Aus für Termez: Bundeswehr schließt Stützpunkt in Usbekistan

termez_welcomeA

Im Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geht eine Ära zu Ende: Nach gut 13 Jahren wird der Strategische Lufttransportstützpunkt Termez im Süden Usbekistans zum Jahresende geschlossen, wie die Bundeswehr am (heutigen) Mittwoch eher beiläufig auf ihrer Webseite mitteilte. Der Stützpunkt nahe der Grenze zu Afghanistan war für die deutsche Mission am Hindukusch über Jahre ein wichtiges Standbein: Tausende von Soldaten stiegen dort auf ihrer Reise nach Nordafghanistan aus dem Airbus-Truppentransporter um in die geschützten Transall oder CH53-Hubschrauber, die sie dann an ihre Einsatzorte Mazar-e Sharif, Kundus oder Faisabad brachten.

Seit einiger Zeit wurde dieser deutsche Stützpunkt allerdings nur noch im Stillstandsbetrieb geführt. Die Truppentransporte, aber auch hochrangige Besuche wie zum Beispiel die Verteidigungsminister, flogen direkt nach Mazar-e Sharif, auch mit Flugzeugen ohne Schutzausstattung gegen Raketen. Erstmals reiste der damalige Ressortchef Thomas de Maiziére im November 2012 direkt an, die Truppe musste noch ein bisschen länger umsteigen, aber auch das wurde eingestellt.

Termez wurde nur noch von einer Mini-Besatzung von rund 25 Soldaten betrieben, als Rückversicherung, falls doch noch ein sicherer Stützpunkt außerhalb der Grenzen Afghanistans gebraucht werden sollte. Auch das, so ist offensichtlich die Einschätzung, ist nicht mehr nötig. Das Bild, dass der letzte Soldat über die Brücke der Freundschaft bei Termez von Afghanistan nach Usbekistan schreitet, wird es nicht geben.

Die Aufgabe des Stützpunkts in Usbekistan dürfte allerdings nicht nur mit einer anderen Einschätzung der Sicherheitslage zu tun haben. So hatte das autokratisch regierte zentralasiatische Land über die Jahre immer höhere Zahlungen für den Betrieb der deutschen Einrichtung gefordert. Die Details wurden zwar grundsätzlich geheimgehalten (das ging so weit, dass auf Druck der Bundesregierung bereits veröffentlichte Details einer Bundestagsdrucksache in der elektronischen Archivfassung gelöscht wurden, damit ja nicht zu viel über die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Usbekistan bekannt wurde). Nach dem jüngsten Bericht, den ich dazu gefunden habe, im Berliner Tagesspiegel (Link aus bekannten Gründen nicht) im Januar, zahlte Deutschland an das Regime in Taschkent über die Jahre mehr als 120 Millionen Euro. Wohlgemerkt zusätzlich zu den Kosten für Ausbau der Infrastruktur des Flughafens Termez und der Betriebskosten.

Neben den Kosten spielte auch die politische Lage in dem Land eine Rolle – die die Bundesregierung lange wegen der Bedeutung des Stützpunktes für den deutschen Afghanistan-Einsatz ignoriert hatte. So gab es 2005 ein Massaker im usbekischen Andischan, bei dem Sicherheitskräfte auf Demonstranten schossen und hunderte Menschen töteten. Tausende Gefangene sollen aus politischen Gründen in Haft sein. Dennoch hatte Deutschland, im Unterschied auch zu anderen EU-Ländern, immer an der Zusammenarbeit festgehalten. (Den Unterschied erlebte ich 2010 mit. Bei einer Afghanistan-Reise mit einem deutschen NATO-General gab es beim Umsteigen in Termez erhebliche Probleme, weil sein Military Aide britische Uniform und britischen Pass hatte: Das Land hatte die Regierung wegen der Menschenrechtslage heftig kritisiert.)

Ob aus Kostengründen, aus politischer Einsicht oder am Ende doch aufgrund der Einschätzung der Sicherheitslage: Der knappe Stopover in Termez, ein paar Stunden Nachtruhe und ein Bier in der Area 54  51 wird es künftig für deutsche Soldaten nicht mehr geben. Ganz nebenbei hat damit die Luftwaffe wieder ein bisschen mehr Spielraum. Zu ihrem Aufgabenportfolio gehört auch der Betrieb von Lufttransportstüztpunkten – nach der Aufgabe von Termez geht da wieder was.

(Foto: Bundeswehr)