DroneWatch: Es geht (formal) voran mit der Euro-Drohne, Spanien viertes Land
Das Vorhaben der Europäer, eine eigene Drohne zu entwickeln und damit langfristig den marktbeherrschenden Unternehmen in den USA und Israel Paroli zu bieten, kommt zumindest formal voran. Nun gibt es eine Managementorganisation, und zu den drei Ländern Deutschland, Frankreich und Italien, die das Projekt im Mai angeschoben hatten, ist jetzt auch Spanien hinzugekommen.
Ehe vorschnelle Erwartungen kommen: Erst einmal geht’s um eine Studie, und eine funktionierende europäische MALE-Drohne (Medium Altitude, Long Endurance) soll’s selbst nach den Plänen nicht vor 2025 geben. Und auch wenig überraschend: Nach deutscher regierungsamtlicher Vorstellung soll Airbus Defence&Space die Führung des Vorhabens übernehmen (und hat das wirtschaftlich auch schon eingeplant*).
Dazu hatte das Verteidigungsministerium bereits am 8. Dezember was veröffentlicht, was ich aber (wie die meisten) zunächst übersehen hatte:
Europäische Drohne: Spanien ist dabei
Berlin, 08.12.2015.
Im europäischen Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System (MALE RPAS) Entwicklungsvorhaben wurde am 25. November 2015 ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation (OCCAR) wurde mit dem Management der geplanten Definitionsstudie beauftragt und gleichzeitig Spanien als gleichberechtigter vierter Partner in das Projekt aufgenommen.
Bereits am 18. Mai 2015 hatten Deutschland, Frankreich und Italien eine gemeinsame Absichtserklärung zur Entwicklung einer europäischen Drohne bis 2025 auf Ministerebene unterzeichnet. Mit Spanien nimmt nun eine weitere Nation an der geplanten Definitionsstudie zu einem europäischen unbemannten luftgestützten Aufklärungssystem teil.
Im Rahmen der zweijährigen Studie sollen vor allem die operationellen Forderungen der Nationen unter Kosten- und Risikogesichtspunkten untersucht werden. In einem weiteren Schritt der Studie wird dann durch die Auftragnehmer Airbus Defence and Space, Dassault Aviation und Finmeccanica ein Systemdesign entwickelt, das die Grundlage für eine mögliche Entwicklungs- und Beschaffungsentscheidung bildet.
Risiken minimieren
Durch dieses Vorgehen, werden die solchen Entwicklungsvorhaben anhaftenden Risiken reduziert. Eine Eigenentwicklung hat zudem den Vorteil, dass Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien vollen statt nur begrenzten Zugriff auf die Aufklärungstechnik hätten.
Bei einer positiven Entwicklungsentscheidung könnten die ersten Systeme 2025 ausgeliefert werden. Die Hauptaufgabe des Remotely Piloted Aircraft System wird die Aufklärung und Überwachung in zukünftigen Einsatzgebieten werden – auch mit der Möglichkeit, zur Unterstützung der Truppen am Boden Waffen einzusetzen.
Der Vertragsschluss für die Studie wird im ersten Halbjahr 2016 erwartet. Die vertragsvorbereitenden Arbeiten werden durch die OCCAR durchgeführt, während die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) das Vorhaben vor allem im Bereich der Luftraumintegration und bei Zulassungsfragen unterstützt.
Das Projekt ist im weiteren Fortgang nicht auf die vier initiierenden Nationen beschränkt. Eine Teilnahme weiterer europäischer Nationen an den kommenden Programmphasen ist keinesfalls ausgeschlossen.
Führungsrolle für Deutschland
Deutschland nimmt amtsseitig in dem Vorhaben eine Führungsrolle ein. Vor diesem Hintergrund trägt Deutschland 18,6 Mio € (31%) und Frankreich, Italien, Spanien je 13,8 Mio € (23%) zur Finanzierung der Definitionsstudie bei.
Die Studie wird von den drei benannten Konzernen gemeinsam angefertigt. Eine gegebenenfalls folgende Entwicklung soll, basierend auf einem Vorschlag der Industrie, voraussichtlich von einem Hauptauftragnehmer verantwortet werden. Die anderen an der Studie beteiligten Firmen werden als Unterauftragnehmer eingebunden. Welche der beteiligten Firmen als Hauptauftragnehmer fungieren wird ist derzeit noch offen. Aus fachlicher Sicht haben alle drei an der Studie beteiligten Firmen international anerkannte Fähigkeiten im Bereich der Militärluftfahrt. Hier werden neben der fachlichen Qualifikation das Engagement im Rahmen der Studie und die in die Studie eingebrachte Kompetenz von Bedeutung sein.
Aufgrund der deutschen amtsseitigen Führungsrolle wird eine Führungsrolle der Firma Airbus Defense & Space seitens Ministeriums unterstützt.
Und noch eine Beobachtung am Rande – ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war: Der Ministeriums-Text ist mit dem Foto einer Heron-Drohne im Afghanistan-Einsatz bebildert. Und die interessante Bildunterschrift: Bis zur eigenen Drohne gibt es eine Überbrückungslösung. Welche, soll bis Jahresende entschieden werden. Das ist ja nicht mehr lange.
(* Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. nicht verlinkt, der Donaukurier gehört zu den Ausnahmen)
(Grafik: Versuchsdrohne Talarion von Airbus – Cassidian/Airbus Defence&Space)
Für 60Mio könnte manschon jetzt gut einkaufen……und wir machen erst eine Studie. Für 23mio gäbe es bestimmt ein paar Heron oder RS-Stemme.
Ein Wahnsinn und dann noch mit der OCCAR. Bestimmt weil sie beim A400M so erfolgreich ist.
Gibt es eigentlich schon konkrete Entwicklungsziele? Bis jetzt habe ich MALE und soll Waffen tragen können gehört. Solche Dinge, wie geringe Radarsignatur, sollten auch schon grob definiert werden.
PS: Was wird eigentlich aus der Barracuda? Die haben wir doch schon für viel Geld entwickeln lassen. Jetzt hört man leider kaum noch was von der.
Barracuda fliegt. Das ist alles. Das Ding ist ein reiner Technologietester. Keine ernsthafte UCAV.
pi
Mit dem zweiten Barracuda-Exemplar (das Erste ist ja leider abgestürzt) hat Cassidian zumindest 2010 und 2012 weitere Flugtestkampagnen durchgeführt. Vielleicht danach noch weitere – irgendwie findet man wenig darüber. Sieht so aus, als hätte Cassidian mit diesem Versuchsträger zwar einiges über Drohnen gelernt, aber leider kein Glück mit Aufträgen gehabt. Zumindest dürfte man die Erkenntnisse in die noch zu definierende MALE-Drohne einfließen lassen.
@CH64: ich schätze mal, das wird Inhalt der Studie sein?
Barracuda war und ist nicht mehr als ein Erprobungsträger. Es war nie angedacht, diese Drohne zu einem einsatzfähigen System weiterzuentwickeln.
Das Problem wird sein, dass alle ein eher autonom fliegende Plattformen mit der Möglichkeit zur Fernsteuerung wollen und DEU eher umgekehrt.
2025 wird die Entwicklung eine andere sein, Motorsegler mit Kamera und fernsteuerung sind Systeme von gestern.
In der Zukunft wird die Wirkung im Ziel (auch Bilder) im Zentrum stehen und nicht die Plattform.
Na prima, noch ein Koch mehr der den Brei „verbessern“ kann.
Wann merkt die Politik eigentlich dass solche Kooperationsprojekte zwar schön für die Zusammenarbeit sind, jedoch stets eine eierlegende Wollmilchsau herauskommen muss, bei der Zeit- und Kostenziele im Zweifelsfall immer auf der Strecke bleiben.
Wieso überlegen sich unsere Entscheidungsträger nicht einfach mal agnz genau was sie wollen, was sie brauchen und dann setzen sie sich mal hin und schreiben ein anständiges Lastenheft. Und wenn dann noch eine Nation mitmachen will kann sie ja gern ein paar Arbeitspakete übernehmen. Aber so ein wir setzen uns mal zusammen, jeder kann mitmachen ist meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt. Schade ums Steuergeld…
Mit den Studien bei der Bundeswehr hat es eben auch was eigenes.
Das Geld ist da und muss weg, koste es was es wolle.
Als man noch genügend Fachleute, MilFD bei BW und Ing. bei wtd, hatte, ergab diese Studiendflut auch Sinn. Gute Ideen konnten frei ohne Ergebniszwang untersucht werden.
Mittlerweile, meine Froschperspektive in einem hightech Gebiet, steht das Ergebnis vorher (politisch?) fest und der Praktikant darf mal was ganz dolles tun. Schade drum.
Wir wollen 24/7 mit möglichst geringer Gefährdung von eigenen Personal und möglichst geringen Kosten ein weltweit verfügbares schnelles System zum erzeugen einer Abbildung der erdoberflächennahen Schicht und punktuelle thermische Umsetzung auf ihr.
…….ob das ein Motorsegler kann? Ggf gibt es um 2025 viel intelligentere Lösungen als ein MALE RPA.
Keiner spricht über Kosten. Hier ein Beispiel aus 2013.
Anfrage in Frankreich über 16 MQ-9 Reaper
Remotely Piloted Aircraft and associated equipment, parts, training and logistical support for an estimated cost of $1.5 billion
Scope:
16 MQ-9 Reaper Remotely Piloted Aircraft
8 Mobile Ground Control Stations (GCS)
48 Honeywell TPE331-10T Turboprop Engines (16 installed and 32 spares)
24 Satellite Earth Terminal Substations
40 Ku Band Link-Airborne Communication Systems
40 General Atomics Lynx (exportable) Synthetic Aperture Radar/Ground MovingTarget Indicator (SAR/GMTI) Systems
40 AN/DAS-1 Multi-Spectral Targeting Systems (MTS)-B
40 Ground Data Terminals40 ARC-210 Radio Systems
40 Embedded Global Positioning System/Inertial Navigation Systems
48 AN/APX-119 and KIV-119 Identify Friend or Foe (IFF) Systems
Quelle: Defense Security Cooperation Agency NEWS RELEASE Vanessa Murray, Transmittal No. 13-4, June 27, 2013.
Über Kosten habe ich bisher nicht sehr viel lesen können. Wenn es solche schon gibt, wäre es interessant, ob sie einer Überprüfung durch externe standhalten können.
Führungsrolle Deutschland …. Aha, aber sollte man dann nicht auch irgendwo im MALE Bereich überdurchschnittlche Kompetenz besitzen, entweder auf der Amtsseite oder wenigstens bei der Industrie? Mal abgesehen von Spanien sind und Frankreich und Italien da weit voraus. Frankreich hat Erfahrung im Einsatz mit Harfang, Predator B und bereits auch Ambitionen hinsichtlich eines durchsetzungsfähigen UCAS (Unmanned Combar aircraft System). Da werden die Franzosen aber einiges mitzusprechen haben, beim Lastenheft für die Euro-Drohne. Italien hat ebenfalls Erfahrung mir Predator A, Predator B (demnächst auch bewaffnet!) und beschafft gerade den Piaggio Hammerhead (zweimotoriges (!) MALE UAS, ebenfalls bewaffnungsfähig. Somit verfügen diese Nationen über umfangreiches Know-how züm Betrieb von „High-End“ MALE UAS.
Die Bundeswehr lässt sich zwar auch schon seit einigen Jahren den Heron 1 in Afghanistan betreiben (Leasing), trotzdem haben uns unsere Partner da einiges voraus und werden dies im Laufe der Studie auch deutlich machen. Da hilft es auch nichts mehr, wenn die Bundeswehr jetzt doch noch ein Weihnachtsgeschenk in Form einer Entscheidung für eine bewaffnungsfähihe Drohne bekommt. ,
Bekommt die denn eine Genehmigung der Europäischen Flugsicherheit oder werden hier weitere 1,5 Milliarden Steuergelder verbrannt wie für den Eurohawk ?
Für das letzte Drohnen-Desaster wurde übrigens noch niemand juristisch zur Verantwortung gezogen, das wäre jetzt vielleicht auch mal langsam an der Zeit.
„Defense News“ vom 11.12.2015: France orders new batch of Reapers
Frankreich vergrößert seine PREDATOR B Flotte und bestellt 3 weitere Flugzeuge. Interessant ist, dass es sich dabei um den Block 5 handelt und dieser dann auch im französischen Luftraum fliegen soll und außerdem „elektromagnetische Signale“ detektieren kann. Das heißt also, neben Bildaufklärung wird auch „Signal Intelligence“ (SIGINT) durchgeführt. Die Flugeuge sollen 2019 geliefert werden. Ob Frankreich dann wirklich noch eine Euro (MALE) Drohne braucht?
@Cirrus
Wer weiß, vielleicht werden die auch im Inland eingesetzt?
@Cirrus
Das wäre nicht das erste mal, dass FR aus einem Projekt aussteigt und die gesammelte Erfahrung mitnimmt.
Wir würden den Predator in DEU produzieren können und fast die ganze Wertschöpfung in DEU lassen, doch man will es nicht.
@Quino
„Keiner spricht über Kosten.“
Man spricht ja noch nicht einmal über den Mehrwert und ob wir diesen Mehrwert auch im Einsatz nutzen können (Russland) und ob wir die Fähigkeit SAT-Com (Tornado LOS) haben.
Nachfolger Luna? Autonomer günstiger besserer Nach-nach-folger CL289/KZO.
Wie ist die Arbeitsteilung in Europa? Braucht wieder jeder alles?
Gerade so ein System schreit nach einem gemeinsamen Betrieb von Kern-EU-Staaten (ohne GB/H/P uem)
Ich selbst hab’s nicht so mit Drohnen, aber auf der Suche nach einer Information bin ich auf der israelischen YnetNews-Seite auf die Nachricht gestoßen, dass die Schweiz einen 200Mio $ Deal mit Elbit über die Lieferung von Hermes 900 UAV’s abgeschlossen hat.
Vielleicht ganz interessant für den einen oder anderen hier..
Soll keiner sagen, dass wir in DEU nicht könnten.
http://www.rs-uas.com/
http://grob-aircraft.eu/index.php/basic-information-22.html
http://elib.dlr.de/53594/1/Broadsky_Workshop_Turin_2007_-_Giggenbach_-_20070905.pdf
Und da wäre noch die Meldung vom 27.11.2011
General Atomics Aeronautical Systems has signed a Memorandum of Understanding with RUAG Aerospace Services to offer the Predator B UAS to meet the surveillance needs of the Federal Republic of Germany. (Flugrevue)
Bin mir fast sicher, dass auch die anderen Firmen nicht schlafen und ggf bis 2025 marktverfügbaren Alternativen zu einer politischen nicht einsatztauglichen Konstruktion liefern werden.
Solange Deutschland am Ende nicht auf ein einsatzfähiges UAV besteht, ist dies alles nur ein Forschungs- und Technologieförderprogramm für pilotenlose Frachtflugzeuge in 2030.