DroneWatch: Entwicklungsabkommen für die Euro-Drohne nächste Woche

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Das gemeinsame Projekt von Deutschland, Frankreich und Italien zur Entwicklung einer europäischen Drohne wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident François Hollande Ende März angeschoben, jetzt soll es wirklich losgehen: Beim EU-Rat für Auswärtige Angelegenheiten am 18. Mai, Montag kommender Woche, wollen die drei Länder eine Declaration of Intent unterzeichnen – zunächst aber nur für eine Studie, die in den nächsten zwei Jahren ausloten soll, wie die Realisierungschancen eines solchen unbemannten Luftfahrzeugs aussehen.

Der Vorschlag dazu kam ursprünglich von der Industrie, schon im Sommer 2013. Damals hatten die Unternehmen Airbus (damals EADS), Dassault und Finmeccanica Alenia Aermacchi einen gemeinsamen Vorstoß gemacht und die Vorzüge einer europäischen Eigententwicklung hervorgehoben:

Such a joint program would support the capability needs of European armed forces while optimizing the difficult budgetary situation through pooling of research and development funding.
With a new development, critical requirements around the certification of drones, allowing their safe passage and operation in European air space, would inherently be built into the program from the onset.
European sovereignty and independence in the management of information and intelligence would be guaranteed while at the same time delivering a robust system resilient against cyber attacks.

Mit anderen Worten: Wir Europäer wollen (und sollten) was Eigenes haben, mit dem wir unabhängig vor allem vom Drohnen-Marktführer USA sind.

Eine ähnliche Richtung erläuterte auch die deutsche Rüstungs-Staatssekretärin Katrin Suder am (heutigen) Dienstag Abgeordneten des Bundestages, die mit dem Haushalt zu tun haben – denn auch die Definitionsstudie wird Geld kosten. Das europäische Projekt soll unter anderem die weit gehenden Anforderungen der NATO an die Interoperabilität und Standardisierung der Unmanned Aerial Systems (UAS) erfüllen. Die sind in der Version 3 des Standing NATO Agreement Standardization Agreement (STANAG) 4586 der NATO festgelegt und sollen dazu führen, dass nicht einzelne Nationen ihre Drohnen entwickeln und betreiben, die nicht zu den Systemen anderer Nationen im Bündnis kompatibel sind:

Current or “legacy” UAS have been designed and procured nationally and containsystem elements that are generally unique and system specific. They do not have standard interfaces between the system elements. This results in a variety of non-interoperable “stovepipe” systems. Although commonality of hardware and software would be a solution to achieve interoperability and may be desirable from an economic standpoint, commonality is not mandatory.
Zwei Jahre sind für die Studie veranschlagt, 25 Millionen Euro soll sie kosten. Wohlgemerkt: Nach diesen zwei Jahren wird erst entschieden, ob eine solche Drohne überhaupt entwickelt werden soll. Und wenn die Entscheidung fällt, steht das Fluggerät frühestens 2025 auf der Runway.
Bewaffung für eine solche Drohne, übrigens, ist zwar für die deutsche Politik ein eminent wichtiges Thema. Für die Entwicklung des europäischen unbemannten Fliegers allerdings nur am Rand von Bedeutung: Dass sie bewaffnungsfähig sein wird, steht für alle anderen beteiligten Nationen außer Deutschland außer Frage. Entscheidender ist, ob die deuropäischen Unternehmen die technologische Lösung auf einem Niveau hinbekommen, mit dem sie den Marktführern USA und Israel Konkurrenz machen können. Nicht mit der Bewaffnung, sondern mit den Nutzungsmöglichkeiten: Auch im normalen, kontrollierten und dicht genutzten Luftraum über Europa. Denn mit einer solchen Entwicklung geht es beileibe nicht allein ums Militär – die gewonnenen Forschungsergebnisse lassen sich dann auch gewinnbringend auf dem absehbar lukrativen Markt ziviler unbemannter Systeme einbringen.
Deshalb, so hatte ich Ende März schon kommentiert, sieht das doch sehr nach Industrieförderung aus.
Wenn auch, das als Nachtrag, in sehr bescheidenem Rahmen. Die U.S. Air Force denkt gerade darüber nach, ob sie Northrop Grumman für die Weiterentwicklung der Riesendrohne Global Hawk vier Milliarden US-Dollar geben soll.
Nachtrag 18. Mai: Jetzt haben die drei Minister die Absichtserklärung unterzeichnet.

(Foto: Versuchsdrohne Talarion von Airbus – Foto Cassidian/Airbus Defence&Space)