Kein Gruppenbild mit Drohne: ‚Die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen‘

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Die anderen fliegenden Systeme hatte Ursula von der Leyen schon gesehen, an ihrem zweiten Tag im deutschen Feldlager in Nordafghanistan: Den Hubschrauber NH90 als MedEvac-Helikopter, den Transporthubschrauber CH53, den Kampfhubschrauber Tiger. Kurz vor dem nächsten aufgebauten Gerät im Hangar des Einsatzgeschwaders Masar-i-Scharif bog die Ministerin dann plötzlich scharf nach rechts ab und begrüßte einige Soldaten und zivile Techniker, die sich mitten in der Halle aufgestellt hatten. Ihr System, die Aufklärungsdrohne Heron, stand ein paar Meter abseits: Bilder der neuen Ressortchefin mit einer Drohne, so die klare Botschaft, sollte es bitte schön nicht geben.

Bei ihrem ersten Besuch bei der Truppe vermied von der Leyen sorgfältig den zu engen Kontakt mit dem, was Militär nicht zuletzt ausmacht: mit Waffensystemen. Gerne ließ sie sich mit Soldatinnen und Soldaten ablichten, sei es vor dem Tiger oder mit den Infanteristen der Northern Reaction Unit (NRU), voll aufgerödelt vor ihrem Boxer-Transportpanzer.

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Um die aufgebaute Waffenschau mit den Gewehren dieses letzten deutschen Kampfverbandes in Afghanistan machte sie dagegen einen deutlichen Bogen. Und die sorgfältige Distanz zu Drohnen aller Art wahrte sie selbst zur Kleindrohne Aladin – nur mit dem Bediener der Kleinstdrohne Mikado ließ sich von der Leyen ablichten.

Fremdeln mit tödlicher Gewalt, die ein Kennzeichen von Streitkräften ist? Auf die konkrete Frage, warum sie gezielt ein Gruppenbild mit Drohne vermied, antwortete die Ministerin leicht ausweichend: Das Wichtigste ist mir, die Truppe zu besuchen. (…) Die Menschen, die hier arbeiten und die ihren Dienst tun, die müssen im Mittelpunkt stehen. Die Ausrüstung der Soldaten, auch das eine Ministerinnen-Aussage, müsse vor allem deren Schutz dienen: Das Wichtigste ist, dass die Soldaten geschützt sind bei der Aufgabe, die sie wahrnehmen.

Mit dem scharfen Ende des Soldatenhandwerks wird sich die neue Chefin der Truppe beim Einarbeiten wohl noch auseinandersetzen müssen. Über die Menschen, um die sie sich kümmern will und muss, hat sie in ihrer bisherigen kurzen Amtszeit schon viel gesprochen. Über die Wirkung, die Militär erzielen soll, noch wenig.

Zum Nachhören das Statement der Ministerin an ihrem zweiten Besuchstag in Afghanistan – die Aussage zum Nicht-Drohnenfoto kommt nach der letzten Frage, ca. bei 02:34: