RC N Watch: Tödlicher Wahlkampfauftakt im Norden Afghanistans
Die Vorbereitungen für die Wahlen in Afghanistan im April 2014, bei denen es vor allem um die Nachfolge des jeztigen Präsidenten Hamid Karzai gehen wird, haben erst Anfang dieser Woche richtig begonnen – und sind schon von Gewalt überschattet: Der Vorsitzende der Unabhängigen Wahlkommission in der Nord-Provinz Kundus, Amanullah Aman, wurde am (heutigen) Mittwoch von Attentätern auf einem Motorrad erschossen.
Unknown gunmen assassinated independent election commission (IEC) chief for northern Kunduz province of Afghanistan, local officials confirmed.
Provincial security chief Gen. Ibadullah Talwar said the incident took place early Wednesday morning in northern Kunduz city after unknown gunmen riding motorcyle opened fire on Eng. Amanullah Aman.
Mr. Talwar further added that Kunduz IEC chief died of his wounds after he was taken to hospital.
berichtet das afghanische Online-Portal Khaama Press, ebenso auch Associated Press.
Inzwischen haben, so heißt es beim afghanischen Sender ToloNews, die Taliban die Verantwortung für diesen Anschlag übernommen.
Einen Überblick über die politische Ausgangslage zu Beginn des Wahlkampfs gibt es beim Afghanistan Analysts Network.
Nachtrag: Mehr Details und Hintergrund bei Reuters.
(Foto: Wahl in Afghanistan 2010 – UNAMA)
Afghan solutions for Afghan problems – Afghan good enough.
Wir sind dann mal weg.
Warum wer, wann in Afgh erschossen wird, werden wir niemals durchdringen. Offensichtliche Kausalitäten sind selten richtig. Tatsache ist, dass die Wählerregistrierung schon seit Monaten – ohne nenneswerte Zwischenfälle – läuft.
@memoria
Ob wir weg sind oder noch da, spielt für diese Art von Incidents m.E. keine Rolle. Keine Armee oder Polizei der Welt kann gezielte Tötungen verhindern.
Die SWP hat zum thema afghanistan eine Prognose verfasst die sich mit der hypothetischen (gemeint ist wohl warscheinlichen) situation nach einer gescheiterten Wahl 2014 auseinandersetzt.
Fazit :Zerfall von staat und institutionen, Rückehr zum status quo ante, bonjour warlordistan.
Interessant für deutsche verhältnisse sind die handlungsempfehlungen um dieses szenar noch zu verhindern. Militärische offensive + decapitation strikes im vorfeld um kräftekonzentraton des gegners auf die wahl zu verhindern. ausführen sollen das dann aber wohl andere. hat ja mit schießkrieg zu tun.
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2013_S16_prt_lpt.pdf#page=20
@ Lastboyscout
Ob wir weg sind oder noch da, spielt für diese Art von Incidents m.E. keine Rolle. Keine Armee oder Polizei der Welt kann gezielte Tötungen verhindern.
Letzteres ist falsch. Die maskierten Motorrad-Fahrer kommen nicht aus dem Nichts, und nach der Tat lösen die sich auch nicht in Luft auf.
Mit Informanten und vor allem deren Schutz vor Vergeltungsmaßnahmen kann man solchen Guerillas beikommen. Das ist ja jetzt nicht gerade ein neues Phänomen.
Dass Bundeswehr und Polizeimission das aus diversen Gründen nicht können und nicht wollen ist ne andere Geschichte, und von daher ist Ihr erster Satz leider wahr.
@Lastboyscout:
Es spielt keine Rolle mehr.
Nach ihrer Logik hätte man ja auch gegen die IRA, RAF, Eta, action directe, etc nie effektiv vorgehen können.
Auch wenn man taktisch wenig dagegen tun kann, so gibt es doch operativ genug Wege Druck auf terroristische Netzwerke auszuüben.
Oder woher nehmen Sie Ihre Erkenntnis?
Erinnert mich an Diskussionen an der FüAkBw:
„Wir kaufen nur Zeit“.
Edit:
@J.R.:
Hatten wohl gleichzeitig den gleichen Gedankengang. :-)
Die SWP-Handlungsempfehlungen hören sich danach an, eine tote Sau durchs Dorf zu jagen.
Enthauptungsschläge und das weiträumige Bekämpfen der INS auch in Rückzugsregionen hatten wir doch jetzt lang genug in AFG. Und weil Surge 1.0 so toll geklappt hat, sollen wir jetzt Surge 2.0 starten? Das überzeugt mich nicht.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, ob bei den derzeitigen Verlustzahlen überhaupt noch genug ANSF vorhanden sind, um nächstes Frühjahr eine derartige Aktion zu starten.
(Lässt die Schneelage im Februar und März sowas in AFG, insb. in den Rückzugsräumen, eigentlich schon zu?)
In meinen Augen ist der wichtigste Satz:
„Die Faktoren, die darüber entscheiden, ob sich Afghanistan in die erhoffte Richtung entwickeln wird, sind komplex, miteinander verknüpft und – das erscheint besonders gravierend – meist der Verfügungsgewalt externer Akteure entzogen.“
Das ist eine Analyse, bei der man sich zurücklehnen und die Hände in den Schoß legen kann. Hoch lebe die Apathie.