Kabinett bringt Ausbildungsmission im Nord-Irak auf den Weg
Das Bundeskabinett hat am (heutigen) Mittwoch wie geplant die Ausbildungsmission der Bundeswehr im Nordirak auf den Weg gebracht. Die Minister verabschiedeten das Mandat für bis zu 100 Soldatinnen und Soldaten, die in Erbil im Nord-Irak kurdische Kämpfer für das Zurückdrängen der islamistischen ISIS-Terrormilizen ausbilden sollen. Hier geht es nicht um einen Kapmfauftrag, hier geht es um Ausbildungsleistungen, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier nach der Kabinettsentscheidung.
Der Beschluss geht jetzt an den Bundestag und wird voraussichtlich Ende Januar verabschiedet.
Zum Mandat (und seiner interessanten rechtlichen Grundlage) hatte ich hier schon einiges geschrieben, außerdem hier zur Einschätzung Steinmeiers.
Zur Ergänzung:
Mitteilung der Bundesregierung
Mitteilung des Verteidigungsministeriums
O-Ton (Audio) von Steinmeier und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
(Foto: Beginn der theoretischen Einweisung in die von Deutschland an die Peschmerga gelieferten Waffen in einer Ausbildungsstätte nahe Erbil, Nordirak am 01.10.2014 – Bundeswehr/Sebastian Wilke)
180,150,120 und nun 100.
Grundlage? Nobody knows… Das ist schon wieder so ein Mandat. Anstatt das man auch mal vermittelt was man quantitativ ausbilden möchte. Also wie viele px in welchen Themen in welchem Zeitraum.
So wie: Ziel ist es etwa insgesamt 2000 Peshmerga in 3 Zyklen á 8 wochen an den gelieferten Waffen sowie im grundsätzlichen Kampf damit auszubilden. Damit liegt die Ausbildungsintensität und -dauer, sowie der Personalansatz auf dem selben hohen Niveau wie es die Bundeswehr selbst für sich vorsieht.
Aber Nein.
Wer macht sowas? VW geht doch auch nicht her und sagt: „wir bauen ein neues Werk!“ „Was kann das?“ „Autos bauen!“
Na, sonst wird doch hier immer Micro-Management beklagt… und jetzt wird genau das eingefordert?!
Kann man nicht Gemeinsamkeiten mit dem Beginn in Afghanistan erkennen? Die Absicht gut, die Vorbereitung schlecht. Großes Erstaunen das dies 13 Jahre dauern kann, Denken wir an die ersten Bilder aus Kunduz. Ich gehöre zu denen, die die warnenden, internen Worte ersnt nehmen. Das kann gefährlich ausgehen. Daher wahrscheinlich auch dieses verschwommene Mandat. Was geschieht, wenn Ausbilder in Gefahr geraten, gefangen genommen werden. Ist das auszuschließen? Holen wir sie dann raus? Ist das dann Teil des Mandates. Man muß Soldat sein, um das sofort zu erfassen. Ich hoffe auf einige erklärende Worte. Die offiziellen Verkündungen der Minister sind ja vor lauter diplomatischen Verdrehungen so was von Gummi. Da kannst du 10 Ausbilder senden oder eine Hilfsmission. Ich verstehe es nicht. Ich bitte um Hilfe, falls sich hier jemand auskennt
Zusammenfassung:
Hilfe beim Kampf gegen Barbarei und Terror – solange es die Sicherheitslage erlaubt.
Weitere Lieferungen an Material sind anscheind auch Wahrscheinlichkei. Natürlich offiziell wieder nur Dinge, die die Truppe nicht braucht. Hust räusper.
Irak ist ungleich Kurdistan-Nordirak ist ungleich Afghanistan.
Politische Zusammenhänge sind ebenso komplex, der wirtschaftliche Stand(ard) auch.
Dennoch keinesfalls unreflektiert vergleichbar mit AFG!
Im Irak bestimmen vor allem Sunniten, Shiiten und Kurden die Mehrheit der politischen Geschäfte.
Die Clanzusammenhänge sind nochmals anders dimensioniert und umfassen viel deutlicher auch die aktive Einflussnahme der Frauen der Gesellschaft (z.B. Hero Ibrahim Ahmed).
Empfehle BASnews.com und RUDAW.net für einen Einstieg in aktuelle Bilder und Berichterstattung aus der Region.
Der militär-politische „desired end-state“ ist unbenommen dieser Fakten interessant und sollte durch das Parlament baldmöglichst formuliert werden!
@RobertThomp:
Rausholen von Personal ist kein Problem des Mandates (Rettung u. Evakuierung), sondern der Entscheidungsfreude im Bundeskabinett.
Danke, Militärsprache ist schon spannend. Nochmal bitte etwas Nachhilfe.
Der sogenannte militär-politische “desired end-state” wird durch das Parlament formuliert? Was hat denn das Kabinett zu diesem Thema beraten? Jedes Firmenprojekt hat das zu erreichende Ziel vor Augen. Wenn das schon so anfängt, sehe ich doch wieder die naiven Anfänge von Afghanistan vor Augen.
Gleiches gilt für Rausholen von Personal. Ist also kein Problem des Mandates sondern also Rettung u. Evakuierung. Hm. Man wird ja schlauer. Hat man das also auch noch nicht besprochen? Dann also mit anderen Kräften, außerhalb des Mandates? Wer macht das dann?
Auch Nordirak: Kolportiert werden erstmals Gefechte zwischen US Bodentruppen („advisors“) und ISIS.
http://english.shafaaq.com/index.php/politics/12492-first-ground-clash-between-isis-and-us-forces-in-iraq
@RobertThomp:
Anders herum: „Rettung und Evakuierung“ ist stets eine Fähigkeit in den Mandaten. Auch in diesem Fall.
Das „desired end state“ ist politisch eben meist etwas unangenehm. Kann aber auch nicht vom Bundestag kommen, denn das Parlament kann ein Mandat nur annehmen oder ablehnen. Jedoch nicht verändern – um dem oben erwähnten Mikromanagement vorzubeugen.
@RobertThomp
Ich bekenne Unschärfe und formuliere neu:
Der militär-politische “desired end-state” ist unbenommen dieser Fakten interessant und sollte durch die Regierung im Auftrag an das Militär möglichst exakt formuliert und durch das Parlament baldmöglichst im Rahmen einer Mandatserteilung bestätigt werden!
Beraten dazu sollten die Fachleute des BMVg, des BMZ, des BMF und des AA (Soldaten und Zivilisten(!) in ihrem jeweiligen Fachgebiet, wie in anderen Ministerien in dortigen Fachangelegenheiten auch).
Das Militär ist ein Werkzeug der Politik und nicht anders herum.
Da sich Deutschland eine Parlamentsarmee leistet freue ich mich, dass der Bundestag in solchen Angelegenheiten (wie im ParlBG festgelegt) zu beteiligen ist.
Die Ausgestaltung der Details hingegen, sollte (im formulierten Rahmen) dann tatsächlich den Soldaten überlassen bleiben.
Für die Zieldefinition im Projektmanagement sind nach meiner Kenntnis (unter Berücksichtigung von Zeit, Kosten und Ergebnisqualität) gleichermaßen Projektleitung und Management zuständig, nicht nur das Projektteam…
Retten und evakuieren ist leider weniger eine Frage des Mandats oder einer parlamentarischen Entscheidung, sondern der dafür schlicht nicht vorhandenen Ressourcen und Luftfahrzeuge. Meiner Ansicht nach schickt man die Soldaten in diesen Einsatz um mediale Erwartungen zu bedienen, und verläßt sich vollkommen auf die Versprechungen der Peshmerga für deren Sicherheit zu sorgen. Ich wüßte nicht, womit die Bundeswehr im Fall der Fälle eine Rettungsoperation durchführen wollte, vom fehlenden politischen Willen ganz abgesehen.
@Wolfmond:
Da ist die militärische (!) Planungsgrundlage sicher:
Das machen die „stillen Profis“ dann schon.
Aber das SAS war ja in Bagdad zum Hausbesuch auch im Taxi unterwegs.
Who dares wins.
But who dares?
Politik und mil. Führung sind da eben risikoavers.
Alles wird gut…
Aus meiner Sicht ist die Frage des Endzieles weitaus bedeutender. Wir beteiligen uns an einem Krieg. Ausbildung hin oder her. Bei Kriegen gilt eben die alte Regel:
„Man beginnt keinen Krieg – oder man sollte es nicht tun – ohne zu wissen was man mit und in diesem Krieg erreichen will. Das Erste ist der Zweck, das Zweitere das Ziel.“
Clausewitz, vom Kriege.
Aber wir sind ja nur da solange es die Sicherheitslage zulässt (Steinmeier) – das macht uns ja schon fast zum Primärziel.
Übrigens noch was Aufschlussreiches aus der WamS vom 15.06.14:
Welt am Sonntag: Schließen Sie aus, dass deutsche Soldaten mithelfen werden, den Irak zu stabilisieren?
Steinmeier: Ich kann mir keine Konstellation vorstellen, in der deutsche Soldaten dort zum Einsatz kommen.
Die Welt ist halt dynamisch…
(@T.W.: Das ist hoffentlich noch im Rahmen des LSR).
End state – solche Ambitionen haben wir sicher nicht. Zudem ist der Irak ja kein weißes Blatt und kein failed state als solcher.
„Die deutschen Streitkräfte handeln im Rahmen eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit im Sinne des Art. 24 Abs. 2 des Grundgesetzes. Mit ihrem Einsatz bilden sie einen Teil der internationalen Anstrengungen im Kampf gegen die Terrororganisation ISIS. Nach der Feststellung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen geht von ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus.“
– Mitteilung der Bundesregierung zum Mandat
Heißt das, die Anti-ISIS-Koalition wird jetzt als „System gegenseitiger kollektiver Sicherheit“ anerkannt, aufgrund der UN-Resolution 2178, die die Aktionen der IS zwar verurteilt, aber lediglich verordnet, die Unterstützung des IS im eigenen Land zu unterbinden?
@ T. Melber
Die Formulierung eines „end state “ ist vielleicht ein bisschen viel verlangt, aber eine grobe konzeptionelle Vorstellung von einem anzustrebenden Zukunftsszenario für den Irak (und generell die arabische Krisenregion) wäre schon recht hilfreich. Ohne diese bleiben alle auch noch so richtigen und gutgemeinten Maßnahmen wie die Ausbildungsunterstützung letztlich nur Stückwerk, garniert mit beträchtlichen Risiken.
Es kommt nicht nur darauf an, dass wir uns löblich und sichtbar engagieren, sondern auch, dass dieses Engagement in einen übergreifenden Plan eingebunden ist und damit eine Chance erhält, auch nachhaltig zu wirken. Aber es fällt schon auf, dass wieder mal fast ausschließlich von der militärischen Dimension gesprochen wird. Als beschränkte sich eine Verantwortung einzig und allein darauf.
Warum der Irak kein failed state sein soll, erschließt sich mir nicht. Es ist natürlich auch eine Frage der Definition. Wenn man sagt, ein Staat ist dann zerfallend oder zerfallen, wenn er weder bereit noch imstande ist, für Recht und öffentliche Ordnung zu sorgen und seine Bürger angemessen zu schützen, dann trifft das für den Irak derzeit zweifelsfrei zu. Wobei die Frage einer Schuld dabei zunächst keine Rolle spielt. (Das wäre auch ein eigenes Thema.)
@ T. Wiegold
Micromanagement bei 4000 Soldaten ist Mist
Micromanagement bei 100 ist – sorry – der Auftrag!
@KeLaBe
Es wird ja einen Befehl geben, sicher mit dem Absatz „eigene Absicht“.
Der Einsatz im Irak ist derzeit taktisch, nicht operativ oder strategisch, daher besteht für mich nicht die Notwendigkeit eines „Endzustandes“ über die taktische Ebene hinaus. Zudem sind wir ja enabler, keine aktiven Teilnehmer an sich. Der end state richtet sich auch nach den Zielvorstellungen der Zentralregierung und der Kurden – wenn es hier starke Abweichungen gibt kann das für uns zu Problemen führen, ggf. auch in Hinblick auf die Türkei.
Interessant sind sicher auch die Auflagen.
Failed state – nun, im Irak gibt es ja Verwaltungsstrukturen, u.a., „failed“ ist er noch nicht ganz.
@ Oius
Die klassifizierung der anti IS koalition stützt sich eben nicht lediglich auf die von Ihnen genannte UN resolution, sondern kumuliert die einladung des Iraks, die diversen Un resolutionen zum thema, und die bereitschaft von über 60 staaten in der einen oder anderen weise gegen IS aktiv zu werden. In der Summe geht man eben davon aus, dass die Koalition vor diesem hintergrund hinreichend gefestigt ist um als „organisation kollektiver sicherheit“ gelten zu können.
so ist es eben mit den unbestimmten rechtsbegriffen. kreative dialektik lässt entweder alles oder nichts zu. je nach politischer absicht. siehe Mali debatte zum gleichen thema.
Me. ist die obige argumentation gu nachvollziehbar unabhängig was man jetzt vom konkreten mandat hält.
@wacaffe
So klar zusammengefasst habe ich die Argumentation bisher nicht gehoert.
@Thomas Melber:
„Der Einsatz im Irak ist derzeit taktisch, nicht operativ oder strategisch, daher besteht für mich nicht die Notwendigkeit eines “Endzustandes” über die taktische Ebene hinaus.“
Warum ist der Einsatz nur taktisch?
Nur weil die Aufgabe nur taktischen Charakter hat?
Aber auch dies hat operative (Ermöglichung den IS in die Defensive zu bringen) und strategische Folgen (autonomer Kurdenstaat).
Wie auch bei Mali sehen wir unseren Beitrag nur durch unser Brille, das kann sehr schief gehen.
Zumal wir kommendes Jahr beide Ausbildungseinsätze führen sollen.
Da ist mir jetzt memoria zuvorgekommen …
Die Größenordnung der Kräfte bestimmt nicht die Ebene. Man kann geringe Kräften sehr wohl operativ oder strategisch einsetzten. Eine Division kann aber auch schlicht einen taktischen Auftrag haben.
@Memoria
Weil der Einsatz eben so angelegt ist – eine überschaubare Ausbildungsmission, zeitlich sehr begrenzt, überschaubarer Kräfteansatz.
Für mich ist das „ambulant“ ohne eigene Interessen. So ‚was wie Fluthilfe oder „disaster relief“.
Für mich ist ein „System kollektiver Sicherheit“ keine ad hoc gebildete Allianz der Willigen sondern eine auf (längere) Dauer angelegte Organisation mit festen Strukturen.
Zudem muß DEU in dieses System eingeordnet sein.
Das mag jetzt semantisch spitzfindig sein, eine Klarstellung seitens der BReg wäre aber mehr als wünschenswert.
@Thomas Melber:
Genau diese Sichtweise ist nach meinem Eindruck auch inder Truppe und deren Führung verbreitet.
Ist ja nur ein bisschen Ausbildung.
Dabei wird übersehen, dass es einen aktiven und fähigen Gegner gibt, der großes Interesse daran hat die Ausbildung zu verhindern.
Dies gilt für den Irak und für Mali.
Aber wir stolpern halt so weiter – und sind dann wieder überrascht wenn es knallt (siehe Busabschlag in Kabul zu Beginn von ISAF).
Strategisch, taktisch, alles ihre Notwendigkeiten. Wie ist es mit logisch? Ist sicher kein Widerspruch. Was bilden die aus? Wie lange? Wieviele Kurden? Wofür? uvm. So wie es in den Verlautbahrungen steht, sind wir möglicherweise in zig Jahren noch da Wer sagt wann Stop oder Fertig? Abgesehen davon dass die Herren Kurden wählerisch sind, die nehmen nur das für sie Beste, siehe Waffen und Materiallieferungen. Was da alles rumsteht, ungenutzt und undankbar. Fahrzeuge verfallen, Decken braucht keiner uvm. Nur milan und g36 wollen sie. Was ist wenn die Lage kippt? Was ist, wenn unsere derzeitigen Freunde, dann mal nicht mehr so auf den Westen fixiert sind, wenn die eigenen Kurddenziele alles überlagern?
@Memoria
Die Risiken sind mir sehr wohl bekannt., force protection wird sicher auch nicht vernachlässigt – aus AFG hat man gelernt.
Nur: die Politik gibt den Auftrag vor. Und der lautet (für uns, soweit bekannt): Einweisung / Ausbildung und nicht advising / monitoring, SASE, state / nation building.
Zumindest noch nicht.
@RobertThomp
Wir wollen, daß die Kurden die Kastanien aus dem Feuer holen, da müssen wir sie eben unterstützen („enablen“), wobei die Kurden uns sicher auch instrumentalisieren.
Die Alternative ist: selber machen. Aber wer will bzw. kann das?
@ RobertThomp
Sie nerven mit den vermeintlich naiven Fragen. Aber mal bitte ehrlich zur Weihnachtszeit, glauben Sie an den Weihnachtsmann? Noch vor Wochen hat der Außenminister jegliche Optionen ausgeschlossen, unser Land hat zunächst nicht reagiert, sich dann von den Medien treiben lassen, Die Verteidigungsministerin brauchte zunächst auch mal ein Thema, um für sich abzulenken. Das wissen wir doch noch alles. Strategie, da fallen einem planvoll, langfristig ein uvm. Glauben Sie ernsthaft, dass es so etwas für diesen Krisenherd gibt? Im AA möglicherweise ein aufgebohrtes Referat. Aber aus Regierungssicht? Einweisung / Ausbildung und nicht advising / monitoring, SASE, state / nation building, wer kennt von den Aufraggebern die Unterschiede? Kennt ja nicht mal jeder Militär! Force protection ist also beinhaltet, mit 100 Mann Mandat ?? Also 15 für force protection? 15 Logistik 15 Einweiser/Ausbilder 15 xx. Oder alle können alles?
Das alles sieht so aus, weil alle mitmachen, machen wir nun auch mit. Aber wasch mich und mach mich nicht naß. Oder ein doch versteckter Einstieg? Siehe USA, erst 300, dann 500 nun weit über 1000? Stimmt übrigens mit den kurdischen Freunden. Sind wechselhaft. Jetzt auf der richtigen Seite, machen den Job für den Westen. Aber auch da greift Strategie. Was machen wir dann mit unseren erstarkten Kurden? Wo geht die Reise hin?
Im Interesse der 100 Mann hoffen wir, dass am Ende der Fahnenstange kluge Leute sitzen, die das mit Sachverstand ausplanen. Die das Beste daraus machen, wie so oft in dieser Bundeswehr. Die nicht gleich wieder einen pressewirksamen Truppenbesuch der BM ausplanen müssen und eine Fotostrecke für BW Werbung.
@Thomas Melber:
Mir geht es um die mentale Einstellung bei einem Ausbildungseinsatz in einem Bürgerkrieg (rein taktische Fachaufgaben ohne Verständnis für Kontext und Konfliktdynamik).
Da gibt es nunmal mentale Scheuklappen – wie unsere Diskussion hier auch zeigt.
Aus AFG haben wir gelernt?
Soso…
@ Thomas Melber
Sie haben ja nicht Unrecht: Man sollte das Ausbildungsengagement nicht zu hoch hängen. Es handelt sich weder um einen Kampfeinsatz noch um eine „kriegsentscheidende Operation“, sondern eher um ein symbolkräftiges Signal einer Unterstützung. Und wenn sich daraus ungewollt mehr entwickelt, muss man neu entscheiden (soweit das dann möglich ist, muss man ehrlicherweise hinzufügen).
Aber trotzdem: Hier geht es um ein militärisches Engagement, für welches das Parlament bemüht wird. Wir werden – das ist der entscheidende Punkt – aktive Partei im Bürgerkrieg im Irak. Das ist in dieser Lage auch in Ordnung so, allerdings müssen wir uns auch über die Konsequenzen klar sein. Daraus erwächst die Verpflichtung, weit über den Tag (d.h. die Bekämpfung des IS) hinaus zu denken und z.B. folgende Fragen zu beantworten: Wie halten wir es mit der Idee eines eigenen Kurdenstaates? Hat der Irak als Staat wirklich eine Zukunft? Ist sein Zerfall in unserem Interesse? Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen den Entwicklungen im Irak und in Syrien? Was können wir dort leisten? Wie soll die Region auch wirtschaftlich wieder auf die Beine gestellt werden? Wie lässt sich den verschiedenen Bevölkerungsgruppen vor Ort wieder eine Perspektive eröffnen, die auch gewaltlos eingelöst werden kann? Usw. usw.
Diese und andere Fragen sind weder neu noch einfach zu beantworten. Aber es wäre nicht schlecht, wenn vor einem militärischen Engagement ein halbwegs stimmiges und im europäischen Rahmen einvernehmlich mitgetragenes Gesamtkonzept auf dem Tisch läge. Sonst brauchen wir von Vernetzter Sicherheitspolitik nicht mehr vollmundig reden.
@KeLaBe @Memoria
Eigentlich sind das alles doch Selbstverständlichkeiten – hoffen wir, daß diese in der (Aus-) Planung (CONOPS / LLOs -?) und Befehlsgebung berücksichtigt und mit den partnern werden.
@ Bremer
„Sie nerven mit den vermeintlich naiven Fragen. Aber mal bitte ehrlich zur Weihnachtszeit, glauben Sie an den Weihnachtsmann?“
Ich denke (und hoffe dass die Mehrheit der hier kommentierenden das ähnlich sieht), diese zwei einleitenden Sätze hätten Sie sich besser sparen können. Damit wird nichts sachlich zum Thema beigetragen und nur unnötig ein hier Mitschreibender herabgewürdigt. Ihre Aussage wäre auch ohne diese zwei Sätze genauso wirksam.
In diesem Zusammenhang geht an Alle hier der Hinweis auf die kürzlich von T.W. deutlich geäusserte Bitte um mehr Kommentarkultur. Auch wenn dort nicht expliziert so genannt, gehören doch Sachlichkeit und Respekt vor einander zu den Grundbedingungen einer uns alle weiterbringenden Diskussion. Ich bitte darum, solche Anfeindungen (auch die in sublimerer Form) zu vermeiden, es bringt nichts ausser allgemeiner Verärgerung.
Ich hoffe dies wird nicht als oberschullehrerartige Maßregelung betrachtet, sondern als kollegiale Ermahnung zum fairen Umgang miteinander verstanden.
@ es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei @ bremer @ Thomas Melber
Ich bin neu hier, sehen sie ja.Ich kann mich auch selbst verteidigen, trotzdem Danke. Ich habe es von Bremer nicht als persönlichen Angriff empfunden, sondern eher als bildhaftte Sprache. Ich habe zu meinen Fragen auch dankbar einige Dinge aufgenommen, die Klarheit und Konkretheit vermisse ich aber. Wenn Thomas Melber schreibt:
„Eigentlich sind das alles doch Selbstverständlichkeiten – hoffen wir, daß diese in der (Aus-) Planung (CONOPS / LLOs -?) und Befehlsgebung berücksichtigt und mit den partnern werden.“ Ja, dann! Bin ich ja froh. Selbstverständlichkeiten kluger Militärs gab es ja zunächst jahrelang in Afghanistan.Ich habe Bekannte, die waren von Beginn an mehrfach dort. Die haben sehr oft gesagt, es sind 2 Welten, Einsatz und die, welche in Deutschland planen. Sicher ist heute alles besser, sicher alles schon selbstverständlich.
Was ist das conpos-LLops? Der Masterplan?
Wahrscheinlich weil es hier auch keiner wirklich weiß (Was bilden die aus? Wie lange? Wieviele Kurden? Wofür? Was ist wenn die Lage kippt? Was ist, wenn unsere derzeitigen Freunde, dann mal nicht mehr so auf den Westen fixiert sind, wenn die eigenen Kurdenziele alles überlagern?)
Aber woher sollen sie es auch wissen, ist ja keiner dabei im hohen Stab, wenn es dort konkret wird. Wir sind eben alle Staatsbürger, die sich ihr Wissen in Teilen zusammtragen müssen. Danke an die emsigen Schreiber, ist ganz spannend, der Blog.
@RobertThomp
Sie sind sehr nahe dran:
CONOPS – concept of operations
LLOs – logical lines of operations
Letztendlich wird für den Einsatz ein (oder eher mehrere) Befehl geschrieben, dessen Unterpunkte befüllt werden müssen inkl. Anhängen. Man muß sich also schon ein paar Gedanken machen.
Am Anfang steht ja die Lage und die eigene Absicht („meine Absicht ist es“ oder autokratischer: „ich will, daß“).
@ Thomas Melber
Nur: Ein concept of operations ersetzt keine übergreifende Strategie, die alle militärischen und (!) zivilen Akteure einbindet und weitreichender Natur ist. Es ist aber auch kein Vorwurf an die militärischen Planer eines Einsatzes, wenn sie immer wieder gezwungen werden, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.
Stimmt, das Konzept wird aus den Zielen abgeleitet.
So die Theorie …
Das CONOPS sollte sich in der Tat aus einer Strategischen Zielsetzung ergeben…..und die ist in der Regel einem Mandat/Resolution des UNSC zu entnehmen, aus dem dann ein CONOPS für die internationalen Truppen etc abgeleitet und zwischen den troop contributing nations abgestimmt wird. Und da ein solches „mission oriented“ Mandat der VN in Sachen IS/ISIL fehlt….und folglich auch kein UNSC gebilligtes CONOPS existiert, ist imho dies kein Einsatz im Rahmen eines Systems Kollektiver Sicherheit.
Kurzer Einwurf zum Thema „The enemy gets a vote“:
Die amerikanischen Berater hatten wohl ihre erste Begegnung mit ISIS nachdem diese die Ein al Asad base attackierten
http://tinyurl.com/khnw6dn
wie sieht es eigentlich mit der gefahr potentieller innentäter aus?
momentan haben die peshmerga ja erheblichen zulauf auch aus nichtkurdischen (jeziden/christen/assyrer) milieus.bei einer derart heterogenen truppe müsste man als IS doch darauf bedacht sein einige personen einzuschleusen.
die pesh sollen schließlich den „schutz“ übernehmen
was ist mit nationalen „guardian angels“ und Ähnlichem?
wieder eine frage nach den lessons learned aus afgh. institutionelels gedächtnis scheint in der BW generell ein fremdwort zu sein.
Kurz gesagt: mit Innentätern ist immer zu rechnen.
Ich persönlich würde so wenige lokale Kräfte beschäftigen wie möglich, auch um autonom zu sein (klar, man will die Leute an sich binden und man ist ja auch ein Wirtschaftsfaktor – man macht aber oft auch die Preise kaputt).
Lustig wäre es, wenn es nicht so beschämend wäre, wir bilden Kurden aus und lassen uns von Kurden beschützen. Sitzen wir dann in einem von Kurden bewachten Lager oder lassen wir uns durch verbündete Soldaten bewachen?
@ es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei
Was haben sie denn neben Iher Belehrung inhaltlich zu einer gewinnbringenden Diskussion beizutragen?Genau, ich persönlich betrachte dies als oberschullehrerartige Maßregelung. Egal, wenn es inhaltlich noch was von Ihnen gibt, auf geht es.
@ bremer
„Sitzen wir dann in einem von Kurden bewachten Lager oder lassen wir uns durch verbündete Soldaten bewachen?“
vermutlich beides. Außensicherung übernhemen meist autochthone kräfte, der innerer ring wird durch westliche kräfte gestellt.
beides trägt naturgemäß nicht zum ansehen derjenigen bei die andere durch ihren unwillen dazu nötigen sich zu exponieren.
@wacaffe
Andererseits sind wir Gäste, und es ist eine Ehre und Verpflichtung für den Gastgeber, seine Gäste zu schützen.
@Jungchen
Die Meldungen über den direkten Kampf zwischen ISIS und US-Truppen gibt es seit Dienstag. Allerdings beruhen alle (!) Meldungen bislang auf einer einzigen Quelle, nämlich dem in dem Bericht verlinkten irakischen Nachrichtenportal. Von anderer Seite habe ich noch keine Bestätigung gesehen; deshalb war ich mit dieser Meldung bisher auch zurückhaltend.
@wacaffe
Yeziden sind ethnische Kurden; Christen und Assyrer wird in der Region synonym gehalten, sprich meistens meint man damit dieselbe Volksgruppe.
Peshmerga selbst haben seit jeher auch christliche und yezidische Soldaten, jetzt wohl verstärkt. Aber dies gehört wohl seit Jahrhunderten zur kulturellen Identität (siehe Mays „Durchs wilde Kurdistan“). Kurdistan war schon immer heterogen. Innentäter sind also extrem unwahrscheinlich, da in der KRG seit 2003 (auch im „Krieg“ )meines Wissens nach kein westlicher Soldat sein Leben lies.
Man sollte sich hier auch der Symbolhaftigkeit dieses Engagements bewusst sein. In Erbil werden unsere Jungs wohl genau so wenig Krieg erleben wie im Ruhrpott. Viel mehr Gefahr lauert auf den Straßen von Erbil durch arabisch/übergelaufenen Kurden als Selbstmordattentäter.
@ LC
die ethno komponente war mir schon klar. es ging eher darum das die vielfalt es für IS zumindest theoretisch verienfachen könnte jemanden einzuschleusen.
wie sehr die antiinfiltrationsbeauftragten der pesh auf Zack sind kann ich nicht beurteilen.
„In Erbil werden unsere Jungs wohl genau so wenig Krieg erleben wie im Ruhrpott. “
Wie man am kometenhaften Aufstieg des IS sehen konnte, wechselt die Lage in der Region schneller als einem lieb sein kann. Jetzt mengen die Schiiten auch noch mit
http://www.dw.de/schiiten-milizen-mobilisieren-gegen-is/a-18137571
Und wir mitten drin? Das kann ja nur schief gehen.
@Thomas Melber:
„Eigentlich sind das alles doch Selbstverständlichkeiten – hoffen wir, daß diese in der (Aus-) Planung (CONOPS / LLOs -?) und Befehlsgebung berücksichtigt und mit den partnern werden.“
Eigentlich hätte man diese Selbstverständlichkeiten auch in AFG erwartet. Aber selbst über Jahre war die Bw nur sehr begrenzt lernfähig.
Ich bin weiterhin der Ansicht, dass man den Einsatz unterschätzt. Und wir führen zu Beginn auch noch den Aufbau in Erbil.