Kampf gegen ISIS: Keine deutschen Luftschläge; Fallschirmjäger zur Einweisung nach Kurdistan
Für das internationale Vorgehen gegen die islamistischen ISIS-Terrorgruppen im Nordirak hat die Bundesregierung eine deutsche Beteiligung an Luftangriffen kategorisch ausgeschlossen. Für die Waffen und die militärische Ausrüstung, die an die kurdischen Milizen für ihren Kampf gegen ISIS geliefert werden, sollen aber Fallschirmjäger der Bundeswehr in den Nordirak reisen, um dort kurdische Kämpfer in den Gebrauch einzuweisen.
Auf die Frage nach einer deutschen militärischen Beteiligung äußerte sich die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz am (heutigen) Freitag eindeutig:
Die Stabilisierung der Region ist ein großes Anliegen der Bundesregierung. Eine Beteiligung an militärischen Luftschlägen oder Ähnlichem kann ich aber ausschließen.
Neben der humanitären Hilfe wird aber die Ausbildung und Einweisung der kurdischen Kämpfer an geliefertem Gerät zu einem bedeutenden Engagement Deutschlands. An den komplexeren Systemen wie den Milan-Panzerabwehrraketen und, jawohl, den Feldküchen sollen die Kurden in Deutschland ausgebildet werden – in Hammelburg an den Waffen, in Garlstedt bei Bremen an den Feldküchen.
Für die weniger komplizierten Waffensysteme wie den Infanterie-Handwaffen, also vor allem dem Sturmgewehr G3 und dem Maschinengewehr MG3, ist eine qualifizierte Einweisung in der Kurdenregion im Nordirak vorgesehen. Dazu sollen kleine Trupps von etwa sechs Fallschirmjägern, vor allem vom Fallschirmjägerbataillin 261 in Lebach, in die Kurden-Hauptstadt Erbil reisen. Insgesamt werden etwa 40 Soldaten rotierend für diese Einweisung eingesetzt.
Aus der Mitteilung der Division Schnelle Kräfte:
Angehörige der Division Schnelle Kräfte werden noch in diesem Monat in den Irak entsandt. Dort weisen sie kurdische Ausbilder/Multiplikatoren in Waffen und Gerät ein.
Der Kern wird durch Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 261 aus Lebach gebildet. Diese werden von Spezialisten des Luftlandeunterstützungsbataillons 262 aus Merzig und der Luftlandepionier- kompanie 260 aus Saarlouis unterstützt.
Passend zu den Tranchen der Auslieferung der Waffen und dem weiteren Material werden Ausbilder entsandt. Je Tranche werden ca. 6 Soldaten vor Ort benötigt. Insgesamt werden dafür ca. 40 Soldaten bereitgehalten, die zeitversetzt im Nordirak die Multiplikatoren einweisen.
(Interessanterweise war die erste Information dazu in einer Einladung zum Tag der offenen Tür bei den 261ern enthalten: Fallschirmjäger aus Lebach werden noch in diesem Monat in den Irak entsandt. Dort weisen sie, gemeinsam mit anderen Soldaten der Brigade, kurdische Ausbilder in Waffen und Gerät ein.)
Und auch das sollte man bei diesem Thema im Auge behalten: Die NATO denkt über eine Ausbildungsmission im Irak nach.
A senior NATO official said Thursday that NATO was prepared to consider a training mission to Iraq as part of a wide-ranging policy mix to tackle the so-called Islamic State.
Addressing members at a meeting of the European Parliament’s Subcommittee on Security and Defence, James Appathurai, NATO’s deputy assistant secretary general for political affairs and security policy, said, “NATO could consider a capacity-building mission in Iraq.”
Und zur Lage dort:
What U.S. airstrikes in Iraq look like, mapped by region. http://t.co/ZQkrJoxiTE pic.twitter.com/AiBmbtpBWl
— Dan Lamothe (@DanLamothe) 12. September 2014
Die Dokumentation aus der heutigen Bundespressekonferenz mit den Fragen und Antworten zum Thema Irak habe ich aus technischen Gründen in einen neuen Thread verschoben.
(Foto: U.S. Air Force Capt. Andrea Delosreyes, 340th Expeditionary Air Refueling Squadron, KC-135 Stratotanker pilot, inspects the boom with Airman 1st Class Christopher Morgan and Jacob Manuel, 340th Expeditionary Aircraft Maintenance Squadron, KC-135 Stratotanker engine mechanics, panel prior to an in-air refueling mission over Iraq, Aug. 12, 2014 – U.S. Air Force photo by Staff Sgt. Vernon Young Jr.)
wacaffe: So einen Beitrag könnten wir mühelos auch leisten. In Kosovo und Bosnien hatten wir je 14 Tornados im Einsatz, in Afghanistan 6 Aufklärungstornados.
@Kommentator: Selbst wenn nur zwei Tornados für die GBU 54 halbwegs ausgerüstet sind, wären dies zusammen mit z.B. 6 Aufklärer, auch schon 8 Flugzeuge, also Umfang wie Australien. Und andere Tornados könnten mit Taurus oder GBU 24 eingesetzt werden, wenn man dies wollte.
Ein anstehender Einsatz könnte den Umrüstungsdruck/Geschwindigkeit sicher erhöhen.
Als Kenner der Luftwaffe von „INNEN“, woran liegt es, daß ASSTA 3 nur nach offiziellen Zahlen bis 2018 in alle 85 Tornados nachgerüstet werden soll? Funktioniert die Technik nicht, fehlt es am Geld für die Umrüstung oder die Techniker oder liegt es an
der Industrie? Und wieso soll es Jahre später an der Einsatzreife der beiden Tornados fehlen? Hat man das Üben bzw. Übungsabwürfe vergesesen oder funktioniert die Technik nicht?
@memoria: Die fehlende Jabo-Fähigkeit und fehlende Taurus-Fähigkeit des EF ist ein Skandal. Die GBU 48 sollte mal 2015 kommen, allerdings ist jetzt erst von 2016 die Rede. Da die Briten die GBU 48 schon eingesetzt haben in Libyen, müsste es in kurzer Zeit möglich sein, die GBU 48 einzuführen und einzuüben, wenn man dies wirklich wollte.
@closius
„So einen Beitrag könnten wir mühelos auch leisten. In Kosovo und Bosnien hatten wir je 14 Tornados im Einsatz, in Afghanistan 6 Aufklärungstornados. “
ist das so? präzisionsmunition? combat ready piloten+Wasysoofiziere? istar kapazitäten? sind unsere refuelers nicht anderweitig verplant? etc….
ich gebe ihnen recht. wir MÜSSTEN es können. das sagt abernoch nichts über tatsächliche fähigkeiten aus.
… und die Durchhaltefähigkeit…. Breite vor Tiefe
@Closius:
So mühelos wäre das nicht mehr – wir sind nicht mehr im Jahr 1999
@ wacaffe / closius:
Die überwiegende Masse der Crews bekommt noch -40- Flugstunden pro Jahr; ausgewählte Crews bekommen -70-, Fluglehrer/Waffenlehrer mit ganz viel Glück noch -120-. Manche Crews fliegen sogar nur noch mit -25- Stunden pro Jahr in der Gegend rum … eigentlich UNVERANTWORTLICH, schon aus Gründen der reinen Flugsicherheit. Die NATO-Forderung für CR liegt bei mindestens 180 FH; TCTP mal unberücksichtigt.
Die Luftwaffe bekommt die Crews kaum noch LCR.
Jenseits dessen gilt die Devise, dass eine „Fähigkeit“ verfügbar ist, wenn – wie in diesem Fall – „ein“ Flugzeug mit „einer“ Waffe“ auf dem Hof steht. Das sagt nichts über die Dauer des Umrüstungsprozesses der Flotte, die quantitative Verfügbarkeit, die Durchhaltefähigkeit oder die tatsächliche personelle und technische Einsatzbereitschaft aus. Ich war drei Jahre lang in der ehemaligen sogenannten „Einsatzdivision“ der Luftwaffe und wir haben durchgängig AFG „berädert“ und periodisch auch APB … was sich da „in die Tasche gelogen“ wurde, um „grüne Häkchen auf PowerPoint-Folien“ zu bekommen, geht auf keine Kuhhaut.
Die Luftwaffe verfügt meines Wissens über NULL GBU 48 und NULL GBU 54, vorhanden sind als Präzisionswaffen lediglich GBU 24. Diese fallen ind die 2000 Pfd-Klasse und sind somit garantiert nicht kollateralschadenfrei. Damit dürften sich alle Spekulationen über die Beteiligung an L/B-Einsätzen von selbst erübrigen.
Die Recce-Tornados hatten in AFGH auch deswegen ausgedient, weil es zu lange dauerte bis deren ausgewertete Bilder für weitere Einsätze zur Verfügung standen. Überspitzt: Da droht eine ähnliche Situation wie in Afrika bei den Transall: Die Partner sagen: Danke fürs Angebot, aber nein danke.