Ukraine-Sammler: Mögliches Umdenken in den USA, Waffenlieferungen denkbar
Die Lagemeldungen des anhaltenden Kriegs – und die Bezeichnung ist sicherlich gerechtfertigt – im Osten der Ukraine können hier nicht in allen Details nachvollzogen werden (auch wenn in den Kommentaren hier viel dazu gesammelt wird). Deshalb zum Auftakt eines neuen Ukraine-Sammlers der Hinweis auf einen möglichen Game Changer: In den USA deutet sich ein Umdenken in der Frage an, ob die Ukraine künftig nicht nur nicht-tödliche Ausrüstungshilfe, sondern auch amerikanische Waffen erhalten soll.
Ein derzeit in den Nachrichten viel zitierter Bericht der New York Times (mehr dazu unten) beruft sich unter anderem auf eine am (heutigen) Montag veröffentlichte Studie der Brookings Institution, an der unter anderem der frühere NATO-Oberbefehlshaber James Stavridis und der ehemalige US-NATO-Botschafter Ivo Daalder mitgearbeitet haben. Aus der zusammenfassenden Empfehlung der Studie Preserving Ukraine’s Independence, Resisting Russian Aggression: What the United States and NATO Must Do:
The U.S. government should provide Ukraine $1 billion in military assistance as soon as possible in 2015, followed by additional tranches of $1 billion in FY 2016 and FY 2017.
Additional non-lethal assistance should include: counter-battery radars, unmanned aerial vehicles (UAVs), electronic counter-measures for use against opposing UAVs, secure communications capabilities, armored Humvees and medical support equipment.
Lethal defensive military assistance should include light anti-armor missiles, given the large numbers of armored vehicles that the Russians have deployed in Donetsk and Luhansk and the abysmal condition of the Ukrainian military’s light anti-armor weapons.
Other NATO members should provide military assistance as well. Of particular use to the Ukrainian military would be equipment and weapons from NATO members who operate former Soviet equipment compatible with the arms currently in the Ukrainian inventory.
Laut New York Times neigt nun auch der derzeitige NATO-Oberbefehlshaber, der US-General Philip Breedlove, der Ansicht zu, dass die USA zumindest (Panzer)Abwehrwaffen an die Ukraine liefern sollten. Das gleiche gelte anscheinend auch für die Sicherheitsberaterin Susan Rice, die sich bislang gegen die Lieferung tödlicher Ausrüstung ausgesprochen hat, heißt es in dem Bericht U.S. Considers Supplying Arms to Ukraine Forces, Officials Say:
With Russian-backed separatists pressing their attacks in Ukraine, NATO’s military commander, Gen. Philip M. Breedlove, now supports providing defensive weapons and equipment to Kiev’s beleaguered forces, and an array of administration and military officials appear to be edging toward that position, American officials said Sunday.
Secretary of State John Kerry, who plans to visit Kiev on Thursday, is open to new discussions about providing lethal assistance, as is Gen. Martin E. Dempsey, the chairman of the Joint Chiefs of Staff, officials said. Defense Secretary Chuck Hagel, who is leaving his post soon, backs sending defensive weapons to the Ukrainian forces.
In recent months, Susan E. Rice, Mr. Obama’s national security adviser, has resisted proposals to provide lethal assistance, several officials said. But one official who is familiar with her views insisted that Ms. Rice was now prepared to reconsider the issue.
Schon am Wochenende hatte der US-Botschafter in der Ukraine angekündigt, dass es ab März ein amerikanisches Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten geben werde (danke für den Leserhinweis):
A US programme to assist Ukraine’s military is set to begin in March, according to Geoffrey Pyatt, the US Ambassador to Ukraine. The US is supporting the Ukrainian army with USD 120 million for 2015, much of which will be used for training.
Pyatt told Ukraine’s Weekly Mirror: „We have purchased armored vehicles, night vision devices, radar systems, and encrypted radio communications equipment. Now we consider the most important assistance to be training and retraining Ukrainian military formations. We will start the appropriate programme in March.“
Das sieht nach Veränderung in dem Konflikt aus – parallel zu den bislang nicht sehr erfolgreichen politischen und diplomatischen Bemühungen. Und nicht nach einer Veränderung Richtung Entschärfung.
Nachtrag: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für Deutschland die Lieferung von Waffen an die Ukraine (erneut) ausgeschlossen. Aus dem Transkript des Bundespresseamtes von der gemeinsamen Pressekonferenz Merkels mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán beim Besuch in Budapest:
Frage: Es war viel von Frieden, von Waffenstillstand in der Ukraine die Rede, aber können Sie sich vorstellen, dass Deutschland die Ukraine mit Waffen unterstützt, wenn es doch keinen Frieden geben sollte? Diese Frage möchte ich auch an den Herrn Ministerpräsidenten richten: Ist es denkbar, dass Ungarn die Ukraine mit Waffen unterstützen würde, wenn es in absehbarer Zeit keinen Frieden in der Ukraine gibt?
BK’in Merkel: Von meiner Seite aus kann ich sagen: Deutschland wird die Ukraine nicht mit Waffen unterstützen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Konflikt militärisch nicht gelöst werden kann. Deshalb setzen wir darauf, auf der einen Seite, wenn es notwendig ist, Sanktionen zu verhängen – das haben wir im Übrigen in Europa gemeinsam getan -, und auf der anderen Seite alle diplomatischen Möglichkeiten zu nutzen, um diesen Konflikt durch Gespräche beizulegen oder zumindest zu mildern.
Was die Aussage des ungarischen Ministerpräsidenten anbelangt, man richte sich strategisch an Deutschland aus, so muss das sicherlich – bei aller allgemeinen Aussage – in jedem Fall jedes Land immer wieder prüfen. Es gibt ein hohes Maß an Übereinstimmung; wir sind in der Nato, wir sind in der Europäischen Union. Wir müssen jeweils gucken: Was entspricht unseren Interessen, was entspricht unseren Wertvorstellungen? Ich glaube aber, wenn man sich die vielen außenpolitischen Konflikte der Welt anschaut, kann man feststellen, dass wir doch an vielen Stellen ein sehr gemeinsames Vorgehen haben.
MP Orbán: Nur auf diese Frage beschränkt: Nein.
Nachtrag 2: Eine Meldung dazu von Associated Press vom Montagmittag (US-Zeit):
President Barack Obama is reconsidering whether to send lethal assistance to Ukraine, a senior administration official said Monday, but continues to have concerns about the effectiveness of that step and the risks of a proxy war between the U.S. and Russia.
The official said Obama is specifically concerned about the besieged Ukrainian military’s capacity for using high-powered, American-supplied weaponry. The president has also argued that no amount of arming the Ukrainians would put them on par with Russia’s military prowess.
(Foto: Ein slowenischer Soldat beim Training mit einer Javelin-Panzerabwehrrakete in Hohenfels in Bayern – U.S. Army photo by Spc. Tristan Bolden)
Würde mich freuen wenn @califax mehr zu dieser H220-Markierung schreiben könnte, Danke!
Die OSZE beobachtete jüngst 10 T-80 Kampfpanzer ohne Markierungen. Ukrainische Medien veröffentlichten Bilder des neuesten russischen Flugabwehrsystems Panzir S-1 im Donbass. http://www.pravda.com.ua/news/2015/01/31/7057001/
Die „Separatisten“ behaupten, 100.000 Mann mobilisieren zu wollen (vermutlich Schutzbehauptung, um das Auftauchen zusätzlicher russischer Truppen besser verschleieren zu können). Die „Separatisten“ lehnen laut OSZE Verhandlungen bezüglich eines Waffenstillstandes ab. Bei Debalcevo läuft eine blutige Großoffensive.
Meine Schlussfolgerung: Putin fühlt sich sicher genug, eskalieren zu können. Minimalziel dürfte die Eroberung der kompletten Provinzen Donezk und Luhansk sein, wenn möglich auch eine Landverbindung zur Krim.
„Es gibt keine militärische Lösung“ betonen die deutschen Politiker und rufen zu (Alibi?)-Verhandlungen auf. Eventuell wäre es ehrlicher zu sagen: Die russische Partei will nicht ernsthaft verhandeln. Es gibt eine militärische „Lösung“ – durch Putin und seine Hybridkämpfer.
@Stefan Büttner: Da gibt es nicht viel zu schreiben. Die Russische Eisenbahn pinselt das halt auf zu transporierendes Großgerät drauf. Die sind genauso bürokratisch wie die Deutschen.
Zu den Zügen und Panzern gibt es seit mindestens Sommer wunderschöne Bilder und Videos im Netz.
Poroschenko wollte Ende Mai 2014 mit einen großen Einmarsch im Donbass die Probleme Militärisch lösen. Bis heute weigern sich Poroschenko und Jazenjuk mit den Donbass Vertretern direkt zu verhandeln. Da will man alle Probleme brutal Platt machen. Hier werden die Kriegstreiber als Friedensengel verklärt. So sieht es aus und nicht anders. Kann doch nicht sein, dass man keine Verhandlungen will. Minsk sollte auch nur der Anfang sein. Ein Tag nach Minsk hat Kiew das schon als Ende bezeichnet.
Der Westen hat sich mit den beiden Vollnieten angelacht. Das einzige was die können, einen Konflikt mit Russland auf Kosten der heimischen Wirtschaft anzukurbeln. Mit den beiden bekommt man die Ukr Wirtschaft nicht mehr am laufen, wodurch das ganze Land im Dauernden Ausnahmezustand gehalten werden muss. Poroschenkos und Jazenjuks Eskalation dürfte der EU sehr bald zu teuer werden. Die Japaner und Koreaner sollen auch schon DE PKW Anteile auf den Russischen Markt übernehmen.
Kiew hätte mit den Scheiß nach den ersten Misserfolgen aufhören müssen, und den Donbass in die Autonomie entlassen. Um dann mit Verhandlungen mehr zu erreichen. Damit hätte die noch einiges für die Ukraine retten können.
@Hohenstaufen, „Putin fühlt sich sicher genug, eskalieren zu können.“
Das ist ein wichtiger Punkt, und darin liegt meiner Ansicht nach auch die Problematik möglicher Waffenlieferungen an die Ukraine.
Wenn der Westen sich zu Waffenlieferungen entschließt, dann muss genau diese Maßnahme den erwünschten Erfolg haben, nämlich die russischen Verluste so weit anheben, dass ein Einlenken oder zumindest ein Stopp des Vormarsches erfolgt.
Wenn die Waffenlieferungen diesen Effekt aber nicht haben, wenn sie vielleicht einfach nur symbolischer Aktionismus sind, was dann? Putin kann dann noch weiter eskalieren. Russland könnte weiter vorstoßen, noch mehr reguläre Truppen einsetzen, eine Luftoffensive z.B. gegen Flugplätze oder Häfen starten, wo Waffenlieferungen ankommen.
Wie könnte die NATO dann noch weiter eskalieren, ohne dass es zu einer militärischen Konfrontation mit russischen Streitkräften kommt?
@Hohenstaufen
Eine Null zuviel – 10.000 – so jedenfalls lt Deutschlandfunk; die 100.000 wurden in Kiew für die UKR-Armee genannt. Selbst Kiew, das die Zahl der Separatisten immer besonders hoch schätzt, ging Mitte/Ende Januar nicht von mehr als 36-38.000 oppositionellen Kämpfern aus und zählte, was selbst die NATO nicht glauben wollte, bis zu 10.000 Russen.
@ Zeitgeist: In der russischen Propaganda wird die ukrainische Armee ja jetzt schon durch Putin persönlich als „Fremdenlegion der NATO“ bezeichnet.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-putin-nennt-ukrainische-armee-fremdenlegion-der-nato-a-1015095.html
Laut russischer Lesart wimmelt es in der ukrainischen Armee nur so von „Blackwater“-Söldnern und Waffen aus NATO-Beständen. Tatsächliche Waffenlieferungen würden an der Propagandafront somit eigentlich nichts ändern.
Wie in so vielen Kriegen gilt auch hier: Der Preis für den Aggressor (Russland) muss erhöht werden, nur dann ist der Aggressor zu ernsthaften Verhandlungen bereit.
@Hohenstaufen: Möglicherweise hat man auch Angst, daß Rußland mit starken regulären Kräften in der Reserve schneller durchmarschieren könnte, als die Hilfe in der Ukraine ankommt.
Nur kann das natürlich kein Grund sein, Putin zu ermuntern.
Besser wäre eine Aufhebung des Embargos und eventuell verdeckte Unterstützung, damit die Ukraine die Invasion an einer halbwegs stabilen Front ausbluten lassen kann.
Ewig kann sich auch ein Putin diesen Krieg nicht leisten, zumal jetzt schon die Soldatenmütter auf zwangsgefreiwilligte Wehrpflichtige hinweisen.
Die Stadtkommandeure der Russen reden in Interviews nach wie vor davon, daß ihre Einheiten aus bis zu 90% russische Staatsbürgern bestehen und schimpfen auf die kriegsunwilligen Donbasrussen.
Irgendwann sind auch die Restelager mit T-64 und T-72 leer. Man hat jetzt schon T-80 geschickt.
Wenn die Verluste irgendwann zu hoch sind und ein heroischer Sieg außer Sicht gerät, werden auch die jetzt so begeisterten Russen mal kriegsmüde, zumal es verboten ist, über die Toten auch nur zu reden, geschweige denn, sie als Kriegshelden zu verehren.
In diesem Sinne läßt sich Afghanistan durchaus wiederholen.
Irgendwann werden Putin oder ein Nachfolger die Unterstützung massiv zurückstutzen müssen. Dann bricht das ganze „Separatismus“-Phantom zusammen.
Aber solange es für Putin keinen Grund gibt, ernsthaft zu verhandeln, ist es sinnlos, von Verhandlungslösungen zu träumen.
Ich lese als Gast täglich die Beiträge ! Und sie sind zum Verstehen der Problematik immer lehrreich ! Aber eins verstehe ich jetzt nicht. Die ganze Zeit wird über den desolaten Zustand der Bundeswehr und ihrer Teilstreitkräfte geklagt ! Ob „Drehflügler“ oder Airbus A400 M oder den Marineschiffen. Von der gescheiterten Bundeswehrreform ganz zu schweigen !
Und jetzt sollen wir uns als Speerspitze der Nato gegen Putin stellen !
Dies muss mir mal jemand erklären !
@ONA:
Nö, da ist keine 0 zuviel. Sachartschenko hat tatsächlich angekündigt, 100.000 Mann ausheben zu wollen.
„Laut russischer Lesart wimmelt es in der ukrainischen Armee nur so von “Blackwater”-Söldnern und Waffen aus NATO-Beständen. Tatsächliche Waffenlieferungen würden an der Propagandafront somit eigentlich nichts ändern.
Wie in so vielen Kriegen gilt auch hier: Der Preis für den Aggressor (Russland) muss erhöht werden, nur dann ist der Aggressor zu ernsthaften Verhandlungen bereit.“
und nochmal. selbst wenn es so wäre(was ich nicht glaube) wäre es weder illegal noch illegitim.
wie hohenstaufen richtig sagt muss man mit bestimmten leuten, für eine bestimmte zeit, in einem bestimmten ausmaß eben kinetisch kommunizieren weil selbige in diesem moment keine andere sprache verstehen. (siehe scheitern der sanktionspolitik)
auch das personelle reservoir der SEPS ist nicht unerschöpflich/unbegrenzt kann Putin reguläre verluste der eigenen truppe nicht kaschieren.
verhandeln als selbstzweck bzw. realitätsverlust a la „rückehr zum minsker protokoll“ führen im kreml allenfalls zu zwerchfellruptur
@ califax
Für mich ist der Bericht (ich vermute Sie meinen den von Bellingcat) ebenso schlüssig wie für Sie.
Interessant ist auch das mit den Markierungen auf den Fahrzeugen. Die Russen geben sich nicht mal mehr Mühe (oder müssen sich vielleicht beeilen) und drehen „dem Westen“ eine lange Nase. Frei nach dem Motto: Ätsch, ihr könnt ja eh nichts machen.
Das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich Lavrov und Tschurkin zuhöre.
Merkel spricht ja davon, dass Deutschland keine Waffen liefern werde.
Läuft da evtl. ein interner Deal, dass die Amerikaner/Briten/Osteuropäer Waffen liefert, Deutschland finanziel und diplomatisch flankiert?
@ snowparrrot
Quasi eine Art „Good-Cop, Bad-Cop“ Taktik auf geopolitisch. Prinzipiell möglich, so könnte man als unbeteiligt auftreten und gesichtswahrende Lösungen aushandeln.
Ich glaube aber eher, dass es einfach die Grundhaltung ist, alles erstmal zu verneinen.
Beim Thema Waffen für Peschmerga war es ähnlich.
Aber Kredite sind wir dabei , was wird wohl davon gekauft ?
und es Nervt Putin böse USA Böse
Wir sind selber mit Schuldig dass es soweit gekommen ist wir haben Russland zu oft übergangen jetzt macht er das mit uns in der Ukraine
aber wir können auch nicht das hinnehmen wie er mit Norwegen umgeht Fischerei und Ölfelder können wir auch nicht Abzeptieren
und was unsere Medien tun ist schon Witzig wenn das auch nur Schwarzer Humor den Soogennanten
Englischer
Mal so und so aber nicht Sinnvolles was davon kommt
Putin ist das Omen der Welt seit er gegen die Schwulen vorgeht , aber das wir einen Krieg Riskieren wegen dem und das das unsere v.d.L nicht hinbekommt das Richtige zu tun auch nicht die SPD oder Merkel so weit Denken können die auch nicht , nur an ihre Sponsoren
und Wundern sich das man Böse Sie als Lügenpresse bezeichnet
Es gibt keinen Grund zwischen Waffenlieferungen an die Kurden oder die Ukraine irgendwelche Unterschiede zu machen. Auch die Ukraine ist das Opfer eine Invasion, eben nur einen russischen Invasion, statt ISIS. Mit ein paar Hundert Milanraketen könnte die Ukraine jeden Panzerangriff der russischen Panzer abschlagen und damit die russischen Waffenlieferungen teilweise ausgleichen.
Die deutsche Außenpolitik von Frau Merkel ist nur zu verweichlicht richtig zu handeln.
Großoffensiven wie gegen Mariupol bzw. vor allem bis zur Krim kann sich Russland im Moment wirtschaftlich nicht leisten. Denn dann würde der Westen die Sanktionen verschärfen und der russiche Rubel fällt ins Bodenlose!
@Hohenstaufen & wacaffe:
Rein normativ stimme ich Ihnen ja vollkommen zu. Ich bin beileibe kein Freund des Appeasements, und es gibt nun wirklich genug Belege dafür, dass Russland hier als Aggressor auftritt.
Meine Sorge ist aber folgende:
Wenn man jetzt Waffen an die Ukraine liefert, dann wird man das auch bis zum Ende durchhalten müssen. Dann gibt es keinen Weg zurück zum Verhandlungstisch, bis das ganze ausgefochten ist, und der Sieger ermittelt wurde. Dann geht es einfach nur noch darum, wer in diesem Konflikt bereit ist, höher zu pokern und dabei die besseren Nerven hat.
Und mal ganz ehrlich, wenn Sie Sich die Frage stellen, wer dann die Nerven behalten wird, Putin? Oder Leute wie Obama, Merkel, Cameron, Hollande? Ich glaube die Antwort sollte klar sein.
@all
Die Aussage Merkels aus der Pressekonferenz heute in Budapest habe ich oben nachgetragen.
@Closius
„Milanraketen“ entsprechen dem technischen Stand, den die Ukraine bereits hat. Einige späte sowjetische Systeme wie Kornet (wobei ich nicht sicher bin, ob die Ukraine die hat)dürften der Milan vom Stand der Bundeswehr sogar überlegen sein. Konkurs-M düfte in jedem Fall ein Analog zu Milan sein.
Wunderwaffen haben wir seit 45 nicht mehr ;)
@JCR: Was ich bisher über die Bewaffnung der Ukraine und vor allem der Freiwilligenbataillone gelesen haben spricht nicht für eine gute Bewaffnung derselben.
Dort fehlt es an einsatzfähigen Panzern, genug Artillerie und mit Sicherheit an genug Panzerabwehrwaffen.
PS: Wunderwaffen gibt es selten, abe wenn man sieht, was für Waffen alles in der Entwicklung waren in Deutschland in WK II, dann hätte man mit einigen wenigstens die deutschen Städte retten können vor dem Bombenkrieg, wenn diese früher fertiggestellt und in Serie produziert worden wären oder der Gröfaz deren Entwicklung nicht verpfuscht hätte.
Theoretisch sind Waffen da, nur hat halt anscheinend die Armee den Deckel auf den Depots und gibt wenig bis gar nichts aus, bis auf eine „Erstausstattung“ die wohl größtenteils bei Illovaisk verloren gegangen sein dürfte.
Neue Fahrzeuge wie BTR-3/4 gehen wohl bevorzugt and die Freiwilligen, aber ob Fahrzeuge, die von der irakischen Armee wegen Qualitätsmängeln (und zwar durchaus berechtigt!) abgelehnt wurden so eine Verstärkung sind weiß man nicht.
Allerdings fällt auf, daß immer mehr BMP-1 auftauchen, vielleicht werden diese aufgrund hoher Verluste an BMP-2 reaktiviert.
Im Moment scheint eh der Kampf vor allem von der Armee getragen zu werden.
Bei Debaltseve steht anscheinend die 128. Brigade, ein Verband aus den Karpaten, inklusive dem einzigen ukrainischen Gebirgsbattalion.
Das Battalion Aidar scheint irgendwie gerade irgendwie in Ungnade gefallen zu sein und wird wohl aufgelöst. Es gab Versuche von Protesten durch Aidar in Kiev, die aber niedergeknüppelt wurden und auch kleiner ausfielen als gedacht.
Ein tschetschenischer „General“ auf Seiten der Ukraine, Kommandeur des „International Peacekeeper Battalion Djochar Dujayev“ (kein Witz!) soll heute bei Debaltseve gefallen sein.
@Closius
Die Freiwilligen-Bataillone wollen Sie nicht ernsthaft unterstützen, oder !?
@ Geier 17:11
Die Bw ist im Rahmen der NATO als ein Element der Operation ‚Speerspitze‘ angefordert worden.
(Wenn Sie die Diskussion verfolgt haben werden Sie gelesen haben welch geringen Teil der NATO-Truppe DE stellen wird. Also nix ‚Bw gegen Putin‘).
@ thomas melber
„Die Freiwilligen-Bataillone wollen Sie nicht ernsthaft unterstützen, oder !?“
wieso? hätte doch eine gewisse historische kontinuität ;-)
Interpretermag hat die Übersetzung von zwei Nachrufen und etwas Hintergrund zu „Brigadegeneral“ Isa Minayev:
http://www.interpretermag.com/russia-update-february-2-2015/#6632
Mit amerikanischen Waffenlieferungen fuer die Ukraine wuerde sich USofA direkt in einen Europaeischen Konflikt ausserhalb der NATO einkaufen. Da Russland (Putin) die NATO als Monolith betrachtet werden alle NATO-Europaeer aus seiner Sicht dadurch zu ‚Kombattanten‘.
Kann dies der Grund fuer die Entscheidung der USA sein? Europa ins Feuer schieben?
@ mikemolto
das ist imho eher ein kollateralschaden denn primärziel für die USA.
natürlich möchte man die EU geostrategisch gleichzeitig nutzen und parallel von allzu großer geschlossenheit abhalten.
die stoßrichtung ist hier aber hauptsächlich der neurussische expansionismus und weniger eine vorsätzliche spaltung der europäer. (auch wenn das wie gesagt nebeneffekt sein kann)
eine lesart ihrer obigen these, die nato werde von russland ohnehin als monolith gesehen wäre ja das appeasement und nachgiebigkeit dann ohnehin sinnlos ist und man aus rein erfolgsorientierter perspektive auch den amerikanern folgen könnte.
ergo alle europäer schicken gerödel gen osten (in homöopathischer dosis)
ukraine geholfen. geschlossenheit bewahrt. die russen glauben auch nichts anderes als wenn man nichts getan hätte.
@Closius:
Bitte nicht schon wieder die Mär von den deutschen Wunderwaffen, mit denen man den Krieg gewonnen hätte, wenn Hitler sich nicht stur gegen ihre Entwicklung gewehrt hätte…
Selbst wenn an dem Käse irgendwas Wahres dran wäre, hätte das letzlich nur bedeutet daß die erste Atombombe nicht Hiroshima sondern Berlin getroffen hätte.
Back to topic:
Waffen an die Ukraine zu liefen, bedeutet Benzin über einem Flächenbrand abzuwerfen. Dabei kann man sich wesentlich mehr verbrennen als nur die Finger. Davon abgesehen weiß ich nicht in welcher von beiden beteiligten Regierungen die größeren Gauner sitzen. Freunde haben wir in der Region ohnehin keine, vielleicht halten wir uns zur Abwechslung einfach mal raus.
… und eine aktuelle Schilderung von der Front, aus der New York Times:
On Front Lines in Ukraine, Rebels Are Upbeat and Eager to Advance
@Wolfsmond: Korrekt. Die Waffenlieferungen (plus Dschihad-Lehrbücher) nach Afghanistan als Unterstützung der Mudschaheddin gegen die UdSSR scheint man aus dem geschichtlichen Gedächtnis wieder verdrängt zu haben…
Freunde haben wir in der Region reichlich: Neben der gegenwärtigen Regierung in Kiew und der Euromaidanbewegung sind da Polen und das Baltikum gleich nebenan.
Ungarn wackelt unter russischem Einfluß, über Rumänien erfährt man in Deutschland nichts.
Raushalten können wir uns sowieso nicht, weil dummerweise alle anderen Mitspieler, vor allem der Hauptakteur im Kreml, meinen, daß wir bis zur Halskrause drin stecken.
Man kann sich aus einem Konflikt nicht unilateral verabschieden. Das ist Unfug aus Kindermalbüchern. Egal, was wir tun oder lassen, es ist Teil des Konflikts und verändert die Lage zugunsten einer Seite.
kurze Frage:
Wem nutzt es, wenn man die Lage in der UKR weiter so ekalieren lassen lässt (Waffenlieferungen etc.)? Wieso ist man bemüht, Europa zu schwächen, oder besser gesagt, einen Konflikt im osten Europas zu entfachen bzw. zu verstärken? Beziehungen RUS-Europa katapultieren;)
Ich habe mal gelesen, dass große politische Ereignisse kein „blöder“ Zufall sind, sondern geplant…..vielleicht habe ich mich doch nur verlesen?;)
…reine,reelle, knallharte Geopolitik….
MkG
Wenn man es „knallhart“ sieht, muß man einfach diese Runde von Kämpfen abwarten, um wieder Bewegung in die Verhandlungen bringen zu können.
Anscheinend ist man in Minsk das letzte Mal am Thema Flughafen gescheitert. Das dürfte ja jetzt ausgeräumt sein…
Wenn sich die Fronten wieder stabilisiert haben, dann werden beide Seiten wieder aufeinander zugehen müssen. Im Prinzip ist das ja schon passiert, von den vier Schwerpunkten des letzten Monats (Flughafen Donetzk, Raum Horlivka, Mariupol und Debaltseve) sind derzeit nur in Debaltseve größere Gefechte im Gange.
Horlivka wird immer noch fürchterlich beschossen, aber ein ukrainischer Angriff findet nicht statt.
Der schweizer „Tagesanzeiger“ über russische Soldaten in der Ukraine:
„Die Vorsitzende des Vereins der russischen Soldatenmütter sagt am Telefon, dass sie gerade zwei Soldaten beraten habe, die sich weigerten, an einem Einsatz in der Ostukraine teilzunehmen. Ihre Einheit soll Anfang Februar dorthin verlegt werden.
Melnikowas Angaben decken sich mit jenen von Sergei Kriwenko von der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial. Auch zu Memorial kämen Berufssoldaten, die den Befehl zum Einsatz in der Ostukraine erhalten haben. Wer sich weigere, werde entlassen, sagt Kriwenko.“
(tagesanzeiger.ch, 30.1.2015, „Grus 200-das Codewort für Leichentransporte“)
Pressekonferenz U.S. State Department
Auch zum Thema Ukraine/Russland
http://www.state.gov/r/pa/prs/dpb/2015/02/237049.htm#UKRAINE
bemerkenswert finde ich persönlich die effektivität der russischen nachrichtensperre was das eigene engagement in der ostukraine angeht. heute wird doch jede bagatelle innerhalb von sekunden in allen möglichen social media formaten verhandelt
bei den zahlen die kolportiert werden müstte es zumindest einige niedere chargen geben die sich zu ihrem einsatz im „westen“ äußern/schildern etc. ob kritisch oder affirmativ ist ja erstmal egal.
sind die tatsächlich so diszipliniert/meinungshomogen das es dazu nicht kommt?
bis auf die indiskretionen einiger weniger auf facebook bildern habe ich da noch nichts gehört.
lese ich nur die falschen medien oder geht es auch anderen so?
Na ja, Memorial. Aus Wiki:
„Die Arbeit von Memorial wird von der Soros-Stiftung (USA) und der Heinrich-Böll-Stiftung (Deutschland) regelmäßig finanziell unterstützt. Außerdem erhält die Organisation Gelder des UNHCR und des Europarats für ihr Programm zur Beratung von Flüchtlingen.“
Gerade der Name Soros läßt nicht gerade auf neutralität schließen. Schade.
Auf die Gefahr in, mich in Welt Online Territorium zu begeben: Die Grünen scheinen vergessen zu haben, daß ihre Stiftung nicht so heißt, weil ihr Namenspatron Ostfrontkämpfer war
(SCNR)
Irgendwelcher Geheimcode ist „200“ nicht. In der roten Armee ist „200“ der Code für Gefallene, „300“ der Code für Verwundete. Angeblich, weil ein Gefallenentransport mit 200 kg berechnet wird und ein Verwundetentransport mit 300.
Beide Seiten benutzen diese Terminologie und die Bedeutung ist in etwa so bekannt wie in den USA „KIA“ und „WIA“. Um irgendetwas zu verschleiert taugt also „200“ nicht.
Das wäre so wie „Codewort KIA, die Totentransporte der US Air Force“
bei allem respekt. aber wer memorial hier als krypto subversive agenten darstellen will hat von deren arbeit schlicht keine ahnung.
was dort unter hohem persönlichen risiko / sozioaler ächtung von damen in fortgeschrittenem alter geleistet wird sollte eigentlich jedem imponieren
das soros finanziell engagiert ist heißt nicht das er der omnipotente politluzifer ist für den ihn hier einige offenbar halten.
@wacaffe:
Guten Morgen!
Seit Monaten haben ich und andere hier Interviews mit diesen Leuten verlinkt oder anderweitig auf diese hingewiesen!
Interviews mit den hohen Rängen wie Girkin, aber auch Zeitungsartikel, bei denen einfache Soldaten, Lokalpolitiker und Angehörige interviewt worden sind.
VK und FB sind voll mit prahlenden und fluchenden Soldaten, die sich und ihre Kameraden mit Selfies und Videos aus der Ukraine verewigen und über Gefallene in ihren Einheiten reden.
Es gibt TV Rain (Doschd), Echo Moskau, Kommersant, Gaseta.ru, Moscow Times und viele mehr, die versuchen, unabhängige Berichterstattung aus und in Rußland am Leben zu erhalten. Die berichten ständig und werden dafür massiv bedroht und schikaniert.
Soros ist so unbeliebt bei mehr oder weniger jedem, angefangen von der amerikanischen Rechten, der jüdischen Rechten (der „Judenrat“) bis hin zur deutschen Linken, daß ich denke daß er schon etwas tut, um sich so unbeliebt bei so vielen Leuten zu machen ;)))
Man soll die Kirche im Dorf lassen
USA hat schon Längst Berater
Russland hat seine Berater schon längst in der Ukraine
Da sieht man wie was Sinnloses hoch Thematisiert wird , das ist gerade warum das i einen Punkt oben hat
Aber wie das für Deutschland aussieht ist den Vorgaben der die BND und Regierung an die Presse gibt nicht drin , deshalb können die Zeitungen auf dieses Thema nicht eingehen
@wacaffe
Ich denke das sind Grundlagen und sollen die Aufklärung erschweren, die Bundeswehr kennt das übrigens auch aber vieles ist in Vergessenheit geraten.
Satz 212.ZDv 37/10: Alle am Kampfanzug getragenen Tätigkeits-, Leistungs-, Sonder-, Verbands- und internen Verbandsabzeichen sind im Einsatz-Fall bzw. bei entsprechender Alarmstufe zu entfernen.
Lesenswerter Artikel von Christopher Miller von beiden Seiten der Front: „Grim scenes as civilians flee eastern Ukraine“
Das entwickelt sich bzw. ist schon beinahe ein proxy war in Europa.
@axel _f
„Satz 212.ZDv 37/10: Alle am Kampfanzug getragenen Tätigkeits-, Leistungs-, Sonder-, Verbands- und internen Verbandsabzeichen sind im Einsatz-Fall bzw. bei entsprechender Alarmstufe zu entfernen.“
der nächste satz lautet dann wohl „im anschluss sind die „punisher“ und „pork eating crusader“ patches zu applizieren“
;-)
@wacaffe
Das Hoheitszeichen – die SRG-Trikolore – ist noch immer Ausweis des Kombattanten-Status (hoheitliche Aufgaben – ich bin da eigen, auch bei befreundeten Nationen im deutschen Dress – das ist das eben abzutrennen und durch die eigenen nationalen Symbole zu ersetzen).
Davon ab würden mir keine Kameraden mit zweifelhafte/n/r Abzeichen / Bekleidung („Infidel“ u.a.) den Compound verlassen, und sebst im Lager das nicht tragen dürfen. Schon aus persec.
„Wenn sich die Fronten wieder stabilisiert haben, dann werden beide Seiten wieder aufeinander zugehen müssen.“
Träumen kann man schon noch. Real geht es da nur um Macht. Poroschenko und Jazenjuk wollen das jetzige Machtsystem, wo in Kiew selbst die Kleinsten Entscheidungen in den Regionen getroffen werden bei behalten. Der Kreml will Kiew eine Dezentralisierung aufzwingen, mit mehr Autonomen Oblasten. Die Oblasten mit engen Russland Verbindungen werden danach Kiews EU und Nato Kurs stoppen. Das mit der Kleptokratier wird wohl auch schwieriger. Der brutalste Klepto Ukr Oligarch ist der bester Freund von Poroschenko und Jazenjuk. Daher habert das ein wenig mit Reformen.
Realistisch gesehen, wird wohl irgendwann Kiew die Puste ausgehen bzw. der Westen kein Lust mehr dafür zu zahlen. Danach entstehen gleich mehrere Transnistrien.
Die Kiewer Umschuldungspläne sehen so aus, dass man nur die Zinsen der Eurobonds senken will und deren Rückzahlung strecken will. Damit werden die schnell scheitern.
der beitrag war ja auch eher als leichte muse gedacht :)
Zwei Randbemerkungen: Das geht hier bisweilen munter durcheinander… hm, vielleicht bei diesem Thema unvermeidbar. Der Ton ist… noch im grünen Bereich.
Was nicht im grünen Bereich ist: mir zehn Stunden nach diesem Eintrag kommentarlos einen Link hier reinposten zu wollen, der auf den oben zitierten Brookings-Bericht verweist, der Grundlage dieses Eintrags ist. So was empfinde ich, pardon, als Verarsche. Der Kommentar ist im Müll, der Autor auf moderiert (nur damit der sich nicht wundert).