Bundeswehr-Geschichtsschreibung: Kein Luftangriff bei Kundus (Update: Angriff nachgetragen)

Bw-Chronologie_ISAF_2009
(Screenshot von einsatz.bundeswehr.de)

Die Geschichte des ISAF-Einsatzes, wie sie die Bundeswehr schreibt, steckt voller Details. Zum Beispiel am 28. März 2013: Da wurde, so berichtet die Bundeswehr in ihrer im Internet veröffentlichten Chronologie, die erste Panzerhaubitze 2000 nach Deutschland zurücktransportiert.

Bei so viel Detailgenauigkeit wundert dann doch, dass ein entscheidendes Ereignis fehlt, das den deutschen Einsatz am Hindukusch nachhaltig geprägt hat – sowohl in Afghanistan selbst als auch, fast noch mehr, an der Heimatfront. Zwischen dem 23. Juni und dem 3. Oktober 2009 scheint ja, siehe Screenshot oben, nichts Entscheidendes passiert zu sein.

Vielleicht ist aus offizieller Sicht der Luftangriff bei Kundus am 4. September 2009, bei dem eine unbekannte Zahl von Zivilisten starb und der eine Zäsur im Handeln der Bundeswehr markiert, kein so wichtiges Datum. Auch wenn er zu einer weit reichenden politischen Diskussion führte, einen Bundestags-Untersuchungsausschus beschäftigte, einen General und einen Minister das Amt kostete…

In der Bewertung dieses Angriffs mag es tief greifende Unterschiede geben. Aber so zu tun, als sei er für den Einsatz von geringerer Bedeutung als das Ausfliegen der ersten 3.000 Tonnen Material im Juli 2013, ist schon, pardon, ein Fall von Geschichtsklitterung.

(Ich habe mir noch nicht die ganze Chronik genau angeschaut – vielleicht ist ja da noch mehr versteckt bzw. eben nicht enthalten. Lohnt wohl genaueres Lesen. Und: Danke für den Leserhinweis auf diese auffällige Leerstelle!)

Nachtrag: Die Bundeswehr hat angerufen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein wenig Murphy, und der alte Grundsatz, keine Verschwörung zu vermuten, wo schlichte… Entschuldigung… Dummheit als Erklärung ausreicht. Der Vorfall soll in die Chronik aufgenommen werden.

Nachtrag 2: Der Vorfall ist in die Chronologie aufgenommen:

Bw-Chronologie_Afghanistan_update