Tätowiert zum Dienst (wenn’s kein Zivilist sieht)
Noch kein Jahr ist er alt, der neue Erlass Das äußere Erscheinungsbild der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Erst zum 1. Feburar dieses Jahrs wurde die Zentrale Dienstvorschrift A-2630/1 in Kraft gesetzt, die vor allem die zulässigen – sichtbaren – Tätowierungen bei Soldatinnen und Soldaten deutlich einschränkt. Dagegen hatte es in der Truppe ziemlichen Unmut gegeben, auch Eingaben beim Wehrbeauftragten. Und das alles scheint gewirkt zu haben, wie der Spiegel vorab berichtet:
Nach zahlreichen Protesten erlaubt die Führung der Bundeswehr ihren Soldaten in Zukunft wieder grundsätzlich, im Dienst ihre Tätowierungen offen zu tragen. Dies geht aus einem internen Schreiben der Bundeswehr hervor, das dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL vorliegt. Demnach hat Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker entschieden, dass ab dem 1. Januar 2015 die Regel, Tattoos im Dienst abzudecken, abgeschwächt wird. Die Verpflichtung gelte nicht mehr „innerhalb militärischer Bereiche, militärischer Sicherheitsbereiche, auf Schiffen und Booten der Marine sowie an Bord von Luftfahrzeugen des Bundes“. Lediglich bei Veranstaltungen „mit Außenwirkung/öffentlichem Charakter“ und „bundeswehrfremder Medienbegleitung“ ändere sich nichts. Die ursprüngliche Regel war erst im Februar in Kraft getreten.
Ich suche dann mal nach dem Schreiben. Interessant wäre ja die Frage, in welcher Form die Abschwächung Eingang in den Wortlaut der Zentralen Dienstvorschrift findet.
(Foto: privat via Amt des Wehrbeauftragten)
Ein Schritt in die richtige Richtung, es sollte aber auch uneingeschränkt Möglich sein.
Das wurde auch Zeit! Manche Soldaten sahen eher wie Versehrte aus bei all den Abdeckpflastern. Wir sollten langsam mal sehen wie sich die Gesellschaft verändert. Wenn jeder Nationalspieler nur spielen dürfte wenn er keine Tätowierung hat. Wären von den aktuellen Weltmeistern nicht viele dabei.
Ich sehe die Bundeswehr als Teil der Gesellschaft und so sehen dann halt auch die Soldaten aus.
Das wird eh nochmal geändert weil sich an dem Thema wieder einen Stern verdienen will
Ich frage mich immer, wo kriegt die Bundeswehr die Spießer her, die solche Regeln aufstellen?
Ich meine selbst der älteste im aktiven Dienst befindliche Offizier müßte inzwischen zumindest der Beat-Generation entstammen und solche Moralvorstellungen aus der Zeit, wo Traumschiff noch als eine gewagte Unterhaltungsform angesehen wurde, sollten langsam der Vergangenheit angehören.
Erstaunlich. Für derartige Nebensachen hat der GI Zeit. „Bunt-bemalte“ Soldatinnen und Soldaten dürfen sich innerhalb von Kasernen outen? Fernseher, Kühlschränke auf den Stuben und kunterbunte Soldaten.
Ich glaube, noch nie war die politische und militärische Führung soweit weg von den
Problemen der Bw und vor allen Dingen von den WIRKLICHEN Problemen der Soldaten. Liegt es vielleicht daran, dass nur noch mit Chefs, Kommandeuren und Spießen gesprochen wird?
Wie verbindlich ist die Vorschrift A-2630/1 denn überhaupt?
Denkanstöße:
Sie ist lediglich vom GI „gebilligt“. Hat sie Befehlscharakter?
Oder machen nicht erst die Kommandeure und Einheitsführer aus dieser Vorschrift einen verbindlichen Befehl?
Unterschieden zwischen Wachbattaillon, Infantriekompanie und Ubootbesatzung müssen doch Rechnung getragen werden, nicht wahr?
Als Offizier lege ich Vorschriften aus. Mit Sinn und Verstand, und den Zweck ergründend. Wenn mein GI das dogmatisch gesehen hätte, so hätte er es verbindlich befohlen. Hat er aber nicht. Ich sage: Gut so.
Warum aber wird nun die Vorschrift (wohl) nochmal angepackt? Ich könnte mir vorstellen, dass viele Vorgesetzte zu sehr wörtlich ausgelegt haben, anstelle nach dem Zweck zu fragen.
Eigentlich gehört die ganze Vorschrift in die Tonne „gekloppt“. Und die Verantwortlichen für diese sollten dem Bund Entschädigung für die dadurch fehlenden und potentiellen Neuzugänge zahlen. Aber das ist halt nur die Meinung eines tätowierten Problemfall der diese Vorschrift in MeS grosses Kino fand. MkG
JCR | 28. Dezember 2014 – 14:49
„Ich frage mich immer, wo kriegt die Bundeswehr die Spießer her, die solche Regeln aufstellen?“
Die melden sich freiwillig … ;-))
… in meiner persönlichen Wahrnehmung sind es weniger die (Stabs-) Offiziere, die als Verursacher solcher vielleicht aus heutiger Sicht reaktionärer Vorstellungen hinsichtlich äußerer Erscheinungsformen herangezogen werden sollten, sondern es sind die Unteroffiziere selber.
Offiziere haben in den Bereichen, in denen Weiterentwicklung und damit Vorschriftenerstellung stattfand oder stattfindet, genauso kurze Stehzeiten wie in der „Truppe“. Unteroffiziere – als OStFw/StFw oder OStBtm/StBtm – sind dort die Kontinuität im Geschäft.
Nicht immer aufgrund von Ahnungslosigkeit von internen Strukturen auf Offizieren „herumschlagen“.
Sorry aber wer auch immer diese ganzen Phantasievorstellungen über das „Erscheinungsbild der Bundeswehr in der Öffentlichkeit“ hat fordert wahrscheinlich schon FSK 18 für die Helene Fischer Show
@JCR
Schaffen wir die Regeln ab und jeder kommt wie er will.
Ich denke, dass ist auch nicht im Sinne des Erfinders.
@Thomas
Würde das etwas ändern?
Mir ist als aktiver und selbst tattowierter Soldat komischerweise keine Regel bzw. Verpflichtung bekannt, welche ein Abdecken “innerhalb militärischer Bereiche, militärischer Sicherheitsbereiche, auf Schiffen und Booten der Marine sowie an Bord von Luftfahrzeugen des Bundes” vorschreibt, ausser bei öffentlichwirksamen Veranstaltungen innerhalb o.a. Bereiche und Anlagen.
Vielleicht ist auch meine Lesart/Interpretation der ZDv A 2630/1 falsch!?! – immerhin steht unter:
1 Allgemeines
101. „Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind Repräsentanten des Staates. Sie bestimmen durch ihr Auftreten in Uniform und ihr korrektes Aussehen das Bild der Bundeswehr in der ÖFFENTLICHKEIT und das Bild Deutschlands im Ausland. Deshalb muss DORT die Freiheit zur individuellen Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes gegenüber der sichtbaren Einbindung in die militärische Gemeinschaft zurücktreten.“
Wo ist also bitte die neue Abschwächung? Stand m.E. bereits so in der Vorschrift.
BTW: Dieser Teil des Spiegels der Gesellschaft wird dann wohl doch lieber von der Führung verhüllt!
Ich finde es gut. Interessant wäre nur noch, ob der auslandseinsatz auch zu einer Veranstaltung mit öffentlichem Charakter zählt.
Gut, dass sich der GI um die dringenden Probleme kümmert.
Im Vergleich zu manchen Arbeitsschutz-Richtlinien und Dingen wie drohendem Personal-Notstand, hat das äußere Erscheinungsbild der Truppe natürlich Priorität.
Bedeutet allerdings einen Schritt nach vorn, wenn hier „Sofortbedarf“ an Änderung bzw. Anpassung erkannt wird, ohne auf die vorangegangene, mehrjährige Arbeit einer Task-Force zurückgreifen zu müssen.
Da die Bewerber für den Freiwilligendienst ja auch Schlange stehen bei den Karrierecentern kann sich die Bw schließlich aussuchen, wen sie nimmt und wen nicht.
;-)
Der Erlaß bzw. dessen Änderung durch den GI wird sicher demnächst geändert – spätestens, wenn der erste Soldat mit „Uschis Konterfei“, irgendwelchen Runen oder womöglich mit Hakenkreuz zum Dienst erscheint …
Mann, haben wir Probleme …
( Gehört in diese Rubrik auch, über tätowierte oder gepiercte Polizisten nachzudenken ? )
;-)
Um mal aktueller zu sein, wie ist es eigentlich als Hipster bei der Bundeswehr?
Ich denke Hipsterbrille dürfte kein Problem sein, aber Rauschebart?
Um die Thematik mit aktuellen Medienberichten zu verknüpfen:
Bestünde theoretisch nicht Bedarf an einer Sonderregelung bezüglich fotorealistische „IBUK-Fingerabdruck-Tattoos“ in Originalgröße?
Ich sehe da eine potentielle Sicherheitslücke.
(Aber genug OT-Firlefanz u. zurück zum eigentlichen Thema)
Viel entscheidender beim Hipsterproblem: Muß man zur Geräte- und Waffenbedienung das Smartphone aus der Hand legen? Und bei „Augen gerade aus!“ auch? Gibt es dafür psychologische Betreuung?
SCNR
Wer nur Innendienst-Soldat ist, darf dann wie Rouslan Toumaniantz rumlaufen …
( bitte mal googeln, wer mag … )
;-)
@ JCR:
http://www.lalegion.de/joomla/images/lalegion/Traditionen/champs.jpg
Dieser Erlass ist mir sowas von Egal….es ist mein Körper und ich tue damit was ich will….und wenn ich mich bis zum Haaransatz zu tattowiere….!!!
@Nikri
Der Soldat ist aber auch zur Gesunderhaltung verpflichtet, ggf. werden Tätowierungen / Tunnel als „Selbstverstümmelung“ gewertet (war ja beim Mensurschlagen auch so).
Auch gibt es dienstliche Nebenpflichten. Und: nein, Ihr Körper gehört nicht mehr nur Ihnen alleine, so ist z.B. das (Grund-) Recht auf körperliche Unversehrtheit eingeschränkt; das fängt beim Impfen schon an.
Das nennt man dann wohl mangelndes berufliches Selbstverständnis.
Aber es ist ja auch zuviel verlangt sich so tätowieren zu lassen, dass diese durch die Uniform abgedeckt sind.
In Frankreich wird die Sache etwas entspannter gesehen. Dort hat der Fotograf Victor Ferreira (seines Zeichens ein ehemaliger Oberstabsfeldwebel der Fremdenlegion) die Tätowierungen von Angehörigen der französischen Fremdenlegion in Bildern dokumentiert, die sogar im legionseigenen Museum ausgestellt wurden:
http://www.victorferreira.fr/index.html
ich kann mich sehr gut an meine damalige musterung erinnern, jedes einzelne tattoo wurde kontrolliert, protokolliert und als selbstverstümmelung eingestuft….auch bei weiteren tätowierungen wurde gesagt das ich mich selbst verstümmeln würde….war mir aber egal und bin trotzdem zeitsoldat geworden…dagegen fand ich bei der musterung das eierhusten schlimmer und auch unangenehm (neben dem arzt war nämlich eine alte ziviltante dabei und hat alles aufgeschrieben)…uuuuuund das „umdrehen und bücken“ für die hämoriden-parade (welche ich zum glück nicht hatte)
….aber soweit gut: tätowierungen sind erlaubt und hoffentlich wird das eierhusten verboten ;)
Nachdem selbst die „Bundes-Bettina“ mit Tattoo im Bellevue und anderswo fotografiert wurde, wundert einen gar nichts mehr …
„Früher“ soll es Soldaten gegeben haben, die „stolz auf ihren bunten Rock“ gewesen sind – FAST so wie heute …
;-)
Was hat damals der Gefreite beim Antreten geantwortet?
Wat woll´n Se nu?
Woll´n se ´n Dressman oder ´n Killer?
Mein persönliches Fazit aus der ganzen Chose: Viel Zeit verbraten, die anderweitig besser angelegt gewesen wäre. Hat so ein Generalinspekteur nix wichtigeres zu tun, mit Soldaten weltweit auf die geschossen wird?
@ oxtorne:
DAS hat der Gefreite am Stammtisch gesagt – in der Realität hätte er mit großer Sicherheit das entsprechende Echo bekommen …
Und daß die Bw-Führung sich mit dem Thema beschäftigt ( beschäftigen MUSS ), ist m.E. eher ein Armutszeugnis für die Soldaten selbst.
Bzw. für die ( wenigen ), die die Thematik einfach bis zum Anschlag ausnutzen.
Wir heißt es immer wieder ?
„Aus gegebenem Anlass … “
( Ich möchte mal den Aufschrei der Öffentlichkeit erleben, was passieren würde, wenn wirklich der erste Soldat mit Hakenkreuz-Tattoo auftauchte, und dann in der B…-Zeitung die Frage käme „Was tut eigentlich die Führung der Bw?“ )
Tätowierungen sind kein Bundeswehr-spezifisches Problem. Auch in den USA wird das in Dienstvorschriften geregelt (z. B. Army Regulation 670-1).
Wer sich gerade in den Nachrichten die ISAF Übergabe von Gen Domröse angeschaut hat, kann mir bestimmt weiterhelfen. dargeboten wurde beim Fahnenappell ein Seitwärtsschritt nach links und dann ein Gruß a la Francaise. Was soll das ? Wer solche “ formalgeschulten“ Vorgesetzten hat, braucht sich nicht über die Realsatire in Punkto Tattoos wundern.
Zeitlos. Planlos. Hirnlos.
Wie heißt eigentlich das Domröse Maneuver? Linker Fuß nach Links und hopp ? Wegen political correctness gibt es das Kommando ja dann nach Rechts wohl nicht in der ZDV für Goldsterne
Seitwärts – Marsch! ? Und das Grüßen … breiten wir den Mantel des Schweigens darüber aus.
@Helidoc 262:
Aber seit wann gelten die Vorschriften für alle (siehe: mehrere internationale Sonderabzeichen, amerikanische Dienstgrad auf dem Feldanzug, uneinheitliche Graustufen der Dienstjacke, etc)?
Was für eine beachtliche Armee, tattoos als Führungsproblem, Formaldienst für Generäle setzen – 5, verschwendetes/veruntreutes Geld für Kleidung und Ausrüstung, mehrere internationale Sonderabzeichen, amerikanische Dienstgrad auf dem Feldanzug, uneinheitliche Graustufen der Dienstjacke. Was ist denn da los? Was ist das denn für eine Armee?
@ Helidoc 262:
Auf welchem Sender lief dieser Beitrag ?
In der Tagesschau war nur der ( ähemm ) Gruß von G Domröse etwas merkwürdig zu sehen.
Hier ein vergleichender Beitrag dazu vom USMC
;)
https://www.youtube.com/watch?v=-oF0XYRhRvA
Ich schaue mir gerade das Foto oben etwas genauer an. Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich bei dem in der Tätowierung dargestellten Gesicht (auf dem linken Unterarm des Oberfeldwebels) doch um das Konterfei Ludwig van Beethovens(?).
Wer wollte dagegen etwas einwenden wollen?
Domröse u. die Generalität im Allgemeinen werden hier völlig falsch bewertet.
Das ist gelebte Mitarbeitermotivation.
Mir kann hier keiner erzählen, dass er sich beim Anblick des Daumenkinos „Generalität & Anzug“ nicht manchmal ausmalt, wie das nach erfolgter Beförderung zum staatlich anerkannten Astronomen (also mit Sternsystem gesegnete Schulterklappen) denn so wäre.
Untergebene kritisieren und das angemahnte Fehlverhalten selbst mit stolz geschwellter Brust in den Normalzustand überführen.
Das Ansprechen des inneren A-Lochs der Soldaten und Soldatinnen dient hier lediglich dem Zweck, auf Bw-spezifische Incentives hinzuweisen. Wie in jedem größeren Unternehmen, kommt auch im Klinik- und Logistikverbund Bw der Vorstand in den Genuss der „erweiterten Freiheiten“, was Grundsätze bezüglich der Einhaltung von Bekleidungsvorschriften angeht.
Der kameradschaftliche Gruß an den Verbündeten Frankreich, ist eine schöne Geste und ein weiterer Schritt auf dem Weg zum robusten Wirkmittel-Verbund „Europäische Streitkräfte“.
OT:
@ Thomas Melber
Nach Ihrem Hinweis auf den von Ihnen verfassten und auf ZON veröffentlichten Kommentar, stieß ich auf die dortige, „interessant“ geführte Diskussion und wurde zum Einwirken auf die vorgebrachten Argumente ermutigt.
In Anbetracht der Tatsache, dass dies zu mittlerweile 72 Kommentaren meinerseits geführt hat:
Existiert eine von Ihnen gestiftete „Einsatzmedaille Internet“ und wie sind, falls entsprechende Medaille vorhanden, die Verleihungskriterien geregelt?
@ Blue Lagoon, 1845 RTL, 1900 Heute, 2000 ARD, es geht ja eigentlich auch nicht um einen Little step to the left a la RockyHorror Picture Show oder um einen Gruß , mit dem man in der Grundiabnahme ins Gebet genommen worden wäre. Es geht mir da mehr um konsequente eigene Identitität in deutscher Uniform und nicht um Unprofessionalität wenn die Welt zuschaut. Schwach genug das man nicht mehr von unseren Leuten vor Weihnachten nach Hause geholt hat.
@BlueLagoon
Die „Argumente“ betreffs Runen der BW – Führung vor Gericht möchte ich sehen, spez was Religions und Meinungsfreiheit betrifft.
Es ist ein Armutszeugnis, das die BW Führung Zeit und Stezergeld für so Kleinbürgerlichen Kleingeist verschwendet und dazu noch gleichzeitig die Unverfrorenheit hat über Nachwuchsmangel es wagt sich zu beschweren.
Zur US Army fällt mir nur der Satz ein, der Täötowierte hat seine Schuldigkeit getan
Glaub ich habe in Bergen noch fast keinen britischen Soldaten gesehen der nicht an den Unterarmen tättowiert ist.
Von ganz klein bis ganz groß. Durchaus auch Offiziere.
Über deren militärische Leistung, auch im Formaldienst brauchen wir nicht reden.
Diese Firlefanz mit dem „öffentlichen Auftreten“ ist halt das letzte bisschen Schikane, das Vorgesetzten bei der Bundeswehr noch bleibt ;)
Na, den Oberen wird halt aufgefallen sein, dass wir die EU-AZR von 41 Wochenstunden niemals erreichen werden, wenn die Hälfte der Soldaten jeden Tag die erste Stunde im Dienst mit Abkleben von Tattoos und Musterung des Erfolgs verbringt… ;-)
JCR | 28. Dezember 2014 – 22:53
„Diese Firlefanz mit dem “öffentlichen Auftreten” ist halt das letzte bisschen Schikane, das Vorgesetzten bei der Bundeswehr noch bleibt ;)“
Diesen „Firlefanz“ und diese „Schikane“ gibt es in jeder Armee … ok, für die Bundeswehr sollte dann mal was neues erfunden werden …
@Flyboy
Der Gi ist der höchste militärische Vorgesetzte nach §1 VVO… Also für mich ist das ein verbindlicher Befehl…
Das Grundproblem ist, das zwei Dinge bei Untergebenen nicht gern gesehen werden: Eigenständigkeit und Denken bzw. Nachdenken. Vorschriften, die Raum geben, werden hier so, dort anders ausgelegt (Beispiel: Flecktarn-Schulterklappen).
Viel zu oft wird dabei nicht dem Gesunden Menschenverstand gefolgt, sondern vom Menschen Folgen verlangt. Befehle zu hinterfragen ist ein Sakrileg. Befehle zu überprüfen (auch eigene) findet zu selten statt.
Daher ist das Vorgehen des GI, die Vorschrift aufgrund der Eingaben zu prüfen und zu ändern nicht nur gut – Sie sollten es als beispielgebend ansehen, meine Damen und Herren Offizieren, insbesondere, wenn Sie von der allzeitigen Richtigkeit Ihrer Befehle überzeugt sind. Vergessen Sie nicht bzw. lernen Sie, dass der mitdenkende Untergebene nur dann wertvoll ist, wenn er sich auch traut, den Mund aufzumachen.
@ Helidoc 262:
Vielen Dank.
Auch nach nochmaligem Ansehen der Beiträge bei ZDF ( 19:00 ) und ARD ( 20:00 ) kann ich bis auf den ( sagen wir mal: nicht von mir seinerzeit gelernten ) Gruß des GL Domröse nichts „Verwerfliches“ entdecken.
Weder ein „Sidestep“ ist zu sehen, noch amerikanische Dstgrd-Abzeichen auf der Flecktarn-Uniform, mehrere internationale Sonderabzeichen oder unterschiedliche ( da gar nicht vorhandene ) Grautöne bei Heeresjacken. ( Daß GL Domröse gerne eine „mittelhellschwarze“ Jacke trägt, geht aus div. Fotos an anderer Stelle hervor ).
Wenn es etwas zu kritisieren gibt, kritisiere ich gerne mit. Aber hier …
Oder bin ich mit Blindheit geschlagen ? Lasse mich gerne eines Besseren überzeugen.
@ JCR:
Daß Soldaten in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen werden, speziell in D, ist wohl unstreitig.
Und wenn Vorgesetze auf ein ordentliches, einheitliches Erscheinungsbild bemüht sind, hat das m.E. nichts, aber auch gar nichts, mit „Schikane“ zu tun.
Wer natürlich jeden Befehl, jeden Erlaß, jede Vorschrift als solche Schikane ansieht a la @ Nikri, der meint, er könne machen, was er wolle, wird zwangsläufig mit jedem Vorgesetzten Stress bekommen.
Und wenn ich mir ansehe, wie sich die Zahl der Eingaben an den Wehrbeauftragten entwickelt, bekomme ich einen mittleren K…reiz.
Hat jemand halbwegs verlässliche Zahlen, über wieviele Fälle wir hier eigentlich reden ?
Bezüglich der ZDv:
“Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind Repräsentanten des Staates. Sie bestimmen durch ihr Auftreten in Uniform und ihr korrektes Aussehen das Bild der Bundeswehr in der ÖFFENTLICHKEIT und das Bild Deutschlands im Ausland. Deshalb muss DORT die Freiheit zur individuellen Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes gegenüber der sichtbaren Einbindung in die militärische Gemeinschaft zurücktreten.”
Für mich sind hier die Kern Punkte, bzw. Formulierungen folgende: „Auftreten in Uniform“, „korrektes Aussehen“, „Öffentlichkeit“, „Ausland“. Sowie der letzte Satz: „muss dort die Freiheit zur individuellen Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes gegenüber der sichtbaren Einbindung in die militärische Gemeinschaft zurücktreten.”
Beim Tragen der Uniform hat man sich an die Vorschriften bezüglich dieser zu halten, kann also die Uniform nicht individuel Gestallten. Ob jetzt durch Patches oder gar mal einen anderen Tarndruck tragen weil man den eben cool findet. Die Uniform gilt eben zur sichtbaren Einbindung, daher kann man diese auch nicht so weit individualisieren das eine eindeutige Einbindung nicht mehr gegeben ist. Teile wie das Barret dienen nicht nur der Einbindung zu einem bestimmten Truppenteil sondern auch der Identifizierung. Deshalb kann man nicht einfach mal heute ein rotes tragen wenn man eigentlich ein grünes tragen sollte. Die individuelle Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes kann diese Funktion der Uniform also nicht beeinträchtigen/benachteilen. Es ist fraglich ob eine Tätowierung dies in irgend einer Form tut.
Was unter „korrektes Aussehen“ verstanden wird solte mal definiert werden. Jedenfalz ändert sich dies mit der Zeit und ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich (wichtig bz. Ausland). Vor 50 Jahren galten Tätowierungen wohl nicht als korrektes Aussehen. Man hielt solche Leute halt für „dreckig“ etc., bzw. bestand eine bestimmte moralische Beurteilung damit. Mittlerweile sollte man doch etwas aufgeklärter und weltoffener sein. Die Frage ist ob das „korrekt“ rein optisch gemeint ist oder ehr im Sinne von ordentlich/sauber. Man kann auch ohne Tätowierung scheisse aussehen wenn man die Uniform nicht vernünftig trägt und einfach schlampig aussieht. Ich würde unter korrektes Aussehen ehr letzteres verstehen, also sauber und vernünftig angezogen.
In Punkto Toleranz bz. Uniform und „Erscheinungsbild“ können wir noch etwas lernen von Streitkräften wie den Britten und Franzosen die als ehemalige Kolonialmächte auch „exotische“ bzw. ausländische Einheiten hatten, bzw. noch haben. Die Gurkha haben ihre eigenen traditionellen Merkmale, wie Kukri-Messer. Sikhs (religiöse Gruppe) dürfen Turbane tragen (lange Haare). Bz. Tätowierung bezweifle ich das in den Neuseeländischen Streitkräften Maoris mit ihren traditionellen Gesichtstätowierungen nicht erlaubt sind.
Wenn man schon fürs GG sterben soll dann solte man auch dessen Rechte geniessen können ausser es gibt einen trefftigen Grund der dagegen spricht. Und für mich zählt das äussere Erscheinungsbilde bei weitem nicht als trefftiger Grund. Ausnahme offensichtliche Sachen à la Hakenkreuz etc. die gegen GG verstossen. Bei jemanden mit Hakenkreuz ist die Tätowierung allerdings doch wohl weniger das was einem sorge bereiten sollte. Der ist klar beim falschen Verein und hat da nichts zu suchen mit oder ohne entsprechender Tätowierung.
Tätowierungen oder sogenannte Piercings an Bundeswehrangehörigen sind ein Ausdruck der schwierigen Personalsituation nach dem Ende der Wehrpflicht. Die Bundeswehr kann ihren Nachwuchs offensichtlich nur noch aus niederen Bevölkerungsschichten ausserhalb der bürgerlichen Mitte rekrutieren. Für ehemalige Bundeswehrangehörige ist diese bemalte und mit allerlei Silbertand behängte Proletentruppe nur noch eine Schande mit der man eigentlich nichts zu tun haben möchte.
Im Übrigen – Toleranz gegen andere Rassen oder Bekenntnisse sind das Eine, falsche Toleranz gegenüber unanständigem Auftreten von Repräsentanten des Staates in der Öffentlichkeit etwas ganz Anderes. Die Bundeswehr soll unser Land verteidigen und keine sozial Unangepassten in die Gesellschaft integrieren. Es ist Zeit, eine tatsächliche Reform anzustreben, so dass der Dienst auch für nicht tätowierte Soldaten interessant bleibt.