A400M: Bisschen weniger, bisschen später
Die Meldung passt irgendwie in die Reihe der Berichte über EADS-Produkte: Die Bundeswehr bekommt ihr neues Transportflugzeug A400M in der geplanten Ausstattung ein bisschen später, dafür soll es zum geplanten Liefertermin eine abgespeckte Version geben.
Die Geschichte, mit der am (heutigen) Mittwoch zunächst das Handelsblatt kam (Link aus bekannten Gründen nicht), bekam dpa vom Verteidigungsministerium bestätigt:
Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wird den Militär-Airbus A400M in der vereinbarten Ausstattung erst später an die Bundeswehr ausliefern. Das Verteidigungsministerium bestätigte am Mittwoch, dass dies 2015 geschehen werde. Zwar solle die erste Maschine zum ursprünglich vereinbarten Zeitpunkt im November 2014 geliefert werden, vorerst aber mit „einem anderen Fähigkeitsstandard“.
Spiegel Online beruft sich bei seiner Meldung auf ein Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Christian Schmidt an den Grünen-Haushälter Tobias Lindner:
Der Militär-Transporter A400M von Airbus kann nicht wie geplant im November 2014 an die Bundeswehr geliefert werden. Das bestätigte Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) in einem Schreiben an den Grünen-Haushaltspolitiker Tobias Lindner. Airbus habe mitgeteilt, dass sie das erste Flugzeug mit den mindestens benötigten Fähigkeiten „erst etwa Mitte 2015 vertragsgemäß ausliefern könne“, so Schmidt in dem Brief vom 9. Dezember.
Irgendwas sagt mir, dass die Luftwaffe damit nicht so große Probleme hat. Oder das zumindest in der Führung so verstanden wird. Aber da muss ich noch ein bisschen nachhorchen…
(Foto: A400M und Red Arrows beim Royal International Air Tattoo 2013 im Juli in Fairford, Gloucestershire, UK – Jean-Vincent Reymondon/EADS Pressefoto)
@xyz
EADS baut nicht das Schiff, sondern das Führungs- und Waffeneinsatzsystem.
Immer das gleiche Drama. Stehen in den Verträgen denn keine verbindlichen Liefertermine drin. Wurde denn üerhaupt irgendein System jemals pünktlich und wie vereinbart geliefert.
Wieso greift man nicht einfach mal auf Transportflugzeuge aus Amerikanischer Produktion zurück. Vieleicht werden die Pfeifen von EADS dann mal wach gerüttelt.
Es reicht nicht Lfz mit Betankungsstutzen zu haben, man benötigt auch den Willen zum Einsatz, Finanzmittel und Piloten mit der nötigen Qualifikation, all das heben wir nicht.
Also, für welchen wahrscheinlichen Einsatz benötigt man mehr Tanker als die Vorhandenen.
P.S. Für die Überführung von Lfz gibt es günstigere Tankstellen.
@Rr
Das ist leider nicht ganz richtig:
ATLAS Elektronik ist als Systemhausherr verantwortlich für das FüWes.
„A joint company of ThyssenKrupp and EADS“ ist der einzige Zusammenhang der dort herzustellen ist. Auch wenn ich mit den Kameraden aus der Sebaldsbrücker Heerstrasse gerne im Clinch liege, aber die brauchen EADS dazu definitiv nicht.
Der einzige Zusammenhang mit EADS ergibt sich aufgrund des TRS-4D von Cassidian. Aber auch das ist derzeit kein Thema. Der Funktionsnachweis wurde durchgeführt. Fehlt die inbetriebnahme nach Einbau und Funktionnachweise See mit dem FüWes. Aber da sind wir noch nicht.
@ dennis
gegenwärtig könnte man mit dem kauf von antonows auch einen außenpolitischen coup landen ;)
über die tauglichkeit des russen/ukrainergelöts für taktischen und strategischen lufttransport besteht ohnehin kein zweifel.
@Woody: gerichtete Infrarot Gegenmaßnahmen (DIRCM) auf dem A400M. Wenn’s nicht so traurig wäre, würde ich mich kaputtlachen. Fragen Sie doch mal bei der beteiligten Industrie (u.a. EADS) nach, was aus DIRCM FLASH geworden ist. NICHTS. Nicht mal die der Projektierung vorgeschaltete Risk Reduction Study wurde bis heute unter Vertrag genommen. Projekt wurde mittlerweile gecancelt. A400M kommt daher zumächst nur mit DASS Step 1, was dem Schutzniveau der C-160 entspricht.
Gääähhhnnnn…. Immer feste druff auf EADS, passt schon.
Solche Projekte dauern leider sehr lange. Da ändert sich während der Laufzeit permanent alles: Die Ansprechpartner auf allen Seiten, die Preise, die Anforderungen, die gesetzlichen Regelungen. Name it, you will find it.
Solange auf den beteiligten Seiten keiner den A… in der Hose hat, zu einem gewissen Punkt den Design Freeze auszurufen und erst nach der Konsolidierung neue Change Requests zuzulassen, wird sich da auch nichts ändern.
Nun fragt an der Stelle der Kriminalist: Qui bono? Offenbar sind alle Parteien mit der Situation so zufrieden, daß sie nichts ändern (wollen). Wir sollten daher nicht dauernd in den technischen Untiefen buddeln, mal nach den politischen Zusammenhängen. Da sind wir schneller an verwertbaren Ansätzen.
Daß der A400M erst mal unfertig ausgeliefert wird und die ganzen fancy Gimmicks später nachgerüstet werden, ist für mich ein Zeichen, daß man gewillt ist, in Teilprojektschritten weiterzuarbeiten, statt sich von jeder geänderten Anforderung um Jahre zurückwerfen zu lassen.
Zur Ehrenrettung von EADS: Als man etwa 2006 feststellte, daß das Cockpitdesign des A400M so wie es war, unbefriedigend war, hat man das Ganze auf der grünen Wiese neu angefangen. Das ist fünfhundert mal besser als die US- Bastelvariante, bei der am Ende steht, daß sich die Flieger auf den ersten Blick ähnlich sehen, obwohl man es mit einer ganzen Reihe an Unikaten zu tun hat.
Tanker: Airbus baut gerade eine ganze Serie von A330MRTT, der A310 ist seit 15 Jahren out of production, seine Konstruktion gut aber nicht mehr auf halbwegs aktuellem Stand. Und wenn man unbedingt will, kann Smith Aerospace den ganzen Tankerkram in jeden beliebigen Flieger einbauen. Es muß halt jemand bestellen. Da macht doch der A400M keine Ausnahme.
„Wieso greift man nicht einfach mal auf Transportflugzeuge aus Amerikanischer Produktion zurück. Vieleicht werden die Pfeifen von EADS dann mal wach gerüttelt.“
Weil die kein vergleichbares Produkt im Angebot haben. C-130 Hercules ist zu klein, die C-17 Globemaster zu groß. Letztere wäre natürlich als Ergänzung sinnvoll, auch SALIS hat seine Grenzen.
@xyz
SALIS ist sicherlich sinnvoll aber keine Dauerlösung. Antonow kaufen würde ich nicht, man weiß nie wie das in 20+ Jahren aussieht mit der Ersatzteilversorgung.
Von daher würde ich seitens der BW den Kauf von je 4 C-17 als wirkliches strategisches Transportflugzeug und 4 A330 MRTT für sinnvoll erachten. Dazu dann die vorhandenen A310 MRTT als MEDEVAC und Transporter dann kann man auch mal was anbieten, und noch einen A310 PAX als Reserve. Finanzielle Risiken sind gering da keine Neuentwicklung, man bekommt viel für relativ wenig Geld, nur der Wille fehlt.
Btw: Warum baut man nicht die F125 als „richtige Kriegsschiffe“ und baut ein paar Meteoros (http://de.wikipedia.org/wiki/Meteoro-Klasse) in Lizenz zur Piratenjagd etc? Die Spanier setzen die Schiffe gerade schon bei ATALANTA ein. Auch recht kostengünstig und für die Aufgaben allemal geeignet!
Das DIRCM-System ist ein weiteres Musterbeispiel europäischer Rüstungskooperation:
Mit an Bord sind Diehl, Cassidian, Thales und Sagem.
Das schon beim NH-90 bewährte Prinzip, konkurrierende Firmen ein gemeinsames Produkt entwickeln zu lassen, findet sich hier in Reinform wieder.
SALIS ist eine ziemlich kosteneffiziente Lösung, deswegen sollte man sie auch beibehalten, aber sich nicht ausschließlich darauf verlassen. Man muss ja auch nicht unbedingt ein militärisches Großflugzeug beschaffen, sondern kann auch Selbstschutzmaßnahmen in ein Ziviles nachrüsten/einrüsten lassen. Hängt davon ab, was man mit dem Flugzeug alles abdecken will.
Die Beschaffung beim strategischen Seetransport zeigt ja auch, dass man sich hin und wieder durchaus für kosteneffiziente Lösungen interessiert. Allerdings versickert das eingesparte Geld dann trotzdem irgendwo.
@Hans
„SALIS ist sicherlich sinnvoll aber keine Dauerlösung. Antonow kaufen würde ich nicht, man weiß nie wie das in 20+ Jahren aussieht mit der Ersatzteilversorgung.“
Warum ist SALIS keine Dauerlösung?
Wie ist denn die Ersatzteilversorgung bei NH90 und EF?
Wissen sie wie die Ersatzteilversorgung bei C17 in 20+ ist?
Kannten sie die Ersatzteilversorung der letzten Jahre bei F4 und Starfighter?
Welche kritischen Ersatzteile sind denn aus der Ukraine/Russland?
Welche kritischen Ersatzteile an einem Lfz kann Europa in 20+ nicht herstellen?
Wir werden den A400M bekommen und Strategischen LuTrans wird er können.
Für den taktischen LuTrans hat Europa genügend andere Muster zur Verfügung.
Der Nutzlast ist es egal wie sie von A nach B kommt, sie muss es nur tun!
Richtig interessant wird noch, wie man die „überzähligen“ A400m verkauf ähh verschenken will und ob diese 40 Stück dann ausreichen. Ebenso wie man sämtliche Einsätze mit nur einem Lufttransportgeschwader schultern will.
Ein kleinerer Transportflugzeugtyp wird ja nach Nutzungsende Transall noch zwingend erforderlich sein. Sollen die dann auch in Wunstdorf stationiert werden? Könnte eng werden.
Ja ich möchte wirklich glauben, dass hinter der Reduzierung auf 40 Stück ein Konzept dahintersteckt (Wieviel brauchen wir – Einsatz, Reserve, Übung). Aber ich befürchte, dass es vielmehr darum ging, lediglich ein Geschwader betreiben zu müssen.