von der Leyen und die Welsh Guards
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war am (gestrigen) Donnerstag bei ihrem britischen Kollegen Michael Fallon in London. Die Mitteilung zu dem Besuch hier; aber eigentlich erwähne ich das nur, weil ich die Ehrengarde der Welsh Guards für die deutsche Ministerin so schick finde.
(Foto: HE Dr Ursula Von Der Leyen, the Minister of Defense of Germany inspects a Guard of Honour before meeting Secretary of State for Defence The Rt Hon Michael Fallon MP. She was received by a Guard of Honour found by Number 2 Company 1st Battalion Welsh Guards commanded by Major James Aldridge – Chief Photographer Harland Quarrington/Ministry of Defense/Crown Copyright under MoD News License)
Aber anscheinend hielt es Secretary of State for Defence The Rt Hon Michael Fallon MP nicht für nötig, seinen Gast schon draußen zu begrüßen. Ob sich die Ministerin erst bis zu seinem Büro durchfragen musste?
@ Gramm | 12. Dezember 2014 – 12:54
So ist sie, die Sprache der Diplomatie.
Besondere Ehrerbietung muss man sich erarbeiten, z.B. durch sicherheitspolitische Zuverlässigkeit. „FKK“ reicht da nicht, insbesondere wenn ein verdammt kalter Winter vor der Tür steht.
Oooh, die Briten mögen uns nicht.
Da müssen wir aber in die Ecke und uns so lange mit der Wertegemeinschaftspeitsche geißeln bis wir wieder wertegemeinschaftlich genug sind.
Im übrigen, schöne Uniformen :)
Sind eben nicht wie unsere „designed by a rabit pacifist with the intent to make the wearer look ridiculous“ (britisches Originalzitat über die BW-Uniformen 1955)
Bemerkenswert finde ich, dass sich hierbei nicht um Soldaten handelt, die (nur) protokollarischen Dienst versehen. Das gilt auch für die sonstigen großen Paraden (wie „Trooping the Colour“).
Minister Fallon schreitet neben UvdL die Front ab, er eird halt blo0 von dem walisischen Säbelträger fast – aber nur fast – ganz abgedeckt…..einfach mal vergrößern das Foto ;-)
@ JCR | 12. Dezember 2014 – 13:08
Eine Uniform mit Bärenfellmütze? Da würden aber in Deutschland PETA und alle BundesempörungsbeauftragtenInnen im Sechseck, nein im Achteck springen …
;-)
Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube Bärenfellmützen gehören eh nicht zur deutschen Heerestradition ;)
Schakos ja, aber ohne Fell. Vielleicht die Hannoveraner…
Aber Säbel, Biesen, lange Mäntel, das ist alles eine nummer schicker als bei uns
@ klabautermann | 12. Dezember 2014 – 13:12
Richtig, danke für den Hinweis.
Puh, da haben wir protokollarisch aber noch mal Glück gehabt …
Außerdem ist auf den Gewehren der Soldaten das Bajonett aufgepflanzt. So was geht ja gar nicht, viel zu martialisch.
Irgendwie ist es ironisch daß Deutschland sich eine militärisch sinnlose Schautruppe für Protokollauftritte leistet, die aber nicht so aussieht, währen UK reguläre Verbände im Turnus dafür abstellt, die dafür aussehen als seien sie zur Show ;)
@ chickenhawk | 12. Dezember 2014 – 13:19
Vielleicht wäre das deutschen Politikern vor eigenen Soldaten auch einfach zu gefährlich. Loyalität ist bekanntermaßen eine Sache, die auf Gegenseitigkeit beruht und da ist man sich der Loyalität seiner Soldaten vielleicht nicht mehr so sicher …
klabautermann | 12. Dezember 2014 – 13:12
Okay, guter Hinweis. Dann nehme ich natürlich meinen ersten Beitrag vollumfänglich zurück.
Neue Verschwörungstheorie: der Minister hat sich extra hinter dem Säbelträger versteckt, weil er nicht gemeinsam mit Frau IBuK auf einem Foto zu sehen sein wollte.
On Topic: diese Kinnriemen, die knapp unter der Unterlippe liegend getragen werden, finde ich unerträglich hässlich.
@ Gramm | 12. Dezember 2014 – 13:31
Womit Sie meine Theorie diplomatischer Missachtung wieder gerettet hätten …
;-)
@ Gramm
Der Kinnriemen ist kein Kinnriemen, sondern sollte mit seiner Kette das Gesicht des Fußsoldaten vor den Säbeln der Kavalleristen schützen, daher kanpp unter dem Mund über die Wange verlaufend.
Ein großgewachsener Offizier mit Bärenfellmütze auf dem Kopf eignet sich wunderprächtig, um sich dahinter zu verstecken ;-)
Wenn jemand schon einmal zu „Trooping the Colour“ in London eingeladen war und das Ganze nicht nur im TV erleben durfte, weiß er, was die Briten da auffahren.
Besonders imposant, wenn es beim Einmarsch der einzelnen Garden regnerisch ist, alles – wie auf dem Foto – in langen, grauen Mänteln kommt und dann die Sonne herauskommt.
Da werden vor hunderten Zuschauern die Mäntel ausgezogen, von „Spezialisten“ eingesammelt und von in Formation vorgefahrenen Geländewagen abtransportiert.
Und dann leuchtet Horse Guards Parade in schwarz, rot und gold …
Hat was …
;-)
Seufz… Irgendwie beneide ich unsere britischen Kameraden ja… (Parade-)Uniform, Säbel, Truppenfahne mit Battle Honours, kurz eben eine Armee mit gewachsenem Selbstverständnis und Traditionsbewusstsein. Wir hingegen berufen uns zwar auf Befreiungskriege und preußische Heeresreformer, geißeln uns aber gleichzeitig mit 12 Jahren dt. Geschichte, hinter der man sich lieber versteckt, anstatt sie ins Gedenken etc. mit einzubinden und sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Dafür haben wir bald Kühlschränke, Flachbildschirme und Klima „auf Butze“ ;-)
PS:
Die Jungs hier ( http://www.deutsche-paradeuniform.de/ ) hat man schlicht solange auflaufen lassen, bis sich das Projekt zerschlagen hatte. Auch eine Art, mit Impulsen „von unten“ umzugehen.
@ Vodoo:
Ach, wer schon einmal in eine „O-Messe“ in London geschaut hat, wird ohnehin blaß.
Was dort an „Traditionszeug“, Silber, edlem Porzellan, Mobiliar etc. zu sehen ist, läßt einem die Augen aus dem Kopf fallen.
Übrigens: Sehr schön auch zu sehen in der ( ich glaube ) 4teiligen Serie „Die Soldaten der Queen“ ( 2010 ? ).
( Allerdings sieht man( n) da auch so manch Skurriles … )
@ BlueLagoon
Naja, lage schwarze Mäntel gab es hierzulande auch schon mal. Ist nur die Frage ob da nicht kritische Stimmen kommen. ironie an: da gab es mal ein schönes Foto von Horst K. bei der Kranzniederlegung für die Holokaustopfer in Polen, inclusive Schlapphut. Dass sah auch schon recht historisch aus mit dem bodenlangen Filzmantel.IR off.
Ich habe nie verstanden, nach welchen Kriterien man einige Teile von Uniformen, wie Biesen, Säbel, preußische Schulterstücke nach dem Krieg hat wegfallen lassen (bis auf die merkwürdige Insel BGS) und andere wie Kragenspiegel, Waffenfarben usw beibehalten hat.
Irgendwie macht das keinen Sinn. Entweder man hätte alles über Bord werfen und eben eine US Army artige Uniform einführen sollen oder aber eben das volle Paket wie die NVA ;)
@Gramm
Ich find die Kinnriemen passen sehr gut und wenn ein Kavallarist mit gezogenem Säbel auf mich zukommen würde, wäre ich froh einen zu haben.
@ Blue Lagoon
@ O-messe
Wer sich bei dem Verein bei dem ich meinen wehrdienst abgeleistet haben in der „historienstube“ ( 332 PZ Gren, wesendorf) ungesehen hat fühlte sich auch eher an die Erzählungen des Urgroßvaters aus der Braunen Zeit erinnert. Die Spitze war die Aussage des Zugführers (haupfeldwebel) „wenn es nach Ihm ginge müssten wir jeden Tag den „landser“ lesen“. Und die Leute waren, soweit ich dass mitbekommen habe, (bis auf ganz wenige ausnahmen), bei den Unteroffizieren und Felbwebeln alle so drauf. Da sind lange Mäntel und Barjonette noch harmlos.
Auch bei den verschiedenen Länderpolizeien in Westdeutschland gab es, wenn ich es richtig erinnere, noch recht lange nach dem 2. Weltkrieg ausgesprochen preußisch anmutende Uniformen, einschließlich der Stahlhelme bei der Bereitschaftspolizei.
Gut meine letzte aussage war OT. Sorry mein Fehler.
hm, ich für meinen Teil finde den deutschen großen Dienstanzug vom Prinzip her gar nicht so übel (auch in der Variante, die das Wachbatallion trägt). Jedenfalls nicht schlimmer als ein Outfit mit Bärenfell-Mütze (mann o mann, wie müssen die früher drauf gewesen sein, sowas zu erfinden. Was die wohl damals geraucht haben?).
Vernünftige Körperhaltung macht übrigens mehr aus als ein paar Gimmicks am Tuch. Was da auf den Fotos manchmal für Figuren im Rock hängen….au weia. Da würde auch ein Säbel nicht weiterhelfen (ganz im Gegenteil).
ach ja, den Umgang mit der preußischen Tradition nach 45 habe ich auch nie verstanden. Deutscher Stahlhelm war bei der BW Teufelszeug, dafür trat dann in Bonn und Berlin der BGS damit auf. Naja, andererseits schwenkte das Wachbataillon noch jahrzehntelang Karabiner mit eingestempeltem Hakenkreuz vor den Staatsgästen herum. Hat man die eigentlich mittlerweile rausgefeilt?
Angesichts der ganzen Probleme der BW in ihrem „Kerngeschäft“ ist das Fehlen von spezifischem Paradegedöns meines Erachtens reichlich nebensächlich. ;)
Der Umgang mit der Wehrmachtstradition ist weiterhin krankhaft, wobei übersehen wird, daß es weit mehr Gegner und Widerstand gegen Hitler in der Wehrmacht gab, als nur den 20. Juli, z.B. die Abwehr als der Militärische Geheimdienst der Wehrmacht war ein Hort und Schutzbereich für Widerständler gegen Hitler, aber stattdessen will man jetzt auch noch Helmut Schmidt als ehemaligen Oberleutnant der Wehrmacht zum Nazi stempeln!
Aber man könnte sich wenigstens auf die Preußische Tradtion stützen, und die Langen Kerls als Preußische Garde wieder aufmarschieren lassen! Die Touristen wären sicher begeistert in Berlin, wenn da regelmäßig die Preußische Garde aufmarschieren würde!
Und da Friedrich der Große die Folter in Preußen verboten hat war Preußen auf jeden Fall viel Fortschrittlicher als die USA, die teilweise nicht mal den Mut haben die Folter wenigstens beim Namen zu nennen oder die Folterknechte der CIA wenigstens vor Gericht zu stellen!
Früher habe ich auch so gedacht, aber wenn man sich anschaut, die Franzosen und die Briten haben im Prinzip genau die selbe dysfunktionale politische Ebene und die selbe desaströse Beschaffungspolitik (Nimrod MR.4, Chinnook HC.3 usw), aber irgendwie schafft es deren Militärs es eher, damit umzugehen.
Eine militärische Führung, die aus gewachsener Tradition heraus ein natürliches Selbstbewußtein hat, kann eben da mehr erreichen als eine, die in einem geistigen Vakuum und reinem Opportunismus operiert.
„Gut aussehen“ kann schon mal viel erreichen.
Wenn man sich historisch anschaut, die Armeen, die auch bei nicht vorhandenem Zeremoniell und extrem schlichten Uniformen etwas reißen oder gerissen haben, haben eins gemein: Sie waren oder sind im Krieg: IDF, Konföderierte, US Army in 2. Weltkrieg usw.
Eine Friedensarmee braucht anscheinend ein bisschen „bling“ um zu funktionieren.
@ Closius
Touristenbelustigung ist nicht unbedingt eine Aufgabe für Streitkräfte finde ich, und schon gar nicht für die Bundeswehr. Die protokollarischen Funktionen des Wachbataillons sind für mich ausreichend, mir wäre bedeutend wichtiger die BW als ganzes löste sich von der mehltauartigen political correctness und erlaubt intern wie extern endlich mal Tacheles.
@csThor: Die Bundeswehr soll einfach Flagge zeigen und dies tut sie auch als Touristenattraktion. Mit Militärparaden genauso, wie auch mit Aufmärschen des Wachbataillons. Das NVA Wachbataillon war auch eine Touristenattraktion und fand es damals nur lustig, daß Preußisch marschiert wurde, aber der Aufmarsch u.a. sich gegen Militarismus richtete, was nicht zuammen passte!
Die BW sollte präsenter in der Öffentlichkeit sein und dazu gehört auch die Touristenbelustigung!
@f28
Man könnte aber z.B. Uniformjacke, Hose und Mantel aus gleichfarbigem Tuch haben.
So haben wir:
– mittelgraue jacke
– dunkelgraue Hose (anthrazit)
– blau-grauen Mantel
und dazu noch ein himmelblaues Diensthemd.
Warum kann man für das Heer nicht analog des Lw-Dienstanzuges oder des Sommeranzuges etwas entwerfen? Und vom Schnitt her darf die dienstlich gelieferte Jacke durchaus etwas bequemer sein.
Weia. Da hab‘ ich ja was ausgelöst. Ist ja fast so schlimm wie das Thema Anzugordnung ;-)
Ich vergaß:
– Pullover
– schwarzen Windbreaker – da sind wenigstens die Klappen schick (schwarz mit silbernen Sternen)
Und ja: die „neuen“ kleinen Offz-Sterne (übrigens aus preußischer Tradition) sind irgendwie „ätzend“.
@TW
Völlig unbeabsichtigt!^^
JCR | 12. Dezember 2014 – 14:13
Den Wunsch nach preußischen Uniformen kann ich jetzt nicht nachvollziehen, ist aber eine Geschmacksfrage.
Der Kern ist doch: Wenn sich Soldaten der Armee unserer freiheitlichen demokratisch Grundordnung in Schale schmeißen, dass sollte das was hermachen und nicht aussehen wie „designed by a rabit pacifist with the intent to make the wearer look ridiculous“.
Entweder man steht als Land zu seiner Armee, dann soll sie auch bei öffentlichen Auftritten beeindrucken, oder man tut es nicht, dann sollte man den Laden ehrlicherweise auch dicht machen.
Wobei ich dieses Uniform- Problem bei den Problemen der Bundeswehr irgendwo auf Platz 9827 verorten würde, es gibt wichtigere Probleme zu lösen. Muss man ja bei FKK-Uschi als Chefin dazuschreiben, sonst beschäftigt sich das BMVg das ganze kommende Jahr mit neuen Uniformen …
Wie wäre es denn mit der Uniform der schwedischen Palastgarde:
http://i.ytimg.com/vi/qv5gIB7Cfaw/maxresdefault.jpg
@ chickenhawk | 12. Dezember 2014 – 15:46
Na, dann aber lieber wie bei den Dänen
So mit richtiger Knarre, Säbel und Fellmütze …
http://de.wikipedia.org/wiki/Wachabl%C3%B6sung#mediaviewer/File:Changing_of_Den_Kongelige_Livgarde,_Copenhagen,_Denmark.jpg
@ chickenhawk
In Schwarz, mit roten Aufschlägen bitte!
Im Ernst, spätestens bei den Stiefeln würde halb Deutschland ausflippen und Lichterketten starten ;-) Die SWE Palastwache (die meines Wissens nach übrigens auch durchs Heer rotiert) ist in live übrigens der Knüller – falls jemand mal in Stockholm ist und etwas Zeit mitbringt, unbedingt mitnehmen! Hellblau sind übrigens die Dragoner, die Garde trägt dunkelblau.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/da/Wachwechsel_in_Stockholm.jpg/1280px-Wachwechsel_in_Stockholm.jpg
Das Problem ist, andere Länder haben reguläre Einheiten, die turnusmäßig so tun, als seien sie eine Schautruppe, wir haben eine Schautruppe, die full time so tut als sei sie eine reguläre Einheit :P
Irgendwie symptomatisch für die heutige Bundesrepublik
Und wieso Preußen? Weil Bayerische Uniformen wären in Berlin auch irgendwie komisch ;)
Vielleicht wäre es echt besser gewesen wenn man wie die Südkoreaner, Südvietnamesen oder Türken in den 50ern gleich 100% Ami gegangen wäre
@JCR
Den Dienstanzug wie beim USMC (nicht die Paradeuniform, brauchen wir auch nicht), das wäre schon gut.
Wie gesagt, beim Sommeranzug hat man es ja auch hinbekommen.
Die Amerikaner haben ja auch eine Einheit nur für protokollarische Aufgaben (1st Battalion,
3rd U.S. Infantry Regiment), die bei bestimmten Gelegenheiten auch historische Uniformen tragen.
Herr Putin hat seine Experten vor einiger Zeit nach London geschickt, um sich anzusehen, wie eine Wachablösung funktioniert.
Wer das mal im Kreml gesehen hat …
Ich fand es schon beeindruckend. Auch die Uniformen dazu …
Die schwedische Palastgarde geht ja gar nicht, weil Pickelhaube(böses Preußen;-))
Wenn man schon keine langen Kerls will, dann ist der Vorschlag von Voodoo mit einer Lützower Jägeruniform als neue Paradeuniform nicht schlecht, schließlich kommt daher unsere Nationalflagge mit Schwarz-Rot-Gold. Nur würde ich im Gegensatz zum dortigen Vorschlag die Uniform doch in schwarz nehmen, und nicht in dunkelblau, weil diese Uniform kann man nicht mit einer schwarzen SS-Uniform verwechseln.
Mit einer Paradeuniform, die öfters gezeigt werden müsste, ginge es mit der BW wenigstens in Sachen Tradition wieder bergauf! Nur sollte der BW Tag auch Tradition vermitteln und entsprechend ausgesucht werden!
@ Closius
Sorry, halte ich nix von. Eine reine Attrappentruppe als Laiendarsteller für Militärfetischisten brauchen wir nicht (die BW gilt wohl international schon als solche). Und Ihre Erwähnung der NVA und ihrer Paradewut ist auch eher deplatziert, denn wenn Zeremonien und Traditionen einen Sinn haben sollen, dann müssen diese auch eine Bedeutung für die jeweiligen Bevölkerungen haben. Als gebürtiger Ossi kann ich Ihnen versichern, daß die ganzen Paraden und das pseudo-preussische Haltungsgetue vielleicht dem Politbüro und dem Offizierskorps der NVA (also den Überzeugungstätern) was gegeben haben, aber den meisten Soldaten (den Wehrpflichtigen) und der sonstigen Bevölkerung schlichtweg egal oder gar zuwider waren. Somit waren sie sinnentleerte Selbstdarstellung einer kleinen Schicht, die sich in ihrer eigenen Propaganda sonnten und gar nicht merkten wie den meisten DDR Bürgern das Getue am Allerwertesten vorbeiging.
Sowas braucht die BW nun wirklich nicht … Selbstbetrug kriegt die intern auch ganz allein hin („Weltklasse“ und so).
@ csThor
Das hat wenig mit „Attrappentruppe“ oder Laienspiel zu tun, wenn sie sich mal in der Welt umschauen; ich würde z.B. die US Marines nicht unbedingt als Kasperletheater verschreien. Tradition spiegelt sich auch in der Uniform wieder – leider hängen wir da noch in den 1950ern fest.
Übrigens war der o.a. Vorschlag einer Paradeuniform beileibe nicht von mir, wie Closius dachte, sondern stellt eine Initiative aus der Truppe dar, die ich hier einmal aufzeigen wollte.
Also, ich mache sowas Unerotisches wie IT. Da gibt’s ein paar relevante Zukunftsfragen, die die Bw noch die Ohren klingeln lassen werden. Wenn ich dafür 10% der Aufmerksamkeit erführe wie für Biesen, Säbel, Pickelhauben, Kragenspiegel, Schulterstücke und sonstigen Militariakram, wäre ich im siebten Himmel.
Also: UvdL besucht ihren britischen Kollegen. Ist samt etwas landestypischem Zeremoniell total normal. Aber was gibt’s denn für gemeinsame Themen? Ich bin sicher, es gäbe welche. Wenn auch unerotischer …
Es ging mir nicht um die Paradeuniform (wobei mir weißgott lieber wäre jede Brigade der BW würde nach einem unangemeldeten Anruf morgens früh 7:00 Uhr einsatzfähig auf einem Truppenübungsplatz bereit stehen). Der Unterschied ist der: Die US Bevölkerung hat als Ganzes einen Bezug zu ihren Streitkräften, deren Aufgaben und Kompetenzen sind gesellschaftlich getragen und Dienst in den Streitkräften wird mit sozialem Ansehen „belohnt“. Dortige Traditionen und Zeremonien pflegen und festigen diese Verbindung. Hier in Deutschland jedoch sind Soldaten nur genau so lange gut wie sie Sandsäcke bei Hochwassern schleppen, Süßigkeiten an Kinder verteilen, Brunnen bohren oder Schulen bauen. Das Kerngeschäft jedweder Streitkräfte wird vom deutschen Michel ausgeblendet solange es geht – und wenn es nicht mehr geht wird es abgelehnt. So existiert schlichtweg keine belastbare Verbindung zwischen Bevölkerung (als Ganzes) und Streitkräften. Rituale und Zeremonien (wie der Zapfenstreich oder öffentliche Gelöbnisse) pflegen hier nichts, sie sind den meisten sowieso egal und locken nur eine um Aufmerksamkeit heischende Gruppe vom linken Rand an, die mit allen Mitteln um die Deutungshoheit in Punkto Militär kämpft.
@ csThor
Zutreffend beschrieben, aber ich finde, man könnte gerade deswegen auch mal aus der Lethargie kommen und selbstbewusst sagen „Hier stehen wir (für euch ein), ob ihr uns mögt oder nicht“ – dabei spielt das Äußere aber eine tragende Rolle. Wenn da einer steht, von dem man nicht weiß, ob er gerade zur Ehrenformation gehört oder nicht doch für den Volksbund Dt. Kriegsgräberfürsorge sammelt, funktioniert das System nicht.
Ich will ja keine Lametta-Paraden für und mit Opa Hoppenstedts Lieblingsmusik, aber, Himmel hilf, etwas Stil und Schneid darf doch mittlerweile mal erlaubt sein, oder?
Ebenso ist mir bewusst, dass es genügend andere Probleme gibt – aber bei den horrenden Beträgen, die jährlich in den Wind geblasen werden, sollte Bekleidung generell und eine repräsentative Uniform im Speziellen kein Problem sein. Zumal sie auch privat beschaffen, aber bezuschussen könnte.