Keine Russen-Bomber im NATO-Luftraum
Um die Verwirrung, die in verschiedenen Medien herrscht, mal ein bisschen aufzuräumen: Beim Flug russischer Langstreckenbomber vom Typ Tu-95, NATO-Codename Bear, am (gestrigen) Mittwoch sind die russischen Maschinen zu keinem Zeitpunkt in den Luftraum eines NATO-Mitgliedslandes eingedrungen. Die Flugzeuge hätten sich zu jedem Zeitpunkt in internationalem Luftraum befunden, sagte ein NATO-Sprecher, der für das Combined Air Operations Center (CAOC) des Bündnisses in Uedem zuständig ist, auf Anfrage von Augen geradeaus!. Abfangjäger aus den Niederlanden, Großbritannien und Dänemark seien zwar aufgestiegen, aber um diese Kampfflugzeuge zu eskortieren – nicht um sie abzufangen.
Die russischen Langstreckenflüge wie auch die NATO-Reaktion ist schon lange übliche Praxis. Die Verwirrung dürfte daher stammen, dass ein niederländischer Sprecher – der unter anderem von CNN und Spiegel Online zitiert wird – davon gesprochen hatte, dass die Maschinen in den Zuständigkeitsbereich, die area of responsibility, der Luftraumüberwachung eingeflogen seien. Dieser Zuständigkeitsbereich ist aber keineswegs identisch mit dem nationalen (Luft)Hoheitsgebiet – sondern reicht bis zu Hunderten von Kilometern darüber hinaus. Auch die offizielle Mitteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums spricht nur von einer Annäherung an den Luftraum.
(Vielleicht ein bisschen mehr Klarheit, die angesichts der angespannten Siutation in diesen Tagen dringend erforderlich ist.)
Nachtrag: Jetzt legt SpOn nach, mit dem gleichen falsch verstandenen Zitat des Niederländers. Recherche wird halt überschätzt.
Nachtrag 2: Das russische Statement dazu, via Staatsagentur RIA Nowosti: Russische Bomber trainieren Flüge über Nordeuropa
Nachtrag 3: Zum einen haben die SpOn-Kollegen inzwischen die Passage mit dem Eindringen in den NATO-Luftraum berichtigt. Zum anderen oben jetzt ein aktuelles Foto der Eskorte der Tu-95 mit britischen Eurofightern/Typhoon am Mittwoch. Dazu einer der Piloten, Flight Lieutenant Gary Montgomery:
We scrambled on 23 April 2014 to intercept two unknown aircraft approaching the NATO Air Policing Area from the north, that then entered the UK Flight Information Region (FIR). We intercepted and flew within visual range and identified them as Russian Tu-95 Bear H aircraft. We monitored their progress, including handing them over to Danish F-16 QRA aircraft as the Bears flew into the Danish FIR, then continued to monitor them as they re-entered and then departed the UK FIR to the North heading towards Norwegian airspace. During the sortie we air refuelled twice from a RAF Voyager aircraft, from RAF Brize Norton, to increase our airborne endurance. Intercepting Russian Bear aircraft is a routine occurrence for us, itís what we do to maintain UK Sovereign airspace.
(Foto: Weds 23rd April 2014 – A Russian Tu-95 Bear ‚H‘ photographed from a RAF Typhoon Quick Reaction Aircraft (QRA) with 6 Squadron from RAF Leuchars in Scotland – Royal Airforce/Crown Copyright)
…Sprache entlarvt… ;-)
„Russen Bomber“ ….kann man auch russische Militärmaschinen nennen….:-)
Logo. Aber dem, pardon, Kriegsgeschrei derjenigen, die nicht übersetzen können, muss ich doch eine schlagkräftige Überschrift entgegenstellen ;-) Außerdem ist russische Militärmaschinen zu lang für die Überschrift.
Und wenn tatsächlich in Nato Luftraum eingeflogen währen werden die NATO auch kaum Zugeben
Oder ?
Natürlich lassen die Russen es sich nicht entgehen, die air-policing Kapazitäten der NATO an der Nordflanke a bisserl auszutesten in den kommenden Tagen/Wochen/Monaten….schafft ja auch jede Menge Daseinsberechtigung für die ILV der NATO.
Ganz gr0ßes Kino !
@Alarich
Jetzt machen Sie’s doch nicht noch wirrer.
Also: Medien, die entweder schlampig übersetzen oder nicht recherchieren und schon gar nicht die NATO fragen, behaupten unter Berufung auf ein nur halbes Zitat eines NL-Sprechers, die Russen seien in NATO-Luftraum eingedrungen. Wenn man das mit einer offiziellen Aussage widerlegt, sagen Sie, die NATO könnte auch lügen. Klar. Genauso könnte der niederländische Sprecher lügen. Und? Was soll das jetzt?
Die Tupolew Tu-95 (NATO-Codename: „Bear“) ist ein Langstreckenbomber. Haben wir doch beim „Luftfahrzeug erkennst du mich Dienst“ gelernt, B = Bomber. ;)
Russische Militärmaschine klingt so nach Flugbereitschaft BMVg, ich denke das ist unpassend.
„Bomber“ in dem Sinne daß die Dinger bomben schmeißen sind sie seit den 70er nicht mehr. Nur „Träger von Marschflugkörpern“ ist so sperrig.
Gibt es eigentlich noch die Variante als Seefernaufklärer? Ich glaube nein, alle „Bears“ heute gehören zu den Langstreckenfliegerkräften. Deswegen paßt ironischerweise „Bomber“ heute besser wie in kalten Kriegstagen, wo die „Bear D“ lediglich zum Selbstschutz bewaffnet war.
vielleicht Luftplattform mit Effektorenoption?
alles andere ist doch VIEL zu martialisch.
Luftgestützter Auslieferservice für Wirkmittel. Wenn schon, denn schon.
bedient vom Chief of Lenkmittel
Danke für die kreativen Vorschläge ;-)
Im Ernst: Dass Russland offensichtlich da ein wenig die NATO austesten will, ist offensichtlich. Mich ärgert halt nur, wie schlampige Recherche dann zu merkwürdigen Schlussfolgerungen führt.
Bei der Höchstgeschwindigkeit der Tu-95 wäre mir eine halbe Meile in den NATO-Luftraum auch ziemlich „zart“ vorgekommen … Wie präzise kann denn so ein Vogel navigieren bzw. was fällt unter Toleranz: ein Meter, hundert Meter, tausend Meter? Und wie sehen diese Grenzannäherungen aus? Sicher nicht frontal, eher in Kurven oder? (Um die gewünschte Annäherung besser/sicherer dosieren zu können – so stelle ich mir das mal als Luftfahrt-Laie vor)
vielleicht sind wenigstens ein Paar der „Krämerseelen“ in Berlin aufgewacht…
Zum Thema meinerseits noch zwei Fragen:
1) SpOn berichtet darüber hinaus, die beiden Tu-95 seien von zwei Mig-31 und einem Aufklärer begleitet worden. Entspricht dies der Wahrheit und, sofern dem so ist, ist dies ebenfalls übliche Praxis? Immerhin wäre dies ja schon ein recht ansehnlicher Verband.
2) Wie muss man sich die Flugroute vorstellen? Wenn diese Maschinen in die are of responsibility der Niederlande einflogen, dann muss es doch bereits vorher bereits Passagen der direkten Hoheitsgebiete bspw. Dänemarks gegeben haben. Die Reichweite der Jäger (sofern sie denn wirklich im Verband mitflogen) dürfte kaum für einen Start z.B. in Bologoje und eine anschließende Umrundung Skandinaviens reichen. Da wird man doch dann im Fall der Fälle eher die direkte Route über die Ostsee genommen haben und dabei kommt man doch an polnischem, schwedischem oder dänischem Luftraum nicht vorbei. Oder sehe ich das falsch?
Langstrecken-Luft-Boden-Wirkmittellieferant wäre doch auch eine schöne Bezeichnung für Flugzeuge dieser Kategorie ;-)
JPW
@ T.W.: Ihre Kollegen vom verlinkten SpON-Artikel scheinen Sie erhört zu haben
@someone
;-)
Nur weil’s gerade paßt: Spon hatte in seiner Fotostrecke heute um die Mittagszeit dem Publikum auch eine Rumänische MiG 21 als F-16 verkaufen wollen. Das Bild war dann aber doch recht schnell raus ;)
Hekto:
Man beachte die Bemerkung ueber Luftbetankung. Gut moeglich, dass die Foxhound so u mit Zusatztanks etwas weiter gekommen sind als normal. Die ganze Strecke duerften sie eher nicht geflogen sein, es ist aber auch nur pauschal von Nordsee die Rede. Geflogen wurde scheinbar um Skandinavien herum. Fuer die Bomber eher kein Problem.
Aber gute Frage: Die Dänen, die RAF und die Holländer waren auf „Bärenjagd“
Da stellt sich die gute alte Frage: „Wo ist die Luftwaffe“ (Zitat: praktisch jeder Landser 1943-45;)))
@JCR
ich habe hier erfahren, dass die CAOC Uedem in Deutschland mit zuständig war, also die Leitstelle; so ist es OK wenn von deutscher Seite wieder mal nichts zu hören und zu sehen gewesen ist :) integrierte Luftverteidigung der NATO
Zitat JCR: „Da stellt sich die gute alte Frage: “Wo ist die Luftwaffe” (Zitat: praktisch jeder Landser 1943-45;)))“
Cool! :))))
Das ist seit Jahrzehnten business as usual.
Überhaupt keine Schlagzeile wert.
Air Policing Baltikum – Alles Internationaler Luftraum in dem sich die RUS Lw bewegt.
Air Policing Island – Alles Internationaler Luftraum in dem sich die RUS Lw bewegt
Die NATO macht das übrigens auch……
Man kann bald keine Zeitung mehr aufschlagen….
…es wird immer schlimmer.
@CRM-Moderator
Sie wissen das. Die meisten Leser hier wissen das. Die meisten Redakteure der Mainstream-Medien wissen das genauso wenig wie deren Leser. Und sind in der derzeitigen geopolitischen Lage nervös. Und dann passiert halt genau so was…
Ich habe den Kollegen der WELT empfohlen, sich einmal diesen Artikel anzuschauen und auch bei der NATO nachzufragen. Anscheinend hat die WELT den Niederländer nicht verstanden.
Und da wundert sich Friedbert Meurer(DLF) bei ZAPP(die Tage hier gepostet), dass die Leser/Hörer/Seher die Mainstreammedien nicht mehr ernst nehmen? Und setzt in dem Interview seiner Argumentation die Krone auf in dem er behauptet, die Deutschen wollten die Hungerleider aus der Ukraine nicht in der EU, weil „wir“ ja schon genug bezahlen würden. Und deshalb akzeptiere der deutsche Michel das Verhalten Putins.
Der Mann hat nichts verstanden. Aber auch rein gar nichts.
Die Tagesschau war auch gut. „Kampfschiff“ Mistral. Nur weil es besser (=gefährlicher) klingt
Aber „to intercept two unknown aircrafts“ hört sich für einen im völligen Frieden aufgewachsenen Redakteur schon arg gefährlich an.
@hand: Naja, „Kriegsschiff“ wollte man wohl nicht sagen :)
Vielleicht passt es analog dazu, dass in Die Welt eine verwirrte, reife Dame für einen baldigen Krieg trommelt. Unter der Überschrift „Deutsche, ihr müsst wieder Abschreckung lernen!“ finden sich da Perlen wie „Deutschland muss verstehen, dass Diplomatie nicht alles ist. Mit Russland nur zu reden, hilft nicht weiter.“ und „Und nur weil die Deutschen sich an das Völkerrecht halten, muss der Russe dies nicht tun. Russland ist nicht nur am internationalen Recht nicht interessiert, Russland will es zerstören.“ sowie „Alle europäischen Institutionen haben Deutschland in den letzten 60 Jahren Frieden und außergewöhnlichen Wohlstand gebracht. Will Deutschland dies alles verteidigen, braucht es nun doch mehr als nur Diplomatie.“
Der Rosse stöht sieben Kilomötörrr vor Karlshorst, Kamerrraden!
Geschrieben hat das ausgerechnet eine Historikerin, die zudem noch mit dem polnischen Außenminister verheiratet und gebürtige US-Amerikanerin ist. Gruselig, wo wir schon wieder stehen. Übrigens: die illegalen Ost-Erweiterungen der NATO verschweigt sie gekonnt. War bestimmt ein Versehen.
Sehr schön aufgeklärt, danke dafür.
Die Medien, egal ob etabliert oder nicht, lechzen doch förmlich nach der finalen Eskalation in diesem Konflikt, denen reichen ein paar Tote bei regionalen Straßenschlachten doch lange nicht mehr.
Und ständig steht eine Eskalation „auf Messers Schneide“. Das ist doch nur mal wieder der Versuch, den Konflikt von medialer Seite eskalieren zu lassen, damit man mal wieder was neues schreiben kann. Und solange das noch nicht gelungen ist, muss man sich halt mit solchen Notlügen über Wasser halten, damit die Berichte von überhaupt noch wem gelesen werden.
Danke für die Klarstellung. Ohnehin scheinen inzwischen die Leser die Arbeit der Redakteure zu übernehmen, wenn es um Recherche geht.
Was ich mich frage: Schickt die Nato auch ähnliche Flugzeuge Richtung Russland für solche Spielchen?
@Lars
Wie kommen Sie denn auf illegale Ost-Erweiterung der NATO? Glauben Sie eigentlich alles, was Moskau und Konsorten so erzählen?
@ Edgar Lefgrün
Ich glaube das, was jeder wissen sollte: Bedingung für die Wiedervereinigung Deutschlands war, dass die NATO nicht nach Osten erweitert wird – und alle haben dem zugestimmt, nur um anschließend die NATO immer wieder nach Osten hin zu erweitern. Nach der sich nun abzeichnenden NATO-Mitgliedschaft der Ukraine hat Putin vorsorglich mal Taten sprechen lassen. Stellen Sie sich mal vor, wie die USA bei nur einem Land reagiert hätten – Russland hielt aber unzählige Male die Finger still. Nicht dass wir uns falsch verstehen: was Putin da macht ist völkerrechtswidrig, von der ethischen wie moralischen Seite mal ganz zu schweigen. Ich will weder ihn noch sonstwen in Schutz nehmen, oder Partei ergreifen. Es ist nur einfach so, dass das Warum viel zu wenig beleuchtet, oder meiner Meinung nach ganz unter den Tisch fallen gelassen wird. Die NATO-Länder haben ihr schriftliches Versprechen gebrochen und stehen nun vor Russlands Haustür, was im historischen Kontext (und Putin lebt nunmal im historischen Kontext) sehr gefährlich für die Russen scheint. Entsprechend schlagen die jetzt mal um sich und das hat die NATO sich wissentlich selbst eingebrockt, allen voran die Amerikaner, die jetzt diesen Umstand völlig vergessen zu haben scheinen und sich ganz verwundert geben, was denn „auf einmal“ mit „den Russen“ nur los sei und Putin ist ja sowieso ein ganz gefährlicher Hund, da hilft nur militärische Stärke, blablabla.
@lars: Können Sie bitte das Schriftstück herbeizaubern, in welchem dieses angebliche Versprechen stehen soll?
Und so nebenbei: Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine stand nie zur Debatte.
Na ja, das behauptet niemand geringeres als Michail Gorbatschow selbst. Ihm wurde dieses Versprechen gegeben, im Gegenzug für die Wiedervereinigung. Vielleicht fragen Sie ihn, oder stellen seine Glaubwürdigkeit in Frage. Ich wüsste jedenfalls nicht, warum gerade ihm daran gelegen sein sollte, die rechten Hardliner wieder in Position zu bringen, nachdem sie ihn abgeschossen haben ;-)
@Lars
…und wir wollen die EU Erweiterung nicht vergessen, und die ist im Falle der Ukraine ein ganz heißes Thema, denn die wirtschaftlich-industriellen Verflechtungen zwischen Rußland und gerade der östlichen Ukraine und der Krim sind sehr intensiv. Dieses Assoziierungsabkommen mit der Übergangsregierung in Kiew ohne Beteiligung Moskau’s war so etwas wie eine „Wirtschaftskriegserklärung“, wie es eine namhafte Journalistin formulierte.
Ähm, dieses Asoziierungsabkommen wurde UNTER BETEILIGUNG Moskaus und nicht etwa mit der Interimsregierung sondern mit Yanukowitsch abgeschlossen.
Der dann nach Einigung erfolgte überraschende Schwenk in Moskau und Kiew löste den Maidan und die europäischen Symphatien für den Maidan erst aus.
Die zeitliche Abfolge sollte man schon noch beachten.
Wir halten weiterhin fest: Es gab kein Versprechen und schon gar kein schriftliches, die NATO nie nach Osten zu erweitern. Es gibt eine Übereinkunft, keine ausländischen NATO-Truppen in Ostdeutschland zu stationieren. Diese Übereinkunft wird eingehalten.
@Califax
Auszug Wikipedia:
„Im Rahmen der Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung im Frühjahr 1990 soll es nach Aussage Michail Gorbatschows Zusagen westlicher Außenminister, federführend von Hans-Dietrich Genscher, an die sowjetische Seite unter Michail Gorbatschow gegeben haben, wonach eine Erweiterung der NATO infolge der Wiedervereinigung nicht betrieben werde.[14] Dagegen spricht, dass Hans-Dietrich Genscher als Außenminister keine verbindlichen Verpflichtungen eingehen konnte, als auch dass diese – im Gegensatz zu anderen unwichtigen Punkten – nicht in die Verträge aufgenommen wurden. Darüber hinaus ging es bei den damaligenn Gesprächen um eine Neuregelung für Deutschland, und nicht für die anderen Länder Mittel- und Osteuropas, denn sowohl die Sowjetunion als auch der Warschauer Pakt bestanden nach wie vor.[15] Die seitdem auf Ersuchen der ehemaligen Sowjetrepubliken oder Vertragstaaten des Warschauer Paktes vom Westen betriebene Politik der NATO-Osterweiterung wird bis heute auf russischer Seite in allen politischen Lagern als Vertragsbruch des Westens wahrgenommen [16], obwohl Russland selbst es versäumt hat, entsprechende Regelungen in den Zwei-plus-Vier-Vertrag aufnehmen zu lassen [17]. Neuerdings wird seit der russischen Reaktion auf die Umsetzung des Nationalen Raketenabwehrprogramms der Vereinigten Staaten mit dem avisierten Bau von Basen in Tschechien und Polen und dem Kaukasuskrieg 2008 angenommen, dass Moskau eine weitere Expansion der NATO in seine Nachbarschaft nicht dulden wird, insbesondere auch nicht den Beitritt Georgiens und den der Ukraine. Auch eine Ausdehnung in die GUS-Staaten Asiens will Russland offenbar unterbinden oder zumindest machtpolitisch konterkarieren, wobei es sich mit China einig weiß (vgl. The Great Game; Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit).“
Dazu 2 Anmerkungen:
1. Genscher hat Gorbi nie widersprochen, allerdings hat Gorbi bei 2+4 wohl getorft
2. Die rote Linie in Moskau war immer die Aufnahme von ehemaligen Ländern der SU in die NATO, weniger die Aufnahme von ehemaligen WP-Ländern.
Zum Assoziierungsabkommen: das wurde am 21.03.2014 von der Übergangsregierung unterschrieben, Betonung liegt auf Übergangsregierung.
Ausgehandelt wurde es dennoch unter Beteiligung Moskaus mit Yanukowitsch. Nochmal: Die plötzliche Abkehr von diesem Abkommen durch Moskau und Kiew löste den Maidan überhaupt erst aus. Die Interimsregierung hat unterschrieben, weil dies die ursprüngliche Hauptforderung des Maidan war.
@Lars: Man vgl. http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/die-mythen-und-legenden-wuchern-1.18280961 .
@califax
Ja, aber die russische Sicht der Entwicklungen in Kiew in Sachen Yanukowitsch-Ablösung deckt sich eben nicht mit der EU-Sicht. Eine kluge EU hätte vielleicht noch ein wenig warten können, bis eine zweifelsfrei durch Wahlen legitimierte Regierung in Kiew sitzt.
Völlig egal, was die EU da getan hätte. Russland hätte so oder so seine Pläne umgesetzt.
So eine Operation wie auf der Krim oder jetzt in der Südostukraine schüttelt man nicht aus dem Handgelenk. Sowas hat Monate, wenn nicht Jahre, an Vorlaufzeit.
Und letztlich hat Moskau in letzter Zeit so viele Lügen und Täuschungsmanöver ausgespuckt, daß ganz einfach niemand wissen kann, wie die russische Sicht tatsächlich aussieht.
@califax
Der gordische Knoten mit Namen Ukraine besteht aus viel Propaganda, bzw. Lügen und Mythen (schöner Artikel auf NZZ, danke @VtgAmtmann), den sollte man aber besser nicht mit dem Schwert durchschlagen, sondern kooperativ aufdröseln ;-) Ein Anfang wäre sich mal ganz nüchtern darüber Gedanken zu machen, welche Anreize Putin dazu bringen könnten, auf die süd-ostukranischen Separatisten oder Sezessionisten dahingehend einzuwirken, dass sie die Wahlen am 25.Mai stattfinden lassen.
@califax
Ihr Satz: „Völlig egal, was die EU da getan hätte“, erinnert mich irgendwie an dieses „F… the EU“ von Frau Nuland ;-)
Ein Versprechen zur Nicht-Nato-Osterweiterung gibt es nicht. Nur beweise mal etwas, das es nicht gibt.
Ein FAZ-Artikel gibt ein paar Hinweise, dass Genscher sowas wohl vorgeschlagen hatte, aber US-Präsident George Bush da nicht mitzog und es am Ende auch nicht vereinbart wurde.
Michail Gorbatschow glaube ich hier nur bedingt, er braucht das, um seinen Ruf aufzupolieren. Er gilt doch inzwischen in Russland als der, der den Supermachtstatus und den Warschauer Pakt verzockt hat.
Und Horst Telschik wiederholt zur Zeit (gestern im ZDF auch bei Ilgner) immer wieder, dass es 1990 bei den 2+4-Verhandlungen (btw: so sehen ordentliche Verhandlungen über Beitritte aus und nicht wie diese Krimannektion) noch die SU und den Warschauer Pakt gab und man daher sowas wie eine Nichterweiterung nicht versprechen konnte, es auch kein Thema war.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ost-erweiterung-der-nato-was-versprach-genscher-12902411.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Gegen Schluss steht da: „Niemals wird laut den Quellen in jener entscheidenden Verhandlungsphase aber die Nichterweiterung der Nato nach Osten erwähnt.“
OT: Nicht erwähnt hat noch nie jemanden abgehalten, etwas zu behaupten, gerade im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung.
Z.B. daß die Enteignungen der UdSSR zwischen 45 und 48 nicht rückgängig gemacht werden dürfen war laut russischer Seite nie Bedingung der Wiedervereinigung.
Russ. Zeitzeugen reagierten sehr verwundert als sie das hörten.
Daß gerade die CDU mit doch recht hoher „Aristokratendichte“ das Junkernland endgültig in Bauernhand gab ist schon eine Ironie der Geschichte. ;)
Moral von der Geschicht: Was genau zwischen 1989 und 1992 alles verabredet und/oder nicht verabredet wurde wissen anscheinend nicht einmal die Beteiligten selbst.
Vielleicht noch mal als kleiner Rechtsexkurs.
Politische Absprachen, Gentleman’s Agreements und sonstige formlose Zusagen haben KEINERLEI rechtliche Bindungswirkung.
Niemand hat die Osteuropäer zu einem Beitritt in Nato und EU gezwungen, sie waren Resultat demokratischer legitimierter Entscheidungen souveräner Staaten. Russland hat diesbezügliche KEINE veto position.
Wenn überhaupt hat Russland spätestens seit der Georgien Operation einen Bruch der informellen Absprachen begangen.
Man sollte sich in Russland mal fragen ob nicht die Bestrbungen derosteuropäer zur Westbindung nicht gerade aus dem imperialistischen Affekt heraus entstanden sind, den russland momentan mal wieder an den tag legt.