Ukraine: Russland und USA werfen sich gegenseitig Bruch der Vereinbarungen vor
In der Ukraine, übrigens, tobt nicht nur weiter ein faktischer Bürgerkrieg. Russland und die USA gehen auch verbal weiter auf Konfrontationskurs – und werfen sich gegenseitig vor, mit den jeweiligen Aktivitäten das Waffenstillstandsabkommen von Minsk zu torpedieren.
Der Vorwurf der USA:
The United States on Wednesday accused Russia of building up air defense systems inside eastern Ukraine and of involvement in training exercises of pro-Russian rebels in breach of a European-brokered truce.
„This is the highest amount of Russian air defense equipment in eastern Ukraine since August,“ State Department spokeswoman Marie Harf said in a statement.
She said the increasingly complex nature of the training exercises „leaves no doubt that Russia is involved.“
berichtet Reuters (das Statement der Sprecherin suche ich noch und trage es dann nach).
Im Gegenzug argumentiert Russland, die Anwesenheit von US-Soldaten als Ausbilder für ukrainische Streitkräfte verletze das Abkommen:
The arrival of US servicemen to western Ukraine demonstrates that Kiev violates its obligations to remove all foreign military equipment and mercenaries from the Ukrainian territory, Russian Foreign Minister Sergei Lavrov told his US counterpart John Kerry in a phone conversation Wednesday.
„Lavrov noted that the arrival of servicemen from the 173rd Airborne Brigade and reports of Academy personnel joining the ranks of Ukrainian troops in Donbas demonstrate that Kiev violates its agreements to have all foreign formations, military equipment and mercenaries withdrawn from the territory of Ukraine,“ the Russian Foreign Ministry said in a statement on the results of the phone talk.
(auch hier der Medienbericht; das Statement selbst wird ebenfalls ggf. nachgetragen)
Das erst mal nur als Merkposten, vielleicht gibt es heute ja noch mehr dazu.
Nachtrag: Der russische Vorwurf etwas detaillierter:
The joint military drills held by the US paratroopers and the Ukrainian National Guard are taking place in urban environments in eastern regions of Ukraine close to the conflict zone, a Russian Ministry of Defense spokesman said.
Russian Ministry of Defense spokesman Igor Konashenkov pointed out that American military instructors are holding joint military drills with the Ukrainian National Guard units not far from the conflict zone in eastern Ukraine, in the regions of Mariupol, Severodonetsk, Artemivsk and Volnovakha. (…)
Russian Ministry of Defense spokesman Igor Konashenkov called the public attention to the fact that the US-Ukrainian military servicemen are currently engaged in intensive assault training in urban environments.
(Und ich teste ein neues Feature: Ich kann jetzt gezielt für einzelne Einträge alle Kommentare auf moderiert schalten. Was ich beim Thema Ukraine sinnvollerweise tue.)
(Foto: U.S. paratroopers, with the 173rd Airborne Brigade, stand side-by-side with Soldiers, from the Ukrainian national guard, during a ceremony marking the start of Fearless Guardian, April 20, 2015 – U.S. Army Photo)
Danke für die Gegenüberstellung beider Vorwürfe. Hatte heute im DLF nur die Vorwürfe der Amerikaner gehört.
Hoffe, dass dieser Konflikt nicht zu einem heißen Stellvertreterkrieg ausartet. Die Bevölkerung vor Ort ist schon genug gebeutelt…
Nach ukrainischen Medienangaben wurden ukrainische Stellungen in 10 Ortschaften angegriffen oder mit Panzern und 120 mmm Mörsern beschossen.
http://www.pravda.com.ua/news/2015/04/23/7065582/
Der vereinbarte Waffenstillstand ist keiner, auch wenn sich Teile der westlichen Politik dies autosuggerieren wollen.
Ja das Thema Ukraine… zu komplex für simple Antworten.
Das die Positionen beider Seiten nachvollziehbar sind, macht die Sache nicht leichter.
Kann man denn zumindest abschätzen warum gerade jetzt genau diese Systeme in die Ostukraine verlegt werden? Bekommt die Ukraine neue Kampfjets oder dergleichen?
Ich bleibe dabei, wobei mich die ersten Statements beider Seiten bestärken: US-Soldaten in der Ukraine, in welcher Rolle auch immer, sind zwar legal und legitim, aber derzeit nicht hilfreich. Ihr militärischer Nutzen steht in keinem angemessenen Verhältnis zu dem Risiko, dass ihre Anwesenheit als Vorwand für eine eskalatorische Entwicklung mit völlig ungewissem Ausgang missbraucht wird. Und wenn sie symbolhaft gedacht sind (seht her, ihr Russen, wir sind mit unseren Streitkräften mehr oder weniger direkt involviert!), dann machen sie aufgrund der ungünstigen geostrategischen Bedingungen nur in engem Zusammenhang mit dem nuklearen Abschreckungspotenzial Sinn. Das wiederum klingt eher nach Russisch-Roulette als nach Realpolitik.
Derzeit sollte man eher auf zwei Faktoren setzen: Erstens auf geschickt dosierten wirtschaftlichen Druck gegenüber Moskau, und zweitens auf die ukrainische Regierung, eine auch für die russisch-sprachige Bevölkerung akzeptable Lösung im Inneren des Landes zu finden. Auch wenn es für diese Ansätze noch keine Erfolgsgarantie gibt.
Der Bürgerkrieg ist unbezweifelbar. FAKTISCH ist es ein RUS-UKR Krieg, da russische Kräfte auf ukrainischem Boden agieren! Und das sind nicht nur pro-forma entlassene russische Soldaten.
Warum lässt die USA nicht die EU machen. Unter der Flagge der NATO wird ein Konflikt angeheizt der durchaus Chancen auf Befriedung durch Gespräche EU/UKR/RUS hätte. Auch wenn es nicht gefällt, hier sollte sich die USA hinten an stellen.
Der Konflikt ist nicht irgendwo, sondern in Europa vor unserer Haustür. In diesem Zusammenhang fällt mir die Aussage „fuck EU“ ein.
MMn wird hier bewusst ein Keil zwischen die Bemühungen der Europäer getrieben.
Rechtlich völlig legitim – außenpolitisch wenig hilfreich – haben die 300 amerikanischen Ausbilder eventuell eher eine innenpolitische Funktion für Obama: seht her, ich tue etwas. Gut, wenn sie amerikanische Waffenlieferungen (die ja zusätzlich zu Ausbildern kämen) verhindern, dann sind 300 Ausbilder mehrere hudnert Kilometer vom Donbass entfernt vielleicht das geringere Übel.
Eventuell dieselbe innenpolitische Funktion für die russischen militärischen Maßnahmen?
Das Training der US-Kameraden ist äußerst hilfreich und vor allem notwendig. Ihre Präsenz ist ein deutliches Signal an Putin, dass er nicht einfach weitermachen kann. Im Osten der Ukraine sind bis auf ein paar betrunkene Söldner in der Masse russische Soldaten unterwegs. Daher ist der Begriff Separatisten auch völlig unzutreffend. Da der Westen leider nicht bereit ist, mehr zu tun, muss einstweilen das Training helfen, die Glaubwürdigkeitslücke zu füllen. Militärisch sinnvoll ist die Ausbildungsunterstützung allemal. Allerdings hoffe ich, dass auch die relativ desolate und inkompetente Armeeführung etwas davon mitnehmen kann.
Russland hat bisher seine Soldaten aus dem Donbass nicht abgezogen. Aber auch die „örtlichen“ nicht-regulären Kämpfer sind oft aus Russland. Ein Beispiel ist das „Bataillon Sparta“, welches am Flughafen Donezk kämpft und in russischen Medien eine gewisse Popularität genießt . Der Kommandeur des „Bataillons Sparta“ Arseny Pavlov , Pseudonym „Motorola“ ist russischer Staatsbürger aus Rostov am Don und taucht oft in russischen Medien auf. Amnesty International meldete zudem, dass „Motorola“ sich damit gebrüstet habe, 15 Kriegsgefangene Ukrainer erschossen zu haben.
https://www.amnesty.org/press-releases/2015/04/ukraine-new-evidence-of-summary-killings-of-captured-soldiers-must-spark-urgent-investigations/
http://www.kyivpost.com/content/kyiv-post-plus/murder-of-ukrainian-prisoner-by-russian-backed-separatists-investigated-videos-385322.html
Glaubhafte Berichte, dass sich die Präsenz von Soldaten und Kämpfern aus Russland seit dem Minsker Abkommen verringert habe kenne ich nicht.
@Jan Hoffmann, genauso sieht man es auch von Seiten des Ukrainischen Militär’s. Keine sog. Antiterrormaßnahmen sondern offener Krieg. Und man ist verwundert (bzw enttäuscht) vor Ort über die mangelnde/zu geringe militärische Unterstützung seitens der NATO. Man erwartet konkrete Hilfe. Auch, zukünftig nur als Puffer zwischen dem Westen und Russland zu dienen gilt nicht als Ziel. Die Ukraine möchte zu Europa dazu gehören.
@all, stellt die Meldung das erste offizielle Eingeständnis der USA dar über die reale Existenz der Russischen Streitkräfte auf dem Boden der Ukraine?
@Stefan Buettner
Wenn man das statement genau betrachtete, wird dort nicht explizit die Existenz russischer Streitkräfte auf ukrainischem Boden angeprangert. Es heisst lediglich „russisches equipment“ befindet sich in der Ukraine, und Russland scheint beim training „involved“ zu sein, was durchaus auch auf die schon mehrfach angesprochenen Ausbildungseinrichtungen in Grenznähe, aber in Russland, abstellen kann.
Gruss
@Stefan Büttner
Ich will keine Riesen Debatte aufflammen lassen, aber wenn Sie von „Der Ukraine“ sprechen, die zu Europa dazugehören will, kann es nicht sein, daß genau DAS das Problem ist? Es ist eben nicht die ganze Ukraine die zu Europa gehören will. Der jetzt dort tobende Konflikt ist sicherlich von Russland mit angeheizt, aber so zu tun, als wenn das nur die x-te Kolonne aus Moskau ist, die das ganze vom Zaun gebrochen und auf deren Unterstützung das alles beruht und daß die Bevölkerung der Separatistengebiete eigentlich für die Ukrainische Armee oder die Freikorps ist, ist sicherlich nicht richtig.
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Dann wäre der Fall auch ziemlich klar. Ist er aber nicht. Glücklicherweise hat man zumindest das bei der NATO (obwohl, wenn man Rasmussen so zugehört hat…vielleicht eher bei den anderen europäischen Mittelmächten) verstanden. Vielleicht hat man aber auch aus Georgien gelernt, daß die Russen eben nicht mehr so schwach sind, wie zu Zeiten des Kossovo Krieges und ihre Sicherheitspolitischen Interessen (genau wie China oder die USA) wieder verteidigen.
Leider sind hier viele im Denken noch auf dem Stand der Zeit als Russland nach dem Zusammenbruch der SU am Boden lag. Nicht daß es denen jetzt blendend geht, aber hier wird oft so getan, als wenn sich die letzten 15 Jahre daran nichts geändert hätte. Eine gefährliche Fehleinschätzung, wie auch die Ukraine Kriese gezeigt hat.
Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums beschuldigte die USA, Soldaten direkt im Kampfgebiet in der Region Mariupol, Sewerodonezk, Artemovska und Volnovakha einzusetzen.
http://www.interfax.ru/world/438123
Meines Erachtens ein Beispiel für russische Propaganda im Rahmen eines Hybrid-Krieges.
@Hohenstaufen
Da ich genau das oben schon auf Englisch eingestellt habe, erschließt sich mir der Link zum russischen Text nicht – wg. der Werktreue?
@T:W:. Nein, nur den Nachtrag nicht mitbekommen.
@Ralf Gabriel, ich gebe hier nicht meine Meinung wieder sondern das was mir vor Ort berichtet wurde. Deswegen auch die Verallgemeinerung. Das kann man ruhig einmal wissen oder besser der Rest der Welt möge das zur Kenntnis nehmen. Andere Meinungen aus der Ukraine will ich dazu nicht absprechen.
Die Russische Armee soll laut Französischen Geheimdienst Infos immer mal wieder in den Donbass rein Verlegen, um da Übungen abzuhalten um damit Kiew zu provozieren. Da dürfte auch schon gesorgt werden, dass die Rollenden Fahrzeuge im Internet zu sehen sind. Vielleicht war dies so eine Übung im Donbass? Oder einfach die Normalen Lügen und Unsinn Meldungen die beide Seiten täglich so raus lassen.
Ralf Gabriel | 23. April 2015 – 21:36
„Über den Ukraine-Konflikt fühlt sich eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger nicht gut informiert. 58 Prozent der Befragten haben den Eindruck, es werde in den Medien häufig nicht ausgewogen berichtet…“ So ein Umfrageergebnis( Forsa) im Auftrag der in Deutschland führenden außenpolitischen Zeitschrift „Internationale Politik“ (IP).
Ich schätze mal, bei diesen 58 Prozent sind überwiegend Putin-Trolle, gesteuert aus St. Petersburg, zu Wort gekommen. Was mich allerdings wundert, dass die seriöse „Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik“ (DGAP) diese „Unterwanderung“ nicht zur Kenntnis nimmt und verbreitet, die Deutschen würden sich von ihren Qualitätsmedien nicht ausgewogen informiert fühlen.
@Benedikt:
Dazu passt dieser Tweet: https://twitter.com/Conflict_Report/status/591344190216347649
Sofern das denn stimmt.
@Politikverdruss
Ich rede mit vielen Leuten über das Thema Ukraine. Viele mit klarer Meinung. Fast alle sehen es nicht schwarz/weiß, wie einige glauben machen wollen. Aber fast alle sehen überwiegen Russland als Aggressor.
@ Politikverdrusss | 24. April 2015 – 10:48
Ich sehe diese Erklärungsmuster in allen Foren und Zeitungen. Mit Sicherheit ist diese Art der „Beeinflussung“ neuerdings allerseits in Mode, so daß man davon ausgehen kann, daß ein gewisser Teil von Kommentaren diesen Ursprung hat.
Auf die Leute die aber wirklich der Meinung sind, und keine Putin Trolle sind, wirkt dieses Erklärungsmuster jedoch wie ein Totschlagargument. Man gewinnt den Eindruck daß man vor einem weiteren „alternativlosen“ Faktum steht, ein Tabu über welches nicht diskutiert werden soll. Noch sind wir nicht im Krieg mit Russland, so daß man eine solche Niederhaltung von potentiel demoralisierenden oder kolaborierenden Meinungen nötig hat. Im Gegenteil. Für mich sind die Leute, die auf die Wiedersprüche und Probleme der derzeitigen Russlandpolitik hinweisen, ein Lichtblick. Ginge es nach den Hardlinern hätte die Nato längst interveniert und wir hätten einen großen Krieg am Hacken.
Das genau meine ich nämlich mit der gefährlichen Unterschätzung der Bereitschaft Russlands für seine Sicherheitsinteressen wieder zu kämpfen. Die Hardliner sind der Meinung, daß man mit Entschlossenheit und schnellem Handeln die Russen sofort aus der Ukraine hätte heraushalten können, bzw den Bürgerkrieg nicht gehabt hätte. Ich denke das Gegenteil wäre der Fall gewesen. Die neue Regierung in Kiew hat ja schnell große Töne gespuckt und dann auch schnell die ATO anlaufen lassen aber sie hat die Bereitschaft der Armee überschätzt gegen die eigenen Leute zu kämpfen. Und wohl auch die Bereitschaft der größeren europäischen Nato Staaten sich auf ein Abenteuer einzulassen. Im Gegenzug hat man unterschätzt wie sehr Russland offenbar seine Sicherheitsinteressen von den Vorgängen beeinflußt sah.
Mir hat noch keiner erklären können, welche vitalen sicherheitspolitischen Interessen die EU dort in der Ukraine für sich berührt sieht. Bei den Balten und Polen kann ich das vor Historischem Hintergrund ja noch etwas verstehen. Obwohl auch die davon allenfalls indirekt betroffen sind. Aber der Rest der EU? Wir kommen kaum mit Griechenland klar aber halsen uns ein noch größeres noch korrupteres Land auf, welches wir dann aufbauen oder in unsere Hemisphöre überführen wollen?
Echt? Macht für mich keinen Sinn. Man hätte das ganze eine oder zwei Stufen niedriger laufen lassen können. Ohne Konfrontation und Bürgerkrieg. Die Ukraine hätte gute Chancen gehabt eine Brücke zwischen EU und Russland zu werden. Eine vergebene Möglichkeit. Einfach nur weil man meinte noch immer mit minimalem Aufwand Geopolitik gegen Russland machen zu können. Klappt aber nicht. Weil die sich wieder wehren und weil die Mehrheit der Bevölkerung nicht mitmachen will. Daran sind aber nicht die Trolle schuld.
Eine ordentliche Ausbildung der ukrainischen Armee scheint mir dringend notwendig. Der Spiegel zitiert heute den Separatistenführer der „Volksrepublik Donezk „.
Der Chef der „Donezker Volksrepublik“ und Oberbefehlshaber ihrer Truppen bekräftigte ein Ziel als unumstößlich: Die Separatisten wollen das gesamte frühere Donezker Gebiet besetzen, also auch jene Teile, die derzeit noch von der ukrainischen Armee „okkupiert“ seien . Friedenstruppen lehnte er ab.
Damit hätte Russland dann auch die „Brücke“ zur Krim.
Es wäre mindestens genauso hilfreich, die Anzahl und Ausrüstung der Waffenstillstandsbeobachter zu vervielfachen. Zum Beispiel könnte man über ein Mikrofonnetz Abschüsse und Einschläge flächendeckend verorten und die gemessenen Orte ins Netz stellen. Noch besser wäre natürlich neutrales geschossvermessendes Radarnetz, weil sich damit auch Raketenabschüsse lokalisieren ließen.
Dann gäbe es zumindest eine glaubwürdige Quelle, wenn sich die Parteien gegenseitig der Waffenstillstandsverletzung beschuldigen.
Kostet Geld, aber wenn es zur Eindämmung des Konflikts beiträgt, kann es u.U. das Vielfache sparen.
@ Ralf Gabriel
Ich finde bei Ihnen geht einiges in Punkto „Ablauf“ durcheinander.
„…aber sie hat die Bereitschaft der Armee überschätzt gegen die eigenen Leute zu kämpfen.“
Woher nehmen SIe das? Wie führen sie das Scheitern der Ukrainischen Armee auf mangelnde Bereitschaft zurück? Schließlich verliefen die Kämpfe sehr verbittert bis die OMFs (um mal der Ambiguität der Herkunft der „Aufständischen“ begrifflich Rechnung zu tragen) aus dem nichts personell und materiell aufgewachsen sind.
„Und wohl auch die Bereitschaft der größeren europäischen Nato Staaten sich auf ein Abenteuer einzulassen. Im Gegenzug hat man unterschätzt wie sehr Russland offenbar seine Sicherheitsinteressen von den Vorgängen beeinflußt sah.“
Nichts für ungut, aber das ist doch wieder das „Die NATO ht angefangen-Mantra“. Von was für „Vorgängen“ reden Sie denn da, von denen Russland bedroht war, und sich dann dazu gezwungen sah in der Ostukraine einen Bürgerkrieg anzuzetteln und einen Teil eines anderen Staates zu annektieren?
„Mir hat noch keiner erklären können, welche vitalen sicherheitspolitischen Interessen die EU dort in der Ukraine für sich berührt sieht.“
Das friedliche Zusammenleben der Völker ist damit bedroht. Das ist was ziemlich grundsätzliches. Ich finde es dazu seltsam, dass sie das bei den „Balten udn Polen“ ein Bedrohungsempfinden nachvollziehen können, aber eine Grenze weiter ist das dann schon wieder zu abstrakt. Mal davon abgesehen das sowohl die Balten als auch Polen Mitglieder der NATO sind und es damit zu unserem Sicherheitsproblem wird.
„Wir kommen kaum mit Griechenland klar aber halsen uns ein noch größeres noch korrupteres Land auf, welches wir dann aufbauen oder in unsere Hemisphöre überführen wollen? “
Auch hier wieder: „Wir“ haben uns den Bürgerkrieg nicht aufgehalst. Wenn Sie damit aber auf das assoziierungsabkommen abstellen, dann ist das ja keine Verteidigungsrelevante Frage.
„Man hätte das ganze eine oder zwei Stufen niedriger laufen lassen können. Ohne Konfrontation und Bürgerkrieg.“
Wer ist „man“? Wenn Sie damit Russland meinen: Ja, „man“ hätte das auch ein oder zwei Stufen unterschwelliger laufen lassen können.
„Eine vergebene Möglichkeit. Einfach nur weil man meinte noch immer mit minimalem Aufwand Geopolitik gegen Russland machen zu können. Klappt aber nicht.“
Joa….dass lass ich jetzt mal einfach so stehen.
Arian
@ Arian
Die Diskussion um wer hat angefangen ist hier offenbar bereits geführt worden. Daher nur zu den Balten und Polen:
Ich verstehe deren speziellen Ängste und Sorgen im Bezug auf Russland. In meinen Augen regarieren die immer deutlich schneller und besorgter als der Rest Europa’s wenn es um Russland geht und ich kann mich den Eindrucks nicht erwehren, daß da bei Gelegenheit auch immer mal ein wenig Revanchedenken mitspielt. Aber sie sind NATO Mitglieder und müssen daher ernst genommen werden. Desshalb braucht man sich von denen aber noch nicht die Strategie vorgeben zu lassen.
Was ein kleiner Möchtegern anrichten kann, der meint die USA und die NATO im Rücken zu haben, haben wir bei Georgien gesehen. Meine Meinung. Ich habe keinen Zugang zu militärischen oder irgendwelchen hochtrabenden Quellen. Einfach nur Zeitung. Und was man damals in der Presse las, klingt für mich wie heute in der Ukraine. Und dann, etwas später mußte man irgendwo klein drucken, daß Herr S. offenbar doch derjenige war der von Kraft geträumt hatte und meinte sich mit Russland anlegen zu können und ein paar Abtrünnige Gebiete wieder unter Kontrolle bringen zu können und eben nicht die Russen, die grundlos das arme kleine Georgein überfallen hatten.
Die ersten Krawallmacher im Donbass waren an der Krim Sache Beteiligt. Die Russische Armee hat wohl Freiwillige von der Krim und die bei der Einnahme mitgemacht haben Waffen aus Ukr Bestände überlassen. Damit sind die dann im Donbass gefahren. So fing der Wahnsinn an… Die größte Schwäche von der Euromaidan Regierung ist, dass die nicht mit den Problemgruppen verhandeln wollen und können. Wer nicht für die Euromaidaner ist, wird diffamiert und bekommt die Härte des Sicherheitsapparat zu spüren. Ein Prof einer US Neocon Denkfabrik hat gesagt, dass man den Westukrainischen Radikalen keine Zugeständnisse für die Bevölkerung in der Ostukraine zumuten kann. Die Probleme Wachsen und das Geld wird weniger um diese unter der Decke zu halten. Die Gefahr dass dort wieder Krawallen woanders los gehen wächst. Poroschenko und Jazenjuk balancieren nur zwichen den Interessen der USA und den Westukrainern. Der Rest bekommt leere Phrasen.
Wen es interessiert. Hier zwei Links zu Artikeln, die amerikanische Ausbilder in der Ukraine thematisieren. Der erste ist von dem indischen Ex Botschafter Badhrakumar. Er glaubt, dass es bei Ausbildern nicht bleiben wird. Er diagnostiziert „Mission Creep“: http://blogs.rediff.com/mkbhadrakumar/2015/04/21/us-russian-dynamics-crosses-amber-light/
Der zweite Artikel ist aus Washington und kommt aus der moderaten Ecke des außenpolitischen Establishments. Die beiden Autoren sind der Amerikaner Graham Allison der Director der Harvard Kennedy School’s Belfer Center for Science and International Affairs ist und von Dmitri Sines. Der zweite ist Kissinger Schüler und Vorsitzender der von Kissinger ins Leben gerufenen Stiftung „National Interest“. http://nationalinterest.org/feature/russia-america-stumbling-war-12662
Beide Autoren warnen, dass die US Politik über kurz oder lang zum Krieg mit Russland führen wird. Ich persönlich glaube das auch und außerdem, dass der Westen da den kürzeren ziehen wird. Ob es einem gefällt oder nicht: die Ukraine ist ein gespaltenes Land und nicht imstande, auf nationaler Grundlage gegen Russland einen Krieg zu führen. Unsere Politiker wissen das auch, aber sie ziehen keine Konsequenzen. Feigheit vor dem Freund nennt man das.
Ich war gerade mal auf http://www.nato.int !
Und was steht da !
http://www.nato.int/nato-on-duty/index.html
Also garnicht so schlimm ! (lach) !
Die erste Rutsche die von der US Army so ausgebildet werden, sollen ehemalige Kiewer Bereitschaftspolizisten sein, die dazu wohl sehr Unmotiviert sind. Kämpfen wollen nur die Radikalen, die wiederum die USA nicht ausbilden wollen. Alles nur Show und Geld verpulvern. So etwas hält die Russen nimmer auf.
Das mit der Krim ist unschön für den Kreml. Dafür eine Verlustreiche Offensive zu wagen ist sicherlich noch unschöner. Putin kann halt rechnen, auch wenn das die West Neocons nicht wahr haben wollen. Poroschenko will die Ukr Wirtschaft nach den Russischen Vorbild zu einer noch Präsidenten Zentrierten Wirtschaft umbauen. Das einzige was die Ukraine in Zukunft exportieren wird, sind Agrarprodukte und Arbeitskräfte. Finanziell ist die Ukraine sowieso schon zum zweiten Griechenland geworden. Die Ukraine wird immer mehr West Unterstüzer Verlieren. Wegen ein paar Hardcore Neocons fängt der Westen am Ende keinen Krieg mehr um die Ukraine an.
Wirtschaftlich sieht das für die Ukraine (wohl auch für Russland) düster aus.
n-tv.de „Ukraine-Konflikt hat drastische Folgen für Wirtschaft“ – „Die Weltbank senkte am Mittwoch ihre Konjunkturprognose für die Ukraine drastisch und geht nun davon aus, dass die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr um 7,5 Prozent schrumpft. Bisher war sie von einem Minus von 2,3 Prozent ausgegangen.“
Kiew und der IWF rechnen noch mit einen Rückgang von nur 5,5%. Die Kohleförderung geht weiter zurück und der eigene Fahrzeugbau geht um 91% zurück. Bei den Rückgängen wrden die ihr BIP wohl extrem Manipulieren, damit der Westen noch glaubt, dass die Ukraine jemals die Devisenkredite zurückzahlen könnte.
Die Anzahl der Hotspots und deren Intensivität steigt in der ATO Zone. Beide Seite brauchen Kämpfe weil man nicht miteinander reden will. Die EU hat die weitere Expansion mittels Aufnahmen von der Ukraine, Moldawien und Georgien wohl nach der Pleite in der Ukraine gestoppt. Der nächste Griechen Bailout steht ja auch an.
Es mangelt wohl an Willigen, in der Tat, @Benedikt. Das Handelsblatt (Online) meldet unter:
MILITÄRDIENSTVERWEIGERER IN DER UKRAINE
Alles – nur nicht in die Armee
„Hiobsbotschaft Einberufungsbescheid: Allein in Kiew entziehen sich 95 Prozent der Wehrfähigen dem Militärdienst. Firmen machen falschen Angaben, um ihre Mitarbeiter zu schützen.“