Zerstörer für Israel? Mal ‚Haaretz‘ statt ‚Bild‘ lesen.

Donnerlittchen. Was für ein scheinbarer Knaller der Bild-Zeitung, der sich via Agentur in etliche Medien am Samstagnachmittag ausbreitet:

Deutschland hat einem Zeitungsbericht zufolge ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft mit Israel abgeschlossen. Das Land kaufe zwei mit Raketen bestückte Zerstörer im Wert von einer Milliarde Euro aus der Bundesrepublik, berichtet die „Bild“-Zeitung. (…)
Die Schiffe sollen dem Bericht zufolge zum Schutz israelischer Gaspipelines im Mittelmeer eingesetzt werden.

berichtet unter anderem n-tv.

Auf der Webseite der Bild findet sich die Meldung nicht (mehr?) – vielleicht, weil aufgefallen ist, dass diese Meldung abgeschrieben ist und auch noch falsch übersetzt wurde.

Die Ursprungsmeldung hatte nämlich die israelische Zeitung Haaretz am (gestrigen) Freitag (leider ist der komplette Artikel nur für registrierte Nutzer lesbar):

Israel is seeking to buy advanced missile boats from Germany to protect drilling operations in its offshore natural gas fields. The government is hoping the deal can be concluded at a cost of about 1 billion euros.

Aha, Raketenschnellboote. Schon ne Nummer kleiner als mit Raketen bestückte Zerstörer – mal abgesehen davon, dass selbst die Deutsche Marine keine Zerstörer mehr betreibt, sondern Fregatten (obwohl die in der Größen- und Fähigkeitsklasse auch als Zerstörer durchgingen).

Das hätten die Agenturkollegen sogar herausfinden können, ohne ein Wort Englisch zu sprechen. Bereits am Freitagvormittag hatte nämlich das Handelsblatt berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht):

Die israelische Marine ist nach einem Bericht der Zeitung „Haaretz“ am Kauf von drei bis vier modernen Raketenschnellbooten aus Deutschland interessiert. Sie sollten zum Schutz von Offshore-Anlagen zur Gasförderung im Mittelmeer eingesetzt werden, berichtete die Zeitung am Freitag weiter. Der Auftrag, an dem auch Werften aus Südkorea und den USA Interesse bekundet hätten, habe ein Gesamtvolumen von etwa einer Milliarde Euro. Eine ungenannte Werft aus Deutschland und Schiffsbauer aus den beiden anderen Ländern hätten bereits Kostenvoranschläge unterbreitet.

Einige Leser haben mich per Mail auf die Meldung über die Bild-Meldung hingewiesen. Ich glaube, wir kochen das alles ein bisschen kleiner. Unterm Strich bleibt: Die israelische Marine möchte gerne Schnellboote für den Einsatz im Mittelmeer – und wenn der israelische Bericht zutrifft, nicht für strategische Aufgaben wie die von Deutschland gelieferten U-Boote. Interessant wäre in der Tat zu erfahren, wie weit die Gespräche sowohl mit der Bundesregierung als auch der dafür in Frage kommenden Werft schon gediehen sind.