Vor zwölf Jahren begann der Krieg des Westens in Afghanistan
Dieser Jahrestag ist in Deutschland, ein bisschen merkwürdig, völlig untergegangen. Während das Ende der Bundeswehr-Stationierung in Kundus nach zehn Jahren am vergangenen Wochenende zu vielen Berichten führte, nahm den eigentlich wichtigen Jahrestag hierzulande kaum jemand zur Kenntnis: Vor genau zwölf Jahren, am 7. Oktober 2001, begannen die USA – und schnell auch mit ihnen verbündete Staaten – den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan.
Das alles ist so lange her, und ich vermute, auch einige meiner (jüngeren) Leser haben an diese Zeit nur vage Erinnerungen. Zum Nachlesen empfehle ich die Zusammenfassung bei Wikipedia: War in Afghanistan (2001 – present)
(Foto: U.S. special forces troops ride horseback as they work with members of the Northern Alliance in Afghanistan during Operation Enduring Freedom on Nov. 12, 2001 – DoD photo via Wikimedia Commons)
Hier eine vollständige Liste der erreichten Kriegsziele:
(Man verzeihe meinen Zynismus)
7. Oktober…[…]Dieser Jahrestag ist in Deutschland, ein bisschen merkwürdig, völlig untergegangen.[…]
…den Tag der Republik mag halt niemand mehr gern feiern. Ach so, es geht um den AFG-Konflikt. Nun ja, mir ist Ihre Überschrift etwas zu reißerisch. Aber lange her ist das, unglaublich eigentlich.
@Horst | 07. Oktober 2013 – 22:10
Wenn Sie die einst von der Politik formulierten meinen: ja. Sonst: nein.
Am 28. November 2010, bei der vom BND in Pullach inszenierten „Geburtagsfeier“ von Steiners, des Sonderbeauftragter der deutschen Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, waren eigentlich die Zeiten der Dank der Deutschen errichteten „Mädchenschulen und des Brunnenbohrens“ vorbei. Man hat schlichtweg in Deutscher Gründlichkeit und US-Willfährigkeit“ die Zeiten und Realitäten verpennt! Natürlich hätte man nicht abrupt aussteigen können, aber insgesamt wäre der Ausstieg vielleicht ca. 2 Jahre früher erfolgt, d.h. finaler Abzug 2012 statt 2014. Maßstab hierbei ist m.M.n. nicht „Hätte – Fahrradkette“, sondern sind schlichtweg Särge und fromme, aber um keinen Jota hilfreichere Sprüche der Politik in irgendwelchen Kirchen. Man hat im (bündnis-) politischen Opportunismus schlichtweg und wohl ganz bewußt versäumt, den Unterschied zuwischen „THW-Einsatz und Krieg“ dem Volkssouverän klar zu machen. In den Balkankriegen ( Kroatien, Primosten, Split, Krajina ( samt „Söldner“, sprich mil. Berater der vom Westen abgehalfterten NVA-Kader in der Operation Blitz), Mostar, Sarajewon ( Ben-Wisch) , Herzegowina, Bosnien, Macedonien, Kosovo, etc. war das noch einigermaßen plausibel und die Kulturkreise waren um Einiges näher an Europa).
Damit will ich sagen, wir verteidigen weder Deutschland noch Europa am Hindukusch, aber den Hindukusch zu demokratisieren, ist amerikanische „Grosskotzigkeit“ und faule Ausrede nach 9/11!
Nachtrag: Man lese in der Frankfurter-Rundschau.de: „Afghanistan Die Taliban übernehmen: Von Willi Germund“
Und damit wird die „Deutsche Onmacht“ mehr als klar!
Hier eine 12 Jahre altes Chaosradio https://chaosradio.ccc.de/cr66.html
Wenn irgendjemand damals dem drogenabhängigen ex Terroristen zugehört hätten …
Aus meiner sicht wird in diesem Radiobeitrag schon vor dem Afghanistankrieg genau vorhergesagt worauf sich die NATO einzustellen hat und auch worann sie letztendlich scheitern wird.
Hinweis zu einem anderen Thema, vielleicht ein eigener Thread, zumindest aber Hintergrundinformation:
Seit Tagen pfeifen es französische Spatzen von den Dächern, dass im Rahmen der restructuration der Armée francais neben dem 4° Regiment de Dragons in Carpiagne auch ein Infanterieregiment aufgelöst wird.
Heißer Anwärter scheint nun das 110° InfRgt zu sein (Teil der DF-Brigade, stationiert in der französischen Garnison Donaueschingen), wie man aus gut unterrichteten Kreisen hört.
(Quellen aber auch: terre.defense.gouv.fr und http://www.lopinion.fr/blog/secret-defense/restructurations-2014-fermetures-limitees-municipales-4695)
Mit dieser Option würde Frankreich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Reduzierung des Personals durch Auflösung eines Infanterieverbandes und erhebliche Einsparungen finanzieller Art durch Auflösung eine Standortes im Ausland, auch wenn damit eine Brüskierung des deutschen Partners einhergeht – hatte dieser doch als Kompensationsangebot an Frankreich erst vor wenigen Jahren mit Jägerbataillon 291 einen Verband in Frankreich aufgestellt.
Wenn sich diese Planung bewahrheitet und voraussichtlich nächste Woche bekannt gegeben wird, könnte der deutsche Stationierungssack noch einmal geöffnet werden müssen, da die Infrastruktur in Donaueschingen bisher auf Mitnutzung des Standortes Immendingen ausgerichtet war und nur dank großzügiger Angebote der Stadt Donaueschingen verbessert werden konnte. Hier ging man jedoch von gemeinsamer Nutzung durch Deutsche und Franzosen auf. (Quelle: Schwazrwälder Bote, Die Spange der Freundschaft)
Interessant ist auch, was diese Entscheidung für die DF-Brigade bedeutet. Denkbar wäre eine Unterstellung eines anderen französischen Verbandes. Fraglich ist auch, ob Deutschland bereit ist, am Standort Donaueschingen festzuhalten.
Unbedarfte könnten feststellen, dass im grenznahen Saarland einige Liegenschaften frei werden…
Gerne wäre man jetzt in Berlin Mäuschen!)
(die Links nach Kenntnisnahme einfach löschen oder anpassen…)
[Danke; Link zu deutscher Verlagswebseite gelöscht. T.W.]
Osama bin Laden getötet (wobei der Mann dann in den letzten Jahren gar nicht mehr in Afghanistan lebte, sondern sozusagen im Pförtnerhäuschen der pakistanischen Militärakademie wohnte).
Das weitere Ziel des nation-building kam dann erst später hinzu. Es war gut gemeint, aber leider zum Scheitern verurteilt.
Weiteres erreichtes Kriegsziel:
Wer Kombatanten beherbergt, weiß jetzt, daß er damit selbst zum Ziel wird.
@califax
Wie z.B. Pakistan? :)
Oder Saudi Arabien …
Der Krieg hat deutsche Leben und Milliarden Euros gekostet und ist erwartungsgemäß voll in die Hose gegangen. Was für eine tolle Bundeswehr hatten wir für das viele Geld heute haben können.
@califax: Wo haben Sie das denn beobachtet? Zwischen den USA und Pakistan herrscht doch tiefer Friede. Na … und zu den Saudis doch erst recht, oder?
@ stefan
oder vergoldete laternen in jeder straße, rentenerhöhungen und 5 jahre 75% der alten bezüge im fall der arbeitslosigkeit ;)
was würde uns eine bessere BW nutzen, die in den Kasernen die Karossen schrubbt und auf den Russen wartet, der nicht mehr kommen will?
@markus, d.Ä.:
das würde uns insofern nutzen, dass viele Familien noch intakt wären und Kameraden nicht umsonst gefallen, Familien zerrüttet und extrem belastet wären. Mir wäre das persönlich lieber, als meinen Kopf für politische Abenteuer hinzuhalten, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. Und auch das Argument, dass wir dadurch jetzt an Kampf- und Einsatzerfahrung gewonnen hätten zieht, zumindest bei mir auch nicht. Die hätte man sich auch in einem sinnvolleren Einsatz holen können, bzw. mit mehr Lernen aus den Einsätzen anderer Armeen und dadurch bessere Vorbereitung, Ausbildung und Ausrüstung unserer Bundeswehr.
@ chris
über den sinn und unsinn dieses einsatzes müssen wir uns nicht streiten, da sind wir uns glaub ich recht einig ;)
wollte eher meinen zweifel am luftschloss der besseren ausstattung anmelden. ohne einsatz wäre auch die gute alte butter vs kanonen diskussion nicht ohne relevanz geblieben…
@Oknos:
Sehr interessant. Ich persönlich halte es sowieso für absolut überflüssig in Frankreich ein deutsches Bataillon zu unterhalten. Melde hiermit ganz offiziell Bergen an. Hier wird demnächst gaaaaaanz viel platz frei, sollte die BW einen Rückzieher auf französischen Boden machen :)
Zum Titel „Vor zwölf Jahren begann der Krieg des Westens in Afghanistan“
vergleiche auch William Dalrymples recht mächtiges, aber sehr gut lesbares Werk „Return of a King. The Battle of Afghanistan“ zum ersten Krieg des Westens 1839 in dem Land, das danach als Afghanistan bekannt wurde. Insbesondere die ersten und die letzten Seiten zeigen erschreckende Parallelen.