KMW und Nexter: Zusammenschluss perfekt
Nachdem es am Wochenende noch Verwirrung um den Zusammenschluss der beiden europäischen Landsystemhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW, Deutschland) und Nexter (Frankreich) gegeben hatte, ist die Fusion am (heutigen) Dienstag planmäßig besiegelt worden.
Aus Zeitgründen und zur Dokumentation hier nur die Pressemitteilung dazu:
Krauss‐Maffei Wegmann und Nexter Systems haben Zusammenschluss vollzogen
Amsterdam, 15. Dezember 2015 – Nachdem alle erforderlichen Genehmigungen erteilt wurden, haben Krauss‐Maffei Wegmann (KMW) und Nexter Systems am 15. Dezember 2015 ihren Zusammenschluss vollzogen. Damit operieren zwei der führenden europäischen Hersteller militärischer Landsysteme aus Frankreich und Deutschland künftig gemeinsam unter dem Dach einer Holding nach niederländischem Recht mit Sitz in Amsterdam.
Die jeweiligen Alleingesellschafter beider Unternehmen haben alle ihre Anteile in die Holding mit der Rechtsform N. V. eingebracht und im Gegenzug jeweils 50 Prozent der Anteile an der Dachgesellschaft erhalten.
Im Rahmen des Vollzugs trat auch der Aufsichtsrat der gemeinsamen Holding zu seiner konstituierenden Sitzung in Amsterdam zusammen. Er umfasst sieben Mitglieder und steht unter dem Vorsitz des Belgiers Christian Jourquin. Vom französischen Eigentümer wurden Jean‐Severin Deckers (Agence des Participations de l’État‐APE) und Bertrand Le Meur (Direction general de l’armement‐DGA) in das Gremium delegiert, die Eigentümer von KMW benannten Dr. Manfred Bode und Axel J. Arendt. Neben dem unabhängigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurden Antoine Bouvier (CEO von MBDA) und Prof. Dr. Dr. h.c. Utz‐Hellmuth Felcht als weitere unabhängige Mitglieder von beiden Gesellschaftern in das Gremium berufen. Zu Vorständen (Co‐CEOs) der Holding bestellte der Aufsichtsrat den neuen CEO von Nexter Systems, Stéphane Mayer, und den Vorsitzenden der Geschäftsführung von KMW, Frank Haun.
Es ist ein großer Fehler für Deutschland.
Sämtliche Erfahrungen in der Kooperation mit französischen Unternehmen sind negativ. Die Franzosen sagen Europa und meinen Frankreich. Europäische Kooperation ist für sie eine rhetorische Finte, um nationale Belange rücksichtslos durchzusetzen.
@Adweg:
Franzosen? Deutsche? Ich dachte wir reden hier von privatisierten, gewinnorientierten Rüstungsunternehmen mit internationalem Absatzmarkt? Was hab ich verpasst?
Wie soll das Unternehmen jetzt überhaupt heißen?
Anscheinend die letzten Jahre Real Politik
Interessante Hochzeit. Interessanter vielleicht, dass sie doch noch stattgefunden hat.
Aber auch ich kann mich Adweg nur anschließen. Französische Firmen ticken anders.
Hier ist eine Hierarchie immer noch wichtiger, als Erfahrung oder Wissen. Hier gehen oft noch die Uhren langsamer und der Kunde bekommt, was der Hersteller will – nicht umgekehrt.
Ob eine 50:50 Gewichtung wirklich der aktuellen Leistungsbewertung und der aktuellen Kräfte entspricht, sei mal dahingestellt, aber für KMW ist es eine einfache Möglichkeit, die stringenten deutschen Rüstungskontrollen zu umgehen, denn eine einfache Ausgründung nach Holland (wir machen aus KMW GmbH eine KMW B.V. firmieren) ist ja nicht möglich gewesen.
Mal sehen, was das wird, denn die Ausrichtung und Ausrüstung der jeweiligen Hauptkunden ist doch sehr unterschiedlich. Eine Vereinheitlichung der Ausrüstung der Armée française und der Bundeswehr ist der einzige Weg, wirklich Kosten zu sparen. Ich persönlich sehe aber nicht, dass die Franzosen sich einen Millimeter von ihrer Einkaufspolitik beirren lassen.
Es bleibt spannend
@ AB
„Was hab ich verpasst?“
französische industrie-raison d’etre der letzen 30 Jahre?
Na dann bekommt das Deutsche Heer jetzt endlich auch seine eigene „Airbus Defense Industries“ So ist das halt, Erfolgsgeschichten multinationaler Rüstungsriesen setzten sich halt durch.
Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Rüstungssysteme (Land) einen Quantensprung im Hinblick auf Qualität, Preis-Leistung, Effizienz und Liefergeschwindigkeit erfährt. *Ironie off*
Bei aller Deutsch Französischen Freundschaft: Dass wird (zumindest aus Deutscher Sicht) ein Schuss in den Ofen. Wer meint ich male schwarz: Bitte diesen Beitrag archivieren, in 10 Jahren schauen wir mal wo wir dann so stehen.
Glückwunsch, Heer!
KLasse! Aus Frankreich setzt man den Chef der französichen Beschaffungsorganisation in den Aufsichtsrat einer in den Niederlanden registrieten privatwirtschaftlichen Firma! Hut ab, oder besser gesagt chapeau! In Deutschland definiert man zuerst die „Schlüsseltechnologien der deutschen Verteidigungsindustrie“ und verkauft dann große Teile der „(deutschen) Sensorik“ an Finanzinvestoren aus US, oder UK. Ein Schelm…..
@Pippi L. – Muss ich verpasst haben diese Pressemeldung zur Sensorbude in Ulm… Oder wissen Sie mehr als der Rest vom Schützenfest?
Kurze Kommentierung aus UK-Sicht.
http://www.armyrecognition.com/december_2015_global_defense_security_news_uk/german_krauss-maffei_wegmann_kmw_french_nexter_systems_have_completed_their_association_11512153.html
Der tiefere Sinn des Firmensitzes der neuen HOLDING in den Niederlanden nach Aufteilung des gemeinsamen Aktienpaketes auf beide Eigner, welche juristische, ökonomische und ordnungspolitische Idee verbirgt sich dahinter? Wo werden Steuern fällig, doch wohl in den Niederlanden, oder kennt das Konstrukt der Holding dazu besondere Regelungen, die Paris und Berlin gleichermaßen gerecht werden?
Der Aufsichtsrat traf sich zur konstituierenden Sitzung in Amsterdam unter Vorsitz des BELGIERS Christian Jourquin.
Die ganze Sache muss nicht in einer Art Land-EADS enden, die als Monopolist die Bundeswehr zu Mondpreisen beliefert.
Vielmehr besteht die Chance, die Konkurrenz im deutschen Landsystemlager aufrecht zu erhalten. Geschickt angestellt, kann es neben KMW-Nexter z.B. Rheinmetall-BAE (wie von einem anderen Kommentator vorgeschlagen) als Wettbewerber geben.
Und das beste: Wenn es irgendwann einen europäischen Wettbewerb um den nächsten Kpz gibt, hat Deutschland zwei Eisen (oder sogar noch mehr) im Feuer. Wir gewinnen, egal welches Konsortium den Zuschlag erhält.
Aus dieser Sicht ist der D-F-Zusammenschluss deutlich positiver zu bewerten als eine innerdeutsche Fusion.
@ Klaus-Peter Kaikowsky – Dahinter verbirgt sich eine ganz einfache Überlegung: Jede juristische Person des privaten Rechts unterliegt der Rechtsordnung des jeweiligen souveränen Staates in dem sie gemeldet ist. Nur ist in diesem Fall der Staat eben auch der einzige Kunde und kann damit starken Einfluss auf das Unternehmen ausüben. Genau diesen politischen Einfluss wollte man für den neuen Konzern nicht – daher hat KMW auch auf die Privatisierung von Nexter bestanden und die Holding wurde in einem neutralen Drittstaat gegründet. Dadurch ist der neue Konzern eben kein EADS/Airbus 2.0, sondern ein von privaten Unternehmern in freier Willensbildung gegründetes Unternehmen.
@Bang50
Super, danke. Die ersten gemeinsamen RüProj werdens hoffentlich belegen.
@ K.B.:
Ich hoffe, Sie haben schon die Socken neben dem Kamin platziert, denn bald ist Weihnachten und es kommt das Christkind und der Weihnachtsmann samt Rudolf und dem Rest der Herde, um diese prall mit Walnüssen und anderem Naschwerk zu füllen.
Ist die Untergangstimmung den angebracht wenn man Airbus betrachtet?
Eurocopter/Airbus Helicopters haben doch die erfolgreichen Produktlinien auch nicht aufgegeben. BK-117 als H135 und H145 werden doch, so scheint es, recht erfolgreich vermarktet. Super Puma als H215 und H225 (vormals von Aérospatiale). Die Liste laesst sich doch noch weiterfuehren. Die Flugzeugsparte von Airbus scheint doch auch nicht schlecht da zu stehen, so verkaufen sich A320 (+/- 1), und A330 wohl ganz gut.
Es sind doch nur die neuen, im multinationalen Auftrag, entwickelten militaerischen Projekte die so richtig gegen die Wand fahren.
Warum fuerchten so viele, dass Nexter/Kraus Maffei, sich in den Fuss schiessen und den auf dem Export-Markt erfolgreichen Leopard 2 oder andere nachgefragte Landsysteme aufgeben?
Mit der Fusion KMW Nexter treffen ja relativ unterschiedliche Unternehmensphilosophien aufeinander. KMW hat zumindest in meiner Wahrnehmung stets versucht durch Erfolg am Markt zu bestehen und eher weniger durch „staatliche Almosen“ im Heimatland. Bei der Braut hingegen bin ich mir da nicht so sicher. Es heiraten also zwei weil sie müssen. Durch den Ehevertrag wurde versucht, die staatliche Einflussnahme ein klein wenig zurückzudrängen. Schaun wir mal ob das gelingt.
@Pippi L.:
Bisher ist doch nicht wirklich raus, was bei ORLANDO rauskommt, oder? Die Position innerhalb AIN war bzgl. eines Verkaufes an ausländische Besitzer relativ eindeutig. Wie viel Mitsprache-/Sanktionsrecht man da hat, ggf. auch im Rahmen von Verträgen weiß ich nicht sicher. Kenne da nur Gerüchte. Man sollte dann auch noch wissen, welche Anteile Airbus noch an sonstigen mittelständischen Firmen im Sensorbereich besitzt und was damit geschieht.
Verteidigungspolitisch insbesondere im Bereich von Rüstungskooperationen braucht man Sachen die man einbringen kann. Möglichst Dinge, die man nur selber kann, oder in denen man besonders gut ist. So erhöht man zudem die Einstiegskosten für die anderen Staaten.
Na, geht doch ….
@ GERMANIAC & Woody
Nein, richtigerweise heben Sie auf die (noch) fehlende Pressemitteilung zu diesem Thema ab. Die Presseauswertung dazu ist jedoch eindeutig und derzeit sehe ich keine „Allianz“ seitens AIN/BMVg/BMWI/Bundestag mit einer einheitlichen Meinung den Absichten von Airbus beim Verkauf wesentlicher Teile der Sensorik an US/UK entgegen zu treten. Clevererweise haben sich ja einige der Investoren bereits „deutsch verpartnert“; wir werden sehen….
@Pippi L.
Pune auf Details eingehen zu wollen. Ohne „deutsche Verpartnerung“ würde möglicherweise weniger EP14 Gelder in die Entwicklung der Sensortechnologie fließen. Langfristig ist das ever weniger gut. Sowas würde z.B. den Standort Ulm gefärden. Was passiert eigentlich mit UMS? Pebbelt der deutsche Staat die Schlüsseltechnologie nach einem dann neuerlichen Verkauf an deutsche Eigentümer wieder auf?
Ich hoffe mal das Tafelsilber Wird nicht nach Außen verscherbelt.
@ Woods
Alles gute und richtige Fragen, die Sie hier stellen! Meinerseits kann ich hierzu nur Mutmaßungen abgeben, denn die entscheidenden Antworten müssen hier die „nationalen Stakeholder“ geben und dort ist es leider sehr still.
Allerdings ist da vielleicht ein Trend zu erkennen, wenn man sich einmal die Folien zu den nationalen Schlüsseltechnologien ansieht. Im Herbst letzten Jahres gab es noch einige offene Punkte (z.B. geschützte Fahrzeuge, Handfeuerwaffen, etc.). Im Juli diesen Jahres waren dann alle Bereiche definiert und siehe da, sowohl die Sensorik, als auch geschützte/gepanzerte Fahrzeuge wurden als nationale Schlüsseltechnologien klassifiziert. Und was erleben wir jetzt gerade…? ! Was sind also die ganzen Erkenntnisse und Bekenntnisse wert, wenn es keinen interessiert und/oder sich keiner daran hält?!
Nach 60 Jahren Bundeswehr ist nun auch die deutsche Rüstungsindustrie auf dem Weg in die freie und globale Marktwirtschaft. Das muss nicht schlecht sein, ob es aber gut wird, wird die Geschichte uns in ein paar Jahren lehren.