Härter als #Landesverrat: Journalisten als ‚illegale Kämpfer‘?
Mit einem Leitartikel in der New York Times (immerhin vom Editorial Board und nicht von einem einzelnen Kommentator) ist am (heutigen) Montag in der US-Medienlandschaft ein Thema hochgekommen, das seit Juni bekannt war, bislang nur ein paar Fachleute interessierte, aber in den nächsten Tagen vermutlich auch in Ihrer Tageszeitung steht: Mit der Veröffentlichung seines neuen Law of War Manual (Handbuch zum Kriegsvölkerrecht ist die hoffentlich korrekte Übersetzung) hat das US-Verteidigungsministerium für den Umgang mit Medien eine neue, wenig erfreuliche Perspektive eingebracht: Journalisten, heißt es dort, könnten auch als unprivilegierte Kriegsteilnehmer (unprivileged belligerents) angesehen werden – ein Begriff, der die bisherigen unlawful combatants (illegale Kämpfer) ablöst und bislang Teilnehmer an Auseinandersetzungen bezeichnete, die nicht regulären Streitkräften angehören, wie zum Beispiel die Aufständischen in Afghanistan. Und Ihnen deutlich weniger Rechte einräumt.
Was nun einen Journalisten zum illegalen Kämpfer macht, ist nicht so recht definiert. Und das trägt zur Besorgnis der Redaktionsführung der New York Times bei:
The Defense Department earlier this summer released a comprehensive manual outlining its interpretation of the law of war. The 1,176-page document, the first of its kind, includes guidelines on the treatment of journalists covering armed conflicts that would make their work more dangerous, cumbersome and subject to censorship. Those should be repealed immediately.
Journalists, the manual says, are generally regarded as civilians, but may in some instances be deemed “unprivileged belligerents,” a legal term that applies to fighters that are afforded fewer protections than the declared combatants in a war. In some instances, the document says, “the relaying of information (such as providing information of immediate use in combat operations) could constitute taking a direct part in hostilities.” (…)
Allowing this document to stand as guidance for commanders, government lawyers and officials of other nations would do severe damage to press freedoms. Authoritarian leaders around the world could point to it to show that their despotic treatment of journalists — including Americans — is broadly in line with the standards set by the United States government.
In der Tat lesen sich Teile des Manual (hier komplett zum Herunterladen) als eine direkte Aufforderung, Berichterstattung aus Kriegsgebieten möglichst zu verhindern:
In general, journalists are civilians. However, journalists may be members of the armed forces, persons authorized to accompany the armed forces, or unprivileged belligerents. (…)
Reporting on military operations can be very similar to collecting intelligence or even spying. A journalist who acts as a spy may be subject to security measures and punished if captured. To avoid being mistaken for spies, journalists should act openly and with the permission of relevant authorities. Presenting identification documents, such as the identification card issued to authorized war correspondents or other appropriate identification, may help journalists avoid being mistaken as spies.
States may need to censor journalists’ work or take other security measures so that journalists do not reveal sensitive information to the enemy. Under the law of war, there is no special right for journalists to enter a State’s territory without its consent or to access areas of military operations without the consent of the State conducting those operations.
Der Begriff unprivileged belligerents wird auch erklärt:
“Unlawful combatants” or “unprivileged belligerents” are persons who, by engaging in hostilities, have incurred one or more of the corresponding liabilities of combatant status (e.g., being made the object of attack and subject to detention), but who are not entitled to any of the distinct privileges of combatant status (e.g., combatant immunity and POW status). (…)
This manual generally uses the term “unprivileged belligerent” (instead of, e.g., “unlawful combatant,” “unlawful belligerent,” “unprivileged combatant,” etc.) to refer to persons who are subject to one or more of the liabilities of combatant status, but are not entitled to receive its distinct privileges. (…)
Die ganze Art der Bezugnahme auf Journalisten, das sehe ich genau so wie die Kollegen der New York Times, schafft nicht nur Probleme für die Konflikte, in denen US-Streitkräfte involviert sind. Sondern ist auch eine wunderbare Ausrede für, sagen wir problematische Regime aller Art:
The manual’s argument that some reporting activities could be construed as taking part in hostilities is ludicrous. That vaguely-worded standard could be abused by military officers to censor or even target journalists.
Equally bizarre is the document’s suggestion that reporters covering wars should operate only with the permission of “relevant authorities” or risk being regarded as spies. To cover recent wars, including the civil war in Libya in 2011 and the war in Syria, reporters have had to sneak across borders, at great personal risk, to gather information. For the Pentagon to conflate espionage with journalism feeds into the propaganda of authoritarian governments. Egypt, for instance, has tried to discredit the work of Western journalists by falsely insinuating that many of them are spies.
Even more disturbing is the document’s broad assertion that journalists’ work may need to be censored lest it reveal sensitive information to the enemy. This unqualified statement seems to contravene American constitutional and case law, and offers other countries that routinely censor the press a handy reference point.
(Vorsorglich der Hinweis: Auch bei diesem Thema bin ich mir bewusst, dass das von Teilen meiner Leserschaft grundsätzlich anders gesehen wird. Ich hoffe trotzdem darauf, dass eine möglicherweise kontroverse Debatte hier nicht emotional geführt wird – sonst sähe ich mich gezwungen, für diesen Thread die Kommentare auf moderiert zu schalten.)
(Archivbild: Iraqi reporters from Mosullia TV interview U.S. Army Capt. Kenneth Cook (2nd R) from 3rd Battalion, 5th Brigade, 2nd Division Military Transition Team (3-5-2), with an interpreter, while the U.S. Army assists the Iraqi army from 3-5-2 in handing out school supplies at Somer Primary School, in Domiz Somer, Mosul, Iraq on Oct. 9, 2008 – U.S. Army photo by Pfc. Sarah De Boise)
Hier eine etwas andere Sicht:
http://www.washingtontimes.com/news/2015/jun/21/military-manual-declares-war-on-spies-propagandist/?page=all
Die Vorschrift setzt natürlich kein Recht.
immerhin hat man drüben den mut sich mit unpopulären sachverhalten auseinanderzusetzen statt sie rgierungsamtlich tozuschweigen (GBA einstellung)
was macht man eingentlich wenn sich die Journalisten von „Inspire“ und sonstigen Islamistischen Stürmer Gazetten auf die „pressefreieheit“ berufen?
keine geheimdienstlichen ermittlungen? quellenschutz? faktische verfolgungsimmunität?
man muss es wohl permanent wiederholen damit es nicht in vergessenheit gerät.
journalisten sind nicht per se bessere menschen die über jede kritik, strafrechtsbindung und etwaige militärische maßnahmen erhaben sind, sofern sie die kriterien erfüllen die ein handeln gegen personen zulassen die andere (offenbar weniger wertvolle) professionen ausüben
das obige manual verstehe ich so das der IS terrorist der nebenbei die wöchentliche OP-ED kolumne bei „Raqqa Today“ zu papier bringt nicht plötzlich zum sakrosankten übermenschen avanciert.
ein durchaus nachvollziehbarer ansatz
@wacaffe
Ich habe schon länger verstanden, dass Sie uns Journalisten nicht wirklich leiden können. Warum Sie allerdings glauben, wir seien alle verkappte Terroristen, die nur zur Tarnung ab und zu was schreiben, erschließt sich mir nach wie vor nicht.
@ TW
ich habe nicht den eindruck das Sie tatsächlich verstanden haben worum es mir geht, ansonsten wäre ihre reaktion anders ausgefallen. vielleicht lesen sie meinen beitrag nochmal. sofern Sie nicht alle ihre kollegen für verkappte IS anhänger halten glaube ich wohl doch nicht das „alle journalisten verkappte terroristen seien“
ich mache es nochmal expressis verbis:
was stört ist der affektive abwehrreflex gegen jedwede branchenkritik statt selbstkritischer reflexion.
machen Sie doch mal was ad rem statt ad personam!
wie geht man mit „journalisten“ um die diese profession entweder nur ausüben um sich die damit verbundenen privilegien zu sichern bzw. um als militant kämferische agitprop truppe für den militärischen gegner zu fungieren?
noch kürzer: Quellenschutz für Inspire Chefredakteur?
ich bin gespannt auf ihre antwort. diesmal vielleicht ohne polemik
Ich weiß nicht, wie die US-Streitkräfte das handhaben, aber ziemlich gut, wie das im Einsatz bei der Bundeswehr vonstatten geht. Ein(e) Journalist(in), der/die mit deutschen Truppen im Einsatzgebiet Kontakt hat, sie begleitet und ihre Liegenschaften betritt und sich dort aufhält, ist nicht plötzlich an der Wache gestanden. Er/Sie hat einen meterdicken Stapel an Formularen des EinsFüKdos ausgefülllt, sich zigmal ausgewiesen und ist meistens sowieso persönlich schon bekannt, weil er/sie das nicht zum ersten Mal macht. Ein Journalist im Einsatzbgebiet ist, solange er mit deutschen Truppen zusammen arbeitet rechtlich nur zweierlei: Ein Journalist und ein Schutzbefohlener der Truppe. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner das wesentlich anders handhaben. Insofern ist dieses Manual meiner Ansicht nach tatsächlich paranoid und/oder paranoid-prophylaktisch. Da träumen ein paar Generalstäbler und Regierunsheinis davon, Presseberichte vollständig unter Kontrolle zu bekommen.
In der Tat ist es ein schwieriger Sachverhalt, mit dem man sich unter dem Gesichtspunkt asymetrischer Gefechtsführung natürlich auch rechtlich auseinandersetzen muss.
Journalisten sind Zivilisten. Eigentlich. Aber das Handbuch betrachtet sozusagen auch das „uneigentlich“. Und das von zwei Seiten.
Journalisten können zu einer Kriegpartei gehören oder ihr sogar angehören. Also sogar verdeckt operierende Feinde sein. Sie können zur eigenen Partei gehören. Oder diese begleiten. Und sie können tatsächlich „unprivileged belligerent“ sein, sozusagen illegale Kombattanten. Journalisten, die zu den Taliban gehören, Taliban, die sich als Journalisten ausgeben etc. All diese Möglichkeiten sind keineswegs unrealistisch und ändern den Blick auf den Journalisten unter dem Aspekt des Humanitären Völkerrechtes.
Ebenso ist natürlich interessant, was der Journalist tut. Und wie er es tut. Das berührt natürlich die Pressefreiheit. Aber fraglos könnte ein Journalist auch ein Spion sein. Oder das, was er in Erfahrung bringt, könnte, absichtlich oder unabsichtlich, für jemand anderen als Spionage dienen. Deshalb dürfen Staaten Journalisten im Einklang mit dem HVR sozusagen zensieren. Sie dürfen autorisieren, akkreditieren und identifizieren. Auch limitieren und sanktionieren. In der Betrachtungsweise des US-Verteidigungsministerium ist es natürlich im Sinne des Journalisten, wenn er sich dem unterwirft und sich brav akkreditieren lässt, damit man in ihm nicht „irrtümlich“ einen Spion vermutet. Wer das nicht macht, ist dann womöglich kein „braver“ Journalist – das lässt natürlich Spielraum.
Das Handbuch unterstellt also nicht, daß Journalisten prinzipiell „unprivileged belligerents“ sind. Aber leider beantwortet es auch nicht eindeutig die Frage, wann sie als solche betrachtet werden dürfen und wann nicht.
Eigentlich ist das Thema doch gar nicht so neu. Mir scheint, als hätte man hier lediglich gängige Praxis nun auch formal kodifiziert.
Wenn ich mich recht erinnere, hat die NATO 1999 den serbischen Rundfunk RTS letztlich einfach zum Teil der jugoslawischen Kriegsmaschinerie erklärt, als man die RTS-Zentrale in Belgrad bombardiert hat (mit einem Dutzend toten Angestellten).
Die Zielliste für Allied Force wurde damals im Konsens im NATO-Rat beschlossen, auch durch unsere Bundesregierung. Das ist also auch nicht nur ein US-Thema.
ich finde die Ausweitung dieses Konzepts des „unlawful combatant“ äußerst Besorgnis erregend.
Und in diesem Zusammenhang muss ich auch @Wacaffe widersprechen. Journalisten waren noch nie „sakrosankt“. Humanitäres Völkerrecht kennt ja schon Spione (also jene Journalisten die nur vorgeben welche zu sein, um der Gegenseite Information zukommen zu lassen, Art. 29 I HLKO), oder eben Zivilisten die sich an Kampfhandlungen beteiligen. dann entweder als „Außreißer“, die nur unmittelbar bekämpft werden dürfen, oder als Mitglieder bewaffneter Organisationen, dann gilt im Grunde die „continuous combat function“, eine Rechtsfortbildung des IKRK welche von der Staatenwelt in die Praxis weitestgehend übernommen wurde.
Der Punkt den ich versuche zu machen ist, dass es Quark wäre zu meinen die Journalisten wären vorher völlig immun gewesen, und nun hat sich mal jemand getraut „dass auszusprechen“. Ganz im gegenteil: Die ohnehin schon fragwürdige, und häufig kritisierte, Behandlung von menschen als „unlawful combatants“ auch noch explizit auf Journalisten auszuweiten, bzw. die Grundlage dazu zu schaffen, ist schon wirklich hart an der grenze des verdaubaren.
Ich hätte mir übrigens gewünscht das im Artikel stärker betont wird, dass der „unlawful combatant“ ein amerikanisches Konstrukt ist, und so nicht weltweit angewendet und unterstützt wird. Andernfalls klingt das so als wäre das die „Norm“.
Gruß
Es war leider abzusehen. Ein Journalist trägt die volle Verantwortung für die Richtigkeit und den Zeitpunkt der Informationen die er veröffentlicht und ist ein aktiver/passiver Teilnehmer in jedem Konflikt. Da aber bis jetzt jede Seite sich wenigstens durch Presse presentieren konnte und die Presse leider die einzig wahre Prüfinstanz war, wird dem ganzen ein Riegel vorgeschoben. Ein weiteres grab für Objektivität und Wahrheit.
Herr Wiegold, passen sie auf das sie keinen Taliban oder Separatisten interviewen;)))
Was mich am meisten stört ist die Tatsache, das keiner weiß wann Journalismus anfängt oder aufhört.
Machen mich 30.000 regelmäßige Leser in meinem Blog zum Journalisten? Es gibt Leute auf Youtube die mit ihren Nachrichten (meist Fachbezogen) mehr Menschen erreichen als die meisten deutschen Tageszeitungen.
@arian 02:08
Moin, Ihren Beitrag sehe ich bis auf wenige Punkte ganz genauso.
Aber Journalisten als unlawful combatants zu bezeichnen ist nicht rpt nicht hart an der Grenze, sondern darüber weit hinaus. Auch wenn es für die Gegenseite (hier USA) nur eine logische Konsequenz ist, leaks rechtzeitig zu beseitigen/schließen.
Der Methode, erst ballern und dann ne Reiseschreibmaschine (Tablett) unterzuschieben ist hier Tür und Tor geöffnet.
Auch der psychologische Druck für einen Journalisten das „RICHTIGE“ zu schreiben ist nicht zu unterschätzen.
Einer unabhängigen, neutralen ( klassischen im S. von Gut) Berichterstattung wird somit nicht Vorschub geleistet. Interessant auch, wie man sich vom embedded Status verabschieden kann, bzw. diesen auf absolute Fahnentreue aufbohrt.
Der Argumentation, haben wir doch schon mal so gemacht (RTS) will ich nicht folgen, dies war unter anderem auch, ein Verbrechen!!
Das anglo-amerikanische Strafrechtsverständnis – im Gegensatz zum kontinental-europäischen – hat eine andere Verfahrens-Logik in Sachen „Fehler 1. und 2.Art“, d.h. die Auslegung/Wichtung von subjektiven und objektiven Tatbeständen, bzw. -absichten ist unterschiedlich. Bei schweren Starftaten In gewisser Weise eine Umkehrung des Grundsatzes „Im Zweifel für den Angeklagten“, bzw. ein Negieren/rRelativieren der Unschuldsvermutung.
Bei bestimmten Verbrechen (Mord, Totschlag) muß noch nicht einmal ein subjektiver Tatbestand (mens rea = intention, knowledge, wilfulness, maliciousness, recklessness, motivation.) vorliegen/nachgewiesen sein, es gilt der Grundsatz der „strict liability“ („mitgefangen, mitgehangen“).
Anscheinend versucht nun das Pentagon, diese „strict liability“ durch diese Konstrukte “unlawful combatant,” “unlawful belligerent,” “unprivileged combatant,” auf alle „Journalisten“ auszudehnen, die eben nicht durch eine Akkreditierung bei den US Streitkräften „privileged“ sind.
Na ja, nur ein toter Indianer ist eben ein guter Indianer…….
@wacaffe | 11. August 2015 – 0:40:
Ja. Das muss unser Wertesystem aushalten können.
Ansonsten bliebe außer dem Überleben des Einzelnen nur noch wenig übrig, um das es sich zu kämpfen lohnt.
Für die Journos hier:
CPJ hatte das Ende Juli auf dem Draht.
https://cpj.org/blog/2015/07/in-times-of-war-pentagon-reserves-right-to-treat-j.php
@ SvenS: „Was mich am meisten stört ist die Tatsache, das keiner weiß wann Journalismus anfängt oder aufhört.“
Mich stört das gar nicht. Im Gegenteil. Genau das ist das Wesen einer freien Presse! Hier geht es doch im Kern um die Frage, wo Rechtsbruch anfängt. Den sollte man sanktionieren – egal, ob jemand journalistisch arbeitet oder nicht. Wenn aber ein Ministerium – welches auch immer – versucht, qua Verordnung geltendes Recht auszuhebeln, sollten sich Demokraten dagegen wehren. Am besten alle – nicht nur die Journalisten.
Viel spannender als die Frage, wo Journalismus anfängt oder aufhört, finde ich die Frage wann beginnt eigentlich für das US Defense Department „war“ und wo hört der auf ? Dieses sogenannte manual stellt doch quasi alle nicht US-kontrollierten Medien, Agenturen, Journalisten, Blogger und Tweeter unter terrorist-spy-whistleblower Generalverdacht. Paranoia Globalis würde ich mal sagen.
Meiner Meinung nach, sollte 1) der Schutz von Journalisten recht weitgehend sein. Aber: sie sollten auch weitgehend verantwortlich sein. D.h. wenn es wahrscheinlich ist, dass durch die Informationen die ein Journalist verbreitet hat, Menschen (auch Soldaten) zu Tode kommen, ist der Journalist wegen Beihilfe zum Mord anzuklagen (wird nur funktionieren wenn sehr konkrete Informationen verbreitet werden). 2) Sollte es eine Möglichkeit geben Journalisten die sich in die Propaganda einer Seite einreihen, personifiziert zu „Feinden“ zu erklären und sie damit als legitime Ziele zu behandeln.
@ klabautermann
*thumbs up*
Gut analysiert
Ich sehe diesen Schritt als eine Art „Test“:
Wie weit kann man gehen um massiven Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen?
Wie können eventuelle Konsequenzen bei Anwendung des neuen „Status“ aussehen?
Ich sehe das ganze extrem kritisch, vor allem wenn die Umsetzung so erfolgt wie es der Text vermuten/erahnen lässt….
Freie Presse ist ein sehr wichtiger Teil unserer modernen Gesellschaft geworden.
Informationen schaden nur demjenigen der sie nicht hat!
In diesem Sinne noch einen angenehmen Abend und vielen Dank an T.W. für diese Information!
@NMcM
Dennoch kann ein Presseausweis kein Freibrief sein um zwischen den Fronten hin und her zu springen.
Selbst wenn man keine böse Absicht unterstellt kann es sein, daß Presse gefangen genommen und peinlich verhört wird und dabei Geheimnisse preisgibt.
@ Thomas Melber
Und welche Geheimnisse sollen das sein, welche die Bevölkerung vor Ort nicht auch hat? (Und ich weiss nicht ob Sie’s mitgekriegt haben, egal ob Ukraine, Irak oder Afghanistan: Da wird munter über die „Frontlinie“ hinweggependelt.)
Spätestens wenn man sich aber anschaut, wie die Bundeswehr sich in der Realität um die Sicherheit ihrer einheimischen Helfer einen Dreck schert, wird das Argument hinfällig. Gilt ja selbst für die Übersetzer, die naturgemäß nah dran sind und fast schon zwangsläufig kompromittierende Informationen mitbekommen.
(Ganz davon ab, dass es ja in Afghanistan beispielsweise mehrere Embedds bei den Aufständischen gab, und die durchaus sehenswert waren.)
@J.R.
Spinnen wir es doch einmal weiter: wie behandelt man einen Zivilisten, der Aufnahmen von militärischen Anlagen, Bewegungen, u.a. macht und diese dann quasi in „real time“ als Blogger ins Netz stellt oder per Twitter verbreitet?
Ja mei was soll die ganze Aufregung? Das ist einfach die juristische Ausformulierung des alten Grundsatzes: „Schiess zuerst auf den mit der Kamera“.
Man sollte sich in der heutigen Zeit nichts vor machen, neutrale Journalisten sind extrem selten und definitiv nicht in Kriegsgebieten zu finden. Wer dort unterwegs ist folgt immer einer Intention, ergo kann man bei einem „Journalisten“ getrost von einem Gegner ausgehen. Wer sich bei nem Feuergefecht beim Gegner befindet ist ein Gegner und wird entsprechend bekämpft. Thema durch. Die Amis haben das schon lange erkannt und nun das Ganze halt in ne Form gebracht.
@Dark
Sie melden sich hiermit schon mal freiwillig zur Anklage wegen Kriegsverbrechen, entnehme ich Ihrem Kommentar?
@TW
Ein Patch „PRESS“ auf der Weste schützt nicht, selbst Kollateralschaden zu werden.
Die IDF sollen da sehr robust unterwegs sein (ohne Prüfung / Wertung):
http://www.timesofisrael.com/idf-accused-of-deliberately-targeting-journalists/
http://www.huffingtonpost.com/2014/07/08/israel-targeting-journalists-reporters-without-borders_n_5567565.html
Ist schon ein kleiner Unterschied, ob Kollateralschäden billigend in Kauf genommen werden (was schon übel genug ist), oder ob hier ein potenzieller Kriegsverbrecher gezielt zum Mord an Journalisten aufruft.
Hm …
Irgendwie geht es irgendwann immer wieder um den Punkt „objektiver Journalismus“.
Ich weiß nicht, ob es den gibt, aber ich zweifle daran.
Daß in einem Krieg – wo oder wann auch immer – JEDE Seite „die Gute“ ist und der Feind immer „der Böse und jeder versucht, das auch medial darzustellen, ist nichts Neues.
Und daß Journalisten, von wem auch immer in Kriegsgebiete geschickt oder freiwillig ( im Normalfall ) dort, immer auch eine bestimmte Intention haben, ist auch nichts Neues.
Es soll aber tatsächlich auch so etwas wie „Idealismus“ geben, wo Journalisten ihr Leben riskieren, um den Menschen die Gräuel eines Krieges klarzumachen.
Ganz spontan fällt mir ein sehr markantes Gesicht, eine sehr markante Stimme ein. Antonia Rados z.B., nur als eine von vielen.
Diesen Idealismus ( den ich dieser Dame einfach einmal unterstelle ), hat natürlich nicht jeder Journalist. Über den berühmten Kamm mal eben ALLE Journalisten zu scheren, halte ich für mehr als fragwürdig.
JEDEN Journalisten als „Feind“ oder „Verbündeten des Feindes“ zu sehen – naja …
Wenn Journalisten in Kriegsgebieten irgendwelche geheimen Informationen an den Gegner weitergeben oder sich selbst mehr oder weniger zu „Kombattanten ohne Schußwaffe“ machen, müssen sie natürlich auch mit den Konsequenzen rechnen.
Bei neutral, und eigennützig, nur dem Bild, dem Text, der Öffentlichkeit verpflichtet, beide Seiten zu Wort kommen lassend und, SELBST GEDIENT [Commando Ponchardier, FschJgSpezKr des FRA Heeres] sehe ich nur einen:
Peter Scholl-Latour.
Davor nichts, und danach? Abwarten.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 11. August 2015 – 22:37
„Bei neutral, und eigennützig, nur dem Bild, dem Text, der Öffentlichkeit verpflichtet, beide Seiten zu Wort kommen lassend und, SELBST GEDIENT [Commando Ponchardier, FschJgSpezKr des FRA Heeres] sehe ich nur einen:
Peter Scholl-Latour.
Davor nichts, und danach? Abwarten.“
Der „Grandseigneur“ des Journalismus sollte selbstverständlich noch lange, sehr lange, in unserem Gedächtnis bleiben !
( Ich nehme aber mal an, daß Sie „UN-eigennützig“ meinten … )
@BlueLagoon | 11. August 2015 – 22:41
Wie peinlich, danke! Sonst wär ich noch vor dem Tribunal gelandet.
Also, uneigennützig, logisch.
@ T.W.:
Beim Googeln „getötete Journalisten“ kommen sehr unterschiedliche Informationen.
Sie wissen da sicher Verlässliches – auch über entführte Journalisten ?
Genau diese Objektivität wird man heutzutage nicht mehr finden. Die Bilder dienen entweder der Propaganda oder der Aufklärung. Es reicht schon das der eigene Trupp der rausgeht fotografiert wird um dem Gegner wertvolle Infos zu liefern. Das kann unbewusst auch durch die „embedded“ Journalisten erfolgen die zusätzlich noch nen extra Belastung für die Truppe darstellen. Mit dem Handbuch werden die Jounalisten defacto zum Kollateralschaden und als solche werden die Amis sie dann auch abhaken.
@Blue Lagoon
Eine ganz gute Quelle ist das Committee to protect Journalists, zum Beispiel mit einer Übersicht über getötete Journalisten hier.
Es steht weiterhin die frage im raum wie im Zeitalter omnipräsenter publikationsmethoden für individuen eine völlige entgrenzug des attributs „journalist“ Und „journalistischer “ tätigkeit verhindert werden kann.
Oben hat jemand allen ernstes postuliert auch die redaktion von inspire und ähnlichen propaganda journailllen sollte am Journalisten privileg teilhaftig werden. Un das obwohl es sich bei selbigen evident nicht journalismus sondern um psychologische kriegsführung und instrumente der anwerbepropaganda handelt.
Wer den begriff so inflationär auslegt läuft gefahr sich völlig handlungsunfähig zu machen (siehe auch beihilfe zum/landesverrat durch „journalisten“)
Es stellt sich ohnehin die frage wie relevant friedensrechtliche
Bestimmungen hinsichtlich des journalistenstatus im kriegsvölkerrecht sind. Wer zu einer „organisierten bewaffneten gruppe “ gehört die sich kriegsvölkerrechtswidrig an kampfhandlungen beteiligt ohne kombattantenprivileg zu besitzen (also IS) ist auch jenseits „unmittelbarer kampfbeteligung“ zulässiges ziel militärischer angriffshandlungen. ( so ikrk guidance zum thema unlawful combatants)
Sofern also die redaktionszentrale von inspire/IS Today et.al aufgeklärt ist gibt es daher keine einladung zur bpk sondern jdam aufs dach.
Das ali musterjihadi nebenbei noch netzpolitik.is betreibt ist kriegsvölkerrechtlich ohne belang. So sollte es imho auch bleiben.
Das man eigentlichen journalismus in kriegsgebieten weiterhin braucht ist unbestritten.
Frage ist eben wer und was gehört dazu? Wo sind die grenzen zur kämpferisch militanten beteiligung am kriegsgeschehen
Mit diesen fragen muss sich eine armee auseinandersetzen die sich mit der realität moderner kriegsbilder und nicht irgendwelchen imaginären politisch korrekten fiktionen beschäftigt
Also ich bin wirklich überrascht was einige der Kommentare hier angeht, zB. „wacaffe“ und „Dark“. Mit einem Verständnis für freie Presse, und allgemein den Prinzipien der Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Diese neue Auslegung des Pentagon und ihre (wetcaffe & Dark) diversen Kommentare zeugen von Paranoia. Vor allem die Unterstellung seitens Dark das Bilder entweder der Propaganda oder der Aufklärung dienen sagt ja schon alles. Ich verstehe nicht wo diese Paranoia, ja tiefess Misstrauen, sogar Ablehnung von Journalisten herkommt. Das kann ich mir nur erklären wenn Sie zur Fraktion „Lügen Presse“ gehören.
Die Offenheit, der freie Informationsaustausch ist einer der Grundpfeiler der zivilisatorischen Entwicklung und die Aufklärung des Bürgers durch die Presse eine der grundlegenden Pfeiller der Demokratie. Diese Prinzipien hören nicht beim Krieg auf. Diese Entwicklung passt in die Reihe Guantanamo, Abu Ghraib, Waterboarding etc. und ist ein weiterer Ausverkauf nicht nur der demokatischen Prinzipien sondern auch der Rechtstaatlichen. Damit schaden die Amis sich nur weiter selber.
Dieser Ansatz erinnert ehr an die Putinsche’/russische Herangehensweise (vor allem die Einstellung Dark’s). Sie wiederspricht auch zu mindest dem was ich in bezug auf Öffentlichkeitsarbeit und Umgang mit der Presse in meinem War Studies Studium gelernt habe, und was jedem einleuchten sollte. Nämlich das in der heutigen Zeit man Information schwerig kontrollieren kann, bzw. es nicht lange dauert bis eine Sache auffliegt. Beim Lügen erwischt zu werden ist immer schlimmer als einen Fehler selber zu zugeben. Vertrauensverlust ist schädlicher.
Abschliessend in bezug auf Dark’s Kommentare kann ich nur sagen der Postmodernismus lässt grüssen. Hallo 1984.
@Ungedienter
1) Das ist wohl ein Paradoxon,
A sie hängen über Journalisten das Damoklesschwert der potentiellen Folgen jeder reportaage, bzw. verschiedener Reportagen verschiedemer Reporter zusammengesetzt.
B
Wie soll das nachweisbar sein, das nicht Verrat, Aufklärung oder purer Zufall dafür zuständig sind.
2 Wie unterscheiden sie objektiv Propaganda von unterschiedlicher Auffassung, Wahrnehmung spez. wenn sie aus einem anderen Kulturkreis kommt?
Ist embedded Journalismus US-Style etwas anderes ?
@Dark
Erinnert mich an etwas, Round them up…
Wenn US Streitkräfte nicht vom embedded Journalism profitieren würden, würden sie es nicht machen.
@T.Wiegold
In einer Sache hat er nicht ganz unrecht, wie soll die PBI usw. an der „Front“ oder gar im Gefecht auf die schnelle unterscheiden Journalist vs. Kombattant?
Nimmt der Soldat die Kamera als Kamera wahr oder als Waffe?
@Sebastian Diehl
Diese Prinzipien sahen Sun Tzu, FD Roosevelt, Churchill etc. anders.
Informationen sind essentiell in einem Krieg, dem Gegner diese vorzuenthalten, diesen zu täuschen .
e.g.
https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Fortitude
@Wacaffe | 12. August 2015 – 1:00
Dann will ich mal als Angesprochener antworten:
Ob „Inspire“ nun eher „Radio Andernach“ oder „Trierische Volksfreund“ ist, will ich mir nicht zu entscheiden anmaßen. Fällt es jedoch nicht sauber in die militärische Schiene, ist es kein militärisches Ziel. Auch wenn einem die Weltsicht des Magazins nicht gefällt und militärische Erfolge/Niederlagen genau gegensätzlich zur hierzulande gängigen Sichtweise dargestellt werden.
@ Thomas Melber
Spinnen wir es doch einmal weiter: wie behandelt man einen Zivilisten, der Aufnahmen von militärischen Anlagen, Bewegungen, u.a. macht und diese dann quasi in „real time“ als Blogger ins Netz stellt oder per Twitter verbreitet?
Gar nicht. Denn wenn er Ihnen wirklich böses will kriegen sie ihn nicht zu fassen, weil er nur Material aus anderen Quellen weitergibt und selbst irgendwo ganz anders sitzt. Schönes Beispiel sind da die beiden Live-Maps zum Donbass.
Genauso wenig lässt sich gegen Spotter unter der Zivilbevölkerung was machen. Es sei denn Sie wollen auf jedes Kind schiessen lassen, das auch nur mal in die Richtung ihrer Truppen schaut.
Sie können sich zu dem Thema ja mal mit nem Einsatzsoldaten unterhalten. Oder ein bisschen nachlesen: In „The Village“ wird berichtet, dass anfangs sämtliche Nachtpatrouillen durch lautes Topfgeklapper der Zivilisten angekündigt wurden. Das Problem ist älter als Blogs und Smartphones. ;)
Von daher: Vor dem Weiterspinnen erstmal kundig machen? Oder der Gegenseite ein Grundmass an Intelligenz zutrauen? Manche Beiträge gehen irgendwie meilenweit an den Konfliktrealitäten vorbei…
@ G. Weber | 11. August 2015 – 1:04
Abgesehen vom ‚weil er/sie das nicht zum ersten Mal macht“, es ist immer einmal das erste Mal….
@all
Info: Die US-Streitkraufte haben auch ihre eigenen, militaerischen, Journalisten, nach Dienstgrad und Verwendungsbezeichnung bei den ‚enlisted‘ und ohne Verwendungsbezeichnung bei den Offizieren.
Bei der Presse-Diskussion im Zusammenhang mit den USA ist zu bedenken, dass viele derUS Militaers der Auffassung sind, dass der Vietnam-Krieg durch ‚die Presse‘ verloren wurde Das zieht heute noch Blasen…..
@JR Der Spotter der die Nachtpatroullie mit Topfklappern ankündigt ist aber die geringere Gefahr. In einem asymetrischen Krieg in dem man nicht gerade das eigene Land verteidigt ist immer davon auszugehen das die Bevölkerung einem ablehnend bis feindlich gegenüber steht. Der Spotter kündigt nur ne Streife an und nicht genau was da kommt. Eine Dokumentation in Bild oder Video erlaubt aber eine genauere Aufschlüsselung was da unterwegs ist und ermöglicht im Zweifel auch eine Identifizierung einzelner Personen. Das stellt eine erheblichere Gefährdung dar. Die Hauptaufgabe ist aber die Streife wieder heil zurückzubringen ergo sind Gefährdungen nach Möglichkeit zu minimieren oder auszuschalten. Am Ende des Tages zählt nur das die eigenen Leute wieder heil zurück sind und wer sich bei einem gegnerischen Trupp befindet muss damit leben auch als Gegner bekämpft zu werden.
@ Sebastian Diehl | 12. August 2015 – 9:59
Die völkerrechtlichen Aspekte des Post sind wie immer bei wacaffe nicht zu beanstanden.
Ein Journalist ist Nichtkombattant auf dem Kriegsschauplatz, mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten für sich selbst aber natürlich auch für die Kombattanten auf dem Gefechstfeld ihm gegenüber.
Natürlich muss es für Deutsche „Kombattanten“ Maßgabe bleiben müssen aber eben auch dürfen, dass man Journalisten, denen gegenüber man berechtigte -nicht erfundene- Vorwürfe macht, die nach Humanitären Völkerrecht -sofern es denn im Konflikt Geltung erreicht- sanktionierbar sind, rechtsstaatlich verfährt.
Ich kann daran nichts spektakuläres daran entdecken. Wenngleich die Ausführungen Klabautermanns große Beachtung finden sollten in diesem Kontext, da sie die eigentliche Problemlage sehr genau darstellen.
Völkerrecht: einfach,
Realität: äußerst vertrackt,
nicht das erste mal kommen wir hier in diesem Blog zu dieser Feststellung.
Aber wir müssen sachlich damit umgehen, und mMn sollten wir die Journalisten auf den Gefechtsfeldern weder zu Freiwild deklarieren noch zu „All-rights-are-in“Personen stempeln. Das gibt die Empirie auch nicht her. Weder lassen rational agierende Kriegsparteien in der Welt aktiv und wissentlich Journalisten erschießen noch sind Journalisten Geheimnisverräter und Kriegsverbrecher qua Beruf.
Sachlicher | 13. August 2015 – 15:13
Hallo Herr Sachlicher,
sehe ich alles bis auf „rational agierende Kriegsparteien“ auch so.
Krieg und Rationalität ist dies nicht ein Wiederspruch in sich?
@STO
„… ein Widerspruch in sich?“
Im Gegenteil, ohne Ratio passieren Unternehmungen wie „Barbarossa“ und „Pearl Harbour“.
Mit etwas Verstand und Begriff von Strategie, statt nur dss Operative zu betrachten, sowie den Eigenarten des Gegners, wären der „GröFaz“ und der Tenno zu den zugrundeliegenden Entscheidungen nie gekommen.
Eine BdL und der folgende Entschluss sind ausgesprochen intellektuelle Angelegenheiten. Das Handwerk beginnt erst bei der Befehlsgebung; beide sind jedoch auch erst zu erlernen.
Es gibt allerdings auch ein gegenteiliges Beispiel: Friedrich II. (Der Große) hätte bei rationaler Beurteilung der europäischen Gegner den „Schlesischen Krieg“ nie anzetteln dürfen.
Allerdings wusste er um sein Genie und die Beschränktheit seiner Feinde. (Wobei wir dann beim Unterschied von Kampfkraft und Gefechts (Einsatz) wert wären.
Sunzi, Clausewitz sowie Basil Liddel Hart helfen, dies zu erkennen.
Basil Liddell Hart definierte Strategie als „die Kunst, militärische Mittel zum Zweck der Politik einzusetzen“. Da hat er natürlich Anleihen bei Clausewitz genommen.
@ STO | 13. August 2015 – 16:07
Vielen Dank für Ihre Antwort und Ihre Frage.
In der modernen westlichen Philosophie und moral-ethisch ist das ganz sicher ein Widerspruch. Juristisch und Politikwissenschaftlich ist es keiner.
Das Militär hat keine Wahl. Es hat rational innerhalb der Regeln zu agieren. Das gelingt nicht, ich weiß, bleibt aber der Anspruch.
Ganz unabhängig davon, dass ich eine Welt frei von Kriegshandlungen und Kriegen vorzöge.
Ihre Kritik, ihr Veto an/zu meiner These sehe ich als berechtigt an. Sie ließe sich mittels der Empirie leider leicht widerlegen, legte man dem Begriff Rationalplayer eine politikwissenschaftliche Herleitung zu Grunde, was ich tat.
Sie haben mich dabei erwischt, dass ich unsauber formulierte. Bitte sehen Sie es mir nach.
Um das aber bitte nochmal ganz deutlich machen zu dürfen: Ganz unabhängig davon, dass nicht gerechtfertigte Tötungen von Journalisten -Notwehr ist z. B. das,was ich unter gerechtfertigt verstehe, also das Vorliegen eines Rechtfertigungsgrundes, damit das hier nicht mißinterpretiert werden kann- in Absolutheit zu verurteilen sind.
Btw: ein nachgewiesener Geheimnisverrat eines Journalisten auf den das Humanitäre Völkerrecht Anwendung findet, ist eben kein Rechtfertigungsgrund um jenen abzuknallen oder sonstig des Lebens zu berauben. Das weiß man auch in Russland und den USA, ganz gleich wie dort die nationale Rechtssprechung ist.
Eine unberechtigte Tötung von Journalisten sieht das Humanitäre Völkerrecht nicht vor. Wer gerichtsfest erwiesen unberechtigt einen Journalisten getötet hat oder dies plante ist ein Kriegsverbrecher. Punkt.
Das Genöle von wegen Opsec und so weiter ist nicht gleichzusetzen mit dem Vorbringen eines Sachgrundes. Wie geschrieben,schließe ich mich auch im Weiteren Klabautermanns Ausführungen dazu an.
Nun ja, „ratio“ hat ja nun was mit Logik zu tun, und es gibt eben mehr als eine Logik ;-) Siehe meinen obigen Beitrag über anglo-amerikanische versus kontinental-europäische Verfahrens-Logik im Strafrecht. Natürlich wirft man dem „Feind“ gerne Irrationalität vor, aber das ist imho letztendlich eine „akademische“ Frage…wichtig ist, dass man die jeweilige strategische „ratio“ eines potenziellen Gegners kennt und versteht, um nicht durch operative „Irrationalitäten“ des Gegners strategisch überrascht zu werden…..wie z.Bsp. Pearl Harbour oder Krim etc.
Und da sehe ich in der Tat einen Riesen-Unterschied zwischen z.Bsp. Rußland und z.Bsp. ISIS oder AQ etc.. Im Gegensatz zu Rußland vermag ich bei ISIS und Co wirklich keine rationale Strategie erkennen, aber selbst das rechtfertigt imho nicht die fast schon pauschale Kategorisierung von zivilen „Kriegs-Berichterstattern“ als unlawful combattants sofern sie (von mir) nicht privilegiert sind. Das ist imho ein ziemlich krasser operativer Logik-Bruch der US-Streitkräfte mit Blick auf die strategische ratio der USA als (führendes) Mitglied der VN.
Nur ein kleiner und reichlich verspäteter Seiteneinwurf, zugegebenermaßen auch eher auf Stammtischniveau:
Das, was das DoD sich da offenbar ausdenkt, ist ein weiterer Ausdruck der allgemeinen Paranoia, die das Land seit 9/11 in fast blindwütiger Weise befallen hat. Auch wenn man versucht, Verständnis dafür aufzubringen: Leider geraten allzu viele Werte, auf die wir in unserer westlichen Kultur mit Recht stolz sind, zunehmend unter die Räder. Transparenz, Offenheit, Kritikbewusstsein und letztlich auch eine frei arbeitende Presse (die immer Risiken birgt und unbequem ist, aber dafür umso vehementer verteidigt werden muss, anstatt sie abzuschrecken) gehören dazu. Das Ergebnis der herrschenden Phobie ist nicht mehr, sondern auf lange Sicht weniger Sicherheit.
Und denjenigen, die mit der Schilderung von Negativ-Einzelszenarien irgendwelche horrenden Risiken des Journalismus für die Truppe im Einsatz heraufbeschwören, sei ganz allgemein gesagt: Militärische Sicherheit ist wichtig, keine Frage. Aber sie ist nicht alles. Das wäre zu einfach.
Sachlicher | 13. August 2015 – 17:11
Guten Morgen Hr. Sachlicher,
vielen Dank für Ihre Ausführungen.
Mir ist bewusst das ich in diesen Wissensfeldern (Politik, Jure und einigen anderen mehr) eher unbewaffnet zu Fuß bin, daher vielleicht mein Stammtischniveau, umso mehr freue ich mich über diesen offenen, höflichen und für mich wertvollen Dialog. (auch Danke an den Klabautermann)
@ STO | 14. August 2015 – 6:28
Hi!
Alles gut. Ich empfand nichts an Ihren Worten als negativ. Ich wünsche Ihnen hier viele interessante Dialoge, interessante Themen bekommen Sie dazu von Herrn Wiegold stets auf Topniveau. Ich möchte nicht vermessen sein, aber erlaube mir den Hinweis auf das Projekt Straßenmusik von Thomas Wiegold.