Fregatte ‚Schleswig-Holstein‘ übernimmt Seenotrettung im Mittelmeer

Im Grunde genommen war es bereits erwartet worden, aber es hatte da noch ein bisschen Verwirrung gegeben: Die Fregatte Schleswig-Holstein, das steht jetzt fest, wird im Mittelmeer die Fregatte Hessen ablösen und für die Seenotrettung von Migranten auf seeuntüchtigen Booten bereit stehen. Das Verteidigungsministerium bestätigte die Planung, nachdem es beim Auslaufen der Schleswig-Holstein offiziell noch anders geklungen hatte:

Am 1. Juni verließ die Fregatte „Schleswig-Holstein“ mit ihrer Besatzung ihren Heimathafen Wilhelmshaven. Ziel ist das Horn von Afrika. Dort sollen die Marinesoldaten an der EU-Operation Atalanta teilnehmen.
Unter dem Kommando von Fregattenkapitän Marc Metzger hat sich die „Schleswig-Holstein“ auf den Weg in das Einsatzgebiet am Horn von Afrika gemacht. Dort angekommen wird sie die Fregatte „Bayern“ ablösen. Diese nimmt im Rahmen der Operation Atalanta aktuell die verschiedenen Aufgaben vor Ort wahr.

Allerdings war da schon klar, dass ein Engagement im Rahmen der Seenotrettung Mittelmeer das Wahrscheinlichere sein dürfte – nur der offizielle Befehl fehlte noch. Inzwischen ist die Schleswig-Holstein im italienischen Hafen Cagliari angekommen und soll von der Hessen übernehmen.

Noch nicht endgültig geregelt scheint die Frage, welche Einheit anstelle der Schleswig-Holstein die Bayern vor Somalia ablösen wird. Denn es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung (und nicht nur des Verteidigungsministeriums), in dieser EU-Antipirateriemission weiterhin mit einem Schiff präsent zu sein. Zwar ist derzeit ein deutscher Seefernaufklärer P-3C Orion  Teil von Atalanta – allerdings nur bis Ende Juni, da das Flugzeug danach wegen der beginnenden Monsunsaison nur von begrenztem Einsatzwert ist. Zudem ist Atlanta immer wieder wegen mangelnder Beteiligung aus allen EU-Staaten unterbesetzt: Das geforderte Kräftedispositiv von mindestens fünf seegehendenEinheiten wird damit nicht erfüllt, meldet die Bundeswehr regelmäßig an den Verteidigungsausschuss des Bundestages.

Deshalb warten wir mal ab, wie der Verschiebebahnhof aussieht und wie die Marine ein Schiff zu Atalanta bekommt – und wo sie deshalb vielleicht kürzen muss. Im Gespräch ist eine mögliche Verlegung einer Korvette, vielleicht aus dem UNIFIL-Einsatz, die dann durch Schnellboote ersetzt werden könnte.

Im Mittelmeer wird auch die Frage interessant, ob und wie die Bundeswehr in die von der EU geplante Bekämpfung der Schleuserkriminalität im Mittelmeer – und vielleicht auch in libyschem Hoheitsbereich? – eingebunden wird. Der Operationsplan für EUNAVFOR MED ist ja noch in der Erarbeitung, nach einer ersten Phase der Aufklärung sind weitere Phasen bis hin zur Unterbrechung der Infrastruktur der Schleuser geplant. Bislang hat Deuschland nur drei Stabsoffiziere in das Operations Headquarters (OHQ) in Rom entsandt, eine planmäßige Aufstockung mit vorher benannten Augmentees (Ergänzungskräften), wenn ein solches OHQ aktiviert wird. Über die deutsche Beteiligung an der weiteren Operation sagt das noch nichts

 

(Archivbild der Schleswig-Holstein, Oktober 2009 – Bundeswehr/Mandt)