Lagebeobachtung Irak/Deutschland: Doch lieber Soldaten?
Noch (?) sind es Einzelstimmen, aber offensichtlich beginnt da eine Debatte: Der CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg hat als erster Parlamentarier aus dem Regierungslager für einen Bundeswehreinsatz im Irak plädiert. Wenn man befrieden will, muss man ehrlich sein. Es wäre sinnvoll, wenn deutsche Soldaten zur Verteilung der Hilfsgüter sowie insbesondere zum Schutz der Flüchtlingslager vor Ort eingesetzt würden, sagte Sensburg dem Berliner Kurier (Link aus bekannten Gründen nicht).
Nun hatte sich zwar auch der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour bereits vor einer Woche für einen Bundeswehr-Einsatz ausgesprochen, allerdings in erster Linie der Luftwaffe – und Nouripour ist Oppositionspolitiker. Deswegen wird spannend zu beobachten, ob Sensburgs Vorstoß Kreise zieht. Wenn auch die Praktikabilität ein wenig fraglich ist: Schutz der Flüchtlingslager klingt ein wenig nach Wach- und Schließgesellschaft. Aber was bedeutet das, wenn ein solches Camp konkret von einem massiven ISIS-Vorstoß bedroht ist?
Und noch eine Stimme für einen (auch deutschen) Kampfeinsatz, an Stelle von Waffenlieferungen. Der Theologe Thomas Hoppe, Professor für Sozialethik an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg, hält europäische Boots on the ground für sinnvoller: Aus meiner Sicht wäre es besser, dass sich die Staatengemeinschaft, entsprechend dem Prinzip der Schutzverantwortung, zu dem sie sich bekennt, zu einer begrenzten Intervention entschließt, bei der sie selbst das Heft des Handelns in der Hand behält. Denn wenn sie Waffen an die kurdischen Kämpfer gibt, könnten diese später ihre eigenen politischen Ziele verfolgen, die vielleicht nicht unbedingt dem Frieden in der Region dienen.
Fürs Archiv außerdem noch: Die Abschrift der Pressekonferenz von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und Stabschef Martin Dempsey zum Thema Irak/ISIS am 21. August hier.
@Closius
Das mit den deutschen Fähigkeiten haben nicht alle verpennt, ich habe das vergangenes Jahr für Zeit Online aufgeschrieben und bin in den Kommentaren dort wüst beschimpft worden. Nicht an allem sind Journalisten Schuld…
@ VTG-Amtmann
„Nur wie man dazu beitragen kann,dies zu erreichen,sagt de Maziere leider nicht!“
Genau das ist das Problem,
wir sitzen mitten in der Burg Europa,während um uns rum das Chaos ausbricht,während an den Grenzen von Europa eine Flüchtlingswelle nach der anderen anbrandend.
Und zwar so,das mittlerwiele Italien wohl teilweise keine Fingerabdrücke nimmt,und in Bayern aufeinmal das doppelte an Flüchtlingen ankommt.
Obdaswohl die richtige Lösung ist ,sich bei Italien zu beschweren und auf die Gesetze zu pochen?
Das mit den Jesiden und auch anderen Christen hab ich irgendwie anders verstanden
Das viele die verfolgung leid sind und nur noch auswandern wollen.
Was man wohl sehr nachempfinden kann,denn die Zukunft im Iraq sieht nicht rosig aus.
Ich glaub nicht das wir in Europa und speziell in Deutschland uns in der Burg noch länger verkriechen können ,und warten bis der Sturm vorbeizieht
macht bei Gott keinen guten Eindruck.
Es.wird.Zeit.
Noch mal ein Kommentar zu der Flugkörper-Debatte hier.
Das Mengengerüst weitreichenden FK und Präzisions-Bomben der BW ist imho auf Artikel V/Landesverteidigung im Bündnis zugeschnitten. Es wäre also strategisch und politisch kontraproduktiv, im Zeitalter der Ukraine-Krise und der NATO Reasurrance der osteuropäischen NATO-Mitglieder, jetzt mit EF und Tornado gegen IS in Syrien in den Krieg zu ziehen.
auf FAZ: „Kurde gegen Kurde“
Ein PKK-Funktionär: „Bis heute haben wir von der Regierung in Arbil keine klare Antwort für die Gründe des Abzugs erhalten.“ Er erhebt schwere Vorwürfe. Das Vorgehen der Peschmerga werfe die Frage auf, ob die nach Unabhängigkeit strebende irakische Kurdenführung die Massaker an Hunderten Angehörigen der Yeziden bewusst in Kauf genommen habe, um den Westen zu einem Eingreifen zu zwingen.§
….“Sollte der Westen sich dazu entscheiden, weiter allein auf Barzanis Peschmerga zu setzen, berge das die Gefahr, dass die Waffen am Ende in den Händen der Dschihadisten landeten, sagt Bayik.“
Das Gerangel um Waffenhilfe scheint voll entbrannt zu sein bei den Kurden.
@Elahan: Im Zusammenhang mit http://www.veteranstoday.com/2014/08/04/french-report-isil-leader-mossad/ und http://www.al-monitor.com/pulse/security/2014/03/isis-enforces-islamic-law-raqqa-syria.html# könnten einem da schon ein paar „Hochwertziele“ im Kalifat einfallen.
Andererseits hat @klabautermann auch wieder recht, daß ein deutsches Engagement mittels Marschflugkörper in Syrien kontraproduktiv wäre. Spätestens dann dürfte IS _i_n_ Deutschland auf breiter Front aktiv werden, wenn dies nicht schon bei bzw. nach den Waffenlieferungen an die Kurden der Fall sein wird.
Dann hat Herr De Maizière ein echtes Problem, welches dieser offenbar in seiner „das Boot ist voll – Mentalität und – Flüchtlings-Politik“ noch nicht erkannt hat. Zum Einem liegt längst die tickende Zeitbombe einer „Islamophobie wegen IS“ in der Aktentasche des Innenministers, zum Anderen die Akte „IS-Verbot in Deutschland“. Aber auch hierzu kommt weder „Fisch, noch Fleisch“ von De Maizière!
Entgegen meiner Gewohnheit Talkshows nicht anzusehen, habe am Donnerstag (21. 8.) weil es bei Tagesthemen so nett angekündigt war, Beckmanns und den vorher gezeigten Weltspiegel Extra angesehen. Das war dann eine unerwartet erhellende und auf viele verschiedene Aspekte eingehende (Geldgeber, Wege der Waffenzulieferung, Motivation der IS-Kämpfer, Flüchtlingssituation etc.) Lagedarstellung. Es verwundert mich etwas, dass diese Sendung hier nicht breiter aufgegriffen wurde.
In der Diskussion stellten sich zwei dringlichst zu lösende Probleme heraus:
1.) Kurz- bis mittelfristige (zumindest 1 Woche) Absicherung der verbliebenen Räume für Flüchtlinge muss eigentlich sofort hergestellt werden.
2.) Ernährung, medizinische Versorgung und notdürftige Behausung von 800.000 oder mehr Flüchtlingen muss in einer kargen, wasserarmen Region geleistet werden, die normalerweise gerade 1/10tel der gegenwärtigen Bevölkerung aufnehmen kann.
Punkt Eins könnte vielleicht mit sofortiger Waffenlieferung hergestellt werden (ob das so wirkungsvoll wäre, und der zukünftigen Entwicklung dienlich wäre bleibt fraglich), ist aber mit unserer Entscheidungsfindung am kommenden Mittwoch, völlig ausserhalb des Zeitplans der IS – die die Dinge gewöhnlich bis spätestens zum nächsten Sonnenaufgang entschieden hat.
Zu Punkt Zwei hatte ich bisher noch die Hoffnung, dass eine führende Wirtschaftsmacht in der Lage sei, humanitäre Hilfe (insbesondere Sanitätsdienstliche) zur Verfügung stellen zu können. Nachdem ich dann die Kommentare wie http://augengeradeaus.net/2014/08/lagebeobachtung-irak-deutsche-waffen-pragmatisch-schnell-und-zweckmaessig/#comment-145234 gelesen hatte, so wird mir klar, dass wir keine ausreichende Bevorratung von grundliegendsten Mitteln haben. Wir könnten nicht mal uns selber helfen, wenn es ernst würde.
Wenn überhaupt BW-Personal entsendet werden sollte, dann Ärzte, Sanitäter und Techniker um die Flüchtlingslager zu versorgen und winterfest einzurichten. Wenn die Flüchtlinge die nächsten Tage und Wochen nicht überleben, kann man sich die restlichen militärtechnischen Überlegungen ersparen.
@ klabautermann
Crews die mission capable Taurus sind gibt es reichlich. Da kann man der „Kernluftwaffe“ ausnahmsweise mal nicht ans Bein pinkeln.
Da Sie ja noch gute Kontakte in die BW haben dürften, können Sie ja mal Fragen, wem die Taurus Planungszelle unterstellt ist und wie hoch der Dienstgrad des Leiters ist. Da kommt man schon ins schmunzeln. Hier liegen auch die Probleme mit Taurus:
– Beschaffung von Planungsinformationen aller Art
– Personalauswahl und Menge der Planer, Vollzeit/Teilzeitplaner
– Verständnis von Führung/Leitung, was der Taurus kann und was er nicht kann. Da gibt es viele falsche Vorurteile, bzw. völlige Ignoranz.
– Fehlen von Befehls- und Meldewegen. Und zwar sowohl was die Planung als auch was den Einsatz angeht.
– keine Vorgaben für CDE und CDE mitigation
Die Menge der weitreichenden FK ist sicher überschaubar, denn es gibt nur den Taurus. Die Zahl an Bunkern die den Einsatz eines Taurus rechtfertigen würden, liegt jedoch deutlich unter der beschafften Menge. Obwohl der Taurus einen deutlich breiteren Zielkatalog als nur Bunker hat, übrigens eines der viel Missverständnisse, billig ist er nicht.
Eine ehrliche Kosten- Nutzenrechnung dürfte allerdings, trotz der erheblichen Anschaffungskosten, bei Einbeziehung der verbleibenden Lagerzeit durchaus interessant sein.
Über die Menge an Beschaffter und Bevorrateter Munition könnte man wohl einen eigenen Faden aufmachen. Für verschossene Munition Nachschub auf dem Markt einzukaufen, sehe ich aber eigentlich keine Hindernisse. Außer halt den nötigen Willen und dass nötige Geld.
http://www.washingtonpost.com/world/national-security/range-of-options-to-combat-islamic-state-are-under-discussion-senior-official-says/2014/08/22/f745619a-2a2a-11e4-8593-da634b334390_story.html?hpid=z1
Interessanter Artikel über den war powers act, die „authorization to use military force“ (AUMF).
Der Kongress scheint weder die AUMF von 2001 (Al Quaida) noch die von 2003 (Irak) als legale Grundlage für eine comprehensive regional campaign against IS im Irak und Syrien anzusehen. Also hat Obama die 60-Tage-Beschränkung in Syrien (Beschränkung auf Geiselbefreiung) und auch im Irak (Beschränkung auf Schutz US-Einrichtungen und Militärhilfe für Irakische Armee im Kampf gegen IS im Norden). Auch der bislang praktizierte juristische Kniff die 2001 AUMF auf al-Qaeda “associates” auszudehnen (Somalia, Yemen etc) greift nicht im Falle IS, weil Al Quaida sich ja offiziell losgesagt hat von IS und umgekehrt. Diese 60-Tage der presidential authorization für Syrien und Irak kann Obama durch notification of congress beliebig verlängern, sie erlauben ihm aber keine durch US geführte und massiv militärisch unterstützte coalition-of-the-willing Offensive gegen IS in der ganzen Region.
Bei der Stimmungslage in der US Bevölkerung in Sachen Krieg und der gegenwärtigen Paralyse der Kongresses, bezweifle ich sehr stark, dass Obama eine AUMF gegen IS bekommen wird.
Selbst „Putin ist böse, aber IS ist böser“ dürfte die US-Amerikaner umstimmen. Und ohne staatliche boots-on-the-ground dürfte eine Luftnummer wie in Lybien dabei rauskommen. Das würde aber bedeuten, dass die US den Herren Assad in die coalition einbauen……..und über diese „rote Linie“ wird weder der Präsident noch der Kongress springen. Und falls irakische/sunnitische coalition Truppen mit US-Luftunterstützung in Syrien einmarschieren, dann wird Rußland auf den Plan treten.
Nicht nur Schutzwesten können ablaufen! Auch der Ballistische Schutz der Transall aus 1994 – 1996 sei laut Schreiben des Herstellers überaltert. Die Beschusstests aus 2011 stellten laut WTD 91 lediglich „Momentaufnahmen und keine fundierte Prognose“ dar. Die Prüfer forderten deshalb weitere Tests, die aber bislang nicht stattfanden (vgl. http://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-transall-101~magnifier_pos-0.html). So langsam schwimmen die Leichen des „Breite vor Tiefe“ auf, sobald die Bw nur im Geringsten weiter gefordert wird!
@Closius
Die ganze Debatte über einen möglichen Einsatz TAURUS gegen IS ist reichlich hypothetisch. Dieser LFK ist ausschliesslich für die (strategische) Bekämpfung von sog. Hochwertzielen vorgesehen. Gibt es aufgeklärte Einrichtungen der IS, die einen solchen Einsatz rechtfertigen würden? Und wie ist die Bedrohungslage für eigene Lfz? Ich habe bisher nichts von hochwertigen LV-Systemen gehört oder gelesen, von MANPADS mal abgesehen. Damit könnten alle Ziele auch bemannt aus sicherer Höhe bekämpft werden. Für die bekannten Pick-Ups böte sich hier auch eine Luft-Boden-Waffe wie die LaGS an, eine modifizierte AIM-9 Sidewinder, die per laser targeting autonom ins Ziel findet. Meines Wissens nach wurde die Entwicklung grösstenteils von der Industrie gestemmt, ausreichende Bestände an Sidewinder wären in der Lw vorhanden, der Modifikations- und Integrationsaufwand (Kosten und Zeit) an LFK und Lfz wäre sehr überschaubar. Insgesamt eine Fähigkeit, die man jetzt gut brauchen könnte.
Das Ganze war vor drei Jahren in der Diskussion, ist aber meines Wissens nach über die Prüfungsphase nicht hinausgekommen. Hat jemand aktuellere Informationen?
@schmidtm
„…..billig ist er nicht.
Eine ehrliche Kosten- Nutzenrechnung dürfte allerdings, trotz der erheblichen Anschaffungskosten, bei Einbeziehung der verbleibenden Lagerzeit durchaus interessant sein.“
wieder so ein deutsches missverständnis.
Die rendite eines Wirkmittels ist die vernichtung eines militärischen Ziels.
Die teuersten effektoren sind die, die nach ablauf ihrer Lagerzeit ungenutzt verschrottet werden und nicht jene mit den höchsten anschaffungskosten.
————-
@ klabautermann
das mit der AUMF haben sie falsch verstanden es geht nicht um erteilung einer neuen sondern um eine fortgesetztes rekurrieren auf die aus dem jahre 2001
——
@ rubus
interessantes konzept
http://www.diehl.com/de/diehl-defence/produkte/lenkflugkoerper/sidewinder-familie/laser-guided-sidewinder.html
aber für uns wohl zu pragmatisch und naheliegend
@SchmidtM
Vielen Dank für diese Informationen. Ich hatte also zurecht angezweifelt, dass die LW in eine US/UK air campaign so wirklich reinpasst, nicht nur aus ROE-Gründen, sonder auch aus Gründen der interoperabilität (planerisch). Weitreichende FK sind schon nice-to-have gegen stationäre, verbunkerte Ziele. Wie man in Afghanistan, Somalia, Lybien etc. sehen konnte, sind diese „Taurusse“ nicht unbedingt das Gelbe vom Ei in maneuvre-warfare-Szenaren in rural environment und Treffgenauigkeit in urban environment ( man schaue sich mal die Statistik der abgebrochenen missions in der Lybien campaign an, bzw. der ups-daneben)
@wacaffe
die AUMF von 2001 gegen Al-Quaida, Obama hat aber Al-Quaida als „besiegt“ erklärt und IS hat sich offiziell von Al Quaida losgesagt. Glauben sie bei dem gegenwärtig herrschenden parteipolitischen Lagerkrieg im Kongress, dass man die recurrence der 2001 AUMF durchbekommen wird ? Erinnern Sie sich noch daran, was im Kongress abging als Obama eine AUMF gegen Assad wollte, trotz Chemiewaffeneinsatz gegen die Zivilbevölkerung ? Man wird Obama in der Luft hängen lassen und ihn zum dead-man-stumbling machen in DC.
@ klabautermann
vor dem amerikanischen kongress bekommt ein präsident alles „durch“ was im weitesten sinne unter „national security“ subsumiert werden kann.
(obama hätte in syrien ja ohnehin zuerst ohne kongress agiert wenn er gewollt hätte und dann lediglich nachträglich um „support for our troops“ „gebeten“ das wäre ohne weiteres durchgegangen. den kongress hat er ja nur eingebunden um sich hintern deren unwillen zu verstecken)
was vielen in deutschland bezüglich der debatte in den USA nicht klar ist, ist das ausmaß in dem vermeintlich imperative rechtsnormen durch politische entscheidungen/executive orders bzw. schlichtes nichthandeln des kongresses relativiert werden können.
Kein Kongress, schon gar kein republikanisch dominierter, wird sich politisch der gefahr aussetzen dem präsidenten oder gar bereits im feld stehenden truppen die unterstützung/funding zu verweigern. politisch schlicht ein no-go.
ähnliches gilt für den nachrichtendienstbereich. man ist drüben einfach bereiter der exekutive einen mehr oder weniger unregulierten ermessensspielraum im sinne des nationalen interesses zu gewähren.
was auf dem papier steht ist da oft weniger wichtig als die generelle intention amerikanische interessen durchzusetzen. insofern ist das verhalten für deutsche mit ihrer maximalrechtspositivistischen mentalität oft schwer nachzuvollziehen bzw. einzuschätzen.
hinzu kommt ein supreme court der bei national security issues sehr exekutivfreundlich ist.
das ist kein werturteil sondern schlicht realität
wenn es Sie interessiert ist die debatte zur war powers resolution von1973 und die reaktion aller präsidenten auf diese seit diesem zeitpunkt guter ausgangspunkt.
@wacaffe
na, dann warten wir mal ab ;-)
Das Ding mit der „national security“ ist ausgelutscht in USA, auch wenn Rhodes jetzt versucht die brutale Ermordung des US-Journalisten als „attack on America“ hinzustellen wie weiland die Twin-Tower-Attentate. Die Amerikaner werden ein Iraqui-Freedom 2.0 nicht mitmachen.
„Die Amerikaner werden ein Iraqui-Freedom 2.0 nicht mitmachen.“
das ist ja auch nicht beabsichtigt. das engagement wird sich unterhalb der (amerikanischen) wahrnehmungsschwelle bewegen.
ergo. SOF,airstrikes,FID,garniert mit renditions wo möglich und ein bischen gedöns flüchtlinge etc mit dazu.
das interessiert den kongress und average joe dann herzlich wenig. die meisten werden eher noch mehr engagement fordern. (siehe chambliss et. al.)
@wacaffe
Ergänzung: abgesehen davon, dass Obama das vielleicht gar nicht will. Er ist der Präsident, der Kriege beendet und keine startet. Nur eine breite politische Koalition islamischer Staaten, die quasi die US auf Knien anflehen, eine region-wide campaign gegen IS im Irak und Syrien zu führen, könnte das ändern. Eine solche Koalition sehe ich aber nicht.
Containment is the best we can hope for……
@wacaffe
„das ist ja auch nicht beabsichtigt. das engagement wird sich unterhalb der (amerikanischen) wahrnehmungsschwelle bewegen.“
Das glauben Sie doch nicht wirklich bei der medialen Aufmerksamkeit/Präsenz die IS bereits hat. Wenn die US im Alleingang mit „SOF,airstrikes,FID,garniert mit renditions wo möglich und ein bischen gedöns flüchtlinge etc “ gegen IS und deren „associates“ im Irak/Syrien vorgehen, dann wird das die radikalen Sunniten weltweit auf die Palme bringen und das Ergebnis wird so sein wie in Lybien. Und Rußland wird den US vorwerfen, ohne R2P-Mandat der VN einen verdeckten Krieg gegen Assad zu führen.
@Vtg-Amtmann
Das sind doch eher nicht die Hochwertziele für die der teure und seltene Taurus konstruiert wurde. Der MEPHISTO mit Vorhohlladung und Penetrator ist für gehärtete Gefechtsstände konzipiert und für ihre Ziele ist eine GPS/Laser gesteuerte GBU doch das günstigere Mittel der Wahl.
“ radikalen Sunniten weltweit auf die Palme bringen “
die sind doch eh chronisch „auf der palme“. das kann man souverän ignorieren.
russland und assad werden ein operieren gegen IS mit kusshand begrüßen, schließlich ist IS genau das wovor Assad und konsorten immer gewarnt haben. (und gleich noch indirekt unterstützt haben um gegner zu schwächen und argument für selbsterhalt zu gewinnen)
http://www.nytimes.com/2014/08/23/world/middleeast/assad-supporters-weigh-benefits-of-us-strikes-in-syria.html?_r=0
der status quo ist doch schon weit dramatischer als in Libyen. insofern ist das nicht unbedingt die passende analogie.
so wie ich die US strategie momentan verstehe geht es nicht um rückeroberung sondern um IS „emissionskontrolle“ das kann man niederschwellig mit dezimierungen von oben erreichen ohne sich am boden groß engagieren zu müssen. (von sof abgesehen)
@wacaffe
Wie wollen denn die US eine Differnzierung in Sachen „Emmisionskontrolle“ bei der Gemengelage von ineinander verkeilten Kräften der FSA, der IS, der Al-Nusra, der syrischen Kurden, der syrischen Streitkräfte effektiv durchsetzen und für wie lange ? Natürlich freut sich Assad, wenn die USA ihn gegen IS aus der Luft unterstützen, dann kann er mehr Flugzeuge gegen die FSA einsetzen…….und Rußland wird sich genüsslich auf die Tatsache stürzen, dass USA weder eine Einladung von Assad hat, noch ein R2P-Mandat der VN.
@wacaffe
„der status quo ist doch schon weit dramatischer als in Libyen. insofern ist das nicht unbedingt die passende analogie.“
In Damaskus gibt es noch eine funktionierende Regierung, in Lybien ???
Ein Frontbesuch von Al Jazzera:
Islamic State shifts tactics in northern Iraq
@Elahan: TAURUS taugt nicht nur gegen gehärtete Gefechtstände, sondern auch für das richtige Haus und dessen richtiges Stockwerk in Ar Raqqah (Syrien). Und die Abstandsfähigkeit von bis zu 350 km ist auch nicht zu verachten. Besondere Maßnahmen – wenn denn opportun – erfordern eben besondere Mittel und die kürzeste Entfernung bis zum Mittelmeer sind nun mal nur 275 km. Vielleicht die bessere Lösung als eine US-SOF-Aktion mit Night-Stalker (MD 530 Defender)?
@Vtg-Amtmann
Eine Zielansprache / targeting brauchen Sie für die TAURUS ja auch. Eigentlich sind die technicals und die Kolonnen ein Fall für ein Erdkampfflugzeug.
@Thomas Melber: Sie haben mich komplett mißverstanden, siehe ersten Absatz in http://augengeradeaus.net/2014/08/lagebeobachtung-irakdeutschland-doch-lieber-soldaten/comment-page-3/#comment-145425 . Also eine Alternative zu Abbottabad und eben keine Bekämpfung von „Technicals & Convoys“, sondern per exakter Koordinaten schön senkrecht von oben und durch alle Stockwerke ins entsprechende Anwesen und das bitte ohne Kollateralschäden und ohne „boots on the ground“ (http://www.youtube.com/watch?v=CWaTMntx_xI).
@Vtg-Amtmann
Nun ja, überlassen wir das lieber Leuten, die etwas davon verstehen und die auch mit allfälligen Kollateralschäden / falscher Zielansprache keine Probleme haben.
Und: natürlich muß IS auch abgenutzt / reduziert werden. Das eine zu tun heißt ja nicht, das andere zu lassen.
Um in die Wirkmitteldebatte einzusteigen und den vorgeschlagenen Einsatz von Bodentruppen einzuordnen.
Es gibt ein Gesetz welches seit Urzeiten Gültigkeit behalten hat: Die Königin der Waffengattungen ist die Infanterie. Warum? Weil nur die Infanterie wirklich Boden nehmen kann und Feinde wirklich vernichten/werfen/Willen brechen etc… kann. Alle anderen Waffengattungen gruppieren sich deshalb um die Infanterie und soll(t)en diese unterstützen (Ja, da fallen gerade die „Roten Barone“ vom Stuhl). Wenn man sich diese empirisch bestätigte Tatsache vor Augen führt, dann ist auch klar, dass man die IS nicht mit Luftschlägen besiegen kann. Weder Taurus (nebenbei das völlig falsche Wirkmittel), noch laser-/infrarotgesteuerte Bomben/Flugkörper oder mit schweren MG`s bewaffnete Hubschrauber können die IS final werfen. Unbestritten ist, dass diese Systeme jedoch dabei unterstützen können und der Infanterie taktische Vorteile verschaffen.
Thomas Wiegold hat etwas weiter oben einen Artikel verlinkt in dem davon gesprochen wird, dass die IS nun nicht mehr in Konvois fährt, sondern nur noch mit einzelnen Technicals angreift oder sogar bereits auf die bewährten IED`s umsteigt. Somit passiert gerade genau das, wovor ich gewarnt habe. Die IS gehen jetzt wieder in den Guerillakampf über und werden sich bald unter die Bevölkerung mischen. Damit schließt sich das Zeitfenster in dem wir den IS am Boden schwere Verluste zufügen können (die amerikanischen Drohnenschläge waren in diesem Sinn sogar kontraproduktiv, da sie den Strategiewechsel der IS beschleunigt haben). Die Debatte über Panzerabwehrwaffen/Panzerfäuste ist somit obsolet – wir sind zu spät und die Show ist vorbei. Luftschläge werden jetzt fast vollständig ihre Wirksamkeit verlieren. Auch der Einsatz von Infanterie in großer Anzahl ist jetzt hinfällig. Mehrere Btl. Infanterie auf den Boden zu bringen wäre der größte Gefallen den man der IS jetzt machen könnte Ein schönes offensichtliches Ziel, welches man nach Belieben aus dem Hinterhalt angreifen kann. Die Politik sollte diese Debatte also schnellst möglich einstellen.
Gegen diese Taktik können wir jetzt nur noch eigene Kommandoaktionen setzen um die IS an wichtigen strategischen Punkten überraschend anzugreifen und zu schwächen. Dazu bedarf es aber vor allem einer guten nachrichtendienstlichen Aufklärung, stark bewaffneter Hubschrauber (Sachstand LUH?), bewaffnete Transporthubschrauber (Zustand CH53GS? Sachstand CH53GA?). Dies wäre nicht nur ein Job für KSK, sondern auch für die EGB Kompanien. In der Fläche müssen die Peschmerga den Boden nehmen (Motivation?).
Zu einem solch offensiven Vorgehen wird man jedoch in der Bundesregierung nicht bereit sein. Daher ist es vielleicht ab jetzt tatsächlich besser, sich nur noch auf humanitäre Hilfe zu beschränken und einen ganz großen Bogen um UN-Einsätze und eigene Bodentruppen in großer Anzahl zu machen.
@Bang50
Die Kurden haben wohl ihr Gebiet gesichert und sogar etwas erweitern können. Von daher schätze ich deren Motivation, aktiv gegen IS vorzugehen, eher gering ein. Wenn natürlich moderne WaSys geliefert werden … (kann man immer brauchen).
Infanterie kann auch etwas, was andere Waffen nicht können: Räume halten, bzw. müßte irakisches Militär das übernehmen (welches?).
Im Prinzip läuft das wohl wieder auf das AFG-Szenario (in Teilen) hinaus: Clear, hold, re-build. Immerhin gibt es ja eine brauchbare Basis, so daß ein veritables state / nation building wohl nicht erforderlich ist.
Interessant wäre dann den Teil „shape“ zu bestimmen.
@ Bang50 | 23. August 2014 – 19:52
“ Damit schließt sich das Zeitfenster in dem wir den IS am Boden schwere Verluste zufügen können …“
Ich denke dieses Fenster hat es bestenfalls theoretisch gegeben. Sprechen wir von Deutschland und der Bw, dann ist zu bedenken, daß einerseits der Weg bis zur Gefechtsbereitschaft vor Ort ein langer ist und andererseits IS(is) in ihren Taktiken sehr flexibel ist (z.B. „dass die IS nun nicht mehr in Konvois fährt, sondern nur noch mit einzelnen Technicals angreift oder sogar bereits auf die bewährten IED`s umsteigt).
Dieses Zeitfenster für einen kalkulierbaren (sic) Einsatz von Bodentruppen hätten wir immer verfehlt – weil es einfach nicht vorhanden war und nicht sein wird.
IS(is) verfügt bekanntlich über zwei Effekte, über die die Armeen der westl. Welt nicht verfügen: die Bereitschaft (zurückhaltend ausgedrückt) sich und andere zu opfern.
In Kombination mit teilweise modernen Waffen, insbesondere der Manpads, sowie der hohen Mobilität ist IS(is) ein fürchterlicher Gegner; auch für die KSK.
Ein Engagement mit Bodentruppen sollte sich daher für Deutschland verbieten.
Die ganze Diskussion ist solange eine Phantasterei, wie man hierzulande nicht bereit ist, dort deutliche Opfer in Kauf zu nehmen. Die Notwendigkeit dazu könnte sich in Zukunft möglicherweise ergeben – wer weiß. Aber heute wird keine dt. Regierung eine solche Entscheidung treffen.
@Bang50
Ihre Analyse kann ich nicht nur sehr gut nachvollziehen – ich teile diese vollumfänglich.(trotz meines naturgemäß als Nicht-Int’ler, Nicht-AAler/BKAmtler oder Nicht-DenkTankBewohner äußerst reduzierten Kenntnisstands hinsichtlich belastbarer Aufklärungs-Erkenntnisse aus der Region)
Nach meiner Ansicht müssen nicht nur die deutschen Planungsstäbe nun sehr zeitnah kurz- bis mittelfristige Strategien (sic!) „aus dem Hut zaubern“ müssen – vor allem in Washington, London, Ankara, Baghdad und Moskau werden die Stäbe ihre sicherheitspolitische, geostrategische und militärische Exzellenz unter Beweis zu stellen haben. Eine Konsolidierung der IS auf Basis eines von ihr offenbar nun begonnenen irregulären Eroberungs- und „Missionierungs“-Feldzuges, bei dem sie die regulären Kräfte (irak. Armee / kurd. Peshmerga) in einem verschleissenden und folglich demoralisierenden Guerilla-Kampf bezwingen und die so aufgegebenen Räume nachhaltig zu besetzen versuchen werden, kann für die Region nur in einen jahre- oder gar jahrzehntelangen Flächenbrand münden. Einschließlich zu befürchtender Genozide an „Ketzern“ und „Ungläubigen“ mit Zehntausenden an Opfern in der Zivilbevölkerung. Aber ein solches Szenario sollten Insider ja schon seit einigen Monaten als „worst case“ auf dem Schirm gehabt haben.
Für Berlin – und ich denke auch die EU bzw. die NATO – wäre jetzt der Augenblick gekommen, das Delta zwischen politischem bzw. auch militärischem Handlungsbedarf und real verfügbarem Handlungsspielraum unter Berücksichtigung der eigenen militärisch-logistischen Ressourcen und Befähigungen sowie der jeweilig innenpolitisch-gesellschaftlichen Realitäten zu definieren und zu analysieren.
Inwieweit zum Beispiel die Bundeswehr – und zwar so verdeckt und in kürzester Zeit wie möglich – überhaupt in der Lage wäre einen Einsatz- oder Kampfverband zusammenzustellen, um sich an einer aus mehreren „Koalitionsstaaten“ formierten „Strike Force“ zu beteiligen, gälte es JETZT als „Hausaufgabe“ der IBUK, des BMVg nebst nachgeordneter Planungsstäbe zu evaluieren.
Ohne Wunschdenken, ohne „Potemkinsche Luftsturm-Regimenter“, ohne Rücksichtnahme auf die etwaige klar resultierende Erkenntnis der Einsatzunfähigkeit der Bundeswehr im politisch äußerstenfalls geforderten und GG-konformen Rahmen.
Und unter Inkaufnahme der aus einer derartigen Evaluierung eventuell resultierenden Erkenntnis, dass – mit marginalen Ausnahmen -.sämtiche nach 1991 erfolgten Reformen die Bundeswehr strukturell wie personell zu einem stumpfen Schwert abgeschliffen haben. Mit dem sich noch nicht mal altmärkische Äcker pflügen lassen.
Aber ich fürchte, dass es zig-Dutzende Sachzwänge, Nicht-Erfordernisse und Eigentestate geben dürfte, die gemäß Eigendarstellung die Bundeswehr als „eine der besten Armeen der Welt“ quasi eigen-zertifizieren und somit diese Hausaufgabe als „nicht erforderlich“ verweigert wird.
Ohne jetzt in den „Armchair General“-Modus zu verfallen noch eine Anmerkung zu dem Gedanken einer koalitionären, multinationalen „Strike Force“ (deren Zeitfenster analog zu @Bang50’s Analyse auch beinahe schon geschlossen ist). Diese könnte überfallartig sowohl gegen die strategischen Zentren der IS (Decapitation Missions durch Joint Special Forces), Ausbildungscamps, lokale Kräftekonzentrationen und Stützpunkte der IS vorgehen und parallel in der Fläche IS-Kräfte und „Associates“ zu neutralisieren versuchen. Das Ganze zeitlich begrenzt mit der klaren Zielvorgabe (als nicht verhandelbarem Exit-Status), dass die an den Operationen periphär beteiligten inländischen militärisch-zivilen Exekutivkräfte der jeweiligen Operationsgebiete die Kontrolle und in Folge die Befriedung der von IS befreiten Räume aus eigener Kraft übernehmen können. Ohne Verbleib der ausländischen Kräfte zum Zwecke State Building, Democracy, Brunnen- und Kita-Bau oder flächendeckender Flatscreen-TV-Versorgung der Bevölkerung.
Wäre nicht ganz billig, würde eigene Verluste bedeuten, hieße eventuell auch Terror- anschläge in den Koalitionsländern, m ü s s t e gesellschaftlich ehrlich und ohne Denkverbote im Klartext vermittelt werden. Die Welt ist kein Ponyhof und bei aller Liebe zum Ideal einer pazifistischen Welt ohne Waffen und jene, die mit diesen Unrecht begehen – aber Gesellschaften, die sich gegen ihre eigene Verdrängung und Beherrschung durch Feinde von außen nicht zur Wehr setzen wollen und können, werden das Ende ihrer Geschichte selbst zu verantworten haben.
@Etienne Rheindahlen: Gut gebrüllt Löwe, aber für SOF-, PR- und KSK-Einsätze sehe ich für die Bw „Null“ weder materiell, noch personell „Null“ Potential.
@Vtg-Amtmann
Eben. Daher auch „Hausaufgabe“ (s.o.). Unter anderem genau darum.
Es sei denn, man gedenkt SOF, PR, CSAR, KSK etc. pp. künftig von den sich an uns anlehnenden Partner-Streitkräften realisieren zu lassen. „Unsere“ machen das dann mit den Fähnchen, den Sanis und – ach nee, mit Lufttransport war ja auch was…
Da hätte ich für UvdL eine unkonventionelle und nicht ganz ernst gemeinte Lösung. Gendering als Geheimwaffe gegen IS und Alice Schwarzer sowie „DIE LINKE“ wären voll integriert (vgl. http://www.n-tv.de/politik/Gabriel-fuer-Foederalisierung-der-Ukraine-article13474486.html , dort das entsprechende Video zu den weiblichen Kurdenkämpferinnen?
— ZITAT —
Schutz der Flüchtlingslager klingt ein wenig nach Wach- und Schließgesellschaft. Aber was bedeutet das, wenn ein solches Camp konkret von einem massiven ISIS-Vorstoß bedroht ist?
— ZITAT ENDE —
Entweder macht man es dann wie die Holländer in Srebrenica. Oder man hat neben einem robusten Mandat auch (bzw. vor allem) den politischen Willen, militärisch zu handeln.
Diesen Aspekt dürfte die politische Debatte, so sie denn kommt, vermutlich aber wieder ausblenden.
@ Etienne Rheindahlen – Danke für die weitergehende Differenzierung!
Während der Westen/NATO den asymmetrischen IS in verschiedenen instabilen Nationalstaaten bekämpfen muss/sollte (und hoffentlich bald eine gute Strategie dazu haben wird), verlangt der symmetrisch geführte aber asymmetrisch ausgeführte Ukrainekonflikt weitere Aufmerksamkeit. Wir befinden uns also bereits in der Welt der „Hybriden Kriegsführung“. Diese erfordert ständige Aufmerksamkeit, Aktivität und Adaption in diversen Dimensionen und an diversen Stellen. Unsere Institutionen und Gesetze sind aber noch nicht auf diese neue Situation eingestellt. Die nächsten Jahre dürften daher sicherheitspolitisch äußerst interessant werden. Nach der großen Blockkonfrontation steht uns jetzt vielleicht ein Jahrhundert ständiger Konfrontation mit wechselnden Individuen, Ideologien, Gruppierungen und weak/failed states bevor.
@all
Das Taurus-Beispiel sollte nur zeigen in welchen mentalen Selbstblockaden die Bw steckt.
Man hat eben schon selbst verdrängt um was es geht:
Menschen umbringen und Sachen kaputt machen.
@Bang50:
Ich bin mal gespannt wann das Thema IS mit der Drohnendebatte verbunden wird.
Alle Parteien und sogar die Kirchen begrüßen das amerikanische Vorgehen aus der Luft – zum Teil mit Drohnen.
Die gleichen Leute haben noch vor 6 Wochen eine Beschaffung von bewaffneten Drohnen in weiten Teilen abgelehnt.
Aber diese Transferleistung sehe ich derzeit weder in der Politik noch in der Presse.
@SchmidtM:
Sehr professionelle Planungsleistung. Aber Hauptsache die Tauren werden für über 100 Mio. grundüberholt.
Laut WELT wurde im Juni 2014 in Syrien eine deutsche Geisel in den Händen von ISIS/ IS – nach Begleichung einer „substantiellen Gegenleistung“ – freigelassen.
Der Generalbundesanwalt ermittelt…
Damit wären wir dann mal wieder beim Thema Haltung bei Geiselnahmen, Befreiung bzw. Nachbereitung, Fähigkeiten der Bundeswehr im Bereich Retten und Befreien.
Zu dem Thema lesenswert:
http://www.nzz.ch/international/entfuehrt-verkauft-und-ermordet-1.18367987
@Vtg-Amtmann
Der TAURUS ist für diese Art von Einsätzen grundsätzlich nicht für die BRD geeignet. In Ländern in den Kollateralschäden keine Rolle spielen und Geld (Mun in ausreichender Anzahl) verfügbar ist, mag das anders sein. Wenn der Taurus vom Haken ist, dann gibt es kein Zurück selbst wenn eine ganze Schulklasse ins Gebäude geht und aufgeklärt wird. Bei einer GBU habe ich zwischen Freigabe und Einschlag wenige Sekunden. Die NATO hatte genau damit in Jugo ihre schlechten Erfahrungen gemacht (Bus fährt mit Ziv auf Brücke).
Es mag sein, dass es im Einzelfall ein Mittel der Wahl wäre……..eher die Ausnahme.
Er würde beschafft um ortsfeste Gefechtsstände zu zerstören (da benötigt man kein Notaus) und dafür ist er ideal.
Ein besseres Mittel wäre den Nachschub von Pers, Geld und Mat in diese Region zu stoppen. Doch wir können nicht einmal das. Es ist die Angelegenheit von Syrien, Iran und der Koalition der Willigen (Nach Angaben der USA umfasste die Koalition der Willigen in der Zeit ihrer Gründung 43 Mitglieder).
Es ist und bleibt nicht unser Job, warum auch?
Neben Taurus und dem allen, es wäre angebracht, sich auch näher mit den ISIS/IS Kämpfern zu beschäftigen. Leon de Winter hat da im Feuilleton der FAZ am 20.8. unter der Überschrift „Im Namen des Schwertes“ eine lesenswerte Beschreibung geliefert.
Und wenn im dem aktuellen SPON-Artikel über die Einsatzbereitschaft der Lfz unserer Luftwaffe ein Körnchen Wahrheit stecken sollte, dann wird es sogar mit dem Ausliefern von Decken und EPAs nicht ganz einfach werden.
@memoria
bezüglich Retten und Befreien gibt es heute auf Spon einen Artikel über die Einsaztbereitschaft der fliegenden Systeme bei der Bundeswehr. ( hätte es gerne im Drehflügler-Thread (Juli/August 2014) gepostet, kann da aber nicht schreiben)
Fehlende Mechaniker: Viele Bundeswehr-Flugzeuge sind nicht einsatzfähig (Spon)
8 von 109 Eurofighter
7 von 67 CH 53
5 von 33 NH 90
21 von 56 C 160
uneingeschränkt verfügbar/einsatzbereit.
Das KSK muss bald zu den Einsatzorten laufen, wenn es so weiter geht.
Zum Thema Aufklärung und gezielte Einsätze (Air-Strikes und Geiselbefreiung) ein interessanter Artikel aus USA:
http://www.npr.org/2014/08/21/342228835/failed-foley-rescue-reveals-challenges-faced-by-u-s-intelligence
„…..What’s important to understand is that Syria is a particularly tough environment for the intelligence community. The U.S. doesn’t really have much in the way of assets on the ground there. The U.S. is allied with the Free Syrian Army. That’s the group that’s fighting the Assad government. But they apparently provide very little in the way of really good intelligence. So instead, and the secretary of defense alluded to this, the intelligence community has to figure out what’s going on by cobbling together information from cell phone calls, Internet traffic and the surveillance from overhead drones……“
Geiseln sind für IS nicht nur Handelsware sondern auch Schutzschilde. Die türkischen Geiseln z.Bsp. befinden sich garantiert in für IS strategisch wichtigen Gegenden und man spielt mit Ihnen wahrscheinlich das 3 Becher-Erbse-Spiel. Gezielte Aktionen machen real-time intelligence notwendig, basierend auf flächendeckenden, kontinuierlichen, Seeminen-Such-artigen Beobachtungsmustern inkl.humint.
@Schorsch52
Leider ist es genau so. Das bisschen theoretische Fähigkeit der Lw steckt im Tornado und noch ein wenig in der Trall (doch auch da werden die Techniker weniger). Das Rückrädchen der Lw ist nun der Tornado.
So siehts aus, nach ca neun Reformen.
@T.Wiegold: Ein guter Artikel gewesen auf Zeit-online, den muss ich damals übersehen haben. Wir hätten in Syrien weich helfen können durch Flottendienstboot oder Fregatten zum Schutz amerikanischer Flugzeugträger, oder eben mit der Taurus eingreifen können, ohne große Risiken für deutsche Piloten einzugehen, um die Öfftentlichkeit wegen dem Risiko zu beruhigen. Ich fürchte aber, daß es nur relativ wenige Journalisten gibt, die positiv über die Bundeswehr schreiben. Der Jagdeifer von Spiegel & co beginnt doch meist erst, wenn sie wieder negativ über die Bundeswehr schreiben und kritisieren können.
Daß sie dafür wüst beschimpt worden sind wundert mich nicht in Deutschland. Ich hatte 1990/91 in einem Leserbrief gefordert mit deutsche Tornados zur Befreiung von Kuweit beizutragen. Dafür wurde ich telefonisch bedroht und beschimpft, daß ich mich nach Israel verpissen sollte und hoffentlich von einer Scud getroffen werde, waren da noch die höflichsten Todesdrohungen.
Unser Innenminister will keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen, aber wenn wir nicht mit dafür sorgen, daß die Flüchtlinge nach Mosul und in die anderen Städte und Dörfer der Jessiden und Christen zurück kehren können, werden wir hunterttausende von Flüchtlingen aufnehmen müssen, weil an deren Verfolgung kann wegen der Isis kein Zweifel bestehen.
Wenn die Wähler tatsächlich vor die Wahl gestellt würden 100.000 Flüchtlinge aufzunehmen oder Bodentruppen der Bundeswehr zu schicken, könnte ich mir schon vorstellen, daß sich auch Bodentruppen verkaufen ließen. Mit dem Ziel Mosul und Sindschar zurückzuerobern und eine dauerhafte Schutzzone einzurichten, damit die Flüchtlinge zurück kehren könnten. Die Kurden sind schon mal davon gelaufen wohl vor der ISIS(außer den PKK-Kämpfern) deshalb könnte ich mir vorstellen, daß die Flüchlinge leichter zurück kehren würden, wenn diese von Bundeswehrblauhelmen beschützt würden in einem robusten Mandat und Kurden-Kämpfern.
Einen Häuserkampf um Mosul könnten wir in Deutschland wohl nicht verkaufen oder durchsetzen, aber die Infanterieaufgaben können die Kurden selbst übernehmen. Aber mit Leopard II und Panzerhaubitzen 2000 könnte die Bundesehr den Kurden doch die Feuerkraft zur Verfügung stellen, die ihnen fehlt um die ISIS zurück zu schlagen. Und aus der Luft könnte man eine solche Schutzzone mit Tornados und Tigern absichern bzw. herbeibomben.
was so alles möglich ist wenn eine Regierung Willen und cojones besitzt,
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2732785/SAS-high-tech-hunt-killers-James-Foley-Significant-force-UK-elite-troops-ground-Iraq.html
derweil finanzieren wir IS auch noch mit Lösegeld.
unter opsec gesichtspunkten ist der beitrag der DM natürlich eher fragwürdig
@Closius
Ein Flottendienstboot war doch vor Ort, im östlichen Mittelmeer.
@Closius
„… Wir hätten in Syrien weich helfen können durch Flottendienstboot oder Fregatten zum Schutz amerikanischer Flugzeugträger, oder eben mit der Taurus eingreifen können, ohne große Risiken für deutsche Piloten einzugehen, um die Öfftentlichkeit wegen dem Risiko zu beruhigen….“
Wem hätten wir da helfen können, evtl der ISIS?
All die, welche noch vor wenigen Monaten Assad (der im Prinzip nichts anderes macht als die Regierung der Ukraine) bekämpfen wollten, werden ihn jetzt stützen.
Wie kurzfristig und mediengesteuert selbst SiPo Interessierte reagieren, kann man im Moment am Schrei nach deutsche Truppen für den Kampf gegen ISIS sehr schön erkennen.
„Ich hatte 1990/91 in einem Leserbrief gefordert mit deutsche Tornados zur Befreiung von Kuweit beizutragen.“
Warum hätten sollen deutsche Tornados in Kuweit kämpfen?
Befreit und demokratisiert ist es ja noch immer nicht.
„Wenn die Wähler tatsächlich vor die Wahl gestellt würden 100.000 Flüchtlinge aufzunehmen oder Bodentruppen der Bundeswehr zu schicken, könnte ich mir schon vorstellen, daß sich auch Bodentruppen verkaufen ließen.“
Gut dass dues nicht der Auftrag der Bw ist, sonst gehen wir demnächst für billigere Bananen in den Krieg.
„Mit dem Ziel Mosul und Sindschar zurückzuerobern und eine dauerhafte Schutzzone einzurichten, damit die Flüchtlinge zurück kehren könnten.“
Ist mit Sicherheit nicht die Aufgabe der Bw.
„Und aus der Luft könnte man eine solche Schutzzone mit Tornados und Tigern absichern bzw. herbeibomben.“
Kennen sie die Durchhaltefähigkeit der Lw?
Unsere Aufgabe ist Deutschland zu schützen und da haben wir gerade einen Kunden.
APB im Baltikum wird unsere nächste Herausforderung.
Ich bin da nicht ganz auf dem laufenden: Haben wir denn schon Munition für den Eurofighter?
„Ich bin da nicht ganz auf dem laufenden: Haben wir denn schon Munition für den Eurofighter?“
munition ist vorhanden. ljdam. die integration ist aber noch nicht erfolgt und wird sich wohl auch noch geraume zeit hinziehen.
struktursklerose und finanzinsuffizienz sei dank
der spiegel artikel zum thema „marode bundeswehr“ dürfte in dem kontext ganz interessant sein.
ob das politisches momentum für investitionen erzeugt?