Kampf gegen ISIS: Tornados nach Inçirlik, Aufklärung ab Januar, Mandatstext
Das Bundeskabinett hat am (heutigen) Dienstag, wie erwartet, das Mandat für einen Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen die islamistischen ISIS-Milizen beschlossen. Aufklärungstornados und Satellitenergebnisse, außerdem Luftbetankung sollen möglichst schnell der von den USA geführten internationalen Anti-ISIS-Koalition zur Verfügung gestellt werden, so bald der Bundestag dem Mandat zugestimmt hat. Zudem ist Fregatten-Geleitschutz für den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle vorgesehen. Im Mandatstext selbst, der bis zu 1.200 deutsche Soldaten für diesen Einsatz vorsieht (Text unten), sind diese Fähigkeiten allerdings recht breit und nicht so detailliert spezifiert.
Nach der Kabinettsentscheidung sind auch ein paar mehr Einzelheiten klar. So steht inzwischen fest, dass die sechs deutschen Tornados ebenso wie das Tankflugzeug auf der türkischen Basis Inçirlik stationiert werden sollen, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, ankündigte. Zwar könnten nach einem Parlamentsbeschluss recht schnell die ersten zwei Jets sowie die Technik und das Bodenpersonal verlegt werden – mit Aufklärungsflügen soll aber erst Anfang Januar begonnen werden: Die nötige Auswertetechnik für die Aufklärungskameras ist nach Flosdorffs Worten wegen des NATO-Großmanövers Trident Juncture einer Übung noch in Spanien und muss von dort in die Türkei geschafft werden.
Die Aufklärungsergebnisse sowohl der (mit Luft-Luft-Raketen bewaffneten) Recce-Tornados als auch des deutsch-französischen Satellitenverbundes aus SAR-Lupe (deutsche Radardaten) und Helios II (französische optische Aufklärung) sollen künftig der Anti-ISIS-Koalition, also der Operation Inherent Resolve, zur Verfügung stehen. Allerdings wollen die beiden Länder nicht vorbehaltlos ihre Kenntnisse teilen – welche Aufklärungsdaten (und in welcher Qualität) weitergegeben würden, soll für die Tornado-Bilder von deutscher, für die Satellitendaten gemeinsam deutsch-französisch entschieden werden.
Die Aussagen dazu aus der Bundespressekonferenz – neben Flosdorff äußerte sich, gleich zu Beginn, Regierungssprecher Steffen Seibert sowie später auch Außenamtssprecherin Sawsan Chebli – hier zum Nachhören (unten habe ich die Abschrift nachgetragen):
Der vom Kabinett gebilligte Mandatstext ist, soweit ich das bislang feststellen konnte, mit dem gestern bekannt gewordenen Entwurf identisch. Hier mal zum Nachlesen – falls es Abweichungen gibt, die ich übersehen habe, bitte ich um Hinweise in den Kommentaren:
Bundeswehr_ISIS_Mandatstext2015
Nachtrag: Das Transkript des O-Tons oben:
StS Seibert: Guten Tag, meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat heute (in der Kabinettssitzung) den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch den sogenannten IS beschlossen. Die Entsendung steht unter dem Vorbehalt der konstitutiven Zustimmung des Deutschen Bundestags.
Die völkerrechtliche Grundlage für die Entsendung ist die Unterstützung Frankreichs, Iraks und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen IS auf der Grundlage des in Artikel 51 der UN-Charta garantierten Rechts auf kollektive Selbstverteidigung und im Zusammenhang mit den Resolutionen 2170, 2199 und 2249 des UN-Sicherheitsrats. Die Unterstützung für Frankreich erfolgt darüber hinaus in Erfüllung der Beistandspflicht nach Artikel 42 Absatz 7 des Vertrags über die Europäische Union. Die Entsendung erfolgt im Rahmen und nach den Regeln eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit nach Artikel 24 Absatz 2 unseres Grundgesetzes.
Der IS stellt eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit dar, und zwar wegen seiner extremistisch-salafistischen Gewaltideologie, wegen seiner terroristischen Handlungen, seiner anhaltenden schweren, systematischen und ausgedehnten Angriffe auf Zivilpersonen sowie seiner Anwerbung und Ausbildung ausländischer Kämpfer. Das sind die wesentlichen Gründe.
Vor dem Hintergrund der Anschläge von Paris bittet Frankreich um weitere Unterstützung im Kampf gegen IS in dessen Kerngebiet Irak und Syrien. Deutschland unterstützt unmittelbar durch Bereitstellung von Aufklärungsmitteln. So können auch grenzüberschreitende Bewegungen erkannt werden sowie die tatsächliche Größe des Operations- und Einflussgebiets aufgeklärt werden. Darüber hinaus wird Deutschland mit Tankflugzeugen zur Luftbetankung beitragen, mit einer Fregatte als Begleitschutz für den französischen Flugzeugträger sowie mit Personal in Stäben und in Hauptquartieren. Zur Sicherstellung der in diesem Rahmen erforderlichen Fähigkeiten sind bis zu 1.200 Soldatinnen und Soldaten erforderlich.
Neben den unmittelbaren Unterstützungsleistungen will die Bundesregierung die französischen Streitkräfte durch die Übernahme stärkerer Verantwortung beim Kampf gegen islamistischen Terrorismus in Mali sowie durch die Bereitstellung medizinischer Soforthilfe bei eventuellen Großschadensereignissen in Frankreich entlasten.
Die Bundesregierung betont, dass diese Herausforderung allein mit militärischen Mitteln nicht bewältigt werden kann. Das diplomatische Engagement für eine Lösung der Syrien-Krise und in der Region bleibt für uns von zentraler Bedeutung.
Die Bundesregierung wird zudem ihr ziviles Engagement in Syrien, im Irak sowie in den Nachbarländern Syriens zur Unterstützung von Flüchtlingen, von Binnenvertriebenen und der Bevölkerung in den aufnehmenden Gemeinden ausweiten. Es gibt keine falsch verstandene Alternative von „militärisch oder zivil“, von „außen- oder innenpolitisch“, es gibt nur die Frage, welches Mittel an welcher Stelle effektiv ist. In Syrien und im Irak ist der Einsatz auch militärischer Mittel in der aktuellen Situation richtig und notwendig. (…)
Frage : Herr Seibert, ich würde gerne einmal wissen, wie es jetzt vom Zeitplan her konkret weitergehen wird. Wenn der Bundestag noch in dieser Woche beschließen wird, heißt das dann, dass noch Ende dieser Woche die ersten Soldaten in Marsch gesetzt werden, die sich an dem Syrien-Einsatz beteiligen?
Zweitens würde mich interessieren: Wem werden denn die Aufklärungsergebnisse, die deutsche Soldaten in Syrien sammeln, zur Verfügung gestellt? Werden die nur den Nato-Partnern zur Führung gestellt? Werden die auf einer breiteren Ebene denen zur Verfügung gestellt, die gegen IS kämpfen?
Eine letzte Frage habe ich zum Finanzvolumen und zur Finanzierung dieses Einsatzes. Man hatte da in den letzten Tagen schon etwas von mehr als 130 Millionen Euro gehört. Deckt das eigentlich nur den Syrien Einsatz im engeren Sinne ab, oder deckt das auch die Verstärkung des Engagements in Mali und die Verstärkung von sonstigen zivilen Projekten in Syrien und den Nachbarländern ab? Vielleicht können Sie das klarstellen.
StS Seibert: Ich kann Ihnen zu der letzten Frage nach den Finanzen nichts sagen. In dem heutigen Mandat steht davon nichts. Ich müsste dann die Kollegen aus dem Finanzministerium bitten, das zu übernehmen.
Ich kann Ihnen auch nicht wirklich weiterhelfen, was den weiteren Fahrplan anbetrifft. Das Kabinett hat wie angekündigt das Mandat beschlossen und es somit auch auf den weiteren parlamentarischen Weg gebracht. Es liegt nun in den Händen des Parlaments, zu entscheiden, wann es die notwendigen Lesungen, die abschließende Lesung und den Beschluss herbeiführen will. Das kann ich Ihnen hier jetzt nicht sagen.
Sie merken an der Tatsache, dass wir dafür die Kabinettssitzung von Mittwoch auf den Dienstag vorverlegt haben, dass wir die Sache als dringlich ansehen und dass wir uns natürlich auch einen zügigen Beschluss des Parlaments wünschen.
Zusatzfrage : Können Sie vielleicht noch zu der Frage, wem das Aufklärungsmaterial – – –
StS Seibert: Ich glaube, das macht am besten Herr Flosdorff für das Verteidigungsministerium.
Flosdorff: Alle deutschen Aufklärungsergebnisse werden in vorhandene multinationale Strukturen integriert. Stellen Sie sich die Führungsstruktur vor: Ganz oben steht CENTCOM in Tampa, Florida, das die gesamte Operation koordiniert. Darunter gibt es das Hauptquartier der Koalition in Kuwait, wo auch eine maritime Steuerung angehängt ist. Darunter gabelt sich dieser Führungsbaum dann. Da gibt es für die Landstreitkräfte das Kommando in Bagdad, von wo aus zum Beispiel nach Erbil koordiniert wird, und für alle Luftstreitkräfte gibt es in Katar in Al Udeid – so heißt die Luftwaffenbasis – ein Hauptquartier. Von da aus werden die gesamten Aufträge an die Tornados erteilt. In diesem Stab ist dann auch schon ein deutsches Element integriert, das auch dafür Sorge tragen kann, dass die Aufträge, die erteilt werden, so sind, wie es sich mit dem Zweck, nämlich dem Kampf gegen IS, vereinbaren lässt. Dann gehen die Tornados in die Luft, sammeln die Ergebnisse, und dann gibt es eine nationale Auswertung. Dann kann auch entschieden werden, in welcher Qualität und an welche Verbündeten diese Aufklärungsergebnisse weitergegeben werden. In der Regel wird das dann an die Luftstreitkräfte der Koalition weitergegeben, die von Katar aus koordiniert fliegen. Das sind die Verbündeten, die auch jetzt und schon die ganze Zeit – seit fast einem Jahr – dort fliegen. In der Regel ist das eine gute, eingespielte und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Da werden die Ergebnisse dann eingespeist. Aber vorher gibt es eine nationale Auswertung und auch eine Entscheidung darüber, was für Ergebnisse an wen weitergegeben werden.
Zusatzfrage : Nur zur Klarheit: Bleibt Russland damit außen vor?
Flosdorff: Russland ist, was Aufklärungsergebnisse angeht, auch bisher nicht in diese Strukturen eingebunden. Das ist nicht zu verwechseln – das hatte ich hier gestern auch schon einmal gesagt – mit dem sogenannten „deconflicting“, also dieser rudimentären Information darüber, wer sich zu welcher Zeit in welchem Luftraum befindet, damit keine Unfälle, Missverständnisse oder unbeabsichtigte Aktionen passieren. Es ist bisher nicht so, dass Aufklärungsergebnisse nach unseren Kenntnissen an Russland oder auch den Iran oder Damaskus weitergegeben werden.
Weissgerber: Es ist tatsächlich so, wie Sie sagen: Für den Einsatz der deutschen Streitkräfte im Kampf gegen den IS werden für 2016 ungefähr 134 Millionen Euro eingeplant. Es gibt jetzt haushaltsrechtlich eine Titelgruppe dafür. Die Finanzierung erfolgt aus dem Einzelplan des Bundesverteidigungsministeriums, also aus dem Einzelplan 14. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Das ist Kapitel 1401, Titelgruppe 08. Das ist eben die Titelgruppe „Maßnahmen der Bundeswehr im Zusammenhang mit internationalen Einsätzen“. Diese 134 Millionen Euro beziehen sich jetzt tatsächlich auf den Kampf gegen den IS, also nicht auf die weiteren Einsätze, die Sie angesprochen haben.
Man muss noch wissen: Im Haushaltsvollzug ist es so, dass dieser Titel einem Gesamtdeckungsvermerk untersteht. Das heißt, dass er mit anderen Titeln des Einzelplans des Verteidigungsministeriums verstärkt werden kann. Man kann also auf andere Titel zurückgreifen, wenn dieser Titel nicht ausreicht.
Zusatzfrage : Aber eine Gesamtsumme – sprich: für Mali, ziviles Engagement, Aufstockung, IS – gibt es von Ihrer Seite nicht?
Weissgerber: Bisher sind in dieser besagten Titelgruppe, in diesem Einzelplan 14, rund 360 Millionen Euro vorgesehen. Wie gesagt: Die jetzt veranschlagten Ausgaben können wir aus dem Einzelplan finanzieren, und Vorsorge ist getroffen, eben durch diesen Gesamtdeckungsvermerk.
Flosdorff: Es war noch etwas hinsichtlich der Zeitlinien offen geblieben, nach denen Sie gefragt hatten: Immer vorausgesetzt, dass der Deutsche Bundestag das Mandat beschließen wird – wenn es denn in dieser Woche beschlossen werden wird; wir wissen es nicht -, könnten wir bereits in der nächsten Woche zwei Tornado-Flugzeuge nach İncirlik verlegen. Auch der Tank-Airbus könnte nach İncirlik überstellt werden. Das wäre auch das Element, das als erstes in den Einsatz gehen könnte. Dafür gilt aber trotzdem die Grenze des Mandatsbeginns.
Die Tornados könnten voraussichtlich erst Anfang Januar mit ihrer Aufklärungsarbeit beginnen. Der Hintergrund ist, dass die Auswertungseinheiten wegen des Manövers in Spanien noch mit Gerätschaften in Spanien sind und von dort aus nach İncirlik verlegt werden müssten. Deswegen würde das erst mit einiger Verzögerung stattfinden können.
Frage : Herr Seibert, war der Krieg gegen den Terror in den letzten 14 Jahren so erfolgreich, dass die Bundesregierung sich jetzt dafür entschieden hat, daran teilzunehmen?
StS Seibert: Er war und ist auf jeden Fall notwendig.
Zusatzfrage : Warum?
StS Seibert: Ich denke, dass es sich von selbst erklärt, dass man gegen Gruppen, die eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen, wie ich es hier dargestellt habe, vorgeht. Die Gefahr, die von solchen Gruppen für uns alle ausgeht – für uns alle in der freien Welt, für uns alle, die wir den Hass dieser Gruppen auf uns gezogen haben -, wird durch Nichtstun nicht geringer.
Zusatzfrage : Könnten Sie einmal erläutern, warum die Bundesregierung jetzt nicht auf ein UN-Mandat warten wollte und konnte, das den Einsatz auf eine sichere Grundlage stellt?
StS Seibert: Ich habe Ihnen die völkerrechtliche Grundlage dieser Entsendungsentscheidung der Bundesregierung dargelegt, und dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Frage : Herr Flosdorff, Sie hatten ja gestern verständlicherweise gesagt, Sie könnten zu den Details noch nicht so viel sagen. Können Sie heute die Zahl 1.200 aus dem Mandat ein bisschen aufschlüsseln und sagen, was wofür vorgesehen ist?
Dann noch zu den Zeitlinien: Wenn der Aufklärungsbeginn aus technischen Gründen ohnehin erst im Januar liegen kann, welchen Sinn ergibt es dann, jetzt schon relativ zügig zwei Tornados nach İncirlik zu verlegen? Die können dann ja nicht aktiv werden.
Flosdorff: Nein, die sind, um einmal hinten anzufangen, da nicht aktiv, aber die Infrastruktur muss jetzt sukzessive und Schritt für Schritt aufgebaut werden. Es geht ja nicht nur um die Tornados selbst, sondern auch die gesamte Technik, die ganze Infrastruktur darum herum und die Logistik werden da herunter verlegt. Es wird nicht bei den Tornados bleiben. Das gehen wir jetzt Schritt für Schritt an. Es ist ja vieles zu koordinieren und vieles zu tun.
Was die Obergrenze angeht: 1.200 Soldaten ist die Obergrenze. Das ist also eine Maximalzahl, die wir ausschöpfen können. Das heißt nicht, dass permanent 1.200 Soldaten oder auch nur mehr als 1.000 Soldaten im Einsatz sein werden. Die Erkundungen laufen zum Teil auch noch und werden abgeschlossen. Das heißt also, wir müssen schauen, welche Infrastruktur an welchem Standort vorhanden ist und was andere Nationen gegebenenfalls noch einbringen. Deswegen müssen wir auch Maximalplanungen machen. Wir haben einige Hundert Soldaten, die in der luftgestützten Aufklärung beschäftigt sein werden, und 250 Soldaten, die für den Schutz und die Begleitung der Fregatte vorgesehen sind. Für die Luftbetankung sind auch mehr als 100 Soldaten – zwischen 100 und 200 – sowie Stabspersonal vorgesehen, weil ja unterschiedlichste Stäbe in dieser ganzen Kette – von den USA über Kuwait bis nach Katar – auch mit deutschem Personal versehen werden müssen.
Dann brauchen wir darüber hinaus noch zwei Puffer, und zwar einen Puffer, weil wir für ein Jahr lang Personalpuffer einplanen. Es kann auch möglich sein, dass wir im Rahmen dieser Operation vielleicht den Standort wechseln und noch unterschiedliche Elemente einführen müssen. Dafür brauchen wir Flexibilität. Je nachdem, was man dann für eine Infrastruktur an einem anderen Standort vorfindet, muss man dann vielleicht noch einmal die Logistik hochfahren, muss man vielleicht noch im Sanitätsbereich eine Rettungskette oder irgendetwas darstellen. Deswegen ist so ein Puffer da.
Das gilt natürlich auch für den Kontingentwechsel. Wenn einmal eine Fregatte eine Zeit lang eine andere ablöst, im selben Seegebiet aktiv ist und vielleicht auch in irgendeiner Form eine Leistung für den Einsatz erbringt, dann muss man sich nicht irgendwie der Diskussion stellen, warum man dann vielleicht mit einem oder fünf Soldaten über der Obergrenze liegt. Die ist hier mit dem Mandat, wie es jetzt konzipiert ist, komfortabel ausgestattet.
Zusatz : Ich entnehme Ihren Worten, dass İncirlik jetzt als Basis gesetzt ist, sowohl für Tanker als auch für Aufklärung.
Flosdorff: Ja, es steht seit gestern fest, dass jetzt für beide Flugkomponenten İncirlik die Basis ist, was aber nicht heißt, dass sich im Laufe des Jahres nicht auch noch einmal andere Entwicklungen ergeben können.
Frage: Ich hätte eine Frage an Herrn Seibert und zwei an Herrn Flosdorff.
Herr Seibert, durch diesen Einsatz zeigen Sie Ihre Solidarität gegenüber Frankreich. Hoffen Sie, dass Frankreich und andere EU-Länder die gleiche Solidarität bei der Flüchtlingsverteilung aufbringen?
Herr Flosdorff, der Bundeswehrverband sagt, dass der Einsatz weit mehr als zehn Jahre dauern soll. Ist das eine realistische Annahme?
Zu den Zielen: Sind die auf Syrien und den Irak begrenzt, oder sind andere Länder wie Libyen eventuell auch betroffen?
StS Seibert: Ich finde die Ernsthaftigkeit der Gefahr, die uns allen durch den IS droht, und das Entsetzen über die terroristischen Anschläge in Paris zu groß, um sie hier mit anderen Themen zu verbinden. Deutschland ist ja schon seit Längerem Teil der Koalition im Kampf gegen IS. Wir sind Ausrüster und Ausbilder der Peschmerga im Norden des Irak. Wir engagieren uns also schon länger gegen den IS. Nun, nach den jüngsten schrecklichen Anschlägen, ist der Moment gekommen, um, ja, in Solidarität mit Frankreich und zur Unterstützung Frankreichs, aber auch zur Abwehr einer Gefahr, die uns ganz genauso betreffen kann, diese zusätzlichen Maßnahmen zu beschließen.
Flosdorff: Was das Einsatzgebiet angeht, liegt der Schwerpunkt natürlich in Syrien und im Irak. Es gibt aber auch Möglichkeiten, da wir nicht wissen, wo zum Beispiel Boxen für Luftbetankungen sein müssen oder wo sich zum Beispiel die Fregatte aufhält, wenn sie sich im Kontext des Trägerverbandes, der im Moment im Mittelmeer ist, in andere Gebiete weiterbewegt. Dann würde sich die Fregatte mitbewegen. Insofern braucht man da Flexibilität, was das Mandatsgebiet angeht.
Was jetzt die Schätzung des Bundeswehrverbandes dazu angeht, wie lange das Engagement dauern könnte, kann ich nur darauf hinweisen, was die Ziele sind. Die ergeben sich aus der UN-Resolution. Dabei geht es zum einen darum, den IS aus den vom IS eroberten und beherrschten Gebieten in Syrien und im Irak zu vertreiben und ihm damit möglichst auch das Rückzugsgebiet des IS zu nehmen, aus dem heraus er Terrorakte in der Region, aber auch bis hin nach Europa plant und vorbereitet. Außerdem geht es darum, die anderen Staaten rundum zu stabilisieren und insgesamt zu befrieden, sodass die Region wieder eine Perspektive haben kann.
Wann wir diese Ziele erreichen werden, kann ich Ihnen heute nicht sagen. Ich weiß nicht, auf welcher Kalkulation jetzt die Schätzung des Bundeswehrverbandes beruht. Sehr viel hängt auch davon ab, wie der begleitende politische Prozess verlaufen wird. Ich würde sogar sagen: Davon hängt noch mehr ab als von dem militärischen Prozess. Militär kann Raum schaffen, kann Zeit kaufen für diesen notwendigen politischen Prozess in der Region. Dabei hängt sehr viel davon ab, wie der Prozess von Wien weitergeht, wie die Verständigung innerhalb des Irak weitergeht und auch davon, ob der Beauftragte der UN für Libyen Erfolg damit hat, die Kräfte im Land zu einen und sie auch dort gegen den IS zu mobilisieren. Insofern kann ich Ihnen keine Bewertung dazu abgeben, wie valid oder nicht valid das ist. Fragen Sie den Bundeswehrverband.
Chebli: Vielleicht nur ein ergänzender Punkt, weil der Minister den in seinem gestrigen Interview mit der „Bild“ auch genannt hat: Wir brauchen langen Atem. Ich meine, das Mandat ist auf ein Jahr ausgelegt. Wir werden natürlich rechtzeitig bewerten, ob die Maßnahmen, die wir beschlossen haben, dann noch sinnvoll sind, ob sie ergänzt, erweitert, aufgehoben oder was auch immer werden müssen. Dies vielleicht nur in Ergänzung dessen, was Herr Flosdorff gesagt hat.
Ganz klar ist: Ob der IS besiegt wird, hängt vielleicht stärker als von der militärischen Komponente von den Entwicklungen ab, die es in Wien gibt, vom politischen Prozess. Da gibt es einen Fahrplan, auf den man sich geeinigt hat. Aber der Minister hat darauf hingewiesen, dass es bis zur Umsetzung dieses Fahrplans noch zahlreiche Baustellen gibt, die überwunden werden müssen, beginnend damit, dass wir uns auf Oppositionsgruppen einigen, auf Terrororganisationen. Dann geht es um einen Übergangsprozess, der geschaffen werden muss. Dann geht es perspektivisch um Wahlen und eine Verfassung. In diesem ganzen Zusammenhang der einzelnen Akteure mit ihren einzelnen Interessen und mit ihren divergierenden Interessen – Interessen, die in verschiedene Richtungen laufen – sowie bei dieser Komplexität und komplexen Lage sehen Sie, dass es zahlreiche Hindernisse gibt, die zu überwinden sind, um diesen Fahrplan letztendlich umzusetzen. Aber ganz klar ist: Der Sieg gegen ISIS wird maßgeblich davon abhängen, ob es uns gelingen wird, Syrien einer politischen Lösung zuzuführen.
Frage : Herr Flosdorff, ich habe zwei kurze Fragen. Die eine Frage ist schon bekannt: Wie viel Tornados werden insgesamt in die Region verlegt, also als maximale Zahl?
Zweite Frage: Sie sagten, den Russen würden die Ergebnisse der Aufklärung nicht mitgeteilt. Mich würde interessieren, wie die Abstimmung der Flugbewegungen in der Praxis verläuft oder verlaufen soll.
Flosdorff: Um mit der zweiten Frage zu beginnen, wie das in der Praxis genau abläuft: Deutschland ist bislang nicht Teil der fliegenden Nationen. Es gibt eine rudimentäre Abstimmung. Es gibt ein „deconflicting“. Das heißt, man teilt sich offensichtlich mit, wer zu welcher Zeit in welchem Luftraum unterwegs ist – wie breit, wie hoch, wie tief und mit welchem Ziel -, sodass die anderen gewarnt sind; so ist es bisher nachrichtlich in der Koalition. Deutschland würde sich dort einfügen.
Zur Mitteilung von Aufklärungsergebnissen: Mir ist nicht bekannt, dass das gegenüber Russland erfolgt.
Die andere Frage war, wie viele Tornados verlegt werden. Wir planen, bis zu sechs Tornados in İncirlik zu stationieren. Es werden aber immer nur zwei zur gleichen Zeit in der Luft sein. Zwei machen sich dann einsatzbereit und könnten eventuell gleich wieder starten, wenn es notwendig wäre, und zwei Maschinen stehen in Reserve, falls einmal Reparaturen notwendig sind und sich Defekte ergeben.
Frage : Herr Flosdorff, nur noch einmal als Verständnisfrage: Es sind ja auch iranische Bodentruppen in Syrien und im Irak, die gegen ISIS kämpfen. Gibt es da irgendeine Kooperation mit iranischen Offiziellen, damit man nicht versehentlich diese Stellungen bombardiert?
Flosdorff: Deutschland bombardiert nicht, Deutschland schickt Aufklärungsflugzeuge. Die Koordination dessen, was Luftschläge angeht, erfolgt von den Hauptquartieren aus. Es gibt selbstverständlich auch eine Koordination zwischen Luft und Boden. Alle Bodenbewegungen werden von Bagdad aus koordiniert. Dort laufen Informationen zusammen, aber das muss jetzt nicht mit den deutschen Aktivitäten zu tun haben.
Frage : Herr Seibert, Herr Flosdorff, für jeden anständigen Plan gilt ja, dass man eine Entry- und eine Exit-Strategie braucht. Können Sie einmal erläutern, wie die Exit-Strategie dieses Einsatzes aussieht? Wann ist der Einsatz also erfüllt?
StS Seibert: Ich habe am Anfang gesagt, was wir mit diesem Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte erreichen wollen: Wir wollen terroristische Handlungen durch den IS verhüten und unterbinden. Man könnte auch sagen: Wir wollen dem IS die Fähigkeit nehmen, aus Syrien Terrorangriffe zu steuern. Vielleicht könnte man auch sagen: Wir wollen ihn unschädlich machen. Dafür muss man gegen den IS in seinem derzeitigen Herrschaftsgebiet vorgehen, in dem er ungehindert Menschen ermordet, versklavt und vergewaltigt.
Flosdorff: Das sind exakt die Punkte, die ich eben auch schon einmal aufgezählt habe und die sich aus der UN-Resolution ergeben.
Zusatzfrage : Wenn ISIS zerstört ist oder wenn es ISIS nicht mehr gibt, wird der Einsatz der Bundeswehr also beendet sein. Richtig?
Flosdorff: Das sind die Ziele, die durch die UN-Resolution beschrieben worden sind und der sich nicht nur Deutschland, sondern auch die gesamte Koalition verschrieben hat.
Frage : Herr Flosdorff, mich würde noch die Satellitenaufklärung interessieren, die ja ausdrücklich genannt wird. Es gibt bei der Satellitenaufklärung ohnehin eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich. Deutschland liefert die Daten der SAR-Lupe und Frankreich die optischen Daten der Helios-Satelliten. Worin besteht denn jetzt die neue Qualität? Besteht sie darin, dass diese Daten eben nicht nur Frankreich, sondern auch der gesamten Anti-ISIS-Koalition zur Verfügung gestellt werden? Das habe ich noch nicht ganz verstanden.
Zweite Frage: Ich nehme an, die deutschen Tornados sind bei diesen Einsätzen zum Selbstschutz bewaffnet.
Flosdorff: Um hinten anzufangen: Die deutschen Soldaten sind dort, wo es notwendig ist, zum Selbstschutz bewaffnet.
Zusatz : Ich meine die Tornados.
Flosdorff: Die Tornados werden auch zum Selbstschutz bewaffnet sein. Die normale Bordbewaffnung wird also dabei sein, aber es werden sozusagen keine Bodenziele bekämpft.
Zusatzfrage : Das ist klar. Aber wird es Luftraketen geben?
Flosdorff: Ich weiß, dass es bei den Tornados Abwehrmechanismen gegen Raketenbeschuss gibt. Ob jetzt im Detail auch eine Luftrakete dabei ist, kann ich Ihnen hier ad hoc nicht sagen; es tut mir leid.
Zusatz : Die Satellitenfrage noch!
Flosdorff: Zu den Satellitendaten: Sie haben recht, da gibt es eine eingespielte, gute Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland. Um es noch einmal für diejenigen, die hier wie Herrn Wiegold nicht vom Fach sind, zu erklären: Frankreich hat einen hervorragenden Satelliten für optische Aufklärung, und Deutschland hat einen sehr guten Radarsatelliten, der Radardaten liefert. Wenn man die beiden übereinander schaltet, dann bekommt man zu jeder Tages- und Nachtzeit auch durch Wolkendecken hindurch hervorragende und hochauflösende Bilder. Das ist eine Hochwertfähigkeit, die Deutschland und Frankreich auch der Koalition zur Verfügung stellen wollen. Dafür ist es notwendig, dass man diesen Satelliten, der sich im Moment noch woanders befindet, oder diese Satelliten über dieses Gebiet manövriert und dann neu ausrichtet. Die Daten, die dabei gewonnen werden, muss man sich wie einen 30 Kilometer breiten Streifen vorstellen. Da kann man dann ausrichten und auch bestimmte Gebiete aufklären. Hier wird es sicherlich Wünsche an Deutschland und Frankreich in Bezug darauf geben, welche Gebiete das sein sollen. Die Daten werden gemeinsam durch Deutschland und Frankreich ausgewertet. Gemeinsam werden diese beiden Länder beschließen, was mit diesen Daten geschieht und an wen man das weitergibt. Aber natürlich sind sie dafür bestimmt, der Koalition im Kampf gegen IS in dem Sinne, wie er auch in der UN-Resolution beschrieben ist, zu helfen.
Frage: Herr Seibert, ist man innerhalb der Bundesregierung darüber besorgt, dass durch den Einsatz die Terrorgefahr in Deutschland erhöht werden könnte? Plant man in diesem Zusammenhang irgendwelche verschärften Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland?
StS Seibert: Über einzelne Sicherheitsmaßnahmen werden wir hier sicherlich nicht berichten. Grundsätzlich gilt, dass Deutschland wie alle Länder der freien Welt bereits seit Längerem ein erklärtes Ziel der Terroristen ist. Diese Bedrohung haben wir bereits seit Jahren zunehmend verspürt.
Flosdorff: Weil mein Mikrofon gerade noch offen ist: Ich habe die SMS bekommen. Luftbewaffnung ist dabei, Herr Wiegold.
Frage : Eine Verständnisfrage: Herr Seibert, wird Deutschlands Sicherheit jetzt im Irak und in Syrien verteidigt?
Frau Chebli, eine Frage zu den UN-Resolutionen, die Herr Seibert erwähnt hat. Wo steht in diesen UN-Resolutionen, dass Deutschland sich nun an diesem Krieg beteiligen darf, und zwar gerade im Hinblick darauf, dass in keiner UN-Resolution davon die Rede ist, dass ISIS und Al-Nusra den Weltfrieden bedrohen und dass der syrische Staat dem IS einen sicheren Hafen bietet? So war es ja bei der Afghanistan-Intervention der Fall und auch, warum dieser Eingriff völkerrechtlich in Ordnung war. Das ist ja jetzt hier nicht der Fall. Wo steht in diesen UN-Resolutionen, dass Sie das machen dürfen, was Sie jetzt machen wollen?
Chebli: Ich kann mit dem letzten Teil der Frage anfangen.
Ich glaube, Herr Seibert hat hier ausführlich dargestellt, was die völkerrechtliche Grundlage ist. Der Einsatz findet auf klarer völker- und verfassungsrechtlicher Grundlage statt. Er hat die Resolutionen genannt, um die es geht. Das ist zum Beispiel die Resolution 2249. In dieser Resolution werden die Mitgliedstaaten aufgerufen, ihre Anstrengungen zur Bekämpfung des Terrors von ISIS zu verstärken und seine Rückzugsräume im Irak und in Syrien zu beseitigen.
Ich glaube, damit haben Sie eine ganz klare Antwort auf Ihre Frage.
Zusatzfrage : Wo steht darin, dass eine Militärintervention in Ordnung ist und wo steht darin, dass der Weltfrieden durch ISIS bedroht wird und dass der syrische Staat dem IS einen sicheren Hafen bietet?
Chebli: Ich habe dem, was Herr Seibert und ich gerade zu der verfassungs- und völkerrechtlichen Grundlage gesagt haben, nichts hinzuzufügen, Herr Jung.
StS Seibert: Kommen wir zu der Frage an mich. Unter welcher Schlagzeile Sie das heute Abend in Ihrem Video zusammenfassen wollen, überlasse ich selbstverständlich Ihnen. Für die Bundesregierung gilt, dass der heute vom Kabinett beschlossene Einsatz der deutschen Sicherheit dient.
Zusatzfrage : Im Irak und in Syrien?
StS Seibert: Sie haben meinen Satz gehört.
(Archivbild 2010: Recce-Tornado des – damaligen – Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“ – Bundeswehr/PIZ Luftwaffe)
Außenminister Steinmeier im Interview der Tagesthemen:
http://www.tagesschau.de/inland/steinmeier-syrien-afghanistan-tagesthemen-101.html
„Der Syrienkonflikt ist militärisch nicht zu lösen“
Ja, warum gehen wir denn da hin ?
Michael Lüders auf ARTE:
Die Bundesregierung wiederholt die Fehler der Amerikaner von dem Irakkrieg 2003. Noch so ein Anschlag wie in Paris, dann ist die Regierung auch bereit Bodentruppen zu schicken und damit gehen wir in die vom IS gestellte Falle.
Kommentar Rainald Becker, SWR in den Tagesthemen:
Ziellos, planlos und in einer übertriebenen Hektik entsendet das Kabinett und auch das Parlament deutsche Soldaten in den Krieg, weil sie keinen Plan für die Lösung des IS-Problem haben
Kommentar Andreas Flocken, NDR
http://www.tagesschau.de/inland/kommentar-syrien-101.html
„Militärabenteuer ohne Exitstrategie“
Alles Themen, die hier im Forum heute und in den vergangenen Tagen genauso auch diskutiert worden sind. Anscheinend hört das rationale Denkvermögen auf, wenn man in verantwortlicher Position in der Politik ist.
ARTE meldet der Militäreinsatz in Frankreich soll 600 Mio. Euro kosten (vermutlich die Zahl für ein Jahr), gleichzeitig sind Sozialarbeiterprogramme in den fränzösichen Problemvorstädten gestrichen worden.
Zitat: „Der IS hat wohl die besseren Sozialarbeiter in den Vorstädten“
Ich frage mich wo das rationale Beurteilungsvermögen der ganzen Eliten in diesem Land abgeblieben ist.
„Ansprechen – Beurteilen – Folgern“, anscheinend wird dies heute in der Politik nicht mehr gelehrt (im Gegensatz zu der Offiziersausbildung). Dafür gibt es ein neues Fach „Staatsräson“, in dem die ganzen Versäumnisse der Vergangenheit aufgefangen werden und sich ähnlich einer Magnakammer in einem Vulkan von Zeit zu Zeit entladen müssen („alternativlos“). So nach dem Motto alle 10-15 Jahren einen neuen Auslandseinsatz der Bw, damit man die eigene Handlungsunfähigkeit kaschieren kann.
@Georg
Was schlagen Sie vor – DAESH weitermachen lassen? Oder den indirect approach? Für all zu viele Überlegungen ist nicht die Zeit, aber das entwickelt sich in den nächsten Wochen. Aktuell läuft man den Ereignissen hinterher, da DAESH noch das Tempo vorgibt.
@Georg:
Das sehe ich auch so.
Ich gehen davon aus, dass die Bombardierungen durch Frankreich bis Jahresende aufhören, weils es schlicht keine Ziele mehr geben wird, die sich anzugreifen lohnen. Spätestens wenn man 500 Pfund-Bomben auf auf ein paar rostige Pick ups abwerfen muß…
Aber als Präsident der Grande Nation musste Hollande wohl so handeln. Das ist eben der Reflex einer niedegehenden Ex-Kolonialmacht, die nicht wahrhaben will, das der Großmachstatus längst dahin ist. Aber DEU macht es ja nicht besser: Statt einfach den einzig sinnvollen Ansatz in Kurdistan fortzusetzen, macht man einfach bei dieser Flugshow mit. Aber Politiker, mit strategischem Weitblick und militärischem Sachverstand gibt es heutzutage in DEU eh nicht mehr. Der letzte wurde vor kurzem in Hamburg zu Grabe getragen. Der hätte die Sache besser gemanaged.
@Thomas Melber
“ Was schlagen Sie vor – DAESH weitermachen lassen? Oder den indirect approach? Für all zu viele Überlegungen“
Man muss der Terrorismus niederringen, doch dies geht nicht mit Bomben unter der Inkaufnahme von Kollateralschäden und versprengen der Terrorzellen.
Kontrollieren, Eindämmen und Zerschlagen. Nur unsere Nachrichtendienste in Europa lesen noch nicht einmal Zeitung.
Wir tun das was die Terroristen wollen, ergeben uns als besorgte Bürger in Angst und opfern unsere Werte für hilfloses Agieren
Die Frage der Weitergabe von Aufklärungsergebnissen an die Russen, direkt/indirekt ist durch die Aussagen von Herrn Flosdorf nicht schlüssig geklärt, denn „Mir ist nicht bekannt, dass das gegenüber Russland erfolgt“.
Verklausuliert wird eröffnet, „ich habe keine Ahnung“.
Da Frankreich einerseits bei OIR beteiligt ist, wie auch bei http://augengeradeaus.net/2015/12/luftkrieg-gegen-isis-ein-blick-auf-die-operation-inherent-resolve/comment-page-1/#comment-219164
nachzuvollzogen werden kann, andererseits jedoch mit den Russen im Mittelmeer kooperiert, muss gefragt werden, ob FRA dem RUS Partner nicht mit verfügbaren Aufklärungsergenissen zur Seite steht. Auch mit deutschen, oder bestehen nicht öffentliche, bilaterale Vereinbarungen in DEU-FRA-Achse?
@KPK:
Das interessante zu dem Expetitionskorps der Amerikaner ist ja das die Iraker es ablehnen.
Um mal mit einem Gerücht aufzuräumen, die Marine hat KEINE Wirkmittel (76mm OTO mal ausgenommen) um von See an Land zu wirken. Bei einigen Kommentaren klang so etwas durch, nach dem Motto:“Zielaufklärer vor Ort dann könnte ja……nein kann nicht.
Bemerkenswert bei der momentanen politschen Wetterlage ist die Stationierung in der Türkei, da wird der starke Mann am Bosperus mit Sicherheit Innenpolitisch seinen Nutzen draus ziehen, vielleicht wäre da ein starkes Signal (wir können auch ohne euch) angebracht gewesen.
Nur mal so als Gedankenspiel: Wie wäre es denn mit einem Flugplatz im Nordirak gewesen? Flughafen Sulaimaniyya und Flughafen Erbil hätten bestimmt Platz für 6 Tornados samt kleiner Wartungshalle und einen abgesperrten Bereich gehabt. Das wäre ein Signal für unsere Verbündeten Kurden und auch eines für die Türkei gewesen. Chance vertan.
@IstEgal
Meine Worte, SP Nordirak.
@803er
Der Irak pocht auf seine staatliche Souveränität und will, berechtigterweise, gefragt werden.
Ministerpräsident Haider al-Abadi als Reaktion auf eine Ankündigung der US-Regierung vom Dienstag:
– „Wir brauchen keine ausländischen Kampftruppen auf irakischem Boden“.
In einer zweiten Mitteilung ergänzte er später:
– „Jeder Militäreinsatz und jede Stationierung von ausländischen Truppen im Irak- – benötigten die Zustimmung seiner Regierung und müssten mit ihr abgesprochen werden.
Zunächst, 3.500 Mann sind seit langem im Irak, was al-Abadi natürlich bekannt ist, nichts Neues somit.
Zum Begriff „Expeditionscorps“, wie von Ashton Carter verwendet, er entstammt der U.S-Terminologie und beinhaltet natürlich keine zu übernehmende Größenordnung.
200 zusätzliche SOF haben taktische Qualitäten mit ggf operativer Reichweite, eine in deutsch übernommene Begrifflichkeit „Expeditionskorps“ täuscht aber über tatsächliches Format und Befähigung hinweg.
DIE irakische Politik gibt es nicht, zZt sind Schiiten an den Hebeln der Macht, Sunniten unter dem Schirm von Daesh wollen zurück an deren Fleischtöpfe, Kurden unterhalten ihren de-facto-Staat im Norden. Wer auch immer die USA aus dem Land komplimentiert um seine Klientel ruhig zu stellen, kommt 5-10 Jahre später wieder angekrochen, da ihm seine Konkurrenzethnie den Garaus zu machen droht.
Die Meinungsäußerung von al-Abadi ist nicht mehr als Bemühung um Gesichtswahrung und $-Milliarden in die Staats- oder persönliche Kasse.
Ihm ist bewusst, ohne U.S-Kräfte wird er Daesh nicht los, was seine Macht unmittelbar bedroht.
Tornados, Tanker, Takelage – damit wird man in Syrien wenig bis nichts erreichen. Der Bundestag wäre gut beraten, diesen Einsatz seiner Parlamentsarmee in der jetzigen Form nicht durchzuwinken.
@KPK: Gut erkannt. SY ist da ja ganz ähnlich aufgestellt. Es wäre schon eine riesen Aufgabe, die Ethnien / Konfessionen davon zu überzeugen, eine gemeinsame Hauptstadt zu unterhalten.
Was auch auf die Komplexität hinweist. Z.B unterstützt TY in SY nebst golfarabischen Mächten anti-shiitische Narrative wohingegen in IRQ die TY abhängig von einer starken Zentralregierung ist. Man hätte sich vorher überlegen müssen was man will.
Ich denke die Region hat sich nach Allem ein Kurdistan verdient. / SCNR
@J-P-W
Viele Diskutanten gefallen sich angesichts des hervorstehenden Einsatzes darin herauszustellen, was alles nicht geht oder falsch ist.
Bei dergleichen Beiträgen lese stets ich aufmerksam weiter auf der Suche nach vorgeschlagenen Alternativen, die dann meist, so auch hier, FEHLEN!
AA Steinmeier und Frau von der Leyen haben am Mittag in der Befragung der Bundesregierung die Ziele des Einsatzes (so wie ich es verstehe) formuliert :
– Schlagen Daesh
– Verhinderung des Ausweichens in Rückzugsräume
– Beendigung des syrischen Bürgerkrieges und
– Erhalt der staatlichen Einheit von Syrien.
Für mich liest sich das bezogen auf Daesh wie das strategische Ziel der Operation.
Innerhalb des syrischen Bürgerkrieges kämpft nahezu Jeder gegen Jeden, aber alle attackieren Daesh. Solange dies der Fall ist darf festgestellt werden, auch SAA bekämpft die Terrorbande, was keineswegs ein Einverständnis mit Assad beinhaltet. Nebenbei auch Putin hat beim G7-Gipfel die Bekämpfung von Daesh versprochen.
Für den Zeitraum der Verfolgung identischer Operationsziele gegen Daesh ergibt sich somit – wie von selbst – eine Interessengleichheit in der Operationsführung.
@ K-P-K: Da will ich Ihnen meine vorgeschlagenen Alternativen nicht vorenthalten: http://www.strategie-technik.blogspot.de/2015/12/tornados-tanker-und-takelage-symbolisch.html
@KPK
Sinngemäß gilt dies auch für Libyen, Mali, u.a. – fallweise DAESH durch die lokal dominante Terrorgruppe ersetzen.
@ J-P-W | 02. Dezember 2015 – 14:05
Das sind doch keine Alternativen, sondern Wuensche.
Insbesondere wie diese Vorschlaege umgesetzt werden sollen wird nicht genannt
– Verhinderung des Ausweichens in Rückzugsräume
– Beendigung des syrischen Bürgerkrieges und
– Erhalt der staatlichen Einheit von Syrien.
Oder habe ich etwas ueberlesen?
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 02. Dezember 2015 – 13:52
strategisches Ziel der Operation:
…….
– Beendigung des syrischen Bürgerkrieges und
– Erhalt der staatlichen Einheit von Syrien.
Ich schätze Ihre Hilfe beim Durchdringen von Strategie!
Wie soll Ihrer Meinung nach die o.g. Ziele durch den deutschen Beirag erreicht werden?
Ich verweise u.a.auf meine Bedenken bezüglich Russland, Iran und vor allem den Mörderbanden von Assad.
Wir wollen doch nicht helfen, eine Dikatur (mit oder ohne Assad) zu erhalten?
Ich frage mich auch, welche Rolle unser Freund USA dabei spielen soll, als Mitverursacher der Probleme in der Region.
Sie wissen, der Mix der Schwierigkeiten ist noch viel größer.
Da Sie offensichtlich Soldat sind, noch eine militärische Frage. Rückzugsräume einschränken, wie soll das gehen? Ich sehe Rückzugsräume nicht nur bei den in den dortigen Untersützern, sondern auch in Libyen, Jemen aber auch in den vernachlässigten Armutsvierteln europäischer Großstädte. Wird es militärisch so gemacht wie in Afghanistan oder Irak, da sind ja auch die taktischen Erfolge meist ausgeblieben. Vom Gesamterfolg gar nicht zu reden.
Ganz ohne Ironie, obwohl Sie meine Auffasung meist nicht teilen, antworten Sie nicht so oberflächlich und belehrend wie Frau vdL im Deutschen Bundestag!
Der Beitrag in S&T ist absolut geeignet als Eingangsstatement in einem SiPo-Seminar herzuhalten.
Ich lese darin allerdings keine machbare Option, die beantwortet, was jetzt, heute und sofort beiträgt, Wirkung im Ziel garantiert, um dem Daesh beizukommen.
Beispiel mag die Option der Rekrutierung syrischer Flüchtlinge zum Kampf gegen Daesh sein. Nebenbei, Selbiges hatte ich hier bei AG vor ca zwei Wochen mit Hinweis auf die polnische Exilarmee während II WK zur Diskussion gestellte, Reaktion war mau bis null.
Dennoch stehe ich zu solch einem Vorschlag mit Hinweis auf Scharnhorst (jeder Staatsbürger ist …), wohlwissend, ohne jegliche Aussicht auf Umsetzung in unserer gesellschaftlichen Zusammensetzung.
Einer der Eingangssätze „Genau genommen sollen sie mit Masse nicht in, sondern vor und über Syrien zum Einsatz kommen“ kann so nicht stehen bleiben. Es fliegen nach heutiger Darstellung im Zusammenhang mit der Befragung der Bundesregierung jeweils maximal zwei Tornados gleichzeitig. Damit befinden sich je vier Mann über dem Kriegsgebiet. Das „mit Masse … über Syrien …“ trifft in Bezug auf die Stärke nicht zu.
Trotzdem , herzlichen Dank angesichts der Chance über den Zaun zu blicken. Schön wäre es, sofern die Inhalte von S&T die hiesige Diskussion anregen könnten.
@KPK: Man müsste dennoch die von Ihnen als Aufzählungszeichen „-“ mit „indem“ ersetzen. Und wenn der alte Status Quo wieder hergestellt wurde, so dreht sich das Karussell von vorne. Immer die alte Laier, bis die dortigen Machthaber erkennen, dass regieren auch dienen heißt, und hierzu braucht man Teilhabe der Zivilbevölkerung. Auch sprachlich klar formulierte Ziele der Politik außerhalb wahlweise religiös und/oder nationalistisch konnotierter Verschleierung eigener Unfähigkeit.
Geht auch an unsere Politiker: Uri Avineri hat hierzu erst grundlegend beigetragen. Zudem würde man sich die Einlassungen des BND zu KSA bei Welt.de auf der Zunge zergehen lassen.
Terror ist eine Methode, kein Feind. Terror ist nicht der Segen Gottes zur Herstellung nationaler Einheit bei uns, sondern Symptom einer Krankheit. Gott sei dank ist unsere Frau Ministerin Mediziner und Chefin Physiker. @Vorstand: Bitte um Klartext.
@J-P-W
Wenn man sich die aktuellen Sachstände in Sachen Einsatzbereitschaft und die Historie der Einsätze seit 1998 anschaut, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die BW seit 17 Jahren in einem Zweifrontenabnutzungskrieg (Auslandseinsätze und Commercial Approach at Home)befindet, an dessen Ende der Verlust des eigentlichen Daseinszweckes der BW droht: die Landesverteidigungsfähigkeit. Eigentlich können wir den 87er aus dem GG streichen./SCNR
@Klaus-Peter Kaikowsky
“ Viele Diskutanten gefallen sich angesichts des hervorstehenden Einsatzes darin herauszustellen, was alles nicht geht oder falsch ist.“
Das ist eine Unterstellung die so nicht stimmt.
Viele Beiträge nennen Handlungsmöglichkeiten, doch die werden nicht durch die Bw ausgeführt und somit hier im Blog nur erwähnt und nicht diskutiert. Da müssen sie evtl einen anderen Blog (Kriminalistik, Polizei, Wirtschaft uem) nutzen
„Bei dergleichen Beiträgen lese stets ich aufmerksam weiter auf der Suche nach vorgeschlagenen Alternativen, die dann meist, so auch hier, FEHLEN!“
Siehe oben, die Alternativen sind nicht Sache der Bw sondern zuerst die der betroffenen Staaten in der Region und des AA der BRD.
Glaubt ernsthaft jemand daran, dass sich hier in Deutschland eine ausreichende Zahl an syrischen Bürgern findet, die sich ausbilden lassen und ihre Heimat befreien wollen?
Ich bin sicher politisch zu ungebildet, um alles umfassen zu verstehen. Mir fehlt jedoch die Vorstellung, daß dies eine realistsiche Option ist. Gegen wen werden sie kämpfen, erst gegen Daesh, dann gegen Assad? Oder gegeneinander? Oder, oder.
Wer soll eine solche Befreiungsarmee führen, vereinen? Wer bildet und rüstet aus? Woher kommen die Kommandeure? Wer unterstützt langfristig und vor Ort? Etc, etc. S&T ist doch eine seriöse Zeitung, mit sicherheitspolitischen und militärischen Hintergrund.
Ohne politisch inkorrekt sein zu wollen, vermute ich, daß die Masse hier in Deutschland bleibt und wenn überhaupt zurückkehrt, erst nach einem sich bewährenden, langandauernden Frieden. Da reden wir dann von der 2.Generation.
Wenn ich auf Afghanistan schaue, stelle ich fest, daß viele junge Menschen der Mittelschicht ihr Land lieber verlassen, anstelle es mit aufzubauen. Weitere Menschen, auch mit einfachem Hintergrund machen sich auf den Weg, gern nach Deutschland.
Ich befürchte, daß in Ermangelung klarer politischer und militärischer Ziele, die Anzahl gut gemeinter, jedoch oberflächlicher Ideen von Lesern zunimmt.
Das betrifft leider auch die Profis in Berlin. Ich sehe schon manchen Politiker, der diesen Gedanken aufgreift.
@Zimdarsen 16:01
Da stimme ich Ihnen ausdrücklich nicht zu.
Ich bin der Auffassung, in der Diskussion ist die Rüge die Schwester des Vorschlags.
Wer also gute Gründe für „Falsch“ auflistet, sollte in meinem Verständnis automatisch das „Richtig“ vorschlagen. Wenn dazu keine Meinung vorhanden ist, darf das unbeschädigt persönlicher Reputation ausgedrückt werden.
Hinsichtlich Alternativen spreche ich weder die deutschen Streitkräfte, noch weniger Staaten der Operationsgebiete an, sondern erwarte einen Mehrwert hier bei AG. Zumindest gilt für mich, nicht wenige Beiträge haben bei mir ein Hinterfragen persönlicher Auffassungen bewirkt.
Das ist übrigens einer der Gründe meiner Teilnahme bei AG: Weiterbildung, neben Hineinwirken in die Truppe, was, an einigen Reaktionen ablesbar, auch gelingt, ohne die Qualität von „Möglichkeiten des Handelns“ zu besitzen.
Ihr Hinweis zu „Kriminalistik“ etc erschließt sich mir nicht.
@ Bremer | 02. Dezember 2015 – 17:04
Da kann man mit unterschiedlichen Flüchtlingen sehr interessante Gespräche führen. Gerade die etwas gebildeteren (die solche Gespräche primär suchen bzw. mit denen sich ein Gesprächsfaden überhaupt erst ergibt, da viele Englisch können) sind sehr traurig, ihre Heimat verloren zu haben. Wenn Syrien ein Platz zum Leben wäre, ohne Krieg etc., würden viele jederzeit ihre alte Heimat dem kalten Deutschland vorziehen.
Wir müssen jetzt überlegen, wie wir diese Natur vieler Flüchtlinge in konstruktive Bahnen lenken. Wenn wir eine funktionsfähige Strategie für Syrien entwickeln wollen, so werden wir viele Menschen brauchen, die sich dort auskennen und die bei einer Re- Zivilisierung Syriens mitwirken können, an welcher Stelle auch immer. Dann müssen wir überlegen, wie und wo wir wen ausbilden müssen, damit das erfolgreich wird. Wir stehen mittelfristig vor erheblichen Interaktionen am Boden in Syrien, haben einen Haufen Syrer in unseren Turnhallen sitzen, die sich genau dort auskennen. Wir wären blöd, wenn wir uns diese Ressourcen nicht erschließen würden.
Ob es sinnvoll ist, Syrern in Syrien Waffen in die Hand zu geben, damit sie für unsere Interessen kämpfen, muss sehr genau überlegt werden. Historisch fällt mir da der Fall Chester Nimitz (2.WK: Fleet Admiral der US Navy und Oberbefehlshaber über die alliierte Marine im Pazifikkrieg), bei dem aufgrund seiner deutschen Wurzeln angewiesen war, dass er nie im Atlantik gegen das Deutsche Reich eingesetzt werden sollte.
Auch wenn jemand aktuell unseren Werten loyal gegenüber steht, so kann sich das aufgrund von historischen Wurzeln, Erpressbarkeit, „Schäflein ins Trockene bringen“ etc. im Einsatzland leider mal ändern.
Hier mal eine Facette der „ground truth“ in Syrien/Irak und wie diese doomsday machine mit Namen IS operiert:
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2015A94_lsw.pdf
Wasser als strategische Waffe, die auch taktisch einsetzbar ist. Der IS hat in Nord-Syrien die drei wichtigsten Dämme unter seiner Kontrolle. u.a. den Baath-Damm bei Raqqa, aus dem 60% der Wasserversorgung Syriens gespeist wird. Und natürlich hängt von den Dämmen auch ein Großteil der Stromversorgung ab. Wie vertreibt man also diese doomsday machine z.Bsp aus den Regionen Aleppo und Raqqa ohne dass sie einen regionalen doomsday auslöst ?
@Klaus-Peter Kaikowsky
“ Da stimme ich Ihnen ausdrücklich nicht zu.
Ich bin der Auffassung, in der Diskussion ist die Rüge die Schwester des Vorschlags.“
Evtl haben sie mich da falsch verstanden.
Wir hatten hier in AG dies schon mehrfach angesprochen und durch Wiederholung werden die Argumente nicht besser.
Die grundsätzliche Bewertung des militärischen Kampfes gegen die IS ist unabhängig von der Teilhabe der Bw.
Diese Bewertung steht in unzähligen Threads und Kommentaren bei AG.
@RobertThomp
Zunächst, Soldat leider nicht mehr, die Altersgrenze forderte Gehorsam.
Zu Ihren Fragen und Bemerkungen ein Antwortversuch.
1. Das Einfache
Was soll durch den deutschen Beitrag erreicht werden?
Bevor irgendein Soldat den Finger am Abzug krümmt, ein Richtschütze seine Bordkanone abfeuert, ein JaBo-Pilot den Flugkörper auslöst oder gar ein Kommandierender General im Kampf einen Befehl gibt, vollzieht sich das
Wesentlichste im Krieg: A-U-F-K-L-Ä-R-U-N-G.
Zweck der Aufklärung ist es, jegliche Information über Feind zu gewinnen. Z.B.: Wo ist er, sind seine Gefechtsstände, seine Reserven, seine Versorgung/ -swege, welche Kommunikationsmittel nutzt er wie, etc. etc.
Mit permanenter akkurater Aufklärung bringe ich meine Waffen effizienter zur Wirkung als ohne/schlechte Erkenntnisse über den Feind. Der deutsche Aufklärungsbeitrag der Tornados, nicht zu vergessen auch des Satelliten, verbessert also das Targeting und somit die Wirkung im Ziel; eine wesentliche Vorbereitung für Bomber, JaBo, UAS (Drohnen) ja und auch für die Peschmerga.
A propos Ziel: Ziel der Kampfhandlungen ist es, eigene Interessen durchzusetzen. Der Konflikt soll durch Kampf und Erreichen einer Überlegenheit gelöst werden, d.h., (physische) Vernichtung des Feindes. Dies Ziel gilt als erreicht, wenn ALLE seine Ressourcen erschöpft sind, oder „die weiße Flagge gehisst wird“, was bei Daesh nicht stattfindet.
2. Das weniger Einfache: Ursula von der Leyen, IBuK
Wie so mancher hier bei AG habe ich mit unserer Ministerin so manchmal Probleme, Aussagen und Entscheidungen nachzuvollziehen.
Nicht so heute bei ihrer Rede im Rahmen „Anhörung der Bundesregierung“, insbesondere nicht bei ihrer Haltung infolge von Zwischenfragen. Ich empfand die Aussagen überzeugend, auf den Punkt gebracht, in Stil und Diktion klar. Das Gegenteil formte eine Zwischenruferin aus der Fraktion „DieLinke“: Flintenuschi war die ekelhaft Wortwahl. Schade, dass die Benimmregeln im Parlament nicht die Rote Karte wegen erwiesener Unflätigkeit vorsehen.
3. Das Schwierige. Rückzugsraum
Zunächst, es handelt sich nicht um einen definierten Begriff militärischer Terminologie. (Meiner Erinnerung gemäß). Ich unterstelle, der zuständige Generalstabsoffizier hat der Ministerin den Begriff in den Stichwortzettel getextet.
Was ist der Inhalt und der Zweck?
In der Wehrmacht waren diese Räume als „Auffrischungsräume“ bezeichnet. Hierhin wurde abgekämpfte Divisionen verlegt, welche die Masse (2/3) ihrer Kampfkraft an Personal, Material und mentaler Stärke im Feuer verloren hatten.
Die „Rückzugsräume“ sind also geeignet/sollen diesen Zweck erfüllen, Daesh der Waffenwirkung zu entziehen, ihm neues Material und Personal zuzuführen, wieder Ressourcen zu nutzen und erneut zu funktionierenden Truppenkörpern zu formen. Ein Ausweichen in R. kann auch gegeben sein, wenn erkannt wird, dass die eigene Absicht aus bisherigen Stellungen unmöglich zu erfüllen sein wird und Truppe daher umzugliedern ist. Im Heerresdeutsch ist das heutzutage ein Verfügungsraum.
Wo liegen mögliche Rückzugsräume des Daesh?
In aller Kürze,
– taktisch: im nächsten Tal, hinter der nächsten Bergkette, dort wo meine Stammes-/Glaubensbrüder mich unterstützen. Zugang solcher Räume sind dem Feind (Daesh) durch Truppe am Boden (Peschmerga/Jesiden/U.S. SOF/schiitische Milizen) zu verwehren.
– operativ: Da hilft ein Blick auf die Geographie der arabischen Halbinsel. Kein Nachbarstaat ist bereit/kann es sich leisten geschlossene Einheiten des Daesh aufzunehmen. Ausnahmen sind einzelne, auch verwundete Dschihadisten, die Hilfe – auch wie bekannt in TUR Hospitälern – erhalten werden. Daher hat Daesh bereits begonnen, seinen
– strategischen: Rückzugsraum in Nordafrika zu beziehen. Sirte, etwa in der Mitte der libyschen Mittelmeerküste gelegen. (Wurde hier bei AG schon gepostet, vereinzelt auch bereits in Medien.) Wehret den Anfängen muss die Devise lauten, Stabilisierung Libyens unter einheitlicher Regierung, ausschalten der ersten Daesh-Abkömmlinge durch SOF/loyale libysche Truppe.
Die dann neuen politischen und strategischen Möglichkeiten des Daesh im Maghreb können an dieser Stelle nicht benannt werden, nur wenige Stichworte: Libyen hat zwei „Regierungen“, eine davon nach eigenem Bekunden islamistisch; der bestimmende Stamm in Nordafrika sind die Tuareg mit der Terrororganisation „Al-Kaëda au Maghreb islamique“; die europäische Gegenküste ist Italien. Alles zusammen ein Grund europäischer Sorge.
Eine fordernde Aufgabe des Westens, als solche noch kaum erkannt. Wir könnten die ersten sein, die Tuareg beherrschen Nordmali.
Andreas Poggendorf: Was spräche denn dagegen, Syrern für den Kampf in iherer Heimat Waffen zu liefern? Kamerad Kurde kämpft doch auch schon für uns – mit von uns gelieferten Waffen.
Es wurde an dieser Stelle gestern angezweifelt, ob die U.S.-Absicht 200 SOF zu stationieren, mit der irakischen Führung vorab abgesprochen war.
Hier der Beleg seitens DoD/secretary of state, John Kerry. Zur ggf gleichzeitigen Positionierung der Predator aus Djibouti keine Aussage.
http://thehill.com/policy/defense/261755-kerry-iraq-briefed-on-us-special-forces-plan?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
@KPK
Das muß ja nicht bedeuten, daß der Irak damit einverstanden ist oder dies öffentlich befürwortet. Zudem wäre es geboten gewesen, entweder dies gar nicht öffentlich zu machen oder der irakischen Regierung die Verlautbarung zu überlassen.
Und: auch PAK hat schon Einsätze von Drohnen im eigenen Luftraum abgelehnt, zumindest vor der Hand, ohne daß dies Auswirkungen gehabt hätte.
Die USA scheinen das Konzept der „Gesichtswahrung“ nicht zu kennen oder zu verstehen.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 02. Dezember 2015 – 21:07
Höflichkeiten haben wenig Informationsgehalt und gehören nur bedingt hierher. Jedoch, Sie haben schon zum zweiten Mal eine beachtliche Herleitung erstellt, heute auch in Personenfragen sehr fair. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, ein solch persönlicher Angriff wie durch die Linke im Bundestag wird vdL nicht gerecht, da haben Sie recht.
Lassen Sie mich also herzlich danken für Ihren Beitrag.
Zum Rückzugsraum, da fällt mir in der Konsequenz wieder GWOT ein. Allerdings sind die Folgen so schlimm, das selbst die USA sich vom Begriff und z.T. Vorgehen distanzieren.
Trotz der von Ihnen herausgearbeiteten Bedeutung der Aufklärung erhöht sich nach Lektüre Ihres Beitrages mein Zweifel am militärischen Einsatz der Bundeswehr in der heute bekannten Form. Im damaligen Jugoslawien sind z.B. trotz ordentlicher Aufklärung zu viele Zivilisten getroffen worden und zum Schluss auch die relevanten Ziele ausgegangen.
Jetzt auch die Briten dabei: Britisches Parlament stimmt für Angriffe gegen IS
Das britische Parlament stimmt mit deutlicher Mehrheit für Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. 397 Abgeordnete stimmen für den Vorschlag der konservativen Regierung, 223 Abgeordnete dagegen.
n-tv/breaking
@JPW
Mein lieber Hai,
Was spräche dagegen „Syrern“ Waffen zu geben? Die Tatsache dass dort „Syrer“ auf beiden Seiten stehen (zumindest Teilweise) Man müsste schon definieren wem man genau dort Waffen gibt und hier der Knackpunkt, wo sich gerade Herr Steinmeier und auch Frau von Der Leyen extrem(!) auf dünnes Eis begeben.
Assad ist nach wie vor der legitime Staatschef Syriens. Syrien befindet sich in einem Bürgerkrieg (offiziell). Die UN hat in keinster Weise die Legitmität der Assad Regierung angezweifelt und nur die Umstände des Bürgerkrieges und die Zivilopfer beklagt (jedoch in gleicher Weise wie in jedem Bürgerkrieg der Erde – ich empfehle mal wirklich die Resolutionen alleine des UNSC über ein Jahr hinweg zu lesen)
Jetzt wirds brenzlig:
Ich kann mich schon hinstellen als Staat und das Vorgehen einer der Parteien verurteilen (BReg)
Ich kann mich als Regierung auch hinstellen und von einer Lösung ohne die aktuelle Assadregierung sprechen.
Aber – mal als eine Frage an die Kommentatoren – kann ich mich hinstellen (Steinmeier und VDL) und sagen „keine Zukunft mit Assad“ oder „Eine Lösung nur ohne Assad als Präsident“ und GLEICHZEITIG Truppen dorthin entsenden ohne Einverständnis des Landes? Mhhh nach was klingt das?
Wenn man früher offen eine Regierung kritisiert hat, ihren Fortbestand verweigert und dann Truppen ins Land schickt war das recht deutlich…
Also – das habe ich schon vor 2 Wochen geschrieben- was passiert? Alle fressen einen Besen. Die UN hat klar geschrieben wie sie ISIS bekämpfen lassen möchte – und wie sie die syrische Regierung sieht. Jetzt machen alle über die Tage die Rolle Rückwärts mit Strecksprung und müssen mit Assad kooperieren -Russland wird sie eh dazu zwingen.
Also Waffen an die Syrer? ok… aber dann auch damit klarkommen, dass die richtige Adresse draufsteht
Am frühen Donnerstagmorgen: Direkt nach der Parlamentsentscheidung haben britische Tornados mit Luftangriffen in Syrien begonnen – von AP:
http://bigstory.ap.org/article/1e4afb0906b54b57b7c64a526dcc4085/latest-erdogan-denies-russian-claims-over-oil
@Jas +1
Volle Zustimmung.
Jetzt fehlt nur noch ein Politiker mit starkem Rücken der diese Wahrheit der Bevölkerung mitteilt, eine „Lösung“ in Syrien ohne Assad und/oder Bath-Partei wird es definitiv nicht geben!
Empfehlung an alle. Nochmal genau nachlesen wie die Situation 1618 war. Mir scheint es wird eine Neuauflage des 30-Jährigen Krieges geben. Ich wette sie haben die Erklärungen für den Bodentruppeneinsatz schon in der Schublade:
“ … so muss das Schwert denn nun entscheiden, ..“
@T.Wiegold
Und sie fliegen wohl von Zypern aus.
Es ist mir noch immer ein Rätsel warum wir bei dieser politischen Situation in dir Türkei gehen.
@RobertThomp
Mit Ihren Sorgen bezüglich betroffener Zivilisten und dem Fehlen lukrativer Ziele im Yugoslawienkrieg liegen Sie richtig.
Trotzdem gilt es dazu Einiges anzumerken:
1.“Collateral Damage“
– Liest sich jetzt zwar menschenverachtend, aber Unschuldige (Nichtkombattanten) werden immer Opfer sein, ist unvermeidbar,
– die Balkankriege (Im Einzelnen: 10-Tage-Krieg in Slowenien (1991), der Kroatienkrieg (1991–1995), der Bosnienkrieg (1992–1995), der kroatisch-bosnische Krieg im Rahmen des Bosnienkriegs, der Kosovokrieg (1999) und den Albanischen Aufstand in Mazedonien (2001) liegen rund zwei Dekaden zurück. Die Waffentechnik und gerade die Präzision bei Luftoperationen haben sich beachtlich verbessert. Trotzdem, ich will das nicht kleinreden, Zivilisten sind unausweichlich Opfer.
– andererseits, Daesh provoziert zivile Opfer, -vorsätzlich‘ aus zweierlei Gründen,
> sie suchen „Deckung“ in der Menge, (menschliche Schutzschilde), da die Luftangriffe sie entweder zur Auflockerung oder unter die Erdoberfläche zwingen. Unterirdisch besteht zwar Schutz, aber keine Handlungsfreiheit im Angriff, verbunden damit
> Erpressungsversuch westlicher Regierungen über die Bevölkerungen durch Präsentation möglichst hoher ziviler Opferzahlen, medienwirksam. Opferzahlen, die bewusst herbeigeführt werden.
2. Lohnende Ziele
In den Luftoperationen gegen Milosevic/Serbien gingen nach ca 20 Tagen tatsächlich lukrative Ziele aus. Solche Ziele haben strategischen Wert: Brücken, Kraftwerke, Industriekomplexe, Kasernenanlagen, Telekommunikstionseinrichtungen, Flughäfen, Bahnhöfe usw.
Wenn diese zerschlagen sind, werden Luftwaffen aber nicht arbeitslos, im Gegenteil. Das Anspruchsvolle ist nämlich der taktische CAS-Einsatz für Bodentruppe bis hin zum Interdiction-Einsatz in der Tiefe gegen einzelne Waffensysteme, Lkw-Kolonnen, „Rückzugsräume“ usw. Nahezu täglich lassen sich solche Beispiele bei den OIR-Meldungen nachlesen, die hier bei AG teils auch gelistet werden. In der üblichen medialen Aufarbeitung ist dann meist die Mär von „keine Ziele“ unwidersprochen zu hören. Dies betrifft jedoch allein die strategischen, was daran liegt, dass Kenntnis von entsprechender Operationsführung nicht vorliegt.
Ich bin aufdringlich genug stets nach der/den Alternativen zu fragen. Solche, die unserem Streben nach Unschuld entsprechen, gibt es nicht. Es sei denn, wir erklären das „Kalifat“ zum Konklave in der Hoffnung der weiße Rauch steigt auf und der deutsche Michel bliebe unbelastet, sauber. Rauch würde aufsteigen, aber SCHWARZER des Daesh.
Das Protokoll der gestrigen Plenarsitzung zur Befragung der Bundesregierung ist der Lektüre wert.
Hier der Wortlaut: http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/18/18142.pdf
@Klaus-Peter Kaikowsky
Sie haben Recht, es ist da nur ein kleines Problem, gibt da nur Nichtkombattanten.
Militärische Einheiten/Verbände kann man so bekämpfen. Bekämpft man Terroristen auf diese Art und Weise, wird man kaum Erfolg haben.
Es handelt sich ja gerade nicht um einen Staat, welcher mit uns im Krieg ist, es ist eine Mafia, es sind viele Terrorbanden (einschl der Syrischen Regierung), Kriminelle uvm, welche nur deshalb überleben, weil sie Unterstützung von außen bekommen. Da muss man ansetzen. Da gibt es kein Nest welches durch Zerstörung die Gefahr beseitigt.
Unser Denken ist militärische geprägt, in Strukturen und Verfahren wie wir sie gelernt haben.
Terrororganisationen und deren Umfeld funktioniert nach grundsätzlich anderen Regeln.
2006 wirde von der 60. VN-Generalversammlung die Globale Anti-Terror-Strategie verabschiedete. Doch der darin enthaltene Aktionsplan welcher einen gemeinsamen strategischen Rahmen für die Aktivitäten der VN-Mitgliedstaaten im Bereich der Terrorismusbekämpfung bildet, wurde nie ernsthaft von unseren Partnern umgesetzt. Gerade Deutschland zur Terrorismusbekämpfung viel getan und das sehr erfolgreich. Eine stärkere Koordinierung der hier beteiligten VN-Organe hätte das Potential gehabt auch die Anschläge in Paris zu verhindern und dabei reden wir noch nicht einmal über Prävention ( wobei Frankreich noch immer versagt).
Es gibt genügend Konzepte, nur lesen reicht nicht, die Verantwortlichen müssen sie umsetzten.
@TomCat: Ist sehr OT: rein statistisch birgt der „Islam“ eine etwa zehnfach höhere spirituelle Vielfalt als das „Christentum“ zum 30jährigen Krieg.
Hinter der Konfessionsfragen verstecken sich handfeste machtpolitische Interessen.
Hinter Wahabitismus und Muslimbruderschaft stehen die aufgrund von Geld bzw. Mannstärke die schlagkräftigsten Strömungen. Dies sind die beiden treibenden Kräfte hinter den Verwerfungen Bilad As-Sham. Jeweils selbst empfunden marginalisierte Sunniten… Opferrolle Warum: Weil die Strömungen es zehn Jahre propagiert haben. Das wird auch 30 Jahre gehen.
@Zimdarsen
Einige Strichaufzählungen zur UN-Antiterrorstrategie verfügbar?
@AoR, wieso OT. Damals wie heute gings es doch nicht um Religion. Die wird damals wie heute nur vorgeschoben. Es geht um massive Machtinteressen unterschiedlichster Staaten und Strukturen. Die 1918 mit einem Federstrich geschaffenen künstlichen Staatengebilde sind, bzw. werden zusammenbrechen, und alle Groß-und Regionalmächte, deren Interessen unterschiedlicher nicht sein könnten, wollen sich von dem zu verteilenden Kuchen eine gehörige Portion abschneiden. Insofern ist die Situation schon mit der vor 400 Jahren vergleichbar, wo Spanier, Franzosen, Engländer, Dänen, Deutsche, Schweden und Russen sich wegen unterschiedlichster finanzieller, und machtpolitischer Erwägungen in einen verheerenden Krieg haben reinziehen lassen.
Kurze Zwischenfrage:
Wie ist eigentlich das Verhältnis der Zivilisten zu
-ISIS
-Al Nusra
-Assad
Hintergrund: wenn die Aggressoren wirklich als Besatzer angesehen werden, sollte eine Befreiung durch Bodentruppen ja weit aus leichter von statten gehen, als wenn Zivilisten die Aggressoren unterstützen.
@KPK
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/GlobaleFragen/TerrorismusOK/TerrorismusbekaempfungVN_node.html
Update UK-Beitrag Bekämpfung Daesh. Bleibt abzuwarten, ob ab heute britische sorties im OIR-update aufsummiert werden, ist zu erwarten.
https://www.gov.uk/government/news/update-air-strikes-in-iraq
Bad news: DAESH-strategischer „Rückzugsraum“ Libyen/Sirte in neuer Qualität, Aufbau einer eigenen Luftkomponente?
http://www.israelnationalnews.com/wap/Item.aspx?type=0&item=204278#.Vl96sXarTIW
Einer der ersten beiden Maschinen, die am Donnerstag in die Türkei verlegt werden, ist die 48+52. Also ein ECR Tornado… Wünsche den Soldaten und vorallem den Besatzungen das nötige Soldatenglück.
@T.W. – Muss mich verbessern…Kennung 46+52.
@Zimdarsen
Herzlichen für den Link.
@RobertThomp
Beispiel für Einsatz von Luftstreitkräften jenseits der Bekämpfung strategischer „Groß“ziele.
Es geht hier darum, dem Feind das „freedom ob movement“ zu nehmen, also ihm die taktische Beweglichkeit, teilweise operative Beweglichkeit zu unterbinden. Eine Truppe, die ihre Bewegungsfreiheit aufgrund zerstörter Straßen-/Wegeinfrastruktur oder permanenter Luftbedrohung einbüßt, ist mittelfristig nicht mehr in der Lage, Gefechte geplant und koordiniert zu führen.
Beispiele susreichend lohnender Ziele, in der Tiefe des Einsatzraumes.
http://www.centcom.mil/en/news/articles/coalition-efforts-continue-to-reduce-isils-freedom-of-movement
Begrenzung „freedom of movement/of maneuver“: restricting
– their resupply capacity and
– their ability to move fighters around the battlefield,
– to regroup tactical units
Im Detail, einzelne Angriffe air „nicht strategische Ziele“.
http://www.centcom.mil/en/news/articles/dec.-2-military-airstrikes-continue-against-isil-terrorists-in-syria-and-ir
SOUTHWEST ASIA — On Dec. 1, coalition military forces continued to attack ISIL terrorists in Syria and Iraq. In Syria, coalition military forces conducted two strikes using attack aircraft. Separately in Iraq, coalition military forces conducted 15 strikes coordinated with and in support of the Government of Iraq using rocket artillery, bomber, fighter, and remotely piloted aircraft against ISIL targets.
December 02, 2015
Release # 20151201-02
FOR IMMEDIATE RELEASE:
The following is a summary of the strikes conducted against ISIL since the last press release:
Syria
* Near Ayn Isa, two strikes struck an ISIL tactical unit and destroyed two ISIL fighting positions.
Iraq
* Near Albu Hayat, one strike struck an ISIL tactical unit and destroyed an ISIL fighting position.
* Near Ramadi, nine strikes struck three ISIL tactical units and destroyed an ISIL mortar position, 10 ISIL fighting positions, an ISIL tactical vehicle, five ISIL heavy machine guns, two ISIL RPG positions, an ISIL tunnel, an ISIL anti-tank position, an ISIL vehicle borne improvised explosive device (VBIED), an ISIL staging location, two ISIL buildings, an ISIL command and control node, cratered an ISIL-used road, and denied ISIL access to terrain.
* Near Sinjar, one strike struck an ISIL tactical unit and destroyed an ISIL fighting position, an ISIL heavy machine gun, an ISIL vehicle, and an ISIL fighting position.
* Near Sultan Abdallah, two strikes struck an ISIL tactical unit and destroyed an ISIL mortar position, an ISIL fighting position, and suppressed an ISIL mortar position.
* Near Tal Afar, two strikes struck an ISIL tactical unit and an ISIL VBIED facility and destroyed an ISIL vehicle.
Gerade die Angriffe im Irak verdeutlichen lehrbuchartig den taktischen Einsatz von
Luftstreitkräften jenseits strategischer Ziele, hier u.a.: Mörserstellung, Zerstörung einer Versorgungsstraße, schwere Maschinengewehre, Tunnelanlage, RPG-Stellung ff.