Neuer Haar- und Barterlass: Regenschirm ja, Tunnel nein
Nach Jahren der Überarbeitung liegt er jetzt vor, der neue Haar- und Barterlass der Bundeswehr. Allerdings, den Zeiten geschuldet, heißt er nicht mehr Erlass „Die Haar- und Barttracht der Soldaten“, sondern ordnungsgemäß gegendert Das äußere Erscheinungsbild der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, wurde als Zentrale Dienstvorschrift A-2630/1 von Generalinspekteur Volker Wieker am 10. Januar erlassen und tritt zum 1. Februar in Kraft. Ebenfalls den Zeiten geschuldet: Dem Thema Körpermodifikation und Körperbemalungen wurde ein eigenes Kapitel gewidmet; unter anderem ist festgelegt, dass Tunnel im Ohrläppchen nur dann zulässig sind, wenn sie durch eine hautfarbene Abdeckung bis zu einem Durchmesser von 15mm (1-Cent-Münze) vollständig abgedeckt werden. Und: Der Regenschirm zum Dienstanzug ist jetzt erlaubt!
Beim Grundlegenden, nämlich der Haarlänge, hat sich sowohl für die männlichen Soldaten als auch für ihre Kameradinnen nichts geändert – das war auch, insbesondere nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Dezember, nicht zu erwarten. Weiterhin gilt:
Die Haare von Soldaten müssen kurz geschnitten sein. Ohren und Augen dürfen nicht bedeckt sein. Das Haar ist so zu tragen, dass bei aufrechter Kopfhaltung Uniform- und Hemdkragen nicht berührt werden.
Bärte sind gepflegt und gestutzt zu halten. Will sich der Soldat einen Bart wachsen lassen, muss er dies während seines Urlaubs tun. Disziplinarvorgesetzte können Ausnahmen genehmigen.
Die Haartracht von Soldatinnen darf die Augen nicht bedecken. Haare, die bei aufrechter Körper- und Kopfhaltung die Schulter berühren würden, sind am Hinterkopf komplett gezopft auf dem Rücken oder gesteckt zu tragen. Dabei sind Form und Farbe der Haarspangen/Bänder dezent zu halten.
Das war auch bisher schon so (und ich hab‘ mich schon gefragt, ob die eindrucksvollen Bärte im Auslandseinsatz wirklich im Urlaub entstanden sind). Die unterschiedliche Behandlung von Soldat und Soldat (w) gilt übrigens auch weiterhin für Ohrstecker: Für Männer tabu, Frauen dürfen zum Dienstanzug Grundform mit seinen Ergänzungen/Abwandlungen zusätzlich
einen dezenten Ohrstecker aus Edelmetall oder Perlmutt je Ohr (im Ohrläppchen) tragen.
Für diejenigen, die mit dem Begriff dezent nichts anfangen können, hält der Erlass auch vorsorglich als Fußnote eine Definition bereit: dezent = unaufdringlich, nicht auffallend, feinfühlig, taktvoll, vornehm-zurückhaltend.
Auf einige Neuregelungen wären die Bearbeiter in Truppe und Ministerium vermutlich vor ein paar Jahren schlicht nicht gekommen:
Körpermodifikationen und Körperbemalungen sind mit folgenden Einschränkungen erlaubt:
(…)
• Soweit sie beim Tragen einer Uniform sichtbar sind (insbesondere im gesamten Kopfbereich einschließlich des Mundinnenraumes, im Bereich des Halses bis zum geschlossenen Hemdkragen, an den Unterarmen und an den Händen), sind abnehmbare Körpermodifikationen abzulegen. Ist dieses aufgrund ihrer Verbindung mit dem Körper nicht möglich (z. B. bei Tätowierungen), sind sie in geeigneter und dezenter Weise abzudecken.
• Tunnel im Ohrläppchen sind nur zulässig, wenn sie durch eine hautfarbene Abdeckung bis zu einem Durchmesser von 15 mm (1-Cent-Münze) vollständig abgedeckt werden.
Wer hätte schon vor ein paar Jahren gedacht, dass es Soldaten und Soldatinnen mit Körpermodifikationen im Mundinnenraum geben könnte?
Das betrifft allerdings vermutlich vorwiegend den jüngeren Teil der Truppe. Für alle Altersgruppen ist (bleibt?) der Rucksack zum Dienstanzug verboten, zum Feldanzug natürlich erlaubt. Sonnenbrillen müssen auch der obigen Definition von dezent entsprechen, der Umweg über die Splitterschutzbrille mit dunkler Scheibe funktioniert nicht: die darf nur zum Kampfanzug getragen werden. Und für die Älteren die große Neuerung:
Die Verwendung eines Regenschirmes zum Dienstanzug Grundform mit seinen Ergänzungen/Abwandlungen ist grundsätzlich zulässig. Dabei sind ausschließlich einfarbig schwarze, schlicht gestaltete, unbedruckte Regenschirme gestattet.
Der Erlass hier zum Nachlesen: Erscheinungsbild_Soldat_innen
Nachtrag 22. Januar: Jetzt gibt es dazu auch etwas auf der Bundeswehr-Seite, auch den Erlass zum Herunterladen.
(Hinweis: Das oben stehende Bild mit einem stark tätowierten Soldaten hatte ich nur verlinkt; inzwischen hat die Bundeswehr das aus ihrem Flickr-Fotoangebot entfernt; deshalb ist es leider nicht mehr vorhanden.
Archivbild September 2012: European Training Mission for Somalia (EUTM SOM) in Bihanga/Uganda – Sebastian Wilke/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Wie hieß es noch im kalten Krieg:
„Wir brauchen keine Dressmen, wir brauchen Killer“.
Um ehrlich zu sein: So viel hat sich nicht geändert.
Aber bemerkenswert ist, dass mit dem neuen Erlass zum “äußeren Erscheinungsbild der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr” die derzeitige Sonnenbrillenregelung im Camp Marmal offiziell ungültig ist. So lob ich mir das. Wurde Zeit, dass der Regelwahn von jedem neuen Base Commander zumindest kurzfristig die Tür zugeschlagen wurde. “Soweit […] Sonderregelungen erforderlich sind, sind diese dienstlich anzuordnen
bzw. zu genehmigen. Zuständig sind die dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
unmittelbar nachgeordneten Dienststellen. Die Befugnis kann delegiert werden.” (A-2630/1 Nr. 105). Diese Delegation hat meines Wissens noch nicht stattgefunden
…
diffamierend, ehrlos, kränkend, schändlich, verletzend, verleumderisch, ehrenrührig
beleidigend, boshaft, grob, persönlich, ausfällig, herabsetzend, kränkend, verletzend, unverschämt und ehrenrührig … alles Adjektive die auf einige der hier geäußerten sog. „Meinungen“ und „Bewertungen“ zutreffend sind.
Die Diskriminierung ganzer Gruppen der Bevölkerung sowie von Soldaten der Bundeswehr, ganz gleich welchen Geschlechts und welcher Dienstgradgruppe zugehörig, ist beschämend und nicht akzeptabel.
Nicht akzeptabel ist auch der neu aufgelegte Erlass, dessen Legitimität auf Grund der enthaltenen Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen zumindest hinterfragt werden muss.
Vielleicht bedarf es bzgl. der Verfassungskonformität von Dienstvorschriften als gesetzlichen Grundlage auch hier einer richterlichen Entscheidung (vgl. Bundesverwaltungsgericht in Leipzig: Aktenzeichen 5 C 29.12).
Als persönlich wegen vorhandener, sichtbarer Körpermodifikationen Betrofffener, verwehre ich mich an dieser Stelle ausdrücklich gegen die Diskriminierung meiner Person als mündiger Staatsbürger in Uniform und meiner Integrität als Stabsoffizier der Deutschen Bundeswehr; – sowohl durch die Verfasser entsprechender Schmähbeiträge, als auch durch den in dieser Form hoffentlich nicht allzu lange geltenden Erlass Zentrale Dienstvorschrift A-2630/1.
@FKpt
Jenseits ihrer Empörung: den Zusammenhang mit dem genannten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts kann ich nicht so direkt sehen – oder geht es darum, dass Sie für jede Dienstvorschrift eine entsprechende einzelgesetzliche Regelung fordern?
@all
Angesichts der Diskussion hier… habe ich das Titelfoto mal ausgetauscht.
Bezüglich der Fußnote #2 auf Seite 3 der ZDv A-2630/1 erlaube ich mir anzumerken, daß ich hier die gem. § 63 UrhG vorgeschriebene Quellenangabe vermisse …… !
(Verstoß gegen Nutzungsbedingungen und Urheberrechte ?)
(vgl.: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/dezent
i.V.m.
http://www.duden.de/shop/allgemeine_nutzungsbedingungen/)(hier: Ziffer 4.2).
@ T.Wiegold:
Sofern Grundrechtseinschränkungen für Soldaten in zunehmendem Maße pauschalisiert, dass heisst ohne ausdrückliche Benennung des eingeschränkten Rechts (hier z.B.: Gleichbehandlungsgrundsatz, freie Entfaltung der Persönlichkeit) über das Soldatengesetz (Abschn. 2., § 6) erfolgen, ja, – durchaus !
Gibt es irgend etwas in der Bundeswehr was Männern erlaubt ist und Frauen nicht?
Umgekehrt ist es, ja auch mit dieser Vorschrift wieder, völlig normal. Wo bleibt den endlich mal wirkliche Gleichberechtigung?
Wie ist das eigentlich bei den US-amerikanischen Streitkräften geregelt?
Die hatten (haben?) doch sehr präzise Bestimmungen über Schmuck/Körperschmuck/Tätowierungen/Frisuren/Bärte?
Werden deren Vorschriften penibel umgesetzt oder ist da künstlerische Freiheit für den/die Vorgesetzte(n) erlaubt?
Ohja…und zwar werden die „Grooming standards“ SEHR detailiert beschrieben. Zumindest in dem kürzlich verlinkten Manual der Air Force. Da waren höhen in inch angegeben bis zu den „toupiert“ werden durfte, etc.
Das geht so weit, das Rekrutinnen im Basic Training lernen, wie die entsprechende Frisur herzustellen ist (das verstauen der Haare in diesem „Donut“ beim Dutt soll wohl für ungeübte durchaus kompliziert sein).
Hier mal, etwas weniger detailiert bei der Air force, das entsprechende der Army:
http://www.apd.army.mil/jw2/xmldemo/r670_1/head.asp
@ FrankP, 1004 Uhr:
ob und wievielen Zeitgenossen das Thema im Magen liegt kann ich nicht beurteilen. Ich kann aber ungefähr beurteilen, wieviele sich mit der faktischen
Ungleichbehandlung abgefunden haben.
Bei der hier zugrunde liegenden Thematik wäre es ja auch zu schön, wenn aufgrund eines gemeinsamen adäquaten Grundverständnisses eine Sonderegelung obsolet wäre.
Aber solange es Kameraden gibt, die ihr Brustwarzenpiercing für die Hindernisbahn nicht zu entfernen gedenken…
@FKpt
Und die Bezeichnung derer, die der neuen Vorschrift im Punkt der Körpermodifikationen zustimmen, als „ehrlos“ halten Sie für angemessenen Ton, der nicht “ kränkend“ oder „verletzend“ ist und Ihrer „Integrität als Stabsoffizier der Deutschen Bundeswehr“ entspricht? Jemandem wegen einer begründeten anderen Meinung in einer bisher sachlichen Diskussion gleich die Ehre abzusprechen halte ich für ein Verhalten, das einem Soldaten (und insbesondere einem Offizier) ebenso unangemessen ist wie das Tragen von Körpermodifikationen. Insofern ergibt sich hier bei Ihnen ein stimmiges Bild.
Von einer Körpermodifikation sind Sie, solange es sich dabei nicht um eine Prothese handelt, außerdem nicht „betroffen“, wie Sie schreiben, sondern haben sich dazu entschieden.
Bezüglich der Frage der Rechtmäßigkeit entsprechender Vorschriften (auch bzgl. der unterschiedlichen Behandlung von Soldatinnen und Soldaten) erlaube ich mir, auf diese juristische Abhandlung zu verweisen:
http://www.deutsches-wehrrecht.de/Aufsaetze/NZWehrr_2003_245.pdf
@ K.Müller
Sehr geehrter K.Müller;
Anders Denkende in diesem Forum habe ich in keinem Satz als „ehrlos“ bezeichnet.
Auch habe ich niemandem seine Ehre abgesprochen.
Hier haben Sie meinen Beitrag offensichtlich mißverstanden.
Die in meinem Beitrag aufgeführten Adjektive (Synomye für anmaßend, beleidigend …) beziehen in Gänze auf Ausführungen in der Art der vom Nutzer „Georg“ und die „Klassifizierungen“ von Personen- und Bevölkerungsgruppen (Ich nehme an, Sie habe die Ausführungen von „Georg“ bisher nicht gelesen?).
Mir liegt es ferne, im Bezug auf den Erlass anders Wertende und Denkende zu Diffamieren oder ob ihrer Meinung zu kritisieren.
@FKpt
Jetzt kommen wir genau an den Punkt, den ich nicht so gerne sehe – das droht eine persönliche Schlammschlacht zu werden. Bitte nicht.
Sind Nasenringe jetzt erlaubt? Damit auch die „Ochsen“ sich endlich outen können. ;-)
@FKpt
Da habe ich Sie wohl mißverstanden und danke für die Klarstellung.
Im verlinkten Dokument (http://www.deutsches-wehrrecht.de/Aufsaetze/NZWehrr_2003_245.pdf) werden v.a. auf den Seiten 247 und 248 zahlreiche Urteile zitiert, in denen entschieden wurde, dass die Bundeswehr im Rahmen der zulässigen Einschränkung der freien Entfaltung der Persönlichkeit bei Soldaten auch Vorschriften nicht nur zur Uniform, sondern zum gesamten Erscheinungsbild des Soldaten erlassen darf, und dabei „die modischen Anschauungen einer Minderheit“ nicht zur Grundlage ihrer Entscheidung machen muß. In einem Urteil über Ohrschmuck bei Männern heißt es z.B., daß dieser eine nach Außen getragene Sichtbarmachung invidueller Ansichten darstelle, die mit dem Zweck der Uniform unvereinbar sei.
Außerhalb des Dienstes darf man sich hingegen mit Modifikationen versehen wie man will, solange dies nicht dem § 17 SG (vor allem der Pflicht zur Gesunderhaltung und der Pflicht zu einem Verhalten, welches das „Ansehen der Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, die seine dienstliche Stellung erfordert, nicht ernsthaft beeinträchtigt“) widerspricht.
Es ist ja interessant, wie man mit einem kurzen Kommentar eine ganze Welle lostreten kann. Dies würde ich mir bei anderen Themen, die wesentlich mehr mit dem Soldatenberuf zu tun haben, auch mal wünschen.
Es mag ja Einigen nicht gefallen, dass ich grundsätzlich keine Tatoos mag, erst recht nicht bei Soldaten. Wenn Strafgefangene überproportional zum Bevölkerungsdurchschnitt tätowiert sind mag das ja angegehen. Für Soldataen erwarte ich mir jedoch andere Standards. Dies kann aber jeder halten wie er will, dafür leben wir in einer freiheitlichen Demokratie.
Etwas anderes ist jedoch die Veränderung der Bw hin zu einer Unterschichtenarmee. Dies ist durch das bewusste Senken von Standards bei der Einstellung und bei der Ausbildung vorgegeben.
Nur mal so zum Nachdenken. Man möge doch mal unsere Opferzahlen in AFG hinsichtlich der Herkunft untersuchen. Da wird man sicherlich feststellen, das überproportional viele Kameraden mit russlanddeutschen Wurzeln dabei waren.
Wer dann noch nicht überzeugt ist, der besuche doch mal bei seinem nächsten Gardasee-Urlaub den Ort „Solferino“, am südlichen Ende. Dort fand 1859 eine grausame Schlacht statt. In der Apsis der Gedenkkirche werde rund 1000 Totenschädel ausgestellt und in Stein sind die Gefallenentafel der verschiedenen Einheiten gemeisselt. Der Großteil der Gefallenen auf österreichischer Seite kamen aus den Provinzen des KuK-Reiches. Also nicht Östereicher, sondern Slowaken, Ungarn, Rumänen, Slowenen, Kroaten usw. haben die Gefallenenlisten angeführt.
http://www.drk.de/ueber-uns/geschichte/themen/150-jahre-solferino.html
Das »Army Future Soldier Center« stellt auf seinem Youtube-Kanal ein (mit sehr einfachen Mitteln produziertes) Video zur Verfügung und beantwortet Fragen von potentiellen Rekrutinnen zu dem Thema in den Kommentaren zum Video:
http://www.youtube.com/watch?v=vt9VhmA4FnA
@Georg
Es ist vermutlich eine Eigenschaft fast aller Staaten, dass deren Eliten persönliche Risiken zu deren Verteidigung vermeiden, und „Unterschichten“ die Masse der Soldaten stellen. Umgekehrt stellt der Dienst in den Streitkräften aber auch eine Chance für „Unterschichten“ dar, solange die Streitkräfte ein Selbstverständnis als „Schule der Nation“ haben. Das setzt aber voraus, dass die Streitkräfte auch erzieherisch tätig werden und auch nicht davor zurückscheuen, einem Soldaten einfacheren Hintergrunds zu erklären, welches Verhalten er in seinem eigenen Interesse und im Interesse aller besser ablegen und welches er annehmen sollte. Im Idealfall verläßt der Soldat die Armee dann charakterlich und haltungsmäßig in besserem Zustand, als er in sie eingetreten ist. Man würde gerade dem jungen Mann aus schwierigen Verhältnissen eine Chance rauben, wenn man ihm während seines Dienstes nicht beibringt, wie er auch nach seinem Dienst so auftreten kann, dass er nicht auf der Straße oder lebenslang in Hartz IV landet.
Gute Vorgesetzte verstehen die Erziehung ihrer Männer als Teil ihrer Fürsorgepflicht, so wie sich auch ständig selbst erziehen und stets Vorbild sind. Da sowohl über die Wehrpflicht als auch über ein Freiwilligensystem ständig gesellschaftliche Fehlentwicklungen in die Armee hineingetragen werden, wird der Bedarf an Erziehung auch künftig nicht abnehmen, und es wird immer Haar- und Barterlässe und ähnliche Dinge geben müssen.
@ K.Müller
Danke, da kann ich jedem Satz voll zustimmen. Insbesondere der Erziehungsgedanke führt natürlich unweigerlich auch zu dem äußeren Erscheinungsbild und der zugeordneten inneren Haltung eines Soldaten.
Und wie es beim Erziehen so ist, gibt es dann Friktionen, wenn Selbstbild und Fremdbild nicht übereinstimmen. Insofern finde ich es gut, das es jetzt wieder eine aktualisierte Richtlinie für die äußere Erscheinung eines Soldaten gibt, wobei ich mir zu Ohrringen für Männer u.ä. eher eine andere Regelung gwünscht hätte.
Ich bin z..B. mal von einem älteren Offizier gerüffelt worden, weil ich in der Pause bei einer öffentlichen Veranstaltung im Dienstanzug, Grundform ein Eis gegessen habe. Dies war in seiner Vorstellungs- und Erfahrungswelt inakzeptabel für das öffentliche Auftreten eines Soldaten. So ändern sich die Zeiten !
@Georg:
Das Thema Unterschichtenarmee ist ja schon quasi „amtlich“ von Herrn Professor Wolffsohn, Uni Bw, thematisiert worden.
Seite 12/13
http://www.vbsk.net/JN_2011_1.pdf
Die Gefallenenliste hat mich auch schon beschäftigt….
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesf%C3%A4lle_bei_Auslandseins%C3%A4tzen_der_Bundeswehr
Ich stelle fest das einige Dinge im Haar und Barterlass für einige völlig unverständlich sind .So sind „moderne Frisuren“ Definition des einzelnen aber auch für mich als Frau gibt es gewisse Dinge die nicht in unseren Beruf gehören und mein Geschlecht verunglimpfen !! So sind lange und bunte Fingernägel eim leidiges Thema! Ich bin keine Alice Schwarzer aber Flecktarn und und bunte Nägel ? Kein Wunder das uns niemand ernst nimmt !! Gerade die ganz jungen Frauen unter uns !! Peinlich !! Genau wie pinke Haare ( hab ich in der AGa gesehen , die Ausbilder “ trauten“ sich nicht was zu sagen)!! Wir sind ja keine Punk Rock Band !! Alles DAS gehört nicht in unser Berufsbild ! Ich selbst habe einige Tattoos , diese sind allerdings nicht sichtbar ! Wobei der Dienstherr da schon sehr human ist , im zivilen Leben ist man da nicht so kulant und schon gar nicht bei Frauen !!
.
@Staatsbürgerin:
Danke! Es ist gut das aus ihrer Sicht zu erfahren.
Wenn allerdings herauskommen sollte, dass sie eigentlich ein Mann sind und unter Nutzung einer Sockenpuppe (w) das geschrieben haben, dann….ja dann… ja was denn dann eigentlich?
;o)
Im übrigen finde ich es eine Frechheit Begriffe wie Unterschichtsarmee zu verwenden ! Nicht jeder der seinen Dienst nicht in der Offizierslaufbahn versieht ist „UNTERSCHICHT“ ! Ich wüsste zu dem gerne wie Sie Unterschicht definieren !? Da ja unter anderem fähige Offiziere die Eignung jedes einzelnen feststellen ! Bildungsunterschiede ? Ja !! Aber Unterschicht ?Ich habe schon Offiziere kennen gelernt deren Benehmen tief beschämend war und eines Offizieres ja nicht mal eines normalen Menschen würdig war! Das ist eine Sache der Erziehung und diese hat nicht immer etwas mit Bildung zu tun! Unhabhängig vom Hintergrund oder Erscheinungsbild ! Googln Sie doch mal Dr.Mark Benecke !! Die die Sie als Unterschicht bezeichnen erledigen den größten Teil der Arbeit ! Als Vorgesetzte sind Sie im übrigen dafür verantwortlich ihre Soldaten zu formen weiter zu bilden und zu erziehen ! Im übrigen reicht es im zivilen nicht einfach nur Offizier ohne Berufserfahrung zu sein, auf den die Welt gewartet hat( es sei denn man ist BS) !
Ich bin eine Frau !!! Mein Mann und ich sind beide Soldaten !! Wir sind beide in der Laufbahn der Feldwebel ..ich 8 Jahre und mein Mann 6 !
@Staatsbürgerin in Uniform | 21. Januar 2014 – 15:04
Danke für die Ausführungen!
Puh…harter inhaltlicher Drift, aber ich versuche trotzdem mal das Pferd von der anderen Seite aufzuzäumen.
@Georg
…leitet aus dem (seiner Meinung nach) überproportional hohen Anteil an gefallen Soldaten mit Migrationshintergrund den schleichenden Wandel zur „Unterschichtenarmee“ ab.
Diese Betrachtung greift mir zu kurz. Und zwar gleich in vielerlei Hinsicht:
Gerade im Bereich der Russlanddeutschen habe ich die Erfahrung gemacht, das viele dieser Kameraden eher dem „gut-bürgerlichen“ Milieu zuzuordnen sind. Ob deren Verhalten dann auch immer dementsprechend ist, steht auf einem anderen Blatt (und kann und will ich hier auch garnicht en Detail betrachten). Des weiteren bleibt für mich festzustellen, das gerade Kameraden mit diesem Hintergrund in den Bereichen Pflichtauffassung und Dienstausübung, Belastbarkeit und Willensstärke vielen Soldaten ohne Migrationshintergrund um Welten überlegen sind. Oftmals sind Friktionen in der Führung der Kameraden, dem fehlenden Fingerspitzengefühl der Vorgesetzten zuzuschreiben. Das diese anders (nicht einfacher, nicht schwerer, nur aben anders) zu führen sind, ist auch bekannt.
Grundsätzlich ist die Tatsache das viele Migranten ihr Glück bei der Bw suchen vielleicht eher gesamtgesellschaftlichen Faktoren geschuldet.
– In der Bw herrschen für alle die gleichen Regeln,
– der Werte- und Erwartungshorizont der Vorgesetzten ist greif- und erlebbarer als in der zivilen Arbeitswelt,
– Diskrimenierung auf Grund der Herkunft ist in der Bw eher unterrepräsentiert (vgl. dazu die Aussagen des Herrn Hptm Wuller bzgl. seiner Initiative „Deutscher Soldat e.V.“)
Link dazu im AG Beitrag:
http://augengeradeaus.net/2013/11/ein-soldat-wehrt-sich-wir-reprasentieren-das-gesamte-deutsche-volk/
@CRM-Moderator
„Wenn allerdings herauskommen sollte, dass sie eigentlich ein Mann sind und unter Nutzung einer Sockenpuppe (w) das geschrieben haben….“
Steckt dahinter die Erwartung, das alle Soldatinnen sich diskriminiert zu fühlen und gleichzeitig mehr Privilegien zu fordern haben? Würde man umgekehrt auch einen Mann, der über Probleme bei männlichen Soldaten spricht, verdächtigen, dass es sich eigentlich um eine Frau handelt?
Meine Erfahrung ist übrigens, dass die weitaus meisten Soldatinnen sich durch die Feministinnen und Gender-Ideologinnen, die beanspruchen im Namen aller Frauen zu sprechen, durchaus nicht repräsentiert fühlen. Indem es diese Aktivistinnen und Ideologinnen geschafft haben, Frauen als permanente Opfer darzustellen, die ohne „Girls‘ Day“ unfähig zur Berufsentscheidung und ohne Privilegien unfähig zur Karriere aus eigener Kraft wären, haben sie Frauen einen Bärendienst erwiesen.
@ georg
die pauschale verortung der russlanddeutschen in der Unterschicht stößt mir auch sehr sauer auf. Die „jungs“ leben häufig noch ein sehr heteronormatives weltbild und streben den soldatenberuf nicht aus wirtschaftlicher not an, sondern aus überzeugung. wie man so aus dem mittelstand hört, werden gerade diese „jungs“ auch gerne in der freien wirtschaft bevorzugt eingestellt, da ihnen der ruf vorraus eilt handwerklich geschickt zu sein und nicht rumzujammern. (mal nen beispiel für positive dikriminierung ;) )
schlechtes hörte ich über diese klientel bisher auch aus BW kreisen nicht.
@ Interessierter
Stichwort: Unterschichtenarmee
Ich verkenne nicht, das viele Deutschen mit Migrationshintergrund (hier: Russlanddeutsche) gute Soldaten sind. Die von Ihnen genannten Eigenschaften üben sie oftmals vorbildlich aus. Zum Teil liegt das sicherlich daran, dass sie dem deutschen Wertekanon von 1960 näher stehen, als dem heutigen Gesellschaftsbild.
Nur glaube ich nicht, dass sie dem „gut-bürgerlichen“ Mileu zuzurechnen sind. Das gut-bürgerliche Mileu hat sich bereits zu den Zeiten der allgemeinen Wehrpflicht vor der Bw gedrückt und hat dann als Zivi z.B. Platzwart des lokalen Fussballverein gemacht oder im Rettungsdienst gearbeitet. Die Begründung war bei allen nahezu gleich, weil sie diesen Dienst als sinnvoller erachteten als ihren Grundwehrdienst bei der Bw abzuleisten.
Ich denke bei der Diskussion zur Unterschichtenarmee ist eigenlich schon alles gesagt worden. Wen es interessiert, einfach mal das Stichwort googeln.
Prof. Wolffsohn, als Lehrstuhlinhaber der Bw-Uni in Neubiberg, hat bereits 2007 dazu etwas gesagt (wie @ CRM-Moderator bereits oben aufgeführt hat).
Ich hoffe, ich habe einen „Leistungsschutzrechtfreien“ Link gefunden:
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1321691/Historiker_Zum-Militaer-geht-wer-keine-andere-Wahl-hat
@Georg
Ich habe nicht alle ihre Beiträge gelesen, aber ich behaupte leichten Herzens, dass sie ungern über ihren Tellerrand hinausblicken. Wie bereits von anderen von anderen angeführt,sind „Russland-Deutsche“, als Sammelbegriff für alle, die in der ehem. UDSSR einen Teil ihrer Wurzeln haben, anders sozialisiert, insbesondere durch ihre männlichen Verwandten, die fast ausschließlich in deren Armee gedient haben. Dort herrschen andere Werte und ein eventuell befremdlicher Sprachhabitus, als was sie in ihrem Umfeld aufgenommen zu haben scheinen. Alles, was sie aus der höheren Zahl der Gefallenen ableiten können, dass diese Gruppe in betroffenen (Kampf-)Truppenteilen überrepräsentiert sind, für mehr fehlen mir da die Daten.
Die von ihnen angesprochene „Unterschichtenarmee“ hat so vielfältige Gründe, dass man keinen einzelnen Grund dafür benennen sollte, es sei denn, man generalisiert das ganze auf „soziale Komplexe“
Warum sollte man im Dienst zwischen Soldat weiblich und Soldat männlich unterscheiden?
Warum sollte man im Einsatz zwischen Soldat männlich und Soldat weiblich unterscheiden?
Das es mind zwei Geschlechter gibt, sollte bekannt sein und dass die Leistungsgrenze nicht exakt entlang der Geschlechtergrenze verläuft sollte auch jeder wissen.
Dass es Ausgehuniformen für Frauen und Männer gibt ist unserer Kultur geschuldet und keine Einsatzfrage, sonst hätten wir auch Röcke in Fleck-Tarn.
Warum Frauen und Männer im Dienst beim tragen von Schmuck und der Haarlänge unterschiedlich behandelt werden ist mir nicht ersichtlich.
Jetzt sind wir soweit, dass man auch noch einen anderen Begriff für Mannschaften sucht.
Es gibt die Frau und den Mann (und die unbestimmten) aber es gibt nur den Soldat (w/m/u) und die Soldaten.
So langsam nimmt die Genderei pathologische Züge an.
Zum OT der Soldaten mit Eltern welche nicht aus der BRD stammen.
http://www.blick.ch/news/schweiz/secondos-sind-die-besseren-soldaten-id2617535.html
@ Wurzelbert
Wenn ich nicht über den Tellerrand rausschauen würde, dann würde ich mir ja gar keine Gedanken machen über die schleichende Veränderung der sozialen Struktur der Bundeswehr.
Sie können mit nahezu allen Ausbildungseinrichtungen der Bw sprechen, jeder wird Ihnen bestätigen, dass die Zulassungs-, Bewertungs- und Prüfungskriterien gesenkt werden mussten, damit genügend Nachwuchs zu finden war. Dies betrifft nicht nur die Einstellungskriterien, sondern auch die Kriterien für Lehrgangsabschlüsse und Dienstpostenanforderungen.
Schauen Sie sich mal die neue Mannschaftslaufbahn nach Abschaffung der Wehrpflicht an. Einstellungsvoraussetzung: hat die Schulpflicht von 9 bzw. 10 Jahren erfüllt. Kein qualifizierter Abschluss der Hauptschule oder ähnliches.
Welchen Job bekommen sie im Zivilleben mit so einen Abschluss ?
Vielleicht einen Job als Gerüstbauer oder als Hilfsarbeiter wenn der Betreffende Glück hat.
Es geht weiter mit der Fw-Laufbahn, Hauptschule und Berufsabschluss oder Mittlere Reife mit / ohne Berufsabschluss. Sie werden im technischen Bereich nahezu keinen Kandidaten mehr mit einem Gesellenbrief / Facharbeiterbrief mit der Note 1 oder 2 bekommen. Vielleicht wenn er aus einer ganz schlecht gestellten Ecke aus Ostdeutschland kommt, aber ansonsten nimmt der zivile Arbeitsmarkt diese Kandidaten auf.
Es geht weiter mit den Offizieren. Bei Piloten mag es vielleicht noch wenig Engpässe geben, aber in der nächsten Stufe bei den Fluglotsenanwärter gibt es schon zwei Ebenen. Die es schaffen gehen zur DFS der Rest versucht es bei der Bw.
Die Attraktivität des Offz TrD ist noch gegeben, aber schauen Sie sich mal an, wer noch BS werden will. Ich spreche jetzt nicht von den Pädägogen und ähnlich „harten“ Studiengängen. Schauen Sie sich die Technischen Offfiziere mit Ingenieurstudium an. Die guten gehen nach 12 Jahren in die Zivilwirtschaft. Das war schon Mitte der 80er Jahre so. Die Bw hat nur die Wiedervereinigung in diesem Punkt gerettet. Viele technische Stabsoffiziere heute, haben eine NVA-Vergangenheit.
So könnte man endlos weiter vergleichen und beurteilen.
Also aus meiner Sicht ist die Bw auf dem Weg zu einer Unterschichtenarmee – nicht als Hypothese sondern als Faktum.
@ Staatsbürgerin in Uniform:
Vor 4 Jahren ist mir an der Sprachenschule in Münster ein gutes Beispiel untergekommen. Da fragte unsere zivile Sprachlehrerin einen nur wenige Jahre jüngeren StUffz, ob es es unserem Inspektionschef wohl „gefällt“ wenn er solche Socken zum Dienstanzug trägt. Anmerken muß man hierbei u.a., daß zum einen der „Standardsoldat“ lediglich 2 Paar schwarze Socken vom Dienstherrn zur Verfügung gestellt bekommt … was sich natürlich gut macht, wenn man den Dienstanzug auf diesem Lehrgang von montags bis freitags tragen muß. Zum anderen waren es schwarze Socken, die lediglich ein klitzekleines Pumalogo hatten.
Um den jungen Kameraden zu unterstützen, habe ich kurzum die Initiative – und somit auch das Wort – ergriffen und ihr entgegnet, daß – solange an der selben Inspektion Frau Sanitätsfeldwebel mit längeren schwarzen mit grünen Haarsträhnen und schwarz lackierten Fingernägeln rumläuft – es dem Inspektionschef die winzigen Puma-Logos auf den Socken des StUffz herzlich egal sein können … zumal ja vorrangig ein hygienischer Zweck verfolgt wurde.
Aber ich bot ihr an, dem Chef gerne darüber zu berichten. – Doch dann müsse man aber auch damit rechnen, daß so einige ihren „Spaß“ damit haben würden. … Und was meint ihr wohl wie das Resultat war? …
@Staatsbürgerin in Uniform:
Bevor ich/wir sie/uns missverstehen. Ich habe den Begriff „Unterschichtenarmee“ nicht verwendet und das ist auch nicht mein Wortwahl. Ich habe lediglich auf Herrn Prof. Wolffsohn (Uni Bw MUC) verwiesen und es selbst als Facette zur Kenntnis bekommen. Und Danke an @Georg für den Link.
@K.Müller:
Sie haben meine rhetorische Frage ( ;o) ) schon verstanden, oder?
Und ich bin sehr froh, dass sich neben @Julia und ihrer Sicht der Dinge, die @Staatsbürgerin zu Wort gemeldet hat. Was sie zum Thema Gender-Ideologie schreiben unterschreibe ich.
Zum Thema „Girls Day“:
Ich habe mal einen Jungen heimlich eingeschleust. Er hatte lange blonde Haare und ist so durchgeflutscht. Er war sehr interessiert an der Bw und wollte unbedingt mitmachen……
Kleines Experiment zu Einwanderern:
Man nehme eine Truppe, die bereits eine eingespielte Kultur hat, also Insiderwitze, Hierarchien, Gruppensprache, etc. Ersatzweise kann man auch ein paar Schauspieler das darstellen lassen.
Nun kommt jemand von außen dazu, und versucht, sich in der Gruppe zu etablieren.
Man beobachte, was passiert, nach welchen Aufgaben die Neuankömmlinge streben, wie sie sich darzustellen versuchen, wem sie ihre Loyalität anbieten, etc.
Sehr interessant. Dann weiß man auch, warum die soziale Zusammensetzung von Armeen so aussieht, und nicht anders.
Allerdings auch vernichtend für Sozialingenieure, Gleichsteller und Genderideologen.
PS.: Die hervorstechendste Eigenschaft von gesellschaftlichen Eliten ist übrigens nicht, daß diese sich vor dem Wehrdienst drücken würden, sondern, daß sie eine gesellschaftliche Minderheit darstellen. Wer den Beitrag einer Bevölkerungsgruppe zum Wehrdienst untersuchen möchte, muß den Anteil dieser Gruppe an der Armee gegen den Anteil an der Gesamtbevölkerung normalisieren. Das versucht manchmal ideologisch höchst unangenehme Überraschungen…
@Georg
Sehe ich anders, im Zuge der Steigerung der (monetären) Attraktivität des Dienstes, hat man sukzessive die Dienstposten auf verschiedenen Ebenen hochdotierte. Damals (als die Gummistiefel noch aus Holz waren und man Fett noch mit „u“ schrieb…) Waren zwei von drei zugführer unteroffiziere. Nicht selten wurde der Zug in Abwesenheit des Fw durch eineneerfahrenen Gruppenführer im Dienstgrad Stabsunteroffizier geführt. Darauf waren die Laufbahnen der jeweiligen Führungsebene ausgerichtet. Und getreu dem deutschen Grundsatz „auch auf der nächsten Ebene führen zu können“ wurde konsequent dahingehend geführt, ausgebildet und erzogen. Das dieses Personal besser qualifiziert war, ist beim damaligen Werdegang schon fast eine automatische Folge. Und heute? In manchen TrGtg ist der HptFw TRUPPFÜHRER. Also das was früher der Unteroffizier o.P. oder Z2 MschDG gemacht hat. Und das daraus resultierend die Ausbildungsinhalte nach unten angepasst wurden, ist doch nur eine logische Folge, oder?
Ich würde gerne noch weiter ausführen und dezidierter darlegen warum dies eine „Henne/Ei“ Diskussion ist, aber das tippen auf dem mobilen Endgerät ist mir zu mühselig.
So long,
@califax
„Wer den Beitrag einer Bevölkerungsgruppe zum Wehrdienst untersuchen möchte, muß den Anteil dieser Gruppe an der Armee gegen den Anteil an der Gesamtbevölkerung normalisieren. Das versucht manchmal ideologisch höchst unangenehme Überraschungen…“
So weit ich mich erinnere, war unter Abiturienten der Anteil von Wehrdienstunwilligen immer deutlich höher als unter Real- und Hauptschülern?
@Georg
Ihre Auswirkungen sind in der Beschreibung der Symptome soweit richtig.
ABER liegt das nicht daran dass die Bw eine Unterschichtenarmee ist sondern an der Bw selbst.
Ist hier OT aber ich führe es mal kurz aus, zum Thema Attraktivität des Dienstes passt es jedoch besser. Die BW ist was die Einstellungskriterien betrifft (gerade bei Fw) in den 60er Jahren stehengeblieben. Dass sich durch die Bildungsexpansion das Niveau der Bevölkerung (zumindest formal) gehoben hat wird nicht zur Kenntnis genommen.
Abgesehen von Besoldung, Standortattraktivität, Anspruch der Bw eine Armee zu sein (also all das was in anderen Threads bereits diskutiert wurde): Warum sollte ein guter Realschüler, der die Berufsschule zB in einem technischen Beruf mit 1 oder 2 abgeschlossen hat, das machen (Fw-Laufbahn), wofür man genauso auch seine schwächeren Klassenkameraden oder Hauptschüler nimmt. Dazu zwar recht schnell Dienstgrade bekommt aber als BS und HFw oft noch GrpFhr ist, während er in den 60er Jahren bereits als OFw und SaZ mind. stellv. ZugFhr war?
Karriereperspektive? Anreize? Hier gegen 0, im Zivilen gegeben. Es entspricht der Natur dass man hochkommen will und den Weg wählt, der die besten (Aufstiegs-) Chancen bietet. Oder eben wenn andere Anreize geboten werden, die die Bw nicht hat.
Zu den Migranten in der Bw: Fast alle haben Väter welche in den Armeen des Warschauer Pakts gedient haben. Das Bild der Armee als Institution ist 1) besser als das des Durchschnittsdeutschen, 2) ist die Bw in vielem attraktiver als zB die Rote Armee es damals war, also eine substantielle Verbesserung. Und diese Migranten sind oftmals leistungsfähiger und -williger als ihre einheimischen Pendants. Das Problem hat man in allen nord- / westeuropäischen Staaten in ähnlicher Form. Und ein Leben auf Kosten des Sozialstaats ist diesen Leuten ebenfalls fremd bzw widerspricht ihren Werten.
Ich hatte bisher auch überwiegend positive Erfahrungen mit Russlanddeutschen in der Bw, gerade als FWDler im Vergleich zu Deutschen.
@TW
Sorry for OT
Edit:
@Interessierter
Sry, habe zu lange erst alle Kommentare gelesen und dann noch geschrieben. Sie waren da ne halbe Stunde schneller als ich.
@K. Müller
Die Diskussion ist uferlos. Wurden verhältnismässig mehr Abiturienten eingezogen als nicht-Abiturienten? Waren nicht-abiturienten häufiger freigestellt aus gründen einer Berufsausbildung und konnten deswegen keinen Wehrdienst mehr ableisten (Weil sie häufignie wieder gezogen ewurden danach) usw. …
@ Interessierter
Die Dienstgradinflation ist schon real, aber fest auch, dass das Anforderungsprofil gesenkt wurde. Dazu kommt, dass die Leistungsanreize für die Soldaten weggefallen sind. Stichwort : man wird auch befördert, wenn man durch die Fachlehrgänge durchgefallen ist. Man braucht nur noch den Fw-Lehrgang und den fachtechnischen Grundlagenlehrgang bestehen. Das reicht. Warum dann nochmal 9 Monate auf dem Fachlehrgang anstrengen.
Und für den Uffz o.P. : der Wirt nach 4 Jahren Dienstzeit mehr oder weniger automatisch A 7, ganz ohne Fw-Laufbahn. Der Unterschied zur Fw-Laufbahn und SaZ 12 besteht lediglich aus der A7 + Zulage.
Also wer keine Leistung fordert, vor der Beförderung, der bekommt auch keine mehr !
Wie gesagt, wenn vor 20 Jahren die anforderungen an den SU zu Erfüllung des DP ausreichend waren, warum einen Fw höherwertig ausbilden als nötig?
So denkt wohl die übergeordnete Führung und demzufolge wurden dann irgendwann konsequenterweise die anforderungen an die jeweiligen laufbahnen gesenkt.
Nächste Frage: wie lange wird es wohl dauern, bis sich die ersten nicht Abiturienten in die Offz-Laufbahn klagen, Weil nach der Hochschulreform das Abitur vielen Bereichen als Studienberechtigung weggefallen ist?
Zu der Offz-Laufbahn will ich nichts sagen, weil das Siebkriterium hinterher das Studium an den Bw-Unis darstellt.
In vielen Bundesländern sind die Standards für die Mittlere Reife Prüfung und für das Abitur abgesenkt worden. Zum Teil ist der sinkende Leistungsstandard bei Prüfungen schon ein gesamtgesellschaftliches Problem und nicht nur auf die Bw bezogen.
Vor allen Dingen wenn man aus ideologischen Gründen möglichst viele Kinder zum Abitur bringen will.
Aber sollen wir jetzt für die Fw-Laufbahn das Fachabitur fordern ?
Mit welcher Berechtigung beginnt die Laufbahn dann mit A 7 und nicht mit A 9 ?
Die Problematik haben wir ja schon in vielen Bundesländern mit der nur noch zweigeteilten Polizeilaufbahn. Da stehen dann lauter Jungkommisare am Straßenrand bei der Demo !?
Ich denke aber wir kommen bei dem Diskussionfaden zu weit vom Thema ab. Bevor mir T.W. die rote Karte zeigt, höre ich jetzt besser mit dieser Diskussion auf.
@Georg
Was das studium angeht, deswegen schrieb ich ja von den geänderten Zulassungsvoraussrtzungen und dem möglichen Klageweg. (anti-diskriminierung usw.)
Guter Plan….ich schließe mich an.
@Georg
Ich hab leider ihren Kommentar über meinem verpasst und die Löschung meines Kommentars ist de facto fehlgeschlagen.
Zu ihren Ausführungen zu eventuellen Auf- oder Abwertungen von Dienstgradstellungen oder Einstellungsvoraussetzungen kann ich nicht beitragen, dazu haben mir zu meiner Zeit die Einblicke gefehlt. Was ich sagen kann, dass ich es begrüße, dass OFw/HFw als Truppführer eingesetzt werden, weil zumindest auf der Ebene der Infantrie der erweiterten Komplexität des Gefechtsdienstes (Spezialisierung innerhalb des Trupps, TTPs bei asymetrischer Kriegsführung, Soziale Kompetenz bei HumInt/Gesprächsaufklärung,…) Rechnung getragen werden muss.
Inwiefern sich die Bundeswehr allgemein zur „Unterschichtenarmee“ ihrer Beschreibung nach entwickelt, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn man allerdings die Demographieverschiebung als allgemeines Problem betrachtet, ist ihre Schlussfolgerung nur insofern richtig, als dass eine Aufweichung aller Berufsanforderungen stattfindet, um aus der größtmögliche Gruppe Bewerber zu gewinnen.
Zum Thema:
Mich freut diese Diskussion sehr. Jeder, der sich einmal am Tag kritisch im Spiegel sein eigenes Äußeres Erscheinungsbild betrachtet, kann etwas dazu sagen. Das Ergebnis sieht man ja hier.
Zu den Körpermodifikationen: die Dinge entwickeln sich weiter. Was früher noch der Anker auf dem Unterarm war, ist heute vielleicht schon der gefärbte Augapfel. Trennlinien zwischen dem, was noch erlaubt ist, und schon verboten werden muß sind da sehr schwer zu ziehen. Ich finde schon, dass der Erlaß da einen guten Kompromiß (mit einem ziemlich innovativen Ansatz) darstellt.
Und wer glaubt, dass Tatoos auf eine bestimmte Schicht schließen lassen, sollte sich auch nicht mehr in die Sonne legen. Denn auch derjenige der eine „gesunde Bräune“ haben will verschönert damit seinen Körper und folgt im Grunde dem selben Gedankenmuster.
Habe es vom W15 zum Z15 geschafft und beziehe heute A14. Kein 2ter Bildungsweg, sondern 70er Jahre Abi. Vater ging auf Schicht im Stahlwerk. Was habe ich als OA die Kameraden beneidet, deren Väter Offiziere waren. Die hatten ein Auto oder sogar schon einen Segel- oder Motorflugschein. Hätte ich mich lieber bei der Lufthansa bewerben sollen, anstatt meine von der Bw erkannten Talente in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, nur damit der Nachwuchs der Bw aus der richtigen Bürgerschicht kommt? Aufstieg durch Leistung! Der Lehrgangsbeste OFw OA von damals ist heute Inspekteur.
@ Georg | 20. Januar 2014 – 22:40– Ich empfinde obgrund Ihres seltsamen Posts Scham. Ich könnte jetzt lamoryant schreiben, dass (spätetsens) seit den Rohnschen Heeresreformen die Armee in Deutschland zum gesellschaftlichen und sozialen Aufstieg genutzt wurde, sich dies bewährt hat, weil nur durch Öffnung gegenüber Jedermann (und später Jederfrau) die Bestenauslese sichergestellt ist. Ich könnte unzählige Studien darüber verlinken, dass Tattoo, Piercing, Ohrring, usw. längst in allen gesellschaftlichen Millieus (Schichten als Begriff ist etwas antiquiert) angekommen sind.
Ich tue es aber nicht. Denn es würde den Menschen nicht gerecht werden. Es spielt nämlich keine Rolle, aus welchem Elternhaus, aus welchem sozialem Backround jemand kommt. Leistung zählt. Und damit die stimmt muss in die Ausbildung investiert werden. Dann klappt das auch als Ex-Hartz 4 er, bzw. was auch immer für eine Gruppe Sie da modellieren wollten, beim NATO-Empfang im feinen Englisch mit dem Botschaftspersonal zu parlieren und rechtzeitig den Finger vom Glas zu spreizen, nach dem man zurück ist vom Gefecht in Afghanistan.
Ich sage es mal noch in anderen Worten: Ich bin jedem meiner Soldatinnen und Soldaten unabhängig seiner sozialen Herkunft und seiner Freizeitkleidung offen und fair gegenüber getreten. Ich habe Leistung abverlangt und nach Zeigen dieser, „Aufstieg“ ermöglicht. Ich habe mich also normal verhalten.
@ Georg | 21. Januar 2014 – 14:03 — Sie sind, wie hier jemand schon ausführte, ziemlich auf Prof Wolfssohn hereingefallen.
@K.Müller:
So weit ich mich erinnere, war unter Abiturienten der Anteil von Wehrdienstunwilligen immer deutlich höher als unter Real- und Hauptschülern?
Weiß ich nicht. Welches Land und welches Jahrzehnt meinen sie denn? Und wie sind die Anteile bei den Berufssoldaten im besprochenen Staat zum besprochenen Jahrzehnt ?
In der Bundeswehr dienen heute weiße, farbige, hetero-, homo- und transsexuelle Soldatinnen und Soldaten. Diese Soldatinnen und Soldaten sind und sollen sein Staatsbürger in Uniform. Das einheitliche Erscheinungsbild wird durch die Uniform vermittelt bzw. sollte dadurch vermittelt werden. Was in der Uniform steckt ist der Staatsbürger in seiner ganzen Vielfalt. Darauf sollte die Bundeswehr stolz sein und nicht durch versuchen diese Vielfalt zu verleugnen oder zu verstecken. Auch dieser Haar- und Barterlass wird nicht allzulange Bestand haben. Das zeigt schon das wenig überzeugende Bemühen des BVerwG die Ungleichbehandlung von Soldatinnen und Soldaten zu begründen.