Mehr deutsche Ausbilder in Mali – dann auch im Norden?
Die Ausbildung von malischen Soldaten in Mali selbst, als Trainingsmission der Europäischen Union, soll für Deutschland künftig noch mehr Priorität bekommen. Aus Berliner Sicht gedacht als Entlastung vor allem der Franzosen, die außer in Mali inzwischen auch in der Zentralafrikanischen Republik Tausende von Soldaten im Einsatz haben. Wie das aussehen könnte, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im aktuellen Spiegel etwas konkretisiert:
Derzeit liegt die Mandatsobergrenze bei 180 Mann, 99 Soldaten sind vor Ort. Dieses Engagement könnten wir verstärken, das erwarten auch unsere Verbündeten, allen voran die französische Regierung. Ich könnte mir vorstellen, dass das Mandat auf bis zu 250 Mann aufgestockt wird.
Interessant wird die Frage, was damit an zusätzlichen Aufgaben für die Bundeswehr verbunden wird. Derzeit stellen die deutschen Streitkräfte Pionier-Ausbilder für die bislang vier malischen Bataillone, die das Training in Koulikoro, 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako, durchlaufen haben oder noch durchlaufen. Und Sanitätskräfte für ein Role2-Hospital. Was kommt auf die dann rechnerisch maximal 150 weiteren deutschen Soldaten zu?
Eine denkbare Aufgabe wäre die Force Protection, also die Sicherheit sowohl des Trainingscamps als auch des Hauptquartiers der EU-Mission in der Hauptstadt. Allerdings gibt es auch noch eine ganz neue Variante, auf die ein Leser hingewiesen hat (vielen Dank!): Nach der eigentlichen Ausbildung im vergleichsweise friedlichen Süden Malis könnten EU-Trainer auch ihre Schützlinge in den – nach wie vor instabilen – Norden des Landes begleiten. Also, in letzter Konsequenz, auch ins Gefecht.
Die Überlegungen dazu finden sich in einem Bewertungs-Papier aus dem Brüsseler EU-Militärstab:
The previous EUTM Commander went over topics that „the PSC will tackle in the future“ concerning the mission’s way ahead:
„After the training, the battalion deploy in the area of operations. Once there, the routine and the problems are real threats… Therefore, the goal is to keep their personnel into a permanent operational tension through training their battalion staff… (I propose) to permanently deploy experts or to regularly send teams to verify the training.“ (General Lecointre, julio 2013)
Provided political approval, this last proposal would imply significant changes in the current mandate, since it would mean to include the future deployment zones of the GTIAs in the North, into the Area of the Mission, where the mission does not work today. French „Assistance Operational Detachments“ (DAOs in French) accompany the GTIAs during the deployment in the North. The DAOs are part of Operation Serval.
Kurz zusammengefasst: Die bereits ausgebildeten Bataillone der Armee Malis brauchen auch im Einsatz den Rat von Experten – und damit die in den Norden mitgehen können, sollte das EU-Mandat entsprechend erweitert werden.
Mit so etwas hat die Bundeswehr doch schon mal Erfahrungen gemacht… oder besser nicht gemacht. Nach Ausbildungskursen für die afghanische Armee sollte, das ist schon ein paar Jahre her, ein so genanntes Operational Mentoring and Liaison Team (OMLT) der Bundeswehr die betreute Einheit bei ihrem Kampfeinsatz im Süde des Landes begleiten. Das wurde von der militärischen und politischen Führung gestoppt – denn ohne ein umfangreiches Versorgungspaket, vor allem von eigenem medizinischen Personal, sollte und durfte das OMLT nicht aus seiner Nordregion heraus. Eine Partnernation (nach meiner Erinnerung die USA) übernahm dann die Betreuung der ausgebildeten Afghanen im Einsatz.
Das Beispiel belegt: Eine Ausweitung der Mali-Mission ist nicht unbedingt problemlos. Aber die Diskussion wird sicherlich noch kommen.
(Ich verschiebe einige Kommentare dazu, die im anderen Thread aufgelaufen waren, hierher.)
Nachtrag: Dazu passend: Impressionen vom Einsatz der Niederländer in Nord-Mali (eingeflogen mit einer Bundeswehr-Trall). Hintergrund zum Einsatz hier.
Nachtrag 2: Ein Bundeswehr-Video zum Ausbildungseinsatz:
(Foto: Ausbildung malischer Soldaten in urbanem Gelände – EUTM Mali)
UNPK Section gibts, die machen auch „tracking“ und „evaluation“. Die kümmern sich aber m.K.n. vorrangig um Ausbidungseinrichtungen die das UN Label tragen wie z.B. KAIPTC in Accra Ghana und um originäre PSO Missions. Am Ende machen oft die donor nations ihr Programm. Das ist alles gut gemeint und es verpufft auch nicht alles. Grade die Ausbildungseinrichtungen in Afrika machen einen mehr als soliden Job, sind aber auch begrenzt was Kapazität angeht.
Die m.M.n. ineffektivsten Ausbildungen sind die, die auch am teuersten sind. US oder EU kommen und richten es mit riesigem Aufwand und um entweder eigene Ressourcen zu sichern oder daheim die Presse und bevölkerung zu beeinflussen.
@autostaedterin
Das würde ich so nicht sagen. Ein sehr großes Problem sind die unterschiedlichen Zielsetzungen der europäischen, nordamerikanischen und afrikanischen Partner. Die jetzige somalische Armee besteht ja wie gesagt nicht nur aus ehemaligen Rekruten der europäischen Schule. Äthiopien hat ebenso Soldaten unabhängig ausgebildet. Kenia unterstützt die Miliz Ras Kamboni, um die eigene nördliche Grenze abzusichern, obwohl die Miliz in Opposition zur Zentralregierung stand. Bis diese Woche hat Äthiopien zudem unabhängig von AMISOM in Somalia operiert und hat sich erst jetzt einem gemeinsamen Kommando unterstellt. Kenia ist ebenfalls zunächst auf eigene Faust im Süden Somalias einmarschiert und hat sich erst dann dazu entschlossen, die Legitimation durch die AU zu suchen. Die Türkei ist meine ich auch irgendwo in der Ausbildung als externer beteiligt. Viele Köche verderben den Brei. Bestes Beispiel ist die DRK. Dort haben Belgier, Südafrikaner, die EU und die USA unabhängig Brigaden und Kompanien ausgebildet. Mit dem Erfolg, dass alle ein klein wenig tun, aber das Große und Ganze aus den Augen verloren wird. Ich würde daher sagen auch in Somalia mangelt es einfach an europäischer und afrikanischer Abstimmung. Was ich letztends bereits meinte: Für Deutschland scheint es wichtiger zu sein, sich mit Paris, London oder Washington abzusprechen, als mit der AU in Addis oder den jeweiligen Regierungen vor Ort.
@ abdul iyodo
zu den von ihnen genannten fraktionen kann man noch die sporadischen cia/sof operationen, das contractor sammelsurium,puntlant forces diverse warlord/stammesmilizen addieren.
die gegenseite lässt sich auch nicht nur auf shabab rduzieren sondern ist mindestens ebenso heterogen.
hier zivilgellschaftliches governance building zu versuchen halte ich für verfehlt da nicht leistbar. da wartet man doch lieber bis sich der darwinismus soweit durchsetzt bis die menge der fraktionen auf handhabbare zahl abgesunken ist. attrition is your best friend…
erik prince somalia eskapaden dürften ja ein bgriff sein.
http://www.nytimes.com/2012/10/05/world/africa/private-army-leaves-troubled-legacy-in-somalia.html?pagewanted=all&_r=0
Die Linie der Bundesregierung bezüglich Mali und ZAR wird in verschiedenen Leitmedien positiv bewertet (z.B. zeit.de, „Mehr Macht, mehr machen?“). Mal sehen wie lange dies anhält.
Nur leider habe ich den Eindruck, dass die Entscheidungsträger den alten Satz von Kurt Schumacher verdrängt haben:
Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit.
Diplomatisches Parkett ist nunmal keine Wirklichkeit.
Mal sehen was aus München die nächsten Tage zu hören ist.
Auch interessant der Vorsitzende des VA:
http://www.dw.de/bartels-deutschland-hat-einen-gestaltungsanspruch/a-17394115
Zum Gestaltungsanspruch gehört aber auch echter Wille.
Zum Stichpunkt „Betrachten der Wirklichkeit“ mal kurz der Hinweis auf das Online-Journal „Stability – International Journal for Security & Development“. Dort gab es Mitte letzten Jahres auch einen Themenschwerpunkt Mali: „Region in Crisis: Stabilizing Mali and the Sahel“.
Rückendeckung bekommt die Regierung auch von den VN, Generalsekretär Ban Ki Moon „will mehr deutsches Engagement“ In welcher Form auch immer). Frau Kanzler soll gesagt haben: „Deutschland muss sich einmischen, um bestimmte Konflikte zu einer Lösung zu bringen“. Nun ja, man wird sehen – qui vivra verra. Wir leben in interessanten Zeiten …^^
Zur gleichen Gelegenheit sagte die Kanzlerin mit Blick auf logistische Unterstützung in ZAR:
„Ob und wie wir das machen, oder ob wir mit Frankreich diskutieren, ob wir mehr in Mali machen, das ist noch nicht entscheiden“.
Der Februar bringt die Entscheidungen.
Lesenswert bei sueddeutsche.de:
„Steinmeier über deutsche Außenpolitik –
Einmischen statt zurückhalten“.
Kann man alles machen – man muss nur verstehen was für Konsequenzen dies – jenseits der „kein Kampfeinsatz“-Rethorik – haben kann.
http://eebenbarlowsmilitaryandsecurityblog.blogspot.de/2013/12/future-conflicts-and-wars-in-africa.html
shape of things to come
„When unconventional enemy forces sense defeat, they will withdraw and call for a “cease fire” and “negotiations” – a tactic aimed at gaining time, replenishing losses and creating the impression that they want peace. This tactic was and has been used in Angola, Sierra Leone, DRC, CAR, Nigeria, Mali, Ivory Coast, Sudan, Mozambique and so forth.
However, peace is the very last objective they have in mind, especially when the enemy forces are acting as proxy forces on behalf of foreign sponsors to secure foreign interests. Governments will heed these calls for negotiations and unconditional ceasefires at their own peril.“
Weiss man eigentlich wie das Verhältnis Tschad-Seleka ist?
zum thema capacity building Mali. welcher Typ Armee wird eigentlich benötigt?
http://eebenbarlowsmilitaryandsecurityblog.blogspot.de/2013/11/restructuring-african-armies.html
@Memoria: Ja wie lange hält die positive Presselage an?
Sehr geschickt von dem Genossen Steinmeier eine aktivere Außenpolitik zu fördern. Laut SPON gibt es jetzt aus der SPD Kritik an von der Leyens Afrika Plänen. Die VM überbringt doch lediglich die Nachricht, dass Kanzleramt und AA jetzt gerne mehr machen wollen. Dazu noch als zweite Meldung, dass das Volk in Mehrheit eine Ausweitung ablehnt.
@wacaffe
Obwohl ich den Einsatz von Eeben Barlow und EO in Angola und Sierra Leone für kurzzeitig „gelungen“ (im Rahmen ihrer Interessen natürlich) halte, wird vergessen, dass Regierungen genau das gleiche machen. Sprich Friedensverhandlungen aufzunehmen und sich in aller Ruhe neu zu positionieren. Bestes Beispiel Ruanda 1993/1994. Während der Präsident in Arusha die Machtteilung diskutiert, wird in Kigali der Völkermord geplant. Mit freundlicher militärischer Unterstützung von Frankreich wohl gemerkt, die mit der englisch-sprachigen RPF rein gar nichts anfangen konnten.
Die Beziehungen Tschad-Séléka hatte ich bereits einmal angedeutet. Vielfach wird in Bangui die Séléka nur als das Pferd, Déby aber als Master gesehen. Einer der höchsten Séléka-Kommandeure, seines Zeichens Berufsrebell General Mohammed Moussa Dhaffane (der allerdings mittlerweile von den anderen Séléka-Führern geschasst worden ist), wurde 2009 im Tschad festgenommen und im Dezember wieder entlassen, nur um Anfang 2010 in der ZAR seine eigene Rebellengruppe, die CPSK, zu gründen. Nach dem Abzug der tschadischen Soldaten aus der Präsidentengarde von Bozizé hat Bozizé in einem RFI-Interview den Tschad zudem beschuldigt, aktive militärische Hilfe beim Sturm auf Bangui geleistet zu haben. Zumindest eingegriffen haben sie nicht, obwohl sie als Teil von MICOPAX zu der Zeit eigentlich die Hauptstadt hätten schützen sollen.
Antrieb in N’Djamena dürfte die Sicherung der eigenen südlichen Grenze. Dort lagern die größten Ölvorkommen im ganzen Land. Problematisch ist für die Regierung, dass Präsident Déby aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Ethnie der Zaghawa (im Gebiet Ost-Tschad und Darfur anzutreffen, rund 1% der Bevölkerung im Tschad) bei den Ethnien im Süden wenig Unterstützung hat. Der Nordosten der ZAR wurde zudem des Öfteren als Basis für Rebellionen gegen Déby genutzt, was die porösen Grenzen ziemlich einfach machen. Z.B. 2006 die „Front Unique pour le Changement Démocratique au Tchad“, die aus der Vakaga Provinz (im Nordosten mit Grenzen zum Tschad und Sudan (Darfur) operiert haben soll. (Die Rebellion wurde erfolgreich von Frankreich zurückgeschlagen). Zudem sind die Zaghawa diejenigen gewesen, die den Islam im Tschad verbreitet haben. Während der Süden noch immer (wie der Großteil der ZAR) aufgrund Frankreichs eher christlich orientiert ist, ist der Norden vom Tschad stark muslimisch, arabisch geprägt. Daher auch die Unterstützung für die muslimische Séléka, die mit einer muslimischen Regierung eine sichere Pufferzone für Déby im Süden gestellt hätte.
Ein weiterer Punkt war sicherlich auch, dass Déby sich an Südafrika gewandt hat, um militärische Hilfe zu bekommen. Mit Südafrika dauerhaft in der ZAR hätte sich der Einfluss des Tschad gehörig reduziert.
Interessant sind der Zusammenhang mit der Operation in Mali und der ZAR. Gerade, als sich der Tschad außenpolitisch großes Ansehen, für sein Vorgehen in Mali erworben hatte, fällt Bangui. Zudem wurde Ende Februar mit der Rückverlegung der tschadischen Truppen aus Mali begonnen. Die Elitetruppe Débys. Eventuell hat man nur darauf gewartet, in Ruhe seine eigene Außenpolitik fahren zu können. Im März 2013 kam nämlich auch das Gerücht auf, dass die tschadischen Rebellen unter Timane Erdimi (ein Neffe Débys) die Rebellion von 2008 wieder aufnehmen würde, weil Déby die Friedensvereinbarungen nicht umgesetzt habe.
Passende Zwischenbilanz:
http://www.dw.de/deutsche-b%C3%BCndnispolitik-und-die-afrika-strategie/a-17397175
vdL reist wohl in den nächsten Tagen nach Mali.
Ob es da zu einem „Faktencheck“ kommt?
Fragen gibt es ja genug:
Welche Aufgaben sollen zusätzlich übernommen werden? Welche Kräfte und Mittel sind hierfür quantitativ und qualitativ notwendig? Deckt sich dies mit der Mandatsplanung?
Welche Risiken wären mit neuen Aufgaben verbunden?
Welche Zeitansätze sind hiermit verbunden?
Inwieweit ist dies leistbar?
Die Fragen müssen gestellt und ehrlich (!) beantwortet werden.
Denn eines ist klar:
Das AA stellt nicht einmal die Fragen, sondern sieht den Einsatz in weitaus abstrakteren Zusammenhängen – ohne Rückkopplungen zu den „ground truths“.
@ wacaffe
zum thema capacity building Mali. welcher Typ Armee wird eigentlich benötigt?
Wird überhaupt eine Armee benötigt, oder schafft man damit nicht mehr Probleme als man löst?
Die Tendenz vieler afrikanischer Streitkräfte zum Coup wurde in Mali ja gerade unter Beweis gestellt, die Kosten sind beachtlich (12% des Staatshaushalt bzw. 2% des GDP), die Überparteilichkeit hinsichtlich der Bevölkerungsgruppen fraglich (mein Eindruck ist, dass das malinesische Militär tendenziell als Feind/Eindringling gesehen wird). Mit dem Zusammenhalt der malinesischen Streitkräfte ist es auch nicht weit her, und die militärischen Wirkung könnte gelinde gesagt besser sein (man erinnere an den defacto-Zusammenbruch 2012). Da man sich deutscherseits ja auf Schulungen beschränken will, scheint man das ebenfalls nicht groß als Problem zu sehen.
Nur mal zum Vergleich: Mali hat mit 48 Polizisten auf 100.000 Einwohnern angeblich die niedrigste Pro-Kopf-Polizeidichte der Welt.
Kann es sein, dass man hier auf’s falsche Pferd setzt?
@ j.r.
sicherlich wichtige aspekte, allerdings orientiert sich die notwendigkeit von streitkräften an der tatsächlichen bedrohungssituation. ob reguläre polizei (besonders wenn durch deutsche kräfte geschult) in der lage wäre vor einem militärisch bewaffneten und agierenden gegner zu bestehen halte ich für eher fragwürdig.
was wäre auch die konsequenz einer abschaffung der streitkräfte? es müssten auch die aufgaben die bisher mehr schlecht als recht durch malische kräfte erfüllt werden (infanterie etc.) durch externe bewältigt werden. wollen wir das?
ihr ansatz ist allenfalls mittel bis langfristig praktikabel nicht wenn eine akute militärische bedrohung vorliegt
@ wacaffe
Mal nachgefragt:
Wie sieht denn die tatsächliche Bedrohungssitution aus?
Sind die malinesischen Streitkräfte als Sicherheitsfaktor überhaupt existent?
Das ist an der Stelle ausdrücklich nicht als Angriff gemeint, aber ich hab das Gefühl, dass da gleich zwei Sachen aufgebauscht werden.
Was die malinesische Armee als Sicherheitsfaktor angeht, so hab ich meine Zweifel, dass da überhaupt viel geht:
„Before the Tuareg rebellion and overthrow of President Amadou Toumani Toure on March 22, 2012, Mali’s military was poorly equipped, underpaid and disorganized. […] Hundreds of government soldiers were killed in the fighting and vast amounts of equipment was lost when militants seized some 60% of the country.“
Dazu scheint zu kommen, dass sich die Kerneinheiten der ehemaligen Putschisten und der alten Regierung in der Hauptstadt gegenseitig blockieren (das war die Sache mit den grünen und roten Baretten). Und das bei einer Gesamtstärke von glaub unter 7000. (Daran ändert dann auch das Schulen von 4 x 700 Soldaten wenig.)
MINUSMA lag 2013 bei unter 6000 Soldaten, ist immer noch nicht voll einsatzfähig, und soll die Kontingentgröße von 11.000 und die volle Einsatzfähigkeit erst Ende März erreichen. Der „Surge“ dazu soll im Januar begonnen haben. (Monatliche Zusammenfassung des UN-Sicherheitsrats zu Mali.)
Bleiben noch die 4000 französischen Soldaten vor Ort, die jetzt auch auf unter 1000 reduziert werden sollen.
Das derzeitige internationale Engagement scheint also um einiges gewichtiger zu sein als die malinesischen Streitkräfte.
Trotzdem bin ich mir nicht sicher, dass es tatsächlich aktive Sicherheitsarbeit der internationalen Streitkräfte ist, die halbwegs für Ruhe sorgt. (Siehe Tuareg-Gewalt gegen Schwarze, oder die Demonstration am Kidaler Flughafen mit Toten und iirc ohne UN-Einmischung). Ist es nicht wahrscheinlicher, dass die ehemaligen Aufständischen einfach nur abgetaucht sind und abwarten, bzw. lokal immer noch die Kontrolle haben und sich mit der neuen Präsenz arrangieren?
Oder um endlich zum Punkt zu kommen:
Falls es nicht die Präsenz der internationalen Kräfte ist die für Sicherheit sorgt (kann sein, muss aber nicht), und die malinesische Armee auf absehbare Zeit nicht wirklich was unternehmen können wird, was verhindert dann eine Wiederholung der Ereignisse wenn der Gegner wieder erstarkt bzw. der nächste Revoluzzer sein Stück vom Kuchen will?
Irgendwie erinnert das gerade an die Vertreibung „der Taliban“ „aus Afghanistan“ in 2001. Nur dass Nord-Mali glaub viermal so groß ist wie das ISAF RC Nord.
@ J.R.
Ich will nicht kleinlich sein, aber heißt es nicht eigentlich malische Streitkräfte?
Zu den Fakten. Die Tatsache, dass die malische Armee, wie viele anderer ihrer afrikanischen Kollegen, unzulänglich ausgebildet und ausgerüstet ist, stimmt voll und ganz. De facto ist eher tiefe vor breite gefragt, sprich: Meist ist es die Präsidentengarde, die Fallschirmjäger bzw. eine andere Eliteeinheit, die am besten ausgebildet und ausgerüstet, während der Rest der Armee bildlich in die Röhre guckt und zusehen muss, wie er über die Runden kommt. Illegale Straßensperren und Schmuggleraktivitäten inbegriffen (z.B. DRK, Guinea-Bissau etc.). De facto gab es auf dem gesamten Kontinent ja bisher auch relativ wenige offizielle zwischenstaatliche Konflikte (der Größte war Äthiopien gegen Eritrea 1998-2000). Gut ausgerüstete, aber gelangweilte Soldaten waren somit im Kalkül vieler Präsidenten ein zu großes Sicherheitsrisiko für die eigene Vormachtstellung. Also wurde die Armee entweder klein und unbedeutend gehalten oder in Auslandseinsätzen eingebunden. Mit gemischtem Erfolg.
In dieser Situation sind es natürlich die ausländischen Kräfte, die in Mali für Stabilität sorgen. Großteils aber aus purem Eigeninteresse, was die afrikanischen Nachbarstaaten betrifft. Eine Spaltung Malis ist so gut wie für keinen Politiker auf dem Kontinent hinnehmbar, weil hierdurch die Büchse der Pandora geöffnet würde, die mit der Spaltung im Sudan bereits den Schlüssel im Schloss hat. Würde sich Mali teilen, beanspruchen die Tuareg in Niger ähnliches. Im Senegal würde der Casamance-Konflikt neuen Antrieb bekommen, von Nigeria gar nicht erst zu sprechen. Und dies sind nur die größten Problemfälle in Westafrika.
Frankreich und die afrikanischen Truppen sind seit dieser Woche im Norden Malis wieder aktiv geworden. Es gilt, eine Neugruppierung der Islamisten zu verhindern. Politisch hat die malische Regierung wenig Spielraum, um mit den verantwortlichen der Tuareg zu verhandeln, da aus den Nachbarstaaten ordentlich Druck gemacht werden wird, bloß nicht zu viel Autonomie zu versprechen. Eine militärische Stabilisierung bleibt wohl erst einmal die einzige Möglichkeit, wozu dann auch der Aufbau neuer malischer Streitkräfte gehört.
@Abdul Iyodo
Und was würde sich demnach nachhaltig durch einen Stabilisierungseinsatz (bzw. „friedenserzwingend“) ändern? In spätestens fünf Jahren wäre man in Mali doch wieder „auf Anfang“. Oder sollen wir die Streitkräfte dort ebenso finanzieren, wie heuer die ANSF?
Nebenbei, zu Ihrem ersten Absatz: sind wir nicht alle ein bißchen Mali …^^
In der Tat bin ich mir etwas unsicher, wie in der derzeitigen Situation eine politische Vermittlung und vor allem Versöhnung zwischen Bamako und den Tuareg-Führern erfolgreich abgeschlossen werden kann. Denn das ist ja der Auslöser der Krise gewesen und nicht die militanten Islamisten.
Ich denke aber, dass der Mali-Konflikt gut gezeigt hat, dass die AU bzw. die ECOWAS derzeit nicht die logistischen Fähigkeiten besitzen, um eine solche Situation alleine zu bewältigen. Ich würde den Ansatz also neben der Ausbildung der malischen Streitkräfte etwas vergrößert sehen und der AU stärker bei der Umsetzung ihrer African Standby Force helfen. Aus meiner Perspektive arbeiten aber zu viele verschiedene Akteure an zu vielen verschiedenen Orten, anstatt ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Die USA bilden seit 2005 unter der „Trans-Sahara Counter Terrorism Partnership“ (TSCTP) Soldaten aus Mali, dem Tschad, Niger, Mauretanien, Nigeria, Tunesien, Marokko und Algerien aus. Zudem gibt es seit 2003 das Ausbildungsprogramm ACOTA. Frankreich hat mit seinem RECAMP etwas Ähnliches und auch Deutschland ist mit Militärischen Ausbildungshilfe (MAH) u. a. in Mali aktiv gewesen. Und dies sind nur einige der „Hilfsprogramme“. Alle mit einer eigenen nationalen Agenda versteht sich. Ich glaube, dass dies ein potentieller Konfliktherd sein kann, wenn zu viele Soldaten zu viele verschiedene Ausbildungshintergründe haben.
Gleichzeitig will Frankreich bis zu 3.000 Soldaten im Sahel-Raum stationieren. Sie haben Drohnen im Niger, so wie die USA u. a. in Burkina Faso, Niger, Äthiopien und Djibouti. Die Kommunikation zur betroffenen Bevölkerung ist dabei meist auf der Strecke geblieben, kein Wunder also, dass diesen vielfach wenig Sympathie entgegen gebracht wird.
Also ich glaube, dass erstens eine transparentere Kommunikation mit den betroffenen Ländern nötig ist, was, wieso und warum gemacht wird. Im Falle Malis kommt dies etwas zu spät. Ein Stabilisierungseinsatz ist wohl aber nötig, um zumindest die größeren Städte unter Kontrolle der malischen Regierung zu halten. Eine klare und kommunizierte Zielsetzung sollte bei der neuen Ausbildung jedoch grundlegend sein. Nach 1991 wurden mehrere hundert Tuareg in die malische Armee integriert, die wie sich gezeigt hat, nie wirklich im „System“ verankert waren. Dass es umgekehrt geht, zeigt z.B. Burundi, dessen Armee zu je 50% aus ehemaligen Regierungstruppen und Rebellen zusammengewürfelt wurde und derzeit einen guten Job in Somalia und der ZAR macht.
Zweitens sollten sich Geber und Nehmer zusammensetzen und sich anhören, was die Nehmer eigentlich für eine Vorstellung von der Lage und welche Wünsche, Forderungen etc. sie eigentlich haben. Ich glaube hier mangelt es noch sehr stark.
Ich habe die Liste der Sicherheitskonferenz nicht ganz durchgesehen, bin aber außer auf Vertreter aus Nordafrika und Obasanjo aus Nigeria auf nicht wirklich viele Westafrikaner gestoßen. Wie kommt es, dass keine malische Delegation anwesend ist, wenn über die Ausweitung eines Einsatzes in ihrem Gebiet diskutiert wird? Die ukrainische Opposition war ja schließlich auch vertreten.
@Abdul Iyodo
Fairerweise muss man sagen: Eine Ausweitung des Einsatzes war kein Thema auf der Konferenz, sondern kam mittelbar durch die deutschen Reden mit in die Debatte. Aber ob und wie viel D in Mali mehr tun will, war in München – jenseits der deutschen Binnendiskussion – kein Thema.
@T.W.:
Nach einem Bericht der Schwäbischen Zeitung („Brigade im Mali-Einsatz weiter gefordert“) – Bezug nehmend auf „Bundeswehrkreise“ soll das Jägerbataillon 292 das HQ von EUTM in Bamako sichern und sich an der Infanterieausbildung beteiligen. Hierfür sind 50 Mann veranschlagt.
Wenn man den Schutzauftrag auf Kompanieebene weiterhin auf versch. Nationen aufteilt, beweist man, dass man aus den Erfahrungen der D/f Brigade nichts gelernt hat.
Was genau die Infanterieausbildung umfasst ist mir noch nicht klar (mehr Ausbildung in Koulikoro?).
Toll dieses aktive und substantielle Engagement.
@ T.Wiegold
Danke für die wichtige Information. Bestätigt ja theoretisch aber doch meine Frage, wenn dieser Hotspot gerade international überhaupt kein Gesprächsthema ist, sich unsere Regierung diesen Konfliktherd aber trotzdem als günstigsten herausgesucht hat.
Man darf gespannt sein, ob man auch bald aus Somalia wieder mehr hört, nachdem dort gerade der Bock zum Gärtner gemacht wird:
War is Boring: „Ethiopian Troops Have Returned to Somalia—That’s Not a Good Thing“
https://medium.com/war-is-boring/deb471d2125
@T.W.:
Auszug aus der Unterrichtung der Öffentlichkeit 05/14 des BMVg zu EUTM Mali:
„Am 24.01.14 wurde der Entwurf eines neuen Einsatzkonzepts (Concept of Operations / CONOPS) für ein neues EU-Mandat über den 17.05.14 hinaus durch den Kommandeur der Mission, Brigadegeneral Bruno Guibert (Frankreich), im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee (PSK) der EU und im EU-Militärausschuss vorgestellt.
Das Konzept sieht vor, in den nächsten zwei Jahren vier weitere malische Gefechtsverbände auszubilden, jedoch den Schwerpunkt auf die Ausbildung von Führungspersonal und Ausbildern sowie auf die Beratung des malischen Verteidigungsministeriums und von Führungsstäben zu legen.
Das Missionsgebiet umfasst weiterhin den Süden Malis, auch wenn es an die malischen Militärdistrikte angeglichen und damit geringfügig ausgedehnt wird.
Ab 2016 sollen die malischen Streitkräfte fähig sein, mindestens vier Gefechtsverbände – unterstützt unter anderem durch neuorganisierte Logistik und Personalwesen – unter effektiver eigener Führung dauerhaft gleichzeitig einsetzen zu können.“
Quelle: http://tinyurl.com/pnw3p6q , S. 7
Ein Einsatz in Nord-Mali im Rahmen von EUTM Mali ist somit vom Tisch.
Wobei interessant wäre, ob dies im PSK unstrittig war.
Die obigen Berichte legen nahe, dass es hierzu sowohl auf militärischer als auch auf politischer Ebene andere Ansichten gab.
Ob es da etwa (wieder mal) Bedenken von denen gab, die ab sofort „früher, entschlossener und substantieller“ handeln wollen?
Zudem muss man den malischen Streitkräften gratulieren, die schaffen innerhalb von 2 Jahren was den ANSF in 10 Jahren nicht gelungen ist…
http://www.youtube.com/watch?v=lAFnuVGYNcY
sehenswerte ecpad dokumentation zu serval. frappierend der unterschied der einsatzkommunikation zu hiesigen verhältnissen (gefechtsrealität, wirkung des tiger feuers im ziel usw.)
ob diese einsatzrealität (marschleistungen,feindkontakt,zähigkeit) des gegner bei der kräfteplanung berücksichtigt werden?
@Wacaffe
Da die Bw in Mali keinen Kampfeinsatz durchführen wird stellt sich diese Frage gar nicht. Oder?
@ wacaffe
Vor allem ist das Vorgehen raffiniert/perfide: Erst das Material vorzensieren, und es dann ans französische Staatsfernsehen zu geben, wo es dann „journalistisch“ aufbereitet und als „Dokumentation“ ausgestrahlt wird.
Dagegen ist das Embedden von Journalisten ja fast schon unabhängiger Journalismus. ;)
Ironischerweise haben gerade die Amerikaner mit den „War Tapes“ gezeigt, dass Soldaten-Berichterstattung auch anders geht. Vielleicht sollte man sich bei der BW eher daran orientieren – ist ja jetzt auch schon 8 Jahre her…
@ thomas melber
ich hoffe das war jetzt ironisch.
ansonsten, über die natur des einsatzes entscheidet nicht berlin sondern der gegner, entschließt der sich zum angriff wird jede vorfestlegung makulatur.
realität lässt sich nicht wegdekretieren.
@ j.r.
warum soll die armee nicht auch ihren standpunkt publizieren dürfen. m.e. ein beitrag zu einer pluralistischen informationslandschaft. typisch für deutschland ist doch das auch noch die verlautbarungen der obskursten deutschen funktionäre medial transportiert werden, nicht jedoch die einsatzrealität per se.
abgesehen davon hat france 2 doch explizit auf die caveats der armee hingewiesen (keine toten/gefangenen) gegner.
besser als die hiesige friedhofsruhe ist es allemal
@Wacaffe
„realität lässt sich nicht wegdekretieren.“
Gab es hier nicht kürzlich einen Faden über das RC-N und die dort allseits verbesserte Sicherheitslage?
ahh!
Je comprends maintenant ;-)
@ wacaffe
warum soll die armee nicht auch ihren standpunkt publizieren dürfen.
In Sachen Operation Serval ist es aber nicht „auch“, sondern „nur“. Und das eben auf Betreiben der französischen Streitkräfte.
Andernfalls hätten Sie wohl recht, dass auch die Streitkräfte auch nur eine Meinung unter vielen sind, sie diese frei publizieren dürfen, und die Gesellschaft das verkraften können sollte. Auch wenn man diese Propaganda deshalb nicht gut finden muss. Aber so geht’s halt am Grundproblem vorbei.
@ j.r.
„In Sachen Operation Serval ist es aber nicht “auch”, sondern “nur”. “
unser nachbar ist nicht nordkorea.
auch in frankreich gab und gibt es zahlreiche kritische stimmen die durchaus mediale aufmerksamkeit erhalten haben. korrespondenten nichtstaatlicher medien waren und sind ebenfalls in mali aktiv.
sie kaprizieren sich mit ihrer forderung zu sehr auf gefechtsbilder die aus ganz praktischen gründen nicht aus allen perspektiven gezeigt werden können.( es gibt kein gefechtsfeldspanoptikum )
insofern sind 50 % wahrheit immer noch besser als 0 %.
@ wacaffe
korrespondenten nichtstaatlicher medien waren und sind ebenfalls in mali aktiv.
Ja, weitab des Kampfgeschehens. Die Straßen nach Norden sind für Journalisten gesperrt, Embedds gibt es nur wenige und dann bei Truppen abseits des Kampfgeschens, Interviews gibt es keine. Geraten Journalisten doch mal in die Nähe von Kämpfen, weil in einer der Städte Gewalt ausbricht, dann werden sie „evakuiert“ (durch französische Soldaten in Gao) oder zusammengeschlagen und verhaftet (durch malische Soldaten in Bamako). Reporter ohne Grenzen hat das mal zusammengefaßt.
sie kaprizieren sich mit ihrer forderung zu sehr auf gefechtsbilder
Nichtmal. Nur kommen die Bilder der französischen Streitkräfte halt weder den Aspekten „Krieg“ noch „Mali“ wirklich nahe. Der Informationsgehalt ist marginal. Was es gibt sind „Erfolge der französischen Armee“, mit gerade genug Grit um das nicht ganz zu offensichtlich zu machen.
Tatsächlich bleibt der Gehalt doch noch hinter den Berichten des Einsatz-Kamera-Trupps der Bundeswehr in Afghanistan zurück. Nur gibt es bei den Franzosen halt mehr Waffenschau und Geballere, und einen besseren Fokus darauf, wie sich Ottonormalbürger so einen Krieg vorstellt, damit das nicht so auffällt.
Im Ernst, Sie sind doch vom Fach, und Sie werden in den zehn Jahren GWOT wohl auch die eine oder andere „ernstgemeinte“ Dokumentation gesehen haben. Da sollten Ihnen doch die Stromlinienform und die umfangreichen Auslassungen des französischen Materials auffallen. Und damit mein ich nicht den Splatterfaktor.
Die „War Tapes“ als Beispiel war da auch nicht ganz zufällig. Nicht nur gibt es die mittlerweile auf Youtube. Die sind als Soldatenmaterial eben auch nicht per se „objektiv“ oder „journalistisch“. (Und im Vergleich zum „Tiger beim scharfen Schuss“ dürfte der Warp0rn-Faktor von Nationalgardisten beim Scheiße eskortieren deutlich niedriger ausfallen. ;) ) Trotzdem bilden die „War Tapes“ die Realität halt deutlich besser ab als die französische Wohlfühlpropaganda.
Aus einem Bericht bei bmvg.de (http://tinyurl.com/l9qb9lb) von heute zum Besuch von vdL beim EinsFüKdo:
„Neben dem Einsatz in Afghanistan ging es bei dem Termin in der Henning-von-Tresckow-Kaserne aber auch um Afrika. Denn bereits Morgen wird sich das Bundeskabinett mit der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM Mali befassen. Die Regierung will ein Mandat auf den Weg bringen, dass sich auch zukünftig bewaffnete deutsche Streitkräfte an dieser Mission beteiligen können. „Es zeichnet sich ab, dass die internationale Gemeinschaft, sowohl die EU als auch andere Staaten in Afrika gebraucht werde“, betonte von der Leyen und im internationalen Verbund sei es wichtig, „dass wir dann auch unsere Stimme erheben und unsere ganz klaren Vorstellungen einbringen“, ergänzte die Ministerin.
Eine genaue Ausplanung des künftigen deutschen Engagements solle in Absprache mit der Europäischen Union in den nächsten zwei Wochen stattfinden. Die Mission für Ausbildung und Training der Malischen Streitkräfte soll auf bis zu 250 deutsche Soldatinnen und Soldaten erhöht werden.“
Also: Erst Mandat, dann Auftrag.
Kampfeinsatz und Ausbildung sind gedanklich auch weiterhin die 2 Extreme des Einsatzsspektrums.
Interessant der O-Ton zum Pressegespräch:
Zur Grenze der Leistungsfähigkeit wird auf den GI verwiesen. Er sagt also weiterhin: Es ist leistbar.
Prima.
Zur heutigen Entscheidung im Bundeskabinett zu Mali:
Entweder die Bundesregierung hat schon eine klare Vorstellung über die zusätzlichen deutschen Beiträge bei EUTM Mali – sagt dies jedoch auf Verweis auf europ. Planungen nicht.
Oder man bringt ein Mandat ein bei dem nur klar ist, dass es max. 250 Soldaten werden – ohne zu wissen was bei der Truppenstellerkonferenz für uns „übrig“ bleibt.
Ich befürchte derzeit wird Zweiteres gemacht.
Auf europäischer Ebene gab es wohl erhebliche Bemühungen EUTM Mali zu begrenzen – wie war denn da die deutsche Position in den letzten Tagen?
Mann will doch jetzt „früher, entschiedener, substantieller“ handeln?
Wann haben wir denn hier „unsere Stimme erhoben“ und unsere „klaren Vorstellungen eingebracht“ (vdL gestern in Potsdam)?
Was sind unsere klaren Vorstellungen bzgl. dem Strategic Review von EUTM Mali? Zur Gestellung von DAOs?
Noch sind die CONOPS ein Entwurf – aber Hauptsache wir erhöhen das Mandat. Das ist offenbar Substanz genug.
Der ganze Ablauf zeigt einmal mehr wie substanzlos und realitätsfern Entscheidungen von solcher Tragweite getroffen werden.
Das ist das eigentliche Problem dabei.
Unverstaendlich: Im Ex-Jugoslavien waren sich alle „Diplomaten“ einig eine etnisch moeglicht saubere ‚Stammesgrenze‘ zu ziehen und diese als neue Staaten anzuerkennen.
Warum nicht auch in Afrika? Der ‚Westen‘ laesst sich einziehen/ oder muss sich staendig einmischen in afrikanische Srammeskaempfe. Das schafft weder Anerkennung noch Stabilitaet. (Und verhindert auch keine Massenmorde)
Hat ja auch super geklappt auf dem Balkan. Deshalb sind wir auch sofort danach abgezogen und alle sind glücklich und vertragen sich. Das Problem sind u.a. die, die vom „möglichst“ betroffen sind. Und die, die vor lauter Hormonen und Nationalstolz kaum denken können.
diese debatte gab es bezüglich afrika schon zu beginn der neunziger (ende blockkonfrontation). man hat sich damals entschieden eine fragmentierung afrikas möglichst zu verhindern um keine präzedenzfälle für sezessionskriege und entprechende konflikte zu schaffen. (primat von „uti possidetis“ für die juristen)
ob das die richtige strategie war, bzw. die alternative erfolgrecihr gewesen wäre, ist fraglich, da man das entsprechende resultat ja nun auch so bekommen hat (südsudan,kongo,nordnigeria?libyen? tbc.)
@MikeMolto
„Unverstaendlich: Im Ex-Jugoslavien waren sich alle “Diplomaten” einig eine etnisch moeglicht saubere ‘Stammesgrenze’ zu ziehen und diese als neue Staaten anzuerkennen.“
Weil es schon in Jugoslawien ein Fehler war und man Ethnie mit Religionszugehörigkeit verwechselt hat. Bosnier und Serben sind von der selben ethnischen Gruppe.
Gut, dass „Afrika“ ja auch nur ein Land ist mit der Größe von Ex-Jugoslawien, da geht eine Aufteilung sicher ganz schnell.
Spaß beiseite.
Die Grenzen sind von der OAU 1963 anerkannt und für nicht revidierbar erklärt worden. Es gab halt große Interessen in den nationalen afrikanischen Eliten, lieber einen international anerkannten Staat zu führen und Hilfsgelder und Militärhilfe einzustreichen, als Regierungsgewalt im gesamten „Staatsgebiet“ auszuüben. In Zeiten des Kalten Krieges ein sehr lukratives Geschäft. Bei diversen Regierungen hat sich diese Einstellung nicht viel geändert, vor allem, wenn durch Bodenschätze weiterhin harte Währung in die Haupstadt fließt. Zudem sind die klaren ethnischen Grenzen überhaupt nicht so klar, wie wir uns das denken. Beispiel Mali: Der Norden für die Tuareg, die in manchen Teilen nur 10 Prozent der Bevölkerung stellen? Ich würde sagen, da ist die Unzufriedenheit bei den überwiegend schwarzen, vereinfacht mal „afrikanischen“ Ethnien gesagt, nur eine Frage der Zeit.
Das neue Mandat:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/004/1800437.pdf
Mentorig wird explizit ausgeschlossen.
Nach Aussagen des GI vor einem Jahr ist der Auftrag (4 Gefechtsverbände ausbilden) in wenigen Wochen erfüllt. Auch die Sanitätsversorgung kriegen wir wohl nicht mehr los und übernehmen jetzt noch (teilweise? dazu steht nichts in der Begründung) den Schutz. Wie auch immer das mit 250 Leuten gehen soll.
Total substantiell diese Politik.
@ alle
Von mir war es ironisch gemeint, dass die Grenzziehung und Anerkennung in Jugoslavien fuer irgend etwas als Vorbild dienen koennte.
Aber in Afrika, wobei ich zugebe nur Westafrika von Span Marokko bis Angola einschl Sao Thome &P einigermassen zu kennen, sollte die Devise fuer den Westen (Europa) wirklich heissen: Lekh leka – ‚Raus‘
Wir haben weder danke noch Sympathie noch wirtschaftliche Vorteile zu erwarten, weil die ‚vereinten Araber‘ und die Chinesen in jeder Beziehung weit skrupelloser und massiver eingestiegen sind als ‚der Westen‘ es sich jemals trauen wuerde.
DIE WELT: 05.02.14, – Senegal und Mali –
„Von der Leyen rauscht in die Afrika-Expedition:
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist in Dakar eingetroffen.“
heute.de:
„Leyen fernab der Heimatfront: Besuch in Afrika
Von der Leyen in Senegal: Bundeswehr ist nicht überlastet“ 22:07 Uhr, 05.02.2014.
Und das so kurz vor der kommenden Doppelsitzungswoche im Bundestag. Typisch VdL, da wird es dann im Plenum und in den Ausschüssen „voll drauf los“ gehen! Die neue IBUK scheint noch für einige Überraschungen gut zu sein.
Auch eilt ihr seit jüngst der Ruf voraus – im Gegensatz zu ihrem Vorgänger -, weniger von formalen Vorlagen zu halten, sondern mehr vom persönlichen Rapport, dessen ministerielle Aufforderung stets den Bearbeitungsvermerk „kkk“ (= kurz, klar, kompetent) beinhalten soll. Die prinzipielle Marschrichtung wird also immer deutlicher und der Ton zunehmend resoluter, bleibt aber weiterhin charmant. Genau das erwischt einige Herren voll auf dem „linken Fuß“ beim „Gruppenbild mit Dame“.
@all
Wer die Sicherheit der Bundesbürger erhöhen will und aus humanitären Gründen handeln möchte, der findet in DEU ein weites Feld. In unserem Land feiert man schon, dass 2013 im Straßenverkehr „nur“ 3290 Menschen ums Leben kamen – 300 weniger als noch im Vorjahr.
Über die vielen schwerst Verletzten spricht man eher nicht.
Mobilität ist uns dieser Preis wert!
Welcher Preis ist es uns wert, scheinbare Bündnistreue zu zeigen?
Welcher Preis ist es uns wert, das europäische Verständnis von humanität in die Welt zu tragen?
In Deutschland wurden 2010 7.700 Frauen innerhalb eines Jahres vergewaltigt.
Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 14.865 Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch.
Studie zur Gewalt an Kindern:
„Das Ausmaß der Gewalt wird unterschätzt“
http://www.dksb.de/images/web/PDFs/PKS%202012%202013-06-26%20CLT.pdf
Wie gehen wir mit unseren Eltern um? Ein weites Feld von Unmenschlichkeit im eigenen Land!
Da haben uns viele Stämme im Busch einiges an Humanität voraus!
Sit and wait is not an option ……. for our citizens.
Alles eine Frage der Sichtweise
@Elahan: Ich bin mir nicht sicher, ob es glücklich ist, hier diese Themen zu vermischen. Sollte das nun eine Diskussion triggern, die in diese Richtung geht, müssen wir diese vermutlich im Bälle bad fortsetzen. Danke für Ihr Verständnis.
wacaffe | 03. Februar 2014 – 18:57
Nicht nur bei der Kräfteplanung / Mandat / Auftrag, sondern auch in der grundsätzlichen Ausbildung und Ausrüstung. Ich schau die Doku gerade noch an, aber aus meiner Sicht zeigen sich bereits vier Dinge:
(1) Echtzeitüberwachung durch Drohnen – bei all ihrer Notwendigkeit – hin oder her: Pedites pugnas decerent.
(2) Die Ausrüstung bei abgesessenen Einsätzen ist erheblich (60kg wird erwähnt), Tragtiere stellen eine hervorragende Möglichkeit da, zusätzliches Wasser, Verpflegung, Muniton, Kampfmittel und Biwakausrüstung zu transportieren. Ein Dromedar kann bis zu 450kg(!) tragen. Es wäre äußerst zweckmäßig, für derartige Einsätze Personal mit den entsprechenden Fach- und Sprachkenntnissen vorzuhalten, um vor Ort Tiere anzukaufen, mit den entsprechenden Tragesätteln auszurüsten und ein „Camel Corps“ aufstellen zu können.
(3) Ein Feldlazarett ist kein Kinderkrankenhaus, genauso wenig wie ein (L)BAT ein RTW in Deutschland ist, und der Ort, an ich weder als Patient noch als Sanitäter sein möchte. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Frauenquote von 50% im Sanitätsdienst zweckmäßig ist.
(4) Da sind auch Soldatinnen im Einsatz und sie wären voraussichtlich nicht da, wenn sie ein Problem darstellen würden. Es existiert also kein grundsätzliches Problem, entsprechende Ausbildung vorausgesetzt – in den französischen Streitkräften müssen meines Wissens selbst die Truppenverwaltungsbeamten durch das Dschungelcamp der Fremdenlegion in Guyana, Frauen eingeschlossen.
@OvWa
Genau das ist das Problem, Einsatz von Mitteln, das Verhältnitnis zum Ergebnis und die Nabelschau von Militärs.
Am Ende zählt die Sicherheit unserer Bevölkerung und die ist wohl nicht in ihrem Focus.
Den Hinweis aufs Bällebad werden sie sich sparen, wenn sie selbst betroffen sind!
@Elahan: Es tut mit leid, dass wir uns hier missverstehen, aber es gibt eine recht eindeutige Unterscheidung zwischen Sicherheitspolitik im Sinne äußerer Politik, wie sie Gegenstand dieses Blogs ist und Kriminalitätsbekämpfung. Noch mehr tut es mir leid, wenn Sie selbst betroffen sind, und ich wollte Sie nicht verletzen.
VdL in Mali:
„Kampftruppen in Mali schließe ich aus“, sagte sie, „auch Mentoring schließe ich aus.“
Na dann wird das ja jetzt alles wirklich früher, entschlossener und substantieller.
Wer übernimmt denn nun das Mentoring der 4 weiteren Verbände? Für wie lange?
Wie soll die Reduzierung französischer Soldaten und der Fehl bei MINUSMA ausgeglichen werden?
Hoffentlich werden Presse und Opposition bald substantieller.
@OvWa
„…aber es gibt eine recht eindeutige Unterscheidung zwischen Sicherheitspolitik im Sinne äußerer Politik, wie sie Gegenstand dieses Blogs ist und Kriminalitätsbekämpfung.“
Die gibt es, wenn das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes gefährdet ist, aber gerade darum geht es nicht!
Deutschland könne „nicht zur Seite schauen, wenn Mord und Vergewaltigung an der Tagesordnung sind, schon allein aus humanitären Gründen“, sagte UvdL mit Blick auf die geplante Aufstockung des Bundeswehreinsatzes in Afrika.
Es geht um Humanitäre Gründe und ggf sind diese nur vorgeschoben aber es wird damit argumentiert und dagegen stelle ich humanitäre Aufgaben in der BRD. Die Grenze zwischen Krieg und Kriminalitätsbekämpfung im Ausland sind schon lange überschritten und bei den meisten Auslandseinsätzen der Bw geht es um Kriminalitätsbekämpfung.
Da es mir um die Sache geht, ist eine Verletzung ausgeschlossen :-)
Nein, Elahan, auch mordende und vergewaltigende Kampfeinheiten machen aus einem Krieg keine Kriminalitätsbekämpfung.
Für letztere wird übrigens nicht die Bundeswehr sondern die Polizei ins Ausland geschickt, was den betroffenen Beamten dann ordentlich die Beförderungswege in Deutschland verhagelt.