sich im Interview der Woche des Deutschlandfunks ähnlich:
Wir sind absolut im roten Bereich und es ist wichtig, dass die Ministerin, das Parlament jetzt nachsteuert, denn wir haben eine Lageänderung. Und all das, was wir machen sollen, das geht mit dem jetzigen Personal und Material so nicht mehr weiter. (…) Aber mittelfristig muss man nach oben, denn die NATO stellt immer mehr Anforderungen an uns. Deutschland ist Stabilitätsanker in Europa, muss mehr leisten, will auch mehr leisten. Aber immer mehr, mit immer weniger Personal und Material, das geht nun mal nicht.
Bartels wie Wüstner haben dabei vor Augen, dass zwar derzeit nur etwas mehr als 3.000 Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätzen sind – aber ein Großteil mit Aufgaben betraut ist, die eben nicht Auslandseinsätze sind, aber als gleichwertig gelten und die Truppe genau so fordern. Typisches Beispiel dafür: Die Flüchtlingshilfe im Inland, die derzeit regelmäßig zwischen 7.000 und 8.000 Soldaten bindet. Insgesamt sind gut 20.000 Soldatinnen und Soldaten in Einsätzen, Daueraufgaben, Verpflichtungen bis hin zum Bereitschaftsdienst für die NATO-Eingreiftruppe.
Eine Erhöhung der Stärke der Bundeswehr, hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Anfang Dezember angekündigt, werde derzeit untersucht. Allerdings: ohne die zum Beispiel vom Wehrbeauftragten angemahnte gleichzeitige Anpassung des Verteidigungshaushalts dürfte das kaum gehen. Nicht nur, weil mehr Personal auch mehr Geld kostet. Sondern auch, weil die Truppe schon in ihrer derzeitigen Zahl nicht vollständig mit dem Gerät ausgerüstet ist, dass sie benötigt.
Mal sehen, ob die Aussagen von Bartels und Wüstner Einzelstimmen bleiben. Oder ob es wirklich eine Debatte wird.
(Bereits aufgelaufene Kommentare dazu im Bällebad verschiebe ich hierher.)
@ Alarich: gibt es dafür einen Link? Ich finde es nicht…
Natürlich gibt es einen Link nur der ist ja leider verboten
schau mal Focus unter Ausland
“
Am unteren Limit: Deutscher Nato-General sieht Machtbalance in Gefahr
Am unteren Limit
Deutscher Nato-General sieht Machtbalance in Gefahr“
@ Alarich: ha, gefunden. Das sind ja wieder’mal klare Worte von Domröse. NATO am unteren Limit, Balance in Gefahr etc. – Respekt. Ob es jemanden interessiert?
@Georg:
Genau diese Grössenordnungen waren ja noch vor 5 Jahren übliche (6.000 Fh in 2010 bei 74). War da nicht was vor nem Jahr in Sachen Flugstundenreduzierung und Einsatzbereitschaft im PLV 2016 (sueddeutsche.de, Alarmstufe Rot)?
Zu Beginn des EF redete man sich ja noch mit der geringen Zahl der Lfz raus. Nun kann man natürlich wegen Retrofit daherkommen.
Unterm Strich brauche ich aber bei einer gleichbleibenden Fh-Zuweisung nicht 3 fliegende Staffeln.
Aber ab 2017 wird das ja alles besser wegen der Task Force und den ominösen 5,6 Mrd € – ach ne da geht es ja lediglichun die materielle Einsatzbereitschaft…
Ich verstehe nicht warum diese einfachen Zusammenhänge weder von der Presse noch von der Opposition
@FK70:
Es handelt sich in ein Interview mit General Domröse („Am unteren Limit“, focus.de).
Hört sich nicht so positiv an wie bei GenLt Halbauer, aber das überrascht ja nicht wirklich.
@ Memoria 30.12. 13:15 Uhr
Zitat: „Ach ja und ganz wichtig ist natürlich in Reden und Aufsätzen auf die Innere Führung und den 20. Juli zu verweisen. Der innere Widerspruch wird wohl gar nicht mehr erkannt.“
Dies ist auch meine Lieblingsstelle in dem Film „Anspruch und Wirklichkeit der Innneren Führung in der Bw“.
Gegen ein verbrecherisches Regime zu putschen, also einen Staatsstreich ausführen ist eine Heldentat und dient als Vorbild für die Zivilcourage von hohen Offizieren, aber die eigene Karriere durch einen Widerspruch gegen die unsinnigen, unausgegorenen Umbaupläne der Bw zu riskieren, gilt als dumm.
@ Klabautermann 30.12. 12:46 Uhr
Zitat: „Und so haben wir mittlerwile Legionen von Generalstabsoffizieren, die schlicht und einfach keine Ahnung von professioneller militärischer Konzeption haben und immer schön brav die politisch korrekten pseudo-konzeptionellen Vorgaben aus Brüssel und/oder Washington wiederkäuen und ansonsten die industrie- und strukturpolitische Kleinkasterei und Wolkenschieberei der sogenannten deutschen Verteidigungspolitik mit pseudo-konzeptioneller Medienkosmetik phrasendreschend übetünchen.“
Also der Satz ist schon preisverdächtig.
Das liegt doch an erster Stelle daran, dass auf dem Stabsoffizierslehrgang in Hamburg in dem Fach Sicherheitspolitik, dass sture Wiederkäuen von vorgegebenen Eckpunkten gelehrt wird. Wehe dem Kandidaten, der zur Sicherheitspolitik eigene Vorstellungen entwickelt !
Ein weiterer Mosaikstein in dem Bild der Ausbildung der höheren Führung der Bw soll folgender Einwand darstellen. Bei dem zweijährigen Generalstabslehrgang wurde im Jahre 2004 ( ! ) nach glaubwürdigen Aussagen noch die große Panzerschlacht in der norddeutschen Tiefebene gelehrt mit Tagesverlusten von bis zu 5000 Soldaten !
Ich bezweifle nicht, dass wir sehr fähige Generalstabsoffiziere haben, jedoch wurde deren Gestaltungsspielraum politisch und durch vorauseilenden Gehorsam so weit beschnitten, dass sie sich selber nicht mehr erkennen.
Ergebnis: Powerpointjongleure und Wort(d)akrobaten !
Das mehrfach erwähnte Domröse-Interview stammt von dpa und ist hier mit einem verwendbaren Link zu finden:
http://www.europeonline-magazine.eu/am-unteren-limit-deutscher-nato-general-sieht-machtbalance-in-gefahrinterview-ansgar-haase-dpa_431249.html
Der Reservistenverband hat schon am 10.12.2015 gemeldet, daß die 6. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 233 als Reservekompanie gerade wieder aufgetellt wird.
http://www.reservistenverband.de/evewa2.php?d=1451553263&menu=0110&newsid=32759&
Bei der ganzen Debatte über eine stärkerer BW fehlt mir noch die Frage, ob nicht auch die Zahl der Reservisten und die Zahl der Dienstposten für Reservisten deutlich erhöht werden muss, um die BW durchhaltefähiger zu machen?
Und wem hilft eine Kp Reservisten? Sie ist weder 24 / 7 / 365 vollumfänglich verfügbar, noch löst dass das dringende Problem von nicht verfügbarem Material. Manchmal frage ich mich, warum hier Themen in aller Tiefe durchdekliniert werden, nur um dann nach einem halben Jahr oder mehr wieder hervorgekramt zu werden… Nächste Woche dann wieder die Debatte um Panzerjäger?
Der Verband hat ein gewachsenes Interesse an vermeintlich guter Medienpräsenz, denn seine Altersstruktur und damit die seines Klientels ist jenseits von Gut und Böse. Und nachdem man gemerkt haben dürfte, dass militärischer KatSchutz eher nicht das ist, was die Leute nach ihrem aktiven Dienst begeistert, wechselt man eben das Ziel. Die 6./233 ist auf dem Papier bestimmt toll anzuschauen, dürfte ansonsten aber – außer zur Urlaubsvertretung – keine Rolle spielen, wenn noch nicht einmal aktive Einheiten volle MatStärke haben. Durchhaltefähig heißt, wenn nötig erst (!) aktive Strukturen aufzufüllen und danach zu schauen, wie man sinnvoll (!) Reserven bilden kann. Durchhaltefähig heißt nicht, neue Luftschlösser und Kästchen auf Papier abzubilden.
@georg
Georg | 30. Dezember 2015 – 21:26
nun ja, deshalb sind ja viele MUT 2004 gescheitert, die kannten zwar PHz2000 auf Fregattschiff, waren es aber gewohnt, je nach Prio durch den Kommandanten zu Kämpfen, Schwimmen, Überleben. Mittlerweile freut man sich über Schwimmen.
Stabsoffizierslehrgang ist m.E. immer noch reine Laufbahnprüfung, welche unsere Doktores nicht ablegen müssen- weil die „Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten und Qualifikation für den höchsten Dienst“ schon mal nachgewiesen.Thema der Prüfung für den Rest deshalb egal, Vergleichbarkeit muss als einziges Kriterium-
Persönlich wurde ein Teilnehmer meines SGL, obwohl deutlich schlechter „platziert“ für noch höheres ausgewählt – mangels Interesse der vor ihm platzierten. Admiral muss mann auch wollen, meist bleibt dann nach den 3 Jahren Tingeltangelreisen im Namen der „Ausbildung zum Admiral“ aber tatsächlich im Abschluss (wohl) nur Doppelkopf mit „Kolleg“ – und die sind sich immer einig, haben ja auch nur „Show of …“ erlebt.
Sei es drum, BW mit mehr Personal hat m.E. keinen Sinn, wenn man das vorhandene machen lässt was es soll, wird es jeder merken.
Friedliches Neues Jahr.
@Voodoo
Zustimmung. „Athenstaedt’s Bajuwaren“ wird bestimmt eine gelungene PR-Provinzposse des Reservistenverbandes, Kreisgruppe Mittenwald /SCNR
@Voodoo
Der Sinn von Reservisten ist es nicht Lücken im Frieden bei den Aktiven aufzufüllen, sondern eine Reserve für einen Krieg zu bilden.
@Georg
Wie sagte Sts.Wimmer so schön beim Thema „Konzeption“ gelegentlich eines Gespräches mit einem Inspekteur: „Ne, ne, das müssen Sie politisch sehen im Kontext der landsmannschaftlichen Zugehörigkeiten“…….und so werden eben seit vielen Jahren die „Zauberlehrlinge“ im Wimmer’schen Sinne auf ihre erste Verwendung im Ministerium „vorbereitet“……und das strategische und konzeptionelle Handwerk fällt hinten runter, bzw. wird ersetzt durch das Wiederkäuen von vermeintlichen proven doctrins, concepts, procedures, wobei man die Vermittlung z.Bsp der „Proof of Concept“-Technik einfach überspringt ;-) …aber der Unterschied zwischen Standardisierung, Schematisierung und Schablonierung ist ja in der Praxis völlig irrelevant und zentralistische, hierarchische Führungsstrukturen sind natürlich network-centric, dazu haben wir ja schließlich FüInfoSysSK ! Hauptsache man kann als Zauberlehrling politisch korrektes bullshit bingo spielen/SCNR
@Georg | 30. Dezember 2015 – 21:26
„Das liegt doch an erster Stelle daran, dass auf dem Stabsoffizierslehrgang in Hamburg in dem Fach Sicherheitspolitik, dass sture Wiederkäuen von vorgegebenen Eckpunkten gelehrt wird. Wehe dem Kandidaten, der zur Sicherheitspolitik eigene Vorstellungen entwickelt!“
Soso und das wissen Sie aus erster Quelle? Ich habe in meinem SOL in sehr wohl eigene Gedanken entwickelt (und unter anderem das Vorgehen der Bw in AFG als völkerrechtlich bedenklich eingestuft – und das dürfte wohl nicht „Lehrmeinung“ gewesen sein..).
Also bitte nicht Meinungen als Tatsachen hinstellen!
„Bei dem zweijährigen Generalstabslehrgang wurde im Jahre 2004 ( ! ) nach glaubwürdigen Aussagen noch die große Panzerschlacht in der norddeutschen Tiefebene gelehrt mit Tagesverlusten von bis zu 5000 Soldaten !“
Aha und wäre es Ihnen also lieber wenn ganze Generationen von GenStOffz keinen hochintensiven Gefechte führen können?!
Natürlich ist das von Ihnen beschriebene Szenario unwahrscheinlich, aber es stellt ja auch nur eines von vielen Szenaren vollkommen unterschiedlicher Intensität dar, welches in Hamburg gelehrt wird.
Nebenbei muss man die „höchstintensiven“ Gefechte schon deswegen handwerklich beherrschen um auf den befreundeten Akademien anschlussfähig zu bleiben, denn auch dort wird das gesamte Spektrum beackert…
@Les Grossmann | 31. Dezember 2015 – 13:50
„Stabsoffizierslehrgang ist m.E. immer noch reine Laufbahnprüfung,“
Stimmt.
„Persönlich wurde ein Teilnehmer meines SGL, obwohl deutlich schlechter „platziert“ für noch höheres ausgewählt“
Aha, lag es vielleicht auch daran, dass die Auswahl für „höheres“ sich eben nicht nur aus der Platzziffer, sondern auch nach vielen anderen Faktoren ergibt? Man nennt das übrigens ganzheitliche Betrachtung. Deswegen kommt es (glücklicherweise) häufig vor, dass jemand trotz schlechterer Platzziffer ausgewählt wird, weil er eben insgesamt besser geeignet ist.
„mangels Interesse der vor ihm platzierten.“
Jaja… „Die Trauben sind mir viel zu sauer, sagte der Fuchs als er nicht an sie herankam…“
„Admiral muss mann auch wollen,“
Ich dachte das muss das Bundeskabinett wollen?
„meist bleibt dann nach den 3 Jahren Tingeltangelreisen“
3 Jahre Reisen? Verwechseln Sie das vielleicht mit „Sieben Jahre in Tibet“?!
„im Namen der „Ausbildung zum Admiral“ aber tatsächlich im Abschluss (wohl) nur Doppelkopf mit „Kolleg“ – und die sind sich immer einig, haben ja auch nur „Show of …“ erlebt.“
Geht es auch noch unsachlicher?!
@all
Ja, in der Bundeswehr steht vieles nicht zum Besten.
Ja, die Politik (und insbesondere der/die aktuelle IBuK) haben es schon seit 25 Jahren versäumt ihre Hausaufgaben zu machen.
Ja, der EP14 ist zu klein.
Ja, viele unserer Reservisten sind eher Kostümträger denn Soldaten.
Ja, ja, ja.
Aber das ständig und dauernd als schlecht redenden, defätistische Negativdenken und -schreiben leistet auch einen ganz gehörigen (negative) Beitrag zu Kampfkraft.
Wahrheit muss Wahrheit bleiben, aber positiv in die Zukunft blicken ist auch nicht verboten ;)
In diesem Sinne: ein frohes und erfolgreichen 2016!
:)
Anstatt mehr Soldaten und mehr Geld gibt es mehr Aufträge.
Der MINUSMA-Einsatz wird konkret. Nach Informationen der Rheinischen Post (Bundeswehr vor gefährlichem Mali-Einsatz) werden nun 500 Soldaten eingeplant. Ab Februar sollen „Objektschützer“ eingesetzt werden und ab Mai die Aufklärungskomponente.
Mal sehen, ob es sich wirklich in Objektschützer der Luftwaffe handelt oder ob nur das BMVg die Infanterie so bezeichnend, weil es doch kein Kampfeinsatz sein soll.
Dieser Einsatz ist wohl einer der undurchdachtesten und gefährlichsten seit 20 Jahren. Die Kombination ist wohl einzigartig: planlos und gefährlich. Dieses mal sogar mit Ansage.
Da wird es recht bald knallen – und ist man wieder überrascht und ohne Plan B.
Wirklich unglaublich diese Führungsleistung.
@Memoria
Hm, warten wir mal auf die Details nächste Woche. Nun ist ja dieser Einsatz auch nicht, wie’s dort erneut verkauft wird, die Reaktion auf die Anschläge von Paris am 13. November, sondern schon deutlich länger geplant…
Voodoo | 31. Dezember 2015 – 13:26
Das hilft schon da es nur zu wenige GebJG gibt
Das andere liegt am Geiz ist Geil
@T.W.:
Ja das mit dem Beginn nach 13/11 dachte ich mir auch. Ich fand auch eher die Zeitlinie und die erneute Betonung des Objektschutzes interessant. Zudem scheint man nur mit 500 Mann zu planen. Der Rest als „Sperrbestand“ für Lufttransport u. -betankung
Geplant wird ja nun schon seit mindestens August diesen Jahres.
Sagt eigentlich auch einiges.
Das wird wohl direkt im neuen Jahr wieder sehr interessant.
@ Memoria: ja, es werden wohl die Objektschützer der Lw. Insgesamt war auch das WachBtl im Fokus. Das Heer ist bekanntlich platt und kann erst im nächsten Turn übernehmen. Ganz zu Beginn hatte man mal Eutin und Hagenow auf dem Zettel, letztere sind wohl erst später dran. Was die Gefahren betrifft, bin ich bei Ihnen.
@Koffer
Murphy was an optimist ;-)
@ Koffer
Ich will Ihnen ihre eigene Bewertung der erlebten Tatsachen nicht madig machen. Ich möchte lediglich verstehen wie es Ihnen dabei ergangen ist.
Zitat: “ Ich habe in meinem SOL in sehr wohl eigene Gedanken entwickelt (und unter anderem das Vorgehen der Bw in AFG als völkerrechtlich bedenklich eingestuft – und das dürfte wohl nicht „Lehrmeinung“ gewesen sein..).“
Haben Sie diesen Standpunkt auch in ihrer sicherheitspolitischen Abschlussarbeit schriftlich vertreten, oder nur als Diskussionsbeitrag im Hörsaal ?
Generalstabslehrgang 2004
2004 war die Bw bereits 2-3 Jahre in AFG eingesetzt und hat dort erste Erfahrungen gesammelt. Gab es 2004 an der FüAK beim Generalstabslehrgang ein ausführliches Thema COIN ? Also den Kampf gegen irreguläre Kräfte, die Bevölkerung dabei zu schützen und auf die eigene Seite bringen und sowas wie eine landeskundliche Bewertung eines fremden Konfliktpotentials ?
Ich war nicht dabei in Hamburg, deshalb frage ich. Aus meiner Sicht wäre die Ausbildung in Kriegstheorie für verschiedene Konfliktarten schon eine primäre Aufgabe für einen Generalstabslehrgang. Die Betonung liegt auf querschnittliche und vorausschauende Ausbildung auf zukünftige Konfliktszenarios. Was hat die FüAk für Antworten auf die hybride Kriegsführung seit Georgien 2008 und der Ukraine, der Krim 2014 entwickelt und im Lehrplan umgesetzt ?
Mein Punkt war, das die FüAK zu sehr die Konflikte der Vergangenheit ausbildet.
Ich wünsche ebenfalls Herrn Wiegold und allen Kommentatoren einen guten Rutsch ins Neue Jahr und freue mich auf die Themen im Jahre 2016.
@ Koffer:
Das Ergebnis des jahrzehntelangen Relativierens sehen wir ja jetzt – bzw. im Grunde auch schon seit nunmehr Jahrzehnten. Die Bundeswehr wurde heruntergewirtschaftet (von Politikern und den Herren Arabeskenträgern) und es steht strukturell kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Dafür haben wir heute u.a. Brigaden und Feldwebel, die sich ein Gen a.D. Schneiderhan angeblich zu seiner Zeit als KpChef bzw. BrigKdr gewünscht hätte – das hätte ich mal gern gesehen!
Für mich ist ein Blick in eine deutsche Kaserne vielsagend: Leere T-Bereiche; wenn Fahrzeuge im T-Bereich, sieht es auf jeder Autobahnbaustelle ordentlicher aus; fünf Soldaten, sechs Anzüge; militärischer Gruß ausgestorben; die Liste ließe sich noch weiterführen. Trüge man nicht so etwas wie eine Uniform und wäre der Bereich nicht mit entsprechenden Schildern versehen, dann wüsste man gar nicht, dass man sich beim Militär befindet. So kommt eins zum anderen, der Fisch stinkt an Kopf und Flosse(n), was ich für eine unheilvolle Kombination halte. Ich fühle mich an eine Szene bei „Brücke von Arnheim“ erinnert: Luftwaffenstärke? – kaum vorhanden. Nachschub? – kaum vorhanden? – Disziplin? kaum vorhanden.
@T.Wiegold: Es stört aber doch, daß schon wieder ein Einsatz, der hochgefährlich ist, heruntergespielt wird durch die Behauptung, daß es kein Kampfeinstz sei. Dies mag formal stimmen, aber der IS oder dem nahe stehende Gruppen werden darauf keine Rücksicht nehmen und Aufklärung ist meist gefährlicher als ein reiner Kampfauftrag.
@klabautermann | 31. Dezember 2015 – 16:24
„Murphy was an optimist ;-)“
+1 ;)
@Georg | 31. Dezember 2015 – 16:28
„Haben Sie diesen Standpunkt auch in ihrer sicherheitspolitischen Abschlussarbeit schriftlich vertreten, oder nur als Diskussionsbeitrag im Hörsaal?“
Ich habe ihn sowohl in den Diskussionen als auch in der mündlichen Prüfung vertreten und bin damit sowohl im BU-Vermerk als auch in der Note nicht schlecht gefahren.
Nebenbei: das sind viele nicht, die sich kritisch geäußert haben. Ich hatte fast schon den Verdacht, dass man mit intelligenter Kritik besser bewertet wird als andere. So nach dem Motto: Ja sagen und auswendig lernen kann jeder, aber intelligent nein sagen offenbart mehr über einen Charakter…
Natürlich habe es auch (gerade im Bereich der Sozialwissenschaften) offensichtliche Nasenfaktor-Noten, aber auch genau das Gegenteil war der Fall.
Also wie immer: Licht und Schatten!
„2004 war die Bw bereits 2-3 Jahre in AFG eingesetzt und hat dort erste Erfahrungen gesammelt. Gab es 2004 an der FüAK beim Generalstabslehrgang ein ausführliches Thema COIN?“
Da ich kein Genstler bin kann ich das nicht genau gesichert beantworten. Aber ich würde darauf wetten, dass nein. Denn die Akademie ist ja nicht dazu neue Lehren zu entwickeln und 2004 war COIN noch lange nicht ausdifferenziert (und ist es ja eigentlich auch heute noch nicht), sondern vielmehr ein bestimmtes, grundsätzliches Denkschema einzuüben, damit auch 20 Jahre später in einer komplett anderen Lage dennoch die Grundlagen vorhanden sind.
„Also den Kampf gegen irreguläre Kräfte, die Bevölkerung dabei zu schützen und auf die eigene Seite bringen und sowas wie eine landeskundliche Bewertung eines fremden Konfliktpotentials ?“
Sicher ist allerdings, dass ab 2010 ein Teil der Taktik StabOp war und dazu gehört auch COIN etc.
„Was hat die FüAk für Antworten auf die hybride Kriegsführung seit Georgien 2008 und der Ukraine, der Krim 2014 entwickelt und im Lehrplan umgesetzt ?“
Das ist nicht die Aufgabe des LGAN. Der LGAN entwickelt keine neue Doktrin, er vermittelt ein grundsätzliches Denken anhand der aktuellen Doktrin.
„Mein Punkt war, das die FüAK zu sehr die Konflikte der Vergangenheit ausbildet.“
Natürlich tut sie das im LGAN. Aber was soll sie auch sonst machen?!
Ganz ehrlich, der LGAN ist gut so wie er ist (taktisch gesehen, über den dramatischen Leistungsabfall ggü. der „Konkurrenz“ durch das Verschlafen einer akademischen Qualitätsverbesserung möchte ich jetzt allerdings nichts sagen :( ).
Wenn man an der FüAK (im Bereich der Taktik und Strategie) etwas verbessern wollte, dann nicht auf dem LGAN, sondern indem man einen obligatorischen und karriererelevanten Kurs für A16 mit Perspektive einführen würde. Denn von DENEN könnte man dann einerseits neue Doktrin erwarten und andererseits frischen Wind in das karmesinrote Gefüge bringen.
Leider ist es aber bei uns in DEU so, dass man nur einmal ausgebildet wird (eben mit Anfang 30) und dann nie wieder. Das machen die Briten und die Amerikaner m.E.n. schon seit langem anders (und besser!).
@Hans Dampf | 31. Dezember 2015 – 17:20
„Das Ergebnis des jahrzehntelangen Relativierens sehen wir ja jetzt“
Wann habe ich denn relativiert? Ich denke, Sie sollten meinen Beitrag nochmals lesen!
@FK70:
Das Heer platt? Das infanteriestarke Weltklasse-Heer?
Genau das ohne Nachwuchsprobleme – das kann nicht mehr?
Nun die ObjSch – die wiederum nicht mehr in MeS sind.
2016 fängt ja schin kurz davor gut an…
@ ThoDan
Sie werden sicher die letzten beiden Sätze meines Beitrages auch gelesen haben… Übringens sollten Sie das mal dem Verband erklären – wappnen Sie sich vorher aber für die ein oder andere Überraschung.
@Koffer:
„Sicher ist allerdings, dass ab 2010 ein Teil der Taktik StabOp war und dazu gehört auch COIN etc.“
Die theoretischen Grundlagen von COIN wurden jedoch weiterhin nicht behandelt.
Die internationalen Autoren sind weiterhin keine Pflichtlektüre.
Auch die Neuordnung des LGAN hat keine Stärkung des Anteils an Kriegs- und Konflikttheorie erbracht.
Zurück zum Thema:
Sollte wirklich die Luftwaffe die ersten Sicherungskräfte stellen, dann wäre das ja ein erneuter Realitätscheck der Einsatzbereitschaft.
Bei allem Verständnis für die Belastungen durch KFOR (inkl. ORF), NRF/ VJTF, NATO-Übungen (deterrent presence), EUBG, Reserve für RS – da muss doch im Bereich Inf und PzGren noch Luft sein.
Wenn man doch keine Personalprobleme hat.
Oder fehlt doch Personal in den Kampfkompanien?
Oder ist der Einsatz der Lw der erneute Versuch zu zeigen, dass sowas auch die ObjSch können?
In Bild online gibt es zwei neue Artikel zur BW, leider nur hinter Zahlschranke. Deshalb meine Nachfrage, ob da jemand Zugriff drauf hat, ob es da neues gibt, was wir in AG noch nicht wissen und welche „Experten“ sich da zum Zustand der BW äußern?
1. Der eine Artikel ist „Bundeswehr-Alarm“, Neue Arbeitszeiten legen Truppe lahm“
2. Der andere Artikel ist „Der große BW Check, Schaffen die dass? Immer mehr Auslandseinsätze unserer Streitkräfte – Warum Experten die Leistungsfähigkeit der Truppe anzweifeln“
@Hans Dampf
6 unterschiedliche Uniformen
Liest sich für mich nach Soldaten einschliesslich Vorgesetzter wissen was für den jeweiligen Soldaten persönlich nach Zweck zweckmässig ist
@Voodoo
Habe ich, ich habe nur völlig andere Vorstellungen von der Aufgabe der Reservisten.
@ThoDan @Hans Dampf
‚mal sehen, wie das beim „neuen Stiefelkonzept“ dann aussieht.
Im 08/15 Kasernendienst (von dem ich schrieb) heißt das für mich, dass jeder macht, was er will. Aber es ist bezeichnend, dass man im Zusammenhang mit diesem sonderlichen Gebaren immer das Zauberwort „Zweckmäßigkeit“ als Pseudobegründung liest. Und selbst außerhalb des 08/15-Kasernendienst sollte es lauten: Der Vorgesetzte befiehlt Anzug und Ausrüstung. Das überlässt er nicht dem persönlichen Gusto, zumindest wenn er den Begriff Fürsorge ernst nimmt. Aber damit läuft man natürlich Gefahr, dass man sich unbeliebt macht…
@ ThoDan
Sie wollen eine einsatzbereite Reserve für „den Krieg“ – sehe ich auch so. Entweder Sie haben mich grundsätzlich missverstanden oder ich hatte mich zu kompliziert ausgedrückt.
Diese Reserve kann aber nur etwas bewirken, wenn sie in funktionsfähige Strukturen eingebettet ist. Diese wurden nur seit Mitte der 1990er gründlichst vernichtet. Daher sind einzelne Leuchtturmprojekte wie die 6./233 eine nette Schlagzeile, aber im Grunde nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn die Aktiven schon am Stock gehen, wie soll dann eine effektive Reserve gebildet werden können?!
Die Beendigung der Flüchtlingshilfe wird immer mehr zur parteiübergreifenden Forderung der Fachpolitiker:
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/wehrexperten-wollen-bundeswehr-von-fluechtlingshilfe-entbinden-a-1070042.html
Mal sehen wann aus Worten Taten werden.
Zunächst muss sich ja auch mal das BMVg dazu äußern.
Da hat man ja noch stolz von einer Daueraufgabe gesprochen.
@Memoria | 01. Januar 2016 – 9:55
„Die theoretischen Grundlagen von COIN wurden jedoch weiterhin nicht behandelt.
Die internationalen Autoren sind weiterhin keine Pflichtlektüre.
Auch die Neuordnung des LGAN hat keine Stärkung des Anteils an Kriegs- und Konflikttheorie erbracht.“
Wie ich bereits sagte, handwerklich ist am LGAN nichts zu verbessern, aber akademisch hat er sich (leider) er in den letzten Jahrzehnten nicht fort entwickelt.
Der Offenbarungseid ist übrigens, dass man jetzt einen Master anbietet, aber nicht im Rahmen des 2jähigen Lehrgangs, sondern nur durch zusätzliche Wochenendseminare erreichbar und das auch nur in Kooperation mit der UniBwH. Peinlich :(
@Hans Dampf | 01. Januar 2016 – 12:34
„Aber es ist bezeichnend, dass man im Zusammenhang mit diesem sonderlichen Gebaren immer das Zauberwort „Zweckmäßigkeit“ als Pseudobegründung liest.“
+1
@Voodoo | 01. Januar 2016 – 13:03
„Daher sind einzelne Leuchtturmprojekte wie die 6./233 eine nette Schlagzeile, aber im Grunde nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Damit haben Sie grundsätzlich sicher Recht. Allerdings wurde vor kurzem auch ein vergleichbare Kompanie bei den FschJg aufgestellt (die 10./31) kann es sein, dass in allen KpfTrRgt/Brig jetzt FErsKp aufgestellt werden?! Das wäre dann natürlich mehr als nur ein Leuchtturmprojekt…
@Hans Dampf
Selbst im Kasernendienst ist das mEn falsch, vom Dienst im Feld/Übung/Manöver etc. pp. gar nicht erst anzufangen.
Wie man seine Core Body Temperatur effizient reguliert ist eine sehr persönliche Angelegenheit, d.h. der Vorgesetzte der befiehlt welche Kleidung des Soldaten diese reguliert hat gerade Bewiesen, das seine Kompetenz fragwürdig ist.
Weder Generäle noch Unteroffiziere können das frieren verbieten oder den Hitzschlag.
Anstatt den Soldaten beizubringen welche Techniken man anwendet und richtig im Rahmen der Sicherheit auswählt wird befohlen.
Gute, richtige Ausbildung und Führen mit Auftrag ist mkn was völlig anderes
@Voodoo
Ich glaube wir diskutieren leicht andere Punkte.
Ich will eine Reserve(Nationalgarde(Ein Wochenende im Monat – “ Wochen im Jahr) ) wenn es knallt, was ich definitiv ablehne ist es diese Reserve als Lückenfüller für die Reguläre/Aktive BW zu verwenden.
Freiwllig oder als Nebeneffekt von Ausbildung OK, nicht als Dauerzustand.
@Thomas Melber
Welche neue Stiefelkonzept?
@Memoria
Wenn die „Flüchtlingshilfe“ der BW zur „Daueraufgabe“ wird, dann wird der Ausnahmefall der Amtshilfe durch die Streitkräfte (und damit indirekte Vollzugshilfe) gem. §35GG zum Normalfall, der dann auch haushalterisch abgebildet werden muß. Somit die Institutionalisierung des Einsatzes der BW im Inneren durch die Hintertür. Das wäre imho der GAU für die FDGO wie sie geschrieben steht. Von daher ist dieses Dauereinsatzgeschwafel von Seiten des BMVg sehr kritisch zu sehen.
Interessante Diskussion über Reservisten, LGAN (mit dem wunderbaren Hinweis auf das Thema Bachelor vs Master und deren Einstufung in Sachen gehobener und höherer Dienst)…..und was sagt uns das ? Nun, mir sagt es, dass kreativ-politische ad-hocery kein Ersatz für Konzeption sein kann….ganz bestimmt nicht auf Dauer.
Ob „Yes, we can“ oder „Wir schaffen das“….das reicht nicht aus, wenn man keine Antwort darauf hat „WIE“ man das auf Dauer „krisenfest“ schaffen will. Piss Poor Planning Prevents Proper Performance.
@ ThoDan:
Gehen Sie mal in eine deutsche Kaserne. Beispiele? Mit dem Smock (glatt gebügelte Taschen) auf dem Weg zur Truppenküche. Bei 15 Grad Außentemperatur und Sonnenschein Wollmütze. Im „Combat Shirt“ im Geschäftszimmer. Oder mein Favorit: Die Unterziehjacke unter der Feldbluse. Etc. pp. Wer mir sowas mit „Zweckmäßigkeit“ oder „Temperaturempfinden“ begründet, den kann ich nicht ernst nehmen – um es zurückhaltend zu formulieren. Ich nenne sowas Effekthascherei und Sich-Abgrenzen-Wollen, beides hat in einer Armee nicht das geringste verloren.
Ich rede nicht davon, dass man befiehlt, eine lange Unterhose zu tragen oder die Feldjacke, weil einem kalt ist – das sollten Menschen, die älter als 3 x 6 Jahre sind, wählen und Waffen führen dürfen, hoffentlich eigenverantwortlich hinbekommen – eigentlich. Aber ob jemand einen Helm trägt oder nicht, das bestimme ich. Dass niemand mit „Ärmel kurz“ im Gefechtsdienst rumrennt, ohne Schutzbrille und ohne Handschuhe, darauf achte ich. Das meine ich mit „Anzug und Ausrüstung befehlen“ und vor allem: durchsetzen.
Aber wir schweifen ab – wobei auch diese Dinge, die sich in den letzten Jahren eingeschlichen haben – und die ich bei anderen Streitkräften in dieser Form und Ausprägung noch nicht beobachtet habe – zum schlechten Zustand dieser Streitkräfte gehören.
In der Truppe gibt es den schönen Spruch:“Wer nix kann, kann Anzug, Parkordnung und Rasur.“
Immer wieder schön wenn sich hohe Dienstgrade (Oberstleutnant aufwärts) im Einsatz mit der Anzugsordnung beschäftigen.
@TW
Richtig, mein Beitrag war zu lang. Es musste allerdings mal raus, auch wenn es nicht Ihren Vorstellungen entsprach.
Nicht nur Systemfehler, mangelnde Ausbildung, Vertuschung und Verschwendung führen zu den bekannten Ergebnissen.
Planker Aktionismus und der Ruf nach mehr Geld und Personal ersetzen nicht Haltung und Charakter handelnder Personen.
Ein System, welches ehrliche Kritik, Freiheit des Denkens und Mut zum begründeten Widerspruch nicht ernsthaft und dauerhaft zulässt, ist viel schlimmer als mancher Systemfehler. Daher musste der Zustand des Wegschaunens, der Obrigkeitsorientierung verankert in Sprechblasen und Powerpointschlachten im BMVg auch einmal länglich dargestellt werden. Solange mehr Kräft aufgewandt wird, mißliebige Soldaten und auch Beamte auszugrenzen, als sich mit Ihnen wirklich argumentativ auseinanderzusetzen, solange wird es nie gehen. Meinethalben kann ein Generalstabsoffizier auch mal einen mangelhaften Ausbildungsabschnitt durchlaufen, wenn der Auswahl- und Ausblildungsprozess Offiziere fördert, die Mut zur Ansage und Fähigkeit zur Aussage haben. Nicht nur Wissen vermitteln, sondern Begabung finden und Charakter fördern.
Wo, wenn nicht bei T.W. in AGgibt es so viele Menschen, die interessiert das Wohlergegen einer gesunden und dem Auftrgag entsprechenden Bundeswehr verfolgen. Seien Sie sicher, es gibt hervorragende Offiziere und Beamte in unserer Bundeswehr. Sie sind weit verteilt und nicht nur im BMVg.
@Hans Dampf
In vielen Kasernen gibt es oft mehrere TSK/Org Ber, dazu unzählige Verwendungen, auch kämpft man nicht mehr in Linie.
Der Anzug ist heute mehr denn je der Funktion oder Tätigkeit geschuldet als der Disziplin.
Professionalität drückt sich im Beherrschen des Handwerks aus und das kann mal ein Auftritt in der Öffentlichkeit sein und dann ist es eben ein korrekter Anzug aber eben nur dann.
@klabautermann / 14:26h
Mich wundert es ja auch wie man als IBUK die Bw quasi von sich aus und ohne Auflagen (zeitliche Befristung, u.a.) anbieten kann – als hätte man keine anderen Aufträge.
Eigentlich hätte man die Anträge fast alle ablehnen müssen, insbesondere die großzügige Bereitstellung von Liegenschaften. Gibt es für die auch einen Zeitplan zur Räumung? Wer übernimmt insgesamt die Kosten?
Und: neben den direkt vor Ort eingesetzten Kameraden gibt es ja auch viele die in Rufbereitschaft sind und einige, die daher am Wochenende nicht nach Hause können.
Bei dieser „Anzugsdebatte“ fällt mir wieder eine nette Geschichte ein:
Anfang der 90er saß ich mit dem ersten Kontingentführer der Heeresflieger (CH53) im „wilden Kurdistan“ in der Ministermaschine (Stoltenberg/Tupolew) auf dem Flug von Ankara nach Bonn zusammen und lauschte seinen Erzählungen über den Einsatz in Ostanatolien. Die erste Weisung, die er – per Fax – vom Heeresamt (damals OPCOM) in der forward ops-base erhielt war eine……..Anzugsordnung (!). Die hatte er zwar nicht angefordert, sondern die Bewilligung zum Einkauf/Einbau von GPS-Geräten, denn Fliegen über Kurdistan war wie Fliegen über See und da waren Karte und Kompass oftmals nicht unbedingt „ausreichend“ für sicheres Navigieren, denn Orts-und Strassenschilder waren in Ostanatolien auch nur selten anzutreffen, da das Erdbeben die Infrastrukturen ziemlich zerbröselt hatte.
Was hat der gute Mann gemacht ? Er hat einfach auf Rechnung bei Boeing (soweit ich mich erinnere) in Ankara 10 GPS-Geräte bestellt und „mit Bordmitteln“ einbauen lassen und hat dann die Rechnung nach Köln geschickt – per Fax ;-)…..was dann prompt zu „disziplinaren“ Ermittlungen führte. Während seiner Erzählung war „Stolti“ aus seiner Kabine gekommen (im Rücken des OTL) und lauschte aufmerksam…..mit dem Zeigefinger auf den Lippen, damit „wir“ seine Anwesenheit nicht für den OTL merkbar „registrierten“. Als der OTL mit seiner Geschichte zu Ende war, setzte sich der „kühle Klare aus dem Norden“ neben ihn und bat ihn um Vorlage eines ausführlichen Erfahrungsberichtes direkt über seinen Adju an den BM persönlich……und dann verschwand „Stolti“ wieder in seiner Kabine…….nun, das ministerielle Erdbeben in Köln ging damals sogar durch die Presse und der ehemaligen OTL wurde später General der Hubschrauber…ein richtig knuffiger Typ….genau wie sein damaliger BM…..wo sind diese „Typen“ bloß abgeblieben ?
@Memoria 1.1. 2016 9:55 Uhr
Um der Frage nach zu gehen ob das Heer auf Kante genäht ist möchte ich einige Punkte darstellen:
1. LoA Heer: Einsatz ( Stabops/durchaltefähig)
Im Heer2011 soll das Heer in der Lage sein für jeweils 4 Monate: 7 infanteristische Kompanien und 2 ISR-Kompanien zu stellen. Nähere Informationen: http://www.panzertruppe.com/detailansicht/das-heer-auf-dem-weg-in-die-zukunft.html
Diesen dort angegebenen Kräfteansatz müsste man *3 nehmen um den Kräfteansatz pro Jahr zu berechnen, den eine Division leisten muss. Diese Vorgaben für das Heer werden durch strategische Leitlinien (z.B. Konzeption der Bundeswehr) vorgegeben. Das wird von der politisch/militärischen Leitung als angemessen betrachtet. Aus diesem Kräfteansatz werden nun flexibel die Einsatzkontingente gebastelt.
2.
Im Jahr 2016 ist die 1. Panzerdivision für die Gestellung der Einsatzkontingente zuständig. Theoretisch sollte sie aus dem oben erwähnten Kräfteansatz schöpfen können.
Aber!!!: Die 1.PzDiv befindet sich im Moment noch in der Umstrukturierung!
Das heißt zum Beispiel:
Von den 8 Infanteristischen-Bataillonen fallen schon mal 3 für die Einsätze weg.
Die beiden neuen Jägerbataillone ( 91;413) dürften, da sie erst im 2. Halbjahr 2015 aufgestellt wurden, noch nicht für Einsätze zu Verfügung stehen. Das PzGrenbataillon 33 wird ebenfalls erst aufgestellt und steht für Einsätze nicht zu Verfügung. Das PzGrenlehrbataillon 92 muss zusätzlich 1 Kompanie zur Ausbildung auf Spz-Puma abstellen. -> von 27 infanteristischen Kompanien der 1.PzDiv stehen nur 15 Kompanien zu Verfügung.
Zusätzlich muss die 1.PzDiv noch 3,5 Inf-Kompanien für die Eu-Battlegroup stellen. Damit bleiben nur rund 11 Kompanien für die Einsätze. ->( 2-Kp ORF; 2-Kp Reserve RS; und halt auf die restlichen Einsätze verteilt. Das alles muss man noch mal 2, theoretisch aber mal 3 nehmen.)
Daraus Folgt: Die 1.PzDiv braucht Unterstützung durch D-F-Brigade. Zusätzlich wird deutlich warum unter anderem das Heer im Jahr 2016 für die Einsätze auf Kante genäht ist und evtl. die Objektschützer ran müssen (zumindest vielleicht für 1 HJ). Ich enthalte mich bewusst jeder Bewertung, wollte lediglich Fakten aufzählen um die Situation etwas besser zu verdeutlichen.
@Thomas Melber
Die Theorie vom „steuerbaren Chaos“ besagt ja, dass in jeder Krise auch Chancen liegen….das klappt aber nur, wenn man funktionierende „Steuerinstanzen“ redundant in Reserve hat, um dann eine chaotische crisis load tatsächlich in eine nachhaltige Chance „umsteuern“ zu können. Davon war aber in Frau Merkels Neujahrsansprache kein Wort zu hören……“man“ verläßt sich wieder auf die „Bereitwilligkeit“ der haupt-und nicht-hauptamtlichen, freiwilligen Helfer und das war’s ? Spätestens Mitte 2016 beginnt der BT-Wahlkampf……Frau Merkel und UvdL wären gut beraten, die BW bis dahin aus der Flüchtlingshilfe im Inland rauszuziehen und die Streitkräfte“ wieder zu 100% in ihrem militärischen Kernkompetenzbereich einzusetzen, zumindest aber einen klar sichtbaren Trend weg von diesem“Dauereinsatz“ im Inland einzuläuten………sonst könnte das ein weiterer GroKo-Spaltpilz werden.
@ klabautermann | 01. Januar 2016 – 14:26
.“..der dann auch haushalterisch abgebildet werden muß.“
Hatte immer den Eindruck Sie staenden noch an Deck und gehoerten nicht zur Sprechblasen-Elite Oder schon infiziert? „Abgebildet?……
@klabautermann | 01. Januar 2016 – 14:26
„Somit die Institutionalisierung des Einsatzes der BW im Inneren durch die Hintertür. Das wäre imho der GAU für die FDGO wie sie geschrieben steht.“
Ich sehe aus haushalterischen und praktischen Erwägungen auch sehr kritisch, aber das als Gefährdung für die FDGO zu sehen ist doch etwas übertrieben.
Natürlich würde es die Struktur der inneren Sicherheit der Bundesrepublik verschieben. Aber was hat das mit der FDGO zu tun?
Viele demokratische Staaten haben vergleichbare Strukturen, von daher das eigentlich kein Problem sein. Tatsächlich sind wir ja eigentlich die Ausnahme…
@Hans Dampf | 01. Januar 2016 – 15:12
+1
@Zimdarsen | 01. Januar 2016 – 17:01
Sich durch unnötiges Verstoßen gegen Befehle als zwanghaft als Individualist herausstellen (Combat-Shirt im GeschZi, Einsatzkampfjacke/aka Smock im Innendienst, kurze Ärmel im Gelände etc.) zu müssen ist kein Zeichen von Professionalität, sondern von Unsicherheit und/oder Charakterschwäche. Also genau nicht das, was man in einer „professionellen“ Armee (was auch immer das sein soll) braucht…
Ein P.S.
Wer erinnert sich eigentlich noch daran:
„Die Bundeswehr soll ab kommenden Freitag alle US-Kasernen in Deutschland vor möglichen Terroranschlägen bewachen. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Dazu seien 7.000 Mann notwendig. Nach ersten Berechnungen werde nahezu jeder Wehrdienstleistende länger als einen Monat Wache schieben müssen.
Die Maßnahme solle sich auf bis zu zwei Jahren beziehen, hieß es in dem Bericht. Das habe für große Unruhe innerhalb der Bundeswehrführung gesorgt.“ ( http://www.n-tv.de/politik/Unmut-bei-der-Bundeswehr-article115543.html)
Ein Artikel aus 2003, also wohl hier zulässig (?).
Die Verwerfungen, die dieser „Dauereinsatz“ gerade auch in der Marine damals erzeugt hat, waren erheblich: die Flottille der „Minenhacken“ (die als Schwerpunktflottille den Personaleinsatz zu stemmen hatte) hat ca. 5 Jahre gebraucht, um wieder „auf die Beine“ zu kommen in ihrer Kernkompetenz – und 2003 gab es noch die Wehrpflicht. Man kann Soldatinnen/Soldaten nur sehr begrenzte Zeit als „Lückenbüßer“ außerhalb des Verteidigungsauftrages einsetzen……..auf Dauer macht man damit die SK kaputt, das gilt insbesondere für „Berufsstreitkräfte“.
[Ein Artikel älter als ein Jahr, dazu kein Artikel einer deutschen Verlagswebseite, also doppelt zulässig. Aber als Zitat doch arg lang… habe es mal gekürzt, dank Link kann doch jeder selbst nachlesen. T.W.]
@student:
Das LoA und die erst im Aufwuchs befindlichen InfBtl sind mir bekannt. Es ist jedoch trotzdem nicht nachvollziehbar, da derzeit sehr wenig Infanterie durch Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden sind.
Bei MINUSMA handelt sich wohl um ein Kompanieäquivalent.
Dieses muss ich auch nicht aus der 1. PzDiv generieren.
Die Kräfte und Mittel müssten aus dem sog. Feldheer zu generieren sein.
Zumal man in der Führung ja immernoch so gerne von Anfangsoperationen einer Brigade.
Für mich ein weiterer Realitätstest.