Einberufungsbescheid für Captain CIRK
Die Abkürzung scheint mit Bedacht gewählt. Ein Cyber- und Informationsraumkommando, abgekürzt CIRK, will sich die Bundeswehr zulegen, um von der Informationstechnik bis zur Nachrichtensammlung alle Bereiche dessen zu bündeln, was landläufig als Cyberraum bezeichnet wird. Phonetisch erinnert das nicht zufällig an James T. Kirk, den Kommandanten des TV- und Film-Raumschiffs Enterprise in der Star Trek-Serie. Ein Aufbaustab im Verteidigungsministerium soll bis zu Frühjahr 2016 die Konzeption für einen eigenen Organisationsbereich erarbeiten, der nach dem Muster ähnlicher Cyber Commands bei Verbündeten wie den USA oder Israel die technische wie inhaltliche Seite des Informationsraums umfasst – zusammen mit einem Organisationselement IT/Cyber im Ministerium selbst.
Was schon vor einigen Tagen im Grundsatz bekannt wurde, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) Donnerstag in einem Tagesbefehl der Truppe mitgeteilt:
Die Bundeswehr ist im Cyber-Raum auf mindestens zwei Arten betroffen: Erstens ist der Cyber-Raum bereits heute ein fester Begleiter konventioneller Operationsführung und stellt somit eine eigene Domain dar – wie bislang Land, Luft, See und Weltraum. Zweitens ist die Bundeswehr eine hochgradig vernetzte, zunehmend digitalisierte Großorganisation, die sich schützen muss.
Für diese Herausforderung im Cyber-Raum muss die Bundeswehr sich aufstellen. Die Bundeswehr hat bereits gute Fähigkeiten im Cyber-Raum und in der Informationstechnologie (IT) – diese sind aber organisatorisch verstreut. Diese Fähigkeiten müssen wir zusammenführen und stärken. Deshalb wird ein neues Zielbild für die für die Bereiche Cyber-Raum und IT im nachgeordneten Bereich und im Ministerium entwickelt.(…)
Hierzu wird in einem ersten Schritt im Ministerium ein Aufbaustab unter Frau Staatssekretärin Dr. Suder eingerichtet. Die Leitung des Aufbaustabs obliegt dem Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und dem Beauftragten Strategische Steuerung Rüstung.
Der Aufbaustab wird erstes einen Entwurf für ein neues, eigenständiges Org-Element Cyber/IT im Ministerium konzipieren. Alle Cyber/IT relevanten Aufgaben werden künftig in dieses Org-Element überführt und wo notwendig verstärkt.
Der Aufbaustab wird zweitens die Zusammenführung der Expertise im nachgeordneten Bereich steuern. Um dort die militärischen Fähigkeiten zu stärken, wird ein neuer herausgehobener Organisationsbereich für den „Cyber- und Informationsraum“ in der Bundeswehr eingerichtet, der dem Ministerium unmittelbar nachgeordnet ist. Ziel ist es, dass die betroffenen Dienststellen an ihren Standorten unter einem Cyber- und Informationsraumkommando (CIRK) zusammengefasst werden.
Im O-Ton der Ministerin:
Das erinnert ein wenig an den zentralen Sanitätsdienst, und so ähnlich ist es wohl auch gedacht: Zwar soll in den jeweiligen Einheiten das IT-Unterstützungspersonal bleiben, die Bündelung soll aber eine bessere Spezialisierung zum Beispiel für Computerexperten ermöglichen – um den Bedrohungen, denen Streitkräfte in anderer Weise ausgesetzt sind als die Betroffenen von Internetkriminalität, auch professioneller begegnen zu können. Noch ist die künftige Organisationsstruktur noch unklar, der Hinweis auf den herausgehobenen Organisationsbereich unmittelbar unterhalb des Ministeriums deutet aber auf den gleichen Stellenwert wie die bisher schon bestehenden Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche hin. Schließlich haben in Ministerium, nachgeordneten Behörden und den Streitkräften insgesamt rund 15.000 Dienstposten einen direkten Bezug zu den Aufgaben, die der breite Begriff Cyber- und Informationsraum abdeckt – zum Vergleich: etwa so viel wie die Deutsche Marine.
Bezeichnung wie Umfang machen deutlich, dass die Überlegungen, gesteuert vom (designierten) stellvertretenden Generalinspekteur Generalleutnant Markus Kneip und dem Beauftragten Strategische Steuerung Rüstung, dem ehemaligen McKinsey-Mann Gundbert Scherf, weit über das hinausgehen, was bislang als Cyber-Anteil der Truppe verstanden wird: Zu dem neuen Kommando werden nicht nur die Computerspezialisten gehören, die bereits jetzt über die Integrität der eigenen Netze der Bundeswehr wachen oder die Cyberkrieger der Computer Network Operations, die – bislang noch im Übungsbetrieb – in gegnerische Netze eindringen können. Dazu gerechnet wird auch Planung und Betrieb der Informationstechnik der Bundeswehr oder die Spezialisten für Informationsoperationen im Zentrum Operative Kommunikation, im Endeffekt auch diejenigen, die in einem Einsatzgebiet wie zum Beispiel in Afghanistan Zeitungen herausgeben und drucken. Um Buzzwords miteinander zu verbinden: Cyberwar und Infowar gehören ebenso dazu wie Verschlüsselungsexperten, Satellitentrupps oder die Auswerter der Informationen von den Bundeswehr-eigenen Satellitensystemen SAR-Lupe und SARah, IT-Feldwebel oder Drucker.
Und die Modernisierung der Bundeswehr-IT, sowohl die weiße IT genannte Bürokommunikation wie die grüne IT der Waffensysteme, steht ebenfalls auf dem Aufgabenzettel. Dabei dürfte es dann auch um die so genannte supply chain gehen, also die Frage, wo die ganzen verbauten Chips eigentlich herkommen – und ob vielleicht, wie die USA auch schon mal feststellen mussten, in einem System dann ein Chip aus fernöstlicher Produktion mit eingebauter Hintertür genutzt wurde (die Länder-Zuordnungen lassen sich beliebig austauschen). Das allerdings wird dann auch mit der Bereitschaft zu tun haben, für sichere Systeme das nötige Geld auf den Tisch zu legen.
Interessant wird dabei natürlich auch die Abgrenzung zu den Behörden, die in Deutschland für die Sicherheit der Informationsnetze zuständig sind – unter Federführung des Bundesinnenministeriums vor allem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Da scheint das Verteidigungsministerium eher auf das Konzept der Überlappung von Fähigkeiten und Möglichkeiten zu setzen, vor allem bei der Abwehr von Angriffen auf die kritische Infrastruktur Kommunikation. Aber auch noch auf der Suche nach der Antwort auf die Frage zu sein, wann ein Angriff auf Informationssysteme kriminell oder terroristisch motiviert ist und damit Sache der Polizei – und wann entweder ein Angriff auf Deutschland oder ein Terroranschlag von so katastrophaler Dimension, dass es zu einer Sache der Streitkräfte wird.
Neben diesen inhaltlichen und organisatorischen Fragen, die recht ehrgeizig innerhalb des nächsten Dreivierteljahres beantwortet werden sollen, hat die Verteidigungsministerin mit ihrer per Tagesbefehl verkündeten Entscheidung übrigens auch erklärt, dass die von ihrem Vorgänger Thomas de Maiziere begonnene Neuausrichtung der Bundeswehr Makulatur ist. Wer praktisch eine neue Teilstreitkraft aus dem Boden stampft, krempelt die Truppe ziemlich grundsätzlich um.
Der Tagesbefehl kommt gerade rechtzeitig zu Beginn einer Weißbuch-Tagung über Perspektiven der Cybersicherheit ebenfalls am heutigen Donnerstag. Da wird von der Leyen am späten Nachmittag ihre Vorstellungen in einer Keynote skizzieren. Aber wo sie hinwill, ist jetzt schon klar.
(Offenlegung: Bei dieser Weißbuch-Tagung werde ich ein Panel zum Thema Cyber-Raum und Streitkräfte moderieren. Von Teilen der Workshops soll es einen Livestream beim Mitveranstalter BITKOM geben – allerdings Flash-basiert und damit für viele Endgeräte im Bundeswehrnetz ebenso unzugänglich wie für iPhones, iPads oder diejenigen, die wie ich aus Sicherheitsgründen Flash auf ihrem Computer nicht zulassen. Sozusagen ein Live-Experiment Cybersicherheit.)
(Grafik: BMVg; Audioquelle: Bundeswehr)
Der Schritt ist richtig und kommt eigentlich schon zu spät. Aber die Bezeichnung “Cyber“ stammt aus den 80ern und sollte von niemals mehr verwendet werden. Cyberspace=Cyber Raum? Ist das schlecht!
Wie weit ist den der Aufbau der Weltraumtruppe?
Geht damit das FüUstgKdo ebenfalls in der neuen TSK auf?
Auswerter der Informationen von den Bundeswehr-eigenen Satellitensystemen SAR-Lupe und SARah gehören in meinen Augen eher in den Bereich MilNW und damit in die Hand des KSA – ich glaube hier stehen heftige Konflikte zwischen dem neuen Cyberkommando und der SKB an.
pi
Danke der Nachfrage, der Aufbau der Weltraumtruppe geht gut voran.
@Bad Wolf: „Cyber“ hat schon seine Daseinsberechtigung — allerdings in anderem Kontext (Kybernetik, Steuerungs-/Regelungstechnik). Marketingfuzzies haben wohl den Sinn des Wortes geopfert, wie bei der Cloud (urspr.: Gesamtheit von Rechnern wie Desktops, Laptops, Tablets, Smartphones oder Servern, in denen Informationen/Tasks verteilt werden; heute: Serverfarm).
@T.W.:
„Neben diesen inhaltlichen und organisatorischen Fragen, die recht ehrgeizig innerhalb des nächsten Dreivierteljahres beantwortet werden sollen, hat die Verteidigungsministerin mit ihrer per Tagesbefehl verkündeten Entscheidung übrigens auch erklärt, dass die von ihrem Vorgänger Thomas de Maiziere begonnene Neuausrichtung der Bundeswehr Makulatur ist. Wer praktisch eine neue Teilstreitkraft aus dem Boden stampft, krempelt die Truppe ziemlich grundsätzlich um.“
Die Ministerin hat vergangene Woche in der Haushaltsdebatte bereits eine umfassende Organisationsanalyse und Aufgabenkritik angekündigt, die über die „Neuaufstellung“ (O-Ton vdL) hinaus geht:
„Im Verteidigungsministerium werden wir mit Blick auf die nachgeordneten Behörden prüfen, wie die Aufgaben verteilt sind, ob Strukturen, Aufgaben, Personalzuordnung und -bedarf zueinanderpassen. Ich sage das sehr bewusst, weil wir in den letzten Monaten gemeinsam erlebt haben, dass sich uns viele Fragen gestellt haben: Warum sind Prozesse so langsam? Warum dauert es so lange, bis wir eine konsistente Information oder Entscheidung hinbekommen? Das hat auch damit etwas zu tun, dass nach der Neuaufstellung, die in ihrer Grundstruktur richtig ist, jetzt der Blick auf die Prozesse schärfer wird: Wie arbeiten die einzelnen Ebenen zusammen? Wie ist die Abstimmung? Wer hat welche Rolle? Wir sehen hier einiges, das überarbeitet werden muss. Das heißt, wir werden eine Organisationsanalyse durchführen, und wir werden dieser einen Aufgabenkritik anschließen.“
Nur leider ist das Thema – ebenso wie der Haushaltsentwurf – in der ganzen Aufregung der letzten Tage – nicht nur hier – untergegangen.
Nun hat man mit Cyber eben ein neues „modernes Thema“.
Das BAAINBw verliert dann auch bald das I?
Einfach immer weiter schön umstrukturieren bis keiner mehr motiviert ist. Es ist nicht mehr weit…
Welch großartige Idee, wirklich. Mal schauen, wie die weiteren Planungen verlaufen. Ich glaube nicht, dass die SKB mal eben so einen großen Teil seiner Stellen abgeben will.
Aber dieser Name…
Meine Frage woher das hochqualifizierte Personal, welches im zivilen schon nicht ausreichend vorhanden ist, herkommen soll wird mir wahrscheinlich auch niemand beantworten können…
Achtung Theorie aus meinem Studium:
Sicherheit ist ein Konzept, welches nicht ohne Auswirkungen auf alles Bereiche einer Organisationsstruktur verändert werden kann.
Will heißen, dass Sicherheit in der EDV (wenn es schon um die deutschen Truppen geht kann man auch im deutschen bleiben), sich nur umsetzen und anpassen lässt, wenn alle Teile einer Organisation (hier der Bundeswehr) auch mitspielen. Wenn ich an die ewigen Sticheleien zwischen den TSK zu meiner Zeit denke, glaube ich nicht, dass es eine EDV-Sicherheit TSK einfach haben wird.
und was bitte soll daran
„Das erinnert ein wenig an den zentralen Sanitätsdienst, und so ähnlich ist es wohl auch gedacht…“
gut sein?
Ich hoffe sehr, dass sich die neuen Köpfe im BMVg auch neue Gedanken machen. Die Schaffung eines eigenen Org-Bereichs Sanität führt derzeit zu weiterer Verknappung der aktiven Fachleute, da diese in Stäben verschwinden, ein Inspekteur seinen eigenen Unterbau schafft und so ein Laden kopflastig wird! Nichts ist eben so schlecht, als dass es nicht noch als schlechtes Beispiel dienen kann… Für den Bereich der Luftwaffe sehe ich in der Aufgabe der ehemaligen Lw-SanStff jedenfalls keinen Vorteil in der Betreuung der Truppe.- Aber natürlich, das ist Schnee von gestern!
Kurz gesagt: Ein eigener „Org-Bereich IT und SW“ (um mal einen anderen Ausdruck ins Nirwana zu streuen) ist alles andere als der Stein der Weisen!
Ziel einer/ dieser Neugliederung darf ausschließlich die Verbesserung der jetzigen Situation sein. Wo also finden sich die Vorteile, wo sind die Nachteile? Hat denn die Aufsplitterung der ehem. drei TSK in TSK und Org-Bereiche tatsächlich eine Verbesserung der Schlagkraft der Bundeswehr herbeigeführt? Oder wurden hier nur Begehrlichkeiten Einzelner auf Kosten der Bw bedient? Wurde die angkündigte Reduzierung der Kdo- Ebenen durch Schaffung neuer und weiterer Kdo- Behörden nicht konterkarriert? Wieviele Stellen für Generale (und deren Unterbau) wurden tatsächlich ABGEBAUT? Hat sich die Gesamtanzahl der Generale der Bw verringert?
Hat die Ausgliederung der Führungsstäbe aus dem Ministerium in die neu geschaffenen TSK- Kdo zu einer Verringerung des Personalansatzes in Stabs- und Amtsbereichen geführt?
Um die Schlagkraft der Bundeswehr zu erhöhen und zu optimieren, bleibt m.E. nur die bedingungslose Unterstellung der gesamten Truppe unter eine zentrale Führung mit entsprechender Befehlsgewalt.
Die Organisation als System, geprägt von der Vergangenheit, lebendig in der Komplexität ihrer Strukturen und des Miteinanders anstelle des Nebeneinander..
Um ihre Wirkungsweisen auf dieser Ebene zu verstehen, bedarf es eines ganzheitlichen Analyseansatzes, der über das klassische kameralistische Kästchendenken hinaus geht. Wenn wir die Komplexität der Wirklichkeit nicht mehr zweidimensional auf Organigramme reduzieren sondern als gegeben anerkennen, verlassen wir dann den vermeintlich sicheren Grund der Steuerbarkeit einer Organisation? Und welche Möglichkeiten gibt es dann zur Analyse und zum Verständnis von Steuern&Regeln der Unternehmensprozesse? Die Systemische Organisationsanalyse basiert auf einer systemischen Sicht auf Organisationen und Menschen, sowie einer phänomenologischen Vorgehensweise bei der Begleitung von Veränderungen in Unternehmen. Es erlaubt eine ganzheitliche Unternehmensanalyse, in der die beteiligten Personen – Leitung, Führungskräfte und Mitarbeiter – ihren Platz finden, um sich entsprechend ihrer Funktion optimal einzubringen, denn in einer human-centric Organisation gilt es Köpfe zu vernetzen und nicht Köpfe durch Computer zu ersetzen……
Dann hoffen wir mal, dass in diesem CIRK-Aufbaustab ein systemischer Organalytiker sitzt ;-) Ansonsten erleben wir die Wiederentdeckung des IT-Direktor/IT-Amt plus operative Anteile…..
@Klabautermann:
„Ansonsten erleben wir die Wiederentdeckung des IT-Direktor/IT-Amt plus operative Anteile…..“
Genau das habe ich mir heute morgen auch gedacht.
So wird es kommen, dazu etwas Cyber-Gedöns.
Man fängt mal wieder an – ohne Gesamtplan und Realitätsbezug.
@Memoria
Warten wir es einmal ab…..Frau Suder ist imho eher ein systemischer als ein kameralistischer „Typ“, Auf jeden Fall ist zu begrüßen, dass nun erst einmal das nachgeholt wird, was unter TdM so unsäglich versäumt wurde,,,,so jedenfalls verstehe ich die Ankündigung von UvdL. Hier geht es um deutlich mehr als „nur“ den Aufbau eines CIRK..
Die Ankündigung des BMVg auf der Homepage zum weiteren Prozedere des Aufbaus der neuen Cyber-Sparte überrascht doch einigermaßen:
„Im Frühjahr 2016 werden sie [der Aufbaustab] ein Konzept vorlegen, das einen eigenständigen Organisationsbereich für den Cyber- und Informationsraum im BMVg vorsieht.“
Dass heißt ja wohl, dass der neue OrgBereich nicht wie die anderen TSK/OrgBereiche im nachgeordneten Bereich angesiedelt werden soll, sondern unmittelbar im BMVg!!! Dass zudem GL Kneip als neuer stellv. GI mit im Boot ist, heißt für mich in der Ableitung, dass für ihn ein neues „Spielfeld“ gefunden werden musste, um den Frust darüber, dass er trotz entsprechender Möglichkeiten weder als GI noch als Viersterner zum Zuge gekommen ist, nicht zu groß wird. Der neue CyberOrgBereich wird dann automatisch als primus inter pares im Verhältnis zu den anderen TSK/OrgBereichen heranwachsen, mit einem Inspekteur und gleichzeitig stellv. GI, der wieder wie vor der TdM-Reform im Ministerium sitzt!! Manchmal fragt man sich wirklich, wie man diese Kapriolen seinen unterstellten Soldatinnen und Soldaten noch vermitteln soll. Wir haben gerade die neuen Strukturen eingenommen und schon heißt es wieder Kommado zurück!!
Die Halbwertzeit der neue Vorschläge und damit einhergehenden Strukturen, wenn sie denn tatsächlich bis Mitte 2016 vorliegen, beträgt dann noch ziemlich genau ein Jahr bis zur nächsten Bundestagswahl. Dass UvdL dann nochmal als BM’in wiederkommt, halte ich angesichts der Veränderungen in der parteipolitischen Landkarte, die sich bis dahin noch infolge der Flüchtlingskrise ergeben werden, für sehr unwahrscheinlich. Dann wird sich ein/e neue/r BM ans Werk machen, diese Entscheidungen wieder zu revidieren. Man könnte dem ganzen eigentlich mit kafkaeskem Sarkasmus begegnen, wenn man nicht -wie bereits ausgeführt- seinen anvertrauten Soldatinnen und Soldaten, die mit enormem persönlichen Einsatz Großartiges leisten, zum wiederholten Mal erklären muss, dass die gesamte Last dieser teilweise unsäglichen Entscheidungen auf ihren Rücken abgeladen wird.
@der_volker:
„Ziel einer/ dieser Neugliederung darf ausschließlich die Verbesserung der jetzigen Situation sein. “
Das ist sicherlich nicht das ausschließliche Ziel.
Hauptziel ist die Selbstdarstellung der Ministerin als Macherin und Modernisiererin.
Die Mühen der ebene in anderen Bereichen bietet eben zu wenig Glamour.
Dann lieber etwas hippes, unblutiges, medial sehr gut verwertbares.
Was ist da besser als Cyber?
@Minotaurus:
Kafkaesker Sarkasmus gekrönt mit römischer Expertise (Gaius Petronius):
Wir übten mit aller Macht.
Aber immer, wenn wir begannen,
zusammengeschweißt zu werden,
wurden wir umorganisiert.
Ich habe später gelernt, dass wir oft versuchen,
neuen Verhältnissen durch Umorganisierung zu begegnen.
Es ist eine phantastische Methode.
Sie erzeugt die Illusion des Fortschritts,
wobei sie gleichzeitig Verwirrung schafft,
die Effektivität mindert
und demoralisierend wirkt.
Ende
Vor kurzem hies es noch so:
„Es besteht im Bundesministerium der Verteidigung derzeit über den in der Ausschussdrucksache
Nr. 18(12)322 „Evaluierung im Rahmen der Neuausrichtung
der Bundeswehr“ dargestellten Bedarf hinaus kein weiterer Nachbesserungsbedarf.“
Jetzt also noch ein neuer Org-Bereich?
@JuliettFoxtrott
Immer wieder gern genommen, das „Zitat“, aber auch immer wieder ein Irrtum.
Nette Fälschung.
Das einzige schriftliche Zeugnis des Gaius Petronius besteht in einer nur bruchstückhaft erhaltenen tessera nummularia, auf der er an einem 5. September zusammen mit M. Asin[ius Agrippa] (?) als Konsul genannt ist.
@Memoria
Ja, so ist es die zentrale Botschaft geht unter.
Ich stimme der Ministerin in ihrer Schlussfolgerung zu, die Beschreibung der Ursache ist ein Schlag ins Gesicht von TdM.
Wer ohne Aufgabenkritik und Analyse der Prozesse die Grundstruktur einer Organisation verändert, hat entweder von Management keine Ahnung oder er nimmt bewußt für einen scheinbaren Erfolg die nachhaltige Beschädigung der Organisation in Kauf.
„Warum dauert es so lange, bis wir eine konsistente Information oder Entscheidung hinbekommen? Das hat auch damit etwas zu tun, dass nach der Neuaufstellung, die in ihrer Grundstruktur richtig ist, jetzt der Blick auf die Prozesse schärfer wird“
…er hat unter Zeitdruck pfuschen lassen!
Na ja, TdM mußte eben das politische „Window of Opportunity“ nutzen und das war eben durch die Bundestagswahl 2013 begrenzt……er konnte also das Anna-Karenina-Prinzip gar nicht beachten, obwohl ich persönlich glaube, dass er das Prinzip gar nicht kennt. Für den Mann existiert die Realität ja nur in Form von Akten. Das sieht man ja auch in seiner völligen Fehlbeurteilung der tatsächlichen Flüchtlingszahlen und der eigentlich absehbaren Entwicklung.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass UvdL/KS dieses Prinzip sehr wohl kennen und dessen Relevanz u.a. im Bereich Projektmanagement:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anna-Karenina-Prinzip
Das Projekt „CIRK“ im Kontext des Weißbuchprozesses geht politisch auch weit über reine Verteidigungspolitik hinaus. Uvdl organisiert hier in gewisser Weise einen operativen Kernbereich der „Vernetzten Sicherheitspolitik“ über Ressortgrenzen hinaus, oder versucht es zumindest.
@SvenS
Aus dem Zivilen werden die kaum kommen, es sei denn die BW zahlt Gehälter ab A15 aufwärts, was sich aber nicht mit Dienstposten, STANs und Kästchen darstellen und realisieren lässt. Wir reden hier nicht über Coder, SAP Administratoren oder IT-Systemelektroniker sondern Personen, die ‚hardcore‘ System- und Hardware Kenntnisse haben.
Die sollen in einer Liga mit russischen, chinesichen, israelischen und amerikanischen Cyberkriegern spielen und Attacken, am besten in Echtzeit online, offline, remote aktiv bekämpfen und Gegenmaßnahmen ergreifen, die die Systemintegrität von anderen Kampfeinheiten oder Wirkmitteln beeinträchtigt. Wer das kann, muss sich schon gut überlegen, warum er den Dienst in der BW antritt. Wir haben halt nicht israelische Verhältnisse (siehe Artikel-Link in anderem Post) wo es zum einen Plficht-Dienst gibt und zum anderen ein aktueller und höherer Sinn besteht – seine Heimat zu schützen. (Und bitte jetzt nicht die Sicherheit von Israel mit der Bedrohungslage von Deutschland vergleichen)
@MD
Potenziell fähige Leute, mit entsprechenden Studiengängen und Begeisterung für die Materie, gibt es tatsächlich einige innerhalb der Bundeswehr.
Von diesen Leuten, entscheiden sich aber die wenigsten nach dem Studium für eine entsprechende IT-Verwendung in diesem speziellen Bereich. Hintergrund ist der, dass man dafür unterschreiben muss, dass einem bewusst ist, dass durch diese Fachverwendung Nachteile in der BS-Auswahl entstehen.
Zitat Personalmensch aus Köln: „Sie haben zwar einen hochspezialisierten Dienstposten, aber ohne Führungsverantwortung. Das mit dem BS können Sie daher vergessen, aber arbeitslos werden Sie hinterher definitiv nicht.“
Man muss also nicht immer nach außerhalb schauen, wenn man sich bereits jetzt die nötigen „Fachidioten“ heranzieht. Man muss einfach nur das vorhandene Potenzial nutzen.
@Unreal
„Potenziell fähige Leute, mit entsprechenden Studiengängen und Begeisterung für die Materie, gibt es tatsächlich einige innerhalb der Bundeswehr.
Von diesen Leuten, entscheiden sich aber die wenigsten nach dem Studium für eine entsprechende IT-Verwendung in diesem speziellen Bereich. “
Da muss man sich nicht wundern, denn eigentlich sind die meisten Tätigkeiten -Handwerk/Facharbeit- und gerade nichts für Akademiker.
Nun zahlen wir den Preis für den Akademisierungswahn.
Genügend SaZ, unabhängig der ATN, sind fit oder ausbildbar im IT-Bereich, doch wir entlassen sie.
Bislang in der Bw nicht hinreichend wahrgenommene Cyber-Aufgaben (ich würge auch etwas beheni dem Buzzword, überwinde mich hier aber mal) rechtfertigen m.E. schon die Schaffung einer neuen Organisation. Dass es gleich ein eigener OrgBereich sein muss, wird vielen aufstossen, und es wird vermutlich auch nicht rumpelfrei über die Bühne gehen.
Die Führungsetagen von H, Lw, M und San haben diese Entwicklung aber auch selbst mit zu verantworten. Überall dort wurde die Informationstechnik in den Spezialisten- und Fachidiotenecken verortet, die strategische Dimension verkannt und somit Fortentwicklung verhindert. Begünstigt wurde das auch, weil (ebenengerechte) IT-Kompetenz dort wenig (z.T. überhaupt nicht) vorhanden ist. Wenn ich mich in die Rolle der zuständigen Sts Dr. Suder versetzte, ist es nunmehr konsequent, die zur strategischen Ausrichtung der IT notwendigen Org-Teile den genannten OrgBereichen wegzunehmen.
Dabei kann es natürlich passieren, dass auch etwas vom Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und IT-Elemente, die funktional zu den Einsatzkräften dieser OrgBereiche gehören, auch gleich mit zentralisiert werden.
Man darf noch einiges Gezerre erwarten.
Unabhängig von den Details der IT-Welt ist der heutige Tag wohl der Auftakt einer Neuausrichtung 2.0.
Ziel, Weg und Umfang sind weiterhin völlig unklar.
Aber durch weitere Aktivitäten hält man sich bis 2017 medial im Gespräch.
Cool. Krieg der Sterne. …und wer wird dann Com CIRK?
@Memoria:
Der freundlich desinteressierte und leider gedächnislose Mitbürger wird verstehen, dass man nach 10 Jahren mal ein neues Weißbuch auflegen könnte. Klar, seither hat sich ja Einiges deutlich verändert.
Branchenaffine Rollatorfahrer wissen, dass wir seit 30 Jahren versuchen, unter dem Dach von Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR), Militärstrategischen Zielsetzungen (MSZ) eine von einer Konzeption der Bundeswehr (KdB) angeführte konzeptionelle Dokumentenlandschaft zu schaffen, die ALLES für unsere Streitkräfte lückenlos begründet (Konzeptionen des Heeres, KdLw, KdM, Teilkonzepte, Fachkonzepte, Teilkonzepte für bereichsübergreifende Aufgaben (TKBA) … and you name it).
Relativer Höhepunkt des Klarstandes dieser Dokumentenlandschaft war Mitte der Neunziger. Danach haben wir einige Male wieder von oben neu angefangen und unter allmählicher Verlängerung der Zyklusdauer relativ früher im Zyklus erneut von vorne angefangen.
Die letzten VPR, MSZ, Weißbuch und die KdB sind nicht eben neu, seither haben wir nur praktisch kaum noch was auf den Weg gebracht. Auf Ebene der (nach heutigem Begriffsverständnis, weil auch beschaffungsbegründend) wesentlichen Teilkonzeptionen (TK) stehen die zentralen „Wirkraum-TKs“ (Land, Luft, See, Weltraum, Informationsraum) immer noch aus.
Jetzt fangen wir mit dem Weißbuch recht weit, aber nicht ganz oben wieder erneut an. Der wohlgesonnen desinteressierte, leider erinnerungslose Mitbürger sieht darin evtl. einen positiven Aufbruch und erwartet Ergebnisse zum Glück erst in einigen Jahren.
Die Realität interessiert sich aber nicht für immer neue mentale Neuauftakte in Deutschland. Mögliche fiese Gegner könnten überstehen, dass wir ihnen die geballte Kraft unserer konzeptionellen Dokumentenlandschaft entgegenschleudern, bevor die fertig ist.
——
Unsere mindestens grob fahrlässig herbeigeführte Schwäche ist gefährlich.
WIR. MACHEN. WAS FALSCH.
@klabautermann, @memoria,
Sie bringen es mal wieder auf den Punkt. Ganz allmählich nimmt die Bw 4.0 Konturen an. Ich denke aber, dass sich die Auswirkungen in der Truppe in Grenzen halten werden. Das BMVg wird wohl ein wenig zusammen rücken dürfen – vielleicht rein zufällig so etwa auf die Größe Bendlerblock + Anbau + Shellhaus. Für bis zu neun zweizügige Abteilungen und ein paar Stäbe und Büros sollte der Platz dort genügen. Koblenz zerfällt sukzessive in Mini-Agenturen (siehe MKS, TLVS und MALE), die über Zielvereinbarungen strategisch direkt aus dem BMVg gesteuert werden. Bleibt doch eigentlich nur noch die Frage nach einem Generalstab. Merkwürdig nur, dass es die Ministerin und die Staatssekretärin so scharf missbilligen, wenn ihnen wesentliche Informationen nur scheibchenweise dargeboten werden :-)
@Memoria
Den Auftakt einer Ganz-Neuausrichtung hat InspLw schon letztes Jahr, mit der Bekanntgabe der Umstrukturierung der Lw und Verschiebung vieler Standortfragen auf dem Zeitstrahl, gemacht…….und er ist noch nicht fertig.
Da werden noch einige Anträge zu Verlegungen/Schließungen von Standorten kommen.
Es ist ganz richtig einen unabhängigen Bereich aufzustellen und von den ganz wenigen Generälen mit IT/FueUstg Kompetenz führen zu lassen!
Die IT-Kompetenz meiner letzten Befh beschränkte sich auf das Smartphone und den USB-Stick, von FueUstg ganz zu schweigen, und dies bei gleichzeitig maximaler Ignoranz!
Wer GefStd ohne G6 festlegt und sich danach über fehlende Verbindungen wundert ist doch auf solchen Positionen falsch!
KlausK | 18. September 2015 – 13:29
So was hat „tradition“.
Ich erinnere mich an einen General, seinerzeit Amtschef AFmIsBw (Amt für Fernmelde- und Informationssysteme der Bundeswehr); der sich beharrlich verweigerte, einen PC in seinem Büro zu haben …
@Heiko Kamann
Guter Mann, dieser General-ohne-PC…..Generale sollen führen und nicht Solitair spielen ;-)
@klabautermann
Falsch gewickelt, typisches Genstler Totschlagargument!
Wie soll ein TrFhr Systeme zum Einsatz bringen, wenn er nicht weiss, was diese leisten können!
Bsp: Ich beschaffte Smart Boards für LZ und GefStd um dann festzustellen, dass kein StOffz von G3 und höher in der Lage und willens war, sich damit vertraut zu machen – alles Führer???
Höhepunkt war dann die Frage „auf welchen Knopf muss man drücken, wenn man ….. Wissen will – aua!
@Günter von der Bundeswehr | 17. September 2015 – 22:50
„Cool. Krieg der Sterne. …und wer wird dann Com CIRK?“
Ja, interessante Frage. Ist das schon öffentlich bekannt?
Und im BMVg herrscht schon wieder der übliche Irrsinn:
„Auch von den offensiven Fähigkeiten der Bundeswehr ist bei den aktuellen Plänen kaum noch die Rede. Im Ministerium wird gesagt, die Bundeswehr konzentriere sich „voll auf die Defensive“. Eigene Cyberattacken seien derzeit überhaupt kein Thema, schließlich bräuchte man dafür ja auch ein Bundestagsmandat.“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-die-gezaehmte-cyber-kriegerin-a-1053549.html
Stimmt. Man sollte auch sonst Dinge nicht beschaffen – oder auch nur beüben – für die es gerade kein Bundestagsmandat gibt. Ach wie billig wäre die Bundeswehr…
@Memoria
……und wir schaffen alles mit der Befähigung zum Angriff (Nichtverteidigungseinsatz) ab.
@Zimdarsen:
Genau, insbesondere bei der Luftwaffe kann man da endlich mal richtig sparen.
Wenn man nicht wüßte, dass man im BMVg – nicht nur bei Cyber – wirklich so verquer denkt, dann könnte man darüber lachen.
@Memoria
Evtl ist es ja tatsächlich die neue Linie der Regierung!
Nur noch Landesverteidigung aus der Tiefe der Republik.
Was benötigt ein Binnenstaat zur Verteidigung?
Cyber, San, Lutrans, SKB, Aufklärung, Flugabwehr, Alibi Marine, Luftraumverteidigungskräfte, hoch mobile Spezialkräfte und ein paar Atombomben zur Abschreckung.
Kräfte zum Angriff gehen an die Frontstaaten.
Bezüglich der wahrscheinlichen Rekrutierungsschwierigkeiten fähiger Köpfe hat die FAZ ein Artikel online zur Verfügung. ‚Industrie macht IT Sicherheit zum Topthema‘. Und 4 DAX-Konzerne kooperieren und wollen Personal zur Cybersicherheit bereitstellen und als Dienstleister auftreten.
Viel interessanter ist aber folgender Satz „Die Ministerin will auch eine Schnittstelle mit der Cyber-Abwehr der Bündnispartner und der Wirtschaft schaffen. Bisher ist vor allem das Innenministerium für die Abwehr von Hackerangriffen zuständig.“ Also wird die neue Cyber-OrgEinheit vielleicht ziviler als manchem lieb ist? Interessant wäre der Einfluss von Frau Staatsekretärin Suder, die ja benannte OrgEinheit aufbaut, und ihrem ehemaligen Arbeitgeber.
Abschließend ein interessantes Faktum: “ Jeden Tag erfolgen bis zu 6500 Attacken alleine auf die Netze des Bundes.“ Wie das in einem Kriegs- Krisenfall aussehe mit kompetenten Gegner und auf militärische Strukturen oder Einheiten (Drohnen bspw) gemüntzt…
Hier noch ein paar interessante, zusätzliche Details (z. B. zum Thema „Fachkräfte“, etc.) – von mir kein Applaus.
https://netzpolitik.org/2015/geheime-cyber-leitlinie-verteidigungsministerium-erlaubt-bundeswehr-cyberwar-und-offensive-digitale-angriffe/
Der Link zu der Kommentierung der Strategischen Leitlinien des BMVg auf netzpolitik.org macht die Dimension des Problems deutlich. Man hat jahrelang geschlafen in diesen Themenbereich.
Für micht stellt das Internet (um das Wort Cyberraum ) nicht zu gebrauchen, zweifellos ein zukünftiges Schlachtfeld bei der Auseinanderstetzung zwischen Staaten dar. Dies wurde im Falle von Estland und Georgien auch schon eindrucksvoll demonstriert.
Wenn das Internet aber ein Feld der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Staaten ist, dann muss die Bundeswehr sowohl zu Verteidigungs- als auch Angriffsoperationen auf diesem Gebiet befähigt werden.
Der volkswirtschaftliche Schaden der durch den ca. 80 tägigen Luftkrieg der Nato gegen Serbien bei dem Kosovo Konflikt verursacht wurde, könnte heute durch einen gezielten Angriff auf die Infrastruktur eines Landes (Kraftwerke, Gasversorgung, öffentlicher Verkehr über Eisenbahn, Stromverteilnetze mit davon abhänigigen Industrieproduktionen ) binnen weniger Tage ohne eine einzigen Schuss erreicht werden.
Wenn dem so ist, dann ist die Ausweitung und Vergrößerung der Cybertruppe der Bw schon längst überfällig.
Man erinnere sich an den Georgienkrieg von 2008. Da wurde die gesamte Regierungskommunikation Georgiens unter den Schutz einer amerikanischen IT-Firma und auf amerikanische Server verlagert um die Angriffe von Russland besser abwehren zu können.
Ja, und das eine führende Industrienation in der Welt, wie Deutschland, nicht in der Lage ist, die Kommunikationseinrichtungen der Abgeordneten des deutschen Bundestages wirkungsvoll zu schützen, ist schon blamabel. Wenn es jetzt gelegentlich heißt, die gesamte Kommunikationsinfrastruktur des Bundestages muss ausgetauscht werden, dann sind die Hintertüren in den Routern und Servern des Bundestages schon per Chips und Betriebs-Software implementiert und man hat jahrelang von der potentiellen Gefahr nichts gewusst. Man kann jetzt raten, aus welchen Herstellerländern die Chips und Router kamen.
@Georg
Die BW hat in der Tat ein wenig gepennt, andere aber nicht:
https://netzpolitik.org/2015/strategische-initiative-technik-wir-enthuellen-wie-der-bnd-fuer-300-millionen-euro-seine-technik-aufruesten-will/#2014-Strategische-Initiative-Technik
Bin mal gespannt wie sich die Zusammenarbeit von BND, BW und BMI in Sachen Cyber so entwickelt, der Kampf um die HH-Mittel ist schon entbrannt.
Nur ganz kurz, damit es nicht ganz untergeht. Ich hoffe man hat ein Verbindungsbüro in Wiesbaden und vergibt nicht die Chance, die das JRSS (Joint Regional Security Stack) bietet. Laut DoD wird das JRSS Zugriffsmöglichkeiten für „Mission Partners“ (MPE – Mission Partner Environment) bieten. JRSS sind seit Mitte 2014 im Auf- und Ausbau. Ein allgemeiner Ausblick unter „DoD CIO’s Areas of Focus“, David A. Cotton vom 20.Mai 2015.
http://c4i.gmu.edu/eventsInfo/reviews/2015/pdfs/AFCEA2015-Cotton.pdf
Es sollte glaube ich auch nicht unerwähnt bleiben, daß die Cyber Strategie beim U.S. Department of Defense mit dem Aufbau des JFHQ-DoDIN (Joint Force Headquarters-DoD Information Networks) weiter entwickelt wird. CYBERCOM Aufgaben werden dorthin verlagert. Ausserdem der Vollständigkeitshalber der JRSS Hub in Stuttgart sollte ebenfalls erwähnt werden.