Von Besuchten und Intervenierten: Die Afghanistan-Debatte in Deutschland
Bevor wir alle (hoffentlich) in ein low ops Wochenende gehen, möchte ich den Lesern hier noch ein Buch fürs trübe Wochenendwetter vorschlagen: Es heißt ganz schlicht Deutschland in Afghanistan und ist eine vom Soziologen Michael Daxner herausgegebene Textsammlung, in der es vor allem um die deutsche Sicht auf und deutsche Debatte über den Afghanistan-Einsatz geht.
Manches ist einfach nur nett zu lesen, wie die Schilderung des Grünen-Bundestagsabgeordneten Tom Koenigs (Foto oben), der als Leiter der UN-Mission in Afghanistan zu den Besuchten am Hindukusch gehörte, als MdB aber auch die andere Seite kennt:
Feld- und Truppenbesuche deutscher Politiker sind zu einem wichtigen Bestandteil politischer Arbeit geworden. Früher waren es nur die ganz Harten. Seit deutsche Soldaten im Balkan, am Hindukusch, in Afrika kämpfen, gehören sie zum guten Ton. Dauert der Einsatz lange genug, kommt auch der letzte Hinterbänkler. (…)
Ich habe es nämlich nicht nur von einer Seite, der des Reisenden, sondern von beiden erlebt. Klar, als Besucher, denn ich fahre jedes Jahr einmal nach Afghanistan, ich muss doch dran bleiben, wissen, wie sich die „Lage vor Ort entwickelt“ und erzählen können, was weiter geschah. Aber auch zwei Jahre lang als Besuchter in Afghanistan, selbst ein Akt im Interventionstheater, vielleicht manchmal ein Akteur, meistens jedoch eine kleine Szene. 2006 und 2007 als Leiter der Mission der Vereinten Nationen, war ICH ein „MUST“ auf dem Terminplan eines jeden Ministers, jeder VIP oder hochgestellten Persönlichkeit – „Haben Sie mit dem VN-Vertreter gesprochen? Wie heißt er noch gleich? Dönitz, Wenix, ach ja Königs … Müssen Sie unbedingt machen, die VN ist wichtig“.
Zum Brüllen ist Koenigs Schilderung des Besuchs von Peter Scholl-Latour. Aber bitte selbst lesen…
Manches ist auch recht wissenschaftlich, sogar soziologisch gehalten. Zum Beispiel, und das wird hier etliche interessieren, das Kapitel Heimatdiskurs im sozialen Netz – Analyse eines Weblogs, in dem es – welche Überraschung – um die Kommentare bei Augen geradeaus! in einem bestimmten Zeitraum geht. Das Fazit in bestem Sozialoginnenjargon:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Weblog als frei zugängliches Medium einer ungezwungenen Meinungsäußerung den Heimatdiskurs der Printmedien um pragmatische, an militärischer Praxis und Realität ausgerichtete Argumentationsmuster, erweitert. Das soziale Netz öffnet einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zur Diskursteilnahme. Diesen Zugang nutzen nicht nur, aber in hohem Maße aktive und frühere BundeswehrsoldatInnen. So werden die möglichen und in dieser Studie erarbeiteten Perspektiven zwar eingeengt. Der Heimatdiskurs öffnet sich aber für die Inhalte eines spezifischen Alltagsdiskurses, der aufgrund erfahrungsgesättigter Ansichten der SoldatInnen nicht ausschließlich auf „subjektiven Theorien“ ohne Rückbindung auf die Handlungsebene beruht.
Alles klar? Steht im Buch ab S. 225. Das ganze Buch lässt sich hier herunterladen.
Schönes Wochenende!
(Foto: Tom Koenigs im Februar 2014 – Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen via Flickr unter CC-BY-Lizenz)
Nach meinem ‚Querlesen‘:
– ich entnehme dem Buch ein grosses ‚BZ‘ fuer ‚Augen geradeaus‘ und seine Foristen !
– Sehr viel akademisch-soziologische ‚gas‘ bei den Analysen (Wer diese wohl bezahlt hat? Oder sind das Diplomarbeiten?)
– Nur zum Teil klare Kritik an den Auftraggebern (Parlament und Regierung sowie Dienstherr)
Insgesamt trauriges Fazit, besonders von Seiten der deutschen Politiker – aber halt, das Buch wurde vor dem Mord an der Journalistin zusammengestellt, heute wuerde daher wohl einiges anders geschrieben werden…
Sehr lesenswert finde ich den Beitrag „German Warriors“ von Robert Clifford Mann, in dem die Leitsätze der Inneren Führung mit denen des Warrior Ethos der US Army am Beispiel des FschJgBtl 313 dargestellt werden. Da erläutert ein ehemaliger Truppenoffizier sehr anschaulich, dass der Wertekanon der Inneren Führung mit der Einsatzrealität ohne klaren politischen Auftrag (Präsenz zeigen) und in moralischen Grauzonen (wir arbeiten nicht mit Milizen, wir ignorieren sie) nicht mehr ganz zusammenpasst und die Truppe sich dann einem anderen Wertekanon zuwende, der für den Kampfeinsatz einfacher Anwendung fände.
Nachdem die InFü ja ursprünglich im Kalten Krieg eingeführt wurde, um den Soldaten ideologisch zu stärken, indem ihm die Verteidigungswürdigkeit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verdeutlicht werden sollte, müsste das ZInFü sich jetzt mal eingestehen, dass kaum noch jemandem der „Exportschlager“ InFü richtig vermittelt wird, sondern viele militärische Führer nichtssagende Worthülsen in den Raum werfen, und kaum ein Mannschaftssoldat das versteht oder ernst nimmt.
Die Erfahrung des Autors ist da vielleicht nicht repräsentativ, zumal die Einheiten aus SEEDORF ja doch ihre Eigenheiten haben, aber das beschriebene Phänomen legt doch einige sehr morsche Balken im Konstrukt der InFü frei, wo mal Gesprächs- und Handlungsbedarf wäre.
Und zu Peter Scholl-Latour ist wohl nichts weiter zu sagen. Die Beschreibung deckt sich mit meinen persönlichen Erfahrungen aus dem Einsatz.
Interessant finde Die Bundeswehr in Afghanistan von Eric Sangar
das Aufzeigen der Mängel strategische Kompetenz(die scheint irgendwi zwischen Moltke dem Älteren und Jungen Moltke verschüttet gegangen zu sein) dem Fehlen von Lessons learned (erinnert an die US Armee während der Vietnam Ära)
@Cynic2
Der archaische Kämpfer war der Staatsbürger, das Mitglied der Polis, Urb, Stammes etc und btw der Soldatenkönig betonte ausdrücklich das kein Offizier einen Befehl befolgen bräuchte der gegen seine Ehre ginge.
@ThoDan:
Volle Zustimmung – sehr lesenswerter Artikel.
Der letzte Absatz mit dem Zitat des Militärhistorikers der OSH sagt alles.
Ohne eine solche Selbtreflexion sind alle Diskussionen über Strukturen, Ausrüstung und Stationierung vergeblich.
Hierbei ist der Verweis auf die Politik auch nur ein Flucht aus der eigenen Verantwortung.
Danke für den tollen Tipp! Bin mitten im Lesen…
ThoDan | 11. April 2014 – 18:24
Sein Sohn sah das da schon etwas anders:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Adolf_von_der_Marwitz
@Amoebe
Ich weiss, dessen Nachfahren sahen das aber wieder anders.
Dafür hat seine Majestät ihn zum Stabsoffizier gemacht, das er weis wann er nicht zu gehorchen hat.
Da gibt es noch eine Aussage eines anderen Marwitz zu.
Ihr sollt die Wahrheit nicht für minderen Vorteil preisgeben.
Was mir an diesen Diskursen (auch bzw gerade hier im Blog) nie ganz klar wird..was fehlt den Petenten eigentlich bei der Inneren Fuehrung?
Die Einklagbarkeit? Ernsthaftigkeit?
Opas Wehrmacht?
Mehr Vorgaben, wie gedacht werden soll?
endlich wieder wie Ausbilder Schmidt vermeintlich die Sau raus lassen zu duerfen, ohne Ruecksicht auf Verluste bei den eigenen Untergebenen?
PS TW danke fuer den Lesetipp
@ Soenke Marahrens | 12. April 2014 – 7:07
„Was mir an diesen Diskursen (auch bzw gerade hier im Blog) nie ganz klar wird..was fehlt den Petenten eigentlich bei der Inneren Fuehrung?“
Parlament-/Soziologiesprech: Petenten? Hier ist wohl niemand Bittsteller. Dennoch:
Antwort: Der Soldat (Vorgesetzte und Untergebene) erlebt staendig und seit Langem die Kluft zwischen Lehre (Anspruch) und Praxis (Wirklichkeit) – so einfach.
@Soenke Marahrens:
Kann mich da nur MikeMolto anschließen:
Wo ist denn die offene Diskussionskultur in der Bundeswehr?
Toxic leadership vs. Innere Führung.
Nochmals @ Soenke Marahens
Zitat aus ‚Deutschland in Afghanistan, Teil ‚Warriors‘
“ Weiterhin wurde es nie thematisiert, wie ein Soldat, der
aus „innerer Überzeugung für Menschenwürde, Freiheit, Frieden, Gerechtig-
keit, Gleichheit, Solidarität und Demokratie“ seinen Auftrag erfüllt, nun mit
kriminellen Drogenbaronen Tee trinkt, Steinigungen ignoriert, Kindesmiss-
handlungen ertragen muss und Korruption bei lokalen Polizisten akzeptieren
soll. Schritt für Schritt haben sich somit die Standbeine der Inneren Führung
in den Kampfverbänden aufgelöst, bis aus dem Staatsbürger in Uniform ledig-
lich ein Lippenbekenntnis wurde. Einen öffentlichen Diskurs zu einer Strate-
gie, beziehungsweise zu einer fehlenden Strategie wurde vermisst“….
.
Problem weiterhin: Zeitgemaesse Menschenfuehrung, indem der taeglich erlebte Unterschied zwischen den ‚Spruechen‘ der ‚politischen Soldaten und Politikern‘ (ab OTLaufwaerts und IBUK bzw BT) und deren Handlungen zum Zweifel an der Inneren Fuehrung selber wurden. –
Wie auch taeglich in diesem Forum entnommen werden kann.
Nun, die deutsche Politik und die Bundeswehr scheinen nicht die einzigen zu sein, die ein Problem mit strategischer (Selbst)reflexion in Sachen afghanistanischer Einsätze haben, wenn man sich diesen Artikel durchliest:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2600411/Ministry-Defence-tries-block-book-Helmand-commissioned-claims-contains-secrets-published-Wikileaks.html
Die strategische Erkenntnis liegt doch eigentlich auf der Hand, auch gerade wenn man einmal die gegenwärtige Lage in Lybien betrachtet: Strategische Interventionen führen wohl eher zur Fragmentierung eines Landes als zu einer nachhaltigen rechtstaatlichen Konsolidierung.
Schönen Dank für den download, @T.W.
Sehr interessante und lehrreiche Lektüre.
@klabautermann:
Auch wenn man in die Wirtschaft blickt erkennt man das gleiche Führungsverhalten:
Realitätsverweigerung.
Besonders interessant der Fall BER.
Auch da will die Führung nichts von Problemen hören, Entscheidungen werden nicht getroffen.
Mit Blick auf Führungskultur daher sehr lesenswert sind Artikel bei ZEIT und Tagesspiegel aus den letzten 2 Wochen.
Die Funktionsweise in der Bundeswehr (Innere Führung!) sind vergleichbar. Aufsichtsrat = Bundestag, Ministerin = Mehdorn. Nur leider fehlt der offene Brief eines Inspekteurs, wie einst von GenLt Gudera.
@Memoria
Mit Blick auf die „öffentlich-rechtliche“ Wirtschaft (wozu natürlich auch Rüstung zählt ) stimme ich Ihnen zu, die Haushaltsgesetze des Bundes sind halt kein strategisches controlling ;-)
@klabautermann:
Wenn man sich das Beispiel BER genauer anschaut, dann merkt man jedoch, dass das Haushaltsrecht nicht das Problem ist.
Stattdessen ist es – hier wie dort – die Unfähigkeit zu führen.
Aber auf jemand anderen zeigen und dabei gut verdienen kennt man ja auch (siehe B6 aufwärts). Jeder in seinem Bereich kann sich an einfache Grundsätze (Führungsprozess) halten. Er muss es sogar umso mehr, wenn er merkt, dass es anderswo nicht gut läuft.
@Memoria
Natürlich ist das HH-Recht nicht Schuld, es ist aber eine wunderbare Fassade, hinter der man sich verstecken kann, wenn man von Strategie und Führung keine Ahnung hat ;-)
K.O.P.F. war mal eine in Deutschland entwickelte Realisierungsmethode für komplexe Großvorhaben….scheint wohl keiner mehr zu kennen.
„Chinas gierige Generäle“ im heutigen Handelsblatt ist auch eine nette Lektüre ;-)
absolut zutreffend aus meiner Sicht die angesprochenen Parallelen zwischen BW-Murks und dem Unfug, der in diversen (sehr großen) „Privat-„Unternehmen angestellt wird. Mal schnell runtergeschrieben aus langjähriger Erfahrung mit einem allseits bekannten Unternehmen, daß zum größten Teil noch im Staatsbesitz ist:
– das Kerngeschäft findet eher am Rande statt und wird „irgendwie“ von einem harten Kern hochqualifizierter und motivierter Leute am Laufen gehalten – im Zweifelsfalle müssen diese dazu sehr flexibel mit diversen Vorschriften umgehen, wenn’s mal brenzlig wird
– die Führungsebenen sind mit sich selbst, der Kommunikation nach außen (Propaganda), den (internen!) Konkurrenten sowie ständigen Reorganisationen beschäftigt. Kerngeschäft ist kompliziert, flott ausgedachte Änderungen stoßen auf viele Komplikationen => da läßt man besser die Finger von, man könnte was kaputtmachen (ohje, es gibt aber auch Führungskräfte, die für diesen Erkenntnisschritt zu dämlich sind und trotzdem versuchen, dran rumzufummeln).
– ständige „Optimierungen der Organisationsstruktur“, die gerne soweit gehen, daß niemand mehr weiß, wer wofür zuständig ist, wie seine Abteilung eigentlich grade heißt und was das neueste Organigramm mit seiner Arbeit zu tun hat. Die Anzahl der Reorganisationen ist proportional zum Sarkasmus der Mitarbeiter, der einem dort irgendwann entgegenschlägt.
– vermeintliche Defizite werden kompensiert, indem ständig neue Formalitäten eingeführt werden. Diese natürlich untereinander völlig unabgestimmt und gerne auch widersprüchlich. Alte Formalitäten werden niemals offiziell aus dem Verkehr gezogen. Im Grunde weiß niemand verbindlich, was er bei bestimmten Aktivitäten genau tun muß, um nicht gegen irgendwas zu verstoßen. Ungemein förderlich für eine „leckt-mich-doch-alle-Haltung“.
– wahlloses Outsourcen von Funktionen, ohne daß jemals eine rückwirkende Kosten/Nutzenanalyse erstellt wird (die in 75 Prozent aller Fälle vernichtend ausfallen würde)
– ein unfaßbar niedriger Gesamtwirkungsgrad des gesamten Haufens. Wenn man den Quotienten bildet als „mit halbwegs sinnvoller Arbeit verbrachte Zeit“ / „gesamte Anwesenheitszeit“ kommt irgendwas im niedrigen einstelligen Prozentbereich raus.
– und am allerschlimmsten: es wird knallhart nach dem Prinzip „Befehl und Gehorsam“ gearbeitet. Es wird buchstäblich jeder Befehl ohne weiteres Nachdenken ausgeführt, der von oben kommt. Egal wie groß der Schwachsinn ist und wie sehr er allen praktischen Erfahrungen widerspricht: man hört im Geiste die Hacken knallen und das „jawoll, Herr Oberst“, wenn sich die Leute treubrav an die Ausführung machen. Würde die Geschäftsführung in diesem Unternehmen die Devise ausgeben, Fahrradreifen könne man am besten mit einem Rasierapparat aufpumpen, so würde das folgsam in die Tat umgesetzt (abends am Küchentisch heult man dann der Gemahlin vor, was für einen Schwachsinn man wieder den ganzen Tag machen mußte.). Eine Rückkopplung von unten nach oben („hört mal, das wird so nicht klappen, laßt uns das lieber mal wie folgt probieren…“) ist in den Köpfen schlicht nicht vorgesehen. Im Jahre 2014!!!!!
Liebe Leute in Uniform: laßt Euch bitte bitte bitte nicht von irgendjemandem einreden, man müsse derartige Unternehmen als Vorbild nehmen. Und denkt dran, daß ein großer Teil des Quatsches auf die Konten von McKinsey & Co. gehen, die dort schon viele Millionen verdient haben. Laßt Euch von diesen Heinis nix erzählen (höhö, fragt lieber mich).
Ich glaube, ich könnte noch ein paar Stunden weiterschreiben. Aber ich geh jetzt lieber rasenmähen…
@ Soenke Marahrens | 12. April 2014 – 7:07
Man muss sich ja nur mal das hier durchlesen und dann feststellen, wie viel davon leere Worthülsen sind.
Fängt ja schon im ersten Absatz an:
Aber im letzten Absatz von Mediengesellschaft schreiben und dann nicht einmal den Text aktuell halten. Für die Öffentlichkeit existiert keine Wehrpflicht mehr, da wird der Unterschied zu ausgesetzt nicht wahrgenommen.
Mal direkt zu dem Absatz:
– Die Führungskultur ist so unzeitgemäß es nur geht, da niemand mehr zum Führen, das heißt auch durchsetzen, ausgebildet wird, sondern zum Konsens,
– das mag auch an der Trennung der Ausbildung von Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren zusammenhängen oder
– soziale, politische und gesellschaftliche Situation berücksichtigt nicht einmal der Dienstherr an sich. Wie war das mit dem „Führen durch Vorbild“?
Zu den anderen Absätzen von der Website nur kurze Statements, ich freu mich nämlich auf meinen ‚Urlaub‘ und das hier regt mich nur wieder auf:
– Die Innere Führung mag ja Reflexion des eigenen Handeln verlangen, habe ich bei Vorgesetzten lange nicht gesehen. Die die es gemacht haben, sind alle in BFD gegangen bzw. haben die Angebote der Altersbänder in Anspruch genommen. Mit kritischen Einstellungen kommt man nicht (mehr) weit.
– Macht des Dialogs? Meiner Erfahrung nach gibt es nur noch die Macht der Beschwerde/des Wehrbeauftragten. Zum einen akzeptiert ein Vorgesetzter einen kameradschaftlichen Hinweis von Untergebenen nicht, kann ja nicht sein, dass jemand der die Tätigkeit länger durchführt, mehr weiß als der mit mehr auf der Schulter und zum anderen „Angst fressen ‚Seele auf“ – bloß nichts entscheiden, könnte sich wer beschweren, die Karriere ist dann hinüber.
– Vertrauen in die politische und militärische Führung: Siehe jeden zweiten Post hier.
– Der letzte Absatz ist eine Farce. Führen durch Auftrag unter Einbeziehung der untergebenen Führungsebenen? Untergebene entscheiden lassen? Mittel zur Verfügung stellen? Um aus dem Absatz mal indirekt zu zitieren: Da scheinen ja einige Personen ein mieses Selbstverständnis als Staatsbürger in Uniform zu haben.
Herr Marahrens, ich bewundere immer noch, dass sie unter Klarnamen auftreten und ich diskutiere dass hier gerne mit Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt weiter und dann gerne ausführlicher. Aber bis dahin:
Allen ein schönes WE und/oder Urlaub!
Mit schwillt der Kamm, wenn ich die Ausführungen zu historischen Beispielen in der Führerausbildung lese.
Es stimmt mit Sicherheit, dass die Beispiele alle aus dem „Großen Vaterländischen“ kommen, aber in welchem Krieg(!) hat es später denn ähnlich große mechanisierte Operationen in verschiedenen Klimazonen gegeben?! Und wenn das alles sooooo weit weg ist, lieber post-heroischer (Historiker-)Kollege, warum beschäftigt uns dann derzeit der lupenreine Demokrat im Osten so gewaltig? Da fällt mir nur noch Dieter Nuhr zu ein, sorry: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.“
Das Problem der Bw war die Beschränkung auf EIN Szenario, nämlich dass des Kalten Krieges nach Beispielen des 2.WK – hier hätte eine Öffnung hin zu COIN stattfinden müssen, ohne alles andere über Bord zu werfen! Stattdessen haben wir in Hammelburg Balkan-Lagen auf ISAF umgeschrieben.
Noch ein Wort zu „Einsatznah ausbilden“ (vormals „Kriegsnah ausbilden“):
Nirgendwo anders waren solche Sachen wie Meldeparcours etc. so simpel und stichhaltig erklärt, als in diesen Büchern und viele Einzelheiten der heute geforderten „allgemeinen Tätigkeiten im Einsatz“ entsprechen fast exakt dem Beschriebenen. Wir erklären also etwas für obsolet, was als allgemein unentbehrlich im Heer gilt. Klasse Logik! Ich bin wieder bei Dieter Nuhr… sorry… Wenn wir doch jetzt nur General Schwarzkopf fragen könnten, warum er sich damals die Sachen vom Afrikakorps durchgelesen hat…
@Voodoo:
Ich bin der Ansicht es gibt heute viel zu wenige historische Beispiele in der Ausbildung.
Welcher SOL-Absolvent kennt noch Cannae?
Die Kritik in dem Aufsatz unterscheidet einfach nicht sauber zwischen den Ebenen (taktisch, operativ, strategisch).
Von „Männer gegen Panzer“ kann man heute auch noch etwas lernen. Man muss es nur richtig einordnen.
Aber der Autor sieht wohl das Defizit in der handwerklichen Ausbildung gar nicht.
Zudem ist die Trennung in klassische Bündnisverteidigung und Einsatz aus meiner Sicht überholt (keiner wird mehr klassisch gegen uns kämpfen und die INS werden weltweit besser).
Diese Feststellung wäre mir, im Lichte der aktuellen Ereignisse in Osteuropa, zu apodiktisch.
@chickenhawk:
Wenn man sich das Vorgehen der Russen in Georgien, bei den letzten Übungen (ZAPAD-Reihe) und auf der Krim anschaut, dann sieht man, dass es sich nicht um einen ausschliesslich (!) regulären Ansatz handelt. Es werden reguläre und irreguläre Methoden kombiniert. Meine Anmerkung ist also so zu verstehen, dass unsere Vorstellung von Bündnisverteidigung (= nur klassisches Gefecht) überholt ist.
Das wollen aber viele in der Führung nicht wahrhaben, da man nun endlich (!) wieder mental in die gute alte Welt zurück kehren kann.
In der NATO wird das Problem ebenfalls durch die klassische Brille betrachtet. Aber dies ist eben nur ein Ausschnitt.
Man merkt noch nicht mal mehr den eigenen Tunnelblick.
@ Memoria
Aber nur, weil die Russen auf der Krim mit innovativen Methoden und der impliziten Androhung von Gewalt auch so ihr Ziel erreichten. Die nächste Stufe, konventionelle Kriegsführung, mussten sie erst gar nicht zünden.
Die sicherheitspolitische Sollbruchstelle verläuft an der Grenze der baltischen Staaten, und da lautet die große Frage, wie Sie es in einem anderen Diskussionsfaden völlig zutreffend auf den Punkt gebracht haben:
Mourir pour Tallinn?
@chickenhawk:
Aber auch dann werden sich die Russen nicht auf konventionelle Mittel beschränken.
Warum sollten sie auch?
Die ganze Welt hat die letzte 10 Jahre erlebt, wie schwer wir uns mit unkonventionellen Gegnern tun. Bereits in Georgien kämpften hinter dem VRV irreguläre Kräfte (angeleitet vom FSB). Hinzukommen Cyber-Elemente (FüInfoSys…) und andere innovative Elemente.
Das konventionelle beherrschen müssen wir für eine wirksame Abschreckung auch (!) beherrschen.
Es ist notwendig, aber nicht hinreichend.
Diese Dinge muss man gedanklich erfassen – denn im laufenden Gefecht ist es zu spät (siehe US-Streitkräfte im Irak 2003 – Fedayeen als komplette Überraschung…)
Aber Kriegsbilder und Bundeswehr ist wohl ein vergebliches Thema. Nur ohne realistisches Kriegsbilder ist alles nichts.
Geistige Leere in einer Armee führt unweigerlich in die Niederlage (siehe Frankreich 1940).
@ memoria et al.
ich erlaube mir noch mal aus dem „unrestricted warfare“ text zu zitieren, weil es das russische bzw. moderne Kriegsverständnis gut illustriert.
Chapter 8 Guiding Principles (of war)
Besonders relevant für die Krim/ukraine Situation das Begriffspaar „limited objectives-unlimited measures“
Russland nutzt das ganze spektrum staatlicher Machtentfaltung von medialem über wirtschaftlichen und geheimdienstlichen bis hin zu genuin militärischem zur Erreichung begrenzter Ziele vulgo Krim+X.
Auf deutsch könnte man unrestricted warfare auch mit „totalem Krieg“ übersetzen. Aber das wäre ja ein Skand….
—————-
http://www.cryptome.org/cuw.htm
die erläuterung der Prinzipien im letzten Abschnitt des textes
@wacaffe:
Sie kommen mir mit der Verlinkung zuvor.
Danke nochmal für den Hinweis.
Wer beschäftigt sich damit in der Bw und zieht Schlussfolgerungen für die Bw?
Ich befürchte ich kenne die Antwort…
@ memoria
ICh denke mit der Anamnese die der Bundeswehr intellektuelle versteppung attestiert sind alle einverstanden. Das Thema kommt ja hier permanent wieder auf.
Die Frage ist doch, wie ändert man das?
Meine Gedanken dazu:
Quartalsmagazin a la ÖMZ in dem Autoren aus Kriegshandwerklicher und Theoretischer Sicht Narrenfreiheit für ihre Beiträge genießen. (pflichtlektüre für offiziere)
realitätsbzogene Ausbildung der Führer (eie im anderen thread angesprochen) und fundierter Kriegsgeschichtlicher Concours an der OSH mit kontextualisierung des einsatzes militärischer Gewalt (Mackiavelli usw.)
Kommission einsatzerfahrener Soldaten aller dienstgradgruppen mit der Aufgabe einer reform/anpassung der InFü
Dies nur exemplarisch.
Ändert nichts an Budget und Austattung der Truppe ist mittelfristig aber ihrer geistigen gesundheit zuträglich und kostet wenig.
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mir fällt aber auf, das man sobald man spontan über lösungen nachdenkt erstmal etwas resigniert vor dem „berg“ der probleme steht die nach Lösung schreien.
insofern ist das obige nur ein ad hoc zugriff
@wacaffe:
Ich sehe auch in der Notwendigkeit einer ÖMZ-ähnlichen Publikation den Grundstein.
Dort muss offen diskutiert (!) werden können – Innere Führung läßt grüßen.
Man muss es ja nicht Wehrwissenschaftliche Rundschau nennen…
Die dortigen Diskussionen sind Bestandteil der Offz-Ausbildung.
Aber das ist ja nur die Oberfläche – warum schreibt denn jetzt noch niemand in der ÖMZ?
Weil man weder die Ausbildung noch die Ermunterung dazu hat.
Woist die jährliche „reading list“ des GI?
Wo ist eine Grundsatzrede von ihm zur sicherheitspolitischen Lage? Seine Rede beim Berliner Colloquium der Clausewitz-Gesellschaft wäre der richtige Rahmen gewesen.
Aber wiedermal: Fehlanzeige.
Es bedarf in der Ausbildung allgemein einen weitaus stärkere Betonung von Konflikttheorien und allem was dazu gehört.
Der Impuls hierfür müsste jedoch von den Leuten kommen, die derzeit FA-/UA-Btl aufstellen lassen.
Es bedarf zunächst einmal keiner theoretischen Diskussion sondern einer schlichten Lagebeobachtung und eines starken Kaffees. Während Russland weiterhin beteuert, die ukrainischen Grenzen zu respektieren und Diplomatie spielt, haben schon auf der Krim eingesetzte Militäreinheiten mit der Blockade der E40 zwischen Donetsk und Charkiw begonnen.
Das Wunschdenken, Russland habe keine weitere Invasion und Annexion vor, dürfte eine der wichtigsten Waffen des Kreml sein. Theoretische Diskussionen und Wunschdenken gegenüber einem aggressiv militärisch vorgehendem Feind. In ein paar Wochen hat Russland den Landkorridor inklusive Transnistrien annektiert. Die Ukrainer können froh sein, wenn wenigstens Kiew verschont bleibt.
Die Frage ist also nicht die nach Konflikttheorien sondern nach Mitteln, Schläferzellen aufzudecken, besetzte Gebäude mit menschlichen Schutzschilden zu stürmen und Schläge gegen Slow-Motion-Invasoren zu führen, die den Aggressor effektiv und schnell in seinen Fähigkeiten zur weiteren Offensive einschränken.
Daazu müsste man die russische Operation aber erst mal verstanden und seine Grundprinzipien durchdrungen haben.
warum das nicht der Fall ist war ja Anlass für die obige „meta debatte“
@Califax:
Theorie und Praxis stehen ja nicht im Widerspruch, sondern in einer Wechselwirkung (auch das kann man von Clausewitz lernen). Die Ereignisse in der Ost-Ukraine sind mit Blick auf die Tradition verdeckter Einsätze ja auch nicht so überraschend.
Blumenkriege 2.0.
@wacaffe:
Wenn – nach der Überzeugung mehrerer – Eibe geeignete Plattform fehlt, aber offiziell nichts vorangeht.
Warum dann nicht inoffiziell wie smallwarsjournal.org?
Kooperationspartner findet man ja vielleicht auch.
Ansonsten drehen wir uns weiter im Kreis.
Oh, das Prinzip ist sehr einfach. Lokale Unterstützung sichern. Agenten und Schläferzellen plazieren. Dann ziemlich dreist anfangen, strategische Punkte zu besetzen und gleichzeitig leugnen, es zu tun. Truppen reinschicken, gleichzeitig leugnen, es zu tun.
Diplomatie spielen, während man militärische Fakten schafft. basiert auf der Annahme, daß der Angegriffene und seine potentiellen oder echten Verbündeten einfach nicht wahrhaben wollen, was da passiert. Dieser Wunsch nach Wirklichkeitsverdrängung wird auf allen Kanälen gefüttert, selbst wenn man sich dabei lächerlich macht.
Das ist eine sehr einfache Strategie mit einem sehr einfachen Denkansatz. Einfache Dinge funktionieren. Theorien versagen.
@califax:
Nur auch dahinter steht eine Theorie – und dahinter eine Analyse des Gegners.
Und wie ist die NATO hierauf eingestellt?
Da merkt man dann, dass Bündnisverteidigung und COIN sehr nah beieinander sein können.
Aber wenn Theorien versagen, dann machen wir besser weiter wie bisher??
Und sind dann bei der möglichen Verteidigung des Baltikums super vorbereitet?
„Ansonsten drehen wir uns weiter im Kreis.“
Sag ich ja!
Ich hatte das anderswo schon thematisiert.
Eine smallwars ähnliche plattform wäre eine gute ergänzung für AG und könnte von Herrn Wiegold sicher initiiert werden. Sponsoren und mediale Kooperationspartner müssten sich finden lassen.
Irgendwer muss halt die Initiative ergreifen
Analyse und Theorie ist zu hochgestapelt. Es schlicht eine Beschreibung empirischer Beobachtung.
@wacaffe:
Irgendwer ist immer schlecht.
Ich werde T.W. schreiben, ob er sich sowas in seinem Bereich vorstellen kann, ansonsten hätte ich noch nen anderen möglichen Kooperationspartner im Auge.
@Califax:
Ich meinte das Vorgehen der Russen beruht zumindest auf einem Konzept, das wiederum stützt sich auf einigen Grundannahmen aus Theorie und Empirie.
Aber wenn das eh alles sinnlos ist, dann brauchen wir es auch nicht weiter theoretisch (!) diskutieren.
gibt es eigentlich diesen obskuren „BND“ Fritzen in berlin noch?
dessen seite war ja in ansätzen dem ähnlich was uns hier vorschwebt.
Weiterer konzeptioneller gedanke:
„Huff-Post “ für Sicherheitspolitik.
Kann man wunderbar über werbung finanzieren und eröffnet ein weites autorenspektrum.
(hust… Trull Kolumne)
Wiegold übernehmen Sie!
@wacaffe:
BND-Fritze in Berlin? Kenn ich nicht.
https://twitter.com/Soldatenglueck
VISDP Dirk Hamel
da gab es mal andeutungen der Mann trage mehrere Hüte.
(Falls sie, memoria, interesse hätten ließe sich die obige idee ja auch erstmal semi professionell per blog aufziehen. qualifizierte Autoren gibt es en mass)
@califax
Wer soll das alles machen? Wer soll ihre Vorschläge umsetzen? Die Ukrainer (Armee?, Polizei?, Bürgerkriegsmilizen?), die Nato oder „Wir“? Kann „wer auch immer“ das überhaupt? Was wären die Folgen und Risiken?
@Frager: Vorschläge hab ich keine. Ich sehe nur Notwendigkeiten, die uns gerade vorexerziert werden. Die Ukrainer werden gar nichts mehr umsetzen. Donetsk und Luhansk werden annektiert, der Landkorridor nach Transnistrien folgt dann als nächstes. Ob sich Kiew dazu aufraffen kann, den laufenden Krieg auch als solchen zu bezeichnen, steht in den Sternen.
@ wacaffe, Memoria et. al.
Darf ich die „small wars“-Diskussion mal so zusammenfassen: Wenn Thomas Wiegold nichts tut, dreht sich alles weiter im Kreis?
Ich finde, wer Zeit und Muße hat, hier regelmäßig alle Threads rauf und runter zu kommentieren, der kann auch gut den jetzt angeregten Blog in Angriff nehmen. Spnsoren und Kooperationspartner sind ja kein Problem, wie ich hier lese…
@MG:
Das ist ein Missverständnis – es geht nicht darum, dass Herr Wiegold noch mehr tut.
Andersherum ist es gemeint:
Das in Angriff nehmen ist ja vielleicht im „Schulterschluss“ mit Herrn Wiegold sinnvoll (allein schon als Gastgeber der Diskussion). Wenn er hieran kein Interesse hat, dann eben ein gesonderter Ansatz.
Haben Sie ebenfalls Interesse sich hier einzubringen?
@ MEMORIA
geben Sie bitte mal Laut wenn sie Replik von Wiegold bzw. weiteres Interesse an der Diskursplattform haben.
Merci.
@Memoria | 12. April 2014 – 14:49 und
@wacaffe:
Ich sehe auch in der Notwendigkeit einer ÖMZ-ähnlichen Publikation den Grundstein.
Hatten wir doch schon, oder? „Truppenpraxis“ , eine Monatszeitschrift für den Offizier, die irgendwann aus Kostengründen eingestellt wurde.
@Selber denken:
Richtig – und wenn es der Apparat nicht hinbekommt, dann wäre es ja schon ein Schritt wenn man etwas Ähnliches zusammen mit weiteren Interessierten auf Internet-Basis aufbauen würde (dann wäre es auch noch interaktiver).
Das ist zumindest mal die Idee des Gefechts – noch ist die Suche nach weiteren Interessierten nicht abgeschlossen. Hilfe ist also stets willkommen.
An der Stelle auch nochal Danke für den Link. Auch wenn er sich vor allem auf die „Afghanitan in Deutschland“-Perspektive bezieht, so war beim ersten Querlesen schon einiges bemerkenswertes dabei.
@ Selber denken
„Hatten wir doch schon, oder? “Truppenpraxis” , eine Monatszeitschrift für den Offizier, die irgendwann aus Kostengründen eingestellt wurde.“
Die Bundeswehr spielt in Sachen „realexistierende Konflikte“ bestenfalls eine Nebenrolle. Dass man in 10 Jahren Afghanistaneinsatz praktisch nicht nennenswertes dazu publiziert hat, geschweige denn eine Diskussionsplattform schaffen konnte, sagt eigentlich alles.
Auch wenn Sie sich sonst so umschaun, und sei es nur in der Autorenliste des obigen Texts, werden Sie feststellen dass Konfliktarbeit, -forschung und -diskussion von anderen getragen werden. Die Auszuklammern führt doch nur zur nächsten Totgeburt.
@ memoria, wacaffe
Ich mag Ihre Idee ja, aber ist es dafür nicht noch zu früh? In den USA ging dem „Small Wars Journal“ und den anderen Journals die Herausbildung einer Blogger-Szene voraus. Und das Anstoßen und Diskutieren von Ideen, wie auch das Berichten von Vor-Ort finden oft auch gerade dort statt. Imho haben viele gute Journal-Artikel dort ihre Wurzeln, und ich bin mir nicht sicher, ob ohne diesen Boden ein Journal nicht zu einzelkämpferisch, unfreiwillig einseitig bzw zu verkopft wird?
Wäre ein mehr an Blogs nicht der bessere erste Schritt?
Prinzipiell ja, auf jeden Fall. Aber…
Im Zusammenhang mit den „Vor-Ort“-Wurzeln stellt „ein mehr an Blogs“ ein schon fast unüberwindbares Hindernis dar, oder eher nicht? Welche Personenkreise „vor Ort“ hofft man überhaupt für diese Idee gewinnen zu können? Manche Blogroll erinnert mitlerweileleider stark an eine längt vergangene Hall of Fame alter Tage. Mir kommt’s vor als hätte man (generell) bzw. die „in the know“-Leute in Dtld. (speziell) den Höhepunkt des Afghanistankriegs / der ISAF-Mission verschlafen, sodass jetzt neu aufgestellte Blogs an einem abnehmenden Interesse leiden müssen. Afghanistan deshalb, weil es insbesondere hierzulande viele Menschen für das Thema Sicherheitspolitik abgreifen und für zukünftige Themen hätte binden können.
Manches ist ja leider auch rückläufig: der CH-53 Blog ist weg; Marco Seliger (Morgenlage) war vor knapp einem Jahr das letzte Mal aktiv. Der S&T-Blog glänzt mit sehr kleinen aber feinen Einblicken in die Rüstungsindustrie, hat aber praktisch keine Blog-internen Themendiskussionen wie man es von AG kennt. Immerhin kann sich der Bendler-Blog meistens an ein paar Kommentaren erfreuen. Abgesehen von diesen wenigen Beispielen (und Konfliktreich), gibt es denn noch mehr namhafte und etablierte Blogs zu dem Thema?
Ein quantitatives mehr an Blogs halte ich für unnütz, da man sowas auch konsequent von Seiten des Autors durchziehen muss / sollte. Wenn es alle paar Monate mal einen Beitrag gibt – wer soll da kommen und vor allen Dingen bei der Stange gehalten werden? Man bräuchte vorrangig ein mehr an qualitativen Blogs. Vor allen Dingen mit einer guten Balance was die Anzahl der Veröffentlichungen pro Zeitraum angeht. Hier zählte ich mal gut und gerne 3-4 Beiträge – pro Tag (!). Das schiebt die älteren Beiträge viel zu schnell nach hinten ins kümmerliche Reich des Vergessens. Da ist schon fast ein schön durchorganisiertes Forum von Nöten, um das überhaupt ordentlich zu stemmen – auch mit Blick auf die Anzahl der Kommentatoren und deren Beiträge. Wenn man dieses als Kooperation von „Vort-Ort“-Menschen auf die Beine stellen könnte – z.B. auch mit einer übersichtlichen Artikelsammlung auf einer dazugehörigen, möglichst unbeirrt-neutralen Website, die als „Aushängeschild“ des Forums dient – wäre einer diskussionsoffenen deutschen Community schon ein bisschen geholfen. Gerade im Bereich von Gastbeiträgen könnte ich mir manchen schönen Artikel vorstellen, dessen „Vort-Ort“-Verfasser zum Schreiben mehr als bereit ist, aber den Aufwand eines eigenen Blogs scheut.
Oder aber gleich beim Blog speziell für SiPo-spezifische Gastbeiträge anfangen, um mal insbesondere den vielen Aktiven und Ehemaligen eine Plattform zu bieten? Könnte ich mir auch interessant vorstellen. Stichwort Publikationen zu realexistierenden Konflikten von Seiten der Bundeswehr in den vergangenen 10 Jahren.
(Edit: ursprünglich als kleiner Kommentar zu den Blogs vorgesehen; zum Schluss arg ausgeartet. Sei es drum.)
„Oder aber gleich beim Blog speziell für SiPo-spezifische Gastbeiträge anfangen, um mal insbesondere den vielen Aktiven und Ehemaligen eine Plattform zu bieten? Könnte ich mir auch interessant vorstellen. Stichwort Publikationen zu realexistierenden Konflikten von Seiten der Bundeswehr in den vergangenen 10 Jahren.“
Das halte ich auch für den besten Ansatz, aus ähnlichen gründen wie von ihnen genannt.
Daher mein obiger Vorschlag einer deutschen „HuffPost“ für SiPo, mit einem entsprechenden Modellkann man ein großes themenspektrum abdecken, und ist nicht auf einzelautoren angewiesen die die existenz der ganzen plattform gefährden, wenn aus irgendwelchen gründen kein interesse bzw. zeit an der mitarbeit mehr besteht.