Angriff auf Afghanistans Parlament in Kabul
Afghan Parliament attack: Photo from inside the house. pic.twitter.com/MwK2LysCYl
— Pajhwok Afghan News (@pajhwok) June 22, 2015
Das Parlament Afghanistans ist am (heutigen) Montagmorgen von Aufständischen angegriffen worden. Die Situation ist weitgehend unübersichtlich; hier als Storify-Dokument die laufende Entwicklung.
Ins Parlament rein wäre tatsächlich nochmal eine ganz andere Leistung gewesen als von außen angreifen; mal wieder einer der vielen Nadelstiche wo taktische Verluste im Sinne der strategischen Kommunikation angestrebt werden (info-ops-centric-ops).
Etwas anders siehts im Norden aus; in Badakhshan ist das Distriktzentrum von Yamgan von der Regierung zurückerobert worden (http://www.tolonews.com/en/afghanistan/20118-security-forces-re-take-yamgan-after-three-week-battle); in Kunduz ist nach dem Distriktzentrum von Char Darrah (http://www.tolonews.com/en/fara-khabar/20128-farakhabar-taliban-takes-control-of-chardara-district-of-kunduz) jetzt auch Dasht-e Archi gefallen (http://www.khaama.com/breaking-news-dasht-i-arche-district-in-kundoz-province-fall-to-taliban-3524). Die Talibs haben diesmal neben den üblichen Videos (http://www.shahamat-farsi.com/?p=2822) diesmal auf ihrer Homepage auch einen für westliche Ohren possierlich klingenden Lobpreis-Artikel veröffentlicht („Oh ihr Mujahidin von Kunduz, eure Mütter seien reine Löwen…“; http://www.shahamat-farsi.com/?p=2901), da werden sich in Peshawar einige Herren zufrieden ihren Bart kraulen.
Ist natürlich ärgerlich, dass die Distriktzentren gefallen sind und kann wie immer unter dynamischen Loyalitätsverhältnissen eine negative Wirkung auf andere haben, aber faktisch waren Char Darrah und Archi ja eh schon zu 90% in TB-Händen, nur dass man die DZ halt noch gehalten hat. Die DZ sind ja auch prinzipiell rückeroberbar (und gerade bei CD kann ich es mir zeitnah vorstellen). Wobei eine Konzentration auf das was man mit vertretbaren Kräften halten kann ja grundsätzlich Sinn machen kann, hat sich 1989 – 92 gezeigt. Und solange man im Westen nicht aus Pessimismus die Unterstützung ganz abbricht (a la Ende 91) werden weite Teile des Landes weiter von der Regierung beherrscht werden.
Nur um schonmal dem Klagesang a la „letzter Hubschrauber aus Kabul“ und „ein Stabsarzt zu Pferde nach Jalalabad“ vorwegzugreifen….
In der Tat…
Sachliche Beiträge wie dieser (mit Informationen die wo anders in dieser Qualität kaum zu bekommen sind) sind der Grund warum ich „Augen Geradeaus“ sehr schätze – und daher auch immer wieder mal was einzahle.
Danke TW, danke auch an „turan saheb“ !
Schade daß es hier keine weiteren fachlichen Ergänzungen oder Kommentare gibt – sondern immer nur dort wo es was zu maulen gibt.
Kenne kein Unternehmen in dem es soviel „active disengagement“ gibt wie bei der Bw :-(
Definition hier zu finden: http://www.gallup.com/businessjournal/162953/tackle-employees-stagnating-engagement.aspx
Schade…
@TW
Chardara und Dasht-i-Archi
http://www.longwarjournal.org/archives/2015/06/taliban-assault-afghan-parliament-take-two-districts-in-kunduz.php?utm_source=feedburner&utm_medium=email&utm_campaign=Feed%3A+LongWarJournalSiteWide+%28The+Long+War+Journal+%28Site-Wide%29%29
Danke.
Und die jüngste Erfolgsmeldung der Taliban, original von der Webseite:
@POO,
– „weiteren fachlichen Ergänzungen oder Kommentare …“, eigentlich herzlich gern. Da mir bei diesem Thema jedoch der Hintergrund fehlt, lass ich’s lieber
– „active disengagement“ ja, doch kennen Sie den tausendfachen Hintergrund? Ich bezeichne ihn als „active dissapointing“. Frei nach Galllup bewerte ich das Motiv als „uncertain military climate“, was ist das?
Die Masse von uns (uns: BS und länger dienende SaZ) gingen irgendwann mit Idealismus, Schwung und Energie in den Zug, die Kp, Bttr, das Btl. (Auf das Heer bezogen) Je nach Können, Beurteilung, Beziehung und Zufall verliefen die Laufbahnen unterschiedlich.
Trotz mannigfacher wohl- oder nicht/schlecht begründeter Veränderungen vagabundierten wir durch Deutschland, Europa und die Welt, mit den Familien im Sturmgepäck. Absicht, das Beste für die Truppe und die ‚Rückwärtigen Dienste (Familie)‘ herauszuholen. Und irgendwann traten Realitäten, nicht beeinflussbare, ins Bewusstsein.
Diese lagen/liegen in Bonn, in Berlin und im wohlmeinenden Desinteresse (H. Köhler). Dergleichen macht kein Mitarbeiter welchen Unternehmens auch immer, auf Dauer unbeschadet mit. Aber „wir“ schon, „wir“ maulen nämlich noch.
Ein Soldat, der nicht mehr meckert, hat bereits aufgegeben. „Wir“ kämpfen noch‘
@Klaus-Peter Kaikowsky
“ Ein Soldat, der nicht mehr meckert, hat bereits aufgegeben. „Wir“ kämpfen noch‘ “
Eine schöne knappe Zusammenfassung:
Auch ich kann an dem „maulen“ erst einmal nichts negatives erkennen.
Letzendlich ist dies eine Form der Stressbewältigung. Dinge die einen belasten werden beim Namen genannt, man versichert sich, dass es Anderen genauso geht und hofft dass die nächst höhere Ebene doch endlich erkennt mit welchen Problemen man zu kämpfen hat.
Im Lauf der Zeit lernt man dann, dass die Probleme sich bis ganz nach oben durchziehen und letztendlich in der momentanen Organisation des Systems begründet sind.
Aus meiner Sicht sind Soldaten in der Regel sehr engagierte Mitarbeiter.
Manchen Reservisten muss man sogar einen ausgesprochenen Hang zum Masochismus unterstellen, dass sie sich diesem Kampf gegen Windmühlen über Jahre hinweg stellen.
Taliban gunned down a local Mullah in Nimroz
http://www.khaama.com/unidentified-armed-men-gunned-down-a-mullah-in-nimroz-3536
37 militants killed in newest military operations
http://www.khaama.com/37-militants-killed-in-newest-military-operations-3538
Nach dem Angriff auf das afghanische Parlament am Montag hat Afghanistan wohl einen neuen Nationalhelden. Der Soldat Esa Khan soll sechs der sieben Aufständischen erschossen haben. Er wurde hierfür vom afghanischen Präsidenten empfangen, befördert und erhält anscheinend ein Haus und ein Fahrzeug. (siehe auch Artikel auf Spiegel Online – Stichwort Esa Khan)
Auf Facebook gibt es auf dem Kanal 1TVNewsAF auch ein Video, in welchen u.a. die getöteten Aufständischen gezeigt werden und der Soldat seine Vorgehensweise erläutert.