RC N Watch: Lesetipp zum Kundus-Abzug
Zum Abzug, pardon, zur Rückverlegung aus Kundus und der Übergabe des deutschen Feldlagers an die afghanischen Sicherheitskräfte ein Lesetipp: Die Reuters-Kollegin Sabine Siebold war vor kurzem dort unterwegs. Aus ihrer Reportage:
Längst ist Kundus zum blutigen Symbol des deutschen Militäreinsatzes in Afghanistan geworden. (…) Hier ordnete ein deutscher Oberst die Bombardierung zweier Tanklaster an, bei der viele afghanische Zivilisten umkamen. Die Unruheprovinz im Norden Afghanistans wurde rasch zum gefährlichsten Einsatzort der Bundeswehr – und sie blieb es für viele Jahre: Bis heute wurden nirgendwo anders seit dem Zweiten Weltkrieg so viele deutsche Soldaten im Gefecht und bei Anschlägen getötet.
Für die Bundeswehr bedeutet der Abschied aus Kundus, wo zu Hochzeiten 1900 deutsche Soldaten stationiert waren, eine Zäsur: Die Aufgabe des Lagers ist der letzte große Meilenstein auf dem Weg zum Abzug und markiert zugleich das Ende des deutschen Kampfeinsatzes in Afghanistan.
Das ganze zum Nachlesen: Kundus – Die Ungewissheit nach dem Bundeswehr-Abzug
(Archivbild: Vorbereitung für eine Patrouille im Feldlager Kundus – Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
„Kommandeur der Bundeswehr in Kundus, Oberst Jochen Schneider. „Da gibt es unverändert Bereiche im nördlichen Teil, wo wir uns nicht aufhalten“. Weh tue ihm das allerdings nicht, auch wenn das vielleicht sehr hart klinge. Die Bundeswehr habe alles getan, um den Afghanen zu helfen. Aber „was wir in zehn Jahren nicht geschafft haben, brauchen wir jetzt auch nicht in drei Monaten auf Biegen und Brechen versuchen“, erklärt Schneider, der seine Soldaten in den letzten Wochen keinem unnötigen Risiko mehr aussetzen will.“
Eine der wenigen Male, dass von höherer Führung die Existenz von jahrelang bestehenden „no-go-areas“ bestätigt wird.
Der Ausblick des zivilen Leiters: „Aber es wird nicht dazu führen, dass die Lage kippt“.
Ist das politischer Wunsch oder fundierte Prognose?
Wird schon irgendwie werden.
Selbstverständlich ist das eine fundierte Prognose: Wieso sollte die Lage in „no-go-areas“ kippen, wenn die Bundeswehr aus Kunduz abzieht?
@Roland_09:
Mißverständnis: die beiden Zitate beziehen sich nicht aufeinander.
Das eine ist für mich die Betätigung von „no-go-areas“ nachdem diese über Jahre dementiert wurden.
Das andere ist der Glaube des zivilen Leiters, dass die Gesamtlage im Raum Kunduz-Baghlan trotz erheblichem Druck im kommenden Frühjahr/ Sommer nicht kippt.
„Der Ausblick des zivilen Leiters: “Aber es wird nicht dazu führen, dass die Lage kippt”.
Ist das politischer Wunsch oder fundierte Prognose?“
die zivilen machen es eben weiterhin wie bisher auf die mediterrane (rc west) art.
schutzgeld links und rechts und schon kann man sich wieder in ruhe als gutmensch inszenieren
Diese Prognose trat schon an anderen Orten im Land ein, denn die friedlichsten Distrikte sind die, an denen es weder ISAF- noch ANSF-Präsenz gibt. Gegenüber der Öffentlichkeit wurden die Distrikte, in man sich wegen starker INS-Präsenz nicht hineintraute oder aus denen man sich zurückzog und in denen es folglich auch keine oder nur sehr wenige Zwischenfälle gab, dann als Stabilisierungserfolge verkauft. Das wird man wohl auch nach dem Rückzug so versuchen. Deutsche Medien werden da mangels militärischer Kompetenz fleißig mitmachen, denn diese behaupteten ja schon in der Vergangenheit in der Regel, dass eine steigende Zahl von Vorfällen in Disktrikten in denen man verstärkt aktiv wurde um sie von den INS zurückzugewinnen, ein Beleg für eine Verschlechterung der Lage seien. Der kürzeste Weg zum Frieden ist in diesem Denken immer der Sieg des Gegners.