Psychische Erkrankungen nach Bundeswehr-Auslandseinsatz 2014 um ein Viertel gestiegen
Die Zahl der Bundeswehrsoldaten, bei denen nach einem Auslandseinsatz neu eine Post-Traumatische Belastungsstörung (PTBS) oder eine andere psychische Erkrankung festgestellt wurde, ist im vergangenen Jahr um gut ein Viertel gestiegen. Unter anderem wurde 2014 bei 204 Soldaten PTBS neu diagnostiziert, das sind 55 mehr als im Jahr zuvor. Das berichtet das Fachportal Angriff auf die Seele unter Berufung auf das Psychotraumazentrum der Bundeswehr in Berlin.
Der Statistik liegt die Fortschreibung der im Januar veröffentlichten Zahlen der Bundeswehr zu Grunde, die die Zählung bis Oktober 2014 enthält. Nach Angaben von Angriff auf die Seele meldeten sich im vergangenen Jahr 431 Einsatzsoldaten wegen einer möglichen PTBS-Erkrankung, von denen bei 204 dieses Krankheitsbild festgestellt wurde. Darüber hinaus wurden 214 Soldaten mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen registriert. Insgesamt seien 75 Soldaten mehr als 2013 mit psychischen Erkankungen nach dem Einsatz verzeichnet worden, was einer Steigerung um 25,6 Prozent entspreche.
Die Zahl der Soldaten, die wegen PTBS in – oft jahrelanger – Behandlung oder Therapie sind, stieg nach dieser Statistik um rund 370 an: Im vergangenen Jahr wurden wegen dieser Erkrankung 1.697 Soldaten behandelt, die meisten von ihnen nach einem Einsatz in Afghanistan. 2013 waren es noch 1.423 gewesen.
Die ganze Meldung mit der Statistik hier.
(Archivbild 2010: Hubschrauber-Außenlandung in Afghanistan – Bundeswehr/PIZ Einsatzführungskommando)
@zulu1975
Sie sind damit Sicherheit kompetenter als ich, aber täuscht mein Eindruck, dass im Vergleich zum reaktiven Aufwand sehr wenig im Bereich Prävention getan wird, womit ich mit Prävention nicht die Sensibilisierung für die Anzeichen von PTBS meine, sondern die gezielte Stärkung von Belastbarkeit und Resilienz beim einzelnen Soldaten?
Ich stieß persönlich auf das Thema, als es um die Untersuchung der Faktoren ging, die zur außergewöhnlichen Belastbarkeit der Aufständischen in Afghanistan beitragen. In dem Zusammenhang wagte jemand einmal einen direkten Vergleich zwischen der Weltanschauung der Aufständischen und unserer ZDv 10/1. Der Aufständische weiß genau, warum es richtig ist, wenn er seinen Gegner tötet, und warum er keine Angst davor haben muss, selbst getötet zu werden. Wie sieht es bei unseren Soldaten im Vergleich dazu aus?
@Max Ibl
Da sind wir einer Meinung. In den achtziger Jahre, ich denke es war so um 1985/86 gab es bei der Bundeswehr die Schriftenreihe “ Kriegsnah Ausbilden“. Diese Kriegsberichte waren ungeschönt und sollten an diverse Gefechtssituationen erinnern. Sie waren im Taschenkartenformat ausgelegt. Wir hatten als Ausbilder vom Kdr. den Auftrag diese Taschenkarten anzuwenden und realitätsnahe Szenarien zu schaffen. War meiner Meinung nach ein guter Ansatz, die unterstellten Soldaten zu stabilisieren.
MkG
zulu1975
@Max Ibl
Unsere Gesellschaft ist deutlich weniger gewalttätiger als die unserer Väter, Großväter und Ur-Großväter.
Seinerzeit war körperliche Züchtigung als erste Gewalterfahrung in der Familie / Schule / am Ausbildungsplatz / in der politischen Auseinandersetzung noch gang und gäbe.
Auch Siechtum und Tod war nichts ungewöhnliches, auch im Familienkreis. Auf dem Land kam Tierhaltung und Hausschlachtung hinzu.
Die Frage ist, ob und wie man Soldaten (wieder) da heranführt.
Nicht umsonst waren im WK1 die (einfältigen) Bauernburschen deutlich robuster als die städtische Intelligenz, welch‘ letztere sich dann als Führer eben zum Durchhalten verpflichtet und Vorbild gebend sah.
Das andere „Problem“ ist das gewollte Töten / Kampfunfähigmachen des Gegners. Amerikanische Studien aus dem WK2 zeigen. daß oftmals bewußt daneben oder ins Blaue geschossen wurde.
Der gezielte Einzelschuß ist im wirklichen Leben heutzutage sehr belastend. Vielleicht hilft es, wenn man den Gegner nicht „als Mensch“ anspricht, was aber niemand zugeben würde.
Gut möglich, daß uns die USA da seinerzeit zivilisatorisch voraus waren.
,@Thomas Melber
Da wurde aus politischen Gründen bevorzugt vom Land rekrutiert, d.h. die waren ausgebildet die Städter nicht unbedingt
@ max ibl et al.
und um genau diese sterilität der hiesigen lebenserfahrung aufzubrechen und adäquat auf die einsatz/kriegsrealität vorzubereiten müsste man als souveräne armee die erfahrungne die das zivillleben nicht mehr bietet bereitstellen.
Durch fordende auch physische und psychische grenzen auslotende Ausbildung die im besten Sinne „kriegsnah“ ist.
das ist dann kein reaktionäres schleifen sondern gelebtes institutionelles verwantwortungsbewusssein.
leider passiert in der BW das genaue gegenteil. man kapituliert bei jeder sich bietenden gelegenheit vor dem zeitgeist einer provinziellen Zivilgesellschaft und wundert sich dann das die Soldaten gewissen auslandserfahrungen nicht mehr gewachsen sind. belastbarkeit ist ein produkt vorheriger erfahrungen. wenn die fehlen….PTSD.
genau diese deplatzierte zivilisierung des soldatischen ist den soldaten gegenüber zutiefst verantwortungslos
man könnte so vieles machen. Tierschlachtung beiwohnen bzw. selbst durchführen. exkursionen in die forensik. mal in die leichenkammer des lokalen klinikums und und und. Würde aber alles Kreativität und mutige Entschlussfreudigkeit erfordern.
beides Tugenden die dem deutschen offizier mittlerweile eher aktiv ab- als anerzogen werden
@wacaffe
Hat das bei den Briten funktioniert?
was ist „das“ denn?
ins Schlachthaus gehen WWII
müssen sie mir mal einen link dazu geben.
einen versuch wäre es jedenfalls wert. laienpsychologisch würde ich sagen das es sinnvoll ist menschliche innereien schon vor einsatzbeginn mal gesehen zu haben und richtig kontextualisieren zu können. bevor sie einem im orient um die ohren fliegen.
überhaupt mal über das thema desensibilisieung zwecks ptsd prävention nachzudenken wäre ja schon was. passiert aber offenbar nicht
wacaffe | 09. Februar 2015 – 21:06
Keine Ahnung was Sie so rauchen oder sonstwie zu sich nehmen; aber ihre gewagten Statements und Analysen, bemerkenswert. Kommen Sie vom Dorf?
@Heiko Kamann
Wer dem Tod und den Garstigkeiten, die dazu gehören (z.B. töten) erst im Einsatz begegnet erleidet quasi einen Realitätsschock.
Es ist besser, den Soldaten in der Heimat darauf vorzubereiten.
Nicht von ungefähr ist die größte Herausforderung im EK1 die Zubereitung einer Mahlzeit aus zunächst noch lebenden Zutaten (Huhn, Hase).
na dann beglücken Sie uns doch mit Ihrer Weisheit
süffisante hablsätze lassen lassen meist mehr rückschlüsse über den autor als den adressaten zu
@wacaffe
War in einem Buch
Ganz etwas anders, zum oben eingestellten Foto:
Wer uebernimmt denn die Sicherung der zielgerade zum Helo laufenden Gruppe?
Muesste sich der Letzte nicht sichernd rueckwaerts bewegen oder ist das nur ein fake Vorgang. Treibt die Angst die Gruppe blind in den Sicherheit(?) bietenden Helo?
@MikeMolto:
Wahrscheinlich wird von der Gruppe gesichert, die das Foto gemacht hat.
@ thodan
okay. wie gesagt mir geht es eher um den impetus und weniger um die konkrete methode den soldaten an existenzielle situationen und zeitlose aspekte des soldatenberufes (tod im Sinne von Toten/verwundung im sinne von Wunden/mensch im sinne von ziel repsektive leiche usw) zu gewöhnen und das ganze zumindest im ansatz mal reflektiert zu haben.
wie man das am didaktisch am sinnvollsten gestaltet ist diskussionswürdig. das man es machen muss ist imho selbstverständlich
@MikeMolto
Mangelhafte (Rundum-) Sicherung, auch im Einsatz, ist mir schon öfters aufgefallen.
Das schreit nach Trollwiese. Muss das sein?
Der hier absehbare Schlagabtausch führt nur dazu, dass alle Beteiligten sich auf der Trollwiese wiederfinden…
wacaffe | 09. Februar 2015 – 21:31
Thomas Melber | 09. Februar 2015 – 21:28
Ach, ich gehöre gerade noch der Generation an, die „Hausschlachtung“ und „Hausgeburt“ als normal erlebt hat.
„Nicht von ungefähr ist die größte Herausforderung im EK1 die Zubereitung einer Mahlzeit aus zunächst noch lebenden Zutaten (Huhn, Hase).“
Also, wenn das die „größte Herausforderung“ für einen Einzelkämpfer der Bundeswehr ist …
Es hat mich nicht verroht und es geht nicht um (meine) Weisheiten. Aber es hat für mich den Anschein, das die Bundeswehr mit dem Erlebnis des verlorenen Krieges in Afghanistan falsch umgeht.
PTBS wird auch verstärkt durch das „Nichtstun“ der Soldaten. Was machen denn die verbliebenen in Afghanistan derzeit?
@huey: Bzgl. Einsatznachbereitungsseminar erneut ein Volltreffer.
Mit ein paar Tricks kann man das schwänzen. Oder hat jemand Lust nach längerer Abwesenheit in seiner knapp bemessenen Zeit quer durch die Republik zu reisen, um in einem Hotel 2 Tage mit Kameraden zu verbringen, die man zum ersten Mal sieht und in ganz anderen Verwendungen im Auslandseinsatz standen? Hinter dieser Art der Zwangsbeglückung steht natürlich das Denken in Einsatzkontigenten. Die, die regelmässig unregelmässig in die Einsätze pendeln finden sich dort nicht unbedingt wieder.
Man kann wohl seine Ehefrau mitnehmen (auch Kinder). Ist diese berufstätig stellt sich das wie folgt dar?
Kurz: Für mich habe ich da nur Nachteile gesehen. Es gibt halt Verwendungen, da kann und möchte man seinen knapp bemessenen Feierabend nicht woanders verbringen. Aber es gibt sicher positive Erfahrungen Anderer. Ich weiß das es für Einige erst der eigentliche Abschluss des Auslandseinsatzes gewesen sein soll.
Es gibt halt Selbstgaenger.
Wie von 9/11 die sogenannte ‚Sicherheitsindustrie‘ mit all den vielen (weltweit) Millionen Mitarbeitern das grosse Geschaeft ist,
So haben auch die bisher mehr im Unbeachteten lebenden Psychologen und Psychiater der Bw-Sanitaet (und natuerlich Konsultierte) endlich ein zutraegliches und andauerndes Betaetigungsfeld gefunden. Und diese sind es ja auch welche die Berichte und Statistiken veroeffentlichen.
– no hard feelings….
@all
Psychische Erkrankungen treten in unserer Zeit immer mehr in das gesellschaftliche Leben, weil man langsam anfängt ihre Gründe zu kenne und zu analysieren. Außerdem bestehen immer mehr Möglichkeiten diese Erkrankungen zu behandeln.
Eine, wie hier leider immer wieder aufkommende Meinung, dass eine Abhärtung positive Auswirkugngen hat teile ich nicht (aus eigener Erfahrung).
Unsere Gesellschaft hat sich verändert, ob gut oder schlecht ist dabei irrelevant, und genauso die Umgangsform mit Problemen. Ein Berufen auf alte „Methoden“ ist nicht immer zweckführend. So ist zum Beispiel unser Wertebild stark verändert worden durch die Geschichte und damit auch der Umgang mit menschlichen Leben.
Ein Soldat ist primär ein Mensch in einer bestimmten Kultur. Und wenn diese Kultur keine unmitellbare Gewalt möchte bzw die Bevölkerung diese ablehnt, dann gehört das in meinen Augen auch zum Soldaten dazu.
(Gern wird hierbei leider auf „alte“ Zeiten und „früher war vieles besser“ Mentalitäten zurückgegriffen…)
By the way: Auf PTBS kann man sich nicht vorbereiten bzw abhärten. Es können immer Situationen auftreten die man so noch nie erlebt hat, oder sich gar vorstellen konnte.
Mein Opa erzählte nie viel vom Krieg. Betont hat er aber immer, dass alle verändert wurden. Und zwar oftmals nicht zum Guten. Und in den Zeiten des WK1 + WK2 gab es meiner Meinung nach mehr als genug „Abhärtung“ für die Soldaten.
Vielliecht schrieben auch deshalb einige wichitge Männer: „Es soll nie mehr Krieg von deutschen Boden ausgehen“
Was ich persönlich sehr belastend finde ist das ich schon 2 mal aus dem Einsatz zurück gekommen bin und z.B. irgendwelche neuen vorgesetzten mir wieder erklären wie das g36 funktioniert. Ich bin damals echt gerne zum Bund gegangen aber mittlerweile habe ich schon richtigen hass jede Woche zum Bund zu gehen. Ich fühle mich einfach unterfordert, antriebslos und körperlich einfach nicht mehr auf der höhe, keine Ahnung ob das ptbs ist? Ich denke so wie es mir geht wird es vielen Soldaten gehen? Und das enbs ist einfach fürn arsch es wird befohlen daran teilzunehmen und sitzt dann einfach 2 Tage mit nicht ausreichend geschulten Personal und regt sich wieder über Sachen auf die eigentlich schon längst abgehackt sind und nimmt das dann wieder mit ins Privatleben. Und das alles wird auch nicht besser wenn man für eine Woche Gefechtsdienst 30Schuss Manövermunition bekommt. Und das Geld lieber in irgendwelche Fernseher gesteckt wird :-)
Diese passive Haltung („ob gut oder schlecht ist dabei irrelevant“) würde dem Auftrag sowohl dem Amtseid des politischen Entscheidungsträgers als auch dem Eid des Soldaten widersprechen und wäre für beide Personenkreise pflichtwidrig. Der politische Entscheidungsträger muss, wenn er seine Pflicht erfüllen will, Entwicklungen danach bewerten, ob sie gut oder schlecht für ein Land sind, und kann sich nur zum Schaden des Landes hinter der Position verstecken, dass es gut und schlecht als Kriterien ja eigentlich nicht gebe, sondern nur neutrale Veränderung.
Das gleiche gilt für Ausreden von militärischer Seite, die Toleranz gegenüber abstellbaren Schwächen und Mängel mit dem „Spiegelbild der Gesellschaft“-Thema rechtfertigen wollen.
Das bedeutet in Abänderung ihrer Aussage: Wenn diese Kultur keine unmitellbare Gewalt möchte bzw die Bevölkerung diese ablehnt, dann muss dem eben korrigierend entgegengewirkt werden, wenn die Sicherheit dieses Landes es erfordert. Eine verantwortungsbewusste Politik würde solchen fehlgeleiteten Stimmungslagen nicht populistisch nach dem Mund reden, sondern würde den Menschen erklären, warum diese Stimmungen der Lage nicht angemessen sind.
Für die Ausbildung des Soldaten bedeutet dies entweder, dass Personen mit gemessen am Auftrag falschen und unangemessener Haltung (auch in ihrem eigenen Interesse) aus der Armee herausgehalten bzw. entfernt werden oder dass man sie dazu in die Lage versetzt, zu einer dem Auftrag angemessenen Haltung zu gelangen. Der Soldat ist schliesslich kein nur mit einer Uniform verkleideter Staatsbürger, sondern hat einen Auftrag zu erfüllen, was er nicht kann, wenn er mit dem legitimen Zufügen und Ertragen von Gewalt so schlecht zurechtkommt wie der Rest der Gesellschaft.
Ich hoffe, der Kommentar geht mit den neuen Funktionen nicht unter, aber:
Es scheint ja so, das viele, die unter PTBS leiden, eben gar keinen Kontakt mit „Tod und Verwundung“ haben-eben die „Drinnies“…
(Und nochmal: Ich benutze „Drinnies“ und „Draussies“ einzig als Unterscheidungsmerkmal für 2 verschiedene Gruppen mit 2 verschiedenen Aufgaben….nicht als „Wertung“….dennn ich weiß (auch aus eigener Erfahrung), das ohne die 8 Soldaten, die hinter einem Soldaten im Einsatz stehen, nichts funktioniert…
In diesem Zusammenhang kann ich berichten, das ich aus eigener Erfahrung erlebe, das es gar nicht mal die Zeit „im Einsatz“ ist, die so stark belastet, sondern die Zeit, in der man dann „wieder zu Hause ist“, ohne wirklich zu Hause zu sein…
In meiner derzeitigen Verwendung verbringe ich jedes Jahr zwischen 8 und 10 Monaten im Einsatz…..dafür bin ich aber die restliche Zeit „Vollzeit“ zu Hause……das macht einiges aus…
Ich verstehe bis heute nicht, warum Soldaten, die 6 Monate im Einsatz waren, im Anschluß nicht (notfalls gezwungenermassen) für mindestens 4 Wochen zu Hause im „Urlaub“ sein können……?
„Auf PTBS kann man sich nicht vorbereiten bzw abhärten“
Diese Aussage habe ich so oft gehört….und dennoch wird sie deshalb nicht wahrer…
„Hungern und Frieren müssen wir nicht lernen….“ (Die Antwort auf die Anfrage an den Kommandeur eines Transporthubschrauberregiments, Piloten auf den „Combat Survival Course“ nach Pfullendorf zu schicken anstelle des „Kuschel-Überlebenslehrgang“ in Altenstadt).
„Kaputte Knie und Blasen können sie sich in ihrer Freizeit holen“ (als Antwort auf den Vorschlag, wie vorgegeben regelmässig Test-Märsche mit Gepäck anzubieten anstatt 2x im Jahr einen Leistungsmarsch abzulegen).
Fakt ist:
„Leiden“ muss man lernen…..es ist so.
Wenn man sich einmal Bücher wie „Hinter dem Stacheldraht“ oder „Geistersoldaten“ durchliest, dann wird klar, das die Menschen, die vorher schon „dürftig“ gelebt haben, in Kriegsgefangenschaft deutlich länger durchgehalten haben als die „Verwöhnten und Verweichlichten“ .
Ich möchte hier auch gar nicht die Schrecken zweier Weltkriege mit den bisherigen Einsätzen der Bundeswehr vergleichen-das wird keinem der Soldaten gerecht……ich sehe bei der Bundeswehr höchstens einige wenige Einzelfälle, die überhaupt etwas „Schreckliches“ erlebt haben…..
Wenn PTBS auch aus „Langeweile“ und „Unterforderung“ entstehen kann, dann muss man sich schon fragen, wie man dem entgegen wirken kann….
Natürlich wird es keinen „Präventionskurs“ gegen PTBS geben…….
Was man aber machen könnte:
-Verpflichtung zur körperlichen Gesunderhaltung (es ist bei der Bundeswehr trotz diverser Eingaben Immer noch nicht üblich, Soldaten im Einsatz eine Fitness-Möglichkeit zur Verfügung zu stellen…diese werden i.d.R. von einigen wenigen Fitness-begeisterten irgendwie in Eigenarbeit aufgebaut-und allzu oft von irgendwelchen „Unfall-Beauftragten“ stillgelegt, weil sie keine „Tüv-Vorschriften“ erfüllen).
-Im Anschluß an einen Einsatz sollte ein „Zwangs-Urlaub“ erfolgen, so das Soldaten mit ihren Familien Zeit verbringen können (z.B. 4 Wochen)…..
-Abschaffung der Einsatznachbereitungsseminare. Diese sollten bei Bedarf mit den Beteiligten Soldaten abgehalten werden (z.B. nach Angriff auf einen Konvoi……so könnten die Soldaten gemeinsam erlebtes aufarbeiten)
-Und schlussendlich: Drastische Reduzierung der Soldaten im Einsatz. Es besteht KEINE Notwendigkeit, den kompletten Stab mit in einen Einsatz zu nehmen…die Bürokratie MUSS absolut ausgedünnt werden; die Bedingungen in den Einsätzen muss zudem geändert werden…..
-Internet-Möglichkeit (gratis für die Soldaten), TV in Gemeinschaftsräumen anstatt in den Containern (zu viele Soldaten verbringen den ganzen Tag alleine vor dem TV in ihrem Container), Fitness-Möglichkeit und absolutes Alkohol-Verbot im Einsatz wären ein Anfang….
Sie müssen sich da gar nicht so echauffieren. Mit Verlaub, ich beschimpfe niemanden und wenn jemand als Troll bezeichnet wird, weil er eine kontroverse Meinung hat, dann…ja dann soll es so sein.
Vielleicht befassen Sie sich mal mit den Ergebnissen der amerikanischen Streitkräfte zum Thema „Moral“. Seit Beginn des zweiten Weltkriegs wird nichts unversucht gelassen, um die eigene Truppe im besten Licht erscheinen zu lassen. Es wird nichts unversucht gelassen, um kritische Berichterstattung zu unterbinden. Aus zwei Gründen: möglichst viele Freiwillige zu rekrutieren und um die Moral der Truppe zu stärken. Schlechte Moral führt zu mehr Krankmeldungen. Das ist zum Glück keine Erkenntnis von mir…. Wie gut ist denn die Moral, wenn man in der eigenen Presse und Teilen der Bevölkerung als „Mörder“ beschimpft wird??
Wie gesagt, wenn ich deshalb ein Troll bin…dann soll es so sein.
mfg
Es ist immer tückisch mit bestimmten Diagnosen zu hantieren ohne den betroffenen Patienten zu kennen. Es gibt bei nicht wenigen Patienten, die mit einer primären Störung oder Erkrankung zum ärztlichen, nicht-ärztlichen Therapeuten gehen, eine Vielzahl an relevanten Nebendiagnosen, die das Erkrankungsbild nachhaltig prägen oder auch erst bedingen. Wenn gleich eine Primärdiagnose gestellt wird, sind obige Nebendiagnosen häufig kontribuierend und in der Gesamtschau ist der Patienten zu betrachten.
Wie die Diagnosestellung PTBS zustande gekommen ist, lässt sich nicht verallgemeinern. Es obliegt dem Therapeuten, idealerweise dem therapeutischen Team diese zu stellen – es gibt aber durchaus die Möglichkeit die Diagnose zu stellen, obwohl nicht zutreffend oder nicht zu stellen wenn zutreffend.
Es ist den Interessierten folgende Leitlinie zu empfehlen: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-010.html
Danke @cab und @huey.
Wenn bei der OSLw jahrelang der Überlebenslehrgang nur noch fakultativ war, braucht man sich über Stressresistenz keine Sorgen machen.
Machen wirs einfach ein bisschen wie die US-Amerikaner oder noch besser.
1. Alk weg.
2. Sport im Einsatz und zu Hause als Selbstverständlichkeit.
3. Nach Rückkehr family first.
4. Freies Internet
5. Fortbildungsmöglichkeiten im Einsatz (BfD)
Natürlich haben amerikanischen Streitkräfte ebenfalls mit PTBS zu kämpfen. Rührt vielleicht aus der im Vergleich sehr langen Einsatzdauer und der stärkeren Involvierung in Gefechte.
Ich kann nur vermuten…
Ein sehr persönlicher Einblick
Fehler Sechsdreizehn
Triggern. Viele Momente in Franks Alltag katapultieren den 45-jährigen Soldaten zurück zu Erlebnissen und Erfahrungen, die er eigentlich vergessen möchte. Seine Seele ist schwer erschüttert. Er leidet an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS).
http://t.co/EBgqUkoA7b
Ich arbeite hier in England ehrenamtlich mit ehemaligen Angehoerigen der Streitkraefte. Kann mir jemand sagen, wo ich die beiden Publikationen „Kriegsnah ausbilden“ und „Einsatznah ausbilden“ bekommen kann?
Auch auf die Gefahr hin dass ich hier jetzt verbal gesteinigt werde möchte ich jetzt doch auch noch meine zwei cent dazugeben.
Ich verstehe einige der Kommentare hier absolut gar nicht. So oft echauffiert man sich hier – und das fast immer aus gutem Grund – über Kommentare von Politikern, Journalisten etc. etc. die entweder keine Ahnung von militärischer Materie haben oder mangelnde Solidarität mit Soldaten und der Bundeswehr zeigen, aber hier macht man genau das selbst.
Zum einen muss man sagen dass die meisten wohl keine Ahnung haben was PTBS ist. Ich bin selbst kein Experte und weiß selbst nur das grundlegendste zur Materie, was aber immer noch wesentlich mehr als bei den meisten hier zu sein scheint. Hier gibt es wirklich einige höchst zweifelhafte Kommentare mit noch viel gefährlicherem Halbwissen als ich es selbst habe. Der Unterschied ist, dass ich keine wilden Behauptungen aufstelle.
Ich möchte hier niemanden spezifisch herauspicken (obgleich sich jetzt wahrscheinlich sehr viele Leute auf den Schlips getreten fühlen), aber einfach mal als generellen Punkt die Diskussion hier in eine leicht andere Ecke führen. PTBS ist natürlich nicht auf Angehörige des Militär, der Polizei oder der Feuerwehr beschränkt – und wenn man sich andere Fälle anschaut dann fallen viele der Argumentationen hier schon durch. PTBS kann beispielweise bei Unfallopfern auftreten. Es gibt genug Leute die einen Verkehrsunfall erleiden können und mal abgesehen vom unmittelbaren Schock den es vielleicht gibt absolut in Ordnung ist. Das heißt aber nicht, dass die die es entwickeln schlecht ‚vorbereitet‘ sind in irgendeiner Weiße. Man ist immer noch dabei heraus zu finden warum PTBS genau entwickelt wird, aber mangelnde Vorbereitung oder gar Langeweile sind bestimmt nicht als Ursachen identifiziert auch wenn gerade das mit der Vorbereitung immer wieder erwähnt wird.
Und um auf den zweiten Punkt zu kommen – hier sind einige Leute in ihren Posts dann auch schlich und ergreifend unsolidarisch. Da schreiben einige heutzutage wird den Leuten eingeredet dass sie PTBS hätten durch Medien, Psychologen…den Zeitgeist. Jetzt gibt es aber Soldaten die PTBS entwickelt haben. Wurde dass denen bloß eingeredet. Sind dass bloß die die zu empfänglich sind für derlei Humbug? Wahrscheinlich will das niemand gemeint haben mit deren posts, aber implizit haben dass alle gesagt. Auch die Unterscheidung von drinnies und draußies, auch wenn man noch so oft beteuert es nicht wertend zu meinen, ist implizit eine Wertung. Vor allem wenn man es dann damit verknüpft welche Gruppe öfter PTBS entwickelt und dass es bei einer der Gruppen ja nur von Langeweile kommen kann.
Wahrscheinlich wäre es besser wenn die ganze BW nur aus superhardcore special operators bestehen würde. Dann hätte man keine auf Langeweile basierende PTBS mehr, alle wären draußen und sowieso bestens vorbereitet, i.e. kein PTBS mehr, weil man ja superhardcore ist.
1. Wie sieht die „perfekte“ Vorbereitung für Auslandseinsätze aus, um PTBS zu verringern? Wie ist zum Vergleich die Vorbereitung der Bw zu sehen?
2.Wie sieht die „perfekte“ Prophylaxe während des Auslandseinsatz aus? Wie schneidet da die Bw ab?
3. Wie sieht die „perfekte“ Nachbereitung nach einem Auslandseinsatz aus? Wie schneidet die Bw ab?
Konzentrieren wir uns bisher zuviel auf 3. bzw. mittlerweile auch auf 2.?
Wie siehts mit 1. aus?
@Dr. Sabine Pitcher
Beide Bücher sind „im wesentlichen“ gleicht, das erste war „Kriegsnah ausbilden“. ‚wurden vom Heeresamt herausgegeben.
Beide werden aber nicht mehr aufgelegt, die gibt es nur noch im Antiquariat / Ebay oder Amazon.
Vielleicht hilft auch „Men under fire“ o.ä.
@ Dr. Sabine Pitcher
Beide Publikationen sind unter https://de.scribd.com/books zu finden.
@Dr. Sabine Pitcher
3 Tage haben sie für die Akquise noch
http://www.ebay.de/itm/Kriegsnah-Ausbilden-Hilfen-fur-den-Gefechtsdienst-aller-Truppen-Bundeswehr-/261763519655?pt=Militaria&hash=item3cf25254a7
Bei uns würde die nutzung wohl wieder teutonisches hyperventilieren auslösen.
ich zietiere mal aus einem vorschaubild
http://i.ebayimg.com/t/Kriegsnah-Ausbilden-Hilfen-fuer-den-Gefechtsdienst-aller-Truppen-Bundeswehr-/00/s/MTIwMFgxNjAw/z/4cgAAOSwxYxU1RLS/$_57.JPG
besser kann man es nicht formulieren. Heute wird jedoch das diametrale gegenteil gemacht. anders gesagt: wenn der systemadministrator auf feind trifft=PTSD
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@ axel-f
Danke für den script link!
vielleicht können einige ausbilder sich da ja mal ohne quellenattribution bedienen ;-)
@wacaffe: Warum ist mir sofort das Werbevideo der Pferdeliebhaberin eingefallen?
Gibt es eigentlich auch Zahlen zu dem Alter der Betroffenen?
Tritt es bei jüngeren(20-35) öfter auf wie bei älteren(35+)?
Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Als ich 2001 die Diagnose PTBS erhielt und mir nahegelegt wurde mich deswegen an die Bundeswehr zu wenden, war die Antwort der Bundeswehr damals „Ihr Einsatz ist noch nicht lange genug her, PTBS tritt frühestens 10 Jahre nach den Belastungen auf“.
Heute hat sich viel getan, Depressionen werden nicht mehr als Mädchenkrankheit gesehen, Der 2×2 Meter „Elite“ Fallschirmjäger darf heute genauso Depressionen haben wie der 1,65 Meter Schreibfunker. Das noch mehr getan werden kann ist klar, mehr geht immer!
Ein erster Schritt wäre m.M.n. zeitnahe Aufbereitung von Geschehnissen, damit haben wir auf dem Balkan gute Erfahrungen gemacht. Vormittags gabs ein Vorkommnis, Nachmittags haben alle betroffenen zusammengesessen und schon darüber geredet. Sowas senkt die Selbstmordrate und Spätfolgen werden evtl. schon früh reduziert.
Ob man wirklich Menschen aus unserem Kulturkreis abhärten kann, wie einige hier schreiben, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass eine Abstumpfung gegen Gewalt nicht erstrebenswert ist.
Übrigens mein erstes Seminar zur Einsatznachbereitung hieß noch „Reintegrationsseminar“, war zwei Tage lang und fand im Besprechungsraum der Bereitschaftspolizei direkt neben dem Schießstand statt. Auch hier hat sich einiges getan :D