Exercise Watch: NATO beginnt Test der neuen ‚Speerspitze“
Die NATO hat am (heutigen) 1. April mit dem Test ihrer neuen superschnellen Eingreiftruppe begonnen. Im Rahmen einer so genannten Alarmierungsübung (Alert Exercise) als Teil des Manövers Noble Jump wird bis zum 10. April die Alarmierungskette vom NATO-Hauptquartier SHAPE in Belgien über das zuständige NATO-Kommando in Neapel und das Deutsch-Niederländische Korps in Münster bis zu den Einheiten in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Tschechien getestet. Truppenbewegungen sind bei diesem ersten Teil aber nur in den Niederlanden und Tschechien vorgesehen.
Die neue Eingreiftruppe mit 5.000 Soldatinnen und Soldaten, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), hatten die Staats- und Regierungschefs der Allianz im vergangenen Jahr als Teil eines Readiness Action Plans (RAP) beschlossen. Die Einheiten, Teil der ohnehin aufgestellten NATO Response Force (NRF), sollen innerhalb von zwei bis fünf Tagen nach einer Alarmierung verlegebereit sein. Grund für die so genannte Speerspitze war die Situation an der NATO-Ostgrenze angesichts der Ukraine-Krise, aber auch eine mögliche Drohung durch islamistische Milizen wie ISIS im Südosten des Bündnisses.
In Deutschland ist neben dem Korps in Münster ein Gefechtsverband für die Speerspitze vorgesehen, der im wesentlichen vom Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg in Sachsen gestellt wird. Nach Angaben des Deutschen Heeres ist auch dieser Verband in die Alarmierungsübung einbezogen. Truppe und Gerät wird aber zunächst nicht verlegt, sondern soll am Standort Marienberg abmarschfertig bereit stehen.
Eine Verlegung des deutschen Gefechtsverbandes ist erst für Mai vorgesehen: Bei der Übung Falcon Viking wird die Truppe auf dem Übungsplatz Munster trainieren, ehe Teile der Einheit zusammen mit den VJTF-Einheiten der anderen beteiligten Nationen im zweiten Teil der Übung Noble Jump nach Polen verlegt werden.
Nachtrag: Zwei Dinge habe ich glatt übersehen. Zum einen, heißt es beim niederländischen Verteidigungsministerium, ist zwar der Gesamtzeitraum der Alarmübung bekannt, das genaue Startdatum aber geheim – damit die Truppe sich nicht zu sehr darauf einstellen kann. Und zum anderen gibt es schickes Werbevideo der NATO:
(Direktlink: https://youtu.be/scsg9ivz4Wk)
(Hm, es gibt auch eine Flickr-Gruppe dazu, wie dem Begleittext zum Video zu entnehmen ist. Die hat allerdings bislang 0 Fotos, außer dem SHAPE-Admin keine Mitglieder und ist zudem eine geschlossene, invitation only Gruppe. Bisschen merkwürdig.)
War die Alarmierung angekündigt? Im Ernst: eigentlich müßte das doch so schnell eghen wie bei einer freiwilligen Feuerwehr, zumindest bis zur Bataillonsebene. Und da man „gesetzt“ ist wohl auch bis hinunter zur Kompanie.
Davon ab: ist das EinsFüKdo nicht mit in der Alarmierung, oder „nur nachrichtlich“?
Sind das tatsächlich „Truppenbewegungen“, die auf dem Fliegerhorst EINDHOVEN anstehen? Laut „NU.NL“ ist EINDHOVEN einbezogen, es wird aber lediglich von Prüfung der Zeit bis Herstellen der Einsatzbereitschaft gesprochen.
Welche NLD-TrTle sind überhaupt einbezogen?
So viele Detailfragen ;-)
Einsatzführungskommando ist, so weit ich das sehe, nicht beteiligt – weil es sich ja um eine Übung im NATO-Gebiet handelt. Lasse mich aber gerne korrigieren.
Die Niederländer habe ich so verstanden, dass die Truppen auf dem Fliegerhorst in Eindhoven zusammengezogen werden, also dort abmarschbereit auf dem Hof stehen. Was bei den Deutschen in Marienberg passiert; deshalb müssen die nicht verlegen.
Hoffen wir, daß jeder, der mit soll (darf), auch den erforderlichen Impfstatus hat … wobei das im Fall der Fälle nur ein showstopper ist.
man würde sich wünschen das die einsatzbereitschaft samt materrialverfügbarkeit zumindest im ansatz von externen prüfern verifiziert wird.
ergo Noerderländische Inspektion der Marienberger „Hofbereitschaft“.
Die Glaubwürdigkeit der Bereitschaftsmeldungen durch authochthone Instanzen hat in lezter Zeit doch deutlich gelitten.
Eine „Alarmübung“ ohne Bewegung des Truppenkörpers ist auch eher fragwürdig.
man WILL offenbar gar keine Probleme aufdecken. naturgemäß kann man sie dann aber auch nicht beheben obwohl das ja gerade der Sinn von Manövern sein sollte.
im prinzip müssten die Ambitionen von Übungen den hypothethischen ernstfall eher übertreffen. train hard fight easy
@wacaffe
Ich gehe schon ‚mal davon aus, daß die aufgerüsteten Fahrzeuge auch fahrbereit und dazu freigegeben sind …
Wie ist das eigentlich mit der Gefechtsbeladung? Müßte diese nicht zumindest physisch vorhanden sein, wenn sie auch während der Verlegung nicht mitgeführt sondern nachgeführt wird?
Was Thomas Melber schon schrieb interessiert mich auch:
Wurde diese Übung lang vorher angekündigt oder wurde der OffzFü damit um 02:00 Uhr (oder so in etwa) überrascht?
Ich erinnere mich an eine Alarmierungsübung (deren Namen mir nicht mehr einfällt) die selbst uns auf Batterieebene noch mehrere Tage oder gar Wochen des Vorübens ließen so dass unsere Raketenwerfer völlig ohne Einweiser in ihre Stellungen fahren konnten.
Ach ja, Zeit die fast unpassierbaren Waldwege durch zufällig anwesende Bagger (gegen einen kleinen Unkostenbeitrag für die Kaffekasse i. H. v. 20 Euro) auch für Kleinfahrzeuge passierbar zu machen war auch noch da. Vom überdachten Kampfstand eines Oberfähnrichs rede ich am besten nicht.
Die Übung war übrigens hoch aufgehängt, ich glaube sie war höher als Divisionsebene, genaueres kann ich aber nicht mehr sagen.
Werferfehler
P. S.: Wir haben die Übung mit Bravour bestanden!!
P. P. S.: Das hing vielleicht auch damit zusammen, dass die Prüfer für die Überprüfung „ABC-Alarm“ sich SigPi und Munition eines Kameraden von mir ausleihen musste.
WF
@Thomas Melber „War die Alarmierung angekündigt?“:
Unter http://1gnc.org/archive/news/singleview/eintrag/496/ steht in einem auf 18.12.14 und 23.3.2015 datierten Dokument (Gibt das erste Datum das Erstellungsdatum und das zweite ein Updatedatum an?)
Na ja, keine Truppenbewegungen während der Alarmierungsübung ist relativ. Zwar werden keine Einheiten ins Ausland verlegen, aber wenn man sich anschaut was zum Beispiel der Sanitätsdienst an Aufwand betreiben muss um alle Kräfte aus ganz Deutschland zusammen ziehen zu können…da ist dann doch ordentlich Bewegung drin.
P.S.: Was spricht gegen eine Vorankündigung der Übung? Was solche Aktionen angeht ging in Zeiten ’scharfer‘ Einsätze viel Wissen verloren und nicht wenige Verbände müssen so etwas erst wieder ‚erlernen‘. Und das geht vom Einfachen (Alarmierung mit Vorwarnung) zum Schweren (Alarmierung ohne Vorwarnung). Hab ich zumindest mal so gelernt.
@Blaumann
Na ja, jedes Bataillon (KalFüDst …) führt regelmäßig Alarmierungsübungen durch, allerdings ist das für das FGG3 immer ein ziemliches Bohei. Man müßte sich da wirklich ein einfacheres Prozedere einfallen lassen (von daher habe ich zunächst untertrieben, was den Aufwand angeht).
Pers und Fahrzeuge aufrüsten (vulgo: aufrödeln) muß aber Standard sein, auch nachts. Von „Alarmstuhl bauen“ redet ja keiner.
@Thomas Melber:
Also ich bin nur etwa seit 15 Jahre bei dieser lustigen Truppe aber bis auf etwas Papierarbeit bzw. Emailbearbeitung des Alarmwesenbearbeiters habe ich noch nie irgendeine größere Form der Alarmierungsübung gesehen.
Möglicherweise ist das bei den speziellen Spezialisten anders …
@Raimund
‚hatte das im Bereich S3 in einem Bataillon gesehen, das richtige setzen von Markern und Ausfüllen von Masken scheint doch recht aufwendig und nicht gerade intuitiv zu sein. Zumindest kann man wohl viel falsch machen.
@Thomas Melber:
Ok, dann hatte ich sie falsch verstanden. Ja, der KAPL ist schon etwas Arbeit. Dachte sie gehen von aufgerüsteten Fahrzeugen aus die in einer bestimmten Zeit durch ´s Kasernentor rollen müssen. Und ein internes/externes Prüfteam setzt die Ampeln im Fragebogen auf Rot/Gelb/Grün.
So was habe ich schon ewig … ehrlich gesagt … noch nie gesehen.
Muss wohl ,,früher“ ™ öfters der Fall gewesen sein.
Was macht eigentlich inzwischen der Ausrüstungs- und Ausstattungsstand des deutschen Anteils? Gibt es dazu Erkenntnisse, die auch am 2. April ernsthaft gültig sind?
(Falls ich dazu etwas verpasst habe: sorry)
@MG:
Alles super! ;)
@MG
Alles GRÜN, jeweils 100%, Alarmübung bestanden. Was denken Sie denn !?
@all
Was fehlt ist der gute alte *NATO-Alarm * bestehend aus den Phasen Prekäre und Execute.
War vollkommen flexibel und konnte wenige Stunden bis zu einer Woche dauern.
Die mil. Führung muss Active Edge doch auch noch kennen!
Moin Jungs,
schon mal auf den Kalender geguckt? Ostern steht vor der Türe, heute machen wir mal Papierexersize, pronto!!
In my opinion, waren wir doofen Deutschen draußen in See während der Rest der Nato-Verbandsmitglieder im Hafen abgepimmm…t hat.
Ist doch Feiertag, Wochenende etc.
Ja, das ist eine Übung zur Alarmierung der beteiligten Kräfte. Es verlässt tatsächlich keiner die Kaserne. Es soll ein jeder abmarschbereit sein, mit seinem Material. Das ganze wird überprüft. Und wie Herr Wiegold schreibt, kommen all die anderen Dinge wie kämpfen, verlegen usw. zu einem späteren Zeitpunkt. Und grundsätzlich ist das immer noch ein Testlauf. Gern können sich ja die Mauler und Nörgler ab nächster Woche vor die Kasernen der Truppenteile stellen und zuschauen. Und es gibt einen Unterschied zwischen Alarmierung und Aktivierung.
@ Thomas Melber
Der Alarm war angekündigt und selbstverständlich ist alles vorbereitet
@ Klaus-Peter Kaikowsky
Die 11 Airmobile Brigade (AASLT) stellt den Kern der Kräfte
@T.W.:
USAREUR (GenLt Hodges) plant für nächstes Jahr die größte Übung seit RENFORGER:
„They will also help set the stage for a massive exercise next year, when every soldier on the continent will be in Poland or under Polish command, Hodges said.
It will be the biggest such event since the last Reforger, he said.“
http://www.defensenews.com/story/defense/2015/04/01/lt-gen-hodges-atlantic-resolve-sharpening-soldiers-skills/70761494/
Da wir ja auch nächstes Jahr die Rahmennation für die VJTF stellen wollen, kommt hier wohl auch auf die Bundeswehr einiges zu.
[Passt besser in den VJTF-Thread, da schiebe ich es hin. T.W.]
@ Klaus K
‚Prekär‘ muss die Bw nicht mehr üben, ist seit ein paar Jahren Dauerzustand :-)
Kann man denn noch von „super schnell“ reden, wenn von Beginn der Alarmierung vier ebenen bis zur Truppe durchlaufen werden müssen?
@Peter Popel: Und genau diese Aussage ist eben nicht zutreffend. Es verlassen nur diejenigen ihre Kaserne nicht, die Angehörige der Aufstellungstruppenteile sind. Gerade im Bereich des Sanitätsdienstes wird es nächste Woche eine sehr große Anzahl an Truppenbewegungen geben (auch ohne Aktivierung).
@Nikom
Tippfehler! Muss natürlich *Prepare * heissen.
@TW: Korrekt, EinsFüKdo ist nicht beteiligt, da kein Einsatz.
@all
Kleiner Nachtrag oben.
@Blaumann
Und was genau machen die Sanitäter nächste Woche im Rahmen dieser Alarmierungsübung?
@Peter Popel, Blaumann
Ich kann das schon nachvollziehen: Sanitäter sind Teil des Gefechtsverbandes, aber nicht Teil des PzGrenBtl 371, dass den Kern stellt – müssen also dorthin verlegen.
Im Nachhinein: In der Tat, das ärgert mich, ist mir erst nach dem Pressetermin am 10. März aufgefallen, dass keinerlei Sanitätskräfte dabei waren.
Herr Wiegold, für den 10.04. kündigt sich doch sicher presserelevantes Brimborium an. Wissen Sie da mehr drüber? Es geht ja bei den aktuellen NATO-Maßnahmen auch sehr viel darum, der Öffentlichkeit die eigenen Fähigkeiten aufzuzeigen. Und die ALEX ist ja der Auftakt.
Es gibt wohl Planungen für einen Medientag, aber bekannt gegeben wurde bisher noch nix…
@Peter Popel u. T.W.: Nicht ganz, eine Verlegung zu den Heeresanteilen ist nicht vorgesehen. Es werden daher nur die Sanitätskräfte an drei bis vier Standorten zusammen gezogen, mit dem eigenen Material ‚verheiratet‘ und für eine weitere Verlegung (zu den Heeresanteilen, in einen Verfügungsraum, etc.) vorbereitet. Da dies die NTM (Notice to move) des Gesamtdispositivs nicht gefährdet darf können Sie sich vorstellen, welche zeitlichen Vorgaben hier gelten. Dazu kommt, dass Sanitätskräfte immer aus zig verschiedenen Einheiten zusammengestellt sind (sein müssen), was den organisatorischen Aufwand nochmal deutlich erhöht.