Mehr Geld – und mehr Soldaten?
Über einen höheren deutschen Verteidigungshaushalt angesichts der weltpolitischen Situation (und auch angesichts der Materiallage der Bundeswehr) wird ja nun schon einige Zeit diskutiert. Nun hat der Deutsche Bundeswehrverband (DBwV) die Debatte um eine, sagen wir mal interessante Nuance bereichert: Sein Vorsitzender Oberstleutnant André Wüstner plädiert dafür, nicht nur in mehr Ausrüstung zu investieren – sondern auch die Zahl der Soldaten um 5.000 aufzustocken. Aus Wüstners Pressemitteilung:
Seit einem halben Jahr erkennen wir in Umfrage-Ergebnissen, dass die deutsche Bevölkerung deutlich sensibler für Fragen der äußeren Sicherheit geworden ist. Die Gründe dafür dürften eindeutig in den Entwicklungen an den europäischen Grenzen liegen. Wenn sich in der YouGov-Umfrage rund 50% für die Erhöhung des Wehretats aussprechen und sogar 41% die Bundeswehr als zu klein bewerten, zeigt das vor allem eines: Die Notwendigkeit von einsatzbereiten Streitkräften als wesentliches Instrument unserer Risikovorsorge wird anerkannt.
Das sollte sich unsere Regierung zu Herzen nehmen!“
Um den offenbar allgemein erkannten Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, müssten zunächst die heutigen hohlen Strukturen gefüllt werden, so Wüstner weiter. „Dazu muss man darüber nachdenken, die Stärke der Bundeswehr auf 190.000 militärische Dienstposten anzuheben. Dabei sollten 175.000 auf Zeit- und Berufssoldaten entfallen. Zumindest aber muss die Personalstruktur flexibilisiert werden und die Zielvorgabe bei Berufssoldaten von jetzt 45.000 auf mindestens 50.000 angehoben werden. Nur so können Fachkräfte, die bereits heute schwer zu rekrutieren sind, auf Dauer in der Bundeswehr gehalten werden.“ Das gelte auch für das Zivilpersonal, wo die jüngste Erhöhung um 1.000 auf 56.000 Stellen angesichts des Aufgabenspektrums nicht ausreichend seien.
Nach den jüngsten Zahlen des Verteidigungsministeriums vom 6. März umfasst die Bundeswehr 170.352 Berufs- und Zeitsoldaten und 10.855 Freiwillig Wehrdienstleistende.
Nun ist Wüstners Vorstoß nicht nur eine Frage des Geldes, auch wenn der Personalhaushalt den größten Anteil am Verteidigungsetat ausmacht. Es ist auch eine Frage der Demographie – denn die bisher letzte Reduzierung auf bis zu 185.000 Soldatinnen und Soldaten war ja auch mit der Geburtenentwicklung in Deutschland begründet worden. Insofern wäre eine Erhöhung nicht nur ein finanzielles Problem, sondern auch abhängig von einem höheren Erfolg bei der Nachwuchswerbung.
Der DBwV-Vorsitzende beruft sich bei seinen Angaben auf die ebenfalls am (heutigen) Montag veröffentlichte gewichtete, repräsentative Online-Umfrage des Forschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Danach sagen von den 1.018 Befragten 41 Prozent, dass sie die Bundeswehr für zu klein halten. 29 Prozent sind der Meinung, dass die deutschen Streitkräfte genau die richtige Größe haben, und zehn Prozent glauben, dass die Bundeswehr zu viele Soldaten hat. Immerhin zwanzig Prozent hatten dazu keine Meinung. Für die Wiedereinführung der ausgesetzten Wehrpflicht sprach sich ein gutes Drittel (36 Prozent) aus.
In der selben Umfrage übrigens befürwortete inzwischen knapp die Hälfte der Befragten eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts, genau 49 Prozent. 36 Prozent sind dagegen, und die bei dieser Frage erstaunlich hohe Zahl von 15 Prozent antwortete mit „weiß nicht“.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sieht in der Ukraine-Krise keinen Grund für eine Vergrößerung der Bundeswehr. Die Truppenstärke selber sei für die Anforderungen angemessen, sagte die CDU-Politikerin auf einer Chefredakteurskonferenz der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es werde allerdings geprüft, ob das Verhältnis zwischen Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit richtig sei. Außerdem bekräftigte von der Leyen, dass die Zahl der zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr aufgestockt wird.
@ Koffer
Es gibt genügend Dienstposten auch innerhalb von Kampftruppenbataillonen, die erfahrene, lebensältere Mschft besetzen können.
Lässt man die Auswahl dazu innerhalb der Verbände selbst, dann können diese wie früher durchausüblich zu einem qualitätiv hochwertigen Kern innerhalb jeden Bataillons werden.
Denn auch blutjunge Kerls und Madels sind nicht immer erste Wahl.
Sie werden vielleicht argumentieren: Dann macht sie doch zu UoP/UmP. Aber manchen dieser Kameraden fehlen schlicht die formalen Voraussetzungen dazu.
@Roman
Mit Verlaub, aber Mannschaffter als BS können nun wirklich nicht die Lösung der Probleme sein. Es gibt zweifelsohne Posten auf denen es erfahrene Kamerade braucht, aber dafür gibt es einfach mehr als genug Uffze/FW. Der BW mangelt es ja nun wirklich nicht an „lebensälteren“ Soldaten, ganz im Gegenteil…
Und wenn der UoP/UmP nicht für den Posten des OSG geeignet ist, dann sollte die BW wohl zuerst ihr Auswahlverfahren hinterfragen. Obendrein haben sie dann ja auch bei den OSG’s „faule Eier“ dabei, was passiert dann mit denen?
Warum kann bei der Bundespolizei/ Polizei jeder BS sein doch bei bei der Bundeswehr kaum jemand?
Gemessen am gesamten Personalkörper haben wir zu wenig BS!
Das kann sich keiner leisten und schon gar nicht nach den Aussagen von R.Kiesewetter.
Dass die Polizei mit Höchstgeschwindigkeit überaltert kann man in dem Zusammenhang schon erwähnen. Das bereits 2013 40% der Beamten in NRW über 50 Jahre alt war sollte doch alarmieren, und für die Bundeswehr Grund genug sein diesem Modell eben NICHT nachzueifern.
Die Polizei steht personell nicht besser dar als die Bundeswehr, die älteren Herren stellt man nur wo irgend möglich vormittags in die Fußgängerzone wärend die Jungen sich die Nächte und Wochenenden um die Ohren schlagen dürfen.
@ Andreas
Wenn der Effekt Sicherheit damit erreicht wird ist es doch ok, oder?
Und Sie haben durchaus Recht, es ist nicht die Lösung. In einer idealen Welt hätten wir genug qualifizierte Bewerber, aus denen wir auswählenen können. Es war nur eine Idee, wie man etwas Druck aus dem Rekrutierungskesses bekommt.
Natürlich könnte man damit kurz und mittelfristig etwas Druck vom Kessel nehmen. Langfristig halte ich es aber für zu teuer und kontraproduktiv. Nach 15-20 Jahren strömen eben auch diese OSG-BS auf die gleichen Stellen auf denen sich heute schon die UoP auf den Füßen stehen.
Ich halte es für zielführender die Attraktivität der Mannschaftslaufbahn zu steigern. Wie weiter oben bereits vorgeschlagen könnte man eine Unterstützung über den Dienst hinaus anbieten, um dem Soldaten sein Studium oder seine Ausbildung zu vereinfchen. Als Zugabe gibts dann noch PKW/LKW/Motorrad- Führerschein. Außerdem muss die Möglichkeit zur Weiterverpflichtung flexibler werden.
……und deshalb wirbt die Polizei bei den Feldjägern und übernimmt in einigen Ländern rel problemlos unsere Kameraden.
Wir benötigen 80 000 Menschen die sich bei der Bw bewerben und das schaffen wir in der Zukunft nicht mehr. Wenn man das zur Kenntnis nimmt, bleibt nur die Möglichkeit den Bedarf zu senken.
Wir müssen gutes Personal halten und ggf auf dem Dienstlebensweg auch mal umschulen oder ohne Uniform weiter zu beschäftigen.
Voodoo schrieb: „Das kollidiert aber doch mit der Studieren-bei-vollem-Gehalt(-bereits-nach-18-Monaten(!))-Mentalität oder dem Nicht-jeder-bei-uns-trägt-Uniform-Ansatz; sowas mag das Ministerium bestimmt gar nicht gerne lesen…“
Korrekt, und oftmals sind es gerade diese Offiziere, die relativ schnell die BW wieder verlassen, zumindest ist das das Bild, welches ich aus meinem Umfeld sehe.
Der Vorteil von 1-2 Jahren Dienst als Mannschaftdienstgrad in einer NORMALEN Einheit ist doch gerade, dass der OA sieht, was auf ihn zukommmt. Die desillusionierten Kandidaten können für beide Seiten kostengünstig aussortiert werden.
Als Wissenschaftler im Forschungsbetrieb halte ich auch ein Studium am Ende der Dienstzeit für die meisten Offiziere für sinnvoller, damit kann man nämlich etwas im Zivilbreich anstellen, ein 6 Jahre alter Abschluss in ist einigen Bereichen dagegen wenig wert.
Offiziere, die tatsächlich länger dienen möchten, könnten dann ja auch mehr militätspezifisch studieren.
Oder von meiner Mannschaftssichtweise: Ein Offizier hat doch bei seinen Soldaten nicht Autorität, weil er studiert hat. Viele HFW waren bei den Mannschften viel angesehener, warum wohl? :-))
Ein Modell, das sich an die Praxis der Reichswehr 1923-32 anlehnt, halte ich persönlich für sinnvollen, auch wenn das nicht so ganz pc ist. :-)
Mir ist jetzt kein Fall bekannt in dem die Polizei sich explizit um Feldjäger bemüht hätte, aber ausschließen kann ich es selbstverständlich nicht. Zumal diese ja ebenfalls die Vorausetzungen erfüllen müssen, um danach die normale Ausbildung plus Studium zu absolvieren. Aber natürlich wirbt auch die Polizei, ebenso wie die Bundeswehr, offensiv um Nachwuchs. Das ändert aber nichts daran dass die Altersstruktur dort ein immer größeres Prolem darstellt.
IIRC benötigt die BW im Jahr 15-18.000 SAZ um ihren Personalbestand zu halten, da finde ich die 80.000 Bewerber jetzt persönlich etwas hoch gegriffen. Das man immer gerne die Auswahl hat versteht sich, aber selbst in der Wirtschaft hat man sich von dem Gedanken verabschiedet auf eine freie Stelle 25 Bewerbungen zu bekommen. Die BW muss etwas anbieten können, so das es sich auch lohnt nur wenige Jahre zu dienen. Es ist keine Lösung jetzt tausende BS einzustellen die dann in 20 Jahren auf Posten sitzen die man eigentlich für Jüngere bräuchte. Dadurch verschiebt man das Problem nur in die Zukunft.
@Ulenspiegel
Zustimmung, doch dann haben die BS Offiziere ein Problem mit dem Ego, denn ihnen fehlt dann die ziv akademische Bildung.
Es wird Zeit, dass die Offizierausbildung und viele andere Lehrgänge eine akademische anerkennung finden, so wie es in anderen Staaten auch möglich ist.
@Ulenspiegel:
Aus der Praxis, für die Praxis:
(1) ‚Normale‘ Einheiten haben Seltenheitswert.
(2) Mannschaftssoldaten können aus einer Vielzahl von Gründen regelmäßig nicht annähernd in die Tätigkeiten hineinschauen, die der Offizier später machen würde ( insofern ist das Aussortieren der Desillusionierten eher nicht zu erwarten).
(3) Das Entgegenkommen hinsichtlich Standort und Verwendung ist derzeit in der Laufbahn der Mannschaften deutlich höher als bei allen anderen, ebenfalls wieder ein Grund für spätere Enttäuschung.
(4) Regelmäßig hat spätere Unzufriedenheit auch etwas mit der Entwicklung der persönlichen Lebenssituation zu tun, die ebenso regelmäßig bei den meisten nach dem avisierten Zeitraum erst so wirklich greift. Viele Leute sind bis Mitte Zwanzig wahnsinnig flexibel und dann über Nacht nicht mehr (quer durch die Dienstgradgruppen)
(5) Viele der mir bekannten personellen Problemfälle sind eben solche, weil man sie ‚früher‘, also in unteren Laufbahnen wahnsinnig gut beurteilt hat und sie entweder auf dem erreichten Niveau die Leitung nicht halten können oder eben Punkt (4) greift.
Grundsätzlich war die Wehrpflicht schon hilfreich um die Bundeswehr etwas besser kennenzulernen und ggf. Vorurteile abzubauen… in den meisten Einheiten würde ich mir von 1-2 Jahren Mannschaftsverwendung hinsichtlich der o.g. Thematik aber keine Verbesserung erwarten.
@Kerveros
Zustimmung und langsam kommt die Lebenswirklichkeit in der Trupe an und man stellt fest, dass auch Soldaten im Mannschaftsdienstgrad Eltern und Älter werden.
@Kerveros
Es geht nicht darum, dass der OA sieht, was Offiziere machen, sondern darum, dass er die Leute früh sieht, die er einmal führen soll. Offensichtlich haben einige Offiziere wenig Ahnung, was da auf sie zu kommt. Man kann schon in 2 Jahr lernen, wie Mannschaften und Unterofizere ticken und ob man damit auf Dauer zurecht kommt. :-)
Ob Entgegenkommen bei Mannschften hinsichtlich Verwendung und Standort hoch ist, kann ich nicht beurteilen, ich persönlich kenn nur Fälle, bei denen dem „grüne“ Verwendungwunsch (Infantrie) nicht entsprochen wurde. Aber mir fehlt in der Tat hartes Zahlenmaterial.
Die Punkte 4+5 sind deshalb kritisch, weil es ein sehr hohes Beförderungstempe und zuwenig Kontinuität gibt. Deshalb mein Hinweis auf Reichswehrpraktiken, das sehr niedrige Beförderungstempo damals hatte klare Vorteile wenn es um Beurteilung und Eingewöhnung/Bewährung ging, der klare Fokus auf „handwerkliche“ Fähigkeiten in den ersten 5 Jahren tat ein Übriges.
Familie und Beruf wird für Soldaten immer ein Problem sein, dafür habe ich keine Lösung.
Ich kann es nicht bestätigen und mir aber in dem Umfang (1/3) nur begrenzt vorstellen. Ich kenne zwar Verbände mit hohen Migrationshintergrund-Quoten (WachBtl, JgRgt), aber wenn das dieses Ausmaß angenommen hätte, würde der WBdBT schon mächtig Alarm machen. Mal davon abgesehen, dass ich das als Chef oder Kdr auch nicht toleriert hätte. Es sind Kameraden, die den selben Eid geleistet haben!
@Ulenspiegel:
Wie gesagt ’normale Einheiten‘ – im Sinne der klassischen Bundeswehr eigentlich maximal in der Infantrie und damit eher nicht die Regel…
Dazu kommt dann noch die Werdegangsproblematik: warum auf eine Situation einstellen, die nur einen Bruchteil des Werdegangs ausmacht? Wie lange ist denn der reguläre Truppenoffizier in einer Zugführerverwendung? Zwei Jahre?
Dazu gibt es eher technisch ausgerichtete Einheiten in Luftwaffe und SKB, in denen Dienstposten für Mannschaften schlicht Mangelware sind. Wenn ich den zukünftigen OA nur als Kraftfahrer einsetzen kann oder als Ordonanz ist das sicherlich ungeheuer beruflich motivierend… ob ich dabei lerne, wie der Rest des Verbandes so tickt oder nicht…
Es gibt sicherlich Bereiche in denen das gut und sinnvoll ist (eben die grünen), aber eben weder querschnittlich noch mehrheitlich.
@Kerveros
Wenn es nicht möglich ist, einen OA sinnvoll in einer Einheit als Mannschaftsdienstgrad einzusetzen, warum dann nicht für ein Jahr in einer mehr grünen Einheit. Sicherungseiheiten o.ä. wird es doch auch in der LW geben oder die Leute werden in einer Heereseinheit versorgt.
Dass der Offizier nur wenige Jahre in einer Zugführer oder Kopanieführerposition ist, könnte doch das Problem sein. Muss das so sein oder könnte man sich auch sinnvolle Alternativen vorstellen.
Wenn ich einen Wasserkopf vermeiden will, dann ist das nur möglich, wenn die Offizieren langsamer befördert werden, also auch länger auf Zug- oder Kompanieführerstellen sitzen und wenn Geld in die Hand genommen wird, um überzählige höhere Offiziere in vorzeitigen Ruhestand zu schicken oder zivil zu versorgen.
Wie lange war ein Offizier in der Reichswehr stellvertretender Zugführer, Zugführer und Kompaniechef? Warum funktionierte das damals?
Kann durch Entkopplung von Rang und Bezahlung erreicht werden, dass Offiziere/Unteroffiziere länger auf einer Position bleiben, die ihnen Spass macht, anstelle von up or out?
@Ulenspiegel
Das hat dann aber rein garnichts mehr damit zu tun, die Leute kennenzulernen, die man später führen soll. In der ‚grünen‘ Truppe finden sich insbesondere FwTrpDst (Feldwebel Truppendienst), überall anders findet man vorrangig FwFD (Fachdienst)… dazwischen liegen nicht nur gefühlt Welten.
Und schon sind wir wieder bei der späteren Enttäuschung… Mehrwert gleich Null… abgesehen davon, dass man wohl die Masse der potenziellen Offiziere für den technischen Bereich oder andere eher spezialisierte Funktionen damit vergraulen dürfte…
Die Beförderungsgeschwindigkeit hat eigentlich genau nichts mit dem Wasserkopf zu tun…der ist eher eine Funktion der Begründung von Generalsposten und der gefühlten Wichtigkeit von Kommandobehörden.
Dazu müsste man die komplette Laufbahn verändern… kann man sicherlich machen, aber wie soll dann mit planbaren Werdegangsmodellen gearbeitet werden?
In spezialisierten Bereichen ist ja genau dieses vorgeschlagen worden.
@Kerveros
„Und schon sind wir wieder bei der späteren Enttäuschung… Mehrwert gleich Null… abgesehen davon, dass man wohl die Masse der potenziellen Offiziere für den technischen Bereich oder andere eher spezialisierte Funktionen damit vergraulen dürfte…“
Jeder Soldat sollte eine infantristische Grundausbildung erhalten. Damit sind mindestens 6 Monate sinnvoll verplant. Wenn dann der OA nicht in der Lage ist, für weitere 6-12 Monate etwas zu tun, was nicht ganz auf seiner Linie liegt, dann ist er/sie für mich ungeeignet. Von einem Wehrpflichtigen wurde das auch verlangt. :-)
„Die Beförderungsgeschwindigkeit hat eigentlich genau nichts mit dem Wasserkopf zu tun…der ist eher eine Funktion der Begründung von Generalsposten und der gefühlten Wichtigkeit von Kommandobehörden.“
Hier bitte novh einmal nachdenken. Natürlich ist für die Nichtausbildung einer Pyramide die Beförderungsgeschwindigkeit der unteren Ränge ein entscheidender Parameter.
Allerdings gebe ich zu, dass die BW wahrscheinlich deshalb leidet, weil es gleichzeitig mit Abschaffung der Wehrpflicht (Unteroffiziere werden verstärkt als Indianer verwendet) und dramatischer Reduktion der Stärke zu einem Überhang an Häuplingen kommt. Die Wichtigkeit von Kommandobehörden ist IMHO einen Folge, nicht die Ursache.
Dieses Problem tauchte in Deutschland das erste Mal nach dem 1. Weltkrieg auf, davor nahmen die meisten Offiziere als Hauptmann Abschied oder landeten bei fehlender Eignung zu Höherem an/in der Majorsecke.
Die Reichswehr versuchte das Problem der nun verpflichtenden hohen Dienstzeit, also kein Verabschiedung mehr als Hauptmann, dadurch in den Griff zu bekommen, dass überschüssige Offziere (>Oberst) in den Ruhestand geschickt wurden.
@Kerveros
„Dazu müsste man die komplette Laufbahn verändern… kann man sicherlich machen, aber wie soll dann mit planbaren Werdegangsmodellen gearbeitet werden?“
Genau das wird passieren, denn der von TdM geforderte atmende Personalkörper und die schon geänderte Soldatenlaufbahnverordnung (zB Quereinsteiger) sind Grundlage und erste Schritte.
@Ulenspiegel
Vielleicht zu Zeiten des kalten Krieges… in der jüngsten Vergangenheit beinhaltete die Grundausbildung noch drei Monate, welche in Masse nicht mit infanteristischen Inhalten gefüllt waren.
Die Masse der Soldaten aller Dienstgradgruppen erfüllt allgemeinmilitärisch IGF. Das, was darüber hinaus da zu leisten wäre, wären Gruppenführer und Zugführerausbildungen im Infanteristischen Bereich… und die sind wiederum eine Randgruppenerscheinung. Wie gesagt, die Masse der Feldwebel ist FwFD, nicht FwTrpDst… das ist vom System so gewollt. Jeder Soldat ist qua Ausbildung infanteristisch grundbefähigt und mehr ist für die Masse nicht vorgesehen und im Prinzip auch nicht sinnvoll, da Wissen, welches dann 20 Jahre nicht genutzt wird, in den meisten Fällen auch keinen Mehrwert bringt.
Wie hier wiederholt ausgeführt wurde, hat diese Aussage nur bei BS einen Mehrwert. In allen anderen Fällen nicht, da über beispielsweise SaZ Stoffze das Problem auch gelöst werden kann.
Auch für die BS ist das weniger eine Frage der ‚Pyramide‘,als der Berufszufriedenheit. Die Beförderungsgeschwindigkeit trifft dann nur noch eine Aussage, ob man 10 Jahre oer eher 25 Jahre im Enddienstgrad verbringt.
Natürlich kann man querschnittlich Problematiker der Reichswehr vergleichend heranziehen. Strukturell sind heutige Armeen aber sehr weit von den früheren entfernt. Deswegen ist das Herangehen mit 1-2 Jahren Infanterie für alle (s.o.) auch nicht unbedingt zielführend.
Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Soldaten auch eine ’soldatische‘ Berufseinstellung haben – das ist aber leider nicht so.
Realität ist eben der übliche faule Kompromiss zwischen Anspruch und Wirklichkeit…
@Zimdarsen
Diese Maßnahmen bieten eine höhere Ausschöpfungsquote, weil nicht aufgrund fragwürdiger Vorgaben Personal nicht weiter entwickelt werden kann, dass eigentlich qualifiziert ist.
Das Kernproblem sehe ich aber ‚hinten hinaus‘, also bei den Enddienstgraden und dafür hat noch keiner ein brauchbares Konzept aufgezeigt.
Die im Rahmen der Strukturanpassung auch vorgesehenen Wechsel zwischen den Ressorts finde ich da prinzipiell gut – warum soll ein alter ‚Staber‘ oder ‚EDK A14er‘ nicht in der Verwaltung noch sinnvoll verwendet werden… blöderweise wollen die wenigsten ohne Mehrwert die entsprechend längere Dienstzeit in Kauf nehmen…
@Kerveros
Das Problem Enddienstgrad gibt es im Prinzip nur beim BS/Beamten und Bedarf einer eigenen Betrachtung, denn Atmen geht im Moment in diesem Bereich meist nur in eine Richtung und gleicht eher einem Furz. Wechseldiensposten werden uns beim Thema Beamte und BS noch TdM Albträume bereiten.
Die meiste Flexibilität gibt es bei den SaZ und Angestellten. Was im Moment als Seiteneinsteiger zur Truppe kommt, wäre besser Angestellter als Soldat.
Evtl benötigen wir mehr Bw Spezialisten ohne Vorgesetztenfunktion mit der Fähigkeit zum Selbstschutz, ein IT Fachmann, Lfz Techniker oder Arzt muss nicht zwingend Soldat und BS sein.
Der Wechsel vom mil in ziv Bw Bereich wird durch die Laufbahnlehrgänge unnötig erschwert und Bedarf einer Anerkennung unserer militärischen Laufbahnlehrgänge und Fähigkeiten.
Wäre es evtl. sinnvoll, eine Besonderheit der NVA wieder aufzugreifen:
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4hnrich_%28NVA%29
@chickenhawk
geht gar nicht, denn das hat funktioniert, kenne selbst ehemalige Fähnriche die mit viel Erfolg in die Bw übernommen wurden – und mit ihrem Fachwissen überzeugten.
Bw hat dafür innere Führung, wie gut das bei Sonnenfinsternis funktioniert, Wolfgan Neuss gockeln oder hier https://www.youtube.com/watch?v=kmKkU5G5B3k