Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
@Soenke
Wenn sich die BW nicht immer wieder in solche Diskussionen verheddern will, dann sollten sie das Faß vielleicht besser aufmachen ;-)
@aufmerksam
da fallen mir auch 2 Sprichworte ein
a. Neid ist die Form der Anerkennung
b. Neid kann man sich nicht kaufen, den kann man sich nur verdienen.
Ich finde solche Unterstellungen ohne proof infam. Das diskreditiert ohne das man den Hegenbeweis antreten muss.
@Klabautermann
alleine dieser Blog (threads zum Thema gab es zu hauf) zeigt doch, dass das Thema nicht mit Aussicht auf Konsens diskutierbar ist…
@JoHoMe:
Wenn sie in verschiedene Infanteriebataillone des Heeres schauen, dann sind diese deutlich unter dem Soll. Gleiches gilt für Panzerbataillone und Artillerie.
Alles struktursichere Verbände.
Fragen sie mal Chefs und Spieße ob sie genug Leute haben.
Ich bekomme beim Verweis auf die Aussagen des InspH nur noch Kopfschütteln zurück.
Auch an Standorten, die er kürzlich besucht hat.
Das Thema untergräbt mittlerweile massiv die Glaubwürdigkeit der Heeresführung. Da man offenbar den Kontakt zur Realität verloren hat.
@ klabautermann | 08. Juni 2014 – 10:28
Richtig: Der Traditionserlass gilt für die gesamte BW.
Richtig ist auch:DIESE Weisung InspH gilt aber nur für das Heer.
Sie ist im Heer zu befolgen, ohne wenn und aber, da sind sich fast alle hier einig. Es gibt keinen zivilen Ungehorsam in Streitkräften. Auch Befehl und Gehorsam hält uns zusammen.
Was heißt das nun in der Folge?
Erstens muss nun auch im gesamten Heer mit einem einheitlichen Maßstab gemessen werden. Nicht bei einer Gruppe genau hinschauen und bei anderen „wegblinzeln“. Bei anderen ist es ja so nicht gemeint, das sind doch schon immer die „Guten“. Aber Fallschirmjäger, da muss man schon mal genauer hinschauen.
Zweitens wird BMVg dies nun aufgreifen müssen, in der Folge kann dies zu ihrer skizierten
Wappen-/Wahlspruchüberprüfungswelle auf Btl-Ebene u.v.m. (!!) quer durch alle MilOrgBereiche, zunächst aber erst mal im Heer kommen.
Bestimmendes (einziges?) Kriterium kann dann nur der nun geschaffene, weisungsgebundene Aspekt einer möglichen, künftigen “….. öffentlichen Wahrnehmung ….. als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr ….” sein.
Wenn dieser doch sehr indirekte, nicht messbare und hier umstrittene Ansatz dann so greift, wird einiges fallen müssen, Uniformteile, Wappen, Sprüche, Kompaniewimpel….möglicherweise z.B. auch Edelweiß (gab es das nicht auch schon in ähnlicher Form an Mützen von Soldaten der Wehrmacht? und anderer bewaffneten Kräfte?- wenn nicht vorab sorry (!!), soll nichts neues aufmachen)
Möglicherweise ist das die Absicht des Herrn InspH, jetzt mal richtig Ordnung zu schaffen. Eine Initialzündung zu geben. Aufzuräumen! Das kann man gut finden oder nicht. Fakt ist, nun darf es keine Ausnahmen (mehr) geben.Und was ALLES kann eine mögliche, künftige “öffentlichen Wahrnehmung …..als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr nicht NOCH beinhalten?? Wie will man das bestimmen? Definieren? Ableiten? Nicht einfach, was sich das Heer da vorgenommen hat. Es ist nun deutlich mehr als nur das richtige und konsequente „direkte“ Verbieten eindeutiger NS Symbole.
GenLt Kasdorf ist Jahrgang 1952. Da wird es knapp mit dem ruhegehaltsfähigen 4.Stern, zumal: Gen Wieker ist Jahrgang 54 und auch Gen. Freers ist 54. Domröse ist wie Bruno Jg 52.
Wo sollte also der 4-Sterne-Dp her kommen ?
Ich halte solche Unterstellungen für ziemlich daneben.
@Soenke Marahrens @klabautermann
Naja, ich äusserte meine Wahrnehmungen. Was den „proof“ (oder auch nicht) betrifft, ist Geduld gefragt.
Das Heer steuert auf offensichtliche Ausrüstungs- und Personalprobleme zu. Und im Gegensatz zu InspM und InspLw: kein (adäquates) Wort seitens InspH. Sondern: man findet öffentlich immer als erster gut, was die Linie der Ministerin ist.
Vielleicht liegt die Ursache im schlechten Timing, mit zu vielen aktuellen Themen parallel.
@ aufmerksam | 08. Juni 2014 – 10:44
„Nur so ein Gedanke zur hier diskutierten Person: GL Kasdorf ist in den letzten Wochen – im Vergleich zu seinen Inspekteurskameraden – schon der, der am stärksten im Sinne des Ministeriums und insbes. der Ministerin agiert und kommuniziert.
(Klassenbester?)
Beispiele: sinnvolles Attraktivitätsprgramm, KEIN Nachwuchsproblem, “sind technologisch führend”. Ein Schelm, der dabei an einen weiteren goldenen Stern denkt (…)“
1. Sie werfen dem InspH doch wohl nicht ernsthaft vor, dass er seine Dienstpflichten beherzigt?
2. GenLt Kasdorf ist Jg 1952 und damit ein Jahr vor der Pensionierung. Das könnten Sie auch selber recherchieren. Stattdessen könnte man meinen, dass Sie mit solchen Andeutungen General Kasdorf verunglimpfen wollen. Etwas bleibt dann doch immer hängen, oder?
aufmerksam | 08. Juni 2014 – 10:44:
Angeblich ist er wirklich für den 4. Stern vorgesehen.
Wäre dann ein Paradebeispiel wie man sein muss (Innere Führung und so).
Hier nochmal mein neuestes Lieblingsbeispiel:
„Neben den Gesprächen mit den Führungskräften des Regionalkommandos Nord nahm sich Generalleutnant Kasdorf auch viel Zeit für eine Gesprächsrunde mit seinen Heeressoldaten. „Jetzt habt ihr die Chance – fragt“, hieß es vom Inspekteur. Die Soldaten interessierten sich vor allem für Themen im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Heeres, wie z.B. Standort- oder Umstrukturierungsfragen. Generalleutnant Kasdorf hat dazu einige aktuelle Planungen im Heer vorgetragen und die Soldaten informiert. Wichtig war dem Inspekteur auch in den Gesprächen mit den Soldaten deutlich darauf hinzuweisen, dass das Heer keine Nachwuchsprobleme habe. „Dies trifft auf alle Dienstgradgruppen zu, von den Mannschaften bis hin zu den Offizieren“, so der Drei-Sterne-General.“
http://tinyurl.com/ljth4db
Diese Argumentation kann auf Kompanieebene jedoch nirgendwo verstanden werden.
Systemfehler?
Aber bald ist ja der Nachfolger da…
Gen Kasdorf hat offensichtlich eine spezielle Weisung ausgeweitet und verallgemeniert
Das ist sein Recht als InspH. Sicherlich hat einer seiner Stabsbediensteten ihn auch von der ‚Unruhe‘ in der Truppe darueber berichtet. Ein Vorgesetzter der der Inneren Fuehrung verpflichtet sein will haette darauf mit einer Erlaeuterung reagiert. – Trotz Pfingsten.
Das dies offenbar nicht erfolgte ist fuer die heutige Generalitaet bezeichnend.
Man lese sich mal den Dresdner Erlass durch und suche dort nach einer konkreten fachlichen Verantwortung des MFR in Sachen Personal, Material, Organisationl und Ausbildung.
Für den GI und ZSan findet man was, für die Insp nichts.
Die Inspekteure haben eigentlich gar keine echte Lage mehr in Sachen Pers- und Mat-Entwicklung. Sie sind auf die Zuarbeit der „Hoch-Ämter“ angewiesen und die haben zZt wohl auch nicht ganz den Überblick ;-)
Insp-bashing ist billig. Die tatsächlichen Probleme sind struktureller Natur und nicht personaler.
@klabautermann:
Die tatsächlichen Probleme sind kultureller Natur (null Fehler) und nicht struktureller oder personaler.
Dafür ist der Insp H ein prominentes Beispiel.
Aber wenn das schon bashing ist….
@ klabautermann
Wenn da keine Zustaendigkeiten und Verantwortlichkeiten bestehen, sollte erst recht auf Weisungen und Eingriffe verzichtet werden.
Insofern bleibt es in persoenlicher Verantwortung des Gen Kasdorf.
In der Vergangenheit entstanden solche o.ae. Weisungen aus dem Wunsch sich zu ‚profilieren‘.
@all
Ab ins Bällebad mit der InspH- Debatte?
@ Memoria | 08. Juni 2014 – 11:06
Das im Rahmen der so genannten „Neuausrichtung“ Strukturen personell überdehnt sind, erschließt sich eigentlich jedem bei klarem Verstand. Das Problem der Truppe ist doch nicht das dadurch fehlende Personal, das Problem sind die vielen Aufträge.
Und wenn wir schon zitieren, dann nehmen wir mal dafür die Generalstagung 2013:
„Von zentraler Bedeutung für den Erfolg werde jedoch der Umgang untereinander sein „und dabei auch insbesondere, wie wir, die militärischen Führer, uns verhalten“, so Kasdorf. Der Inspekteur nannte als Beispiel den sorgfältigen Umgang mit der Zeit. Dies umfasse unter anderem das Herstellen von Planungssicherheit, sorgfältige Planung der Truppenausbildung und das Gewähren von Freiräumen für Kommandeure und Einheitsführer. „Sie bekommen ihre Freiheitsgrade. Und niemand verlangt von ihnen, mit 50 % des Personals 100 % der Aufgaben zu schaffen“, sagte Kasdorf in Richtung der anwesenden Truppenführer.“ Quelle: http://bit.ly/1qaqJpx Das 50/100%-Zitat habe ich in Veranstaltungen des InpsH bereits mehrmals persönlich gehört. Wenn allerdings die Freiräume nicht genutzt werden und stattdessen auf allen Ebenen Vorhaben als aufwändige „Show on Force“ geplant werden, um sich vor den eigenen Vorgesetzten zu profilieren, gehen solche Worte natürlich in’s Leere.
@memoria
http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlertoleranz
Fehlertoleranz ist imho kein kulturelles Problem ;-)
Die Fehlerkultur ist vorrangig in der Nähe der Organisationskultur
@Toysoldier
Ich habe bisher zwei Mal in diesem Thread gepostet:
Im ersten Fall ging es um die Frage, wie weit „Treue um Treue“ im offiziellen Dienstgebrauch der Bw verankert ist und ob das Verbot auch „Auswirkungen“ (bewusst in Anführungszeichen gesetzt) auf andere Truppenteile hat. Darauf gab es keine Antwort, obwohl sich hier so schrecklich viele Insider und Experten rumtummeln.
Im zweiten Fall musste ich MikeMolto darüber belehren, dass die politischen Offiziere eine begründete Panik vor rechten Tendenzen innerhalb der Bundeswehr haben, egal wie unscheinbar diese Tendenzen auch sein mögen.
Was war an meiner Argumentation nicht zu begreifen? Die Frage nach dem Dienstgebrauch oder die reale und medienseitig dokumentierte Sorge über Rechtsradikalismus innerhalb der Truppe?
@huey
Warum sollte ich hier auf die Taten der Antifa und des Black Blocs eingehen? Die sind mir sehr wohl bekannt. Um die geht es überhaupt nicht, aber ja, über die schimpft man innerhalb der Bevölkerung ebenfalls. Die haben keinen Freischein zum Mist bauen. Ich hoffe Sie versuchen nicht die “dumme[n] Jungenstreiche” mit den Taten linksextremer Gruppierungen zu relativieren. Two wrongs don’t make a right.
Mir ist bewusst, dass die Bundeswehr das Spiegelbild der Gesellschaft widergibt – obwohl das sicherlich schwierig ist, je weiter man sich politisch in die linke Richtung bewegt. Von daher tendiere ich prinzipiell eher zu einem in der Bw vorherrschenden Ungleichgewicht.
Knackpunkt ist aber ein anderer: Es geht nicht um den prozentualen Anteil von Rechtsextremen und Taten mit rechtem Hintergrund bzw. „“dumme Jungenstreiche”. Wird davon auch nur ein Vorfall publik gemacht hagelt es von allen Seiten (berechtigte) Kritik. Und gerade auf Augen geradeaus!, wo man sich sonst über jeden kleinen Schiet aufregt, sollte man sich deutlich bewusst sein, dass die Bundeswehr medial immer im Nachteil ist. Wieso also von der eigenen Seite unnötig Öl ins Feuer kippen? Dumme Jungenstreiche und betrunkene Erlebnisse werden ganz sicher einige Menschen erlebt haben, das Ganze kommt aber in eine sehr heikle Lage, wenn sich die Person in Uniform befindet und damit auch eine öffentliche Repräsentationsfigur darstellt. Betrunken in Uniform sollte, ja darf nicht sein. Das ist peinlich, aber Alkohol stellt sowieso ein nicht zu verachtendes Problem dar.
Wie es bereits angesprochen wurde: solche Vorfälle innerhalb der Truppe sind ein gefundenes Fressen nicht nur für überzeugte Bundeswehr-Gegner, sondern erst recht für die Boulevard-Presse. Ein anderes Beispiel wäre die Sache mit der Dörrobst-Affäre von 2005 (?) oder die bei YouTube veröffentliche „Motherfucker in der Bronx“ Schießausbildung am MG von 2008 (?). Über derartige Berichte hätte die Bundeswehr vermutlich gerne verzichtet. Und das scheinen viele hier nicht verstehen zu wollen, was mir persönlich total unbegreiflich ist. Vielleicht liegt es aber auch an meinem medienwissenschaftlichen Hintergrund.
Kommunikationstechnisch entwickelt sich die Welt in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Wird z.B. ein Foto eines AGAnauten mit Hitlergruß publik gemacht, dann taucht es keine zwei Stunden später bei Flickr, Tumblr, Twitter und Facebook auf und wird munter verteilt – und entsprechend kommentiert (und dabei tun sich wirkliche Abgründe von allen politischen Seiten auf..). Man denke hier bspw. an die Berichterstattung über die Ukraine-Krise. Danach schnappt es die Presse auf und bombardiert die Bundeswehr mit sehr, sehr kritischen Fragen zu solchen Vorfällen. Im schlimmsten Fall kommen weitere Missstände durch intensivere Presse-Recherche ans Licht, insbesondere nachdem die Bundeswehr eine ungewollte Aufmerksamkeit genießt. Ok, insgesamt betrachtet ist es natürlich nur ein weiterer Imageschaden in einer Reihe von Peinlichkeiten, aber sowas bleibt nun mal in den Köpfen vieler Menschen hängen – und wird gerne aus der Vergessenheit gekramt, wenn das Thema irgendwann wieder auf den Tisch kommt.
Kurzum: so schnell wie heutzutage ein Schaden entsteht kann er von den Betroffenen gar nicht mehr rechtzeitig eingedämmt werden. Das ist ganz wichtig zu verstehen, weil die Bundeswehr wie ein riesiges, aber äußerst unflexibles und schwerfälliges Gebilde anmutet. Ein Goliath, der im wahrsten Sinne des Wortes von lauter kleinen Davids mit Zwillen umgeben ist und gepiesackt wird. Deshalb muss man auch medienspektakuläre Peinlichkeiten im Vorfeld vermeiden! Unzählige Unternehmen mit weit weniger Personal als Deutschlands größter Arbeitgeber haben weit mehr Menschen eingestellt, um eben diese Shitstorms im Keim zu ersticken. Das dieser Begriff mittlerweile zum Standard-Repertoire der PR-Sprache zählt, sollte der Bundeswehr und ihren Angehörigen zu denken geben. Selbst wenn man die Bundeswehr als Ganzes nicht wie ein Unternehmen führen kann, so sollte man sich aber wenigstens ein paar funktionierende Tipps und Tricks aus der Unternehmenswelt ausleihen bzw. übernehmen.
Sie können von der heutigen Gesellschaft denken was Sie wollen, aber mit Erklärungen wie “dumme Jungenstreiche” und „die Linken brennen dafür dutzendweise Autos in Hamburg ab“ kommen Sie heute keinen einzigen Schritt mehr vorwärts, sondern zwingen die Bundeswehr um zwei Schritte zurück.
@JoHoMe:
Diese Absicht sollte dann aber auch vom Kdo H berücksichtigt werden.
Aber darum geht es nicht. Es geht um den Umgang mit Realität.
Unabhängig von den Aufträgen ist die Aussage das Heer habe kein Nachwuchsproblem nicht stichhaltig – um nicht zu sagen unwahr:
Es fehlt nicht Einzelpersonal, sondern ganze Züge können in verschiedenen struktursicheren Verbänden nicht aufgestellt werden. Die Lage wird sich in vielen Verbänden durch das Ausscheiden der vorhandenen Soldaten noch verschlimmern.
Für den Einsatz findet ein andauernder Heldenklau von Teileinheiten statt.
Wenn der Insp H diese Fakten nicht nur negiert, sondern Soldaten, die derlei ansprechen (s.o.), belehrt es sei nicht so, dann gibt es ein großes kulturelles Problem.
Diesen Widerspruch bemerkt die Basis und dies macht den Dienst immer unattraktiver.
@klabautermann:
q.e.d.
@ JoHoMe | 08. Juni 2014 – 11:40
Wenn Sie sich für den InspH einsetzen, gut so! Kann auch gern in das Bällebad. Allerdings:
Wie kommen sie zu einer solchen vernichtenden abwertenden Aussage? Zitat:“Wenn allerdings die Freiräume nicht genutzt werden und stattdessen auf allen Ebenen Vorhaben als aufwändige “Show on Force” geplant werden, um sich vor den eigenen Vorgesetzten zu profilieren, gehen solche Worte natürlich in’s Leere.“
Damit sprechen sie persönlich viele Chefs und/oder Kommandeure an. Sie sagen:Unnötige Profilierungssucht auf ALLEN Ebenen. Das ist hart an dder Grenze der Unsachgemäßen Äußerung. Betroffene werden das sicher schärfer sehen. Möglicherweise urteilen Sie zu unrecht, weil sie das wirkliche Leben, deren Sorgen, Rahmenbedingungen, halt den ALLTAG dort nicht (mehr) kennen. Schrieben Sie so etwas dem InspH auch auf?
Gern die Antwort auch im Bällebad, wie vorher angeregt.
@ Memoria | 08. Juni 2014 – 11:56
Durch Wiederholen der Falschaussage, dass der InspH die kommenden Nachwuchsprobleme ignoriert, wird Ihr Argument auch nicht besser. Dazu der InspH im September 2013 zur Nachwuchslage:
„Die neue Struktur der Bundeswehr schafft dafür die Voraussetzungen. Das Bildungs- und Ausbildungsniveau unseres Nachwuchses ist unverändert hoch; es entspricht den Anforderungen moderner Streitkräfte. Fast 94 Prozent der Soldaten verfügen über eine abgeschlossene Schulausbildung, 70 Prozent über mindestens die mittlere Reife. Gegen alle Unkenrufe: Gegenwärtig gewinnen wir im Heer genügend Nachwuchs für die Laufbahnen der Offiziere und Unteroffiziere, auch für die Mannschaftslaufbahn. Doch die Nachwuchsfrage ist in den nächsten Jahren eine unserer wichtigsten Herausforderungen.“ Quelle: http://bit.ly/1p937nC
@mk20
„Die Fehlerkultur einer Organisation basiert laut Elke M. Schüttelkopf auf drei Säulen:
1. Normen und Werte, 2. Kompetenzen, 3. Instrumentarien.
Die Normen und Werte, die die Organisationsmitglieder miteinander teilen, bestimmen das Anspruchsniveau und die Art und Weise, wie mit Fehlern, Fehlerrisiken und Fehlerfolgen umgegangen wird.
Außerdem bedarf es spezifischer Kompetenzen im Umgang mit Fehlern. Dazu zählen mentale und emotionale Kompetenzen der Organisationsmitglieder ebenso wie soziale und methodische.
Die Instrumentarien, die eine Organisation für den Umgang mit Fehlern und innovativem Lernen bereitstellt, bilden das dritte tragende Element der Fehlerkultur. Hohe Motivation und Kompetenzen bleiben weitgehend wirkungslos, wenn es an professionellem „Handwerkszeug“ fehlt. Anzahl und Beschaffenheit der zur Verfügung stehenden Methoden, Techniken und Instrumente regeln die Möglichkeiten der Organisationsmitglieder, professionell mit Fehlern umzugehen.
Um die Qualität einer Fehlerkultur zu bewerten, ist es wichtig, alle drei Säulen zu betrachten. Allein mit dem „Wollen“ ist es nicht getan, es kommt auch auf das „Können“ und das „Dürfen“ an: Willensbekundungen bleiben wirkungslos, wenn man die erwünschte Fehlerkultur aufgrund mangelhafter Kompetenzen oder fehlenden Instrumentarien nicht umzusetzen vermag. Umgekehrt machen die besten Instrumente keinen Sinn, wenn es an Zustimmung oder Umsetzungsfähigkeit mangelt.“
Quelle: Wikipedia (Fehlerkultur)
Das Problem liegt also tiefer als nur image-risk-minimization und shit-storm-prevention.
@JoHoMe:
Es geht um die aktuellen Nachwuchsprobleme!
Wenn ich ein großes Problem zum Nichtproblem erkläre, ist es dann gelöst?
Der Insp H hat mehrfach (!) erklärt das Heer habe kein Nachwuchsproblem (u.a.ILÜ 2013, Ansprachen Ende 2013, Besuch in AFG, Pressestatements bei Truppenbesuchen).
Was daran eine Falschaussage sein soll verstehe ich nicht.
Vielleicht schauen sie sich nicht nur die Reden an, sondern die Lage an der Basis.
Hier noch ein Beispiel:
http://augengeradeaus.net/2014/03/mit-seil-und-hacken/#comment-92527
Nur eines würde mich noch interessieren:
Sind sie aktiv in einer höheren KdoBeh, OffzAnw, Offz im Studium oder woher dieser starke Glaube an die Richtigkeit der Führung – ohne Bezug zur Basis?
Die aktuelle Kasdorf-Affäre zeigt, wie dringend man den Soldaten sui generis eigentlich brauchen würde. Politische Soldaten neigen eben dazu, bestimmte Werte zu vernachlässigen, wenn die Politik es von ihnen fordert, während der Soldat sui generis ohne Rücksicht auf Nützlichkeit an diesen Werten festhalten würde. Wenn diese Werte aber erst einmal zur Disposition stehen, sind unethische Entscheidungen die zwangsläufige Folge. Von einem auf einer Wertegrundlage handelnden General muss man wie von jedem anderen Soldaten verlangen können, dass er der Politik widerspricht, wo diese unethisch handelt oder Unethisches fordert.
@ Memoria | 08. Juni 2014 – 12:12
„Nur eines würde mich noch interessieren:
Sind sie aktiv in einer höheren KdoBeh, OffzAnw, Offz im Studium oder woher dieser starke Glaube an die Richtigkeit der Führung – ohne Bezug zur Basis?“
1. Ich merke, es gefällt Ihnen nicht, dass ich einer der wenigen hier bin, der das InspH-Bashing nicht mitmacht. Und wenn ich meine Argumente auch noch mit Zitaten belegen kann, habe ich angeblich einen starken Glauben an die Richtigkeit der Führung – ohne Bezug zur Basis. Das ist Rabulistik vom Feinsten: Argumente auszuhebeln, indem man versucht, die Kompetenz des Gegenüber durch Unterstellungen zu desavouieren.
2. Autobiografisches habe ich bereits hier im Thread von mir gegeben. Ich zitiere noch aus einer weiteren Beurteilung: Will überzeugt werden und will überzeugen. Das hat man garnicht freundlich gemeint. So wie ich den Mut habe gegen Vorgesetzte im Sinne des Auftrages auch bei Inkaufnehmen von persönlichen Nachteilen einzustehen, habe ich den Mut, hier nicht im Mainstream der Kommentatoren mitzuschwimmen, sondern als advocatus diaboli auch der Gegenseite, dem InspH, Gehör zu verschaffen. Viel Spaß alleine im Bällebad.
Welche ethischen Kompromisse würde ein politischer Soldat, der seinen tadellos handelnden Untergebenen nach geringfügigem Druck den Rückhalt verweigert, noch eingehen, wenn der Druck der Politik nur gross genug wird? Wenn man etwas aus der deutschen Geschichte lernen kann, dann ist es Kompromisslosigkeit in Wertefragen.
@ JoHoMe | 08. Juni 2014 – 12:38 Gut, so, Kein unsachliches Insp H Bashing, daher
nochmal zu @ JoHoMe | 08. Juni 2014 – 11:40
Wenn Sie sich für den InspH einsetzen, gut so!
Wie kommen sie zu einer solchen vernichtenden abwertenden Aussage? Zitat:”Wenn allerdings die Freiräume nicht genutzt werden und stattdessen auf allen Ebenen Vorhaben als aufwändige “Show on Force” geplant werden, um sich vor den eigenen Vorgesetzten zu profilieren, gehen solche Worte natürlich in’s Leere.”
Damit sprechen sie persönlich viele Chefs und/oder Kommandeure an. Sie sagen:Unnötige Profilierungssucht auf ALLEN Ebenen. Das ist hart an dder Grenze der Unsachgemäßen Äußerung. Betroffene werden das sicher schärfer sehen. Möglicherweise urteilen Sie zu unrecht, weil sie das wirkliche Leben, deren Sorgen, Rahmenbedingungen, halt den ALLTAG dort nicht (mehr) kennen. Schrieben Sie so etwas dem InspH auch auf?
Gern die Antwort auch im Bällebad, wie vorher angeregt.
@klabautermann
Korrekt. Das dieses Problem deutlich tiefer liegt als die bloße Oberfläche glauben lässt habe ich versucht in meiner Antwort an huey auszudrücken. Der Auszug über die Fehlerkultur liest sich nett, aber was bringt es wenn sich einige aus der Basis davon kategorisch ausschließen und stattdessen die Schuld auf „die da oben“ abladen wollen und vice versa? Genau diesen Unterton liest man hier leider in so manchen Kommentaren heraus. Tango tanzt man eben nicht alleine bzw. separat voneinander, schon gar nicht wenn von einem Beteiligten geführt werden soll. Solange es da keine Annährung gibt und die Diskrepanz stattdessen größer zu werden scheint bzw. jeder mit dem Kopf durch die Wand brechen möchte, habe ich wenig Hoffnung auf eine Besserung der Gesamtsituation.
AKamp | 08. Juni 2014 – 12:44
Ich spreche die Chefs und Kommandeure an, die so handeln. Was anderes ist nicht daraus zu lesen. Sie versuchen meine Aussage zu unterminieren, indem Sie mir unterstellen, ich würde alle Vorgesetzten über einen Kamm scheren. Wie kommen Sie darauf? Nur, um die Gutwilligen gegen mich aufzuhetzen?
@JoHoMe:
Ich hab kein Problem damit wenn jemand die Gegenposition auch gern überspitzt einnimmt, aber ihre Bewertung ich würde eine Falschaussage wiederholen, verstehe ich weiterhin nicht. Auch ich habe meine Aussagen mit Zitaten belegt.
Es gibt ein aktuelles Nachwuchsproblem, können wir uns auch darauf nicht einigen?
Mir fehlt weiterhin bei Ihren Beiträgen eine Rückkopplung der Aussagen des InspH zur Lage an der Basis.
Aber wenn man Reden (durch uns beide durch Zitate belegt!) und Realität miteinander abgleicht, dann ist das also schon bashing.
Wieder was gelernt.
@all
Sollte tatsächlich ein so großer Wunsch nach einer Debatte über den Inspekteur bestehen, auch völlig abgehoben vom Thema in diesem Thread… würde ich wirklich a) aufs Bällebad verweisen und b) daran erinnern, dass persönliche Anwürfe auch gegen nicht Anwesende hier nicht der Stil sind. Allerdings: Warum die Diskussion über einen bestimmten, herausgehobenen General sinnvoll sein soll, habe ich nicht verstanden.
@ T.W.
Danke für den Ordnungsruf!
@-MK20-
Zustimmung ;-)
Wie die Beispiele Stumgewehr, Luftwaffe und andere doch zeigen, darf man durchaus befürchten, daß es noch diesem Erlaß vielleicht gar keine Grenzen mehr gibt. Da spielt es doch gar keine Rolle mehr, wie man zu Treue um Treue steht, die Deutungshoheit liegt ausschließlich bei den Kritikern der Bw. Ganz gleich an welcher Stelle noch ein vorauseilender Erlaß gesetzt wird, es finden sich ganz sicher immer Dinge, die, wenn die Stimmungslage es erfordert, sich als Prügel für die Bw verwenden lassen.
Als Ausweg gibt es wohl nur die vollständige Abschaffung sämtlicher Traditionen. Und aller Kasernennamenamen, denn wie soll sichergestellt werden, daß nicht auch einem Stauffenberg mal irgendein Ausrutscher passiert ist, den ein Historiker dort ausgräbt, wo bisher niemand gesucht hat.
Die Kritik an den Traditionen in der Bw geht doch eigentlich gegen die Existenz der Bw selbst! Glaube bitte niemand, daß es möglich sei, das zu vermeiden, indem man Spruch um Spruch und Bezeichnung um Bezeichnung tilgt.
Man akzeptiert zähneknirschend allenfalls Verteidigungstechnokraten und übersieht geflissentlich, daß man Leute in die unmögliche Situation bringt, ihre Leben zu Markte tragen zu sollen, ohne ihnen die Gelegenheit zu einer moralischen Selbstaufrüstung geben zu wollen. Darum ist die Idee einer Armee als Firma so vollkommen daneben, denn niemand käme im zivilen Leben auf den Gedanken, sein Leben für seine Firma zu riskieren. Höchstens in Form eines Unfalls, aber nie als Teil seiner Arbeitsplatzbeschreibung.
So, und weil das auf der Ebene derer, die vor Ort immer die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen haben, nun mal so ist, werden die sich durch ein Blatt Papier aus dem Wolkenkuckucksheim nicht davon abbringen lassen. Dann hat man den Trinkbecher eben übermalt oder überklebt, aber so, daß jeder Insider weiß, was eigentlich draufsteht.
Die Idee, daß die Gedankenpolizei bis in den Spind des Gefr. xy hineinreichen könnte oder gar in seinen Kopf, ist so absurd, daß ich mir hier verwundert die Augen reibe. Vergessen Sie’s, Sprüche und Gedanken können nicht verboten werden. Man kann sie nur in den Untergrund verdrängen. Treue um Treue ist mit diesem Erlaß in den Augen der Alt- und Neo Nazis geadelt worden und gehört ihnen nun alleine, fürchte ich.
@ Memoria | 08. Juni 2014 – 12:54
„Es gibt ein aktuelles Nachwuchsproblem, können wir uns auch darauf nicht einigen?“
Klare Antwort: Nein. Wahrscheinlich zitieren wir aneinander vorbei.
Haben wir ein Personalproblem? Quantitativ sieht es derzeit sehr gut aus, wenn man die absoluten Zahlen im Soll und Ist vergleicht:
http://bit.ly/So8aSN
Strukturell aber nicht. Da gibt es erhebliche Unwuchten, die bis auf Zg-Ebene zu spüren sind, sowohl regional als auch aquantitativ..
Haben wir derzeit ein Nachwuchsproblem? Nein, zumindest nicht im Heer. Bei Marine und Luftwaffe sieht es anders aus. Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, zeichnet sich ab, dass die PersGewOrg bis zum Ende des Jahres die für das Heer vorgegebenen Einstellungsquoten nicht nur quantitiv, sondern auch qualititativ erfüllen wird, da die Bewerberquote immer noch deutlich über der Einstellungsquote liegt. Also ist auch noch eine Bestenauslese möglich (Bitte jetzt keine Diskussion, ob die PersGewOrg auch wirklich aus den Bewerbern die Besten bereitstellt) Wohl gemerkt, das gilt nur für das Heer. Zudem wurde dieses Jahr eine erhebliche Anzahl an SaZ-Msch verlängert, was den erforderliche Regenerationsbedarf und den Ausbildungsbedarf senkt und damit die Truppe entlastet.
Haben wir zukünftig ein Nachwuchsproblem: Ja, es gibt hier glaube ich niemand, der das vor dem Hintergrund geringer werdender Anzahlen in den kommenden Geburtsjahrgängen bezweifeln würde.
Und der InspH? Der sieht das genauso. Dafür habe ich die Zitate gebracht. Wie gesagt, Strukturprobleme, die in der Truppe Löcher reißen, sollte man nicht mit Nachwuchsproblemen verwechseln. Ich hoffe, dass ich mich jetzt verständlich ausgedrückt habe.
@ AKamp | 08. Juni 2014 – 13:10
Netter Versuch. Machen wir es ganz einfach. Wenn Sie meine These widerlegen können, dass es auch Vorgesetzte gibt, die auf dem Rücken Ihrer Untergebenen in dem von mir gebrachten Beispiel am Einstellwinkel Ihrer Karriere arbeiten, nehme ich meine Aussage zurück. Einverstanden?
Die Bundeswehr schafft sich ab! Ahnlichkeiten mit einem anderen Zitat sind rein zufällig.
„Über derartige Berichte hätte die Bundeswehr vermutlich gerne verzichtet. “
Derartige SACHLICHE Berichte würden die Lage widerspiegeln.
Was die Presse aus diesen (teilweise harmlosen) Aktionen gemacht hat, würde man normalerweise als „Mobbing“ unter Strafe stellen.
Seit Jahrhunderten wurden und werden Auszubildende (immer mit einem „Augenzwinkern“) auf die Schippe genommen-in fast ALLEN Berufssparten.
Dies geschieht i.d.R. immer freiwillig-und entgegen den Behauptungen in den Medien werden „Mitarbeiter“, die sich an diesen Späßen nicht beteiligen, anschließend nicht „gemobbt“….
Gleiches gilt auch hier:
Den Soldaten wird hier rechtes Gedankengut unterstellt, ja sogar regelrecht untergeschoben (ein Jurist würde das „Unterschieben von Beweisen“ nennen)…
Den Soldaten ging es NICHT um Erinnerungen an WWII oder die Nazi-Zeit, es ging ihnen NICHT um rechtes Gedankengut-sondern darum, auf „martialische Weise“ durch einen emotionalen Spruch an die Gefallenen zu erinnern, und Verbundenheit auszudrücken.
Die „Ewig-Gestrigen“ sind es, die diese harmlose Aktion in den Dreck ziehen, und die Beteiligten mit Dung bewerfen…und die Führung hat nichts besseres zu tun, als sich einmal wieder HINTER die Soldaten zu stellen-nicht, um sie zu schützen, sondern um dem Mob zu helfen, sie über die Klippe zu schubsen.
Darum-und NUR darum-geht es den Soldaten…und darum regen sie sich auf.
Machen Sie sich einmal die Mühe, und schauen sie in die diversen Fallschirmjäger-Foren….sie werden sehen, das der Insp hier ins Wespennest gestochen hat…..und das zeugt davon, wie wenig die „Führung“ noch Kontakt zur „Basis“ hat-denn das hätte vermieden werden können.
JoHoMe | 08. Juni 2014 – 13:36
Ich will Ihnen gegenüber keine netten Versuche starten, Sie haben eine Aussage getätigt, ich hatte dazu eine Frage und eine Bewertung. Sie können oder wollen nicht antworten. Es geht nicht um „auch Vorgesetzte gibt, die auf dem Rücken Ihrer Untergebenen in dem von mir gebrachten Beispiel am Einstellwinkel Ihrer Karriere arbeiten. Nicht um AUCH, sondern, dass wie Sie zunächst sagten : Zitat:”Wenn allerdings die Freiräume nicht genutzt werden und stattdessen auf allen Ebenen Vorhaben als aufwändige “Show on Force” geplant werden, um sich vor den eigenen Vorgesetzten zu profilieren, gehen solche Worte natürlich in’s Leere.”
Lassen wir das in diesem thread. Es hat nicht smit dem Thema zu tun, wenn sie sich mit Iher Aussage so wohl fühlen, lassen wir es dabei. Ich sehe es anders, aber hier ist kein chat, also kein Raum für Dialog zwischen uns. Weiter so für Ihren Insp, und reden sie bitte nicht wieder von „nettem Versuch“ Weder „aufhetzen“ noch „netter Versuch“ helfen weiter.
huey | 08. Juni 2014 – 13:45
„Gleiches gilt auch hier:
Den Soldaten wird hier rechtes Gedankengut unterstellt, ja sogar regelrecht untergeschoben (ein Jurist würde das “Unterschieben von Beweisen” nennen)…“
Für mein Verständnis: Könnten Sie mir bitte die Zitate aus den Weisungen FüSK und InspH aufzeigen, die den Soldaten rechtes Gedankengut unterstellen. Ich finde sie leider nicht.
Ich lese bei FüSK nur: „Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. “
Und warum ist dieser Spruch auf Gedenktafeln nicht einfach austauschbar mit „Ich hatt‘ einen Kameraden“? Symbolisiert diese Liedzeile aus den Befreiungskriegen nicht auch die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht?
iltis | 08. Juni 2014 – 13:28
„Ganz gleich an welcher Stelle noch ein vorauseilender Erlaß gesetzt wird, es finden sich ganz sicher immer Dinge, die, wenn die Stimmungslage es erfordert, sich als Prügel für die Bw verwenden lassen. “
+1
Danke. Auf so etwas habe ich gewartet.
„Für mein Verständnis: Könnten Sie mir bitte die Zitate aus den Weisungen FüSK und InspH aufzeigen, die den Soldaten rechtes Gedankengut unterstellen. Ich finde sie leider nicht.“
Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.
Meine Aussage bezog sich NICHT darauf, das dies im Erlass so aufgeführt wurde-sondern darauf, das dies in der öffentlichen Diskussion zur Sprache kommt….wenn es NICHT so wäre, dann würden wir hier auch nicht (schon wieder) über 12 Jahre Deutsche Geschichte streiten…..sondern es wäre ein „Motto“-und Punkt.
Das dem nicht so ist, beweisen über 200 Kommentare hier (und weitere tausend auf den anderen sozialen Netzwerken)..
„Und warum ist dieser Spruch auf Gedenktafeln nicht einfach austauschbar mit “Ich hatt’ einen Kameraden”? “
Und dieser „Spruch“ ist „unbelastet?
Siehe wiki:
„„Der gute Kamerad“ wurde vor allem von der politischen Reaktion instrumentalisiert[3], und zwar zur Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods.“
Es GIBT kein „Motto“, das NICHT auf irgendeine Art und Weise mit dem Dritten Reich verknüpft werden kann-das wurde hier oft genug thematisiert-und darum muss endlich einmal Schluß sein mit der (falschen und geheuchelten „Policital Correctness“ nur um des Handelns willen.
Hätte sich eine andere Nation über diesen Spruch „aufgeregt“, dann hätte ich Verständnis dafür, das man hier reagiert….
Aber einfach nur, damit „sich niemand beleidigt oder auf den Schlips getreten“ fühlt-und dann noch irgendwelche wirren Zusammenhänge konstruieren, damit man eine „Begründung“ für sein eigenes Handeln hat-DAS zeigt genau, was falsch läuft in diesem Land….
@ Soenke Marahrens | 08. Juni 2014 – 9:39
Mehrere Foristen haben hier bereits durchaus umfassend dargelegt, wie sie den Wahlspruch „Treue um Treue“ verstehen und für sich mit Inhalt füllen ohne dabei auf eine Traditionslinie der Wehrmacht oder einen politischen Bezug zurückzugreifen. Dies ist weder eine Verklaehrung noch sind es Vermutungen, sondern die Ausfüllung eines Wahlspruchs mit Inhalt durch die Betroffenen / Nutzer. Dies ist dahingehend argumentativ da es dem Erklärungsmodell des Erlasses eine Alternative entgegenstellt, die sich gerade nicht auf die Wehrmacht bezieht und bis hin zu den Einheits- und Verbandsführern so akzeptiert und auch vertreten wurde, denn die haben die Verwendung auf Gedenktafeln und in Dienstgebäuden ja gestattet und damit Gebrauch von ihrer Entscheidungsfreiheit gemäß Traditionserlass gemacht.
Ihre Aussage war:
Würden Sie näher erläutern, warum dem so sein soll? Wie verändert sich damit die Bedeutung des Wahlspruchs? Sie hatten es bislang nicht begründet und daher sehe ich hier kein Argument.
Auch ihre Einlassung, es gelte der Traditionserlass, hilft dem Einheitsführer wenig, der anmerken kann, dass er die Verwendung des Wahlspruchs in seiner Kompanie genehmigt hat und aus persönlicher Kenntnis seiner Soldaten ausschließen kann, dass diese damit die Wehrmacht verherrlichen wollten. Der sieht in der generellen Entscheidung des InspH auf seine Kp bezogen keine Begründung, außer der Furcht vor schlechter Presse und wird es seinen Soldaten auch nicht anders erklären können.
Abschließend finde ich es bedauerlich, dass sie nur bis zum ersten Satz meiner Entgegenung auf ihren Text gekommen sind und weiterhin nicht bereit sind, Alternativen dazu zu bedenken, „Treue um Treue“ müsse zwingend eine Verklährung der Wehrmacht bedeuten.
@iltis zu http://augengeradeaus.net/2014/06/probleme-mit-der-tradition-bundeswehr-verbietet-treue-um-treue/comment-page-7/#comment-125928: 1+
Es wurde klar herausgearbeitet, daß „Treue um Treue“ eben nicht den Nazis entspringt, sondern schon seit Langem zuvor ein Wertekontext ist.
Ihr Fazit „Treue um Treue“ – oder eben neu „Treue für Treue“ – ist mit diesem Erlaß in den Augen der Alt- und Neo Nazis geadelt worden und gehört ihnen nun alleine, fürchte ich“, ist goldrichtig.
Das noch Schlimmere aber daran ist, dieser Erlaß spiegelt auch ein Niveau an abgrundtiefer _p_l_a_t_t_e_r. _ historischer, logischer und etymologischer Expertise wieder, welche ziemlich exakt de Niveau der Alt- und Neo-Nazis entspricht.
Diesen Hohn, Blamage und auch Spott samt Wasser auf die Mühlen der Dunkelroten, der Friedensbewegungen und bis hin zu den Linksextremisten, sollte sich eigentlich unsere Bundeswehr nicht antuen lassen?
Insofern hat T.W. mit seinem Ordnungsruf zur Person von Bruno Kasdorff völlig recht; Kasdorf ist auch nur ein Dominostein im System (und deshalb m.M.n. auch keinen Extra-Thread wert), aber für das System ist die IBUK verantwortlich, auch für dessen „platte Expertise“, egal ob es sich z.B. um Hubschrauberbeschaffung oder um die Syntax „Treue um Treue“ handelt!
Aber Frau IBUK beschäftigt sich ja lieber mit „Schöner Wohnen“ und sonstigen Attraktivitäten
@ Heiko Kamann | 07. Juni 2014 – 13:47
Da haben Sie mich aber GRÜNDLICH falsch verstanden.
Ja, mich „hatten alle lieb“. Aber das hatte wenige und genauso einfache Gründe: Ich habe meinen Soldaten immer das ÄUSSERSTE abverlangt und das Beste war gerade gut genug. Und diesen Anspruch habe ich auch mit aller Konsequenz durchgesetzt.
Umgekehrt wusste aber JEDER in meinen Einheiten und Verbänden, dass ich mich wortwörtlich zu jeder „Tages- und Nachtzeit“ vor meine Soldaten stelle, sie als Menschen mit allen ihren Sorgen und Problemen wahr- und ernst nehme, ihre Anstrengungen und Leistungen würdige und – nicht zuletzt – „auch mal Fünfe gerade sein“ lassen konnte.
ICH habe mich auf meine Soldaten verlassen, in der festen Überzeugung, dass das (auch für meine eigene Karriere) am dienlichsten ist.
Und MEINE SOLDATEN wussten 100%ig, dass sie sich auf MICH verlassen können, wenn’s mal „dick“ kommt.
„Treue um Treue“ … ganz einfach. Das funktioniert und gilt nicht nur „horizontal“ für den Nebenmann, sondern auch „vertikal“ zwischen Vorgesetzten und Untergebenen.
Ich bekomme HEUTE noch Einladungen zu Geburtstagsfeiern, Taufen und Hochzeiten von Unteroffizieren und Feldwebeln, die ich vor 20 Jahren als junger Leutnant geführt habe. SO FALSCH kann ich mit meiner Philosophie also kaum gelegen haben
@Kommentator: Bravo, der Effekt kommt mir irgendwie bekannt vor.
„Und warum ist dieser Spruch auf Gedenktafeln nicht einfach austauschbar mit “Ich hatt’ einen Kameraden”? “
Das zeigt, dass sie das Problem auch zig Kommentare später nicht verstanden haben. Wenn Treue um Treue zu belastet ist, dann muss der „Gute Kamerad“ erst recht weg. Genauso wie das Eiserne Kreuz, „Luftwaffe“ oder Panzergrenadier. Das EK haben gewisse Gruppen nun schon länger Visier. Heusinger, Stauffenberg und Steinhoff müssen dann natürlich auch weg.
Man sieht das doch an den Kasernennamen: nachdem ein großer Teil der Namen mit Bezug zum zweiten Weltkrieg beseitigt wurden, nehmen sich die Kritiker (zB Jakob Knab, Initiative Falsche Glorie, Ak angreifbare Traditionspflege) mit dem Anstrich det Wissenschaftlichkeit nun Namen mit Bezug zum 1. Weltkrieg vor. Solange man nachgibt, werden immer neue Forderungen gestellt. Auch der militärische Widerstand wird seit Jahren von den Grünen und Linken nahestehenden „Intelektuellen“ angegriffen. Irgendwann müssen die auch weg.
@xyz
dazu passend:
„Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat deutsche Waffenexporte scharf kritisiert und ein Ende der Rüstungsproduktion in Deutschland gefordert.“
Quelle: FAZ
@xyz: Eben. Das ist das Hase-und-Igel-Spiel, das der Hase nie gewinnen kann. Das Ziel ist nämlich gar nicht der eine oder andere Name oder Spruch, sondern der „Militarismus“, hier in Gestalt der Bundeswehr.
Man hofft, heute auch ohne Militär auskommen zu können und verkennt dabei, daß man den Regenschirm braucht, wenn’s regnet. Dumm nur, wenn man den Schirm abschafft und dann feststellt, daß auch die längste Dürreperiode ein Ende hat.
Die ganze Diskussion zeigt zudem ganz eindringlich, welche ideellen Schäden diese 12 Jahre noch angerichtet haben, von denen wir bisher wenig ahnten.
Aber gleichzeitig verwendet Käßmanns EKD „Treue um Treue“ tstststs..
@ MK 20
Ihre ‚Belehrung‘ war total ueberfluessig, ich weiss aus eigenem Erleben dass es so ist.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich diese Phobie fuer gut und richtig befinde. Ich habe mich a immer dagegen ausgesprochen dem nachzugeben, u.a. weil es den meisten Kritikern nicht um einen abzustellenden Tatbestand geht sondern dieser nur als Vehikel benutzt wird die gesamte Bw in Frage zu stelen.
Wenn man dann in Einzelfaellen nachgibt oeffnet man eine Schleuse die nach und nach das gesamte Selbstverstaendnis der Soldaten auslaesst.
Und darum geht es den ‚Kritikern‘.
Deshalb empfehle ich Gelassenheit und Standfestigkeit.