Vor neuem Bundeswehr-Einsatz in Mali: „Hohe Bedrohungslage“
Da es einen gewissen Debattenbedarf zum absehbaren – erweiterten – Bundeswehr-Einsatz in Mali gibt, einen neuen Thread, um die aufgelaufenen Kommentare mal zusammenzubinden:
Die Bundesregierung hatte bereits im August den Parlamentariern im Bundestag mitgeteilt, dass demnächst eine Ausweitung des deutschen Engagements bei der UN-Mission in Mali, bei MINUSMA, anstehen könnte: Die Bundeswehr soll dort die Niederlande unterstützen, die recht robust – mit Spezialkräften und Kampfhubschraubern – im weiterhin unruhigen, von Islamisten umkämpften Norden des westafrikanischen Landes unterwegs sind.
Nun gibt es erste Erkenntnisse einer Erkundungsmission, die Möglichkeiten für den deutschen Einsatz untersuchen sollte, und der Kollege Christoph Hickmann von der Süddeutschen Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) hat für die Ausgabe vom 15. Oktober einen Blick drauf werfen können:
Die Soldaten würden „überwiegend in Gebieten mit erheblicher oder hoher Bedrohungslage“ eingesetzt, hieß es in Militärkreisen, die mit den Überlegungen befasst sind. Stationiert würden sie im nördlich gelegenen Gao und, wie bereits bisher, in der Hauptstadt Bamako.
(…)
Hauptauftrag der Bundeswehr wäre laut Militärkreisen „die Gewinnung und Verdichtung des Lagebildes“. Nach Angaben aus diesen Kreisen kommen dafür auch Aufklärungsdrohnen vom Typ Luna infrage. Sie könnten zwischen April und Juni dazukommen.
Das deutsche Kontingent, so heißt es in dem Blatt weiter, müsse zu einer weitgehend eigenständigen und robusten Operationsführung in der Lage sein. Details habe das Ministerium offiziell nicht kommentieren wollen.
Überraschend ist das alles nicht; seit Monaten ist klar, dass die Niederländer vor allem Aufklärungskräfte suchen, die am Boden agieren können. Neben den Luna-Drohnen (wenn nicht doch noch eine Entscheidung fallen sollte, Drohnen wie die in Afghanistan genutzte Heron entweder zu verschieben oder zusätzliche zu leasen).
Das aktuelle Mandat für die deutsche MINUSMA-Beteiligung stammt vom Sommer dieses Jahres und müsste für die neue Mission angepasst werden – aber vermutlich erst im kommenden Jahr.
(Archivbild September 2015: An der Landepiste in Kidal im Norden Malis – UN/MINUSMA/Marco Dormino)
Wie es scheint ist die Erkundungsmission in Mali nun vorbei.
Jedenfalls sickern in der letzten Zeit einigen Gedankenspielereien an die Meiden durch.
Der Spiegel und einige andere berichten über eine mögliche „Aufklärungs- und Unterstützungsmission“ ab ende 2015, Mitte 2016.
@Frank
Die Erkundungsmission ist bereits seit dem 04.10.2015 abgeschlossen. Ob sich das Ministerium und später der Bundestag der Empfehlung der Erkundung anschliessen bleibt abzuwarten. Auch das Interesse der Niederländer (beginnen mit punktueller Unterstützung und späterer Ausweitung der Beteiligung [eigene Meinung bis zur kompletten Übernahme]) sollte man nicht vergessen,
sollte es tatsächlich zu einem erweiterten mali mandat kommen darf man gespannt sein ob das institutionelle gedächtnis noch weit genug zurückreicht um die ROE/gewaltauthorisationseskapaden der anfangsjahre von ISAF nicht zu wiederholen.
ansonsten kann man schon mal nachschlagen wie das Anrufverfahren auf Tuareg lautet.
MALI- DLF/Rolf Clement
NLD haben für den Norden um Unterstützung oder auch Ablösung gebeten.
Regierungs-/BMVg-intern geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur um ein wann und wieviel.
Es würde sich um ein Mandat im Rahmen MINUSMA handeln, dass robust ausgelegt sein muss und den Kampf umfassen würde. Somit muss der BT zustimmen.
Derzeit sind für den deutschen MINUSMA-Anteil 180 Soldaten mit einem Mandat versehen, dass jedoch nie ausgenutzt wurde. Absicht war bei Mandatsbeginn Lufttransport für an MINUSMA Beteiligte durchzuführen.
DLF-Bericht nannte Objektschutz und Aufklärung als DEU-Aufträge, dass kann es aber nicht sein, denn:
Bei näherer Betrachtung des gegenwärtigen NLD Kommandos /Mali wird, für den Fall „Ablösung im Auftrag“ wesentlich mehr gefordert sein. NLD hat aktuell 450 Mann stationiert, dabei
– 4 Apache
– 3 Chinook
– Fennek in AufklVersion
– Bushmaster, vergleichbar Boxer
– 3 Zg Korps Commando Tropen (KCT), (vergleichbar KSK) und Marineinfanterie, mit dem Auftrag „Fernaufklärung“.
Das HQ befindet sich in BAMAKO. Wesentliche NLD Leistung bildet die in GAO und TIMBUKTU arbeitende All Sources Information Fusion Unit (ASIFU), die also Aufklärung durch Nachrichtengewinnung betreibt. Diese Kräfte haben Kp-Stärke, dabei Raven, ScanEagle und ein HUMINT-Team.
https://www.defensie.nl/onderwerpen/mali/inhoud/nederlandse-bijdrage
Also nichts, was wir nicht auch könnten, wenn wir denn dann wollten.
Ich denke aber nicht, dass Deutschland Kernfähigkeiten wie Rettungs und Kampfhubschruaber zur verfügung stellen wird.
In einem der wenigen Artikel die es dazu schon giebt, ist expliziet erwähnt dass die BW Ihren „Unterstützungsbeitrag“ nur leisten kann, wenn die Niederlande weiterhin Tranport/Medivac- und Kampfhubschrauber vorhalten.
( vgl. Süddeutsche Zeitung „Wieso die Bundesehr im Nrodne Malis helfen soll“)
Meiner Meinung nach wiederspricht dies der internen Stellungnahme zum Bericht der Erkundungsteams, seitens des Verteidigungsministeriums. So wird hier noch festgestellt, dass ein potentilles deutsches Kontingent zu einer weitgehend eigenständigen und robusten Operationsführung in der Lage sein muss.
Was heißt denn dann: „w e i t g e h e n d eigentständig“ ?
So richtig Bock scheint man im BmvG nicht auf diese Mission zu haben.
„Bock“ ist kein Kriterium.
Wir, besonders das Heer, sind mittlerweile derart mit den NLD verwoben, dass wir daran nicht vorbeikommen. Im übrigen gilt auch hier BÜNDNISSOLIDARITÄT(!), gerade einem kleineren Partnern gegenüber, dem wir uns ja als „Anlehnungsmacht“ präsentierten, oder? Jetzt kommt’s erstmals zum Schwur in diesem Zusammenhang. „Wir gehören heute selbst zu den starken Schultern.“, hat der letzte IBuK bei Vorstellung Deutschland- Niederländisch gemeinsamer („enger zusammenarbeiten“) Verteidigungsprojekte am 28.05.2013 auf DW gesagt.
Jetzt nehmen die NLD uns beim Wort.
Wobei „w e i t g e h e n d eigenständig“ heißen kann, DEU stellt die Masse der Truppe und solche Fähigkeiten bei, über die kleinere Partner schon strukturell nicht/nicht durchhaltefähig verfügen, z.B. Führung, FüUstg, nachhaltige Aufkl, AirMedEvac.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Zustimmung. Sie machen da einen sehr validen Punkt. Die Ausrede in Berlin ist natürlich: na ja, dieses Anlehnungsangebot bezieht sich eigentlich nur auf NATO und vielleicht noch a bisserl EU, aber VN-Ops ist doch gaaaaaanz was anderes. Tja, dann hätte man das auch so deutlich kommunizieren sollen bei all den wundervollen „Partnerschaften“, die man mit östlichen und westlichen Partnern eingegangen ist in den letzten Jahren.
Und wissen Sie was, diese Ausrede lasse ich sogar gelten, denn das Engagement der NL bei MINUSMA war imho ziemlich „unilateral“. Nun kommen die NL an sustainability-limits und ziehen die NATO/EU“ Partnerschaftskarte“ ? Und schon kommen die ersten Dummschwätzer aus dem Gebüsch und sagen, dass dieses erhöhte deutsche Engagemant in Mali natürlich auch in Sachen „Flüchtlingverkehrsregelung“ richtig und wichtig sei…..wir haben in Libyen ja schon nicht mitgespielt, also sollten wir wenigstens in Mali nicht so zimperlich sein…….bullshit.
Kern von MINUSMA sind FRA, NLD und Skandinaiver, daneben zahlreiche Afrikaner. Der Einsatz ist eine Friedensmission der Vereinten Nationen ab 1. Juli 2013.
Sie erinnern sich was – vorgestern – die Kanzlerin/der Außenminister aus Anlass 70 Jahre VN vor dem Deutschen Bundestag sagten: Mehr deutsche Beteiligung in Friedensmissionen/Blauhelmmissionen, unterstützt von Rednern aller Fraktionen, ohne DieLinke?
Also erst wohlfeile Dienstags-Reden, dann kneifen?
Anlehnungsmacht nur mit NATO/EU? Soweit ich die Papiere kenne, etwas her, stehen da keine Ausschlüsse drin.
Daneben , gerade derzeit fordern gerade wir doch allenthalben Solidarität der Europäer, gilt nur als Einbahnstraße, nur wenn uns der Kittel brennt?
Das Flüchtlingsargument wird wesentliche Messlatte sein. Der Flüchtlingsstrom, soweit Westafrika betroffen ist, wickelt sich über Mali ab. Übrigens geht das ausschließlich über Mali, neben etwas Mauretanien, da ostwärts davon Boko Haram die Szene der Wüstenrouten kontrolliert. Mali lebt ethnisch im Wesentlichen spannungsfrei, mit Ausnahme des Nordens, wo Tuareg im Flüchtlingstransport/-schleusen nach dem Rausschmiss aus Libyen ihr Auskommen gefunden haben. Und das alles losgelöst von immer neu aufflammenden Anmaßungen der Tuareg nach dem eigenen Staat „Azawad“ zulasten Libyens, Algeriens, des Niger, Burkina Fasos und eben Lybiens. In der Schimäre „Azawad“ hat sich nebenbei bemerkt mit Ansar Dine eine islamistische Gruppe gebildet, die der Al-Qaida nahesteht.
Wir haben allen Anlass die NLD dort zu entlasten, in ureigenstem Interesse.
@K-P K
„Wir haben allen Anlass die NLD dort zu entlasten, in ureigenstem Interesse“
Da ist er ja wieder: der sicherheitspolitische „Zirkelschluß“: wenn ein Partner eine Sache anfängt, die er nicht zu Ende führen kann, dann ist es plötzlich das „ureigenste“ Interesse Deutschlands diese Sache zu übernehmen…auch wenn wir uns dabei völlig übernehmen bei all den so engagierten Partnern ?
Auch wir haben nur ein „single set of capabilities“ und da sollten wir a bisserl auf unsere wortwörtlich ureigensten Sicherheitsinteressen und -prioritäten achten und nicht immer Partnerinteressen unreflektiert zu unseren „ureigensten“ machen.
wie wärs denn mit vier tigern?
die müssten doch mittlerweile in ausreichender zahl vorhanden sein und gewisse einsatzerfahrung hat man doch von ISAF schon.
wie waren da die erfahrungen?
Die NLD, „ein Partner eine Sache anfängt, …“, keineswegs, sind einem Ruf der UN gefolgt. Von eigenmächtigem Anfangen einer Sache könnte ggf bei FRA/GBR mit post-kolonialen Interessen die Rede sein, nicht aber in Amsterdam. Die sind nämlich neben SWE nahezu einziger europäischer Staat, der sich Hilferufen aus NY nicht verweigert, im Gegensatz zu uns, sofern man-power gefragt wird.
Letztlich ist aber auch das unerheblich, kommt es doch nur darauf an, Tatsachen zu akzeptieren, mit den Fakten/Akteuren zu leben/sprechen, bevor diese in Freilassing zum Grenzproblem mutieren.
Aber wie so häufig, unsere Kultur des „sich-davon-Argumentierens“ haben wir richtig gut drauf, die Anderen sollen doch sehen wie sie zurecht kommen.
@KPK
Einiges richtig, einiges etwas durcheinander gewürfelt was den niederländischen Beitrag bei MINUSMA angeht.
Der Force Commander MINUSMA hat, neben den ground troops der afrikanischen Truppensteller, direkte Kontrolle über die Spezialkräfte und den Anteil Hubschrauber (Apache und Chinook). Als weiteres Element steht ihm die ASIFU zur Verfügung, Standort BAMAKO. Die ISR Kompanien in TIMBUKTU und GAO sind Einheiten der ASIFU und werden auch von dieser geführt.
Auftrag der Erkundungsmission war es, Optionen für eine Entlastung der niederländischen ISR Kompanie in GAO zu prüfen. Diese besteht wie dargestellt aus fahrzeuggebundener Spähaufklärung, leichter Spähaufklärung, HUMINT und UAS.
Der Feststellung, dass es nur noch um das „wie“ geht, kann ich mich nur anschließen.
@JanLPunkt
Danke.
Dann aber auch noch „wann“ und „Stärke“.
Nach dem DLF-Beitrag von heute Mittag gehe ich von I/16 aus, unter Berücksichtigung der Parlamentsbeteiligung.
Infrage kommende Tr, wesentlich Aufkl, ist ge-earmarked, da es so viel Auswahl ja nicht gibt. Bei HUMINT erwarte ich einen joint-Ansatz, um Durchhaltefähigkeit zu generieren und garantieren.
@KPK
Richtig, insbesondere das „wann“ wird interessant.
Der Einschätzung bezüglich der infrage kommenden Truppenteile schließe ich mich an, AufklTr wird hier den Schwerpunkt bilden. Ich gehe aber weiterhin davon aus, dass DEU nicht sofort 100% stellen wird, sondern die Niederlande nach und nach ablösen wird. Bei HUMINT wird bereits ein joint-Ansatz gefahren, neben den niederländischen HUMINT Teams sind zwei estnische Teams vor Ort.
Die Ausgestaltung Mali wird auch in Zusammenhang mit evtl angesagter Verlängerung RSM aufschlussreich sein, nachdem Obama heute eine weitere Reduzierung zunächst gestoppt hat.
Der LOA – des Heeres – muss nun zeigen, was dran ist. Etwas combinedness haben wir bei Aufkl allerdings noch zu erwarten.
SZ zu Mali:
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, dass es noch in dieser Woche einen militärischen Vorschlag zur Beteiligung an der UN-Blauhelmmission Minusma geben werde. „Da geht es unter anderem um Aufklärungskapazitäten, die geschaffen werden müssen. …“
Donnerwetter, ziemlicher Druck im Kessel, bei so schneller Vorgehensweise. Ist zu unterstellen, dass NLD der Kittel brennt?
Typisch Bw erst heißt es Dingo haben wir zu wenig und jetzt werden moderne fehlen den nicht jeder Mod Dingo ist ein Moderner mehr
Aber 500 Mio werden nicht mal Ausgegeben
und der Kalte Krieg gibt es auch noch und es werden auch an die Ost bzw jetzt ist türkei auch noch im Gespräch auch Auslandeinsätze kommen kann die Bw das alles noch stellen
Mit dieser AK , Armee gibt es ja keine mehr
Und wer soll den Nachschub an Material und Personal transportieren, und womit ? Die beiden noch aktiven LTG befinden sich personell und materiell in fortschreitender Auflösung, das einzig verbleibende doktert seit Monaten an seinem einen Vorzeige-Airbus herum. Da kommt ein Afrika-Einsatz im großen Maßstab gerade recht.
Bevor man sich (mal wieder) in Kästchenzeichnen, Drohnen zählen und sonstigem verliert empfehle ich zunächst einen Blcik auf das Ganze.
Damit meine ich den Auftrag und dessen Umsetzung.
Der Auftrag erinnert ja stark an ISAF (Stabiliserung, sicheres Umfeld u.a. für NGO, Stärkung der Präsenz der nationalen Regierung, etc) – jedoch in einem UN-Kontext.
Dieser Ansatz ist aus verschiedenen Perspektiven fragwürdig, besonders gut hier zusammengefasst: http://www.stabilityjournal.org/article/10.5334/sta.fz/
Wie schwer sich EU-Staaten dabei tun zeigt sich hier sehr gut:
http://www.ipinst.org/wp-content/uploads/2015/07/IPI-E-pub-Europes-Return-to-Peacekeeping-Mali.pdf
Aber leider zeichnet sich bereits ab, dass die Bundesregierung sich mal wieder in Symbolpolitik mit Soldaten verliert. Leider ohne Blick auf die Lage vor Ort.
Man hat aus 10 Jahren Afghanistan nichts gelernt.
Nachtrag:
Noch ein Blick auf die operative Ebene, besonders die Zusammenarbeit mit der CR-Mission der Franzosen (OEF läßt grüßen…):
http://passblue.com/2015/01/18/the-uns-mission-in-mali-a-deadly-fight-against-terrorists/
Wir wollen halt wieder dabei sein – egal um was es wirklich geht.
@Memoria
Es gibt – noch – keinen Auftrag, lediglich Gerede von nahezu Jedermann, einschließlich der Medien. AA nennt Aufklärung, klinkt gut und schön friedlich, dann noch Drohnen – zur Aufklärung-.
Auftrag liegt vor, wenn die IBuK vorliest was ihr Stab vorgelegt, und die Kanzlerin ihre Regierungserklärung im BT abgibt.
Bis dahin alles Kaffeesatzleserei. Einen Anhalt gibt der Auftrag für das NLD Kommando, den ich eingangs verlinkt hatte, gibt’s auch in englisch.
@KPK:
Ich bezog mich auf den Auftrag von MINUSMA insgesamt:
http://minusma.unmissions.org/en/mandate
Schon der niederländische Beitrag ist da nur ein Ausschnitt.
Der andauernde Abgleich mit den niederländischen Fähigkeiten greift daher aus meiner Sicht viel zu kurz.
Die Debatte ist aber leider zu meist durch solche engen Blickwinkel geprägt.
Von der Leyen und Steinmeier: Mehr Verantwortung übernehmen
AA: Mehr UN-Einsätze (mit Blick auf UNSR-Bewerbung)
BMVg: Kooperation mit NLD
Hat aber leider alles recht wenig mit der Lage in Mali und dem Auftrag von MINUSMA zu tun.
Darin muss sich aber in der Realität das deutsche Kontingent einordnen – trotz aller Wunschträume in Berlin.
Gibt bei SIPRI ganz interessante Projekte z.zT zum Thema Mali/MINUSMA: https://bw2.link/T1ygL
The consensus on Mali and international conflict management in a multipolar world
https://bw2.link/wkaxd
Peacekeepers under threat? Fatality trends in UN peace operations
https://bw2.link/NmWug
@Memoria
OK, soweit verstanden und gleicher Auffassung.
Aber, wie die aktuelle Lage in Mali, besonders im Norden tatsächlich ist, weiß nur das ErkKdo (und FRA + NLD). Insofern bin ich sicher, der DEU Auftrag wird sich daran orientieren, hoffentlich umfassend und nicht beschönigend zulasten der Ausrüstung/Ausstattung/Stärke der Truppe.
Übrigens handelt die Légion nach dem Motto „besser früh eine Kp als spät ein Btl“.
Ihre Bemerkung mit den „Wunschträumen in Berlin“ verwirrt mich. Soll daraus gelesen werden, der Einsatzgier, um nicht einen anderen Begriff zu verwenden, zu genügen?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Da bleibt zu hoffen, dass es zunächst nur bei der Unterstützung mit Aufklärungskräften bleibt. Aufklärung und Nachrichtenwesen betreiben die NLD auf sehr professionellem Niveau und im Bereich Nachrichtenwesen sind sie in Strukturen und Ausbildung deutlich weiter als die Bw. Eine ASIFU könnte die Bw vielleicht in ein paar Jahren ersetzen, wenn sich ein Werdegangsmodell FGG2 etabliert hat.
Da stellt sich mir noch die Frage, ob die NLD keine aufklärende EloKa vor Ort haben oder sie als rein nationales asset nicht aufführen? Das wäre in diesem Szenar wohl ein noch wichtigerer Aufklärungsträger als die bodengebundene Spähaufklärung.
Memoria meint unter Umständen, dass in Berlin Planungen stattfinden, die unabhängig der Lage vor Ort und der notwendigen militärischen Fähigkeiten und politischen Unterstützung dem Motto „dabei sein ist alles!“ und „Hauptsache Flagge zeigen“ folgen, weil man sich daraus außenpolitisches Kapital verspricht. Die Planung für das erste Einsatzkontingent ISAF in KABUL lief auch nach diesen Prämissen ab.
@KPK
„Aber, wie die aktuelle Lage in Mali, besonders im Norden tatsächlich ist, weiß nur das ErkKdo (und FRA + NLD). Insofern bin ich sicher, der DEU Auftrag wird sich daran orientieren, hoffentlich umfassend und nicht beschönigend zulasten der Ausrüstung/Ausstattung/Stärke der Truppe.“
Nur das ErkKdo kennt die Lage in Mali?
Da habe ich so meine Zweifel.
Die Beschönigung von Lage, Auftrag, Kräfte, Mittel, ROE, etc. Wird auch nun wieder los gehen. Die letzten 10 Jahre haben eigentlich oft genug gezeigt wie das in unserem Land läuft.
Zu den Wunschträumen würde das Notwendige bereits gesagt.
Wir stolpern wie bei ISAF-Beginn un bei der ISAF-Ausweitung in einen gefährlichen Einsatz. Wiedermal ohne etwas daraus gelernt zu haben.
Das betrifft Politiker, Diplomaten, Generale und viele von deren Zuarbeitern. Man glaubt eben, dass sich die Welt an den eigenen Wunschvorstellungen ausrichtet. Die Realität bekommen erneut andere zu spüren.
@Cynic2
Gute Strukturen und hohes Niveau der Aufklärung in den NLD treffen zu. Eine schlechte Ausbildung bei uns sehe ich allerdings nicht.
Ursache für weniger zufriedenstellende Ergebnisse ist die nicht vorhandene Laufbahn im FGG 2, die es leider – absehbar – auch nicht geben wird. Ein OA, der mit 20 Eintritt und Aufklärung als „sein Ding erkennt“, sollte die Gewissheit haben, durchgängig in 2er Gebiet zu bleiben, nicht zuletzt zum Vorteil der Ergebnisse. Ist nicht so.
Die NLD betreiben in Mali mit ihrem „Militaire Inlichtingen- en Veiligheidsdienst (MIVD), also dem militärischen Nachrichtedienst auch z.B. SIGINT im Rahmen der ASIFU. Inwieweit Bw da einsteigen/ersetzen kann ist mehr als fraglich, geschuldet der Trennung von Nachrichtenbeschaffung und -gewinnung.
Im Grundsatz haben wir, besonders mit der Heeresaufklärungstruppe alle Fähigkeiten, dem Auftrag herrscht zu werden. Und da HUMINT ja TSK-übergreifend aufgestellt ist, sollte es auch hierbei gelingen, zu erwartende Auftrage zu erfüllen.
@all
Ich sage mal voraus, dass der Einsatz wie ein Katalysator auf die HAufklTr wirken wird.
Damit können verschiedene Projekte endlich begründet und beschleunigt werden.
Auswahl:
– Ersatz für LUNA und KZO,
– Ersatz für PARA,
– Midlife-Upgrade Fennek,
– Ausstattung mit zeitgemäßen FüM,
– jeder Offz HAufkl mit MILNW ATN,
– Erfahrungsgewinn für leSpäh,
– Härtetest für ZIVA.
Allein der Einsatz wird die Lage am Boden in keiner Weise beeinflussen. Eine gemAufklKp kann über den Daumen kaum mehr als 15-20.000 km² überwachen.
Und das ist im Norden Mali garnichts…
pi
@politisch inkorrekt
Hoffe, Sie behalten recht.
„Allein der Einsatz wird die Lage am Boden in keiner Weise beeinflussen. Eine gemAufklKp kann über den Daumen kaum mehr als 15-20.000 km² überwachen. “
…und genau das ist der Punkt. Kosten-Nutzen-Risiko sind von Anfang an out-of-proportion.
… „Symbolpolitik mit anderen Mitteln“. Man kann wirklich gar nicht soviel fressen, wie man kotzen müßte ob dieser pseudo-politischen Selbstdarstellungshaltung in Berlin. Das hat ja schon beinahe was von der Dekadenz des damaligen hessischen Landesherrn, der seine „Landeskinder“ als Söldner an die Briten verschacherte.
Meine Herren, Sie können doch jetzt nicht mit Fakten aufwarten – das würde die verantwortlichen Stellen in Berlin vermutlich nur irritieren. So bleiben wir bei politischen Nebelkerzen, die ein halbwegs gescheiter Mensch zwar durchschaut, aber nur mit einem Achselzucken quittiert, da es um „irgendwo in Afrika“ geht.
Wirklich greifbare Änderung in der Außen- und Sicherheitspolitik werden wir erst in ca. zehn Jahren erleben, wenn die heutige Generation Politiker zum Bücherschreiben übergegangen ist und anders sozialisierte NachfolgerInnen auf die Bühne getreten sind. Ob das dann besser wird, kann ich allerdings auch nicht versprechen ;-)
@politisch inkorrekt:
Die Heeresaufklärungstruppe hat es im Vergleich zu anderen Truppengattungen jedoch auch nicht verstanden den Rückenwind bei ISAF in Material umzusetzen.
Auch sonst hat man insbes. im Bereich ZIVA über Jahre während ISAF (!) geschlafen.
Anders sind die Ergebnisse der Aufklärertage der letzten Jahre nicht zu erklären.
Ansätze hätte es genug gegeben – aber oftmals gab es sogar truppengattungsintern anderweitige Interessen.
Daher glaube ich nicht, dass es hier entscheidende Fortschritte gibt.
@Memoria
Jetzt haben Sie ein Fass aufgemacht. Ich lass mal die Ordonanz kommen und noch mal eine Runde kommen…
1. Die HAufklTr wurde erst während des Einsatzes 2007 aufgestellt.
2. Sie hat in dieser Zeit den Fennek eingeführt und kampfwertgesteigert.
3. Die Fähigkeit leSpäh wurde neu eingeführt und von Grp auf Zg Stärke pro Btl aufgebohrt.
4. Die FnZüge der Divisionen wuchsen zu FnKp der AufklBtl.
5. Der Luchs wurde ausgemustert.
6. Die LUNA, ALADIN und KZO wurden kampfwertgesteigert.
7. MIKADO wurde eingeführt.
8. ZIVA als Anfangsbefähigung wurde aufgebaut.
Sensorfusion, ICP, der Kampf um Information sind heute täglich.Brot der Truppe.
Das steht auf der Habenseite.
Was wurde nicht geschafft?
1. Es gibt nach 8 Jahren immer noch so gut wie keine Vorschrift.
2. Aufgrund mangelnde Dienstposten konnte kein AufklBtl in den Einsatz gebracht werden.
3. Der Geburtsfehler der ASB´s (Unterstellung von Pio und Aufkl unter Kampftruppe auf Btl-Ebene anstatt AzA) setzt sich jetzt als Blaupause bei jeder LoA-Diskussion durch.
=> siehe auch aktuelle Kräfteansatz bei TJ 15.
4. Die ZIVA kam zu spät und wurde selten vollständig umgesetzt.
Das Hauptproblem bleibt die mangelnde Wahrnehmung durch die übergeordnete
Führung, die noch nicht gelernt hat den Führer der Aufkl einen Auftrag mit den Worten: „Ich will wissen“ zu erteilen.
Immerhin.
pi
@ politisch inkorrekt | 16. Oktober 2015 – 20:50
Danke, das war ‚mal ’ne Aufklaerung ueber heutige Aufklaerung…. Masel Tov!
@politisch inkorrekt:
Unterm Strich ist die Truppengattung nicht da wo sie sein könnte und müßte (der Blick zu den NLD ist da besonders hilfreich). Konzeption, Vorschriften, Strukruren, Ausbildung, Ausrüstung, etc sind weitehin nur Stückwerk.
Man redet zwar seit Jahren von Aufklärung aus einer Hand, aber eine Teilfähigkeits-übergreifende Planung und Analyse ist weiterhin nicht zeitgemäß gegeben (siehe das Drama um ZIVA).
Nach 7 Jahren eine Anfangsbefähigung im zentralen Bereich der ZIVA zu haben ist eben mehr als bezeichnend.
Für den ein oder anderen Mitleser hier noch ein Überblick: http://www.fkhev.de/fileadmin/user_upload/daten/infobriefheer/InfoBriefHeer_4-13.pdf, S.5
Auch das dauernde Klagen über Kdr, die die Einsatzgrundsätze nicht verstehen ist für mich ein „Evergreen“.
Die Kdr der Kampftruppe hat man also in nun bald 10 Jahren derlei nicht beibringen können?
Das ist ein ganz schöner Bumerang.
Ebenso das Beharren auf dem Einsatz als Btl-Äquivalent (da ist ja selbst die Artillerie schon weiter), man wird wohl auch künftig Einsätze als gemAuklKp haben – mit entsprechenden Auswirkungen auf eine ZIVA auf Kp-Ebene…
Aufgrund dieser Ausgangslage habe ich sehr wenig Hoffnung, dass man nun in Mali aufwacht. In Mali muss man sich erstmal an ein UN-Umfeld gewöhnen.
Ach ja und die Kampfwertsteigerung der KZO hat man doch gar nicht umgesetzt, oder?
Mir fällt auf, dass man selbst hier das Gesamtthema „deutscher Einsatz bei MINUSMA“ kaum auf Interesse stößt.
Ich hätte nicht gedacht, dass noch vor Ende des Einsatzes in AFG in eine ähnliche Geschichte reinrutschen.
Ebenso naiv wie vor 10 Jahren.
Ich bin mal gespannt, ob das ZMSBw den „Wegweiser Mali“ aus dem Jahr 2013 (http://www.mgfa-potsdam.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/wegweiserzurgeschichtemali.pdf) bis zum Beginn der Einsatzvorbereitung aktualisiert.
Denn bisher ist MINSUMA nur am Rande erwähnt und die sonstige Rahmenlage (Friedensabkommen, Enstehen neuer „Plattformen“ der Tuareg, Probleme der mailischen Armee im Norden, Operation Barkhane, etc) hat sich ja auch erheblich verändert.
Aber wer braucht schon ne vernüftige Grundlage für ne „Aufklärungsmission“?
Wird ja eh alles nicht so gefährlich, sagen Experten:
„Der Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Bamako, Jan Henrik Fahlbusch, beobachtet die Sicherheitslage in Mali seit Jahren intensiv. Er glaubt nicht, dass es in Zukunft Kampfeinsätze der Bundeswehr im Rahmen der Minusma geben werde. Daher bleibe das „Verlustrisiko“ für deutsche Soldaten in Mali entsprechend gering. Denn der Einsatz werde wahrscheinlich nur eine „Versorgungskomponente für die Niederländer“ beinhalten. Deren Kampfhelikopter seien unverzichtbar auf dem schwer zugänglichen Gebiet im Norden Malis. Viele Siedlungen und Städte seien nur auf dem Luftweg zu erreichen. Die Hubschrauber seien deshalb unverzichtbar um Stabilität und Sicherheit in der Region herzustellen.“
http://www.dw.com/de/friedensmission-in-mali-bald-deutsche-soldaten-im-gef%C3%A4hrlichen-norden/a-18785854
Versorgungskommponente der Niederländer?
Na dann ist ja alles geklärt. Man kann nur hoffen, dass dieser Experte in der SPD-Bundestagsfraktion nicht zu viel Gehör findet.
@Memoria
Wie gesagt ein Thema für ein längeren Abend im Kasino.
Sehen wir es mal so. 1990 gab es 12 PzAufklBtl. Heute gibt es 6 AufklBtl.
Welche Truppengattung kann auf ähnlich wenig Rückgang verweisen?
Der Einsatz als gemAufklKp ist auch nicht schlimm. Stellt trotzdem eine Niederlage für Truppengattung dar.
Von den NL bei der Aufkl zu lernen ist definitiv lohnend.
pi
Ich freue mich als potentiell Betroffener über die angemessene Entscheidung unserer politischen Führung, die Bundeswehr in einem Umfeld mit hoher Bedrohungslage einzusetzen. Für Einsätze in anderen Umfeldern sind schließlich andere da, etwa Pfadfinder oder THW. Eigentlich sollte man sich als Soldat sogar schämen, wenn man in einem weniger bedrohlichen Umfeld eingesetzt würde, denn dann würde man die eigene Zeit und die eigenen Fähigkeiten auf Kosten des Steuerzahlers verschwenden. Ganz davon abgesehen hat der Begriff der „hohen Bedrohungslage“ aber auch einen unangenehmen Beigeschmack und drängt deutsche Soldaten, die jedem dort anzutreffenden Feid in Ausbildung und Ausrüstung weit überlegen sind, in eine Opferrolle, die man als deutscher Soldat zurückweisen sollte.
vdL im BamS-Interview:
Es wird eine weiteres Erkundungskommando geben (warum wurde nicht erläutert), danach sollen Absprachen mit NLD und den VN erfolgen.
Aus der Sicht von vdL werden vorallem Aufklärungskräfte benötigt, die sich auch selbst schützen können und ein „robustes Mandat“ erhalten sollen (was immer das konkret heißt).
Deutschland werde die Niederlande ab Frühjahr 2016 „mt hohen Aufklärungsfähigkeiten“ entlasten (was auch immer hohe Aufklärungsfähigkeiten sein sollen).
Begründet wird das Engagement mit den Flüchtlingsursachen, man müsse „dem Terror ins Auge sehen“.
Wie befürchtet: Wenig Realitätssinn, viel Gerede und keine Stringenz.
Hier noch eine Reportage über den niederländischen Drohneneinsatz bei MINUSMA, die Verbindung zu AFISU (einschl. deutschem Personal) und die Einbettung in den (nichtoffensiven) MINUSMA-Auftrag: https://www.youtube.com/watch?v=Lq3oNDjHdz8
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 16. Oktober 2015 – 9:42@Cynic2
Diese beiden Punkte hängen direkt zusammen. Die Ausbildung im Bereich MilNW (MilNW ist nicht Aufklärung, NG&A oder sensornahe Auswertung, sondern übergreifende Lagebearbeitung und Bereitstellung von Produkten!) ist in DEU schlecht aufgestellt, denn es fehlt an einer detaillierten Vorschriftengrundlage (Sie können die 34-Seiten-Vorschrift ja mal lesen, dauert nicht lange) und langjährig erfahrenem Personal. An der Schule StratAufkl versucht dementsprechend Personal, welches in der Regel einen Hintergrund irgendwo im Bereich NG&A hat und heimatnah eingesetzt wurde ohne Vorschriftengrundlage etwas auszubilden, was es selbst kaum je angewendet hat. Die Ergebnisse sind seit Jahren folgerichtig und miserabel. Es ist kein Zufall, dass die Divisionen des Heeres verstärkt Ausbildungen im eigenen Bereich durchführen und Lehrgänge bei der NATO und in den USA beschicken. Flensburg könnte natürlich einfach NATO-Standards ausbilden, aber das wäre wohl zu offensichtlich und ja auch in Englisch…
Ein OA, der sich für Aufklärung begeistert, hat ja kein Problem, sondern eine ganze Truppengattung dafür. MilNW ist aber nicht Aufklärung! Die Aufklärung hat Verbände, Systeme, Lobbyisten und ein funktionierendes Ausbildungszentrum. Das MilNW wird zwischen dem KSA und der HAufklTr zerrieben, hat kein Werdegangsmodell, keine funktionierende Schule und Abteilungsleiter, die sich durch zwei Wochen MilNW auf dem LGAN für ihren Dienstposten als G2 qualifizieren, um nach zwei Jahren wieder etwas völlig anderes zu machen. Und dann treffen sie bei unseren Alliierten auf Offiziere, die seit 20 Jahren intelligence machen. Da ist der Weg bis auf Augenhöhe noch weit.
Danke für die Information. Bei der technischen Aufklärung funktionierte das im Einsatz bislang auch reibungslos. Da wäre nur die Frage, wie es organisatorisch offiziell abgebildet wird.
@cynic2
Volltreffer was das milnw angeht. Talentierte junge Offiziere werden nicht weiter im system verwendet sondern werden stabszugführer weil „isso“. Solange das Prinzip „bedarf schafft Eignung“ gilt, Kann man das milnw in der bw vergessen.
politisch inkorrekt | 16. Oktober 2015 – 20:50
Bei der Unterstellung der Aufklärungskräfte sehe ich, zumindest für die TF KDZ, keinen Geburtsfehler, sondern eine absolut richtige Maßnahme. Wären die Kräfte aZa gestellt worden, hätte man sich regelmäßig mit der TF MES, PRT KDZ und dem RC N darüber streiten müssen, ob die denn nicht gerade jemand anderen unterstützen könnten, da beide genannte Verbände und insbesondere das PRT ständig auf diese Ressourcen zurückgreifen wollten. Mit der direkten Unterstellung wurde die Eindämmung dieser Begehrlichkeiten und Sicherstellung der Unterstützung eigener Operationen für die TF KDZ deutlich einfacher.
Aber selbst wenn die Aufklärung nicht dem Gefechtsverband unterstellt wäre, was änderte sich denn? Angenommen der Fhr Gefechtsverband will die Aufkl gegen deren Einsatzgrundsätze einsetzen. M1: Die Aufkl sind unterstellt und müssen ihre Befehle ausführen. Aber irgendwann hat der Fhr AufklKr doch die Nase voll, geht zum Fhr DEUEinsKtg und sagt:“Das kann ich nicht mehr verantworten, tun sie etwas!“
M2: Die Aufkl sind aZa und der Fhr AufklKr besteht auf seinen Einsatzgrundsätzen. Dann geht der Fhr Gefechtsverband zum Fhr DEUEinsKtg und sagt:“DEr unterstützt mich nicht, tun sie etwas!“ Wenn es wirklich hart auf hart geht, treffen die beiden sich da, egal wie das Unterstellungsverhältnis ist.
Ich behaupte nicht, dass die Unterstellung in jedem künftigen Einsatz der beste Weg sein muss. Da wären in einem künftigen Einsatz sowohl die Vor- und Nachteile bei der Unterstützung der Operationen als auch der Administration zu bedenken.
Aus Sicht des MilNW war die ZIVA bereits als Konzept unzureichend und im Einsatz nicht umsetzbar. Das Rational der ZIVA beruht auf dem Gedanken, dass die Aufklärungsmeldungen eines ganzen AufklBtl für einen Divisionsgefechtsstand nicht in Erkenntnisse umzusetzen seien, weshalb die Auswertung und Korrelation mit anderen Aufklärungsträgern bereits auf Ebene des Bataillons bei der ZIVA erfolgen solle (Mit der deutlichen Verstärkung der G2-Abt der Divisionen mag sich dieser Umstand bereits erledigt haben, aber lassen wir das.).
Als erstes melden sich die FN-Kräfte ab, da sie, wie in allen bisherigen NATO-Einsätzen, Aufträge direkt vom HQNATO-EinsVbd, hier HQ ISAF, dem RC N und dem G2 der TF erhalten und dementsprechend ihre Produkte erstellen und ohne weitere Korrelation diesen Bedarfsträgern zur Verfügung stellen. Aufgrund der vorhandenen persönlichen Daten zu den Kontakten der FN-Kräfte, müssen diese auch abgetrennt von der restlichen ZIVA arbeiten.
Die TF EloKa hat ohnehin keine Aktien in der ZIVA sondern gibt Meldungen der technischen Aufklärung und der strategischen Luftaufklärung direkt an die ZeMilNW weiter.
Aufklärungsträger der Luftwaffe und alliierte Luftaufklärung wird über die ZeNG&A angefordert und getasked und je nach Verwendung über diese Zelle oder JFST geführt.
Meldungen der Truppe oder Rückmeldungen nach einem Einsatz, seien sie von Patrouillen, CIMIC-Teams oder wem auch immer, erhält auch, wenn überhaupt die ZeMilNW. Ebenso kommen Meldungen und Berichte von Verbindungsoffizieren und alliierten Kräften im Raum über FGG3 zur ZeMilNW.
Der Nachrichtendienst spricht ohnehin mit keiner ZIVA sondern direkt mit dem G2.
Die ZIVA dürfte also die Meldungen der bodengebundenen Spähaufklärung, wenn vorhanden der Fernspähaufklärung und der Luftaufklärung der Heereskräfte verarbeiten und dann ein bisschen „Aufklärung aus einer Hand“ bereit stellen. Im Gefecht würde die Spähaufklärung ohnehin über Funk oder FüInfoSys direkt dem TOC melden und die Luftaufklärung via Rover dem Bedarfsträger zur Verfügung gestellt. Da wäre die ZIVA dann komplett aus dem loop.
Vor diesem Hintergrund macht die ZIVA also gar keinen Sinn, denn wenn hier etwas korreliert und aufbereitet würde, müsste die ZeMilNW es anschließend wieder zerlegen und vor dem Hintergrund der Ergebnisse der anderen Aufklärungsträger erneut korrelieren und integrieren.
Ich denke, die Wahrnehmung der Wichtigkeit ist schon da. Den Kdr fehlt in der Regel weiterhin die Fähigkeit gezielte Aufklärungsforderungen zu stellen. Das lernen sie aber auch nicht wirklich und betrachtet man die Übungslagen in Deutschland und den Realismus der Beübung von AufklKr und MilNW – woher sollen sie es auch wissen? Da braucht es einen Fhr AufklKr und einen MilNWOffz, der die Äußerungen des Kdr in Aufklärungsziele umsetzen kann.
@Eloka | 18. Oktober 2015 – 15:10
Neben „Bedarf schafft Eignung“ gibt es ja noch „Personal sucht Stelle“. Da sind langjährige Erfahrungen im Kraftfahrwesen bei heimatnaher Verwendung dann Qualifikation genug für eine Stelle als Lagebearbeiter. Oder es ist Personal vorhanden, dass sonst niemand will: „Der geht ins FGG2, da steht er nicht im Weg und kann nichts kaputt machen.“
Tja und bei dem – weithin bekannten – Zustand des MilNW steigt man nun bald bei MINUSMA sein.
Die Lern- und Anpassungsfähigkeit ist eben weiterhin nicht ausreichend gegeben („nicht erfolgsfähig“).
Na dann…
Die Forderung nach einer einheitlichen Laufbahn milnw sind vor 2 Jahren im/vom Mutterhaus gestellt worden…tsk haben abgelehnt…geninsp als letzte Instanz hat ebenfalls abgelehnt…
Wie sieht es eigentlich mit mehreren Recce Tornados aus? Mit den entsprechenden Reece Light Pod können Sie doch deutlich mehr aufklären als die Luna.
@Cynic2
Ich wollte mit meinen Beiträgen auch keine Grundsatzdiskussion über das dahinsiechende MilNW lostreten. Mir ging es lediglich um den Stand der Dinge in der HAufklTr. Ich bleibe dabei, der Einsatz wird der internen Weiterentwicklung der goldgelben mehr dienen als schaden.
Beim FGG2 ist jedenfalls noch alles verloren. Hier wird sich noch einiges tun (müssen).
pi
@ Memoria | 18. Oktober 2015 – 17:25
Was? Selbstverständlich! Anpassungsfähig wie nichts! Schauen Sie, da wurden zig MilNW-Stellen bei Divisionen und Brigaden geschaffen, wo die Verbände nun verdiente Soldaten aufs Altenteil schicken können ohne das was kaputt geht. Da die ihre Stellen nur behalten dürfen, wenn sei eine MilNW-ATN haben, mussten natürlich an der Schule mehr Lg-Plätze geschaffen werden und somit mehr Stellen an der Schule. Wieder was gewonnen! Damit auch jeder seine MilNW-ATN bekommt und die Qualität der Ausbildung nicht auffällt, sind alle Lehrgänge ohne Prüfung und ohne Bewertung. Zum Lagebearbeiter müssen sie nur ein paar Wochen unfallfrei anwesend sein. Nun ist das KSA ja auch noch zur dezentralen Lagebearbeitung übergegangen und jede Division soll jetzt Informationen zu bestimmten Regionen aufbereiten und kann sie sogar den anderen zur Verfügung stellen. Das kaum jemand Produkte „veröffentlicht“ muss ja nichts mit deren Qualität zu tun haben, nich. Da haben doch alle gewonnen! Leute bekommen Planstellen, ATN, werden beübt und können am Ende trotzdem nix…
Spaß beiseite, diese Veränderung war je gut gemeint und auch irgendwo sinnvoll, auch wenn ich die Abteilungen direkt bei den Bataillonen und nicht den Divisionen verstärkt hätte. Theoretisch kann motiviertes und kundiges Personal an jeder Stelle dieser Kette etwas aus der Lage machen und ich bin überzeugt, dass das auch passiert. Ordentliche Vorschriften sind vorhanden – nur nicht aus DEU. Ordentliche Ausbildung kann man daran durchführen – wenn man weiß wie und will. Das zusätzliche Personal hat jetzt die Möglichkeit wirklich durchgehend mit MilNW betraut zu werden und an live-Daten zu arbeiten – wenn man will und einen Anspruch auf Verbesserung hat.
Inzwischen wird ja sogar der Ansatz Company intelligence support team real betrieben (zumindest in einem gallischen Dorf). Das Ausbildungszentrum HAufklTr (nicht etwa die Schule StratAufkl) hat sogar einen eigenen Lg dafür konzipiert, der durchaus eine gute Grundlage sein soll. Und auf Ebene der Divisionen gäbe es jetzt genügend Personal für Übungen richtige MilNW-Lagen aufzubauen und in der Übung zu moderieren und zu bewerten. Wenn man wollte, könnte man bis runter auf Ebene CoIST beüben, bis Intelligence collection plan, Intelligence preparation of the battlefield und intelligence-driven oiperations wirklich überall angekommen wären. Andererseits kann man auch einfach noch’n Kaffe trinken.