Lage in Kundus: Statement von der Leyens (Nachtrag: Bundespressekonferenz)
Nachdem die Bundesregierung noch gestern erklärte, von der Lage in Kundus in Nordafghanistan keine eigene Kenntnis zu haben, scheint sich das heute gewandelt zu haben. Jedenfalls hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen heute dazu Stellung genommen.
Außer die Lage ist besorgniserregend scheint mir allerdings so viel neue Erkenntnis nicht drinzustecken. Aber vielleicht sehen das andere ja anders.
Nachtrag: Ich konnte heute nicht in die Bundespressekonferenz, aber der Kollege Tilo Jung hat mir dankenswerterweise den Audio-Mitschnitt zur Verfügung gestellt. Hier der Ausschnitt zur Lage in Kundus – inzwischen gibt es ja doch Erkenntnisse auf Regierungsseite. Es sprechen BMVg-Sprecher Jens Flosdorff, Sebastian Fischer für das Auswärtige Amt und Benjamin Knödler für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit:
Prognose für die nächste Stufe:
– tiefste Besorgnis über die derzeitige Lage in Nordafghanistan;
Prognose für die übernächste Stufe:
– größtes Mitgefühl für die zivilen Opfer.
Danach Bundestagswahlkampf 2017.
/sarcasm
Ich kann kaum an mich halten, bin geneigt zu denken „Lügenbande“: gestern keine Erkenntnisse, heute „besorgniserregend“ nachdem selbst der letzte funktionale Analphabet begriffen hat, was seit 36 Std abgeht. Absolute Zumutung solch eine Stellungnahme!
Zusätzlich ein „kleines Team“ zu „Abstimmungsgesprächen“. Gibt’s neue Termini in 100/100?
Auf Heeresdeutsch ist das ein Erkundungskommando mit dem Auftrag
– Lagefeststellung
– Beurteilung erforderlicher Unterstützung
– Bewertung von / Vorschlag zu Möglichkeiten des Handelns.
Dann fällt der Entschluss, -oder auch nicht- wie zu befürchten steht.
By the way, hält das Heer eine operative Reserve, analog Kosovo, auf stand by?
Man beachte die Feinheiten: „afghanische Soldaten und Soldatinnen“.
@frieslandjogger
Da sage noch einer 14 Jahre zivilisatorische Bemühungen hätten keinen Erfolg gezeitigt, Soldatinnen, afghanische, geht doch!
frieslandjogger | 29. September 2015 – 15:12
„Man beachte die Feinheiten: „afghanische Soldaten und Soldatinnen“.“
Grins – ist aber doch gar nix im Vergleich zu Ex-Minister Jung, der mal in einem Interview zum Anti-Piraterie-Einsatz was von „Fregattinnen und Fregatten“ nuschelte. Wenn ich das bloß wiederfinden würde.
Da haben wir zumindest die Erkenntnis, auf welchem Niveau des Interkulturellen Kompetenzerwerbs sich Frau vdL mit der arabisch / afghanischen Kultur auseinandergesetzt hat. Ich tippe auf Baedeker: Nordafghanistan oder dem Michelin Guide to the [Afghan] Battlefields …
Nun ja, da die GIZ sich (wohl rechtzeitig) aus Kundus zurückgezogen hat, steht man in Berlin nun völlig „auf dem Schlauch“. Und den Meldungen und Warnungen der IMs des BND bei der GIZ hat man wohl – wie immer – keinen Glauben geschenkt, denn die passten garantiert nicht in den Berliner Afghanistan Narrative. Wer nicht hören und sehen will, der muß eben fühlen. Das fact-finding-team der BW in Kundus ist doch der absolute Offenbahrungseid in Sachen deutsche Rolle bei resolute support. Wie kann man da noch von „Analyse“ faseln und ganz klare time-lines inFrage stellen ? Ein in jeder Hinsicht unglaublicher Dilettantismus.
Dem Ehrenhain in Potsdam braucht IBUK erst mal keinen Besuch mehr abzustatten, Stichwort Eigenschutz.
„Eine Gruppe von Taliban“ … „Überraschungsangriff“ …
Mann, Mann, Mann … als ob das „plötzlich und unerwartet“ passiert wäre. Wie schon von anderen gesagt: Was nicht ins Weltbild passt, wird ignoriert bis es einen in den A**** beißt.
Falls Frau UvdL mit diesem statemant andeuten will, dass Deutschland sich das durch die überhastete Abzugsplanung von Obama verursachte Problem für die NATO quasi anzueignen, dann bekomm ich einen Schreikrampf. Wieviele letztendlich durch die USA ausgelösten geopolitischen Sicherheitsprobleme wollen wir uns noch an die deutsche Backe nähen lassen ?
@ klabautermann
Zu Ihrem Post von 15:26 fallen mir zwei passende und nur gaaaanz leicht abgewandelte Filmzitate ein:
oder
Wenn es nicht so grenzenlos traurig wäre….
@T.W.
Sind Sie morgen bei der Bundespressekonferenz? Oder vlt liest ja Kollege Jung mit und stellt Fragen?
Mit dem Angriff Steiner wird das alles wieder in Ordnung kommen…
Eine der Fragen die gestellt werden MUSS: Hat die afghanische Armee eine Frauenquote und geschlechtsneutral formulierte Vorschriften?
Das Wesentliche an dem Statement von vdL ist ja die Wiederholung der Idee, die Verbündeten müssten auch nach 2016 im Land bleiben. Diese Meinung vertritt nun auch Franz-Josef Jung. Aus seiner Sicht ist es unerträglich „dass die Bundeswehr mehr als 50 Soldaten verliert, damit anschließend die Taliban wieder die Macht übernehmen“.
Auch seine Schlussfolgerung: „Deshalb darf die Option eines längeren Verbleibs einer erheblichen Präsenz internationaler Streitkräfte und damit auch der Bundeswehr über das Jahr 2016 hinaus nicht ausgeschlossen werden.“
Wirklich grandios. Wir verbocken es im Norden komplett, die USA haben die Lage ab 2010 maßgeblich stabilisiert. Bei der aktuellen Lageverschärfung leisten wir keinen nennenswerten Beitrag zur Lagebereinigung (im Gegensatz zu den USA).
Also operativ und taktischer Totalausfall, aber auf strategischer Ebene sind wir die Wortführer.
Da wird der Applaus in Washington, Brüssel und sonstwo sicherlich wieder groß sein.
Nichts dazu gelernt die letzten10 Jahre.
@MD und all
Bundespressekonferenz war heute schon (abweichend vom normalen Plan). Siehe Nachtrag oben.
@ Yeoman
Quatsch!
@ memoria
Jetzt muss ich doch mal etwas schärfer formulieren: Ein ziel- und mutloses politisches Dahindümpeln wie zu Zeiten des IBUK Jung ist das Letzte, was wir brauchen. Außerdem, was heißt das eigentlich: Eine „Option“ darf „nicht ausgeschlossen“ werden. Tautologie in Reinform.
Sie sind ja meist notorisch kritisch. Hier stimme ich voll zu.
… ich warte auf das Statement vom AA oder Steinmeiers: Es gibt keine Alternative zu einer diplomatischen Lösung.
Bei allen Problemen, die auf DEU / EUR einprasseln, spricht man bei unserer Leitung gebetsmühlenartig von der alternativlosen, diplomatischen Lösung, ohne zu sehen, dass dieser Ansatz, immer nur ein Teil einer wirklichen Lösung sein kann. Clausewitz’s „n bischen Krieg is nich“ zu verstehen und umzusetzen, ist gesellschaftlich nicht durchsetzbar. Dies würde auch heissen, die Füße still zuhalten, wenn es wo anders weh tut.
Jetzt werde ich sehr zynisch – man mag mir das nachsehen.
Hochverehrter Herr Franz-Josef Jung, darf man ihr statemant dahingehend verstehen, dass man nicht nur dem guten Geld (Mädchenschulen/Brunnen/Krankenhäuser etc) nunmehr noch mehr Geld und u.U. weiteres Blut deutscher Soldaten hinterher werfen sollte nur um das historische strategisch-operative Versagen der deutschen IBUKs in Sachen ISAF seit 2001 zu kaschieren ?
Seit wann sind realistische Fragen denn Zynismus? ;-)
Gerade Herr Jung sollte sich beim Thema AFG äußerst bedeckt halten und lieber alle guten Ratschläge steckenlassen, war er als IBUK doch DIE Gallionsfigur in Sachen gelebte Realitätsverweigerung!
Wenn sich eine Historikerkommission dereinst den „Spaß“ machen wird und auswertet, welches Versagen von wem im Raum Kunduz denn eigentlich zur letztendlichen „Katastrophe“ geführt hat, wird er garantiert einen prominenten Platz in der Studie einnehmen…
@JPW
Wenn AFG unsere Damenquote, betrachtet, insbesondere das Spitzengremium (!) lehnen die dankend ab.
@KeLaBe IBUK Jung (ehem), der, dem KRIEG als Begriff nicht über die Lippen kam? Geht’s noch verächtlicher den Gefallen gegenüber?? Soll sein Mandat abgeben!!
Man kann fast Mitleid haben mit den Pressesprechern.
die BPK journalisten machen es den Herren Pressesprechern aber auch all zu leiht es bei platitüden zu belassen.
wenn nachgefragt wird warum es vor beginn einer taliban großoffensive angeblich keine eingenen erkenntnisse von BND, Feldnachrichtendienst usw. gegeben haben soll geantwortet wird „man sei ja nicht in kunduz sondern nur in Mazar stationiert“ dann MUSS doch nachgehakt werden wie es sein kann das die Budneswehr das Regionalkommando Nord führt sich aber offenbar nur für Mazar zuständig fühlt.
Was macht eigentlich der G2 im Stab in Mazar? So wie es die Pressesprecher scildern ist das nicht wenier als ein indirekter Vorwurf von Inkompetenz bzw. Tatenlosigkeit.
Es wäre doch jetzt Aufgabe journalistischer recherche zu uberprüfen wann, in welchem umfang, wem, durch wen etwaige Informationen zur Bedrohungslage imRaum Kunduz zugegangen sind.
es drängt sich jedenfallsd er eindruck auf das die Bureg die eigene indifferenz zulasten der Reputation und sicherheit der Soldaten vor ort kaschieren will.
würde natürlich voraussetzen das einem Kirchentagsfloskeln über „große Besorgnis“ zu dünn sind
Mit Blick auf das aktuelle Getwittere in Sachen Kundus scheint es der Regierung in Kabul nicht besser zu gehen als der in Berlin.
Da ist von 500 bis 2000 Taliban die Rede, da verkündet man „Rückeroberungen“ und kündigt Offensiven an, und gleichzeitig kommen Meldungen über Twitter, dass die Taliban auf den Flugplatz vorrücken. Die Taliban sind voll in das Führungsvakuum infolge des islamischen Opferfestes gestoßen: überall nur Stellvertreter und ausgedünnte ANA/ANP-Strukturen. Das wird bei den „Ersatzkräften“ nicht anders sein. Falls sich die Taliban mit ca. 2000 Mann tatsächlich in der Stadt festsetzen können, dann wird das sehr „messy“, denn die USA werden garantiert den dann ausbrechenden „urban warfare“ aus der Luft nicht unterstützen.
Also quasi TET reloaded …
Manchmal könnte man meinen das Teile der Regierung ihr Bild der weltweiten Sicherheitslage aus den deutschen Medien haben.
Das die Taliban aus Pakistan wieder einfallen und in Afghanistan wieder rekrutieren ist ja nun seit Wochen bekannt und wurde seit Jahren befürchtet.
@wacaffe
Das Verteidigungsministerium hat sich noch nie für den Norden interessiert, es hatte dort nur ein Paar Feldlager für ein riesiges Gebiet.
Kontrolliert und patrouilliert wurde da wenig bis – in weiten Teilen des nördlichen Afghanistans – eben gar nicht.
Von der Entwicklungshilfe kam auch nicht viel an, das war vor Jahren schon mal Thema.
@Voodoo
Na klar doch: Opferfest, Regierungs-Jubiläum in Kabul, alle IBUKs der Welt in New York……..
Besonders schlecht ausgerüstet scheinen Teile der afghanischen Armee ja nicht zu sein:
http://cdn2.spiegel.de/images/image-903001-galleryV9-igul.jpg
Kurze Frage an die Profis: Warum hilft Deutschland eigentlich nicht in dem Maße wie sie es bei den Kurden tun? Ich denke das sich die Afghanen über G-36 sicher sehr freuen würden. Denke da ist ein Sofortbedarf eher angebracht als bei der Bundeswehr mit den neuen Waffen…
Wurden eigentlich gepanzerte Fhz wie Dingo und Fennek an die Afghanen übergeben?
Wie ist die BW eigentlich in MeS noch aufgestellt? KSK? Sonstige Infanterie? Beteiligen sich diese Truppen am Kampf um Kunduz?
Was ist mit der Very High Readiness Joint Task Force? Ist das nicht DER JOB für diese Truppe?
@803er
Das müssen sie unsere Regierung fragen.
Persönliche Einschätzung: Man hat mit diesem Einsatz im großen und ganzem abgeschlossen und eingesehen, dass man mit den aktuellen Mitteln/ Strategien dort keinen Blumentopf gewinnen kann.
Aber ich werde aus Ihrem Beitrag nicht so ganz schlau, meinen Sie diese Fragen ernst?
An die ANA oder ANP wurden weder geschützte, noch ungeschützte KFz übergeben. Die wurden alle zurückgeführt oder vor Ort verschrottet. Die Afghanen wurden durch die USA mit entsprechenden KFz ausgerüstet.
Auf dem Bild sieht man ANA Kräfte auf dem Flugplatz KUNDUZ mit Ford Ranger und LKW 7to amerikanischer Herkunft.
Natürlich meine ich die Fragen ernst @Unreal.
Immerhin war man zig Jahre „Schutzmacht“ im Norden. Und wenn man sich anguckt mit welcher Schnelligkeit man in den Kurden Gebieten aktiv wurde was Waffenlieferungen und Ausbildung angeht wird man schon stutzig.
Waffenlieferungen und Ausbildungsangebote sind hier nicht das Problem. Die Frage ist, warum konnten 7000 ANSF nicht verhindern, dass sich einige hundert Taliban in der Stadt festsetzen.
@swoop:
Erklärungsversuche:
http://www.tolonews.com/en/afghanistan/21617-lack-of-coordination-behind-fall-of-kunduz-city-mod
@swoop
Warum sind eine ganze Division + unzählige Polizisten in Mossul vor einer Hand voll DAESH weggerannt?
1. Überraschungseffekt.
2. Nennen sie mir eine reguläre muslimische Vielvölkerarmee von Analphabeten, die sich nicht bei geringsten Druck in Wohlgefallen auflöst?
pi
„Keine eigenen Kräfte vor Ort…“ ; „Eine Flugstunde entfernt…“
Was für ein „condition based“ Gestammel. Sie wissen nichts oder dürfen nichts sagen…
Warum waren keine Kräfte der GIZ mehr vor Ort?
Wohl weil Sie den Braten gerochen haben (bewährtes Sicherheitskonzept!) und das dürfen die Sprecher nicht offenbaren.
@803er
Ganz ehrlich? Wie lange beschäftigen sie sich mit dem Thema? Heute? 2 Wochen?
Zu ihren Fragen:
1. Die ANSF brauchen keine Ausrüstung, die sind bis unters Dach voll (allerdings verlieren/verkaufen sie es schneller, als man nachliefern könnte)
2. Das DEUKtgt in MeS besteht selbstverständlich gem. Auftrag nicht aus Kampftruppen. Das sind im Wesentlichen einige Ausbilder und ein großer Unterstützungsbereich. Einzige Kampfeinheit in Nordafghanistan wird von den Georgiern in Kompaniestärke gestellt (komplett deutsch ausgebildet/ausgerüstet).
3. Jegliches Material, welche schwieriger zu bedienen und zu warten als ein Holzhammer ist, geht bei Afghanen kaputt oder verloren.
4. VJTF gibt es noch nicht. Momentan reden wir von (I)VJTF. Die üben erstmal wie VJTF geht. Es gibt fünf geplante Einsatzräume für VJTF. Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien.
Zum Schluss:
Wozu nochmal die Stadt erobern? Um sie dann in einen Jahr wieder an den Feind zu verlieren? Nochmal Lust auf 20 Trauerfeiern in Dorfkirchen? Bitte nicht!
pi
[blockquote]Ganz ehrlich? Wie lange beschäftigen sie sich mit dem Thema? Heute? 2 Wochen?[/blockquote]
Selbst wenn, ist das hier ein Forum wo sich nur SiPo Experten tummeln dürfen? Werte meine Frage als eine Frage aus der Gesellschaft.
Danke für die Antworten.
Das hyper sensible Umgehen mit Gefallenen war mit unter verantwortlich für das scheitern des deutschen Engagement. Die Bundeswehr und das Volk hat nie verstanden das in einem Krieg auch Soldaten sterben und dementsprechend regressiv gehandelt.
Für diejenigen die den Einsatz in AFG seit vielen Jahren beobachten oder gar selbst dort eingesetzt waren, sind doch die Ereignisse jetzt in Kundus nicht wirklich eine Überraschung, oder ?
Man kann eben kein Haus bauen (nation building in AFG), wenn kein Fundament dafür vorhanden ist.
Das fehlende Fundament ist u.a. begründet in dem extremen Partikularismus der afghanischen Gesellschaft. Alle sind sich einig, dass sie keine Zentralregierung wollen. Genau diese Staatsform haben jedoch die westliche Länder versucht 14 Jahre lang aufzubauen und sind damit wohl mehr oder weniger gescheitert.
Außerdem kann AFG mit seinen eigenen landwirtschaftlichen Ressourcen nicht die Bevölkerung ernähren. Seit 1957 stammen 40 % der Staatseinnahmen aus Entwicklungshilfen. Was in vergangenen Jahrhunderten der Handel entlang der Seidenstraße war ist heute der Drogenhandel im Land. Neben Entwicklungshilfe der Hauptanteil des Bruttoinlandsproduktes von AFG. Diesen Drogenhandel haben die westlichen Staaten auch nicht unterbunden. Im Gegenteil dieser Wirtschaftszweig ist unter der westlichen Besatzung nahezu explodiert.
Für alle die es genauer nachlesen wollen, empfehle ich Conrad Schetter, „Kleine Geschichte Afghanistans“ dazu.
Also keine Überraschung der jetzigen Entwicklung, sondern logische Folge einer falschen Lagebeurteilung von Anfang an. Von deutschen Seite meinte man könne das Balkan-Modell der 90er Jahre auf AFG ab 2001 übertragen und ist damit gescheitert.
Wenn man schon die Balkan-Einsätze als Beispiel gewählt hat, dann hätte man auch die ethnischen Umsiedelungen als Quelle für relativ stabile Nachkriegsverhältnisse hernehmen können. Die paschtunischen Bevölkerungsmehrheit rund um Kunduz wurde vor ca. 100 Jahren von einem afg König dort angesiedelt um den Einfluss der Paschtunen im Norden von AFG zu verstärken. Wahrscheinlich werden sie genauso lang von den ehemaligen Landbesitzern dort bekämpft und vermutlich wird dies die nächsten 50 – 100 Jahre sich nicht ändern, ob mit oder ohne deutschen Engagement.
@ 803er
Als technische Hilfe: Für Zitate und Anderes hier an Stelle von [ – ] als Befehlszeichen die Pfeile < nutzen ;-)
@803er | 29. September 2015 – 20:17
Einige hier sehen offensichtlich Fragen von Laien als ziemliche Belastung und gehen davon, dass man mindestens zwei Jahre Blog-Geschichte durcharbeitet, bevor man eine Frage stellt. Sie können sich natürlich auch als Kundiger tarnen: Werfen sie möglichst viele Abkürzungen in ihre Kommentare und wenn möglich auch noch ebenso viele militärische Anglizismen.
(Ich entschuldige mich schon jetzt beim Hausherrn. War natürlich OT und ironisch gemeint, konnte ich mir jetzt aber nicht verkneifen.)
Mit Verlaub, bei Ihren Beiträgen beschleicht mich ein gewisser „Troll“-Verdacht.
Diese „Art“ von Fragen und Aussagen kommt mir bekannt vor.
Nichts desto Trotz, wenn ich Sie richtig verstehe, fordern Sie mehr oder weniger direkt, dass wir öfter unser Leben aufs Spiel setzen?
Wenn ja, wenden Sie sich bitte an das BmVg und reichen dort ihre Forderung in Form eines KVPs ein…
Ich kann Sie aber beruhigen, der „Bundeswehr“ und auch der Politik ist es durchaus bewusst, dass Soldaten bei Kampfhandlungen ihr Leben lassen können.
Die wichtigste Frage, „Warum verhält sich die Bundeswehr so regressiv?“ stellen Sie seltsamerweise jedoch nicht.
@ 803er
Wenn Sie sich so aktiv für eine Kampfhandlung in AFG mit entsprechender Zahl an Verwundeten und Toten aussprechen, dann steht es Ihnen frei sich als Freiwilliger zu melden. Falls Sie vom Lebenalter zu alt für so einen Einsatz sind, dann können Sie gerne ihren Sohn oder andere Verwandte schicken.
Dies ist keine Polemik sondern ein sinngemäßes Zitat aus der Rede des Bundespräsidenten 1995 aus Anlass des 50. Geburtstages der Bundeswehr. Dieser bezog sich auf das Zitat eines amerikanischen Präsidenten aus dem Bürgerkrieg, der aufgefordert wurde, mehr Soldaten zu entsenden und eine entsprechende Antwort wie oben an den Pedenten schrieb.
1995 hatte die Bundeswehr ihr 40-jähriges Bestehen, nur so am Rande bemerkt. Der große Zapfenstreich vor dem Reichstag inklusive vorangegangener Diskussion um den Rasen und das abschließende Machtwort von Wowi war 2005…
@ Hans Dampf
Sorry, 50 jähriges Bestehen 2005 war gemeint.
Ich stimme allen Vorrednern absolut zu, dass die jetzige Entwicklung absolut zu erwarten war.
Und was nützt es, weiterhin Soldaten in einem Land einzusetzen, dessen Teile der Bevölkerung gar kein Nation Building nach unserem Vorbild wollen – anders sind doch die Erfolge der Taliban gar nicht zu erklären. Was würde ein verstärkter Einsatz jetzt bringen, in fünf Jahren wäre die Entwicklung wieder dieselbe.
Muss unsere Sicherheitspolitik wirklich im tiefsten Asien langfristig ein Großteil unserer militärischen Ressourcen absorbieren? Warum Arghanistan (ok der Einstand war politisch wohl notwendig), warum nicht Mali, Syrien, Lybien, Irak? Alles werden wir nicht schaffen (wer alles defendieren will…)
Abgesehen davon: warum sollen nicht die Afghanen nach so viel Einsatz des Westens endlich eigene Verantwortung für ihre Sicherheit übernehmen – sie haben genug Ausbildung/Material erhalten – sie müssten das leisten können. Ich denke auch, dass wir mit der Aufnahme von Million(en) Flüchtlingen jetzt schon einen guten Beitrag leisten.
Argument Flüchtlinge/Terrorismus: dann wären ja wohl Syrien/Lybien die höher priorisierten Ziele, wenn man das militärisch lösen will.
Ich verstehe die emotionale Bindung an ein Land, wo viele Bundeswehrsoldaten Ihren Dienst geleistet haben. Aber rational ist ein weiterer Einsatz nicht zu rechtfertigen – zumal er nie funktionieren würde.
Phonix wurde gefragt ob die Bw wieder in alter stärke runter muss
aber Ukraine und Russland gibt es auch noch wie soll Bw in alter Stärke runter
@ 803er
Nun mag meine Forderung nach Wikipedia-Basiswissen als Voraussetzung zur Teilnahme an der Diskussion ihnen übertrieben erscheinen jedoch erschließt sich mir nicht wieso Deutschland jetzt noch einmal Kunduz freikämpfen sollte?
Ohne politisches Konzept zur Sicherung des Erfolgs sind alle mil. Aktionen auf Sand gebaut und erzielen keine Nachhaltigkeit. Und nochmal. Wozu sollte ein Politiker Lust auf neue Trauerfeiern haben für politisch totes Projekt?
pi
@Georg:
Ich spreche mich nicht für ein erneutes Engagement der BW aus, ich sage nur das man in der Vergangenheit den Einsatz zu regressiv geführt hat.
Ich fordere nicht mehr Gefallene, bei einem robusteren Einsatz wäre es aber zu mehr Gefallenen gekommen. Das wiederum war für unsere Gesellschaft zu sensibel.
Ob es zu dem gewünschten Erfolg geführt hätte darf natürlich fraglich sein.
Allerdings erstarkte die Taliban schon während der Anwesenheit deutscher Truppen in Kundunz, da muss man sich schon fragen ob der Einsatz robust gewesen ist.
Das resultat erleben wir dieser Tage.
Also, aus der Sicht der Politik der derzeitigen Bundesregierung macht es sehr wohl Sinn, die Zahl der Bundeswehrmitarbeiter in Afghanistan zu erhöhen. Denn jedes Kasernenbett, welches leer gemacht wird, bietet ja Platz für mindestens zwei afghanische Einwanderer.